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Ottendorfer Zeitung Lokalzeitung für die Ortschaften Ottendorf-Okrilla mit Moritzdorf und Umgegend Druck und Verlag von Hermann Rühle in Groß-Mkrilla. Für die Redaktion verantwortlich Hermann Rühle in Groß-Gkrilla. Nr. 35. Mittwoch, den 23. Mär; 1904. 3. Jahrgang vertragen ist bisher einzig und allein der mit des jetzigen Planes ein drittes Nuölandgeschwader schaffen will. Eisen haben wir ja in Deutsch land genug, Arbeitskräfte gleichfalls, aber mit dem nötigen Kleingeld hadert es ganz gewaltig. Die kleineren Staaten sinnen auf Mittel, sich gemeinsam dem Reichssaugeapparat zu entziehen, der ihre Kassen leert und ihnen das selbständige Dasein fast unmöglich macht. Von den Handels Wahlkreise (Ma ienberg-Zschopau) war, wie schon in voriger Nummer mitgeteilt, folgendes: Schanz (Kons.) 4316, Zimmermann (Nef.) 5986, Pinkau (Soz.) 10 156 Stimmen, sodaß zwischen Zimmer mann nnd Pinkau Stichwahl zu erfolgen hat. Königsbrück. Die Gemahlin de s Kammer herrn Ihrer königlichen Hoheit der Prinzessin Mathilde, des Grafen Wilding von hier, ist Annahme von Inseraten bi, vormittag w Uhr. Inserate werden mit w Pf. für die Lpaltzeile berechnet. Tabellarischer Satz nach be- sonderem Tarif. Die „Vttendorfec Zeitung" erscheint Dienstag, Donners- tag und Sonnabend abends. Bezugspreis vierteljährlich , Mark. Durch die Post bezogen ,,20 Mark. Nus der Woche. Die Nachrichtenausbeute vom Kriege im Osten wird immer dürftiger. Wir hören von l°en Hunderten von Millionen, die hüben und drüben den Regierungen zur Verfügung gestellt werden sollen und die ganze Affäre scheint darauf hin auszulaufen, wer es am längsten aushält. Vom Herero-Aufstande verlautet als Neuestes : Major von Glasenapp stieß, den Kompanien voraus eilend, am 13. März mit einem zahlreichen Stabe von Offizieren und 36 Berittenen auf die Nach hut des Feindes, die unerwartet Verstärkung erhielt, so daß v. Glasenapp gezwungen wurde, zurückzugshen. 7 Offiziere und 19 Mann ge fallen, 3 Offiziere und 2 Mann verwundet. Wir werden froh sein müßen, daß das Hinter land von Kamerun uns nicht zu größeren mili tärischen Aufwendungen und Nachschüben nötigt. Strafexpsditionen sind bekanntlich auch dort unler- wegs. Man spricht von einer neuen Flotten- vorlage, welche unter teilweiser Zurückstellung aber Italien führt auch nicht, wie dies Amerika, Rußland und Ungarn tun, Getreide ein. Mit den letztgenannten wird die Sache nicht so , glatt gehen. Allerdings der Krieg und seine Ängste werden Rußland etwas geschmeidiger machen, dem sich ja auch sonst das Deutschs Reich immer gefällig zeigt. Aber Amerika wird uns die Arbeit sauer machen, denn wir haben ihm schon allerhand Niegel vorgeschoben mit dem Büchsen- sieisch der Fleischschru, dem Bocaxoerbot und dergl. Die Amerikaner sind Kaufleute, die sehr genau rechnen und sich darin durch einen Prinzen besuch und ein geschenktes Standbild nicht stören lassen. In England macht Chamberlain schlechte Geschäfte. Zwei Nachwahlen in Gebieten, die früher konservativ wählten, sind schon im regie rungsgegnerischen Sinne ausgefallen und Camp- bell Bannermann hält jetzt den Zeitpunkt für gekommen, einen allgemeinen Sturm gegen das Ministerium Balfour zu unternehmen. Ähn liches bereitet sich auch in Frankreich vor, wo der Führer im „Kulturkämpfe", Combes, eine Meuterei im eigenen Lager erleben muß. Und zwar ist es Millerand, der sozialistische Professor, der wieder die Lust zum Regiment in sich ver spürt und dabei schnellere soziale Reformen ver spricht, als wie sie Combes durchzuführen in der Lags war. Der hat ja aber auch seit Monaten mit den Kongretationen zu kämpfen und konnte sich deshalb nicht viel mit dem Lose der arbeitenden Klassen befaßen. Soviel sieht indessen fest: kommt Combes zum Sturz, woran wenigstens momentan noch nicht zu denken ist, dann wird das kommende Ministerium wieder einige Nu ancen Not mehr aufweisen. Mit England hat die französische Regierung wegen der Kolonial abgrenzung abermals ein Abkommen getroffen, das mehr Wert hat, als der vor einigen Mo naten abgeschlossene Schiedsgerichtsvertrag, weil es sich jetzt um festumgrenzte Fragen handelt, in denen man angeblich völlig handelseins ge worden ist. Jede Einrichtung, die bestimmt ist, große völkerrechtliche Fragen schiedlich friedlich zu schlichten, ist als Friedensbürgschaft hochwill kommen und darum kann auch Deutschland mit dem neuen Abkommen zufrieden sein, obwohl es nicht direkt daran beteiligt ist. Kaiser Wil helm fährt im Mittelmeer umher und dürfte hier und dort noch Besuche abstatten. Er hat am 18. d. die Säulen des Herkules passiert, an deren einer sich England niedergelaßen hat. Von ihr aus breitete vor 1200 Jahren der Feldherr Tarik die Diacht Arabiens zu mehr als fünfhundertjähriger Herrschaft über Spanien aus. Der dreizehnte Alfons sitzt heute auf dem Throne Roderichs; zUr Zeit der Verdrängung der Arader war ein Alfons der Zehnte, den die Geschichte den Weisen genannt h t, Inhaber dieses Thrones. Dieser Tage hat unser Kaiser den jungen König von Spanien begrüßt und ihm die hohe Ehre angetan, ihn ä la suits der deutschen Marine zu stellen. Hoffentlich bekommt ihm das nicht so übel, wie seinem Vater vor 21 Jahren dessen Ernennung zum preußischen Ulanen-Obersten, als der arme Alfons XII. bei der Rückkehr aus Deutschland am 29. September 1883 in Paris auf das gröblichste beschimpft wurde, wo. für ihn allerdings ein doppeltbegeistcrter Empfang in seiner eigenen Hauptstadt Madrid entschädigte. Man wird hoffentlich inzwischen auch in Frank reich nachsichtiger und ruhiger zu urteilen ge lernt haben ; an Liebenswürdigkeit und Aufmerk samkeit hat es ja Kaiser Wilhelm der ,Francks nution^ gegenüber nicht fehlen lassen. Und schließlich ist doch eine Liebe der andern wert. OerMches und Sächsisches. VUendorf-Dtkilla, 22. März 1904. — Am gestrigen Montag, den 21. März, war Frühlings - Anfang I Wir traten damit wieder in das Stadium der Tag- und Nacht gleiche ein; die Sonne geht nun schon des Morgens gegen 6 Uhr auf und zu derselben Zeit des Abends unter. Mit Freuden wird sicher der kommende Frühling von allen Seiten wieder begrüßt werden, bringt er uns dock nach des langen Winters Nacht das ersehnte Lickt und den alles belebenden Sonnenschein. In der Natur ist dieses Jabr für die vorgerückte Jahreszeit verhältnismäßig noch wenig Ent wicklung zu beobachten; wenn auch der Winter nicht gerade sehr hart war, so hat sich doch die Witterung immer gewissermaßen in solchen Gren zen bis jetzt gehalten, die ein Fortschreiten in der Vegetation nicht gut zuließen. — Der Lenzmonat macht bereits seine Herr schaft geltend. Zwar sind die Bäume noch kahl, aber schon beginnen die Knospen sich zu zeigen, fragend schauen sie in die Welt, ob sie es wohl wagen ^können, ihre enge zwängende Hülle zu verlaßen. Sie drängen heraus obwohl ihrer noch rauhe Stürme und vielleicht auch Fröste warten. Die ganze Natur ist bereits mit neuer Lebenshoffuung erfüllt; das starre Eis des Winters ist getaut und auch vom menschlichen Herzen das Eis geschmolzen. Statt am wär menden Ofen in enger Stube zu sitzen, beginnt man die Fenster zu öffnen, am Sonnenscheine sich zu erwärmen und im Garten, Feld und Wald sich zu erfreuen mit frischer Frühlings röte aus den Wangen und neuerwachter Lebens lust im Herzen. Jedoch im Wonnegefühl der Frühlingsahnung ist Vorsicht und geduldiges Abwarten geboten. Gewiß ist der Frühling schon unterwegs, aber der Winter wird noch manchen Vorstoß machen, der, wenn er auch zurückgeschlagen wird, den Menschenkindern recht unangenehm werden kann. Denn wenn auch die Sonne nach des Winters Trübseligkeit jetzt ganz besonders verführerisch zu lachen scheint, so ist doch die gegenwärtige Zeit des Über ganges als eine für die Gesundheit nicht ganz wetterfester Menschen ziemlich gefährliche bekannt. Gar zu leicht bringt eine kleine Unvorsichtigkeit, aus Frühlingssehnsucht oder Eitelkeit begangen, eine hartnäckige Erkältung, und zu manchem ernsteren Leiden ist in diesen Lagen schon der Keim gelegt worden. — Vom 1. April ab treten folgende Än derungen in den Bestimmungen der Postordnung in Kraft: Postausträge. Bleibt nach einer siebentägigen Lagcrfrist die Vorzeigung oder der Versuch der Vorzeigung erfolglos, so wird der Postauftrag bis zum Schluffe der Schalterdienst- stunden an dem betreffenden Tage bei der Post- anstalt zur Einlösung bereit gehalten. Ver weigert der Zahlungspflichtige oder dessen Be vollmächtigter bei der zweiten Vorzeigung die Einlösung, so wird der Postauftrag sofort zurück gesandt; ebenso findet sofortige Rücksendung statt, wenn bereits bei der ersten Vorzeigung Zahlung verweigert wird. Postausträge mit dem Vermerk „Sofort zurück" oder „Sofort an N- in N." oder „Sofort zum Protest" werden nach der ersten vergeblichen Vorzeigung oder nach dem ersten vergeblich gebliebenen Versuche der Vorzeigung bis zum Schluffs der Schalterdienst stunden an dem betreffenden Tage bei der Post- anstalt zur Einlösung oder Erteilung der An- nahmeerkiärnng bereit gehalten. Wird bei der Vorzeigung der Einlösung oder Erteilung der Annahmeerklärung verweigert, oder ist am Tage der Vorzeigung der auf dem PostaustragSfor- mular angegebene Tag bereits verstricken, so werden die Postaufträge sofort zurück- oder weitergesandt. Postnachnahmesendungen. Offene Karten mit Nachnahme (Postkarten und Druck sachenkarten) werden an Sonntagen Und allge meinen Feiertagen nicht zur Einlösung vorge zeigt, sofern nicht der Absender durch einen Ver merk auf der Vorderseite der Karte ein anderes ausdrücklich bestimmt hat. Zweite Vorzeigungen von Nachnahmesendungen (nach Ablauf der etwa verlangten Einlösungsfrist) finden an Sonntagen und allaemeinen Feiertagen überhaupt nicht statt. Soweit Vorzeigungen an Sonntagen und all gemeinen Feiertagen bestimmungsmäßig unter blieben sind, werden solche Tage bei Berechnung der Einlösungsfrist nicht mitgezählt. Die Vor zeigung von offenen Karten mit Nachnahmen an Sonntagen usw. kann auch vom Empfänger besonders beantragt werden. Eilboien-Sendun- gen. Die Zustellung von Eilsendungen erfolgt in der Regel sogleich nach der Ankunft bei der Bestimmungs-Postanstalt. Fortan findet aber während der Nachtstunden von 10 Uhr abends bis 6 Uhr früh keine Eilbestellung statt; nur wenn der Absender den Vermerk „Durch Eil boten" auf der Adresse hinzugefügt hat „auch nachts", wird die Eilbestellung auch während dieser Nachtstunden ausaeführt. Ebenso wird schriftlichen Anträgen der Empfänger weg-n Aus führung oder Ausschließung der Eilbestellung während der Nachtstunden entsprochen. Die Postbehörde ist berechtigt, die vom Absender oder Empfänger gewünschte Nachbestellung von Sendungen mit Wertangabe und Postanweisungs- beträgsn für die Zeit von 10 Uhr abends bis 6 Uhr früh dauernd oder vorübergehend zu be schränken ; ebenso die Abtragung von Paketen. Im Wege der Eilbestellung werden im allge meinen nur Wertsendungen bis zum Betrags von 800 Mark und Pakete bis zum Gewicht von 5 Kilo abgetragen; bei den übrigen der artigen Sendungen findet sonst nur die Zu stellung der Paketadreffe oder der Quittung statt. Die oberste Postbehmds ist indes berechtigt, die bezeichneten Gewichts- und Werigrenzen für be stimmte Orte zu erweitern und die festgesetzten Eilbestellgebühren entsprechend zu erhöhen. — Nach einem dem „Berl. Tgbl." aus Breslau zugehenden Telegramm verlaut in dortigen mili tärischen Kreisen, daß der Generalinspekteur der zweiten Armeeinspektion, Erbprinz von Sachsen- Meiningen, die durch den Tod des General- feldmarschalls Grafen Waldersee erledigte Stelle des Generalinspekteurs der dritten ArMeeinspek- tion Übernehmen solle. Generalinspekteur der zweiten Armeeinspektion, zu welcher das 5., 6. und die beiden sächsischen Armeekorps gehören, solle der kommandierende General des 12. Armmeekorps, Kronprinz Friedrich August von Sachsen, werden. — In verschiedenen Gegenden des Landes werden in neuerer Zeit von Vertretern der Lehr anstalt für Buchführung Richard Bax in Berlin Vorträge über „Die deutsche Reformbuchführung von Bax, ihre Bedeutung für den Erwerbs betrieb und in Steuersachen" gehalten, an welche sich in der Regel Buchführungskurse gegen ein Honorar von 25 Mark für die Person an schließen. Nach Aussage Sachverständiger er folgt der Unterricht dieser Leute nach einem für sächsische Verhältnisse wenig geeigneten Systeme, ddher sind auch die von den Wonderrednern vertriebenen Buchführungsvordrucke wenig brauch bar, wogegen das Honorar für den Unterricht, als recht hoch bezeichnet werden muß. Für Handwerker und Kaufleute erscheint daher eine Beteiligung an diesen Buchführungskursen nickt besonders empfehlenswert. — Eine gemeinsame Übung der meisten frei willigen Feuerwehren aus den Ortschaften zwi schen Dresden und Pirna findet Sonntag, den 24. April an einem Fabrikgebäude in Heidenau statt. Die Anordnungen und Kritiken sind den Kommandanten der Wehren Lockwitz, Dobritz und Wünsche-Reick übertragen worden. Auch die Branddirektoren Oeser-Dresden und Jäger- Pirna werden anwesend sein. Zum ersten Male wird für diese Orte mit der Feuerwehrübung eine Sanitätsübung verbunden sein, die der Samariterverein Mügeln und Umgegend mit seinen Unfallwagen, Tragbahren usw. ausführen wird. — Das Ergebnis der am Freitag stattge fundenen Reichstagsersatzwahl im 20. sächsischen Mit wöchentlich erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie der abwechselnd erscheinenden Beilagen „Handel und Wandel", „Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „Deutsche Mode". Gräfin Wilding geb. von Klenk stand erst im 33. Lebensjahre. Die Leiche wird nach Dresden übergeführt. Dresden. In der Nacht vom Sonnabend zum Sonntag brachen Diebe in das große Uhren- Geschäft am Albertplatz in Neustadt ein und raubten gegen 100 Stück Herren- und Damen uhren, gegen 300 goldene Rings verschiedenen Wertes, 30 goldene Trauringe, 50 Nickel- und Doubleeketten, FächerkeUen und Armbänder. Der Schaden wird auf 8000 Mark geschäht. — Zu dem Dresdner Schwurgerichtsprozeß gegen den aus Großenhain gebürtigen, zuletzt in Meißen wohnhaften Fabrikwächter Ernst Julius Bienert ist nackzutragen, daß die Ge schworenen einstimmig beschlossen haben, ein für den Verurteilten einzureichendes Gnadengesuch an den König zu befürworten. Diese ihm von seinem Verteidiger gewachte Mitteilung nahm der Verurteilte, welcher während der Urteilsbe- raiung in einer Ecke der Anklagebank zusammen gesunken war, mit völliger Gleichgültigkeit ent gegen. Weißer Hirsch. In Dr. Lahmanns Sana torium wird in den nächsten Tagen der älteste Sohn des Prinzen Heinrich von Preußen, Prinz Waldemar, wiederum zu einer mehrwöchigen Kur erwartet. Mittweida. Der geisteskranke Mühlfriedel, welcher am Mittwoch den Krankenhausverwalter Arnold erschlug, ist am vorigen Donnerstag nach der Landesirrenanstalt Hubertusburg übergeführt worden. Leipzig. Die offene Aussprache des Herrn Kreisbauptmann v. Ehrenstein gegenüber einem Redakteur des „Leipziger Tageblattes" in Sa chen des Ärztestreites erregt in den ärztlichen Kreisen dos größte Aufsehen, denn der Kreis hauptmann gibt ihre Sache offenbar verloren und stellt sie vor die Alternative: Entweder Unterwerfung unter die neuen Bedingungen der siegreichen Kaffe oder — wirtschaftlicher Ruin! Glauchau. Gestern mittag wurde der seit Freitag vermißte, an der hiesigen Bürgerschule tätig gewesene Oberlehrer Wagner im Mühl graben als Leiche aufgefunden. Über die Gründe die Wagner in den Tod getrieben haben, ist nichts bekannt. Schneeberg. In der nach dem Stadtwalde führenden neuen Allee ist leider bereits zum dritten Male ein Baumfrevel begangen worden. In vergangener Nacht sind von Bubenhand über 80 junge Ahornbäume vollständig umge brochen worden. am Donnerstag ihn Meran, wo sie Heilung vertrügen ist bisher einzig und allein der mit von ihrem Leiden suchte, verschieden. Dis Italien unter Dach und Fach gebracht worden,