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Umschwung in -er Autzenpolilik? 28. September 1927 Anfang nächster Woche findet eine Kabinettssitzung statt, in der Dr. Stresemann über die Genfer Tagung Bericht erstatten wird. Es liegt in der Natur der Sache, daß die Kriegsschuldfrage in den Verhandlungen der Minister den breitesten Raum einnehmen wird, da ihre Berührung in der bekannten Tannenberg-Rede auf der Gegenseite ein Echo ausgelöst hat, das nicht ohne Ein fluß auf die künftige Gestaltung unserer Außenpolitik bleiben kann. Wenn man auch vieles, was der fran zösische Justizminister Barthou, der belgische Minister präsident Jaspar und — natürlich Herr Poincare ge redet haben, auf das Konto innerpolitische Erwägungen setzen muß, so bleibt doch noch genug übrig, was uns klar zu erkennen gibt, daß es mit einem Frankreich der Poincare und Barthou, mit einem Belgien der Jaspar und Vrouckere keine Verständigung gibt. Wir wollen gern glauben, daß die Mehrheit des fran zösischen Volkes den ewigen Haßgesang satt hat und sich mehr für eine Regelung seiner Schulden als für die Hetzreden seiner Minister interessiert. Tatsache ist nun aber doch einmal, daß Frankreich wie Belgien augen blicklich Regierungen haben, die keine Verständigung wünschen, wenn sie auch noch so oft davon reden. Tat sache ist ferner, daß die Minister, die für Verständigung sind, sich gegen die kompakte Mehrheit der anderen nicht durchsetzen können, daß Briand nichts anderes erreichen kann, wie kärgliche Abschlagszahlungen und daß Van dervelde gar mit seinem Schiedsgerichtsvorschlag gänz lich unterlegen ist. Das ist der klare Tatbestand ohne jede Beschöni- gungsversuche. Ihm wird das Kabinett Rechnung zu tragen haben, wenn es demnächst zusammentritt. Von einigen Seiten wird behauptet, man wolle eine offizielle Aufrollung der Kriegsschuldfrage beschließen. Wir glauben nicht, daß die Reichsregierung, den jetzigen Zeitpunkt dafür für sehr geeignet hält. Wohl aber wird man sich die Frage vorlegen, ob es nicht an der Zeit sei, unsere vielleicht doch allzu einseitig auf eine Verständi gung mit Frankreich orientierte Außenpolitik etwas herumzudrehen. Schon sind Stimmen laut geworden, die eine engere Anlehnung an Italien wünschen. Daß zahlreiche durchaus ernst zu nehmende Politiker auf eine engere Fühlungnahme mit Ruß land hinarbeiten, ist seit längerer Zeit bekannt. Wenn nun auch nicht anzunehmen ist, daß diese beiden Kombi nationen innerhalb der Reichsregierung Anklang fin den werden, so dürfte vielleicht doch die immer schon vorhandene Richtung mehr Einfluß gewinnen, die ihre Hoffnungen auf London setzt. Ein möglichst enges Zusammengehen mit England war lange Zeit die Politik, die gerade von führenden demo kratischen und volksparteilichen Blättern mit aller Ent schiedenheit vertreten wurde, während heute eigentlich nur maßgebende deutschnationale Organe dafür ein treten. Das ist aber natürlich keine Parteiangelegen heit, sondern reine Ansichtssache. . Es ist ganz selbst verständlich, daß unser Wille mit Frankreich zu einer Verständigung zu kommen, von dem Wunsch auch mit England mehr Fühlung zu haben, gar nicht berührt wird. Man muß sich aber doch immer vor Augen hal ten, daß es nur auf zwei Augen steht, daß unser Ver hältnis zu Frankreich noch nicht in offene Feindseligkeit ausgeartet ist. Briand ist ein kranker und ein müder Mann. Tritt er aus der politischen Arena ab, so wissen wir nicht, ob sein Nachfolger den selben ehrlichen Willen für die Fortsetzung einer Ver ständigungspolitik mitbringen wird, der Briand ohne jeden Zweifel beseelt hat. Schon aus diesem Grunde wird dieser ganze Fragenkomplex sehr ernsthaft von der Reichsregierung geprüft werden müssen. Das einseitige Streben, unter allen Umständen mit Frankreich zur Verständigung zu kommen, ist mit dem Staatssekretär von Schubert in das Auswärtige Amt eingezogen. Wir zweifeln nicht einen Augenblick daran, daß Herr Dr. Stresemann und Herr von Schubert ihre Ansicht über außenpolitische Notwendigkeit revidieren werden, wenn das Interesse des deutschen Volkes eine Umstel lung erforderlich macht. Keine Hetzreden -er französischen Minister mehr. Im „Echo de Paris" erklärt der Poincare beson ders nahe stehende Marcell Hutin, daß der Minister präsident die Kabinettsmitglieder gebeten habe, vor dem Zusammentritt des Parlaments am 18. Oktober keinepolitischenRedenmehrzu halten. Stresemanns Vorstellungen wegen der gehässigen Reden. Der „Avenir" erklärt zu der letzten Unterredung zwischen Stresemann und Briand, Stresemann habe beiBriand kategorisch gegen die Rede Barthous und bei Vrouckere gegen diejenige Jaspars prote stiert. Briand habe sich darauf beschränkt, für mildernde Umstände für seinen Ministerkollegen zu plädieren, während Vrouckere seinen Ministerpräsidenten desavou iert habe. Stresemann habe Hindenburg aus innerpolitischen Gründen zu rechtfertigen gesucht. Wenn dem aber so sei, dann sei der Beweis für die voll ständige Sinnlosigkeit der Annähe rungspolitik erbracht. Die Beamtenbesol-ungs-Nvvelle vor -em Reichsrat. 28. September 1927 Entgegen den Mitteilungen verschiedener Morgen blätter können wir auf Grund authentischer Informa tionen mitteilen, daß die vom Reichskabinett verab schiedeten Besoldungsvorschläge dem Reichsrat bereits zugegangen sind. Die Beratung der Vesoldungsnovelle durch den Neichsrat, die ursprünglich für den heutigen Mittwoch vorgesehen war, ist verschoben worden und steht erstmalig am kommenden Montag auf der Tages ordnung des Neichsrats. Da über die Natur der dem Reichsrat überwiese nen Vorlage in der Oeffentlichkeit Unklarheiten herr schen, muß darauf hingewiesen werden, daß die ver schiedenen in der Presse veröffentlichten Zahlen über die Gehaltssätze für die einzelnen Beamtengruppen selbst verständlich noch nicht in allen Einzelheiten feststehen, da sowohl der Reichsrat als auch der Reichstag ver fassungsmäßig das Recht haben, Aenderungen an dem vom Kabinett vorgelegten Entwurf vorzunehmen. Die von der Beamtenkorrespondenz veröffentlichten Zahlen entsprechen dem vom Reichskabinett an den Reichsrat geleiteten Entwurf, und werden voraussichtlich Gegen stand der Erörterungen des Reichsrats am kommenden Montag sein. Schreckensherrschaft in Swatau. 28. September 1927 Nach Moskauer Meldungen aus Tokio hat die Nanking-Regierung ein starkes Truppenaufgebot zum Entsatz der von den Hankau-Kommunisten eroberten Stadt Swatau entsandt. In Swatau hat sich vor allem die kommunistische radikale Bauernorganisation der „Roten Lanzen" durch gesetzt. Sie hat gestern mit einer wahren Schreckens herrschaft begonnen. Zwanzig reiche Bürger der Stadt sind ohne gerichtliches Urteil hingerichtet worden. Zwischen der Bevölkerung der Stadt und den „Noten Lanzen" ist es zu mehrfachen Zusammenstößen gekom men. Dabei soll es eine große Zahl Toter und Ver wundeter gegeben haben. Unter den Toten sollen sich zwei Japaner befinden. 47 Personen ertrunken. Nach Moskauer Meldungen aus Chardin ist auf dem Sungarifluß ein chinesisches Militärboot gekentert. Dabei ist die 47 Mann starke Besatzung ertrunken. Das Boot befand sich auf der Verfolgung von Fluß piraten. Die Anweiterschä-en in -en Alpen 28 September 1927 Das Hochwasser im Rheintal und in Graubün den ist weiter im Zurückgehen begriffen. Die zu- rückwsichenden Fluten führen noch weiter große Steine und viele Baumstämme mit sich. Der Holzschaden in Graubünden geht in die Hunderttausende. Auf der Straße Buchs—Feldkirch wird die Verkehrsunter brechung noch mehrere Wochen dauern. Auf der Brennerlinie wird wegen der Verkehrsunter brechung der Güterverkehr über den Gotthardt um geleitet. Auf der Strecke von Pontresina nach Morter- atsch wird die Verbindung mittelst Autos aufrecht er halten. In Liechtenstein konnte bisher nur die Hälfte der Einwohner aus dem überschwemmten Dorfe Rugge her ausgeholt werden. Die Schließung des Loches im Rheindamm bei Schaan, der auf einer Breite von etwa 200 Meter eingerissen ist, wird noch viel Zeit er fordern. InBellinzona ist der Tessin auch stark zu rückgegangen. Allerdings ist der Wasserstand immer noch ein verhältnismäßig hoher. Spanien vor -er Revolution? 28. September 1927 Fortschreitende Isolierung Primo de Riveras. Es gärt seit langem in Spanien. Diese Gärung scheint sich jetzt ihrem Höhepunkt zu nähern. Die Dik tatur Primo de Riveras ist erschüttert wie nie zuvor. Der spanische Mussolini muß alle Kräfte ausbringen und keine Mittel unversucht lassen, um sich behaupten zu können. Primo de Rivera, der vor vier Jahren die Macht in Spanien durch einen Militär-Aufstand an sich riß, ist kein Staatsmann. Er besitzt nicht die Qualitäten, die einen Menschen zu einer mehr oder minder dauer haften Leitung der Staatsgeschäfte prädestinieren. Er ist ein echter Ändalusier. Er gehört zu jenen Menschen, die das Leben leicht nehmen, die aus ihrer Freude an gutem Wein und schönen Frauen kein Hehl machen. Das bewegliche Temperament seiner Rasse ist bei ihm mit einem leichten Sinn gepaart, der glaubt, allen Dingen gewachsen zu sein, der sich beherzt und unbefangen an die schwierigsten Aufgaben heranmacht, der sich, wenn nicht alles so geht, wie er gedacht, mit ein paar Witzen darüber hinwegsetzt. Er gehört zu einer Rasse, für die es nichts Tragisches in der Welt gibt, die sich vor keinen Gefahren scheut, aber nicht aus innerem Mut, sondern aus Leichtsinn. Es ist kein Zufall, daß die besten Stier kämpfer Spaniens Andalusier sind und es ist richtig, daß in jedem Andalusier ein Torero steckt. Als Primo de Rivera Diktator Spaniens wurde, ahnte er gar nicht, konnte er gar nicht ahnen, welche Schwierigkeiten ihm bevorstehen. Er betrachtete seine Stellung als vorübergehend. In seinem Pronuncia- mento vom 30. September 1923 erklärte er, daß tzr nicht länger als drei Monate die Macht ausllben werde. Aus drei Monaten sind vier Jahre geworden, und er selbst sieht kein Ende und kann kein Ende sehen. Von selbst wird sie nie aufhören,' ein Ende wird ihr gemacht wer den müssen. Primo de Rivera hat sich die Ueberzeugung sug geriert, daß er der gefeiertste Mann im Staate sei, und daß die spanische Nation nichts anderes wünsche, als ihn dauernd an der Herrschaft zu sehen. Dieser sein Glaube ist irrig. Primo de Rivera ist in Spanien nicht populär, auf jeden Fall nicht so populär, wie er denkt. Seine politischen Handlungen werden nicht von einem poli tischen Weitblick diktiert, sondern in erster Linie vom Bedürfnis geleitet, seine Volkstümlichkeit zu erhöhen. Das Abenteuer des berüchtigten Marokko-Feldzuges, dieser kostspielige, verlustreiche Versuch, den Machttraum Spaniens zu erfüllen, hatte im Grunde keinen anderen Zweck gehabt, als die Autorität Primo de Riveras zu befestigen. Um dieses Ziel zu erreichen, sind ihm keine Mittel zu teuer. Als am 14. Juli des vergangenen Jahres Primo de Rivera am französischen Nationalfeiertag in Paris weilte, und als sich die Nachricht verbreitete, daß er bei der traditionellen Parade am großen Triumphbogen anwesend sein werde, machte die Pariser Bevölkerung kein Hehl daraus, daß sie dem spanischen Diktator einen Empfang bereiten werde, der alles andere sein werde, als er es sich gewünscht hat. Primo de Rivera war in größter Verlegenheit. Sich von der Feier zurückziehen konnte er nicht aus persönlichem Stolz und aus autoritativen Gründen. Denselben Weg zur Parade zu fahren, den der Präsident der französischen Republik und der Sultan von Marokko, sowie die anderen Ehren gäste benutzt haben, nämlich über die Elysischen Felder, wagte er nicht. So zog er es vor, durch Nebengassen im geschlossenen Auto zum Paradeplatz zu gelangen, und erst hier, wo er sich völlig in Sicherheit fühlte, konnte er unverdrossen mit seiner bunten, wirklich ausgezeich net aussehenden Uniform prangen. Dies ist für Primo de Rivera charakteristisch. So handelt er bei jeder Ge legenheit, bei der ihm eine Gefahr droht — soweit er diese Gefahr überblickt. So würde ein Mussolini nie handeln. Nachdem Primo de Rivera die Liberalen mit Unamuno und Romanones an der Spitze aus dem Lande verjagt hat, nachdem er die militärischen Un ruhen mit einem zweifelhaften Erfolg niedergekämpft hatte, versucht er nunmehr, durch einen neuen Schach zug die Stärkung seiner Macht zu erlangen, die ihm der marokkanische Feldzug nicht gebracht hat. Er will eine Nationalversammlung einberufen, die sich zu dem Kon- stitutionalismus unter seiner, Primo de Riveras, Aegide bekennen sott. Dabei macht er kein Hehl daraus, daß „die schärfsten Maßnahmen gegen jedermann er griffen werden, der Spanien in die früheren Zustände stürzen möchte." Er erklärt, daß alle diejenigen, die früher regierten und das Land angeblich zugrunde ge richtet haben, jetzt aber unter Berufung auf liberale Gefühle den Aufschwung Spaniens zu hindern ver suchen, wegen Vergehens gegen das Vaterland mit der Beschlagnahme ihres Besitzes und mit öffentlicher Brandmarkung bestraft würden. Die Voraussagen für eine unter diesen Bedingun gen zustandegkommene Nationalversammlung können nur düsterer Art sein. Die ersten Folgen der neuen Taktik Primo de Riveras haben sich schon klar gezeigt. Primo de Rivera brachte sich um die Sympathien der mächtigen konservativen Partei. Der Führer dieser Partei, Sanchez Guerra, hat Spanien demonstrativ verlassen. Dieser Schritt des berühmten spanischen Politikers muß dem Diktator Primo de Rivera höchst unangenehm sein; denn hinter Sanchez Guerra stehen große Volksmassen, für die er seit langem höchste Autorität besitzt. Sanchez Guerra sah in dem Plan Primo de Riveras nichts anderes, als eine neue Dis kreditierung des parlamentarischen Gedankens. Er hat wiederholt vor einem solchen Schritt gewarnt und mit seiner Abreise ins Ausland gedroht. Als aber schließ lich die Nationalversammlung nach kurzem Schwanken des Königs dennoch dekretiert wurde, reiste der Staats mann prompt ins Ausland ab. Die Bedeutung dieser Tatsache darf keineswegs unterschätzt werden. Es handelt sich hier um nichts anderes, als um einen offenen Protest, der auf die un zufriedenen Massen revolutionierend wirken wird. Es ist ein offener Kampf, eine klare Brandmarkung der Politik Primo de Riveras, die seine Lage schwer er schüttert. Die Diktatur mit dem Parlamentarismus zu ver einen, ist der Grundgedanke der Mussolinischen Taksik. Für Primo de Rivera bedeutet der Versuch, diesen Ge danken zu verwirklichen, eine Prüfung, deren Ausgang mit größter Skepsis erwartet werden muß. Die Abkehr der konservativen Partei von Primo de Rivera ist ein moralischer Schlag, von dem er sich kaum je erholen wird. Der Boden in Spanien wird von Tag zu Tag heißer. Das Land blickt mit Besorgnis und Unruhe in die nächste Zukunft. g- Die elsatz-lothrmMche AulononMerr-ParLei gegrün-eS. 28. September 1927 In Straßburg und in Metz ist unter dem Vorsitz des Generalsekretärs des elsässischen Heimatbundes Rotz die elsaß-lothringische Autonomistenpartei gebildet wor den. Roß leitete die Berechtigung zu der Parteigriin- dung aus der Not des Elsaß ab und erklärte, die Paf- tei beruhe auf dem Recht und nicht auf der Gewalt. wolle, daß das elsässische Volk frei unter den Völkern Europas lebe. Der Sohn des früheren elsaß-lothringr- scheu Staatssekretärs, des verstorbenen Land- uhv Reichstagsabgeordneten Hauß schilderte die Notwendig leit der Autonomiebestrebungen und wandte sich sch^ gegen die Sozialisten, die ihre früheren Ideale verleug net hätten. Aus Flandern, aus der Bretagne und aus Korsika waren Begrüßungsschreiben eingelaufen. Ein Parish Pressevertreter wurde gewaltsam aus dem Saal, in dein in Straßburg die Gründungsversammlung stattfano, entfernt. Die mittag m 5 Uhr in Aus verlautet, des Jahr, echiede Nakt zu dem, wie wurde. Die i delsv e in Prag Im ! Nen der handln Nach Marcel derlai Mach Zeit einer be ihm un Geste konko ! ligen L Minister; Mpfange Im Schaden c Die sehn B nieinde T Di ^K. mit der Deichs sorgu n Der denz erfc >ung d Nnd Kri Reicht! 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