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Redaktioneller Teil. k 98, 29. April 1918. handlungs-Gehilfen-Verein aufgebrachten Mittel bis jetzt die Summe von ca. ,/k 53 000.— erreichen. Wie wir im letzten Jahresbericht melden konnten, blieb uns nach Schluß unserer Abrechnung über die »Bugra« ein Guthaben, über das wir endgültig« Abrechnung in Aussicht stellten. Nach dem wiederholte Verhandlungen zwischen dem Vorstand des Ver eins und der Geschäftsleitung der Ausstellung stattgcfunden hatten, erklärten wir uns mit einer Abfindungssumme von 3000.— einverstanden. Der Hauptausschutz wurde vom Vorstände zu mehreren Sitzungen behufs gemeinschaftlicher Beratung wichtiger Fragen eingeladen. Im übrigen beschränkte sich feine Tätigkeit auf die satzungsgcmäßc Prüfung des Kasscgcbarens und die Auf stellung von Wahlvorschlägen für die Hauptversammlung. Die Lehranstalt wurde im verflossenen Jahre vom Kriege stark in Mitleidenschaft gezogen; besonders häufig traten Stö rungen im Schulbesuche auf. Da die Schule nicht Selbstzweck, sondern nur Mittel zum Zweck der Ausbildung des buchhändle- rischen Nachwuchses ist, glaubte die Schulleitung, de» Wünschen der durch den Mangel an Gehilfen in Not geratenen Lehrfilmen um Überlassung der Lehrlinge in weitestem Umsauge entgegen- kommen zu müssen, insbesondere durch früheren Beginn der Weih nachtsferien. Außerdem sind zahlreiche Beurlaubungen von der zweiten Unterrichtsstunde an erfolgt, die jedoch zu einer empfind lichen Benachteiligung in der Ausbildung und Erziehung der betreffenden Schüler geführt haben, was sich unter andern, darin gezeigt hat, daß eine Anzahl Schüler das Lehrziel nicht er reicht hat. Die Zahl der Schüler belief sich im Berichtsjahre auf 402, von denen 384 auf die Lehrlings- und 18 auf die Höhere Abtei- luug entfielen. Der Unterricht wurde von 19 Lehrkräften erteilt, von denen 5 der Lehranstalt hauptamtlich angehören, darunter die Herren Fischer und Heyde, die daher ständig und pensionsfähig an Stelle der ehemaligen Hauptlehrer Friedrich und Haake au gestellt worden sind. Im übrigen hat sich seit der Erstattung des letzten Be richts nichts geändert. Auch in diesem Jahre ist die Lehranstalt vom kgl. Ministerium des Innern, dem Rate der Stadt Leipzig und dem Börsenverein der Deutschen Buchhändler aufs wirksamste unterstützt worden, denen daher auch au dieser Stelle der auf richtigste Dank des Vereins ausgesprochen wird. Das kgl. Ministerium des Innern hat uns zwar aufge geben, künftighin auf eine Änderung des Unterrichtsbeginns im Winterhalbjahr entsprechend dem anderer Handelsschulen bedacht zu sein, was gewiß für die Gesundheit der Schüler nur vorteilhaft wäre. Die unter Hinweis auf die jetzt herrschenden Verhältnisse dagegen erhobenen Einwendungen haben Erfolg gehabt, und es kann für die Dauer des Krieges noch allez beim alten bleiben. Die Bcstcllnustalt hat, trotzdem sieben Mann der Mitarbeiter zur Fahne einberusen wurden, die Probe auf ihre Leistungsfähig keit erfreulicherweise bestanden. Wer sich ein Bild von den täg lichen Eingängen an allen möglichen Schriftstücken und Rund schreiben machen kann, wird begreifen, mit welcher Arbeits- freudigkeit die noch tätige» Sortierer bisher die ihnen gestellten Aufgaben erfüllten und hoffentlich auch noch weiter erfüllen werden. Der Berlagsbuchhaudcl hat das Jahr l9I5 weit besser über- standen, als nach dessen geschäftlicher Lage in den ersten Kriegs monaten und nach dem letzten Weihnachtsgeschäft zu erwarten war. Hat der Verlag auch in der Herausgabe neuer Werke weise Beschränkung geübt, so darf der Absatz vieler Neuerscheinungen, insbesondere durch den Bezug ins Feld, als günstig bezeichnet werden. Hervorzuheben sind Werke wie Sven Hcdin, Ein Volk in Waffen mit einem Verkauf von vielen hunderttausend Exem plaren, Biesalski, Kriegskrüppelfllrsorge mit über Hundert tausend Absatz. Die Liller Kriegschronik und Herzogs Kriegs- gedichte wurden in wenigen Monaten in 40 000 bzw. 50 000 Exemplaren abgefetzt. Es schließen sich in vielen Tausend Exem plaren Thimme-Legien, Strobl, Bartsch usw. an. Dazu kommt, daß sich der Verlag mit Erfolg dem Vertriebe älterer Literatur gewidmet hat, wobei interessant ist, daß Nietzsches Werke einen weit größeren Absatz als in Friedenszeiten erzielten. 498 Der Absatz der billigen Literatur hat eine erfreuliche Steige rung erfahre», so daß Leipzig seine führende Stellung auf diesem Gebiete nicht nur behauptet, sondern befestigt hat. Durch die unverminderte Ausrechterhaltuug des Unterrichts in den Schulen aller Arten stand der Absatz der Schulbücher nur unwesentlich gegen andere Jahre zurück. Beeinträchtigt wurde deren Bezug in stärkerem Maße nur, soweit es sich um Bücher für die oberen Klassen höherer Lehranstalten handelte. Der Verkauf von Univer- sttätslehrbüchern und wissenschaftlicher Literatur litt besonders unter dem geringen Besuch der Hochschulen. Schwer zu leiden hatte der Rcisebücher-Verlag. Die Lage der wissenschaftlichen und der auf Inserate angewiesenen Fachzeitschriften kann nicht als günstig bezeichnet werden. — Das teilweise Ausfuhrverbot war für die medizinische und chemisch-technische Literatur nach teilig. Mit Unruhe wurde in den letzten Monaten die dauernde Steigerung der Papierpreise beobachtet, die zu einer starken Be einträchtigung der Verlagstätigkeit führen kann. Im Sortiment ähnelt 1915 dem ersten Kriegshalbjahr; der Ladenverkehr blieb lebhaft, beschränkte sich aber hauptsächlich auf Karten, Tagesfragen und Unterhaltungsbücher; der Rechnungs absatz war schwach, da einmal wenige größere wissenschaftliche Neuigkeiten erschienen, andrerseits Bibliotheken wie Private beim Einkauf zurückhielten. So ließ z. B. die Stadt die sonst üblichen Sedanprämieu in den städtischen Schulen ausfallen. — Studenten fehlten ganz. Bestellungen aus dem neutralen Auslände kamen trotz des niedrigen Markkurses verhältnismäßig wenig. Die im Juni veranstaltete Kriegsbllcherwoche hatte gar keinen Erfolg; auch sonst hat der Versand kleiner, minderwer tiger Schriften ins Feld nachgelassen, dagegen ließ sich manch einer unserer Feldgrauen, der in Ruhestellung lag, größere Werke in Feldposthefte zerlegen und hinausschicken. An den Bücher lieferungen für die von der Stadt veranstalteten Liebesgaben sendungen waren verschieden« hiesige Sortimente beteiligt, ebenso an denen für die neuen fahrbaren Feldbüchereien. Das Weihnachtsgeschäft setzte früher ein als gewöhnlich, wird aber von den verschiedenen hiesigen Sortimentsinhabern sehr verschieden eingeschätzt, liberall wurden säst nur billige Werke verlangt, aber während einige Geschäfte klagten, die Um sätze seien noch hinter 1914 zurückgeblieben, melden andere er hebliche Besserung; in einem Falle wurde sogar berichtet, daß der Barumsatz des Jahres 1913 erreicht sei. Viel Schwierigkeiten bot die Personalfragc, da das Sorti ment ja bisher meist jüngere Leute beschäftigte, die zum Heer« eingezogcu wurden. Als Ersatz wurden neben älteren Aushilfs kräften vielfach Damen eingestellt, die sich zum Teil auch recht gut bewährt haben. Außerdem mußten natürlich mehr Überstunden gemacht werden, um die Arbeit zu bewältigen. Der Versuch, alle hiesigen Sortimente zu gemeinsamem frühere» Ladenschluß zu veranlassen, scheiterte leider wieder am Widerspruch einzelner Firmen. Es liegt in der Natur der Sache, daß sich im Schulbüchcrgeschäft der Krieg nicht so bemerkbar gemacht hat wie sonst im Sortiment. Der Andrang beim Beginn des Schuljahres war der übliche. Das Publikum hat sich noch nicht daran gewöhnen linnen, seinen Bedarf im Laufe der Osterferien einzukaufen. Aufklärung in den Tageszeitungen und frühere Ver- tciluug der Verzeichnisse könnte» hier noch sehr viel bessern. Nen- nnd Nachbestellungen konnten zum Teil von den Verlegern nur mit erheblicher Verspätung geliefert werden, da ausreichendes und eingearbeitetcs Personal fehlte. Auch die Sortimenter hat ten meistens mit unzureichendem Personal zu arbeiten, so daß Auseinandersetzungen mit dem Publikum nicht ganz ausbliebcn. Dem Hinweis auf die durch den Krieg veranlaßten Verzöge rungen hat sich aber Wohl kein Einsichtiger verschlossen. Da die Ein- und Ansführung von Schulbüchern auf das notwendigste be schränkt war, so blieben dem Sortimenter manche Verluste erspart, die sonst unvermeidlich und so häufig sind. Im großen und ganzen verlief das Geschäft in demselben Rahmen ivie in früheren Jahren. Die Entwicklung des Antiquariats war im Berichtsjahre nicht ungünstig, jedenfalls viel besser, als erwartet werden tonnte.