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Die Fran des BnrengeneralS. Der 4e- kannie Bnreüa>meral Ben Viljoen, der augenblicklich auf der Ausstellung in St. Louis den Besuchern die Bureukümpse vorfübrt, ist von seiner Frau, die in Johannesburg lebt, verklagt worden. Im Sep- tember 1890 heiratete er die Dame, die sich darüber beschwert, daß er sie im Jahre 1903 böswillig ver lieh und ihr bis zum Beginn dieses Jahres nicht mehr als 8 Pfund 10 Schilling pro Monat zum Unterhalt für sie selbst und ihre drei Kinder aus zahlen lieh Diese Summe setzte der General seit Beginn dieses Jahres auf 7 Pfund zurück, trotz dem in Johannesburg dieser Betrag für den Lebens unterhalt kaum ausreicht. Frau Viljoen erfuhr, daß ihr Mann, von dessen Aufenthaltsort sie bis her nicht informiert war, in St. Louis im Über fluß lebt, und sie verlangt, daß er sie mit seinen Kindern zu sich nimmt. Dem General wurde vom Gericht bekohlen, die Familie zu sich zu nehmen, widrigenfalls man der Frau das Recht zuerkennen würde, sich scheiden zu lassen unter gleichzeitiger Verurteilung des Generals, für den Unterhalt der Familie eine gerichtlich festzusetzende Summe zu bezahlen. Dynamitanschlag gegen eine Stadt. Ein Anschlag gemeinster Art fand am Dienstag in Amerika statt. Es wurde dort der Versuch gemacht, die gewaltige Wasserkunst der Stadt St. Mary in Ohio mit Dynamit zu sprengen. Wäre der Damm des Beckens zerrissen worden, so wäre eine Überschwemmung der Stadt und ein großer Verlust an Menschenleben unver meidlich gewesen. Das Becken ist eines der größten der Welt, und die Stadt liegt unmittel bar an seinem Fuße. Bluthunde find auf die Spur der Verbrecher gesetzt, und diese werden wahrscheinlich kaum der Lynchjustiz entgehen, wenn Man ihrer habhaft wird. Durch die Ex- plosion wurde das Steinwerk des Dammes be schädigt, aber dieser hielt trotzdem stand. Viele Häuser wurden stark mitgenommen und ver schiedene Personen durch Erschütterung betäubt. Die „schwarze Hand". Die Enthüllungen über das Wirken des italienischen terroristischen Geheimbundes der „Schwarzen Hand" in New Bork ziehen weitere Folgen nach sich. Ein Italiener, namens Rosatti, ein Mitglied der „Schwarzen Hand", erschoß einen andern jungen Jlaliener, namens Bossato, den er im Verdacht hatte, der Polizei Auskunft über den Geheimbund gegeben zu haben. Anderseits greift die große Masse der in New Dork lebenden Italiener jetzt selbst gegen die „Schwarze Hand" ein. Eine etwa 1000 Personen starke Schar Italiener griff, durch den schlechten Ruf, in den die Italiener infolge des Treibens der „Schwarzen Hand" geraten, in äußerste Er bitterung versetzt, am Mittwoch die Polizeiwache an, auf der Rossati sich in Haft befindet, um ihn zu lynchen. Bei dem Kampfe zwischen den Polizisten und den Italienern wurden mehrere Beamte verwundet, die Jlaliener wurden schließ lich zmückgetrieben. Ein Glück durch einen Steinwurf. Als Heizer verließ vor drei Jahren ein armer Engländer namens Albert Winter Northshields, um nach Australien zu fahren. In Melbourne verließ er das Schiff und schrieb später aus Neuseeland, daß er dort in einem Granitstein bruch arbeite. Jetzt erhielt seine alte Mutter die erfreuliche Nachricht, daß der Sohn die Heimreise angetreten hat, und zwar im Besitze eines Vermögens von 75 000 Pfund. Zu diesem Vermögen kam der frühere Heizer auf merkwürdige, aber ehrliche Weise. Als er eines Tages ym Rande eines Steinbruchs arbeitete, flog eine Holztaube an ihm vorbei. Er griff einen Stein aus, um nach der Taube zu Wersen, führte sein Vorhaben aber nicht aus, weil ihm etwas an dem Steine auffiel. Er besichtigte ihn nachher und entdeckte, daß es goldhaltiger Quarz war. Ohne lange Zeit zu verlieren, verschaffte er sich die Minenrechte und ging mit einem Genossen an die Arbeit. Jetzt hat er seinen Anteil für 75 000 Pfund verkauft und kehrt als reicher Mann in die Heimat zurück. GericktskaUe. Dortmund. Wegen Majestätsbeleidigung hatte sich der Bergmann Karl Smolka vor der Ferien strafkammer zu verantworten. Der Angeklagte hatte beleidigende Äußerungen gegen den Kaiser gemacht, weil er mit der Haltung des Kaisers gegen die Sozialdemokraten nicht einverstanden ist. Das Urteil lautete auf drei Monat Gefängnis; der Staats anwalt hatte neun Monat beantragt. Landa». Die hiesige Strafkammer verurteilte den Weinhändlcr Jakob Wink in Landau, der be schuldigt war, „überstreckten" Wein in den Handel und Verkehr gebracht zu haben, zu acht Tagen Ge fängnis und 1800 Mk. Geldbuße. Beantragt waren zwei Monat Gefängnis und 2000 Mk. Geldbuße. Dem Wink wurde nachgewiesen, daß er zur Wein bereitung größere Mengen Rosinenbrühe und wässeriger Zuckerlösung, außerdem noch Glyzerin, Pottasche, Ammoniak, Weinsteinsäure und Tamarinden verwendete. (Wohl bekomm's!) und „dospoäi pomolimsL" (Herr, erbarme dich), und bläuliche Weihrauchwolken wirbeln malerisch in die Lüfte. Nach dieser einleitenden Hand lung beginnt die eigentliche Taufe. Priester, Tauf-Eltern und Anwesende — so berichtet man der ,Franks. Ztg/ — bewegen sich drei mal, im Namen des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes, in feierlicher Prozession um das Taufbecken, in das der Priester ein großes, strahlendes, goldenes Kreuz hinein legt, um das Wasser zu weihen. Jetzt ergreift er das Kind und taucht es dreimal ganz ins Wasser unter und erteilt ihm zugleich den Namen, wobei ein Kreuzchen an den Hals ge hängt wird. Damit ist aber die Taufhandlung noch lange nicht zu Ende. Es folgt eine Wasser so schnell ab am offenen Fenster, daß man keine Erleichterung durch seine Anwendung hat. Man kann aber das Waschen auf ein Minimum beschränken, indem man nur die äußeren Scheiben jedesmal mit Wasser reinigt und alle inneren Flächen ans folgende Weise trocken putzt: In ein Gazetuch (Futtergaze) schüttet man sich Schlemmkreide, die jedoch gut gesiebt sein muß, bindet das Tuch zusammen und betupft mit dem puloerhaltigen Ball die Scheiben, die man alsdann nur mit einem trockenen Tuch nachreibt und mit einem Leder überwischt. Hat man die gründliche Säuberung mit Wasser vorgenommen, so kann man danach etwa zweimal trocken putzen, und erst beim dritten Male etwa muß wieder ein Wasserbad folgen. 1) und 2) Wirkung des japanischen Bombardements. 3) Russisches schweres Küstengeschütz in der Neustadt von Port Arthur in einem der den Hafeneingang beherrschen den Seeforts. Kiläer aus äem belagerten Port Artkur. Vie Hauke in Petersburg. Der kleine Zarensohn Alexis, der erst vor wenigen Tagen, am 12. August geboren worden, ist schon am 24. d. getauft worden. Manche deutsche Mutter, die mit Anteil das Schicksal der hessischen Prinzessin im Zarenreiche ver folgt, mag sich fragen: „Weshalb die Eile? Ist es doch kaum zu erwarten, daß die Mutier dem Taufakte beiwohnen kann!" (Ist auch nicht geschehen!) Die Antwort hierauf ergibt sich aus den eigentümlichen Ansichten der griechisch-orientalischen Kirche über den Seelen- zuftand des neugeborenen Kindes Sie be trachtet nämlich das unschuldige Wesen als einen kleinen Heiden „Otrekaissg, ot Oiavola!" „Sage dich vom Teufel los!" find die ersten Worte, womit sich der Priester an das un mündige Kind wendet. Pflichtgemäß antwortet der Taufvater für seinen Schutzbefohlenen: „Ich sage mich kos!" Hierauf wendet der Priester sein Haupt zurück und speit aus. Bei ländlichen Taufen ahmt die ganze Gemeinde dem guten Beispiele nach und speit energisch dem wegfahrenden Teufel nach. Bei Hofe aber, wo alles fein „säuberlich zugeht, unterläßt man derartiges. Nun beginnen dis Priester ihre Gebete herzusagen. In zahllosen Modulationen und Variationen ertönt das „Sosxoäi xumilnt" zweite Prozession um das Taufbecken, diesmal mit brennenden Wachskerzen, um die spezielle Anwesenheit des heiligen Geistes im getauften Kinde anzudeuten. Sodann werden die ver schiedensten Körperteile des Täuflings mit dem „Nir", dem heiligen Ole der Russen, das aus 77 wohlriechenden Kräutern Arabiens bereitet wstd, vermittelst eines Pinsels bestrichen. Un aufhörlich ertönt unterdessen das „vosxoät pomilnt" und „dospoäi pomelimsa" des Sängerchores und dicke Weihrauchwolken um schweben den Altar. Aber noch immer ist der Täufling nicht der volle Christ. Dazu muß der Priester noch an einer Stelle des kleinen Kopfes ein kleines Kreuz Herausscheren. Die Haare werden ins Wasser des Taufbeckens ge worfen, ein Segen wird darüber gemurmelt, wieder ertönt das „dospoäi xomilru" und jetzt erst dürfen die Tauf-Eltern ihre schreiende Last der geschäftigen Schar der Wärterinnen und Ammen übergeben. Gemeinnütziges. Das Waschen der Fenster ist in der rauhen Jahreszeit eine böse Arbeit, denn man muß, um klare Scheiben zu haben, kaltes Wasser gebrauchen; zudem kühlt ja auch warmes Putzmittel für Maschinen. Man mischt 10 Teile Terpentinöl, 20 Teile Stearinöl und etwa 30 Teile feinste Blutkohle innig mitein ander. Dieses Gemenge wird mit Spiritus stark verdünnt und auf die zu reinigenden Maschinen teile aufgepinselt. Ist der Alkohol verdunstet, so reibt man den Überzug mit trockener Blutkohle und Polierrot bezw. mit einem andern geeigneten Poliermittel ab. Das Mittel soll sich gut be währt haben. Kuntes Allerlei. Was Rustlands Kriege kosten. Während der letzten dreieinhalb Jahrzehnte des 19. Jahr hunderts hat Rußland für seine Kriege 6700 Millionen Mark ansgegeben. Dies find nur die direkten Ausgaben; der vielfache Schaden, den ein Krieg in tausendfachen Gestalten im Gefolge führt, ist da nicht mitgerechnet. An Menschen verlor es während derselben Zeit 664 000 Mann. Der Krimkrieg kostete Rußland allein 2840 Millionen Mark. * * ck: Der groste Mund. A.: „Der Fächer jener Dame rst doch etwas zu groß." — B.: „Aber bedenken Sie doch, wenn die gähnt!" bei der Einleitung seiner Rede stockte. Wäre sie imstande gewesen, noch stärker auszuschreiten, würde solches zweifelsohne geschehen sein. Die Gebärde, mit der sie ihr Gesicht abwandte, sprach noch deutlicher als der Blick eine ent schiedene Zurückweisung aus. Dieselbe erreichte jedoch nicht ihren Zweck, der junge Mann be gann vielmehr von neuem mit genialer Unver frorenheit: „Mein Fräulein —" „Mein Herr, Sie wünschen?" „O nichts, mein Fräulein, als neben Ihnen einherwandeln zu dürfen." Das junge Mädchen würdigte ihn keiner Antwort. Er mochte ihr Schweigen zu seinen Gunsten deuten, denn er leitete jetzt wieder ein Gespräch ein und bemühte sich dabei, ihre Züge zu studieren. Der Dame ward die SaHe mehr als lästig, sie machte eine schnelle Wendung nach links, wodurch fie ihrem Begleiter den Rücken kehrte, und suchte ihr Ziel in andrer Richtung zu verfolgen. Aber mit bewunde rungsvoller Geschicklichkeit vereitelte der Student ihre Absicht. Mit verbindlichem Lächeln sprach er aus sie ein, und so ost seine unfreiwillige Zuhörerin eine Seitenbewegung machte, dem Schwätzer zu entfliehen, führte er dasselbe Manöver aus. In diesem Augenblick ging ein hochge wachsener junger Mann an dem Paare vorüber, der die Situation äuf den ersten Blick erfaßte. Er blieb stehen, sah das bedrängte Mädchen flüchtig prüfend an und trat dann zwischen die beiden, in barschem Tone den Studenten an redend : „Lassen Sie die Dame in Ruhe!" — Und darauf zu dieser gewandt, sprach er höflich: „Ich stehe zü Ihren Diensten, mein Fräulein!" „O, ich danke Ihnen!" Der Student hatte inzwischen seine Be stürzung über diesen diktatorischen Eingriff über wunden und schien wenig geneigt, seine Absichten aufzugeben; aber die distinguierte Erscheinung und die entschlossene Haltung des Fremden zwangen seine zornige Entgegnung in die Formen der Höflichkeit: „Darf ich fragen, mit welchem Rechte Sie sich hier einmischen?" Er trat bei diesen Motten dem andern einen Schritt näher und sah ihm herausfordernd ins Gesicht, rief aber in demselben Augenblick überrascht: „Ah! — Herr Referendar Hartung!? — Sehr erfreut, Sie zu sehen! Das trifft sich ja prächtig!" Der Referendar drehte sich um und fixierte den Sprecher etwas erstaunt. „Sie sind es — Herr Wechsler?" „Jawohl!" Seit vorgestern auf spezielle Erlaubnis meines vortrefflichen Onkels aus der langweiligen Georgia Augusta zurück!" ent gegnete der Gefragte burschikos. „So — so!" — Dem Referendar schien das Zusammentreffen mit dem angezechten Studenten nicht besonders angenehm zu sein. Der letztere fuhr aber jetzt vertraulich fort: „Sie werden mein Vergnügen hoffentlich nicht weiter stören, wie?" „Ich bedaure," erwiderte der Referendar scharf. „Die Dame steht unter meinem Schutz!" Gleichzeitig drehte er sich herum, bot dem jungen Mädchen, das schweigend dieser kurzen Auseinandersetzung gefolgt war, den Arm und sagte: „Mit Ihrer Erlaubnis, mein Fräulein, werde ich Sie nach Hause geleiten." „Ah! Nun ja — wenn Sie vielleicht ältere Rechte haben," bemerkte, seinen freundlichen Ton mit einem Male ändernd, höhnisch der Student. Schon im Begriff, mit feiner Begleiterin zu gehen, fesselten den Referendar diese Worte an die Stelle. Die Zornesröte stieg ihm in die Wangen. „Sie werden beleidigend," sagte er halblaut. „Unterlassen Sie Ihre malitiösen Bemerkungen und entfernen Sie sich." Bruno Wechsler flammte auf. „Herr Hartung! Sie erlauben sich eine Sprache — ich verbitte mir Ihre Zurechtweisungen!" „Lassen Sie uns diese überflüssige Unter haltung abbrechen," entgegnete kalt der Referen dar. „Von heute ab, Herr Wechsler, werden wir uns nicht mehr kennen, wo wir uns auch begegnen sollten." Wechsler sah den beiden Davonschreitenden verdutzt nach und brummte dann ingrimmig vor sich hin: „Teufel! — Muß mir dieser Hartung auch überall in den Weg lausen! Meine Cou sine Hilda hat er mir bereits weggeschnappt, und nun diese Kleine. Es ist eine wahre Schande! Hol' mich der Henker, wenn ich dem hochmütigen Kerl nicht einmal was am Zeuge flicke," schloß er wütend. Währenddem hatten Willy Hartung und sein Schützling den Potsdamer Platz durchquert und waren in die Königgrätzer Straße ein gebogen. Sie waren sich eigentlich nicht ganz fremd. Hartung war dem jungen Mädchen seit Mo naten regelmäßig um dieselbe Stunde auf seinen abendlichen Spaziergängen in der Pots damer Straße begegnet. Natürlich beschränkte sich ihre Bekanntschaft bisher nur auf bloßes Anschauen. Die schöne Blondine hatte Ein druck auf den Referendar gemacht, aber das hatte ihn nie aus den Schranken achtungsvoller Reserviertheit heraustreten lassen. Erst der heutige Vorfall sollte die Gelegenheit zu gegen seitiger Annähemng geben. Im stillen hatte Willy Hartung längst eine solche gewünscht, denn mit jedem Tage interessierte ihn das Mädchen mehr; aber so «ans kayon, wie z. B. der fri- vole Student, den ersten besten Anlaß be nutzen, dazu war er doch zu ehrlich denkend, zu skrupulös. Jetzt, wo er die holde Gestatt am Arme führte, war sein leicht entzündliches Herz ganz von dem Zauber ihrer Schönheit gefangen und sein Auge ruhte bewundernd auf dem lieblichen Antlitz. Sie fühlte seine Blicke, die jeder eine stumme Huldigung ausdrückten, obwohl fie nicht aussah, sondern gesenkten Hauptes dahinschritt und mehr als einmal überflog ein Helles Rot ihre Wangen. Ein gewöhnliches Mädchen konnte fie nicht sein, das bewies schon, ganz abgesehen von ihrer zarten Gestalt und den kleinen Händen, ihre, wenn auch einfache, so doch geschmackvolle Kleidung, sowie ein gewisses vornehmes Wesen, das unwillkürlich zu achtungsvollem Entgegen kommen aufforderte. s» l (Fortsetzung folgt.)