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Absturz eines Verkehrsflugzeuges. Der -eulsche Botschafter von Maltzahn tödlich verunglückt. 23. September 19^7 Aus bisher unbekannten Gründen stürzte heute vor mittag das Verkehrsflugzeug O 5585 auf der Strecke Berlin—München in der Nähe von Schleiz ab. Der Flugzeugführer und vier Passagiere sind tot. Der Bordmonteur ist schwer verletzt. Die Namen der Toten sind: Botschafter Freiherr von Maltzahn, Roell von der Reichsbahndrrrktion Berlin, der Proku rist und Verkehrsleiter der Deutschen Lufthansa von Arnim und der Flugschüler der Verkehrsfliegerschule Dom Völkerbunbsrut. 23. September 192« Die Abrüstungskommission für Finnlands Antrag auf finanzielle Unterstützung angegriffener Staaten. Die Abrüstungskommission des Völkerbundes be handelte heute den finnländischen Antrag auf finanzielle Unterstützung angegriffener kleinerer Staaten zur Versorgung mit dem notwendigen Kriegs material. Die Delegierten der meisten Staaten traten für Annahme des finnländischen Antrages ein. Von englischer Seite wurde jedoch der Vorbehalt gemacht, daß die endgültige Ausgestaltung der vorgesehenen finanziellen Verpflichtung der großen Staaten erst end gültig festgelegt werden soll, wenn auf dem Gebiet der Abrüstung nennenswerte Fortschritte zu verzeichnen sind. Die Vertreter Frankreichs und Polens sprachen sich für den finnländischen Antrag aus. Der Antrag wird nunmehr der Vollversammlung vorgelegt werden. Man nimmt an, daß er der vorbereitenden Abrüstungs kommission, vielleicht auch der vorgesehenen neuen Kom mission zur Prüfung der Sicherheitsgarantien, über wiesen werden wird. Die Abrüstungskommission behandelte dann einen Antrag des Delegierten von San Salvador, Guerrero, über die Durchführung der Kontrolle der privaten Waffenfabrikation. Die Verhandlungen hierüber wer den am Freitag fortgesetzt werden. * Zusammenkunft Zaleski-Briand-Chamberlain. Berlin, 23. Sept. Die Deutsche Tageszeitung mel det aus Posen, der polnische Außenminister Zaleski, dessen Reise nach Eens nicht zustandegekommen ist, soll sich einer Meldung des Posener Tageblattes zufolge in den ersten Tagen des Oktober nach Paris begeben, wo er mit Briand und Chamberlain Zusammentreffen wird. Die Keeresresorm in Belgien. 23 September 1927 Frankreich gegen die Einführung der sechsmonatigen Dienstzeit. Wie jetzt offiziell bekanntgegeben wird, wird nun mehr auch in Belgien die Heeresorganisa tion energischweitergeführt. Das Kriegs ministerium ist bereits eifrig mit einem Gesetzentwurf beschäftigt, der in Kürze der Kammer zugehen soll. Der Entwurf hierzu ist, wie verlautet bereits fertig gestellt und dem Kabinett zur weiteren Beratung zugegangen. Außer dem bereits bekannten Projekt, das einen Ausbau der belgischen Festungen im An schluß an und nach dem Muster der französischen Festungsneubauten vorsieht, befaßt sich der Entwurf auch mit der weiteren Herabsetzung der Militärdienst zeit in Belgien. Das Projekt lehnt die Herabsetzung der Dienstzeit auf sechs Monate ab und schlägt eine solche von acht Monaten vor. Aber auch diese Militärdienst zeit wird nur für den Fall als tragbar erklärt, daß die Befestigungspläne in der vom Projekt vorgesehenen Weise angenommen würden. Als weitere Bedingung für die Herabsetzung der Dienstzeit werden sodann, wenn auch beschränkt, Berufssoldaten gefordert. Der ausschließlich aus Generälen zusammengesetzte Heeres ausschuß hat sich gegen die Einführung der sechs monatigen Dienstzeit ausgesprochen. Wie verlautet soll der Einspruch der französischen Regierung gegen die Einführung der sechsmonatigen Dienstzeit unter Bezug nahme auf einen Paragraphen des französisch-belgischen Militärvertrages erfolgt sein, der derartige Maß nahmen in Belgien von der Zustimmung der französi schen Regierung abhängig macht. Ozeanslug Adels? 23. September 1927 Der Flieger Udet, der bekanntlich schon seit langer Zeit einen Europa—Amerika-Flug auf einer großen Rohrbach-Spezialmaschine plant, ist vorgestern von Berlin nach Kopenhagen abgereist, wohin seine Ma schine schon vorher gesendet worden ist. In Kopenhagen ist man überzeugt, daß der S t a r t U d e t s zum Ozean flug unmittelbar bevorsteht. Mit Sicherheit ist aber nichts festzustellen, da sich sowohl der Flieger wie die Kopenhagener Filiale der Rohrbach-Werke in vollkom menes Schweigen hüllen. Nach einer weiteren Meldung aus Kopenhagen er klärt der Direktor der dortigen Rohrbach-Werke, Ehr hardt, dieser Tage sei ein mit zwei V. M. W.-Motoren von zusammen 1600 ?8. versehenes Flugboot von 18 Meter Spannweite und 1614 Meter Länge in den dor tigen Rohrbach-Werken fertig gestellt worden, mit dem in den nächsten Tagen in Abwesenheit von Dr. Rohr bach Probeflüge unternommen werden sollen. Bewährt sich das Flugboot, soll ein Dauerflug von Ko penhagen aus unternommen werden, soweit der Venzinvorrat reicht. Was die Anwesenheit Udets in Osmers. Der Bordmonteur heißt Feiler. Der Flugzeugführer Charlett ist Friedensflieger und hat bereits viele hunderttausend Kilometer auf Streckenflügen Mückgelegt, wobei er in letzter Zeit die Strecke Berlin- München besonders oft geflogen ist. Das Flugzeug ist eine Maschine des Typs „Merkur" und wurde Mitte Mai dieses Jahres nach Prüfung durch die deutsche Versuchsanstalt für Luftfahrt von den Dornier-Werken an die deutsche Lufthansa geliefert und hat seitdem ohne jeden Zwischenfall Dienst getan. Kopenhagen anlangt, würde dieser möglicherweise an den Probeflügen teilnehmen. Wie die Telegraphen-Union von der Berliner Ver tretung der Rohrbach-Werke erfährt, trifft die Erklä rung des Direktors der Kopenhagener Nohrbach-Werke zu. Ueber die Verwendung des Flugbootes nach dem Abschluß der Probeflüge ist noch nichts entschieden worden. Belagerungszustand in Äankau. 23. September 1927 Nach einer Havasmeldung aus Hankau wurde über die Stadt der Belagerungszustand verhängt. Die Straßen, in denen Barrikaden errichtet wurden, werden von starken Patrouillen durchstreift. Diese Maßnahmen wurden ergriffen, weil vorgestern abend in einer der belebtesten Straßen eine bewaffnete Bande das Feuer auf eine Militärabteilung eröffnete, die einen Gefangenen einen an Bord eines japanischen Dampfers verhafteten angeblichen Kommunistenführer eskortierte. In der Ver wirrung konnte der Gefangene entkommen, mehrere Mit glieder der Bande wurden jedoch verhaftet. Ferner wurde eine japanische Schildwache mit dem Bajonett angegriffen. Als sie mit Eewehrfeuer antworteten, wurde von Maschinengewehren Gebrauch gemacht. Ein Chinese wurde getötet, mehrere verwundet. Japanische Seesoldaten in Hankau gelandet. Wie die Morgenblätter aus Schanghai berichten, haben infolge eines Zwischenfalles in der japanischen Konzession in Hankau die Japaner 200 Matrosen ge landet und den Zerstörer Urakaze, der nach Schanghai unterwegs war, zurückgezogen. Die Neuregelung -er Beamlen- besol-ung. 23. September 1927 Die Verhandlungen im Haushaltausschuß. Im Haushaltausschuß des Reichstages machte gestern der Reichsfinanzminister Dr. Köhler Darlegungen zur Neuregelung der Beamtenchesoldung. Der Reichstag hat im Juli d. I. beschlossen, führte der Minister aus, daß, wenn die Vorlage zur Neuregelung der Beamtenbesoldung vor dem 1. Oktober d. I. nicht mehr verabschiedet werden könne, der Haushaltausschuß über eine Ermächtigung zu Abschlags zahlungen zum 1. Oktober d. I. Beschluß fassen werde. Inzwischen sei die Vorlage mit den Ländern verhandelt worden. Er hoffe, spätestens am Montag die Vorlage dem Reichsrat übermitteln zu können. Dr. Köhler wies daraus hin, daß in der Oeffent- lichkeit anscheinend nicht an die Tatsache gedacht werde, daß die Beamten drei Jahre lang mit ihren Bezügen sozusagen auf der Stelle treten mußten, während um sie herum Preis- und Lohnerhöhungen stattfanden. Es sei ihm gelungen, sein Versprechen einzulösen, die Beam tenbesoldungserhöhung ohne eine Er höhung der Reichs st euern durchzusühren. Er habe bei der Ausgestaltung der Vorlage nicht nur auf die Reichsfinanzen Rücksicht genommen, sondern vor allem aus die der Länder und Gemeinden. Dem Verlangen nach einer Abänderung'des Finanzausgleichs kann aber nicht ent sprochen werden. Ich Hosse, erklärte Dr. Köhler, daß die lleberweisungssteuern höhere Erträge ergeben, als man annehme. Eine Erhöhung der Real steuern in Ländern und Gemeinden aus An laß der Uebernahme der Reichsbesoldungsoronung auf Länder und Gemeinden würde außerordentlich uner- wü nschte Rückwirkungen ergeben. Es sollte wirk lich der ernsthafte Versuch gemacht werden, hier ohne Erhöhung durchzukommen. Was die Besoldungsordnung selbst angeht, so be steht die Hauptänderung darin, daß das System der Schlüsselung abgeschafft ist und dafür die aut o- matische Ausrückung in die Anfangs- wie in die Aufrückungs stufe getreten ist. Die Frauenzulage ist in die Grundgehälter hineingearbeitet worden. Da keine Veranlassung vorliegt, auch den Ledigen diese Frauenzulage zu gewähren, ist versucht worden, sie von den unverheirateten Beamten an anderer Stelle wieder hereinzubekommen. Das System der Kin derzulage ist beibehalten, aber vereinfacht. Sie beträgt allgemein 20 Mark monatlich. Der Regierung hat es entgegen verschiedentlichen Behauptungen ferngelegen, etwa für die Offiziere besondere Vorteile herauszuholen. Was die prozentuale Erhöhung der Besoldung betrifft, so war die Regierung der Meinung, daß dieunterenBeamtengruppen stärker bedacht werden mußten. Im übrigen be wegen sich die Erhöhungen der Grundgehälter im End gehalt von 18,7 bis 25 Prozent. Aus den Endzahlen allein kann man aber die volle Höhe der Aufbesserung Nicht entnehmen öder voll würdigen. Auch die Ruhe gehalts- und Wartegeldempfänger sowie deren Hinter bliebene werden entsprechend ausgebessert. Der Reichsrat wird sich hoffentlich bald entscheiden. Der Minister gab dann die beabsichtigte, im Abendblatt bereits mitgeteilte Regelung der Vorschußzahlungen an die Be amten zum 1. Oktober bekannt. Die veröffent lichten Zahlen erfahren insofern eine Aenderung, als die Vorschüsse in den Gruppen IX bis XI für Verheiratete 50 Reichsmark, für Ledige 40 Reichsmark betragen. Die Besprechung der Darlegungen des Ministers eröffnete der Abg. Bender (Soz.), der die Abschlags zahlungen für die unteren Klassen erhöht wissen wollte. Reichsfinanzminister Dr. Köhler nahm diese An träge zum Anlaß, seine Ausführungen dahin zu ergänzen, daß zugleich mit der Besoldungsregelung für die Beamten auch eine Neuordnung der Bezüge derKriegs- beschädigten erfolgen wird und ebenfalls ein Vor schuß, der schon am 1. Oktober gezahlt werden soll. So gleichmäßig, wie der Vorredner es vorschlage, könnten aber die Vorschüsse nicht gut gegeben werden. Abg. von Guerard (Ztr.) erklärte namens der Regierungsparteien, daß sie mit den Vorschlägen des Reichsfinanzministers einverstanden seien. In der Abstimmung wurden die Anträge der So zialdemokraten und auch solche der Kommunisten abge- lehnt. Abg. Steinkopf (Soz.) erklärte darauf, daß nach dieser Ablehnung seine Freunde dem Vorschlag des Ministers zustimmen würden, um den Beamten wenigstens etwas zu gewähren. Hierauf wurden die Vorschläge des Reichsfinanzministers einstimmig angenommen. Preutzens Änderungsanträge zum Schulgesetz. 23. September 1927 Die Demokratische Parteikorrespondenz teilt mit, daß die Abänderungsanträge der preußischen Re gierung für die Beratung des Schulgesetzes im Reichsrat nunmehr formuliert worden sind. Nach diesen preußi schen Anträgen soll im § 2 des Schulgesetzes die Ge meinschaftsschule an erster Stelle genannt werden, und es soll bestimmt werden, daß die Schulen Gemeinschaftsschulen sind oder nach näherer Bestimmung des Gesetzes Bekenntnis- oder weltliche Schulen. Als wichtig werden dann Aenderungsanträge ZU Z 18 bezeichnet, nach denen alle Schulen so lange Ge- meinschaftsschulen sein sollen, solange nicht ein Drittel der Erziehungsberechtigten eine Bekenntnisschule oder eine weltliche Schule verlangen. Verlangt ein Drittel der Erziehungsberechtigten die Umwandlung in eine Bekennt nisschule und ein zweites Drittel etwa die Umwandlung in eine weltliche Schule, so entscheidet bei einer Abstim mung die absolute Mehrheit. Als entscheidend wird ein preußischer Antrag be zeichnet, in dem gefordert wird, daß die Feststellung des „geordneten Schulbetriebes", der durch Einrichtung von Antragschulen nicht gefährdet werden soll, den Ländern überlassen werden soll. Dadurch werde es nämlich mög lich sein, die Simultanschule in den Simuttanliindern zu reiten, da die Landesregierungen es in der Hand hätten, die Forderungen hinsichtlich des geordneten SäM betriebes „möglichst hoch zu schrauben". Für sein Ee biet hat Preußen beantragt, daß Frankfurt und Hana» als Simultanschulländer erklärt werden sollen. In dcr Finanzfrage sei Preußen mit den übrigen Ländern dann einig, daß etwa aus dem Reichsschulgesetz sich ergebende Mehrkosten vom Reiche zu tragen seien. Tunney bleibt Weltmeister im Schwergewicht. 23. September 1927 Der Boxkampf um die Weltmeisterschaft Schwergewicht, der heute auf dem Soldiers Fw" zwischen dem Titelhalter Genee Tunney und Altmeister Jack Dempsey zum Austrag kam, wurde von dem bis herigen Meister James Tunney nach zehn schweren Kampfrunden gewonnen. Der Verlauf des Kampfes. Kurz nach 7 Uhr wurde das Betreten des Soldi^ Field freigegeben. Auf 11 Zufahrtsstraßen stauten die Menschenmassen. Riesige Scheinwerfer beleuchteten den Schauplatz. Die Zahl der Besucher wird aus 150 000 geschätzt. Auch zahlreiche Vertreter der V«ö weit waren erschienen: Jim Jeffries, Jack Sharkey um Paolino. Um 9 Uhr (4 Uhr deutscher Zeit) beträte' Thunney und Dempsey, vom Publikum lebhaft begrub den Ring. Nach den üblichen Formalitäten ertoM unter ungeheurer Spannung der Zuschauer um 9.06 UV der erste Gongschlag. Erste Runde: Beide Gegner geben ihrem Kawpl von vornherein ein scharfes Tempo. Dempsey laM wiederholt Körperhaken. Tunney trifft des öftere Dempseys Kopf mit schweren Einzweischlägen. und dritte Runde: Dempsey beginnt wieder mit hcsM gen Angriffen und treibt Tunney im Ning umher. ney antwortet aber mit mehreren schweren Rechten, Dempsey in die Seile werfen, -s- Vierte Runde: -ru § ney landet wiederholt schwere Eesichtshaken und trc> Dempsey in seine Ecke. Clinch. Nach Trennung Dempsey weiter schwere Treffer einstecken. kämpfen in heftigem Schlagwechsel noch drei Sekun^ nach Rundenschluß, -s- Fünfte und sechste Runde: Bei Kämpfer drängen auf Entscheidung. Harter SWM wechsel. Dempseys Auge ist aufgeschlagen und blutet- Siebente Runde: Dempsey zwingt Tunney mit . q Rechtslinkshaken zu Boden. Tunney erhebt sich ! weicht aus und wird durch den Gong gerettet. bis zehnte Runde: Tunney hat sich wieder erholt f es gelingt ihm, Dempsey schwer anzuschlagen und durch Gesichtstreffer auf die Augen die TreffsichE^ zu rauben. Dempsey muß kurz zu Boden gehen. ^1 Schluß der Runde war Dempsey stark mitgenom» Beide Augen bluteten sehr. Urteil: Sieger ist nach Punkten James