Suche löschen...
Ottendorfer Zeitung : 05.03.1905
- Erscheinungsdatum
- 1905-03-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-190503052
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19050305
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19050305
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1905
-
Monat
1905-03
- Tag 1905-03-05
-
Monat
1905-03
-
Jahr
1905
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 05.03.1905
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
das Gewehr (.Lust. G«t-llsch.P und die hohen Falten herniederfloß (Fortgang folgt.» Dtz L m Staats- mung des l Arbeiter -ter esse der l an die e auf die die Gesctz- noch kein örden be- ner Hotel- n Deuisch- - hat. Die viele noch den Loko« genannt. i Bummel« and einen Ein junger wurde samt einer Lawine ie schlechte s Hausier» vernichten, man wirb S Steuer- lg auf die itszustand. . die Er- s des Be ¬ lg. Marie sagte ihr »send über ? - Und 1 auch die ,erkennen. Berliner am Wend Redner imissions- elder und i an. ist immer doch nur ch durch- lesten An es beweist durch ein Regel fast flenshstem gesprochen, ine Macht vielerorts n. Jeder » heraus, fscn; an örde, von . Redner ältmsse in Resolution üsagcnten oerbeschein attcnseiten bgelegenen Vermittler „Venn es i Abschied Knabe hatte nicht gewußt, daß geladen war. Durch Luftdruck getötet. Lauer aus Latjchach in Kärnten dem Pferde durch den Luftdruck um reichte En Tisch, m es zu und pol« udern und hat auch andte sich — dann as wollen rn. Rußlaud c die letzte Millionen 1 200 000 rozent der . In de« Deutsche; i 000 Ein- Deutsche. nt Samara Südruß« ngefiedeltr ir 700 000 Eutsche. r den Be- t und regt >er Alters» ihrung der oürde den ! bedeuten, esolutionen irumsreso» ula<swesen chuffes zu, g. Müller- i wuß die zer auf den lgt zurück- keineSwcgS auch unter ittelstandS« benden auf Darauf hörte sie Schritte die Treppe herauf kommen, lachend und schwatzend eine fremde Stimme, dazwischen Tante Jettchen sprechen. Dann hörte sie Türen gehen, und bald darauf jemand nebenan in dem neueingerichteten Schlafzimmer kramen, Schränke öffnen und schließen. Marie Luise trat rasch zm Vsrbindungstür und öffnete sie hastig. Tante Jettchen ver schwand eben, ohne sie bemerkt zu haben, mit einem langen, losen Samtkleid über dem Arm hinter der Tür, die zum Korridor führte. Marie Luise stand und regte sich nicht. Da drüben sah sie im halbgeöffneten Schrank ihr Brautkleid schimmern, daneben hatte das Tee kleid gehangen, das sie sich auf Aurels Wunsch und ganz nach seinen Ideen hatte anfertigen lassen. Wie viel Gedanken hatten sich schon mit dem schimmernden Samt verwebt, der sie in den ersten Tagen ihrer jungen Ehe schmücken sollte, und nun — brachte man es einer Fremden, damit sie sich darin wärmen und wohl fühlen sollte. Marie Luise wollte rufen, klingeln, das Kleid zurückfordern, sie haßte Tante Jettchen, diese gute, dumme, alberne Person — Gott, wie sie sie plötzlich haßte in ihrer zer störenden Gutmütigkeit. Marie Luise sah sich mechanisch in dem Zimmer um, das sie seit seiner Vollendung heute zum erstenmal betreten hatte. Alle Möbel waren mit Hellem Kreton überzogen, sogar die Wände damit bespannt. Von der Decke schaukelte eine Ampel mit bunten Steinen, über dem breiten Messtngbett wogte eine Wolke von Spitzen, die am Kopfende in langen, weichen getötet. Er war mit einem einspännigen Fuhr werk in Begleitung seines Knechtes ins Ge birge um Holz gefahren. Auf dem Heimwege wurden sie bei Kreuth von einer Lawine über rascht. Den Bauern schleuderte der Windstoß etwa 30 Schritte weit fort, und er blieb tot liegen. Das Pferd, ebenfalls durch den Luft druck getötet, wurde halb vom Schnee ver schüttet aufgefunden. Der Knecht war an renden Infanterie-Regiment Nr. 133 erfüllen, Dittmar steht im ersten Dienstjahr. Sein Kompaniechef beurteilt ihn als einen „dienst eifrigen Soldaten von entschieden anständiger Ge sinnung", dessen Leistungen aber wegen seines körperlichen Zustandes nicht befriedigend sind. Aus Gram darüber, daß sein Können dem Wollen im Dienste nicht entsprach, faßte Dittmar Selbstmord gedanken und versuchte sich am 11. Januar mit seinem Dienstgewehr zu erschießen. Er drückte mit der Fußzehe ab, das Gewehr rutschte dabei aus, und Dittmar verletzte sich nur an der Hüfte. Nach drei Wochen war er geheilt und wurde wieder als diensttauglich eingestellt I Der Selbstmordversuch brachte ihn aber noch vor das Kriegsgericht der 40. Division in Chemnitz, da Dittmar die hierbei benutzte scharfe Patrone sich heimlich von einem Schulschießen zurückbehalten hatte. Nach Lage der Sache erkannte das Kriegsgericht wegen militärischer Unterschlagung auf die niedrigste gesetzlich zulässige Strafe von 14 Tagen Mittelarrest. Lötzen. Wegen Ausschreitungen bei der Kaiser- GeburtstagSfeier auf der Festung? wache wurden vom Kriegsgericht 10 Musketiere des 44. Infanterie-Regi ments wegen Gehorsamsverweigerung und Achtungs verletzung vor versammelter Mannschaft und teils wegen militärischen Aufruhrs zu Strafen von einem Jahr bis zum Höchststrafmaß von 2 Jahr und 3 Monat Gefängnis verurteilt. einem Baumast hängen geblieben und mußte ins Spital gebracht werden, da sein Bein unter der Hüfte gebrochen war. Dem Unglück kam man durch das merkwürdige Verhalten des Hundes, den der Bauer mitgenommen hatte, auf die Spur. Das Tier war mit heiler Haut davon gekommen, rannte nach dem Unglück heim und benahm sich so unruhig und auffallend, daß die Leute aufmerksam wurden und sich auf die Suche begaben. Eine Belagerung in Paris. Im Herzen von Paris, in der Avenue Parmentier, wurde in der vorigen Woche ein Haus sieben Stunden lang belagert. Hundert Revolverschüsse feuerte der einsame Verteidiger ab, und drei Personen wurden auch verwundet. Tausende beobachteten mit steigender Erregung die Phasen der Belage rung und die schließliche Übergabe der „Gao nison", die aus einem Mann namens Albert Pouillard bestand. Die Sache begann mit einem Trauerspiel. Pouillard hatte sich lange um Fräulein Ribe, die in demselben Hause wohnte, beworben, seine Anträge wurden aber zurück gewiesen. Am Donnerstag lauerte er nun dem jungen Mädchen auf der Treppe auf, und mit zwei Revolvern bewaffnet, gab er zwölf Schüsse auf sie ab, die fast alle trafen. Fräulein Ribe war schwer verwundet, es gelang ihr aber trotzdem, die Treppe herunterzukommen und zu entfliehen. Nun versuchten die andern Be wohner des Hauses, die Treppe zu stürmen und Pouillard gefangen zu nehmen, er aber lud schleunigst seine Waffe wieder und drohte jeden niederzuschießen, der sich ihm näherte. Dann erstieg er das vom Eis schlüpfrige Dach und bedrohte von seiner Srellung aus alle, die sich den Weg zu ihm herauf erzwingen wollten. Um 11 Uhr ließ er sich in eine Unterhandlung ein und ergab sich unter der Bedingung, daß die Polizei ihn mit Wein und Zigarretten versorge. Die Opfer des Simplontunnels. Wie jedes gewaltige Menschenwerk, das mit großen Schwierigkeiten verbunden ist, hat auch der soeben vollendete Simplontunnel seine Menschen opfer gefordert. Bevor die Arbeit auf der Südseite begann, gab es schon zwei Tote. Die Gesamtzahl aller Toten während der ganzen Bauzeit war auf der Südseite 15, wo von fünf durch unvorhergesehene Unglücksfälle umgekommen sind. Allen andern wurde die Außerachtlassung bestehender Vorschriften ver hängnisvoll. Die Zahl der Toten auf der Nordseite betrug insgesamt 24, wovon die Hälfte auf die Bohr- und Sprengarbeiten kommt. Schwere Verletzungen ergaben sich auf der Nordseite insgesamt 133. Wenn man dabei berücksichtigt, daß der beträchtlich kürzere Gotthardtunnel 200 Tote gefordert hat, so ist bei dem neuesten Tunneldurchstich immerhin ein größerer Arbeiterschutz zu bemerken. Die Vermählung der Naile Sultane, Tochter des Sultans, mit dem Sohne des Justizministers und Mitgliedes des Staatsrates Arif Bei fand am Montag in Konstantinopel statt. Einstnrz einer Kirche. In Brooklyn (bei New Jork) ist in der Negerkirche bei einer Leichenfeier der Fußboden eingestürzt. Zehn Personen wurden getötet und fünfzig schwer verletzt. / Vom Stiefelputzer zum Millionär. In der Stadt Syrakus in den Ver. Staaten starb kürzlich John Dunsen unter Hinterlassung eines Vermögens von fast 8 Mill. Mk. Er war in seiner Jugend Stiefelputzer ohne jegliche Bil dung, wandte sich dann dem Pferdehandel zu und erwarb dadurch seine Millionen. Der Todeszug der Pest. Drei Mil lionen Menschen sollen einer ,Daily - Mail'» Meldung zufolge bis jetzt in Indien an der Pest gestorben sein. Die Seuche läßt jetzt nach, aber es kommen immer noch 30 000 Fälle von Pssterkrankungen wöchentlich vor, von denen 90 Prozent mit dem Tode endigen. GericktskaUe. Zwickau. Mit herzlichem Mitleid muß jeden Menschenfreund das Schicksal dis aus Gera stammenden Soldaten Dittmar vom hier garmsonie- Eine interessante Unterredung mit Tolstoi über die gegenwärtige Krists in Rußland hatte ein nach Moskau entsandter Berichterstatter des Pariser Matin'. Der Journalist war eigens nach Jasnaja Poljana gefahren, um die Ansicht des greisen Philosophen über die revolutionäre Bewegung, die das alte Rußland in seinen Grundfesten erschüttert, zu vernehmen. Tolstoi empfing seinen Gast mit einem spöttischen Lächeln aus den Lippen: „Was!" sagte er, „der Matin' schickt Sie so weit, um die Meinung eines alten Einsiedlers kennen zu lernen? . . . Nun, ich will Ihnen diese Meinung sagen: sie hat sich nie geändert. Sehen Sie, ich bin nie Ankläger einer Partei gewesen und glaube, daß ich es während der wenigen Tage, die mir noch zu leben übrig bleiben, nie sein werde. Ich bin weder mit der Autokratie noch mit der Revolution, denn Leide find Parteien der Ge walttätigkeit und widern mich deshalb beide an. Es ist ebenso entsetzlich und ebenso ab scheulich, Soldaten zu sehen, die auf wehrlose Leute schießen, wie einen Mann, der eine Bombe unter einen Wagen wirft. ... Ich bin ein christlicher Anarchist und hasse gerade des halb in gleicher Weise die Autokratie und den Sozialismus, denn das sind zwei Regierungen, von denen die eine genau so despotisch ist wie die andre. Die Republik unterscheidet sich garnicht vom Kaiserreich, da sie gleich falls Armeen, eine Polizei, Angeber und Spione besitzt. Die Republik führt Krieg, wie das Kaiseneich. Sie führt ihn in Afrika, in Asien, wie das Kaiser reich ihn in der Mandschurei führt. Und sie schlachtet gleichfalls Völker hin, die von ihren „Wohltaten" nichts wissen wollen . . . Man hat mich als eine Stütze der russischen Be hörden hingestellt, aber ich verabscheue sie nicht nur, sondern verwünsche sie von ganzer Seele. Es gibt aber viele Republiken, die nur ver kleidete Autokratien find." Auf die Frage, was er von den von dem russischen Volke geforder ten Reformen halte, erwiderte Tolstoi, indem er wieder malüiös lächelte: „Ich will Ihnen ein mal etwas erzählen. Mein Bmder Nikolaus machte mich eines Tages auf etwas aufmerk sam, was mir fest im Gedächtnis geblieben ist : es ist die gewohnheitsmäßige Übertreibung, die den Menschen eigen ist, wenn sie von Zahlen sprechen. Jeden Augenblick können Sie hören, wie jemand sagt, daß er hunderttausend Gründe habe, etwas zu tun, während er doch nur zwei Gründe hat. Ebenso wird er Ihnen erklären, daß er wohl fünfzigmal an dem und dem Orte gewesen ist, während er höchstens viermal dort war . . . Nun! sehen Sie, hier ist das ebenso: die drei- oder viermal zehn tausend Menschen, die Reformen haben wollen, find nicht das russische Volk, sie find nm ein kaum merkliches Teilchen desselben. Man darf nicht vergessen, daß das russische buntes Allerlei. Verblümt. Dame (im Gespräch): „Ein Menschenfreund hat mich, als weine Eltern starben, zur Klavierlehrerin ausbilden lassen!" — Herr (gedehnt): „Ein Menschen—freund?" Spiegel, die von allen Seiten ihr Bild Wieder gaben, die Toilette, auf deren grüner Kachel platte rosageschliffenes Kristall in Dosen und Schalen herüberleuchtete. Und da drüben stand die Tür weit auf zu Aurels Schlaf- und Arbeitszimmer. Starr sah Marie Luise dorthin, sie empfand nichts, sie sah nur alles ganz deutlich, so qualvoll deutlich, kein Zittern war in ihrer Seele, keine bange Scheu, sie sah nur alles interesselos, beinahe stumpf. Und wie hatte sie sich ihr Betreten dieser Räume, die sie mit niemand zu teilen hatten, die sie trennten von den andern — ach — von wie viel Heiligkeit und Weihe hatte sie geträumt! — Und nun — war alles grau und nüchtern, der Regen klatschte gegen die Scheiben, im Kamin fauchte der Wind. Marie Luise wandte sich und verließ den Raum, die Tür fiel schwer hinter ihr ins Schloß. Am Kamin im großen Wohnzimmer saßen die andern, wärmten sich, schwatzten und lachten. Als Marie Luise eintrat, wurde es still, Frau v. Dornow sprang auf und ging ihr entgegen. „Liebes Fräulein von Varnheim, der Sturm hatte uns überrascht, und so haben wir Ihr schützendes Dach gesucht," sagte sie über freundlich und mit großer Sicherheit, „was sagen Sie dazu?" Marie Luise lächelte schwach und sagte nichts. Herr v. Dornow wurde ihr vorgestellt, ein Mann in den Vierzigern mit blasiertem Gesicht und spöttisch blickenden Augen; Marie Luise fürchtete sich vor ihm, und ihre Befangenheit wuchs, als er in seiner lässigen Art versuchte. Konversation mit ihr zu machen. Frau v. Dornow schwärmte. „Nein, wie entzückend, diese Gobelins, die Schnitzereien, die alten Bilder und die mächtigen Kamine! Alles wie aus einer alten, wunderbaren Sage! Daß es so etwas noch gibt l" Der alte Varn heim mußte ihr alle Zimmer zeigen. Ge schmeidig wie eine Katze glitt sie neben ihm einher, das Samtkleid schleppte lang am Boden. Fortwährend brach sie in neues, lautes Entzücken aus. Ihre heitere Stimme belebte die stillen Räume. Marie Luise schenkte den Tee ein, ihre Hände zitterten, in ihre Augen kam kein Glanz. Sie sah, wie Aurel der schönen Frau ein Kissen unter die Füße schob, wie er ihr eine Pelzdecke über die Kme breitete. „Und wie er dies alles so langsam tut, als könne er sich richt trennen von diesen lieb kosenden Aufmerksamkeiten," dachte sie. Ihre Erbitterung stieg. — Und ihr Vater redete mit den Dornows so liebenswürdig, als habe er nie über diese Leute in scharfer Weise abgeurteilt. Die Dornows blieben zum Nachtessen, man trank Champagner, die schöne bewegliche Frau sprühte von Geist und Witz, alles um sie schien zu leuchten. Sie kokettierte mü Aurel, trank Marie Luise zu und sagte laut: „Es lebe das Brautpaar!" „Wohin wird die Hochzeitsreise gehen?" fragte sie Marie Luise. „Ich weiß es noch nicht, vielleicht bleiben wir hier," sagte Marie Luise. ie Hochzeit >lle; „und werden heu ^erbitte in> Luise Hins überflüssig >en sollte! ng wie R Er, dessen iges Rätsel n für T rfles, daß > ! Der NaubanfaU auf den Kassenboten Schmuhl in Berlin ist doch noch nicht auf- «etlärt. Bei dem Bauunternehmer John aus Fürstenwalde, der als Täter gilt, wurde noch eine blaue Brille und ein grüner Jagdhut gefunden, ebenso auch festgestellt, daß er seinen Schnurrbart gefärbt hatte. Seine Beobachtungen sollen nach seiner Angabe einem Verwandten gegolten haben. Den Schneeberger will er in kleinen Mengen beschafft und dann in eine große Düte geschüttet haben, um damit auf einem Alpenball die Gäste zum Niesen zu bringen. Das Gerücht, John habe sich in iZahlungsschwierigkeiten befunden, entbehrt der ! Begründung. Er gab noch jüngst in Charlotten burg einen größeren Auftrag auf Holz und zahlte gleich 8000 Mk. bar an. Prinzessin von Koburg geistig gesund. Die zur Begutachtung des Geisteszustandes der Prinzessin Luise von Koburg von deren An wälten und den Anwälten des Prinzen von Koburg gemeinsam erwählten Pariser Nerven- - irzte haben nun ihre Beobachtung beendet. Wie aus Paris verlautet, werden die Sachverstän digen in ihrem Bericht die Prinzessin für völlig gesund erklären. Nach der Ansicht der hervor ragenden Pariser Psychiater, der Professoren . Magnan und Garnier, ist die Prinzessin keinss- Wegs geisteskrank, und ihre Einschließung in , einer Anstalt würde allen Prinzipien der Ge- ' rechtigkeit widersprechen, sogar verbrecherisch sein, s Die Prinzessin ist im allgemeinen unüberlegt, bisweilen verschwenderisch, und gewisse Eigen tümlichkeiten ihres Charakters sind auf Ver erbung zmückzusühren. Keine dieser Neigungen aber rechtfertigt ernste Maßregeln, und die geistige Selbständigkeit ist bei der Prinzessin absolut vorhanden. Da die Verschwendungs- iucht jetzt übrigens bedeutend nachgelassen habe, io könne man der Prinzessin jetzt unbedenklich die Selbstverwaltung ihrer auf 8000 Frank be- wessenen Monatsbezüge überlassen. Ein eigenartiger Todesfall. In Greiz spielte ein dreizehnjähriger Schulknabe mit andern Knaben auf einer an einem Baum aus Stricken angebrachten Schaukel, wobei sich der zum Sitz dienende Strick löste. Der Knabe blieb beim Herunterfallen mit dem Kopfe in einer Schlinge hängen, und ehe Hilfe herbei kam, war er tot. Rätselhafter Selbstmord. Eine junge, feingekleidete, den besseren Ständen angehörige Dame, die nach Bebra gereist war, erschoß sich auf dem dortigen Friedhöfe. Ihre Persönlich keit ist bis jetzt nicht ermittelt worden. Ein grauenvoller Fund. Die .Köln. Bslksztg.' meldet aus Blankenheim (Eifel): Auf einer Wiese bei Nonnenbach fand ein Arbeiter den Rumpf einer Frauensperson ohne Kopf mit abgehauenen Gliedern. Der Staats anwalt setzte auf die Entdeckung des Täters eine Belohnung von 1000 Mk. aus. Eine gefährliche Brant. In der Montagnacht wurde in München auf dem Ball der Metzger - Innung der Obsthändlerssohn Augustin nach einem Wortwechsel von seiner Braut erstochen. Wieder das Schießgewehr! Ein gräß licher Unfall ereignete sich, der Mein.-Westf. Ztg.' zufolge, in Saarlouis. Dort spielte dieser Tage ein 12 Jahre alter Knabe mit einer alten Jagdflinte auf der Straße, wobei er im Scherz auf ein 15 jähriges Mädchen anlegte und fragte, ob er schießen solle. In demselben Augenblick krachte auch schon der Schuß, und die volle Schrotladung drang dem Mädchen ins Gesicht. Der Tod trat kurze Zeit darauf ein. Der sie es oft ängstlich vermied, mit ihm allein zu sein. Vieles war so anders, als sie es sich gedacht hatte, aber Aurel, der oft eine quälende Frage in ihren Augen las, sagte dann: „Du wirft dich daran gewöhnen, mein Liebchen'' — und sie vertraute ihm. Nun war der Hochzeitstag auf dem Pfad ihrer halbbangen und feierlich gestimmten Er wartung so nah gekommen, daß Marie Luise die Stunden mit Schritten zählte. Die holde Unrast trieb sie von Fenster zu Fenster, als könne sie ihm mit sehnenden Blicken entgegen gehen und in den' Launen der herbstlichen Natur, aus den Stimmungen der braungefärbten Heide ihr Geschick lesen. Die machtvolle Hymne eines Herbstorkans erdröhnte um das Heidehaus. Marie Luise lauschte und ließ die Wetterschauer mit der Wonne der glücklich Geborgenen über sich ergehen. Wenn ein Unlustgefühl sie erregte, so war es der Gedanke, daß Aurel, vom Sturm überrascht, einen beschwerlichen Helmtritt haben mußte. Mit einem instinktiven Erschrecken gewahrte sie dann an der Nebellinie des nahen Horizonts die Silhouetten dreier Reiter, die sich schnell dem Parkgitter näherten. Sie erkannte allmäh lich Anrel und — waren das nicht Dornows? Warum kamen die plötzlich? Wie kam über haupt Aurel dazu, sie herzugeleiten? Wollten sie auf diese Weise den Verkehr erzwingen, um wieder beieinander zu sein? Marie Luise schob alle andern Gründe in quälender Eifersucht von sich, nur dieser eine kreiste bald mit unerbitterlicher Gewißheit in ihrem Hirn. Volk 120 Mill. Bauem umfaßt, die sich sehr wenig um den Zehnstunden- oder Achtstunden tag, um Penstonskassen und genossenschaftliche Forderungen kümmern. Man muß sich vor Augen halten, daß es hier eine aus Millionen Individuen bestehende, ungeheure Volksmcsse gibt, die den Boden bearbeitet, die sich abmüht und duldet, und die nur einen Wunsch hat: daß dieser Boden, die Quelle ihrer Mühen und ihrer Entbehrungen, ihr gehören möge. Jawohl, der Bauer hat nur eines im Auge: daß der Boden nicht ein Schacher-, ein Kauss« und Verkaufsgegenstand werde; daß er nicht dem Staate gehören, sondern unbedingtes und gemeinsames Eigentum der Männer werden möge, die im Schweiße ihres Angesichts und unter Kraftverbrauch arbeiten, um ihn fruchtbar zu machen. . . Das russische Volk denkt gegenwärtig gar nicht daran, eine Revolution zu machen. Übrigens waren Revolutionen nur am Ende des 18. und in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts möglich. Die Regierungen verfügen gegenwärtig über so viel Abwehr mittel, daß es gar nicht möglich ist, sie auf gewaltsame Weise zu stürzen. Schaum Sie, man hat ja auch in den großen Städten die Pflastersteine durch Asphalt ersetzt, wie wollen Sie also Barrikaden errichten? . . . Das einzige Mittel, Regierungen zu verjagen, besteht darin, daß man sich weigert, an den Verbrechen, die sie begehen, teilzunehmen, und oft bestehen die Regierungen nur durch ihre Verbrechen. . . Möglich ist allenfalls eine Palastrevolution I . . Ich sehe gegenwärtig Papiere durch, die auf die russische Verschwörung von 1825 bezug haben, und das ist für mich eine eigenartige Belehrung, denn ich wußte das alles nicht. Die Verschworenen hatten beschlossen, alle Mit glieder der kaiserlichen Familie zu verbannen, mit Ausnahme des Großfürsten Thronfolgers, den sie behalten wollten, um ihn zu zwingen, die Regierungsform, die sie einführen wollten, anzunehmen. Wenn ich es recht bedenke, glaube ich, daß es noch die einzige Revolution ist, die auch in unsern Tagen gelingen könnte. Aber Sie können sicher sein, daß man gerade diese Revolution nicht machen will." Tolstoi erklärte schließlich, daß er nach den Ereignissen der letzten Wochen gewisse Reformen für unvermeidlich halte, und daß die Regierung noch vor Ablauf des Jahres genötigt sein werde, die Reformen einzusühren. Es wäre vielleicht noch alles gut zumachen, wenn der Haß zwischen den beiden Parteien, die sich feindlich gegenüberstehen, nicht einen so hohen Grad erreicht hätte. Er kenne ein Buch,dessenLehrendas Glück aller machen könnten, und dieses Buch sei das Evangelium, das beste der sozialistischen Werke. Ec sprach dann in längst bekannter Weise von seinem Ideal eines kommunistischen Gemeinwesens auf christ licher Grundlage und erzählte von einer solchen Gemeinschaft, die vor einigen Monaten im Kaukasus, im Gouvernement Kutais, gegründet worden sei; in diesem Gemeinwesen habe die Lehre von der Besitzgleichheit und von der Gütergemeinschaft schon jetzt die günstigsten Resultate ergeben. Von dem, was gegen wärtig in Rußland vorgeht, hat Tolstoi nur sehr unklare Begriffe, er weiß nicht einmal genau, warum Gorki verhaftet worden ist. Er gibt selbst zu, daß er schon seit sechs Monaten keine Zeitung gelesen habe; er werde, da er vor seinem Tode noch viel zu tun habe, bald auch aufhören müssen, seine umfangreiche Korrespondenz zu lesen, um sich noch mehr seiner Arbeit widmen zu können. Gegenwärtig schreibt er einen langen Artikel über den Krieg und die Regierung; dann will er eine ganze Reihe von Erzählungen veröffentlichen. Als der Vertreter des Matin' gegen Mitternacht von Jasnaja Poljana abreisen mußte, setzte sich Fräulein Tolstoi, als Muschik gekleidet, auf einen Bauernschlitten und brachte den Journalisten zum Bahnhof."
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)