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Ottendorfer Zeitung : 17.01.1904
- Erscheinungsdatum
- 1904-01-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-190401177
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19040117
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19040117
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1904
-
Monat
1904-01
- Tag 1904-01-17
-
Monat
1904-01
-
Jahr
1904
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 17.01.1904
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politische Aunälcbau. Der russisch-japanische Konflikt. * Am Dienstag nachmittag hatte der Kaiser von Japan mit allen Mitgliedern des Kabi netts, fünf alten Staatsmännern, zwei Admi ralen und dem General Kodama eine lange Besprechung. Es heißt, in dieser Be ratung sei die zuvor entworfene Antwort Japans an Rußland gebilligt worden. Diese Antwort wird als der letzte Schritt in den Verhandlungen betrachtet. Das In teresse des Volkes an dem Ausgang ist, wie Meuters Bureau' aus Tokio meldet, bis zur Fieberhitze gestiegen. "Der japanische Gesandte in Washington erklärte am Dienstag dem Staatssekretär des Äußern Hay, derKri e gsei w ah r s ch ei n l i ch. *Mit dem Auftrag, drei für Ostasien bestimmte französischeUnter seeboote zu übernehmen, welche die französifche Marine der russischen leihweise zur Verfügung stelle, soll sich ein russischer Seeoffizier in Paris be finden. Das Blatt fügt hinzu, die Marine rüstung Rußlands sei so wenig vorgeschritten, daß es im Jahre 1904 keine nKrieg mit Japan geben werde. * Zahllose Agenten Japans sind in New Jork tätig, um Pferde anzukaufen. Angeblich sind acht große Transportdampfer gechartert, um die Pferdetransporte von San Francisco aus über den Stillen Ozean zu befördern. Sämtliche großen amerikanischen Zeitungen haben bereits ihre Kriegsbericht erstatter gewählt, von denen sich schon ver schiedene nach Ostasien eingeschifft haben. *Rußland hat bei sämtlichen Milch fabriken der Schweiz alle Vorräte an kon densierter Milch aufgekauft und weitere große Bestellungen gemacht. Deutschland. * Der Großherzog und die Groß herzogin von Baden haben sich zur Frier des Geburtstages des Kaisers am Berliner Hofe angesagt. (Diese Meldung ist insofern bedeutsam, als in letzter Zeit öfter von tiefgehenden Verstimmungen zwischen Karlsruhe und Berlin die Rede war.) * über den Gesetzentwurf über die Ent schädigung unschuldig Verhafte ter wird der Bundesrat voraussichtlich erst in der nächsten Woche Beschluß sassen. Der Ent wurf soll Entschädigungen auch für die der Militär- und Marine-Gerichtsbarkeit unter stellten Personen vorsehen, deren Verhaftung zu Unrecht erfolgt ist. *Die wasserwirtschaftliche Vor lage für den preuß. Landtag wird nach der ,N. P. C.' vier Teile enthalten. Erster und Hauptteil: Regulierung der Oder, Havel und Spree. Zweiter Teil: Großwasserweg Berlin- Stettin. Dritter Teil: Eine anderweitige kleine Stromregulierung. Vierter Teil: Der Mittel landkanal bis Hannover. *Die Zahl der Ärzte, welche ihre Verträge am 1. Januar gekündigt haben oder in den nächsten Monaten kündigen oder ablaufen lassen, beträgt nach neuester Schätzung des Leipziger Verbandes der Ärzte über 3000. Die Zahl der Ärzte, welche sich mit Kassen- praxis im Deutschen Reiche beschäftigen, wird auf 14—15 000 geschätz!, es ist deshalb leicht möglich, daß die Zahl der die Verträge kündigenden Ärzte noch eine weitere Steigerung erfahren wird. * Eine Übersicht über die Verhältnisse der vom Reiche unterstützten Baugenossen schaften u. s. w. ist Dienstag abend im Reichs tage erschienen. Die Mitgliederzahl beträgt unter 100 bei 1 Genossenschaft, von 101 bis 500 bei 22 Genossenschaften, von 1001 bis 5000 bei 4 Ge nossenschaften, über 5000 bei 1 Genossenschaft. Von den seit 1900 begründeten Genossenschaften haben 7 mehr als 500 Mitglieder. Unter 100 Woh nungen sind erstellt worden bei 22 Darlehns- cmpfängern, zwischen 100 und 499 bei 9 Darlehns- empfängern, zwischen 500 und 999 bei 9 Darlehns- cmpfängern, über 1000 bei 1 Darlehnsempfänger. Die Anzahl der Wohnungen, die im Durchschnitt auf ein Haus entfallen, schwankt zwischen 1 und 13. Sie ist, von wenigen Zunahmen abgesehen, in den Ji k)erta falk. 17) Roman von Theodor Almar. evu! g.l Sein Dämon flüsterte Werden zu, daß er die Alte für sich gewinnen und bis ins kleinste sein Vorhaben dieser enthüllen müsse, wenn sie ihm eine gute Gehilfin sein solle. Als er einig mit sich selbst war, schrieb er zunächst an Ulrike, sie möge es doch bewerkstelligen, daß seine Tante auf einige Zeit nach Berlin ginge und dort Doktor Falk als ihren Hausarzt heranzöge, oder daß letzterer in ihre Nähe komme. Vom Zufall begünstigt, ließ dieser Plan sich überraschend schnell aussühren, da es der alten Dame durchaus keine Mühe machte, Falk die vakante Stelle des Kreisphysikus im Städtchen zu verschaffen. Die ahnungslose Frau wußte nicht, zu welchem Drama ihr Einfluß hier vorarbeitete, wußte nicht, daß ihr Neffe, mit dem sie auf gespanntem Fuße stand und jeden Verkehr mit ihm abgebrochen hatte, die eigentliche Triebfeder ihres Handelns war. Sie war erfreut, den Mann in ihre Nähe und zu ihrem Arzt zu bekommen, der ihr vom Krankenlager ihrer Nichte her bekannt geworden war und ihr unbegrenztes Vertrauen emgeflößt hatte. Allein Ulrike schrieb ihrem Schützling bald, Doklor Falk beherrsche seine Tante der maßen, daß für ihn, den Neffen, die reiche Erbschaft auf dem Spiele stehe. Sie hasse deswegen den Doktor und erbitte sich Verhaltungsmaßregeln, wie sie dem drohenden Verlust entgegenarbeiten solle. Das wurde der Impuls zu seiner weiteren Handlungsweise und bestimmte ihn, größeren Orten naturgemäß höher als in den kleineren. Im ganzen sind mit Reichsmitteln fertiggsstellt worden 333, in Bau begriffen 218, in Vorbereitung befindlich 151 Häuser, 1268 Woh nungen erstellt, 1753 Wohnungen noch zu erstellen. *Die sächsische Regierung hatte beabsichtigt, über die Lage in Krim mitschau eine Denkschrift zu veröffentlichen. Nachdem aber Geh. Rat Roscher Bericht über seine miß glückten Vermittelungsversuche abgestattet hat, will die Regierung sowohl auf die Veröffent lichung der Denkschrift wie auf jeden weiteren Versuch der Vermittelung verzichten. * Die badische Abgeordnetenkammer nahm am Dienstag einen Antrag auf Gewährung von Diäten und freie Eisenbahnfahrt an die Abgeordneten einstimmig an, nachdem der Minister des Innern die Zustimmung der Regierung zu demselben erklärt hatte. *JnDeutsch-Südwestafrika haben die Hereros durch Unterbrechung der Bahn linie Swakopmund-Windhoek und durch einen Angriff auf Station Waldau die F eind s eli g- keiten eröffnet. Frankreich. *Zum Präsidenten der Depu tiertenkammer wurde am Dienstag Brisson mit 257 Stimmen gewählt. 219 Stimmen fielen auf Bertrand. Zu Vizepräsi denten wurden gewählt Etienne mit 405, Lockroh mit 265, Gerville Mache mit 255 und Guillain mit 254 Stimmen. Jaurös blieb mit 119 Stimmen in der Minderheit. * Gegen den pensionierten Divisions- general Cornulier, der sich in einem Schreiben an den Kriegsminister darüber be schwert hatte, daß er entgegen dem bisherigen Brauch nicht zum Korpskommandanten ernannt worden sei, wurde am Montag vor einem Disziplinargericht verhandelt. Der General war nicht erschienen. Der Gerichtshof entschied mit 3 gegen 2 Stimmen, daß die Pensionierung des Generals in schlichten Abschied um zuwandeln sei. Italien. * In vatikanischen Kreisen verlautet, so meldet ,Wolffs Bureau', der Papst werde, um das Vetorecht abzuschaffen, anordnen, daß jeder Kardinal bei seiner Ernennung schwören solle, er werde niemals in einem Konklave im Namen seiner Regierung von dem Vetorecht Gebrauch machen. Auch die gegen wärtigen Mitglieder des Kardinalkollegiums würden einen solchen Eid leisten. Rußland. *Der Minister des Innern v. Plehwe beabsichtigt um einen längeren Urlaub einzu kommen, der sich mindestens auf ein Jahr er strecken soll, um im Ausland seine Gesundheit zu kräftigen. Balkanftaaten. *Die vor hundert Jahren durch Kara- georg begonnene BefreiungSerbiens soll, laut Ukas im .Belgrader Amtsblatt', durch ein Hundertjahrfest gefeiert werden. Amerika. * Von Vertretern aller Parteien des Landes wurde am Dienstag in Washington eine Versammlung abgehalten zugunsten eines Schiedsgerichtsvertrages mit Eng land und der Förderung des Schieds gerichtsgedankens in der ganzen Welt. *Jn Uruguay kommt es fortdauernd zu kleinen Gefechten im Innern des Landes. Doch bemühen sich angesehene Kaufleute um die Er haltung des Friedens. Bei einem Besuche, den sie dem Präsidenten der. Republik ab statteten, riet ihnen dieser, sich zu ihrem Zwecke mit den aufständischen Parteiführern in Ver bindung zu setzen. Afrika. *llber den schon erwähnten Sieg der Engländer im Somalilande wird amtlich noch gemeldet: General Egerton griff mit 2200 englischen und 1000 eingeborenen Truppen 5000 Derwische bei Dschidballi an, welche anscheinend die Hauptmacht des Mullahs bildeten. Der Feind ging zum Angriff vor, ergriff aber die Flucht, als er in der Flanke und in der Front beschossen wurde. mit der bejahrten Tante eine Aussöhnung an zubahnen. Nicht etwa aus Unruhe darüber, der bedeutenden Erbschaft verlustig zu gehen, was er bei seinem eigenen großen Vermögen leicht hätte verschmerzen können; nein, der nähere Verkehr mit seiner Tante gehörte zu seinem entworfenen Plan. Nachdem er gehört, seine Tante hätte einen „letzten Willen" zu gunsten Falks niedergeschrieben, mußten sicht bare Zeichen seiner Versöhnung mit der Baronin von Bardow geschaffen werden, sie dürfte ihm nicht mehr zürnen wegen seines früheren lieb losen ehelichen Verhältnisses, zu seiner ver storbenen Frau, er und Ulrike mußten sie dazu bringen, daß sie ihm schriebe, alles solle ver gessen sein und daß er hinsüro sich wieder ihrer alten Liebe erfreuen dürfe. Als er diesen Brief in seinen Händen hielt, da erst reiste sein teuf lischer Plan zum Entschluß heran: Falk mußte zum Verbrecher gestempelt werden, sobald seine Tante ihre Augen im Tode schloß. Keine Frage, die stolze Herta ließ sich dann von dem Ver urteilten scheiden. Alsdann erschiene er wieder auf der Bildfläche, ihre alte Neigung zu ihm — wenn dieselbe auch unausgesprochen geblieben war — würde wieder erwachen, angefacht zu neuem Leben durch sein treues Werben, und war Herta einmal sein Weib, so ließe sich nach seinem Plane die Tat der Rache mildern — denn zum Äußersten solle es dann nicht kommen. Daß Herta Kinder habe, daß sie noch eben so stolz, so schön und bezaubernd sei wie früher, daß sie ihren Mann aber nicht liebe, das schrieb Ulrike ihm in jedem Briefe, was seine Sehnsucht nach ihr nur noch mehr entflammte. Die englische Kavallerie verfolgte den Feind 10 englische Meilen weit. Seine Verluste werden auf 1000 Mann geschätzt. Zahlreiche Gefangene und 400 Gewebre fielen den eng lischen Truppen in die Hände. Die englischen Verluste betragen 41 Mann, darunter 2 Offiziere tot, 9 Offiziere verwundet und einer vermißt. Zus clem AeickstagL. Der Reichstag nahm am Dienstag seine Ver handlungen wieder auf und bestätigte zuerst durch Zuruf das Präsidium endgültig für die Dauer der Session. Bei der Erledigung von Rechnungssachen beschwerten sich die Abgg. Bachem und Dasbach (Ztr.) über die Etatsüberschreitungen der Kolonial- Vsrwaltung, während Abg. Kämpf (frs. Vp.) eine Debatte über die Begebung und die Kursverhältnisse der Reichsanleihen unter Angriffen auf das Börsen gesetz und dessen Auslegung durch das Reichsgericht herbeiführte. Schatzsekretär v. Stengel und die Abgg. Arendt streik.) und Spahn (Ztr.) traten diesen Angriffen entgegen. Dann wurde unter Zurück stellung der Interpellation des Zentrums betr. die Rechtsfähigkeit der Berufsvereine die der Sozial demokraten betr. die Wurmkrankheit der Bergleute zur Erörterung gebracht. Abg. Sachse (soz.) be gründete sie unter scharfen Vorwürfen gegen die Bergwerksbesitzer und die staatlichen Bergbehörden und verlangte die Bekämpfung der Krankheit seitens des Reiches auf Grund des Seuchengesetzes. Staatssekretär Graf Posadowsky und preuß. Handels minister Möller wiesen die Vorwürfe Sachses unter Darlegung der gegen die Krankheit ergriffenen Maßregeln als unbegründet zurück. Das Eingreifen des Reiches bezeichnete Gras Posadowsky als über flüssig und undurchführbar, weil die Einzelstaaten alles mögliche und erforderliche täten und dem Reiche, abgesehen von den finanziellen Rücksichten, auch die Organe zu dem von Sachse verlangten Eingreifen fehlten. Am 13. d. wird die Besprechung der Inter pellation der Abgg. Auer (soz.) und Gen. über Maßregeln gegen d ie Wurmkrankheit begonnen. Abg. Stötzel (Zentr.) nimmt seine Partei zunächst gegen den Vorwurf sozialdemokratischer Blätter in Schutz, daß sie im Vorjahre nicht sür diese Reso lution gestimmt habe und zählt dann die Mittel zur Bekämpfung der Wurmkrankheit auf, unter denen die peinlichste Sauberkeit an erster Stelle stehe. Abg. Hue (soz.) beklagt sich über die Schwierig keiten, die den sozialdemokratischen Rednern gemacht würden, wenn sie die Bergarbeiter über die Wurm krankheit aufklären wollten. Die Regierung sei ganz falsch unterrichtet, wenn sie glaube, daß diese Seuche zurückgehe, sie greife mehr und mehr in den Bergwerken um sich, in denen es an gutem Trink wasser fehle. Die Untersuchung der Bergleute durch die Arzte sei sehr oberflächlich, die Farnkrautkur völlig nutzlos. Preuß. Handelsminister Möller letzt dagegen Verwahrung ein, daß die Wurmkrankheft von den sozialdemokratischen Rednern und der sozialdemo kratischen Presse fortgesetzt zu agitatorischen Zwecken ausgenutzt werde. Der Minister betont nochmals, daß die Krankheit keinen Seuchencharakter habe, daß ihre Intensität dank den durchgreifenden Maßregeln gebrochen sei und, wenn die Arbeiter selbst sich den Anordnungen fügen, in wenigen Jahren ganz über wunden sein werde. Es sei nicht mit geringen Mitteln vorgegangen worden, sondern mit einem Aufwande, wie in keinem anderen Lande der Welt. In den rheinisch-westfälischen Gruben herrsche schon jetzt durchschnittlich eine achtstündige Schichtdauer, in besonders heißen Gruben werde nur sechs Stunden gearbeitet. Damit marschierten wir an der Spitze der Welt. Geh. Ober-Medizinalrat Dr. Kirchner legt dar, daß man die Wurmkrankheit ebensowenig als Volks- scuche bezeichnen könne, wie etwa die aus der Be- haftung mit Bandwurm sich ergebende Krankheit. Es handelt sich hier um eine Krankheit von großer sozialer Bedeutung, deren Bekämpfung unser aller ernste Aufgabe ist. Da sollte man nicht durch Über treibungen die Beunruhigung der Bergarbeiter ver größern. Gutes Trinkwasser ist sehr wichtig. Wenn aber die Arbeiter aus den Wasserbehältern mit Ge fäßen stillen, die sie vorher in den Schmutz gestellt haben, so liegt darin eine große Gefahr, und wir halten es daher für besser, die Arbeiter in Westfalen bei der Gewohnheit zu belasten, sich Kaffee in ge schlossenen Flaschen mitzunehmen. Abg. Höffel (freik.) erklärt di: vom Abg. Sachse erhobenen Vorwürfe gegen die Arzte, daß sie für die Behandlung der Wurmkrankheit zu Hohe Honorare verlangten, für unbegründet. Abg. Westermann (nat.-lib.) wirft den Abgg. Sachse und Hue vor, daß sie die Erregung, die sich in gewissem Maße der Bergarbeiter bemächtigt habe, parteipolitisch ausbeuten. Es sei bisher alles ge- Endlich schrieb Ulrike, daß seine bejahrte Tante in der letzten Zeit an ihrem Herzleiden viel häufiger erkranke und daß Doktor Falk dann oft stundenlang bei ihr bleibe. Sie schickte ihm auf sein Verlangen auch ein paar von Falk seiner Tante verschriebene Rezepte, die auf Digitalin lauteten. Nun war nicht mehr zu zögern. Aber was noch zu tun war, das durfte er keinem Briese anvertrauen, das mußte persönlich abgemacht werden. So reiste er denn — unter falschem Namen nach Deutschland, nach Berlin, und ließ Ulrike dahin kommen, um sich mit ihr zu ver ständigen. Auch diese, auf solchen Wegen er graut, verstand es mir größter Schlauheit, die wenigen Tage ihrer Abwesenheit von Zesen zu verdecken und in aller Heimlichkeit mit Werden zu verkehren, um den Racheplan aufs kleinste mit ihm zu verabreden und auszuspinnen. Er gab ihr hierzu ein kleines Schächtelchen mit weißen Pulvern und eine schwer mit Gold ge füllte Geldtasche, während sie ihn genau davon unterrichtete, wie verfahren würde, sobald der betreffende Tag komme, und wie sie die nötigen Zeugen zu Aussagen und Eid bringen wolle. Alles, was sie in Anschlag brachte, war so klar, so faßlich und ihm so einleuchtend, daß er in der Freude darüber, eine solche Verbündete ge funden zu haben, die Alte beim endlichen Ab schied am Arm zum Wagen auf dem Bahn hofe führte. Alles war nach Wunsch gegangen und er reiste denselben Abend wieder zurück nach Bremen und Amerika. Es dauerte nicht lange, so wurde ihm der Tod der Baronin von Bar schesten, was zur Bekämpfung der Krankheit ge schehen konnte; er müsse daher gegen die unerhörten Übertreibungen der Sozialdemokratie protestieren. Abg. Mugdan (sr. Vp.) beleuchtet vom ärzt lichen Standpunkt die bygienische Seite der Ange legenheit. Redner trift für Verbesserung der Wasch- einrichinngen in den Bergwerken nnd für Beschaffung guten Trinkwassers ein, weilt die Vorwürfe gegen die Arzte zurück, verlangt, daß Preußen den Kampf gegen das Übel nicht bloß mit Verordnungen, son dern auch mit „klingenden Mitteln" führen möge und tritt dann noch für Anstellung von Arbeiter kontrolleuren ein. Handelsminister Möller stellt einige Mißver ständnisse in der Rede des Abg. Mugdan bezüglich der bergpolizeilichen Verordnungen und der Wasch einrichtungen richtig und wiederholt, daß er Veran lassung genommen habe, dahin zu wirken, daß die Bade- und Wascheinrichtungen erheblich verbessert würden. Auf allen Zechen im Nuhrrevier seien Brausebäder eigerichtet. Abg. Brejki (Pole): In bezug ans Ober- Schlesien hat die preußische Verwaltung nicht die genügenden Vorkehrungen getroffen, nm der Wmm- krankheit mit Erfolg entgegenzutreten. Redner wendet sich dann dagegen, daß die Anschläge in den Berg werken nicht in polnischer Sprache erlassen worden sind und daß man damit eine vernünftige Forde rung lediglich aus politischen Gründen zurückge wiesen habe. Minister Möller: Wir sind auch in Ober- Schlesien in der Bekämpfung der Wurmkrankheit bis an die Grenze dessen gegangen, was not wendig ist. Abg. Becker (nat.-lib.): Herr Sachse hat von den Schwierigkeiten gesprochen, die die Arzte machten, wenn sie den Arbeitern ein wurmfreies Zeugnis, wie er sich ausdrückte — wurmfrei ist das Zeugnis ja jedenfalls immer — ansstellen sollten. Sie hätten sich vor Ihrer Kritik eingehender über die Dinge orientieren sollen; Ihre Kritik kann un möglich dazu beitragen, die Wurmkrankheit aus der Welt zu schaffen. Redner schließt mit einer Er mahnung an die Sozialdemokraten, in der Kritik etwas schwächer und in positiven Leistungen etwas stärker zu werden. Abg. Sachse (soz.): Herr Dr. Becker hat mir den Vorwurf gemacht, daß ich von „wurmfreien Zeugnissen" gesprochen hätte. Ich habe das nicht getan, aber ich würde mich trösten können, denn Herr Dr. Becker hat als Arzt von „nervenähnlichen Erscheinungen" gesprochen. Er hat dann den weiteren Vorwurf gegen uns erhoben, daß wir kein besseres Wurmmittel vorgeschlagen hätten. Von Ihnen, Herr Dr. Becker, hätte ich das am wenigsten erwartet. Leider haben wir von der Negierung das erlösende Wort nicht gehört, was sie denn eigentlich zu tun gedenkt, um Abhilfe zu schaffen. Minister Möller: Die Regierung denkt genau so in dieser Frage, wie sie in der letzten Zeit ge handelt hat. Die befragten ärztlichen Autoritäten sind der Meinung, daß die Kür nur dreimal wieder holt wird und dann eine sechswöchentliche Unter brechung einzutreten hat. Darauf wurde die Besprechung geschlossen. VoN rmä fern. Das Goethe-Denkmal für Rom. Der Stadtrat bestimmte für die Aufstellung des von Kaiser Wilhelm geschenkten Goethe-Denkmals ein Grundstück nahe der Porta Pinciana (im Norden der Stadt, außerhalb der Ringmauer!) Freiherr v. Seefried, der Gemahl der Prinzessin Elisabeth von Bayern, Tochter der Erzherzogin Gisela, erhielt nach der ,N. Fr. P.' den Grafentitel. Tod an der Festtafel. Der wiederge wählte braunschweigische Landtagspräfident Ober bürgermeister Dr. Pockels wurde am Mittwoch abend während des Galadiners beim Regenten, zu dem sämtliche Abgeordneten und Spitzen der Behörden geladen waren, vom Schlage getroffen und war sofort tot. Bankdirektor Rudolf Koch von der Deut schen Bank in Berlin, der Besitzer der Villa „Ziegenberg" in Ballenstedt a. H. ist, hat dem dortigen Magistrat zu gemeinnützigen Zwecken die Summe von 10 000 Mark überwiesen. — In der genannten Villa spielte sich bekanntlich seinerzeit der erste Akt jener Schülertragödie ab, der schließlich der Sohn des Bankdirektors infolge fortgesetzter Mißhandlungen durch seinen Hauslehrer Dippold zum Opfer siel. - Verbrüht. In Hundshausen bei Kassel stürzte ein dreijähriger Knabe, das einzige Kind einer jungen Witwe, in einen Topf kochenden Wassers und starb kurz darauf an den erlittenen Brandwunden. dow und gleich darauf Falks Verhaftung ge meldet. Unter bewandten Umständen konnte er sich wohl als den einzigen rechtmäßigen Erben betrachten, auch die Gerichtsbarkeit betrachtete ihn als solchen und rief ihn endlich, als Falk verurteilt war, zurück nach Deutschland, ihn selbst oder einen Bevollmächtigten, der sein« Sache führe. Er kam natürlich selbst. Soweit war alles nach Wunsch geglückt. Nun stand er auf der Warte und blickte aus nach einer Gelegenheit, ganz unauffällig der Gesuchten zu begegnen. In dieser Absicht hatte er die Bekanntschaft des Baurats Millner ge- sucht, um allmählich ihr näher zu kommen. — Das Märchen von der Liebe zu ihrem Gatten, welches ihm hier überall entgegentrat, ließ ihn ruhig, ja, er hätte darüber lachen können, denn wer wußte besser als er, daß sie diesen nur geheiratet, weil sie sich in ihrem Stolz und in ihrem Ehrgeiz damals getroffen fühlte? Litt sie jetzt, so war das gerechte Vergeltung; hatte sie ihn nicht unsäglich leiden lassen und keine seiner Wunden geheilt? Da fand die unerwartete Begegnung mit ihr und ihrem Vater statt und ein einziger Auf- chlag ihrer Augen sagte ihm, daß er diesem tolzen Weibe noch nicht gleichgültig geworden ei. Wie leicht wäre es ihm nur geworden, so meinte er, ihre Unnahbarkeit zu durchbrechen und wenn sie selbst eine Mauer zwischen sich und ihm aufgetürmt hätte. Da mußte ihm ein neuer Feind auftauchen in diesem Assessor von Rosen, der sowohl berufen sein konnte, ihm den Sieg aus der Hand zu ringen. Nein — wie er auch sann und nachdacht«,
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