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Politische Rund sch au. Deutschland. *Der Kaiser hat seinen englischen Manövergästen hohe Orden ver liehen: Roberts, der schon den höchsten preußischen Orden besitzt, erhielt ein wertvolles Geschenk. *Die Schnelligkeit und Entschossenheit, mit der seitens Deutschlands das völkerrechtswidrige Treiben des haitrschen RebellenschisfeS geahndet worden ist, wird sicherlich dazu beitragen, weiteren Hebelgriffen der zügellosen Bevölkerung der Neger- revubiik gegen Ausländer Einhalt zu thun. Da der Fall zu Gunsten Deutschlands so klar wie möglich liegt, kann auch keine Rede davon sein, daß das Vorgehen des „Panther" bei anderen Mächten Be» denken und Widerspruch erregen könnte. Sympto matisch ist in dieser Hinsicht die zustimmende Stellung, die die amerikanische Presse zu der Sache einniwmt. Die New Porter ,Sun' äußert, der Negerkommandant Killick habe wie ein Pirat ge handelt und sei als solcher gerichtet worden. .Commercial Advertiser' erklärt, die deutsche Hand lungsweise sei völlig gerechtfertigt und wünscht, daß die Lektion einen heilsamen Einfluß ausübe. ,Evening Post" drückte seine Freude aus über die Haltung der amerikanischen Presse, die vor Jahres frist bei einem solchen Vorgehm die Monroe-Doktrin angerufen habm würde. * Der Reichskanzler hat nach dem .Berl. Tagebl.' den Oberbürgermeister von Pose« Wittingzu einer Konferenz nach Nordemey geladen. *Dem Grafen Theodor ZoltowSki, Vize marschall des Posener Provinziallandtages und könig licher Kammerherr, wurde die WürdealsKammcr- herr entzogen, weil er erklärt hatte, an dm Kaiser tagen nicht teilzunehmen. *Eine Ursache der Fleischteue rung erblickt eine Zuschrift an die konser vative .Elbing. Zig.' dann, daß viele Land wirte zur Verwendung der reichlichen Futter stoffs Vieh kauften. „Geld hierzu hatten ihnen die unerwartet reichen Erträge der Sommer saaten im vorigen Herbst erbracht. Da die Landwirte so in diesem Jahre nicht Verkäufer, sondern Käufer für Vieh waren, mußte der Auftrieb auf die Viehmärkte stetig kleiner wer den. Durch die Abnahme des Angebots ent stand der Viehmangel und die große Preis steigerung; dieselbe empfinden der Mittelstand und die Arbeiter um so schwerer, als die rück gängige Bewegung in den Arbeits- und Lohn verhältnissen andauert. Mit geringerem Ein kommen höhere Preise für ein notwendiges Nahrungsmittel zahlen zu müssen, ist eine schwere Zumutung." Oesterreich-Ungarn. * Wie,Daily Expreß' erfährt, wird Kaiser Franz Joseph dem König von Italien keinen Besuch in Rom abstatten; er soll dem Papste vor zehn Jahren ein dahingehendes Versprechen gemacht haben. *Ein kaiserliches Patent verfügt die Auf lösung der Landtage von Nieder- Oesterreich, Ober-Oesterreich, Salzburg, Steier mark, Kärntyen, Mähren, Schlesien und Vorarl berg und bestimmt die Einleitung der Neu wahl e n. * Nachdem in den letzten Tagen die Chancen des österreichisch-ungarischen Aus gleichs von österreichischer Seite bereits in rosigstem Lichte geschildert worden waren, werden jetzt aus Ungarn Stimmen laut, die die Lage wesentlich ungünstiger erscheinen lassen. Wie der ,Nat.-Ztg.' aus Budapest berichtet wird, istdas Schicksal des Ausgleichs heute ebenso ungewiß, wie vor Monatsfrist. Die jüngsten Verhand lungen brachten in wesentlichen Punkten des Zolltarifs keine Verständigung. Die Mög lichkeit eines vollständigen Schei terns der Tarifverhandlungen stehe auch heute noch offen. * Von den Teilnehmern an den Exz ess e» in Agram hat die Polizei bisher 120 Per sonen, darunter mehrere Gewerbetreibende, ab geschoben. Ebenso wurde der Redakteur Adamowitsch zwangsweise nach Belgrad abge schoben. Von den Verhafteten find bereits 40 dem Staatsanwalt übergeben worden. Frankreiev. *Zur Petersburger Botschafter- Affäre veröffentlicht der,Malin' eine Unterredung mit einer der berussten Persönlichkeiten, nach Ler diese gesagt haben soll, man werde niemand glauben machen, daß die Pensionierung ohne Zu stimmung des Kaisers von Rußland erfolgt fei. Montebello möge unbesorgt sein. Sein Nachfolger habe in Rußland keine Schwierigkeiten zu besülchien. Der neue Botschafter Bompard werde am rufsijchen Hofe die Aufnahme und den Erfolg finden, die seine langjährige Thäligkeit verdiene. In Marquis de Montebello hatten wir, so fügte die Persönlich keit hinzu, einen Botschafter gewisser französi scher Par leim. In Bompard werden wir einen Botschafter der französischen Republik sehen. — Wenn man dem ,GauloiS' glauben darf, so besteht that- V. Aignist, kommandierender General des an den Kaisermanövern beteiligten 3. Armeekorps. sächlich ein enger Zusammenhang zwilchen der Aus führung des VereinSgcsetzeS und dem unfreiwilligen Rücktritt des bisherigen französischen Botschafters in Petersburg, de Montebello. Als der Zar diesem seine guten Dienste angeboten habe, um sein Ver bleiben in Petersburg zu erwirken, habe de Monte- bello geantwortet: „Meine Lage ist hier unhaltbar. v. Stülpnagel, kommandierender General des an den Kaisermanövern beteiligten 5. Armeekorps. Ich muß nach Paris zurück, La die Regierung die Ordensschwestern aus meinem Schloß Stör aus treiben will. Ich lege Wert daraus, an diesem Tage an Ort und Stelle zu sein, damit die Regierung gleichzeitig einen französischen Botschafter und In haber des Großkreuzes der Ehrenlegion auszutreiben hat." Die Marquife de Montebello habe zudem im Ministerium des Innern persönliche Schritte gethan, um die Schließung der betreffenden Schule zu ver hindern. Es sei ihr aber entgegnet worden, man könne für sie keine Ausnahme machen. „Sehr wohl," hätte darauf die Gattin des Botschafters gesagt, „dann werden Sie mit den Schwestern auch mich mit Gewalt vor die Thür setzen muffen." " Der Mwistcrrat beschloß, den Oberstleutnant de Saint Remy zur Disposition zu i stellen. "Der Gouverneur in Martinique hat den nördlichen Teil der Insel räumen lassen. E«qlaud. *Chamberlain erklärte am Dienstag einem Berichterstatter gegenüber, die Buren- generale hätten erfolglos versucht, iür die Burerflüchllings die Erlaubnis zur Rückkehr in die Heimat ohne Ablegung des Unterthanen eides zu erlangen. Sie hätten sich ferner be müht, die Zusicherung zu erhalten, daß gewisse ehemalige Beamte der Burenrepubliken sobald als möglich unter der neuen Verwaltung in ihren früheren Stellungen ähnlichen Aemtern ernannt werden sollen. Chamberlain habe es abgelehnt, für die Regierung bindende Er klärungen abzugeben. Italien. * Die italienischen Sozialdemokraten ballen einen Kongreß in Imola ab, der Stadt, in welcher zuerst ein Sozialdemokrat in die Kammer gewählt wurde. Der Bericht des ,Vorw.' hebt hervor, daß das Ministerium den Mitgliedern des sozialdemokratischen Kongresses besondere Fahrpreisermäßigungen zugestanden Halle!! * Im Kongreß siegten die gemäßigten Elemente, indem mit 458 gegen 270 Stimmen eine Resolution angenommen wurde, welche besagt, daß die italienischen Sozialisten evolutionär (für die reformatorische Entwickelung) und nicht revolutionär seien. Holland. * Der Kolonialminister van Asch van Wyck ist am Dienstag vormittag ge storben. Ruhland. * Gerüchte über die Zarin bleiben an der Tagesordnung. So läßt sich das ,Berl. Tagebl.' aus Petersburg melden: „Obwohl in Hofkreffen ein gewisses Stillschweigen über den traurigen Vorfall mit der Zarin beobachtet wird, scheinen sich die anfänglichen Gerüchte in vollem Umfange zu bestätigen. Aus glaub würdiger Quelle wird mir folgendes mitgeteilt: Aus dem Speisezimmer der Kaiserin Aiexgndra führen vier Stufen ins Nebenzimmer. Hier glitt die Zarin am vorigen Mittwoch aus, worauf die Totgeburt eines Knaben erfolgte." Balkaustaate«. *Rußland hat die Weigerung der Pforte bezüglich der Durchfahrt von vier nicht armierten Torpedo booten durch die Meerengen beant wortet, die Einwände der Pforte verworfen und besteht auf der Durchfahrt. Amerika. * Die Finanzen der Ver. Staaten befinden sich in einem wahrhaft glänzenden Zustande. Wie das ,Büreau Renier' am Montag aus Washington meldet, find im Staatsschatz gegenwärtig 573 936 194 Dollar Gold auf gespeichelt, der größte Goldbetrag, der jemals vorhanden war, und, wenn man von dem Bestände des russischen Staatsschatzes vor acht Jahren abfieht, der größte Goldvorrat, den jemals seit Menschengedenken ein Land in seinem Staatsschätze hatte. Dieser Bestand mehrt sich täglich um 200 000 bis 300 000 Dollar und für die nächste Zeit ist eine Ab nahme nicht zu erwarten. * Präsident Castro hat angeblich die Aufständischen, die unter den Generalen Luciano Mendoza und Riera standen, in einem erbittenen Kampfe beiTinaquillo vollständig geschlagen. Afrika. * Die Lage inMarokko gilt als sehr ernst. Der Londoner Morning Poft' werden Nachrichten aus Tanger übermittelt, wonach die Kabylen sich in der Nähe von Mequinez auf« hielten und von neuem das dortige Juden- vieriel angegriffen hätten. Zwei Kuriere, ein Deutscher und ein Franzose, die Depeschen nach Mequinez bringen sollten, seien ermordet worden. 7000 Mann Truppen seien von Fes nach Mequinez unterwegs, um die Unruhen zu unter drücken. Unverstanden. 1) Roman von Marie Weber.*) Die immer höher steigende Septembersonne wart 'bre milden Sirahlen auf das rot- und weißgestreifte Zeltdach einer hübsch angelegten Terrasse, unter dessen Schutz zwei Damen saßen. Die eine derselben war schon über das Mittelalter hinaus, aber trotz ihrer sechzig Jahre batte sie sich vorzüglich erhalten. Das weiße Haar legte sich in vollen, dichten Wellen auf eine hohe Stirn, auf der sich nur wenige feine Fältcben zeigten, und die großen, blauen Augen bl'cksen noch fest und klar unter den dichien Wimpern hervor. Das blaffe Gesicht der Dame zeigie edle, aber strenge Züge; das scharf aus« georägte, etwas hervorlretende Kinn deutete aus einen festen, energischen Charakter, der sich sogar in der ganzen Haltung der hochgewachsenen Gestalt ausprägte. Den vollkommensten Gegensatz zu dieser imposanten Erscheinung bildete die jüngere Dame, die, sich bequem in ihren Gartenstuhl Mucklegnend, mit gelangweilter Miene in einem Journal blätterte. Hellblondes, üppiges Haar umgab ihr Gesicht, das vollkommen schön zu nennen gewesen wäre ohne den Ausdruck von Phlegma, der den reizenden Zügen einen Stempel von Geistlosigkeit aufdrückte, dem die großen rehbraunen Augen allerdings wider sprachen. Aber man hatte selten Gelegenheit, einen Blick in diese Augen zu thun, denn die Besitzerin derselben hielt die Wimpern meist ge» *1 Unberechtigter Nachdruck wird verfolgt. senkt, als sei sie zu müde zu einem offenen Blck, und wenn der kleine Mund sich zum Sprechen öffnete, dann geschah es so langsam, daß mau die Geduld darüber verlieren konnte. Trotz dieser großen Verschiedenheit in dem Aeußeren der beiden Damen war eine gewisse Aehnlichkeit zwischen ihnen nicht zu verkennen. Ein scharier Beobachter sah auf den ersten Blick, daß er Mutter und Tochter vor sich hatte. Die Baronin von Dahlen stand im Anfang der Dreißiger und war bekannt als eine äußerst phlegmatische, ruhige Dame; ihrer Mutter, der verwitweten Frau Landrat von Hohenzil, sagte man nach, daß sie Thatkraft, Energie und eine an Eigensinn grenzende Zähigkeit be saß, Eigenschaften, die man ihrer Tochter nicht nachrühmen konnte. Lanbrat von Hohenzil, ein guter, weich- mütiger Mann, hatte seiner Gattin in allen Dingen ihren freien Willen gelassen. Die Dame hatte immer nach ihrem Gutdünken ge schaltet, ohne sich um die Meinung ihres Gatten zu kümmern, und als er nach zehn jähriger Ehe die Augen schloß, da gab es eigentlich niemand, der den guten Landrat sehr vermißt hätte. Ein Sohn und eine Tochter waren dieser Verbindung entsprossen. Edgar von Hohenzil wurde kurzweg dazu bestimmt, Landwirt zu werden, um das ihm zufallende Majorat einst selbständig verwalten zu können. Elise, die »um ein Jahr jüngere Tochter, mußte auf Beseht der Mutter mit sechzehn Jahren einen drei mal so alten Mann heiraten, den Baron von Dahlen, der allgemein als ein Krösus bekannt war. An Widerspruch hatte wohl keines der Kinder gedacht. Edgar war Landwirt geworden und befand sich ganz wohl in dieser Stellung. Elise war überhaupt noch viel zu sehr Kind, um die Wichtigkeit des gcthanen Schrittes zu ermessen. Herr von Dahlen besaß in Berlin ein Palais, in das nun die junge Frau ein zog. Ob sie in ihrer Häuslichkeit glücklich war, danach fragte die Matter nicht; sie hatte ihrer Tochter ein glänzendes Los verschafft, was konnte diese also noch mehr verlangen? Der Baron führte ein sehr luxuriöses Leben; er gab glänzende Feste, von denen ganz Berlin sprach, und die Frau hatte so viel zu thun, um die Honneurs zu machen, daß sie kaum Zeit fand, sich mit ihrem Töchterchen zu beschäftigen, das ihr der Himmel geschenkt hatte. Nach > Wölf Jahren einer sehr kühlen, gleich gültigen Ehe starb der Baron, und nun zeigte es sich, daß er doch nicht ganz der Krösus ge wesen wsr, für den man ihn gehalten hatte. Die fürstliche Einrichtung, die wertvollen Ge mälde, alles mußte hergegeben werden, um die Schuldenlast zu decken, die auf den Schultern der jungen Frau ruhte. Nichts als die vier kahlen Wände des Palais blieben übrig. Das war alles, was gerettet worden war. Die Frau Landrat, die auch hier thätig ein gegriffen hatte, brachte es dahin, daß das Palais verkauft wurde; die Zinsen dieser Summe warfen jährlich eine Rente ab und da Frau von Hohenzil Mutter und Kind zu sich nahm, so war der Baronin wenigstens eine an ständige Existenz gesichert. Die Frau Landrat Von ANch mrd Fern. Der „alte Aritz" für Washington. Bekanntlich hat der Kaiser nach der Amerika reise des Prinzen Heinrich den Ver. Staaten eine Statue Friedrichs des Großen als Geschenk angeboten. Zuerst hieß es, es sei für Washington ein Abguß des Uphuesschen „jungen Fritz" in der Siegesallee bestimmt. Wie nun vom ,Berl. Tagebl.' gemeldet wird, hat der Kaiser seinen Entschluß geändert. Die Amerikaner erhalten einen alten Fritz, und zwar einen Bronzeguß nach Gottfried Schadows Marmor statue im Provinziallandhaus zu Stettin. Die nötige Absormung hat bereits in diesen Tagen stattgefunden. Die Beerdigung BirchowS hat in Berlin am Dienstag mittag vom Rathause aus statt gefunden. Das Magistratskollegium, die Stadt verordneten, freisinnige Vereine und viele in Wissenschaft und Kunst hervorragende Personen beteiligten sich an dem Leichenzuge. Ein Gedenkstein für den Hochmeister Ulrich v. Jungingen ist auf einem Felde bei GUgenburg entdeckt worden. Der 200 Zentner schwere Stein trägt, wie man der ,Eibinger Ztg.' berichtet, die deutlich lesbare Inschrift: „Im Kampf für deutsches Wesen, deutsches Recht starb hier der Hochmeister Ulrich v. Jungingen am 15. Juli 1410 den Heldentod." Ei« Hünengrab ist vor einigen Tagen von dem Oberlehrer Dr. Beetz-Schwerin in der Nähe der Primerburg bei Güstrow au'gedeckt worden. Es ist ein steimeitliches Megalith grab, 3,75 Meter lang, 85 Zentimeter breit, und ist durch kleine senkrecht in den Boden ge stellte Platten von 20 Zentimeter Höhe in drei Kammern geteilt. Die beiden Langseiten werden durch je vier Granitblöcke, die untereinander wieder durch Steinsetzungen verbunden find, gebildet und die als Träger der Deckplatten gedient haben. Am Kopfende im Westen schließt ein bedeutend größerer Block das Grab ab, während im Osten zwei halbkreisförmig ge stellte Steine den Eingang zu den Grabkammern bilden. Der Boden besteht aus weißen Feuern steinen, die auf Plattsteinen aufgelegt und mit einer Lehmschicht bedeckt find. Die beiden äußeren Grabkammern waren leer, in der mittleren befanden sich die Knochenreste einer Kinderleiche, ein kleines Trinkgefäß und ein oval geformter glatter Steinteller der damaligen Zeit. Das Grabmal soll umfriedigt und er halten werden. Hundert Soldaten vom Blitzschlag ge troffen. Wie der Inhalier Kurier' meldet, wurden an 100 Mann des 93. Infanterie-Regi ments im Manövergelände vom Blitzschlag ge troffen. Vier Mann find tot, zahlreiche Leute liegen besinnungslos danieder. Daft die Hallige» an der Westküste Schleswig - Holsteins ihre Eigentümlichkeiten haben, weiß jeder. Wenig bekannt dürste sein, daß viele Tiere, die auf dem benachbarten Fest lande heimisch find, die Inseln bisher ängstlich mieden. Die Halligbewohner kannten manche Säugetiere, wie den Maulwurf und den Igel, nur vom Hörensagen. Seit einiger Zeit aber find beide Tiere auf den Inseln gefunden worden. Gleichzeitig hat sich auch ein unlieb samer Gast eingebürgert: die Ratte. Es ging die Sage, die Ratten mieden die Halligen, weil die Eilande dem Untergang durch die nie rastenden Fluten der Nordsee verfallen seien. Neuerdings hat die Staatsregierung bekanntlich durch umfangreiche Uferschutzbauten der all mählichen Zerstörung durch das Meer Einhalt geboten. Seitdem haben anscheinend die Natten ihre Ansicht über die Zukunft der Halligen ge ändert, denn ihre Zahl ist auf dem Eilande bereils sehr groß. Flüchtiger Glockengießer. In Apolda ist der hochcmgesehene Fabrikbesitzer Ulrich, Mit inhaber der Glockengießereien Gebrüder Ulrich in Apolda, unter Hinterlassung von Wechsel schulden im Betrage von mehr als 300 000 Mk. flüchtig geworden. Der Vorfall erregt große Sensation. Eine« schauerliche« Selbstmord beging der 18 jährige Lehrling Machenbach aus Höh scheid, indem er sich von der 107 Meter hohen hatte ihrem Gatten als Morgengabe ein kleine- Gut mitgebracht, das sie, seit ihr Sohn mündig geworden war, als Witwenfitz benutzte. Kiein-Hohenzil war ein hübscher Besitz und zum ständigen Aufenthalt für zwei Damen ganz geeignet. Das Schlößchen lag nicht allzuwest von dem großen Majoratsgut entfernt, und die nahegelegene Stadt, so unbedeutend sie auch war, bot doch für den Winter mancherlei An nehmlichkeiten. Die junge Witwe empfand durchaus kein Verlangen, sich in das bunte Treiben einer Großstadt zu stürzen; sie mochte wohl an den gemachten Erfahrungen genug haben und war es daher ganz zufrieden, auf dem Lande zu leben und sich ihrem Töchterchen zu widmen, dessen Lebhaftigkeit der strengen Großmama oft Anlaß zu ernsten Rügen gab. Während die junge Frau in den Zeitungen blätterte, hatte sich ihre Mutter mit den ange kommenen Briesen beschäftigt, die sie mit ihrer gewohnten Würde Wort für Wort durchlas. Die ersten beiden mochten nur Unbedeutendes enthalten, denn sie wurden gleichgültig bei seite gelegt; aber das dritte Schreiben schien die Aufmerksamkeit der alten Dame in hohem Grade zu erregen, sie las es zweimal durch und sagte bann in befriedigtem Tone: „Endlich! So ist mein Wunsch doch in ErMung ge gangen l" Die Baronin blickte von ihren Zeitun gen auf. „Du hast angenehme Nachrichten erhalten, Mama?" „Sehr angenehme! Lies selbst, mein Kind l"