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Redaktioneller Teil V 98, 29. April 1916. des Zahnarztes Alfred Bramscn in der Zeitung »köbeuln»-»« vom 14, Februar, Auch der Marinemaler Carl Locher, der als Radierer Hervorragendes geschaffen hat, ein altes Mitglied der Künstlerkolonie Skagens, ist vor kurzem im Alter von 64 Jah ren verschieden. Ein Verzeichnis der seit Abschluß von Carl Reiyels Katalog und P, Wcilbachs Lexikon, d, i, 1883, gestorbenen dänischen Künstler erschien in Williams Olsens Kunst handlung, Kopenhagen, Fortunsträde, Auf Veranlassung des für ein Zusammenarbeiten der nor dische» Universitäten wirkenden Letterstedtschen Vereins hält im März hier der berühmte schwedische Forscher Otto Norden- skiöld vier öffentliche Vorträge über Polarklima, Eiszeit, Eingeborene und Weiße in den Kolonien der Gegenwart, — Redner über aktuelle Fragen aus den kriegführenden Ländern ein zuladen, wie Prof, G, Murray, Franz von Liszt und Henry Berg- son, die vor Stockholms Studenten sprechen sollten, hat da gegen der dänische Studcntenverein, Wohl hauptsächlich durch Björnsons Fiasko und ein drohendes Verbot bewogen, ab- gelchnt. Einen schönen Erfolg und den Dank weiter Kreise hat sich dagegen der Kopcnhagencr Arzt Louis Frankel (Vorsteher des hiesigen Samaritervereins) erworben, indem er in verschie denen großen Vereinen der Hauptstadt — und demnächst in der Provinz — über seine Eindrücke in Gesangenen-Lagern und Krüppelhcimen Deutschlands an der Hand zahlreicher Licht- und Filmbilder Vorträge hielt. Zu besonderem Dank ist ihm die deutsche Kolonie für seinen deutsch gehaltenen Abend verpflichtet. Rach den Gesangenen-Lagern Sibiriens hat dieser Tage im Aufträge des dänischen Komitees für Büchersammlungen für Kriegsgefangene der junge dänische Gelehrte vr, plül, Jens Kure eine Reise angetreten, die ihn über Finnland, Petersburg, Irkutsk und weiter durch Transbaikalten möglichst bis Wladiwostok führen soll, um überall Bibliotheken für sie einzurichtcn. Dem Komitee, dessen Kontor sich jetzt dank Dir, Vagn Jacobsens Wohl wollen in den z. Tl, unbenutzten Räumen der alten Carlsbcrg- Glyplothek neben der Brauerei in Kopenhagen-Valby befindet, in der übrigens eben ein dänisches Brauerei-Musen in eröffnet worden ist, sind von deutscher Seite schon ge gen ls Million Bücher zugcsichert worden. Sie wer den durchgesehen, gestempelt und verteilt. Später als 1913 erschienene Literatur wird jedoch nicht angenommen. Mit dem Ausschuß, in dem wieder Unterausschüsse die Verteilung spezi eller Literatur, z, B, der Lehrbücher für kriegsgesangene Studie rende, der religiösen Literatur »sw, besorgen, arbeiten je ein Abgesandter aus Deutschland und aus Rußland, wo das Inter esse für die geistige Nahrung der gefangenen Landsleute nun auch rege wurde, zusammen. Zur Sicherheit, daß die Büchcrscndnngen nach Sibirien usw, auch wirklich ankommen und verteilt werden, erwies cs sich als nötig, jemand zu entsenden, der sich mit Gefangenen und Behörden über ihre Wünsche ver ständigen kann, wozu sich vr, Kure bereit erklärt hat. Bekannt geworden ist er durch sein soeben erschie nenes großes russisch-dänisches Wörterbuch, das erste dieser Art <Sl2 zweispaltige S,, geb, 12 Kr,, Gyldcndal), Eine russische Grammatik für Dänen gab gleichzeitig sein Lehrer, Professor der slavischen Sprachen Holger Pedcrsen, heraus (236 S,, geb, 4 Kr,, Gab), Ebenfalls das erste seiner Art ist ein n o r w e g i s ch - dä nisch-spanisches Wörterbuch, das den Kopenhagen» Sprachlehrer und Philologen Carl Bratli znm Verfasser hat (etwa 9 Hefte von je 32 Seiten, znm Preise von je Kr, 0,85, Ver lag der Filiale Kopenhagen von H, Aschehoug L Co,) und von Prof, Kr, Nyrop mit einem Vorwort versehen ist. Vom König von Spanien wurde Bratli kürzlich, für sein spanisch (auch dä nisch und französisch) erschienenes Geschichtswerk über Philipp II. ausgezeichnet. Eine Einzelausgabe für das dänische Gymnasium von B i s- m a r ck s R e d en in Auswahl mit Einleitung und Anmerkungen hat I, Ostenseld herausgegeben (220 S,, 3,25 Kr,, Ghldendal). Die Geschichte der deutschen Sozialdemokratie will ein vom 502 »Sociale Sekretariat og Libllotvk« (Kopenhagen, Gamle Kongevej 31) veranstalteter Studienkreis an einigen Abenden behandeln» Auf den Lehrstuhl der Geschichte wurde, anstelle des zum Reichs- archivar ernannten Prof, Kr, Ersleb, vr, Erik Arup berufen. Um nun kurz auf einige Neuerscheinungen der Kriegs» litcratnr einzugehen, sei erwähnt, daß Thomas Lynard »V.-vcken-cki'Ißo»« (100 S., 1,50 Kr,, Hagcrup) nach dem Vorwort des Historikers Knud Fabricius eine gute Übersicht über die bis herigen Ereignisse und den mutmaßlichen Verlauf gibt. Betrachtungen über »Kricgsursachcn und Kampfziele« stellt der früher in: politischen Leben hcrvorgetretene Däne C y r, Re be n t l o w an <180 S,, 2,50 Kr,, Gab), über »Britische Politik« schrieb ErikMöller (126 S,, 2 Kr,, Hasselbalch), Friedliche Rciscerinncrnngcn aus Montenegro, mit dessen König er in Brief wechsel gestanden hat, sowie aus Albanien weiß der beliebte Schriftsteller BörgeJanssen (»)loutenegros Iliminoi«, 1 Kr., Hagcrup) in interessanter Weise seinen Lesern,zu erzählen. Aktuelle Bedeutung hat jetzt das ergreifende, schon 1910 als Lesedrama erschienene Trauerspiel »Vaterland« ( l-'lillre lanll«. 4 Akte in 8 Bildern, 4,50 Kr,, Ghldendal) von Prof. Einar Christianse n, früherem Direktor des Kgl, Theatttss gewonnen, das, von ihm zur Aufführung gebracht, einen vollen, Erfolg erzielte. Es behandelt den tragischen Gegensatz zwischen dem Streben der Persönlichkeit nach Entfaltung und Eigenart und dem unerbittlichen Verlangen des Staats selbst an die größten Begabungen, sich zu gegebener Zeit als dienendes Glied deni Ganzen einzuordnen. Der geniale junge Ingenieur Anthio will seine Arbeit nicht dem Zeitverlust und den Gefahren des Mi litärdienstes opfern, er geht ins Ausland, findet aber lange keine Ruhe zur Arbeit, Als sie sich schließlich einstellt, wird sein Vater land von einem Nachbarstaat überfallen. Trotz aller Theorien eilt er als »anständiger Kerl« heim, wird verwundet und muß den Tod für sein Vaterland erleiden. Zugleich aktuell und von dichterischem Wert ist auch der so eben in dänischer Übersetzung erscheinende Roman ».lean-Obri- «togllo« (1, Teil; 3 8,, Hagcrup) von Romain Rolland, dessen Titelheld, ein Komponist, die Hälfte seines Lebens in Frankreich verbringt, sodaß sich daraus eine interessante Gegen überstellung des deutschen und französischen Nationalcharakters gewinnen läßt. Der ja auch in deutscher Übersetzung er schienene Roman findet das Interesse weiter Kreise. Von neuen Übersetzungen aus dem Englischen sind zu erwähnen drei Schriften von Thomas Carlyle mit einer Arbeit über seine Religion und Ethik, deren Verfasser der bereits oben genannte vr, I, Kure ist (Gyl- dendals Verlag), das erste dänische Buch der heute gelesenstcn Schriftstellerin Englands EthelM, Dell, die durch Zeitungs- senilleton-Romane hier schon Eingang gefunden hat, der Roman »Karo-Bube« (»Kuller Knägt; 2,50 Kr,), des Amerikaners Jack London »Rund um Kap Horn« (Martins Forlag) und W. W. Jacobs humoristische Schisfergeschichten (»Skipperlnstorier«, Gyldcndal), Von neuer dänischer Belletristik ist bemerkenswert ein Land arbeiter-Roman (»klvor ller er gäronlle krLktor«, 2,50 Kr,; Gyl- dendal) des volkstümlichen Jeppe Aakjär, von dem der selbe Verlag auch einen Band Gedichte »I-iv c>g Sang« in seiner Minialurserie »Kleine Gedichtsammlungen« (a 3 Kr,, in weichem Leder, mit Goldschnitt) veröffentlichte. Von dem berühmten nor wegischen Erzähler Knut Hamsun kündigt Ghldendal eine Ausgabe »Gesammelte Werke« (9 Bände a Kr, 3,25, oder 58 Hefte a Kr, 0,50) an. Zum Schluß sei auf eine neue dänische Zolltarifcnt- scheidung hingewiesen, wonach Lese-Bücher für Blindem Blindenschrift wie gedruckte Schriften zu behandeln, also zollfrei sind, außer wenn sie mit dänischem Text für den Handel eingeführt werden, Kopenhagen, März 1916, G, B a r g u m.