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Start des Luftschiffes, der bekanntlich um Mitternacht erfolgen soll, günstig. — Für den Weltflug haben sich nunmehr fünf Passagiere endgültig gemeldet. Sie be zahlen einen Fahrpreis von je 9000 Dollar. Es sind dies der Schriftsteller Joachim Richard, der Sohn des bekannten Stahlkönigs William V. Leeds, Otto Hillih. der amerikanische Marinesachverständige Kommandeur Rosendahl und ein Ungenannter. 21 Passagiere wollen nach dem Ausweis der Passagierliste die Fahrt bis Friedrichshafen mitmachen. Neueste Nachrichten. Ein deutscher Dampfer auf Grund gelaufen. London, 7. Aug. Der deutsche Dampfer „Franken wald" ist nach Berichten aus Guayaquil in der Nähe der Insel Puna auf Grund gelaufen. Man befürchtet, das; er verloren ist. Die englische Negierung und der Streik in der Vaum- wollspinnereiindustrie. London, 7. Aug. Da die Aussichten auf eine Bei legung des Streiks in der Baumwollspinnereiindustrie noch immer äusserst gering sind, hat sich der Minister präsident Macdonald am Dienstag bei seinem Aufent halt in London durch das Arbeitsministerium über die Lage unterrichten lassen. Es wurde eine Erklärung ver öffentlicht, daß die Regierung den Konflikt mit regem Interesse verfolge, was schon vor einigen Tagen durch die Ernennung eines Untersuchungsausschusses zum Ab druck gekommen sei. Der Ausschuß werde seine Unter suchung fortseßen. Die Erklärung schließt mit der Ver sicherung, daß sich Ministerpräsident Macdonald über die weitere Entwicklung auf dem laufenden halten werde und bereit sei, eine Beilegung des Konfliktes zu unterstützen. Der Stillstand in der Spinnereiindustrie macht sich bereits an der Börse von Manchester bemerk bar, wo der Tuch- und Garnhandel praktisch bereits auf gehört haben. Blutige Streikunruhen in Kalkutta. London, 7. August. In Kalkutta kam es am Dienstag zwischen streikenden Spinnnereiarbeitern und der Polizei zu schweren Zusammenstößen, in deren Ver lauf 8 Personen getötet und über 20 verletzt wurden. Die Polizei hat Verstärkungen erhalten, da die Lage von Stunde zu Stunde ernster wird. Während des Wochenendes sind weitere 35 Mühlen geschlossen wor- oen. Die Gesamtzahl der Streikenden hat inzwischen 200 000 erreicht. Die chinesisch-russischen Verhandlungen auf dem toten Punkt. London, 7. Aug. Nach einer Meldung aus Nan king teilt die Nankingregierung amtlich mit, daß in den chinesisch-russischen Äusgleichsverhandlungen in Man- dschuria ein toter Punkt erreicht worden sei. Die chine sischen Unterhändler sähen sich außerstande, die russische Forderung auf Wiedereinsetzung des russischen Mitlei ters der chinesischen Osteisenbahn anzunehmen. Das Nankinger Außenministerium hat den chinesischen Ge sandten in Washington angewiesen, den Unterzeichnern des Kelloggvertrages alle Einzelheiten über den Ver lauf der Besprechungen in Mandschurin zu übermitteln. Die englisch-ägyptische Spannung. Der neue Vertragsentwurf. London, 7. Aug. Das Foreign Office veröffent licht den Text des neuen englisch-ägyptischen Vertrags entwurfs, der in 16 Punkte zerfällt. Die bedeutsamsten sind folgende 1. Räumung Aegyptens durch die britische Armee mit Ausnahme der Suezkanal-Zone. 2. Die Besetzung dieser Zone wird beschränkt auf das Gebiet westlich des 32. Längengrades, d. h. ein Gebiet etwa 45 Meilen Schweres Blut. Roman von Emmi Lewald. 26) (Nachdruck verboten.) „Wenn ich die vergangenen Dinge vergessen habe, könnten Sie sie doch auch vergessen!" rief er rauh. „Sie können leicht vergessen, weil Sie der Gebende sind, nicht in der trostlosen Lage, in der ich bin." „Ihre Lage! Sie brauchte nicht trostlos zu sein, wenn Sie Ihren Eigensinn überwänden. Sie hätten sich die Hei mat gerettet und alles wäre wie zuvor." Sie schüttelte den Kops. „Ich kann nicht von Ihrer Gnade leben!" Er sah auf die beiden blonden Häupter herab. Eine böse Falte stand in seiner Stirn. „Gut also, dann leben Sie wohl. Mit meinem zweiten Vorschlag wage ich nach dieser Erfahrung mit dem ersten nicht mehr zu kommen." Er ging langsam. Sie sah auf, wie er im Türrahmen verschwand. Er sah zurück, als hoffte er, daß sie ihn zu- rückriefe; aber sie fand kein Wort. „Ich sehe es ja, wie Sie sich quälen," sagte er. „Quälen Sie sich doch nicht so —- sagen Sie Ja!" Sie schüttelte den Kopf. Er seufzte tief auf, wie nach einer harten Arbeit, und wollte gehen, aber mit einemmal kam er zurück und zog einen Stuhl vor Gerda und das Kind. Er stützte den Ellen bogen auf vas Knie. „Wären wir beide älter," begann er dann mühsam, „würden wir vielleicht weiser sein und die Dinge richtiger machen. So scheint mir alles zum Scheitern bestimmt und ich weiß vas Mittel nicht, diesen Gang der Angelegen heiten anfzuhalten. Wäre ein dritter Mensch jetzt da, ein Vermittler, der hülfe vielleicht. Wir zwei sind aber auf uns allein gestellt. Darum rate ich Ihnen, noch folgendes zu erwägen. Dies Schloß ist mir nichts, wenn Sie nicht darin sind! Wenn Sie gehen, ist jede Beziehung zwischen uns ausgelöscht, und begegnen wir uns irgendwo — bei einem Rennen oder Wohltätigkeitsverkauf — dann können wir nur noch fremder und unpersönlicher aneinander vor über als bisher. Sie haben nur jetzt die Wahl. Was Sie jetzt ausschlagen, wiederholt sich nicht. Bedenken Sie alle folgen bis in das letzte! Ich will dann auch keine Gut- mütigkeitsbeziehungen von Ihnen zu meinem Neffen mehr auch vas hatte alsdann keinen Sinn mehr für mich und Mr ihn. Wenn Sie wirklich echtes Gefühl haben für dies mutterlose Kind, dann tun Sic auch dies mit in die Waq- westlich vom Nil und 50 Meilen westlich vom Suez- kanal. Z.Zwischen den Parteien wird ein Bündnisver trag abgeschlossen. 4. Die Kapitulationsrechte werden abgeschafft, sobald die Zustimmung der übrigen Mächte hierzu von Großbritannien erlangt werden kann. 5. Der Posten des Oberkommis sars wird abgeschafft. Beide vertragschließende Parteien ernennen Botschafter in Kairo und London. 6. Alle Meinungsverschiedenheiten zwischen Großbri tannien und Aegypten aus dem Vertrage werden dem V ö l k e r b u n d zur Entscheidung unterbreitet. 7. Ein Antrag Aegyptens auf Zulassung zum Völkerbund, der jedoch Punkt 1, d. h. Fortdauer einer teilweisen britischen Besatzungsmacht, in Betracht zu ziehen hat, wird von der britischen Regierung unter stützt werden. 8. Für den Fall, daß die ägyptische Re gierung es für notwendig halten sollte, militärische In strukteure heranzuziehen, dürfen diese nur von England gestellt werden. Das gleiche gilt für Zivilbeamte in führender Stellung mit dem Unterschied, daß hier an Stelle der Muß- die Soll-Vorschriften vorgesehen sind. Widerstände in Ägypten. König Fuad hält seine Anwesenheit in Aegypten für dringend notwendig, da sich dort Widerstände gegen den Vertragsentwurf geltend machen. Der frühere ägyptische Ministerpräsident Nahad Pascha hat nach Kairoer Meldungen bereits im Namen der Wafd-Par- tei einen Aufruf an die ägyptische Nation gerichtet, in dem das schleunige Verschwinden der gegenwärtigen Ne gierung verlangt wird. In den englischen Morgenblüttern findet der Ver tragsentwurf in Leitartikeln eine sehr eingehende Wür digung. In einem Teil der konservativen Blätter geht er in wesentlichen Punkten zu weit, während er im liberalen Lager und beim arbeiterparteilichen „Daily Herald" Zustimmung findet. Aus aller Well. * Landgerichtsdirektor Bombe tot aufqefunden. Am Dienstagvormittag wurde an einem Waldrande in der Nähe des Ufers des Viskow-Sees bei Zechliner- Hütte die Leiche des seit Wochen vermißtenLandgerichts- direktors Dr. Bombe von einem Rheinsberger Fischer aufgefunden. Neben dem Toten lagen Hut, Mantel und Stock sowie ein Revolver. Es ist deshalb kaum zweifelhaft, daß Bombe wahrscheinlich in einem Zu stand geistiger Umnachtung Selbstmord verübt hat. Man nimmt an, daß sich Bombe an seinem Geburtstag, also vor etwa acht Tagen, getötet hat. Landgerichts direktor Bombe war zum letzten Male am Sonntag, dem 21. Juli, gesehen worden. Er hat in seiner Rock tasche einen Abschiedsbrief, gerichtet an den Präsiden ten des Landgerichts III Berlin hinterlassen, Ueber den Inhalt des Briefs, der vermutlich restlos Ausschluß über die Tat des Unglücklichen geben wird, ist vorläufig noch nichts bekannt. Als Barschaft fand sich in der Geld börse des Toten ein Betrag von 85 RM. Die gleiche Summe hat auch Bombe vor seinem Tod in seinem No tizbuch als Bestand seiner Reisekasse vermerkt. * Ein zweites Opfer der Zusammenstöße am Na tionalsozialistentag. Ein Nationalsozialist aus Lorch am Rhein, der bei Len Zusammenstößen am vergange nen Sonntag schwer verletzt wurde, ist im Theresien- Krankenhaus in Nürnberg gestorben. * Das 31. Todesopfer der Schlagwetterkatastrophe in Waldenburg. Von den im Grubenlazarctt unterge brachten Schwerverletzten ist am Dienstag der 17jährige Schlepper Richard Wilke aus Weißstein gestorben. Da durch hat sich die Zahl der Toten bei der Schlagwetter- katastrophe in Niederhermsdorf auf 31 erhöht. * Moor- und Heidebrand bei Leiferde. Am Mon tag wütete in Leiferde ein großer Moor- und Heide schale! Und dann das Wichtigste: Niemand kann Ihnen Ihre Heimat erhalten außer mir! Nur in meiner Hand liegt diese Möglichkeit! Und wenn Sie das alles bedenken, wollen Sie denn noch bei Ihrem „Nein" bleiben um ge wisser Vorurteile willen, die es ja im Grunde gar nicht mehr gibt? Wenn Sie ein wenig Güte in sich haben, dann rechnen Sie auch die Wohltat und Hilfe als Gewicht, die Sie mir erweisen, wenn Sie „Ja" sagen. Es ist doch etwas Edles in der Hilfe für andere." Er sah mit einemmal, daß sie weinte. Da stand er auf. „Wollen Sie denn nicht doch Bedenkzeit?" „Nein," sagte sie, „es ist ganz zwecklos. Es ist heute wie immer. Es mag sein, daß meine Zukunft mich in Abhängigkeitsverhältnisse schleudert, die viel schwerer sind. Nur hier kann ich es nicht — so als Letzte meine- Hauses. Ich kann mich nicht von Ihnen erhalten lasse«.— Ich kann nicht von Ihrer Gnade leben!" Er seufzte tief auf. „Dann muß Schluß sein," sagte er mutlos — „für immer. Ein zweites Mal will ich nicht durch solche Dinge hindurch müssen. Sie sind zu schwer, denn ich habe zu viel von meiner Seele hineingeworfen." Gerda saß wie versteinert, hörte seine Schritte ver hallen. Ja, es würde Schluß sein. Dieser Mann verstand ja, Schluß zu machen und aufzuräumen. Er hatte Viola Härt ling aus seinem Leben gestrichen. Er würde auch sie streichen. Ob Viola Hartkina wohl bereute, was sie sich ver- scherzt hatte? Und sie? Der Knabe wachte auf und streichelte ihr Gesicht mit seiner kleinen, warmen Hand. Er war wie rückverwandelt, sein sorgloser Lebensglaube war wieder da. Sie stand auf. Sie stieß das Fenster auf und lehnte sich in den Abendwind. Dann ging sie mit dem Kino durch vas alte Haus — in die Äpfelkammer, wo es herrlich nach Gravensteinern roch. Sie ließ ihn die schön sten aussuchen und schälte sie ihm. — Sie spielte mit ihm und machte ihm sein Bett neben dem ihren zurecht. Da brachte vie Alte einen Bries herein — eine un bekannte Hund. Wohl Härtlings Hand. Er war im Groll gegangen. Er hatte es offenbar sehr eilig mit der Ab rechnung. Sie legte den Bries auf deu Kaminsims. Las halte ja Zeit ... sie war nicht imstande, jetzt diesen Bries zu lesen . . . Seltsam, dachte sie. Ich bin wie ein Ertrinkender. Und jemand kommt, mich zu retten Und ich gönne dem brand, dem bisher 100 Morgen Moor und Heide sowie ein größerer der Gemeinde Vollbüggel gehöriger Kie fernbestand zum Opfer gefallen sind. Die Freiwillige Feuerwehr sowie die Bewohner der umliegenden Ort schaften arbeiten an der Bekämpfung des Brandes, doch mußte noch eine Motorspritze angefordert werden, da es nicht gelang, des Feuers Herr zu werden. * Die Herzogin auf der Bühne. Die junge Her zogin von Anhalt, deren Ehe, wie bekannt, geschieden wurde, nimmt ihre künstlerische Tätigkeit wieder auf. In dem der Leitung ihres Vaters, des Intendanten Kurt Strickrodt, unterstehenden Kurtheater tritt sie in der Titelrolle des Lustspiels von Presber und Stein „Ballerina des Königs" auf. Die geschiedene Herzogin von Anhalt, die jetzt den Namen Gräfin von Askanien führt, gastiert unter ihrem Mädchennamen Elisabeth Strickrodt. * Autobus in den Straßengraben gestürzt. In der Nähe von Gent stürzte ein vollbesetzter Autobus in den Straßengraben. 24 Insassen wurden zum Teil schwer verletzt. * Wieder Gefangenenausbruch aus einem amerika nischen Gefängnis. Aus dem Zuchthaus in Lansing (Kansas) sind eine Reihe Gefangener ausgebrochen. Nach den ersten vorliegenden Meldungen sollen zwei getötet und mehrere verletzt worden sein. 14 Gefange nen gelang es, zu entfliehen. Aus öem GerichtsZaal. k. Ein seltsamer Fall von Fundunterschlagung vor Gericht. — Die Koffer des brasilianischen Bankiers Milton. Am 22. Mai hatte ein auf der Durchreise be griffener Bankier Milton aus Brasilien in Dresden wäh rend einer Stadtrundfahrt den Eepäckhinterlegungsschein für seine beiden Koffer verloren, zunächst aber auch nicht sogleich eine Anzeige erstattet. In den Abendstunden des genannten Tages ließ sich nun der 25 Jahre alte Schuhmachergehilfe Gotthard Georg Mühle mit den frag lichen Koffern in einer Kraftdroschke nach seiner elterlichen Wohnung in Liebenau fahren. Wie sich später heraus stellte, hatte er den Gepäckschein gefunden und die Koffer selbst abgeholt oder durch eine andere unbekannte Person holen lassen. Dem Kraftwagenführer war das Benehmen seines Fahrgastes aufgefallen, der sich von ihm unterwegs Werkzeuge lieh, um die Koffer zu öffnen, weil er an geblich die Schlüssel verloren hatte. Auf eine Anzeige hin fand in dem Grundstück in Liebenau eine Durchsuchung statt, wobei der Inhalt der Koffer in verschiedenen Ver stecken vorgesunden und gesichert werden konnte. Da eine Verlustanzeige anfänglich nicht vorlag, so kam der Ver dacht auf, der Eigentümer jener Koffer sei entweder selbst eine Person, die allen Grund habe, ihre Anwesenheit in Dresden nicht bekannt werden zu lassen, oder es handele sich um einen Mann, der in irgendeinen Hinterhalt ge lockt, ermordet und seiner Habseligkeiten beraubt worden sei. Erst mehrere Tage später klärte sich die Angelegen heit auf, über die damals wiederholt berichtet worden ist. Mühle, der vorbestraft ist und sich wegen einer an deren Sache in Haft befindet, stand am Dienstag wegen Unterschlagung vor dem Gemeinsamen Schöffengericht Dresden. Mit ihm hatten sich seine Eltern, der 1861 zu Glashütte geborene, in Liebenau wohnhafte Bäcker meister Paul Wilhelm Mühle und dessen um zwei Jahre jüngere Ehefrau Ida Klara Mühle geb. Fischer wegen Begünstigung zu verantworten. Mühle junior erzählte eine höchst unglaubhafte Geschichte, wie er in den Besitz der Koffer gelangt sei. Ein Unbekannter habe ihn im Hauptbahnhof angesprochen und mit der vorübergehenden Beaufsichtigung der Sachen betraut. Weiter sei er auch um 60 Mark angeborgt worden. Die Verhandlung, zu der fünf Zeugen erschienen waren, endete mit der Ver urteilung Mühles wegen Unterschlagung zu fünf Mo naten Gefängnis, während die Eltern wegen Begün stigung mit 100 bzw. 50 M. Geldstrafe davonkamen. Retter das nicht und versinke lieber. Es ist jemand da, mich zu beschützen — jemand, von dem ich nicht beschützt sein will . . . Und nun muß ich vie Folgen tragen. Alles vor bereiten. Irgendwann mich wegstehlen, wenn niemand es bemerkt. Vielleicht den alten General hersenden, daß er das alles liquidiert, falls man Käufer findet . . . Hartking tat dann diese alte Wessenburg von sich ab wie ein lästiges Ding. — Er ging in seine Wälder. Er hatte genug von dem allem . . . Sie sah auf dem geschnitzten Stehpult, an dem einst ihr Vater die wenigen Briefe schrieb, zu denen er sich überhaupt herbeiließ, die Familienchronik liegen, in Leder und Silber. Sie trug das Buch an die Lampe und suchte die Seite mit dem Bischof Wedigo, der so trotzig gewesen war, daß er lieber in den Flammen umkam, ehe er einem verfein deten Lehensvetter die Ehre gönnte, ihn zu retten. Ja, das war Wessenbergisch! Sie schrieb aus die letzte leere Seite Albrechts Todes- datum. Run sollte nur noch das Datum ihres Abschieds darin stehen — dann war die Chronik am Ende. Sie nahm die Lampe und ging durch die Zimmer. Wie Spuk und unverscheuchbares Erinnern wehte es überall. Die Stelle, an der im Eßsaal der berühmte Gobelin hing, gähnte leer und der Wandstoff ringsum schien seltsam verschossen. Der Niederländer war herabgenommen und lehnte gegen den Kamin — es war jemand dagewesen, ihn zu taxieren. Alles wie auf Abbruch . . . In Albrechts Zimmer, das Viola bewohnt hatte, standen moderne Möbel unzusammenhängend und trist. Ach, und die Geweihe an der Wand! Albrecht, der schon als Knabe so gern zur Jagd ging, wenn er in die Ferien kam — ein großer Nimrod wie ihr Vater. Sie sah beide im Jagdanzug, erblaßte Gestalten. M: all ihren ritterlichen Fehlern und Tugenden — ein müdes, ausgelebtes Geschlecht . Sie hatte beide geliebt. Mit ver Leidenschaft ves gleichen Blutes Viesen Vater vergöttert, an diesen Albrech! ihre besten Jugendjahre vergeudet, ihr Herz verschwendet Rein, sie war keine kluge Jungfrau gewesen mit Öl aus der Lampe, und doch dachte sie seiner mit einem dank baren Gefühl, daß er den frühen Todesweg ging und den? Urteil der Lebenden sich entzog. <Fortt folgt >