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Lokal-Anzeiger für Ottendorf-Okrilla und Umgegend L Die »Ottendorfer Zeitung" erscheint Diens« tag, Donnerstag und Sonnabend. « Der Bezugs«Preis wird mit Beginn jeden Monats bekannt gegeben. « Im Falle höherer Gewalt (Krieg od. sonst. " 2 irgendwelcher Störungen des Betriebes der L " ZÄtung, d. Lieferanten od. d. Vcförderungs- Einrichtungen) hat der Bezieher keinen An- »< spruch auf Lieferung oder Nachlieferung der -- - Zeitung od. Rückzahlung d. Bezugspreises. " »iiiiikiiriikiiliiiciirss-iiriocloc««-» Postscheck-Konto Leipzig Nr. 29148. Diese Zeitung veröffentlicht die des Gemeinderates M WMti amtlichen Bekanntmachungen zu Ottendorf-Okrilla. Mit den Beilagen „Neue Illustrierte", „Mode und Heim" und „Der Kobold". Schriftleitung, Druck und Verlag Hermann Rühle, Ottendorf-Okrilla. - Anzeigen weiden an den Erscheinungstagsn A » bis spätestens vormittag 10 Uhr t» dt» » Geschäftsstelle erbeten. - Dis Festsetzung des Anzeigen-Preise» H " wird bei cintrctender Änderung eine Nummer 8 - vorher bekanntgegeben. A 2 Jeder Anspruch auf Nachlaß erlischt, wen« 2 - der Anzetgen-Betrag durch Klage ekugezogrn - -> werden muß oder wenn der Auftraggeher in »» - Konkurs gerät. Gemeinde-Giro-Konto Nr. 136. Nummer 438 ...n 1I1M Freitag, ds i 26. November 4926 25. Jahrgang Oertliches urrd Sächsisches. Dttendorf Slkrtila, den 25. November zSes. Nun ist fit eröffnet, unsre neue Apotheke, und ein Kit Jthren gehrgler Wunsch ist e-füllt. Schor äußerlich ist ste rtne Zierde unseres Orte«. Der stelze, farbig sein abge tönte Prachtbau mit bcchiagenden Dächern U!d schmucken Erler, errichtet nach den Plänen einer bedeutenden Alchiteltent Wohl war der Dicast ffür Herbeischaffung der Arzruei hier gut groOnet, aber trotzdem war es nicht zu umgehen, daß die Mauken s; nsi-6'ig o? stundenlang auf dir Mittel warten mußte . ung und Heilung bringen sollten. Und der Not, wo schnellste Hilfe unbedingt e-: ! - hat man es da immer als groß«n Uebe st c Maden, wenn der heilende Trank muh^v^ü . i hrckctgeschafst werden mußte, wenn manTlNqstl'ch'di« Mi eten zählte, bi« der ausgefandte Bote zmüälam und unterdkffen Stunden kostbarer Zeit ver loren gingen. Mü Freuden b grüßt es die Einwohnerschaft daß solche Z-iten endgültig vorüber sind und man sich nun schneller Hilfe und erhöhter Sicherheit erfreuen kann. Dem Herrn Apotheker Ebert gebührt herzlicher Dank, daß er sein Werk mutig begonnen und mit Ausdauer und Ueberwindung mancher Schwierigkeiten wacker zu Ende geführt hat. Er ist kein Neuling in seinem Fachs. Lang« Lebensjahre hat kl anderwärts seinem Berufe gewidmet, hat reiche Kenntnisse lind Erfahrung gesammelt und bietet deshalb auch hier die Gewähr sorgsamer und zufriedeNsüllmder Tätigkeit. Nun ist es an die Einwohnerschaft, schwer Errungenes zu erhalten Und da« jung« Unternehmen kräftig zu stützen und zu tragen. Dank gebührt auch den Gemeindeverordneten, der dem Unter nehmen stets wohlwollend gegenüber gestanden, u. besonderer Dank auch Herrn Bürgermeister Richter, der sich jahrelang Um da« Zustandekommen der Apotheke abgemüht hat und seine Bemühungen mit Erfolg gekrönt sieht. UMre besten Wünsche begleiten da« junge Unternehmen. Möge es den guten Rus und das Ansehen unseres Ortes ständig heben uua die gewünschte erhöhte Sicherheit gewährleisten in allen Fällen von Krankheit und Not. — Was dar flämische Volk unter spanischer Herrschaft und insbesondere unter den Bedrückungen einer Alba zu leiden hatte, da» zeigt au« den Monumentalfilm aus der späteren Mittelalter: Volk in Tränen' der Freitag und Sonnabend in den Lichtspielen in Noß gezeigt wird. Im eignen Interesse eine« jeden liegt es, ein solche« Stück sich anzusehen. Näheres siehe Inserat. — Totensonntag. Daß auch hier di« Hinterbliebenen ihren Verstorbenen über den Tot hinaus ein bleibendes Ge dächtnis bewaren, davon zeugte das Leben, daß am Sonn abend sich aus unseren Friedhof entwickelte. Von überall her kamen Mäuner und Frauen und schmückten die Gräber mit Kränzen, Kreuzen oder Kiffen. So bot der Friedhof mit den mit bunten Blumen versehenen Gebinden rin er freuliche« Bild. Und man muß sagen, daß man nicht nur dir Gräber geschmückt hat, sondern dabri auch viel Ge- schmack entfaltet. So hörte man drnn auch von zahlreichen Einheimischen und Fremden, dnen Zirl der Friedhof in den Nachmittagsstunden dcs Totensonntags war, immer wieder uneingeschränktes Lob. Auch da« Kriegerdenkmal war mit vielen Kränzen versehen, ein Zeichen dafür, daß man sehr dankbar ist dafür, daß man denen, denen man aus Grab in weit« Fer ' ' i a K ' z bringen kann, wenigstens in der Heimat ei / u Gruß nirderlegen kann. Der Goiterdie >len Gemeindegliedern und Trauernden b öe ß N ea beiden Vorlesungen sang M Gemischte 5. chr.-chr unter Leitung von Kantor Beger die kleine Tocenssnnl^kSkar.ate von Leipold. Die Soli wurden von Frau Hoffmann und Herrn Kantor Beger ge- sungen. Der Ott-pfarrer Gräf predigte von den zwei Totensonntagsglocken. Nach dem Abendmahl nach Schluß des Gottesdienste» fand Kindrrgottesdicnst statt, in den Helfer und Pfarrer sich bemühten auch den Kindern den ganzen Ernst de« Tage« nahezubrivgen und ihnen Lust zu Machen, ein Leben zu führrn über daß sie sich einst vor Gott und Menschen keine Vorwürfe zu machen brauchen. Die Kollekte erbrachte etwa 27 RM. für Kciegrhinter- oltrbene und die KriegSgräbrrsürsorg«. — Der Velkehr«auSschuß zu Dresden hielt am Mon tag im Anschluß an die Verhandlungen vom 15 November eine zweite Sitzung im Verwa'itungsgebSude der Ausstellung ab. E« kamen dabei langgeheate und leider sehr ost ver- S«ben» angestttbte Verkehr-wünsch« der Gebiete nördlich von i D iu eingehender Aussprache. Nach dem Referat des Vorsitz-ndra, Amtsgerichts at Bartsch, handelt e« sich vor nehmlich um folgender: Die Postautolinie Schwepnitz — Hoyecrwerd r, die «ine für die dortige Brvölkeruna unum- pänaliche Notwendigkeit darstrllt, war von der Obrrpost- direklion aus G'.und zu großen Vttkehrrmanqels eingrzogen worden. Mit der Oberpofldirek.ion gepflogene Verhandlungen ergaben, daß man bei hinreichender Frequenz gern bereit wäre, die Linie wieder in Betrieb zu setzen. Zunächst sei da« aber unmöglich. —Im Anschluß hieran wurde bekannt- gk geben, drß die Gewünschte Verlängerung der Straßenbahn linie über Klotzsche hinaus nach Schwepnitz vorerst nicht gebaut werden kann, da diese Linie in das Gebirt der neuen Verkehr« G. M' b. H. fällt und deren Aufgabt ist. Mißstände bedenklicher Art deckten die Vertreter von Ottendorf-Okrilla und Tharandt auf. An äußerst gefährlichen Bahnübergängen in Ottendorf-Okrilla Königrbrück-Ost und Schwepnitz bestehn keine Bahnschranken. Trotz vorgekommener Unglückssülle wird die Erstellung der Schranken mit der Begründung obzelehnt da« niemand zur Bedienung der Schranken da wäre. Diese sind aber an diesen schwierigen Uebergänaen unerläßlich. — Bon Tharandt kam der Antrag daß die Eisenbahndirrktion endlich mit der ver alteten Bestimmung aufräumen möge, daß auf Nebenbahnen dir Geschwindigkeit von vierzig Kilometer nicht überschritten werden dü-fte. H-ute ws Auto und Motorrad das doppelt« fahren, enisprech n solche Bestimmungen nicht mehr den modernen V rkchl«o,rhältniffen. Al« Unikum muß auch immer noch veiz ichnrt werden, daß am Bahnhofe Otten dorf-Okrilla noch Petroleum Lampln (!) in Betrieb sind ob wohl cs ein Leichte» wäre, den vorhanden»» elektrischen Strom zu verwinden. Langebrück. In der letzten öffentlichen Gemeind«- verordnctenfltzung wurde beschlossen, aus der MietzinSsteuer aufkommendrn Mikel lediglich zu Wohnungszweckrn zu ver wenden. Röhr«d»rs. Ein zum Kciirgut gehöriger Stroh feimen mit etwa 200 Zentner Roggenstroh ist offenbar in folge Brandstiftung vnbrannt. Dem nicht verficherten Be sitzer erwachst großer Schaden. Dippoldiswalde- In der Nacht zum Sonntag gegen ein halb 11 Uhr ist da« Auto II 23 743, der Firm» Ellin-er und Kaiser in Dorfhain gehörig, das mit drei Personen besetzt wir und vom Fabrikbesitzer Ellinger selbst gesteuert wurde, auf der Fahrt nach Malter von der Straß« nach rrcht« abgekommen, hat zunächst drei Felder des Eiftngeländer« überfahren, hat sich dann vollkommen überschlagen und bi» an die Achsen ins Geröll eingrgraben, so daß es aufrecht in der großen Talspere am Fuße der Vorspe-rmauer stand. Ein große« Glück war es, daß die Talsperre nicht voll war, sonst wären sämtlich« Insassen ertrunken. Die Insassen batten leichte Verletzungen davon getragen und sind mittels eines Autos, das später kam, Räch Dippoldiswalde zum Arzt gebracht worden, Im Lauf« des Sonntagvormittag» kam die Kriminalabteilung von Friiberg nach der Unsallstelle und nahm diese photographisch ob. Heidersdorf. Da« Wohnhaus der Frau Selma virw Fleischer, deren mit Erntkvoräten reich gesüllte Scheune erst vor einigen Monaten vollständig eingeäschert wurde brannte in der Nacht vollständig nieder. Nur das in einem Anban untergebracht« Vieh konnte «och gerettet w«rden. Rochlitz. Ein Unglück ereignet« sich auf der Staats straße Rochlitz—Geringswalde an der unübersichtlichen S- Kurve oberhalb der Haltestelle Döhlen. Dort fuhr ein Leipziger Personenkraftwagen in die Pferde einer Schau spielertruppe hinein, wobei ein Fohlen getötet wurde. Nur dem Umstande, daß die Bremsvorrichtung der Kraftwagen« in Ordnung war, und der Geistesgegenwart des Führer« ist e« zu danken, daß ein noch größere« Unglück vermitden wurde. Leipzig. Mit Benutzung seiner technischen Kennt- niffe hat in Leipzig der früher« Straßenbahner Erhardt auf merkwürdige Weise Selbstmord verübt. Hinter der Gun dorfec Ziegelei wurde neben den Schienen der Straßenbahn dis Leiche eines Mannes gefunden, die erhebliche Brand stellen aufwies. E» sttllte sich heran«, daß brr Tote einen Draht in der Hand hatte, den er mit einer Schiene der Straßenbahnkörpers verbunden hatte. Beim Durchfahren des Straßenbahnwagens ist Strom in den Draht getreten und hat den Manu getötet. Erhardt war 1922 von der Straßenbahn entlassen und später infolge Nrrvtnkrankheit einer Klinik zugeführt worden. Eingesandt. Für diese Veröffentlichung übernehmen wir nur die preßgesetziiche aber nicht die ideelle Verantwortung. An den Flüssen Babylon« saßen sie und weinte«, — die Herren Bürgerlichen nähmltch —. In dem Eingesandt der Bürgerlichen vom 24. Nov. schreiben diese Herren von einen Erfolg und spekulieren weiter aus dir Dummheit ihr« Wähler. Die Herren berechnen den Zuwachs ihrer Stimmen, der doch selbstverständlich sein muß, wenn über 500 Wähler mehr gewählt haben, sie schieben den bösen Sozi einen Verlust zu, berechne« ab« nicht die Stimmen der Bruderpartei, di? Kommunisten, so daß auf 1087 bürgerliche Stimmen 1723 Stimmen der linken Parteien kommen. Ja, meine Herrs« Bürgerlich««, 636 Stimmen mehr für die linken Parteien, da« ist Sache das gibt zu bedenken. Nirmal« könnt ihr die Macht er- ringen. Wenn die linken Parteien fest zusammenstehm, dann nützt Ihnen meine Herren, der Rückenhalt ihrer hohen Gefolgschaft nichts. Kämpfen sie so gehässig und persönlich weiter, wie in der Sondernummer der „O.-Z." und sie werden sich immer mehr abkämpfen. Selbst einem Teil de« Bürgertum» ekelte diese Flugzeitung, die voller Unwahrheiten und persönlicher Anzapfungen war, an. Personen wurden h«runtergeriffen, Tatsachen auf den Kopf gestellt usw. Diese» Gebühren von bürgerlichen Seite ist eine« wahren Christ«» unwürdig. Wenn heute Christus käme, dann würde er den Heuchlern und Pharisäern, die Maske vom Gesicht reiße« und sie davonjag,n. Meine Herren von den linken Parteien, seit einig geht geschloffen gegen die Bürgerlichen, vor schiebt Euren demokratischen Standpunkt etwa« beiseite, zeigt mehr Rückrat gegenüber den Bürgerlichen. Auf zum frisch- fröhliche« Kamps im Parlament, den der Feind steht rechts. —Schlemihl. kranke ZeLt. Ohne Zweifel: Wir leben in einer schwer kranken Zeit. Nicht, daß etwa alle früheren Zeiten nur gesund gewesen sind. — Das aber darf mit Fug und Recht behauptet werden, daß die Gegenwart soviel des Krankhaften zeigt wie kaum ein Zeitalter vorher. Es vergeht kaum ein Tag, ohne daß die Zeitungen nicht von einem Verbrechen großen Stils zu berichten wissen. Mord, Raub und Ueberfall, schwere Einbruchsdiebstähle, Betrugs« und Schwindel« asfären, Wucher und hanebüchene Vertrauensbrüche, Er pressungen, Sittlichkeitsverbrechen schwerer Art — schier endlos ist die Reihe der Delikte, von denen wir täglich lesen und hören. Wenn man glaubt, die Verbrecher könnten doch wohl nichts Neues mehr ersinnen, um ihre dunklen Pläne auszuführen, dann belehrt uns vielleicht schon der nächste Tag, daß solche Ansicht nicht stimmt. Was den Beobachter all dieser Vorgänge ganz besonders nach denklich machen muß, ist die Tatsache, daß die Krimi nalität der Jugendlichen sehr stark zugenommen hat, womit sich eine der ernstesten Gefahren für das Volks» und Staatsleben der Zukunft ankündigt. Oft muß man an Schillers Worte aus der „Glocke" denken, wenn man eine Häufung der Nachrichten von Verbrechen liest' „Nichts Heiliges ist mehr — es lösen sich alle Bande frommer Scheu!" Unsere Zeit ist — daran gibt es nichts zu deuteln, nicht bloß wirtschaftlich und politisch, sondern vor allem moralisch krank. Es scheint manchmal, als sei die ganze bisherige Weltanschauung und Sitienlehre ins Wanken geraten. Die einen setzen sich mit kühnem Schwung oder Absicht darüber hinweg, den andern gibt sie anscheinend keinen inneren Halt mehr, noch anderen scheint sie bestenfalls gleichgültig zu sein und diejenigen, denen die jetzige Ethik noch unantastbar erscheint, kommen nicht selten in Gefahr, sich der Skepsis hinzugeben. Es er wächst der Gegenwart wie der Zukunft die außerordentlich schwere Aufgabe, Mittel uns Wege zu finden, Vie furcht baren moralischen Schäden der Zeit zu heilen. Das wird man nicht mit bloß äußeren Mitteln erreichen. Von oer Seele heraus muß der Eesunsungsprozeß beginnen. Alle, die von der Erkenntnis durchdrungen sind, daß unser ganzes Volksleben wieder aus eine ' moralisch ge sunde und feste Bahn gebracht werden muß, sind berufen, Hand anzulegen — gleichgültig, ob sie das von Amts und Berufs wegen zu tun haben oder nicht. Gleichgültiges Zu sehen oder die leichtfertige Meinung, es wird schon alles „sich von selber" bessern, verschlimmern die Schäden, an statt zu bessern. —