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Ei» Klein-Byzanz scheint die nieder rheinische Bürgermeisterei Haan zu sein, deren Ortsoberhaupt gegenwärtig eine militärische Übung als Reserveoffizier durchmacht. Anläß lich einer Festlichkeit sandte die dortige Feuer wehr solgendes Privattelegramm an ihren Bürgermeister ab: „Die versammelte Feuer wehr sowie eine große Anzahl Ihrer treuen Untertanen entbieten Ihnen ehrerbietigsten Gruß unter dem Ausdrucke besten Dankes für das Zustandekommen des durch Ihre unermüdliche Mitarbeit so schön verlaufenen unvergeßlichen Festes. Wir wünschen Ihnen eine vergnügte hoffentlich kühle Nbungszeit. Ihre freiwillige Feuerwehr und viele treue Untertanen." — Dieser glückliche Bürgermeister dürfte den Neid manches Kollegen erwecken! Explodiertes Automobil. Aufder Chaussee zwischen Langerwehe und Weißweiler flog der Benzinkasten eines Kraftwagens in die Luft, letzterer überschlug sich. Der Insasse mit seinen vier Kindern und seinem Schwager erlitten er hebliche Verletzungen. Einen Verliebten statt eines Diebes erschossen. Der Trinkhallenbesitzer Roihermel in Rombach in Lothringen lauerte nachts Dieben auf, als der 15 jährige Alfons Schmitt am Rolladen der Trinkhalle erschien, in der er ein Stelldichein mit der Kellnerin Rothermels verabredet hatte. Rothermel glaubte einen Ein brecher vor sich zu haben und gab einen Re volverschuß ab. Der junge Schmitt wurde ins Herz getroffen und war sofort tot. Ein Felsblock von ungewöhnlicher Grütze löste sich Montag abends bei dem Dorfe Femme-Groffe in der Nähe von Dieppe los. In dieser Zeit waren in jener Gegend zahlreiche Erwachsene und Kinder mit Suchen von Muscheln zwischen den Felsen beschäftigt. Bisher wurde festgestellt, daß zwei Personen verschüttet find, doch herrscht die Besorgnis, daß die Zahl der Verunglückten noch größer ist. Eine Kompanie des 128. Infanterie-Regiments ist damit be schäftigt, die Trümmer fortzuräumen. Der Friedhof i« der Hofküche. In der kaiserlichen Hofburg in Wien werden gegen wärtig in mehreren Teilen darunter auch in der Hofküche, bauliche Änderungen vorge nommen. Bei den Demolierungsarbeiten in der Hofküche wurde eine große Zahl Grabsteine eines jüdischen Friedhofes im Mauerwerke ge sunden. Es sind im ganzen 21 Stück zumeist größere und kleinere Bruchstücke. Die In schriften sind entweder durch Mörtel vorläufig noch unleserlich oder sie sind abgebrochen, so daß man die Jahreszahlen nur sehr schwer enträtseln kann. Die Inschriften find durchweg hebräisch und die Steine scheinen, der Schrift nach zu schließen, die eingegraben ist, sehr alt zu sein. Bei einigen der Grabsteine kann man aber deutlich wahrnehmen, daß sie für Frauen bestimmt waren. Die Grabsteine wurden vor läufig im Hofraume des Hofblbliothekgebäudes aufbewahrt. Am Hochzeitstage ermordet. Aus Odenburg wird berichtet: Zwei Söhne im Alter von IS und 16 Jahren haben ihren Vater Johann Gothard in Györvar an dem Tage, als er sich ein zweites Mal verheiraten wollte, ermordet. Das Motiv ist darin zu suchen, daß die Söhne sich dadurch in ihren Erb schaftserwartungen verkürzt wähnten. Die Gattin Gotyards, eines gut situierten Landmannes, starb im August vorigen Jahres an den Folgen einer Pilzvergiftung. Fünf unmündige Kinder blieben zurück. Der 45 Jahre alte Bauer hielt Umschau nach einer Mutter für seine Kinder und verliebte sich in die 21 jährige, bildschöne Agnes Kovacs, die die Neigung Gothards — wie es sich alsbald zeigte — aus egoistischen Motiven erwiderte. Nach der Verlobung bestand die Braut daraus, daß der Vater sich seiner Kinder entledigen müsse. „Sie müssen aus dem Hause," betonte die Braut immer nach drücklicher, als sie das Herz Gothards bereits er obert hatte. Und Gothard ließ sich bewegen, seine fünf Kinder zu verstoßen. Sie kamen zu ihrem Onkel Jofeph Csaranko, der aber auch die Herausgabe des mütter lichen Erbes verlangte. Der Vater wollte sich um keinen Preis hierzu verstehen. Donnerstag stütz ging die Ziviltrauung vor dem Matrikelführer vor sich. Um 9 Uhr kamen der 16 jährige Eugen und der 15 jährige Albert ins Zimmer des Vaters und baten ua: ihre Kleider, um das Vaterhaus nun ganz zu verlassen. Der lieblose Vater wies den Kindern die Tür. Tränenden Auges baten die Kinder den Vater, die beabsichtigte Wiedervermählung zu unter lassen. „Wir lieben Sie ja, wie man einen Vater nur lieben kann." „Packt euch hinaus, sonst steche ich euch nieder," war die Antwort des Vaters. Und tatsächlich ergriff Gothard ein Stück Eisen und drang auf seine Söhne ein. Die Kinder liefen zur Tür. Hier ergriff Eugen das auf dem Kasten s tag zu Paris auf dem Boulevard de Belleville ab. Der 28jährige Kutscher Armand Largillisre hatte feit langer Zeit seiner ehemaligen Geliebten Andree Sandel, die ihn verlassen hatte, gedroht, er werde sich an ihr rächen. Am Freitag abend versteckte er sich an dem Tore der Werkstätte, in der das junge Mädchen arbeitet, und stürzte auf sie zu, als sie auf VMer aus ^Libet. Der Palast des Dalai-Lama. Die britifch-indische Expedition, die vor etwa fünfzehn Monaten die tibetanischen Grenzen über schritt, hat jetzt ihr Ziel erreicht. Der eigenartige buddhistische Kirchenstaat, der bisher mit unerhörter Hartnäckigkeit jedem Fremden den Einblick in seine Verhältnisse verbot, wird wahrscheinlich nunmehr erschlossen werden. In politischer Beziehung stellt die Besitzergreifung von Tibet, denn um diese handelt es sich, einen aus gezeichneten Erfolg für die Engländer dar. Es ist ihnen dadurch möglich geworden, einen maß gebenden Einfluß auf das gesamte Budbhistenium auszuüben. Den Engländern gelang der Vor marsch fast ohne Schwertstreich — auf der Strecke der letzten 250 Kilometer wurde überhaupt kein Versuch mehr gemacht, die bisher so sorgsam ge- s hütete „heilige Stadt" mit Waffengewalt zu schützen. Lhassa, die Hauptstadt Tibets, vor deren Mauern die Engländer jetzt stehen, hat 15 000 Einwohner (davon 9000 weiblichen Geschlechts), wozu noch 18 000 Priester und Mönche kommen, und ist die religiöse Metropole des lamaitischen Buddhismus. Das Hauptgebäude ist der im Jahre 1643 erbaute großartige Palast der Dalai-Lama, in dessen mit größter Pracht ousgeschmücktem Mittelbau die 22 Meter Hohs Säule des Dschamba errichtet ist. Die Stadt ist reich an alten Kunstschätzen, und es ist gut, daß man den englischen Soldaten vorläufig verboten hat, die Stadt zu betreten. Auf diese Weise werden die Kunstschätze am besten vor Be schädigungen geschützt. liegende Küchenmesser und stach es dem Vater in den Leib. Ein Aufschrei — und Gothard hatte aus gerungen. Die beiden Burschen entflohen hierauf und meldeten sich freiwillig beim Bezirksgericht in Vasvar, von wo sie der Staatsanwaltschaft in Steinamanger überwiesen wurden. Ein furchtbares Bitrtoldrama, bei dem fünf Personen verletzt wurden, spielte sich am Frei- die Straße hinaustrat. Nach einem kurzen Wort wechsel zog er eine große Flasche aus der Tasche und schleuderte einen Teil des Vitriols, das diese enthielt, dem Mädchen ins Gesicht. Dieses klammerte sich in seinem Schrecken und in wildem Schmerze an den Arm eines vorübergehenden Greises, der gleichfalls einige Tropfen Vitriol auf Len Arm und in das Gesicht erhielt, da der feige Atten ¬ täter die Flasche noch immer weiter schwenkte. Noch drei andre Personen wurden von der ätzenden Flüssigkeit stark verletzt. Es entstand eine allge meine Panik unter den Passanten, bis einige be herzte Männer dem Elenden die Flasche entrangen und ihn sesthielten. Die Menge war dermaßen über das Attentat erregt, daß sie Largillisre furchtbar zurichtete. Wenn nicht rechtzeitig einige Schutzleute herbeigeeilt wären, um ihn auf die Wache zu führen, wäre er sicher getötet worden. Sein Zustand ist auch so schon ein sehr bedenklicher. Das Gesicht der armen Andröe Sandel bildet nur noch eine unge heuere Wunde mit zwei blutigen Löchern, den Augen höhlen. Auch die andern Verletzten sind gräßlich zugerichtet. Durch einen Blitzschlag wurde am Frei tag ein in der Westeinfahrt der Reede von Cherbourg auf dem Grunde des Meeres ruhen der Torpedo zur Explosion gebracht. Großer Schaden wurde nicht angerichtet, aber eine Menge Fische getötet und ans Ufer geschleudert. Brandschaden in Toulon. Der durch den Brand des Arsenals in Toulon verursachte Schaden ist noch erheblicher, als man zuerst an nahm und beläuft sich auf 2 Millionen Frank. Ein Naritätensammler. Großen Sinn für aktuelle Begebenheiten legt ein Kuriofitäten- sammler an den Tag, der auf einer Station in der Nähe von Helsingborg folgendes Tele gramm einlieferte: „An die Polizeidirektion in St. Petersburg. Was kosten die geretteten Hinterräder vom Wagen Plehwes?" (Folgt die Unterschrift.) Dem Telegraphisten kam die Sache nicht geheuer vor, weshalb er sich an das Koulrollbureau in Stockholm wandte. Dieses hatte ebenfalls kein Verständnis für den Eifer des Sammlers und verfügte nach der Joss. Ztg/, daß das Telegramm zurückzuweisen sei. Unbrauchbare Nettungsgürtel. Der ameri kanische Dampfer „Grande Republique", ein Schwesterschiff des verbrannten Dampfers „General Slocum", wurde amtlich besichtigt und zwar wurden besonders die Rettungsgürtel untersucht. Dabei er gab sich, daß 700 neu angeschaffie Rettungsgürtel sogleich untcrgingen, als ihnen das vorschriftsmäßige Gewicht angehängt wurde. Nicht einer der 700 Gürtel hielt sich über Wasser. Ferner wurden 300 an Bord befindliche alte Rettungsgüriel geprüft, und es stellte sich heraus, daß alle schadhaft waren. Sowohl die neuen, wie die alten Gürtel waren größtenteils nicht mit Kork, sondern mit Pflanzen fasern gefüllt. Die „Grande Republiaue", deren Sicherheitseivrichtungen sich in einem solchen Zu stande befinden, hat auch nach dem Untergange des „General Slocum" ihre Vergnügungsfahrten regel mäßig fortgesetzt. — Ein unverantwortlicher Leicht sinn, der hoffentlich strenge Bestrafung findet. SericbtsdMe. Gotha. Wegen Majestätsbeleidigung ver handelte die hiesige Strafkammer gegen den Fried- hofswärter aus Zella. Er hat im August vorigen Jahres wegen des Wildstandes Beleidigungen gegen den Regierungsverweser des Herzogtums, Erb prinzen Ernst von Hohenlohe-Langenburg, ausge- ftoßen. Weil der Angeklagte, der sich mit Betrunken heit entschuldigte, sonst ein loyaler Staatsbürger ist, kam er mit drei Monat Gefängnis davon. Köln. Die hiesige Strafkammer verurteilte den 31 jährigen, aus Wien gebürtigen Frh. Hugo b. Wangenheim wegen Betruges und Unterschlagung zu sechs Monat Gefängnis. Wangenheim hatte einer öffentlichen Dirne die Ehe verfprochen, ihr 700 Mark abgenommen und dann das Weite gesucht. Kuntes -MerLei» Die älteste Münze. Ernst Lohmann hat auf seiner diesjährigen Reise durch Kleinasien in Nord- fyrien ein Silberstück erworben, das von großer archäologischer Bedeutung ist. Dieses Stück, aus reinstem Silver bestehend und vorzüglich erhalten, trägt die unverletzte aramäischeJnschrift vonPanammu Bar Rekuv, König des von den Ausgrabungen des Orientkomitees bekannten Reiches Schamo l, der um etwa 800 v. Ehr. regierte. Das Silberstück wiegt rund 400 Gramm, stellt also eine leichte babylonische Silbermünze dar und zugleich die älteste bis heute bekannt gewordene Münze. Denn bisher betrachtete man die Lydier als die Erfinder des Münzwesens, also Krösus bezw. dessen Vater Alyattes, Während dieser neue Fund die Ara des Münzwesens um rund 200 Jahre im Alter hinaufrückt und außerdem nicht die Lydier, sondern zunächst die semitischen Aramäer als die ältesten Präger von Münzen erscheinen läßt, die ihrerseits wiederum wohl auf babylonisch-assyrischer Grundlage fußen. an Kirchen und Gefängnissen, doch stets lag die gräßliche Szene vor seinem Blicke — und der Schrei, der Schrei klang in seinen Ohren. Zuletzt versagten ihm die Füße den Dienst. Zu Tode erschöpft brach er aus einem Kehricht haufen zusammen. Krampfhaft preßte er die Hände über die Augen, um das Bild, das ihn verfolgte, auS- zuschließen — doch es war inwendig, in seiner Seele. Ja, er allein hatte den Mann ge mordet! Er hatte die Frau, die edle Frau, die beste Frau in der ganzen Welt zur Folter gebracht. Jetzt würde man ihn ergreifen und an den Galgen hängen. Meister Schwarz künstler hotte wahr gesprochen: er hatte seine Seele freiwillig dem Teufel verkauft — und nun wat er verdammt, verdammt in Ewigkeit und Ewigkeit! Der Kehrichthaufen, aus den Jehann nieder gesunken war, befand sich zwischen zwei Buden am östlichen Ende des großen Marktplatzes. Die Kraft des Windes brach sich hier an den hölzernen Wänden und glücklicherweise lag auf dem Kehricht ein alter Sack, den der Knabe fast unbewußt sich über die steifen Glieder zog. Ohne diesen günstigen Zufall hätte wahrschein lich der Frost allen Sorgen des Knaben in der einen Nacht ein schnelles Ende bereitet. Nach Kinderweise weinte sich Jehann zuletzt in unruhigen Schlummer, doch gleich daraus wurde er von dem Schrei erweckt, der ge spenstisch über den Marktplatz tönte. Die Natur hatte jedoch bereits begonnen, sich mitleidig des Knaben zu erbannen. Jehann sank in seinen Schlummer zurück, wachte wieder auf und zuletzt, als die Morgenröte den Horizont mit rosigem Lichte übergoß, hatte Vater Schlaf den Kleinen liebkosend in seine Arme genommen. Diesmal erwachte Jehann nicht eher, als bis die winterliche Sonne hoch am Himmel stand. Er lag einige Zeit schlaftrunken mit offenen Augen und hatte das unbestimmte Be wußtsein, daß er unter dem Einflüsse irgend eines schweren Unglücks stehe. Plötzlich brachte ihn eine rauhe Stimme, die dicht neben ihm ertönte, zur Wirklichkeit zurück. „Ec ist von Haus fortgelaufen," sagte jemand in dem schlimmsten Kauderwelsch der untersten Klassen. „Ich wette eine Krone gegen einen Sou! Stehe auf, mein Püppchen! Was? du willst nicht? . . . Unsinn, Langhals, du kitzelst ihn ja nur! Du verstehst nicht, wie man solche vornehmen Junker zur Raison bringt! Gib mir das Seil! . . . Auf mit dir, mein Püppchen, auf!" Ein dickes Seil sauste auf Jehann nieder, der mit einem Schmerzensschrei emporschnellte. Drei Strolche standen vor ihm und musterten ihn neugierig; namentlich schienen die silbernen Knöpfe seines Wamses ihre Aufmerksamkeit zu erregen. Der zerlumpte Bettler, der noch immer mit dem Seile schlagfertig in der Luft umher- suchielte, schien bei seinen beiden Spießgesellen als Führer betrachtet zu werden, denn sie über ließen ihm willig das Wort. Das häßliche Gesicht dieses Mannes war durch eine breite Hasenscharte entstellt, die von der Nase sich zur Oberlippe zog und zwei Vorderzähne bloß- legte. „Hoho!" kicherte der Mann, „du hast also doch Gefühl in deinen langen Storchbeinen, Herr Graf? Bestehst trotz deiner feinen Kleidung nur aus Fleisch und Blut, wie ganz gewöhnliche Menschenkinder! Und ohne Zweifel hat dir der Herr Papa die Taschen voll Geld gesteckt, damit du auch dein Nachtquartier be zahlen kannst, wie es einem echten Edelmanns geziemt I" Er zog den Knaben zu sich und tastete gierig an dem Wamse umher. Je länger er aber suchte, desto finsterer zogen sich seine Brauen zusammen. „Alle Wetter noch einmal!" rief er aus, der Lümmel ist in unserm Gasthause mit leeren Händen abgestiegen!" Diese Entdeckung kam als arge Enttäuschung und die drei Gesellen zerrten den Knaben hin und her, denn sie beabsichtigten, ihre gemein schaftliche Untersuchung möglichst gründlich zur Ausführung zu bringen. Jehann hätte mitten in einem entfernten Walde nicht schutzloser sein können, als hier in dem abgelegenen Winkel des Marktes, wo ein Samtwams mit silbernen Knöpfen eine un erhörte Seltenheit war. Aus der Nähe starrten zwei oder drei obdachlose Strolche auf die Szene, doch dem ungeschriebenen Gesetze ihrer Kaste gemäß ließen sie es sich nicht einfallen, das Recht der glücklichen Finder zu be streiten. Jehann war bleich, stumm, teilnamslos. Er zeigte keine Spur von Furcht, sondern be trachtete seine Angreifer mit leerem Blicke, als seien sie nichtssagende Phantome. „Da soll mich doch dieser und jener holen!" rief Hasenlippe, einer der Strolche, „ich glaube gar, der Junge hat einen Vogel!" „Er stellt sich bloß so," antwortete der Mann mit der Hasenscharte. Um sofort den Beweis zu führen, packte er Jehann an den Haaren und riß mit der andern Hand die Augenlider des Knaben weit auseinander, als wolle er das Instrument untersuchen, das wesen sonderbaren Blick erzeugte. Jehann wimmerte vor Schmerzen. „Da seht Jhr's ja selber," rief der Strolch, „der Junge hat soviel Ver stand, wie irgend ein andrer. Vielleicht mehr, denn er spielt seine Rolle ganz vortrefflich. Jetzt handelt es sich um die Frage, was wir mit dem hübschen Püppchen anfaugen sollen?" „Da find zunächst die Kleider," schlug einer der Gesellen vor. „Natürlich, zum mindesten seine Kleider," spöttelte Triefauge, „du solltest zum Kardinal gehen und dich als Ratgeber in schwierigen Angelegenheiten vorstellen! Ich glaube wahr haftig, du würdest dich mit den paar Batzen begnügen, die dir der Hehler für die schönen Kleider gibt. Da habe ich andre Pläne. Der Junge ist seinen Eltern durchgebrannt. He? Versteht ihr? Man findet nicht alle Tage echte Trüffeln mitten auf dem Markt wachsen." „Du bist immer ein Schlaukopf gewesen. Ein paar Goldstücke find uns auch lieber, als ein paar Kupfersous; also, was schlägst du vor?" ZP »7 (Fortsetzung folgt.)