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zulWms llllglilS beim LilSenbols-Velglelliieil. Das am Sonntag ausgetragone 5. Grogs Inter nationale Liickendorf-Bergrennen, zu dem 84 Nennun gen vorlagen, die fast alle am Start erschienen sind und das von herrlichem Wetter begünstigt war, hatte von Anfang an einen glänzenden Verlauf genommen, doch um so furchtbarer Und trauriger war das Ende. Als letzter Rennfahrer startete der bekannte internatio nale Rennfahrer Mahla-Morchenstern auf einem Grand Prix Bugattin-Rennwagen. Der Start ging glatt von- statten, doch schon vor der ersten Kurve auf der geraden Strecke an der sog. Johann-Quelle, als der Wagen wie ein Pfeil mit 146 Kilometer Geschwindigkeit dahin- schoß, kam er urplötzlich und ohne ersichtlichen Grund ins Schleudern, rannte gegen drei Chausseebäume, ritz diese um, so datz die Baumstümpfe wie abrasiert stehen blieben, rannte dann gegen einen Telephonmast, brach auch diesen wie ein Streichholz durch und sauste dann in umgekehrter Fahrt richtung mit furchtbarer Kraft in die an dieser Stelle ahnungslos zu schau enden zahlreichen Sportanhänger. Dies alles spielte sich in wenigen Sekunden ab und schon gellten die ersten Hilferufe durch die Luft, die mehrere hundert Meter weit zu hören waren. AufdemBodenwälztesicheinKnäuel von mit Blut bespritzten, st ahnenden und mit dem Tode ringenden Men schen. Sofort war ein starkes Polizeiaufgebot am Platze, das die Unglücksstelle absperrte. Dank der guten Organisation der Rennleitung waren auch gleich — nach etwa 5 bis 6 Minuten — zwei Sanitätswagen zur Stelle. An der Unglücksstelle selbst starben zwei Personen. Auherdem forderte das Unglück noch etwa 7 bis 8 Schwer- und etwa 10 Leicht verletzte, die mit den Sanitätsautos in das Zittauer Krankenhaus überführt wurden. Der annähernd 40 000 Zuschauer bemächtigte sich bald eine große Unruhe und die Freude und Begeiste rung, die dadurch hervorgerufen wurde, datz Stegmann (Reuölsnitzf seinen eigenen vorjährigen Liickendorfer Rekord mit einer BMW.-Maschine in der sehr beacht lichen Rekordzeit von 2 : 27,3 (2 : 33,1 Min. im Vor jahre) Minuten geschlagen hatte, machte einer Panik- stimmung Platz. Das Unglück ist um so tragischer, als Mahla (Morchenstern) die Sensation des Tages bilden sollte — cs wurde allerdings eine traurige Sen sation — und Stuck, der vielleicht noch sein Konkurrenr Hütte sein können, im letzten Augenblick abgesagt hatte, und um so furchtbarer, als derselbe Grand Prix Bu gatti-Wagen im Vorjahre auf dem Nürburg-Ring ein tödliches Unglück herbeiführte. Mahla (Morchenstern^ ist zwar schwer verletzt, doch scheinen seine Verletzungen nicht lebensgefährlich zu sein. Neben der schönen Rekordleistung von Steg mann brachte das Rennen noch andere sportlich her vorragende Leistungen. So blieb der schnellste Wagen knapp 4 Sekunden hinter Stegmann zurück. In diesem Fahre kamen auch ein Sport- und ein Rennwagen unter die bisherige Rekordzeit, ohne aber Stegmanns neuen Rekord bedrohen zu können. Bei dem Rennwagen war es v. Morgen (Berlin) auf Amilcar, der 2 : 29,2 Min. brauchte. Bei den Sportwagen fuhr die schnellste Zeit Prinz zu Leiningen-Amorbäch auf Mercedes-Benz in 2 : 31,2 Min. Beim Sonderlauf der Fahrer mit natio nalem Ausweis erwies sich der in der Klasse nicht über 500 Kubikzentimeter gestartete Kröhl (Liegnitz) auf BMW. als der schnellste und blieb mit einer Zeit von 2 :48,0 Min. nicht wesentlich hinter den Fahrern mit internationaler Lizenz zurück. 3u einem dritten Erfolg kam BMW. in der Beiwagenklasse durch den Zittauer Erwin Dornig, der in der Klasse über MO Kubikzenti meter die beste Zeit der Beiwagenklasse fuhr. Augenzeugenbericht über das Unglück. An Einzelheiten über den folgenschweren Unfall beim Bergrennen am Liickendorfer Patz erfährt die Tele ¬ graphenunion nach Berichten von Augenzeugen noch fol gendes: Die große Zuschauermasse von 35 MO Menschen machte sich auf, die Rennstrecke zu verlassen, als wie ein Blitz aus dem buchstäblich heiteren und sonnigen Him mel die Meldung über die Rennstrecke lief, daß unter halb der Kurve an der König-Johann-Quelle ein Renn wagen in die Zuschauer hineingefahren sei. Schrill gellten die Pfeifen der PolizeiLeamten, die Sanitäts mannschaften herbeiriefen, über das Gelände und bald rollten auch die Rettungswagen nach der Unfallstelle. Den Augenzeugen Lot sich ein erschütterndes Bild. Auf dem Boden wälzten sich die Verletzten stöhnend und um Hilfe rufend, während die in nächster Nähe befindlichen Zuschauer noch starr vor Schrecken nicht begreifen konn ten, datz das Fahrzeug, das wie ein riesenhaftes Ge schoß, aus großem Geschütz abgefeuert, in die Masse hin eingeworfen wurde, im Augenblick noch gesunde und lebensfrohe Menschen tot oder schwer verletzt auf den Boden gelegt hatte. Ein Knabe von neun Fahren war sofort tot. Ihm war der Rücken und der Kopf vollkom men zermalmt. Ein 40jähriger Weber aus Zittau starb kurz nach dem Unfall an seinen schweren Verletzungen. Augenzeugen wollen wissen, datz del Rennfahrer bei dem Versuch, seinen auf hohe Geschwindigkeit — man spricht von 1M bis 170 Kilometer — stehenden Wagen vor der gefährlichen Kurve abzustoppen, ins Schleudern geriet, da er die Bremsen zu schnell anzog und so den Wagen auf der breiten Rennstrecke nicht mehr halten konnte. Der verletzte Rennfahrer bezeich net als Grund des fürchterlichen Unfalles, datz die Bremsen beim Anziehen sich blockiert hätten, so datz ein Schleudern nicht zu vermeiden gewesen sei. Die Unfallstelle war noch stundenlang von riesigen Zuschauermengen umlagert. Für die Rennver anstaltung am Liickendorfer Paß ist dieser Unfall der größte seit vielen Jahren und es werden Befürchtungen laut, daß die zuständigen Behörden auf Grund der Er fahrungen dieses Unfalls möglicherweise dem Rennen ein Ende bereiten werden. Von der großen Zahl der Verletzten befinden sich die meisten im Zittauer Kran kenhaus. Es mutz angenommen werden, datz eine schwer verletzte Frau die überaus grotzen Verletzungen nicht überleben wird. Die anderen Verletzten haben meist Die Flugzeug-Katastrophe bei Kassel. Über dem Wald des Dorfes Eiterhagen bei Kassel stürzte ein Passagierflugzeug der tschechoslovakischen Fluglinie Prag— Marienbad—Kassel—Köln—Rotterdam ab. Die drei Insassen, die aus zwei Mann bestehende Besatzung des Flugzeuges und der einzige Fluggast wurden auf der Stelle getötet. Nach Be richten von Augenzeugen, Ausflüglern, die sich zufällig in der Nähe befanden, bietet die Unglücksstätte einen grauenhaften An blick. Die Baumkronen sind glatt abgesägt, mehrere Buchen stämme durchgeknickt und zersplittert. Vier Buchen waren un mittelbar über dem Boden wie mit einer Säge umgelegt, zwei komplizierte Bein- und Armbrüche und erhebliche Ee- sichtsverletzungen davongetragen. Nicht lange nach dem Unfall war bereits die Staats anwaltschaft an der Unglücksstelle eingetroffen, um die behördlichen Maßnahmen für eine eingehende Unter suchung vorzubereiten. Nach den jetzigen Erörterungen und nach den vorhandenen Wagenspuren ist es als ein außerordentliches Glück zu bezeichnen, daß der Renn fahrer durch einen wuchtigen Telephonmast auf seinem Schreckensweg in die Zuschauermasse aufgehalten und dadurch wieder auf die Rennstrecke zurückgeschleudert wurde. Hätte das Fahrzeug seinen Weg weiter in die Schonung nehmen können, wo viele Hunderte von Zu schauern standen, dann wäre die Zahl der Todesopfer und der Verletzten zweifellos wesentlich höher gewor den. Der Rennwagen weist lediglich Beschädigungen an der Vorderachse und am Vorderteil des Kühlers auf. Aus aller Well. * Ein Autobus mit 33 Personen verunglückt. Wie der „Montag" aus Frankfurt a. d. O. meldet, unter nahm am Sonntag morgen eine Gesellschaft von 33 Personen im Autobus einen Ausflug von Küstrin nach Guben. 21/2 Kilometer vor Frankfurt verunglückte der Wagen, wobei drei Fahrgäste getötet und 13 mehr oder weniger schwer verletzt wurden. Bei der Gesellschaft, die den Ausflug unternahm, handelt es sich um Mitglieder des katholischen Gesellenvereins Küstrin und deren An gehörige. Das Unglück ist darauf zurückzuführen, daß der Autobus mit dem Verdeck, die in die Straße über hängenden Aeste eines Baumes streifte, wobei die Trag- standen für die als Verdeck diendende Zeltbahn glatt wegrasiert wurden. Die Splitter des Gerüstbaues trafen mit großer Wucht die in den Wagen Sitzenden, wobei zwei Frauen und ein Kind getötet wurden. * Die vermißten England-Australien-Flieger aufge- fanden. Die beiden seit dem 17. Mai vermißten England- Australien-Flieger Moir und Owen sind am Sonntag unverletzt aufgefunden worden. Ihr Flugzeug ist schwer beschädigt. Die beiden Flieger wurden von Leutnant Brain gefunden, der seinerzeit auch Leutnant Anderson und seinen Begleiter in der Wildnis entdeckt hat. Brain berichtet, daß er bei der Rückkehr von seinem Flug am Sonntag zur Auffindung der Flieger den Leuchtturm Cape Don, den nördlichsten Punkt Australiens, 105 Meilen von Barwin entfernt, überflog und nicht sehr weit von ihm das Flugzeug entdeckte. Die beiden vermißten Flieger wurden von dem Leuchtturmwächter versorgt. weitere entwurzelt und über den Trümmerhaufen des Flugzeuges gestürzt. Von Fachleuten wird der Unglücksfall damit erklärt, daß der Pilot bei dem furchtbaren Regenwetter und den dicht verhangenen Wolken annahm, sich über dem nur einen Kilometer entfernten Flugplatz zu befinden und daher einen Landungsver such unternahm. Zu spät jedoch mochte er erkannt haben, datz er sich nicht über dem Flugplatz befinde. Mit dem Propeller dürfte er bereits in die Baumkronen gekommen sein, wodurch die Flugmaschine das Gleichgewicht verlor und zur Erde in den Wald stürzte. Unser Bild zeigt die Unglücksstätte. Josephas Töchter Roman von Lola Stein. öSj (Nachdruck verboten.) Der Minister, Hubert Gerlings Protektor, seine vor- nehntste und gesuchteste Bekanntschaft, der gern in seinem Hause verkehrte, der sich oft mit ihm in der Öffentlichkeit zeigte, einer der einflußreichsten und angesehensten Männer im Reich, war eingetreten. „Die Herrschaften haben mein Klopsen überhört, ich bitte um Entschuldigung. Aber was ist hier geschehen? Ist das gnädige Fräulein krank geworden?" Ralph halte sein Taschentuch gezogen und umwickelte Lonnys blutende Hand. „Eine kleine Verletzung," sagte er erklärend, „ich hoffe, daß sie nicht von Bedeutung sein wird. Wir halten eine kleine Meinungsverschiedenheit, Herr Gerling und ich. Ich habe Herrn Gerling porträtiert. Das Bild miß fiel ihm so sehr, daß er mir verbieten wollte, es auszu stellen. Da ich protestierte, wallte er kurzen Prozeß machen und das Gemälde zerschneiden. Solch ein großer Finanz mann denkt eben, mit einem einflußlosen Künstler alles machen zu können, Exzellenz! Das gnädige Fräulein wollte diese seltsame und unüberlegte Handlung des Herrn Gerling anfhalten, dabei wurde die Hand verletzt. Das «st der Vorgang, der sich hier abgespielt hat, Exzellenz." Ralph hatte vollständig ruhig, mit einem spöttischen -mm der Überlegenheit gesprochen. Der Minister blickte von eineni zum anderen. Zum erstenmal in seinem be wegten Leben hatte Hubert Gerling in diesem Augenblick Lie Fassung, die Beherrschung über sich, die Geistesgegen wart verloren. Er stand mühsam abseits und versuchte vergeblich, die furchtbare Erregung zu bekämpfen, die in ihm tobte. „Die Herren haben geschäftlich initeinander zu sprechen," sagte Ralph immer noch ruhig. „Ich denke, wir gehen, Lonny. Ein Arzt soll dir die Wunde ver binden." „Das ist nicht nötig, Ralph." Sie trocknete ihre Tränen und reichte dem Minister die Hand. „Ich werde einen Arzt kommen lassen, du bleibst, Lonny." Hubert Gerling hatte sich gefaßt. „Ich will keinen "Arzt," sagte sie mit großer Ent schiedenheit. Gerling war zu ihr getreten, hatte in seiner Sorge um Lonny, die furchtbar blaß und leidend wirkte, den Blick auf das Porträt freigegeben. Der Minister trat einen Schritt näher. „Die Arbeit vieler Wochen vernichtet," sagte Ralph. „Sie waren von jeher mein Gönner und stets ein freund licher Beurteiler meiner Arbeiten, Exzellenz. Ich freue mich, daß Sie kamen. Wollen Sie gütigst Ihr Urteil ab geben, Exzellenz, ob Herr Gerling recht hatte, als er meine Arbeit für nichts achtete und sie vernichtete? Das Gesicht und die Hände sind unversehrt geblieben, aber das Bild als Ganzes natürlich unbrauchbar. Doch be urteilen kann man die Arbeit auch so noch." „Ich bitte Euer Exzellenz, das Porträt nicht zu be trachten. Es ist eine Verhöhnung meiner Person. Ich weiß nicht, mit welchen Augen Herr Allwart sieht, vor allem nicht, mit welchen Blicken er mich gesehen hat, datz er mich so entstellt, so verzerrt, so unglaublich malte! Ich empfand das Bild wie einen Schlag ins Gesicht, wie eine Verspottung meiner Individualität!" „Aber mein lieber Herr Gerling, wer wird sich denn so erregen? Wie kann man so sehr die Herrschaft über sich verlieren, daß man zu solchen Mitteln greift! Ich bewundere Ihre Rnhe, Herr Allwart, angesichts dieser Vernichtung Ihres Werkes." „Diese Ruhe ist künstlich, Exzellenz. Ich halte den Augenblick, um mich mit Herrn Gerling auseinanderzu setzen, nicht für geeignet in Gegenwart Euer Exzellenz und einer Dame." „Nein, lassen Sie mich, Gerling," sagte der Minister sehr entschieden, als Hubert Gerling ihn znrückhaltcn wollte. „Nun, nachdem ich unfreiwilliger Zeuge dieses ganzen Vorganges gewesen bin, nun 'will ich auch sehe» und mir selbst ein Urteil bilden." ! Er trat vor Vas Bild Er schaute es lange an. Schweigend. Mit immer größer werdendem Interesse, mit sichtlicher Bewegung und Erregung. Die drei Menschen hinter ihm schwiegen auch. Sahen sich nicht an. Nur das gepreßte, mühsame Atmen Hubert Gerlings war zu hören. Dann wandte sich der Minister um. Mit prüfenden, forschenden, durchdringenden Blickn sah er Hubert Ger ling an. „Das Bild ist ein großes Kunstwerk," sagte er. „Und es ist immer aufs tiefste zu bedauern, wenn ein wirkliches Kunstwerk vernichtet wird. Mr haben nicht allzu viele davon. Das Genie geht ost seltsame Wege, mein lieber Herr Gerling. Ein Künstler steht Dinge und Menschen mit anderen Augen als wir gewShntichen Sterblichen. Das hätten Sie bedenken müssen. Es ist — sehr — selt sam, das Porträt. Es scheint Ihnen nicht ähnlich. Aber ich sehe keinen Grund für die Maßlosigkeit Ihres Zorns. Doch ich mische mich da in Dinge, die mich nichts angehen und die ich wohl auch nicht verstehe. Verzeihen Sie. Nun zu dem Grund meines Kommens. Meine Zeit ist be schränkt. Herr Gerling, die „Neue Siedlungs-Gesellschaft m. b. H.", eine Ihrer Gründungen, steht vor dem Bankerott. Unregelmäßigkeiten der Direktoren sind auf- gedeckt worden. Ich kam, um über dich Sache mit Ihnen zu sprechen. Dieses Fallissement wird ungeheures Auf sehen erregen, weil weite Kreise des kleinen Mittelstandes davon betroffen werden. Ich verstehe nicht ganz, warum Sie diese Ihre Gründung nicht rechtzeitig stützten." „Ich habe die Gesellschaft gegründet, Exzellenz, vas ist richtig. Aber damit war meine Mission an dieser Sache erfüllt. Die „Neue Siedlungs-Gesellschaft m. b. H." geht mich nichts mehr an." „Offiziell nicht, das weiß ich wohl, lieber Gerling. Aber hatten Sie kein Interesse daran, diese Gesellschaft zu stützen?" „Es paßte mir augenblicklich zu schlecht ..." Er brach ab, denn auf Ralphs Läuten waren zwei Bureau- Vicner eingetreten. lFonsetzung folgt.)