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Redaktioneller Teil. .tr 98, M. April 1916. mittel auf den Markt, zumal bei der Herstellung neuer Schul wandkarten und anderer geographischer Lehrmittel begreifliche Zurückhaltung gewahrt wird. Vom deutschen Siege wird al lenthalben ein mächtiges Vordringen deutscher Kultur nicht nur in die mit uns befreundeten Länder, sondern auch in die von uns besetzten, bisher feindlichen Gebiete erhofft. Die Errichtung von Schulen und Hochschulen nach deutschem Muster läßt einen späteren Aufschwung des Lehrmittelgeschäfts erwarten. Trotzdem scheint der Zeitpunkt eines solchen Aufschwungs noch nicht in greifbare Nähe gerückt zu sein, da allenthalben noch viel Vor arbeit geleistet werden muß, bis die Früchte reifen. Ganz besonders leidet das Lehrmittelgeschäst auch durch die Unsicherheit der Preise. Die Preise für die Leinwand der Auf züge sind in ständigem Emporschnellen. Dasselbe gilt von den Preisen vieler Metalle, von Leder und Gummi. Manche Metall- artcn sind sogar beschlagnahmt. So kommt es, daß die in den Lchrmittclkatalogen aufgeführten Preise vielfach ihre Geltung ver loren haben und daß auch die Aufschläge nicht in festen Prozent sätzen angegeben werden können. Bei größeren Aufträgen em pfiehlt es sich deshalb stets, vorher Kostenanschläge einzuholen. Im Grossobuchhandcl ist durch die fortgesetzte Einziehung der männlichen Leser ein recht wesentlicher Rückgang, insbe sondere bei umfangreichen Werken und auch bei besseren Zeit schriften, bemerkbar. Di« billige Kriegsliteratur hält sich noch über Wasser, und manche Kriegswerke haben eine hohe Auf lage erzielt. Bemerkenswert ist, daß eine Anzahl bekannter Modenzeitungen ihre Auslagen fortgesetzt erhöhen konnte. Ver sicherungsblätter behalten die führende Stellung und bilden eine gute Grundlage während des Krieges für die Existenz derjenigen, die sich eingehend mit dem Vertrieb derselben befaßten. Neue Lieferungsromane und Kalender sind nur in geringer Anzahl auf dem Büchermarkt erschienen. Die Lage des Schulbuchhandels hat sich gegenüber dem Vorjahre nicht viel geändert; der Umsatz hat sich und wird sich auf das Notwendigste beschränken, um so mehr, da den Verhältnissen entsprechende Preisaufschläge seitens der Verleger in Kraft treten bzw. in Aussicht stehen. Der Mnsikalienhandel zeigte kein anderes Bild, als in den ersten Kriegsmonaien des Jahres 1914. Orchester- und Chor- gesangs-Literatur hatten fast gar keinen Umsatz, weil die meisten Konzertauffllhrungen, namentlich von Gesangvereinen, sich auf Wohltätigkeits-Veranstaltungen beschränkten und sich insbesondere in Männergcsang- und Orchester-Vereinen das Fehlen der Män ner sehr fühlbar machte. Literatur für Dilettanten- und Vereins- bühnen, sowie Humoristika fehlten natürlich ganz, sowohl als Neu erscheinungen, als im Verkauf ans Publikum. Trotzdem wurde ein lebhafter Absatz in vaterländischer Literatur erzielt, und auch einige Bühnenwerke leichter Art hatten mit einzelnen Musiknum mern Erfolg, die das Geschäft belebten. Im vorigen Jahre konnten wir berichten, daß der Prozeß der Genossenschaft Deutscher Tonsetzer gegen eine Gruppe von mehr als 4V der bedeutendsten Musikverlagsfirmen durch reichs gerichtliches Urteil zugunsten der Verleger entschieden worden ist. Im laufenden Berichtsjahr hat sich aus der Verlegcrgruppe heraus unter Angliederung einer ganzen Reihe anderer Verleger und Komponisten, sowie Textdichter eine »Genossenschaft zur Ver wertung musikalischer Aufführungsrechte <Gema)« in Berlin gebil det. Die neue Genossenschaft strebte alsbald nach der Gründung einen Anschluß an die Genossenschaft der Autoren, Komponisten und Musikverleger in Wien an. Den beiderseitigen Bemühungen gelang es endlich, am 16. Febr. 1916 gemeinsam einen »Verband zum Schutze musikalischer Aufführungsrechte« zu gründen. Da mit ist ein wichtiger Schritt zur Vereinheitlichung auf dem Ge biete des musikalischen Aufführungsrechts getan, und beide Gesell schaften zusammen verfügen jetzt über die Mehrheit der musikali schen Aufführungsrechte des deutsch-österreichischen Verlages. 500 Hauptversammlung des Vereins der Buchhändler zu Leipzig am 24. März 1916. Verhandlungsbericht. Die Hauptversammlung fand im großen Saale des Deutschen Buchhändlerhauses in Leipzig, nachmittags 6 Uhr, statt und war von einer großen Anzahl von Mitgliedern besucht. Der Vor sitzende, Herr Richard Linnemann, eröffnete die Versamm lung, begrüßte die Erschienenen und stellte die ordnungsgemäße Einberufung der Versammlung fest. Gemäß der den Mitgliedern mit der Einladung zur Hauptversammlung vorher zugcgangcnen Tagesordnung wurde mit dem Geschäftsbericht des Vereins be gonnen. Zu Ehren der im Kriege gefallenen, sowie der ver storbenen Mitglieder erhoben sich die Anwesenden von ihren Plätzen. Der Geschäftsbericht wird zur Besprechung gestellt. Zum Punkte Hauptausschuß spricht Herr Kommerzienrat Kiöner und bringt die Erklärung des Deutschen Verleger-Vereins zur Sprache. Der Vorsteher erwidert darauf und legt die Stellung des Vorstandes zu dieser Sache dar. Nachdem sich noch die Herren Voigtländer, Geheimrat vr. v. Hase und Hofrat Meiner in gleichem Sinne wie Herr Kommerzienrat Kröner ausgesprochen haben, wird die Hauptversammlung befragt, ob der Standpunkt des Verlcgervereins auch der des Leipziger Vereins sei. Dies wird nahezu einstimmig bejaht. Bei Besprechung der Abschnitte über Verlagsbuchhandel und Sortiment wird von seiten der Verleger allgemein erklärt, daß eine Erhöhung des Rabatts für das Sortiment bei der allgemei nen Verteuerung der Herstellungskosten nicht zu erwarten sei. Das Sortiment wünscht an dem Kunden-Rabatt unter den an sich schon schweren Verhältnissen der Gegenwart nichts geändert zu wissen. Zu Punkt 2 und 3 erstattet der Herr Schatzmeister Bericht. Im Namen des Hauptausschusses ersucht Herr Francke, gemäß dem Bericht der Herren Rechnungsprüfer den Schatzmeister und den Vorstand zu entlasten, was einstimmig geschieht. Die zur Wiederwahl stehenden Herren werden sämtlich «ic- dergewählt und nehmen, soweit anwesend, alle die Wiederwahl a». Bei der Abrechnung über die von seiten des Vereins dem Direktorium der Bugra übergebenen Anmeldungen hatte sich ein Überschuß ergeben, den dem Verein zurückzuzahlen das Direkto rium der Bugra anerkannt hatte. Da letzteres nicht in der Lage ist, den ganzen Betrag von «kk 5600.— zu zahlen, weil nicht ge nügend Mittel vorhanden wären, ist zwischen dem Direktorium der Bugra und dem Vorstand des Vereins ein Abkommen zustande gekommen, sich mit einer Abfindungssumme von «kl 3000.— zu frieden zu geben, unter der Voraussetzung, daß bei der Gesamt abrechnung der Bugra sich kein Überschuß ergäbe, der eine Aus zahlung des gesamten Guthabens rechtfertigen würde. Der Be trag ist gezahlt worden und wurde dem Antrag des Vorstandes entsprechend auf einstimmigen Beschluß der »Kriegshilfskasse für den Leipziger Buchhandel« überwiesen. Der Antrag des Vereins Leipziger Kommissionäre, eine Än derung in der Adressierung der Rundschreiben betreffend, wurde abgelehnt. Aus dem dänischen Buchhandel. ii. ll siehe Nr. L9.j Z»r Lage. — Neue Bcrtrtcbsmethoden. — Teures Papier. — Jubi läen. — Ausstellungen. — Alt-Holländische Kultur auf Amager. — Gestorbene große Maler. — Borträge über Polarforschung und deutsche Gcfaugenen-Lager. — Bibliotheken für Kriegsgefangene in Rußland. — Russisches und spanisches Wörterbuch für Dänen. — Neu erscheinungen. — Zolltarif-Entscheidung. Die allgemeine Teuerung hat sich auch in Dänemark ver schärft, nicht, wie in den kriegführenden Ländern, aus Mangel an Lebensmitteln und Jndustriewaren, aber durch die fast aus nahmslos gestiegenen Preise, wozu die schwierige und kostspielige Beschaffung ausländischer Rohstoffe, höhere Frachten und Löhne stark beitragen. Über die wirtschaftlichen Zustände in Dänemark