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Abflauen der Berlin. 18. Febr. In größeren Teilen des Reiches ist heute eine weitere Milderung des Frostes festzu stellen, besonders in Nord-, West-, Mittel- und Südost- deutschland. Recht kalt ist es noch in Bayern. München hatte heute früh 22 Grad Kälte. Vom Rhein werden gleichfalls Temperaruren bis zu 16 Grad unter Null gemeldet. Die Schneefälle haben allgemein nach gelassen. In Berlin zeigte heute vormittag das Thermo meter 4 Grad unter Null. Da für die nächsten Tage Aufheiterung zu erwarten ist, dürften die Tempera turen besonders in den Nachtstunden infolge stärkerer Ausstrahlung wieder etwas zurückgehen. Allerdings fehlen die Anzeichen für das Auftreten einer neuen regelrechten Kältewelle. Nach den Angaben der Ber liner Wetterwarte werden die Taqestemperaturen wenig "verändert sein. Infolge zeitweiser Aufheiterung dürfte schon die nächste Nacht etwas kälter werden. Er hebliche Niederschläge sind nicht zu erwarten. — Im Auslande hat sich gleichfalls noch keine durchgreifende Aenderung der Wetterlage bemerkbar gemacht. In Südslawien, wo am Sonnabend Tauwetter eingetreten war, ist das Thermometer wieder gesunken. Im Schnee skeckengeMebene Züge Noch immer starke Störungen auf den ostpreußischen Bahnlinien. Königsberg, 18. Febr. Die Verkehrsstörungen auf den ostpreußischen Eisenbahnen, besonders auf den Nebenstrecken, halten auch heute an. Zwischen Vrauns- berg und Mehlsack liegt seit Sonntag abend ein Zug fest. Zwischen Rastenberg und Anqersburg lag von Sonn abend bis Montag vormittag 9 Uhr ein Zug im Schnee. Auch auf anderen Strecken sind die Züge teilweise stundenlang aufgehalten worden. Acht Nebenbahnen im Süden der Provinz sind vollständig stillgelegt. Dis Arbeiten werden dadurch erschwert, daß die eben erst freigelegtsn Strecken sofort wieder zugeweht werden. Teilweise erreichten die Schneewehen eine Höhe von 4—5 Metern und eine Länge von 1000 Metern. Der Verkehr mit Berlin ist allerdings mit gewissen Verspä tungen sichergestellt. Die Temperatur betrug während der Nacht 18,7 Grad, heute früh wurden 17,8 Grad ge messen. Militärische Hilfe zur Freilegung der Ostbahnstrecke. Schneidemühl, 18. Febr. Infolge der starken Schneestürme in der Nacht zum Sonntag konnte der Zugverkehr in den östlichen Grenzgebieten nur not dürftig aufrechterhalten werden. Zwischen Schönlanke —Stöwen und Schönlanke—Stieglitz blieben ver schiedene Eüterzüge im Schnee stecken. Sie konnten erst nach Einsatz großer Arbeiterabteilungen freigelegt werden. Aus Schneidemühl wurde eine halbe Kom panie Reichswehr zur Freihaltung der Strecke hinzu gezogen Auch bei Firchau mußte Militär eingesetzt werden. Es schneit noch ununterbrochen weiter. Der Schnee liegt an vielen Stellen meter hoch. Der Fuhrwerksverkehr auf den Landstraßen ist Frostperiode. größtenteils unterbrochen. In den Kreisen Deutsch- Krone und Lauenburg haben die Kleinbauern ihren Betrieb eingestellt. Auf der Landstraße nach Preußisch- Friedland hat der Schnee eine folche Höhe erreicht, daß 150 Arbeiter eine Woche lang zu tun haben werden, um die Straße wieder fahrbar zu machen. Der Eisring um Dänemark. Kopenhagen, 18. Febr. Der Eisring nm Dänemark schließt sich immer fester. Ein Eisbrecher, der am Sonnabend im Eis die Schraube verloren hatte, konnte noch nicht befreit werden, so daß die Fahrgäste die zweite Nacht auf dem Großen Belt zubringen mußten. Lebensmittel sind genug an Bord. Unter den Reisenden ist die Influenza ausgebrochen, ohne daß an Bord ein Arzt oder Arzeneien vorhanden wären. Inzwischen ist der Verkehr über den Großen Veit vollkommen eingestellt worden. Auch in der Ost see ist eine Verschlimmerung eingetreten. Die Verbin dung nach Deutschland konnte am Sonntag überhaupt nicht durchgefllhrt werden. Zu alledem kommen die Verkehrsschwierigkeiten aus dem Lande infolge der Schneestürme. Besonders schlimm ist es in Süd- jütland. Holland und Falster bestellt, wo der Sturm am Sonntag den Höhepunkt erreichte und jeden Ver kehr unmöglich mache. Die Drahtverbindung von und nach Deutschland ist auf eine einzige Leitung be schränkt. Kälteschaden in England. London, 18. Febr. Infolge der Kälte oder der da durch hervorgerufenen Unfälle sind während des Wochenendes in Großbritannien zehn Menschen ums Leben gekommen. Durch Gas- und Wasserrohrbrüche wurde großer Schaden angerichtet. In Manchester er eignete sich eine Explosion, durch die vier Geschäfte zer stört wurden. Drei Personen erlitten dabei schwere Verletzungen. Leichte Besserung der Verkehrslage in der Tschechoslowakei. Prag, 18. Febr. Der Bahnbetrieb hat sich etwas gebessert. Die Schnellzüge weisen nur noch geringe Verspätungen auf. Die günstigeren Witterungsver hältnisse erlauben es, die Zahl der Kohlenzüge zu er höhen. Man erwartet, daß der Verkehr etwa in einer Woche wieder normal durchgefllhrt werden kann. In folge der ungünstigen Verkehrsverhältnisse sind die Ar beiten des Abgeordnetenhauses unterbrochen worden. Die Prager Feuerwehr hatte am Sonntag keine Minute Ruhe. Äußer einer Reihe kleinerer Brände, die meist durch übermäßige Inanspruchnahme der Heizanlagen hervorgerufen wurden, ereignete sich auch ein Fabrik brand, der Millionenschaden anrichtete. Das Modell lager und die Werkstätten der Böhmisch-Mährischen Kolben A.-G. sind vollständig niederge b r a n n t. Die Löscharbeiten gestalteten sich sehr schwierig. einander, um schließlich innerhalb des dritten stehenge bliebenen Fundaments liegen zu bleiben. Diese Art der Explosion rettete die umliegenden Gebäude vor der drohenden Zerstörung. Im Verhältnis zur Höhe des Fanals, das noch 30 Kilometer weit von der Brand stätte gesehen wurde, hätte die Basis der Explosion eine weit größere sein müssen. » Schweres Gasunglück in Mühlheim Ein Toter und 14 Erkrankte. Mühlheim, 17. Febr. Ein schweres Gasunglück ereignete sich in der Nacht vom Sonnabend auf Sonntag in Mühlheim. Als am Sonntag vormittag ein Sohn einer Familie seine Eltern in den städtischen Baracken besuchen wollte, bemerkte er, daß die Wohnungstür noch verschlossen war. Als ihm auf sein Klopfen nicht ge öffnet wurde, benachrichtigte er die Polizei, dir sich ge waltsam Zugang zur Wohnung verschaffte. Die ganze Familie wurde in bewußtlosem Zustande aufqefunden. Der 24jährige Sohn war bereits tot, wärend die Mutter und vier Kinder in schwer krankem Zustande ins Krankenhaus in Mühlheim gebracht werden mußten. Eine im Nebenhaus wohnende Familie und ein im selben Hause wohnender Kostgänger wurde gleichfalls bewußtlos aufgefunden und dem Krankenhause zuge führt. Als man nach der Ursache des Unglücks forschte, entdeckte man, daß die Gasleitung der beiden Woh nungen schadhaft war. Das Gas war in die Räume ge drungen, und beide Familien hatten derartig viel Gas einqeatmet, daß alle Personen bewußtlos wurden. Ins gesamt wurden 14 Erkrankte dem Krankenhaus in Mühlheim zugeführt. MWWhMlNW ill WmW? London, 18. Febr. Wie die „Daily News' berichten, hat Kiazim Pascha, der Führer der türkischen Militärmission in Afghanistan, im Auftrage Aman Ullahs mit Habib Ullah Verhandlungen über eine Ein stellung der Feindseligkeiten eingeleitet. Nach Mel dungen aus Bombay hat Habib Ullah die Beschlag nahme aller in Kabul eintreffenden indischen Zeitungen angeordent, da sie zugunsten Aman Ullahs Stimmung machen. A Aman Ullahs Aussichten bessern sich. London, 18. Febr. Die Nachrichten über die gegen wärtige Entwicklung in Afghanistan sind nach wie vor außerordentlich widersprechend. Der aus Odessa in Konstantinopel eingetroffene frühere Geschäftsträger in Rom, Wassif Bei, erklärte, daß nach den im Besitz der Sowjetregierung befindlichen Informationen Aman Ullah die besten Aussichten habe, erneut König von Afghani st an zu werden. Die sechzig afgha nischen Offiziere, die nach Ausbildung der Militär akademie in Konstantinopel am Freitag nach Kandahar abgereist sind, bedeuten für Aman Ullah eine außer ordentliche Hilfe im Kampfe um die Rückgewinnung des Thrones. In Indien eingetroffene Berichte aus Kabul besagen, daß sich die Stämme im südlichen Afgha nistan zwischen Kabul, Kandahar und Dschellalabad als unabhängig erklärt haben und jede Verbindung mit Kabul und Kandahar ablehnen. Im Bezirk von Dschel lalabad haben erneut Kämpfe zwischen führenden Stämmen, den Schinwaris. Kugiani und den Moh mands begonnen. In Kabul ist die Nahrungsknappheit sehr groß und Plünderungen haben bereits eingesetzt. Neuer deutscher Geschäftsträger in Afghanistan. London, 18. Febr. Nach Meldungen aus Kalkutta soll der amtierende deutsche Generalkonsul fllr Indien. Baron von Blessen, auf Anweisung der deutschen Regie rung von Kalkutta nach Kabul abgereist sein, wo er als Geschäftsträger amtieren werde. Von der indischen Grenze aus, werde Varon, von Plessen ein britisches Militärflugzeug benutzen. Neueste Nachrichten. Neichstagsabgeordneter Sänger f. Berlin, 18. Febr. Der sozialdemokratische Reichs- tagsabg. Sänger ist heute im Älter von 47 Jahren in München gestorben. Er war Rechtsanwalt in München und gehörte seit 1924 dem Reichstag fllr den Wahlkreis Oberbayern-Tchwaben an. Vis zum Jahre 1924 war er Mitglied des bayrischen Landtags. Eine Zeitlang war er im bayrischen Unterrichtsministerium als Staats sekretär tätig. Bei der letzten Regierungsbildung wurde Sänger auch als Kandidat fllr den Posten des Kultus ministers genannt. Er war an Grippe und Lungenent zündung erkrankt. Zur Gasexplosion in Berlin. Berlin, 18. Febr. Zur Aufklärung der Explosion Les Gasometers im Norden Berlins, wird geaenwärtig ein Ausschuß aus Easfachleuten gebildet. Man will auch an außerhalb Perlins wohnhafte Fachleute mit der Bitte herantreten, in diesem Ausschuß mitzuar beiten. Ueber die Ursache des Unglücks konnte bisher nichts festgestellt werden, da die unentwirrbar inein andergefallenen Eisenteile aus dem Schutt freigelegt werden müssen, ehe eine Untersuchung beginnen kann. Rekordtätigkeit der Berliner Feuerwehr. 2000 Alarme in der ersten Februarhälfte. Berlin, 18. Febr. Die Berliner Feuerwehr hatte am Sonnabend 190 und am Sonntag 164 Alarme zu verzeichnen, wodurch die Gesamtzahl der Alarmierun gen in der ersten Februarhälfte auf 2000 gestiegen ist. Ein so starker Verkehr ist noch nie vorgekommen. -Von der Explosionsstätte, wo der Gasbehälter ausgebrannt ist, sind heute die letzten Brandwachen zurückgezogen worden. Explosion eines Gasbehälters in Berlin. Berlin, 17. Febr. In einer der ältesten Anlagen der städtischen Gaswerke im Norden Berlins in der Sellerstraße flog gegen drei Uhr aus bisher noch unge klärter Ursache ein Gasbehälter von rund 37 60V Kubik meter Fassungsvermögen in die Luft. Der etwa haus hohe Behälter, der heute nur noch als Reservoir für dis Berliner Gasversorgung dient, ist bis auf die Grund mauern zerstört worden. Unter Donnerqetöse barst der Be hälter. Eine haushohe Stichflamme schoß in dieHöhe und erhellte weithin die Nacht. Ein eigenartiges Schau spiel bot sich unmittelbar nach der Explosion. Eine riesige Stichflamme stand wie losgelöst hoch über dem Flammenmeer. Die unmittelbare Umgebung der Ex- plosionsstätte in der Sellerstraße biete ein Bild grauen hafter Verwüstung. Sämtliche Fensterscheiben in einem Umkreis von etwa 200 Metern sind zertrümmert. Eine etwa 80—100 lange und 2l4 Meter hohe Mauer wurde von der Gewalt der Explosion eingedrückt. Zentner schwere Trümmer wurden etwa 60 Meter weit ge schleudert. In einer Werkstatt in unmittelbarer Nähe wurde der Dachstuhl eingedrückt, die Fensterscheiben und Rahmen zertrümmert. Die Decke wurde durchschlagen. Nur mit knapper Not entging die Tochter des Hand werkers dem Tode. Glücklicherweise waren nur wenige Fußgänger auf der Straße. Einige Minuten nach der Explosion rückte die Feuerwehr mit 16 Löschzügen unter persönlicher Lei tung des Oberbrandmeisters Gempp an. Aus vier Rohren wurde Wasser gegeben. Ihr Hauptaugenmerk mußte die Feuerwehr darauf richten, ein Uebergreifen des Feuers auf einen in der Nähe befindlichen zweiten Gasbehälter zu verhindern. Für dieAbiperrmaßnahmen wurden nicht weniger als 20 Polizeio'fiziere und 140 Schupoleute an Ort und Stelle beordert. Etwa um 5 Uhr morgens war die Gefahr für den benachbarten Gasbehälter beseitigt, so daß mehrere Löschzüge ab rücken konnten. Wie ergänzend berichtet wird, sind bei der furcht baren Explosionskatastrophe fünf Personen mehr oder minder schwer verletzt worden. Sie haben zum Teil Knochenbrüche dadurch erlitten, daß sie durch den ungeheuren Luftdruck auf den Erdboden geworfen oder an die Wand gepreßt wurden oder durch herumfliegende Mauerstücke verletzt wurden. Ob sich unter den Trümmern, sowohl auf der Straße wie auf dem Gelände des Gaswerkes sebst Leichen befinden, können erst die Aufräumungs- arbeiten ergeben, die sofort nach dem Brande eingesetzt haben und längere Zeit in Anspruch nehmen. Von be sonderem Glück ist es. daß die Unglücksstätte an einer wenig belebten Straße, in einem ziemlich häuserfreien Bezirk liegt und zur Zeit der Explosion keine Straßen bahn an der Unglücksstelle vorbeifuhr. Ueber die Ursache des Unglücks selbst herrscht noch völlige Unklar heit. Fachleute sieben hier vor einem Rätsel. Es wird jedoch wegen des großen Frostes mit einem Rohrbruch unter der Erde gerechnet. Der Kergang -er Explosion. Berlin, 17. Febr. Nach den übereinstimmenden Bekundungen der Bewohner der Gegend am Wedding, die in den umgebenden Häusern größtenteils schon zur Ruhe gegangen waren. kündigte sich die Katastrophe durch ein unheimliches weithin vernehmbares Zischen an. Im nächsten Augenblick ertönte ein ungeheure Explosion. Eine wüste Panik folgte. Während noch von allen Seiten Mauersteine, Eisenträger usw. auf die Sellerstraße und dis umgebenden Wohnviertel prasselten, klirrten bis zur Chaussee- und Fennstraße die Fensterscheiben ans Vorderhäusern, Hintergebäuden und Läden und von allen Seiten ertönten die Entsetzensschreie der größten Teils nur notdürftig bekleideten Einwohner, die in wilder Panik aus den Häusern auf die Straße eilten und kopflos umherirrten. Im ersten Augenblick wußte selbst die Feuerwehr nicht, ob es ratsam wäre, die Löschmannschaft unmittelbar an der Trümmerstelle anzusetzen, da man in jedem Augenblick die Explosion auch des zweiten nur 50 Meier entfernt liegenden Behälters befürchten mußte. Das Kommando „Freiwillge vor!" ertönte, und trotz der un geheuren Gefahr taten die Feuerwehrmänner ihre Pflicht, legten von den vereisten Hydranten her über Mauertrümmer ihre Leitungen und begannen riesige Wassermengen in den Trichter zu schleudern, den der in sich zusammengebrochene Gasbehälter in ein Flammen meer hüllte. Gleichzeitig wurde das Hauptaugenmerk auf den Schutz des zweiten Behälters gerichtet, desien Zuleitung schleunigst abgeriegelt wurde, während die dem Brande zugekehrte Seite ständig unter Wasser ge halten wurde. Entgegen allen Regeln und bisher bei derartigen Unglücksfällen gemachten Erfahrungen hatte die Explosion fast nur senkrecht nach oben gewirkt. Die eiserne Haube wurde mit samt der Dach konstruktion in die Höhe gehoben und krachte dann mit ungeheurer Gewalt auf das den Kessel umgebende Mauerwerk zurück und drückte es nach allen Seiten aus