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Trinkaelaae auf dem unteraehenden Schiff Schreckensszenen auf einem finnischen Dampfer. Der finnische Dampfer „Wiiri" war in einem schweren Ostscestnrm auf eine Untiefe geworfen und schwer beschädigt worden. Die Besatzung, die aus 48 Mann bestand — vier Mann waren vorher mit einem Rettungs boote untergegangen — glaubte sich dem Tode geweiht und machte sich in ihrer Verzweiflung über die sehr großen, anscheinend geschmuggelten Alkoholvorräte des sinkenden Schiffes her. Es begann mitten im Seesturm ei» wüstes Trinkgelage, das schließlich in eine wilde Rauferei ausartete. Bei dieser Schlägerei wurde einem Matrosen durch einen Hammerschlag der Schädel zertrümmert. Schließ lich wurde die Besatzung mit Ausnahme einer Stewardeß, die den Strapazen des Schiffbruches erlegen war, von einem Bergnngsdampfer gerettet. Der Kapitän des „Wiiri" war von den Vorfällen, die sich auf dem Schiffe abgespielt hatten, so erschüttert, daß er es ablehnte, irgend welche Aussagen zu machen. Der Goslarer Wenbahnlassemaub aufgeklärt. Ein Eisenbahnsekretär als Mithelfer der Räuber. In der Nacht vom 23. auf den 24. November wurde in die Eisenbahnkasse in Goslar ein Einbruch verübt, bei dem den Tätern ein Barbetrag von 4000 Mark in die Hände fiel. Den Bemühungen der Kriminalpolizei ist es nunmehr gelungen, die Diebe und Mithelfer zu ermitteln. Bei den Dieben handelt es sich um zwei Zeitungssahrer, von denen der eine noch flüchtig ist. Während der Er mittlungen wurde es klar, daß der Diebstahl nicht ohne Mithilfe eines Bahnbediensteten möglich war. Dieser Helfer wurde in der Person des Neichsbahnsekretärs Mcycrding festgestellt. Meyerding, der von dem geraubten Gelde nichts erhalten hat, hat sich dadurch verdächtig gemacht, daß er in der Ranbnacht den Bahnsteigschaffner unter »nein Vorwande weggeschickl und dadurch den Raub erst rmöglicht hat. Auch ein Zeitungsverkäufer wurde unter >em Verdachte der Beihilfe verhaftet. poliMcke kuncttcttau Deutsches Reich Karneval im Koblenzer Bezirk verboten. Für den Umfang des Regierungsbezirkes Koblenz ha der Regierungspräsident mit Zustimmung des Bezirks ausschufses eine Polizeiverordnung erlassen, die ab sofor bis zum 31. März 1935 auf öffentlichen Straßen uni Plätzen karnevalistische Umzüge und karnevalistische Ver anstaltungen sowie das Tragen karnevalistischer Gesichts masken bei Geldstrafen bis zu 150 Mark verbietet. Das VerbLD bezieht sich nicht aus Kinder unter 14 Jahren. Db Veranstaltung von Maskenbällen für Kinder unter 11 Jahren ist verboten. Warenhaus- und Filialsteuer in Braunschweig. Der Landtag trat noch einmal zusammen, um über die auf nationalsozialistischen Vorschlag hin eingebrachte Regierungsvorlage über die Warenhaus- und Filialsteuer abzustimmen. Die Sozialdemokraten sprachen sich gegen die Vorlage aus. Die Abgeordneten der bürgerlichen Ein heitsliste stimmten unter Vorbehalt für den Antrag, der mit 300 Prozent Zuschlag zur Gewerbesteuer für die Warenhäuser und 150 Prozent Zuschlag für die Filial betriebe angenommen wurde. Das Gesetz mutzte noch ver abschiedet werden, da eine Beschlußfassung im neuen Jahr der Notverordnung der Reichsregierung gegenüberstehen würde. Ein Antrag der Bürgerlichen, einen Teil der Erwerbslosenunterstützung in Naturalien zu verteilen, wurde dem Ausschuß überwiesen. Darauf vertagte sich der Landtag. Österreich. Ausscheiden Pabsts aus der Heimwehr. Major Pabst ist jetzt endgültig aus der österreichischer Heimwehrbewegung ausgeschieden. Er erhielt von Di Ste'dlp pim-„ >nvrcki>pv6iii-i<>s in dem ihm für die zehn jährige Tätigkeit der Dank ausgesprochen und zuglelo festgestellt wird, daß die Bewegung der Heimwehren leide nicht so ausgenutzt worden sei, wie es das Interesse de! Staates erfordert hätte. Gleichzeitig spricht Dr. Steidl dem Major Pabst gute Wünsche für die weitere Laufbahi anderswo aus. Großbritannien. Neue britische Schlachtschiffgeschütze. Die englischen Schlachtschiffe erhalten jetzt zum ersten mal ganz aus Stahl hergestellte Kanonen. Der schnellst und modernste englische Kreuzer „Leander" bekommt sechi Schnellfeuergeschütze dieses Typs. Diese Kanonen sin- leichter als die früheren desselben Kalibers, können bei ungeheuren Explosivkraft moderner Geschosse besser Wider stehen und besitzen eine größere Schußweite sowie höhen Zerstörungsfähigkeiten. Die englischen Unterseeboote del K-Typs sollen mit 4,9-Zoll-Schnellfeuergeschützen aus gestattet werden, die gleichfalls wirkungsvoller sind als die bisher verwandten Geschütze. Neues aus s»er wett Hundetyphus in Berlin. Unter den Berliner Hunden ist eine von den Tierärzten als „Stuttgarter Hundeseuche" oder Hundetyphus bezeichnete Krankheit ausgebrochen. Insgesamt sind etwa 2000 Hunde an der Seuche erkrankt; in vielen Fällen hat sie zum Tode geführt. Die Symptome der Seuche bestehen in Erbrechen, allgemeiner Mattigkeit der Tiere, starkem Durstgefühl und Verstopfung. Im weiteren Verlaus zeigen sich stinkender Geruch aus dem Maule und Geschwürbildungen aus der Maulschleimhaut. Ansteckungsgefahr für Menschen soll nicht bestehen. Ein Hirsch tötet einen Tierpfleger. Im Tierpark der Stadt Stralsund wurde der Tierpfleger Jonas von einem Hirsch angegangen und so zugerichtet, daß er seinen Ver letzungen erlag. Der Hirsch mußte erschossen werden. Dreister Raubübersall aus eine Kölner Bank. In Köln wurde aus eine Depositenkasse der Deutschen Bank ein dreister Raubübersall verübt. Am Vormittag erschienen im Kassenraume drei Burschen und verlangten mit vor gehaltenen Revolvern von den beiden anwesenden Be amten die Herausgabe des Geldes. Als ein Beamter die Alarmglocke in Tätigkeit setzen wollte, feuerte einer der Burschen einen Schuß auf ihn ab, durch den der Beamte jedoch nur leicht verletzt wurde. Während zwei der Räuber die Beamten in Schach hielten, sprang der dritte über den Zahltisch und riß aus dem Geldschrank für etwa 15 000 Mark Bargeld und Wertpapiere an sich. Hieraus flüchteten die Räuber in einem Auto. Ein fünf Zentner schwerer Geldschranl samt Inhalt gestohlen. In Tespe an der Elbe brach eine Einbrecher bande durch ein Fenster in das Haus des Gemeindevor stehers Schütt ein, durchwühlte sämtliche Behälter und transportierte schließlich einen fünf Zentner schweren Geldschrank durch das Fenster über den Deich in einen bereitgehaltenen Elbkahn. Der Kahn wurde später elb- abwärts bei Schwinde angetrieben; er enthielt nur noch einzelne Stücke des zertrümmerten Geldschranks. Von den Räubern fehlt bisher jede Spur. Der Gemeindevor steher, der zugleich Gemeinde-, Post- und Sparkassenver- waller war, halte in dem Geldschrank eine größere Summe,, schätznngsweise über 6000 Mark, aufbewahrt. Der Lchachweltmeister Aljechin in Lebensgefahr. Der Schachweltmeister Aljechin wäre in Essegg beinahe ver brannt. Er war in seinem Hotelzimmer mit der brennen den Zigarette im Munde eingeschlafen und die Zigarette hatte das Bett in Brand gesetzt. Aljechin wurde von dem zur Hilfe herbeigeeilten Hotelpersonal mit einer schweren Rauchvergiftung bewußtlos vor dem Bette liegend aus gefunden. Er hat Brandwunden erlitten, befindet sich jetzt aber außer Gefahr. Ränberfilm auf dem Postamt. In der mährischen Ortschaft Brodel bei Olmütz überfiel die 25jährige Tochter des Prerauer Hotelbesitzers Mondry eine Postbeamtin, streute ihr Paprika in die Augen und raubte einen Post sack mit 43 000 Tschechenkronen. Die Räuberin wurde jedoch aus der Straße verhaftet. Sie hat, wie sie sagt, den Raub ausgesührt, um nach Berlin zu fahren und dort Filmschauspielerin zu werden. Das italienische Ozeanfluggeschwader durch Hagel beschädigt. Das italienische Ozeanfluggeschwader, das sich in Boloma (Portugiesisch Guinea) befindet, wurde von einem schweren Haaelschlag überrascht, der die Flugzeuge zum Teil beschädigte. Der italienische Lustsahrtminister bat telegraphisch um Übersendung von Ersatzpropellern, die mit einem französischen Flugzeug aus Casablanca ab gingen. Infolge eines Motorschadens mußte dieses Flugzeug aber an der Südspitze Marokkos notlanden. Eine Kirche eingeäschert. Die römisch-katholische St.-Josephs-Kirche in Ottawa (Kanada) ist nieder gebrannt. Der Schaden beläuft sich aus zwei Millionen Mark. Das Feuer war dadurch entstanden, daß ein Kind eine Opferkerze umwarf. Während des Feuers beteten viele Menschen auf der Straße. 1300 Todesopfer des Vulkanausbruchs auf Java. Meldungen aus Batavia besagen, daß der Ausbruch des Merapi 1300 Tote gesordert hat. Der Vulkan ist noch immer in Tätigkeit. Menschenleben befinden sich jedoch nicht mehr in Gefahr, da das ganze Gebiet geräumt ist. Bunte Tageschronik Warschau. Aus ganz Polen wird starker Frost gemeldet. In Warschau fiel das Thermometer bis 18 Grad unter Null, im Wilnaer Gebiet erreichte die Kälte sogar 30 Grad Newyort. Im Verwaltungsgebäude der Stadt Bismarck im Staate Nord-Dakota wurde durch ein Großfeuer ein Schaden von 214 Millionen Mark verursacht. Sämtliche Akten sind ver nichtet worden. Disziplinarverfahren gegen nationalsozialistische und kommunistische Beamte. Hamburg. Auf Grund des Senatserlasses über die Zu gehörigkeit von Beamten zur Nationalsozialistischen und Kom munistischen Partei schweben zurzeit mehrere Verfahren beim Disziplinargericht gegen Beamte der Oberschulbehörde, und zwar gegen einen nationalsozialistischen Studtenrat und ver schiedene kommunistische Lehrer Auch gegen Schüler der beiden Bewegungen sind Untersuchungen im Gange. Lohntarifkündigungcn der rheinisch-westfälischen Gemeinden. Essen. Der Arbeitgeberverband der rheinisch-westfälischen Gemeinden hat die Lobntarife für die Gemeindearbetter bei den kommunalen Straßenbahnen, im Kraftverkehr fowie für das Haus- und Pflegepersonal der kommunalen Krankenhaus- anstalten zum 1. Februar 1931 gekündigt. Spiel und Sport Einen Presseangrifs gegen Schmeling und Jacobs unternimmt jetzt Farley, der Vorsitzende der Newyorker Athletikkommission. Dabei wird Schmeling eines Tiefschlags gegen Sharkey beschuldigt, seine Laufbahn sei eine Serie ge brochener Versprechungen, und er werde den Titel verlieren, falls er nicht im Juni 1931 gegen Sharkey antrete. Die Stimmung gegen Schmeling wird in U. S. A. scheinbar dank Jacobs' immer schlechter. Außerdem aber wird von Tag zu Tag klarer, daß die ganze Weltmeisterschaft nur noch eine ge schäftliche Angelegenheit, niemals aber eine sportliche ist! - Das plötzlich eingeiretene Tauwelter har in den meisten deutschen Gebirgen die Wintcrsportverhältnisse verschlechtert. In Westdeutschland und im Harz bestehen nur noch wenige Sportmöglichkeiten und in den anderen Gebirgen sind die Schneehöhen vielfach um 10 Zentimeter zurückgegangen. Am besten sind wieder ernmal die schlesischen Berge weggekommen; dort ist die Schneelage noch ausgezeichnet und auch der Frost läßt nichts zu wünschen übrig Vermischtes. Der Strafrichter kriegt ein Kind. Vor dem Straf richter Poppy in Wien stand eine Frau, die ein Kind auf dem Arme hatte. Furchtbares hatte sie begangen: sie hatte einen Marktausseher, also einen richtigen Beamten, be schimpft, und Herr Poppy verurteilte sie, nachdem er den schwer gekränkten Marktaufseher „einvernommen" hatte, zu einer Geldstrafe von 15 Schilling. Das Kind auf den Armen der Frau Gisela — diesen schönen Namen führte Vie Frau — protestierte, indem es den Strafrichter an brüllte. „Sei stad, Putzerl, sei stad," sagte die Frau und dann, zu Herrn Poppy gewandt: „Die fuffzehn Schilling kann i net zahl'n, so vüll hab' i ja gar mich. . . Dös anzige, was i hab', dös is mei Kind ..." — „Sie brauchen das Geld ja nicht gleich zu zahlen," sagte der Strafrichter freundlich und milde. — „Dös macht nix, i hab's später a net . . . I hab' ka Göld ... I hab' ka Göld . . . Aber da, das können's hab'» . . ." Sprach's und legte das schreiende Kind auf den Tisch des Hauses. Als sich der Richter, der Schriftführer und der Gerichts diener von ihrem Schreck erholt hatten, war Frau Gisela verschwunden. So geschehen in Wien im Jahre 1930! Johannes Termolen Originalroman von Gert Rothberg. 22. Fortsetzung . Nachdruck verboten Ein kurzes, hartes Auflachen Termolens. Dann: „Nein, Arnim, ich bleibe hier!" In Stettenheim regte sich wieder eine winzige Hoffnung, gleichgültig gegen die eigene Liebe wuchs die Hoffnungs blüte empor. Termolen war anders geworden. Bestimmt. Nach wel cher Seite hin aber? Die Frage mußte offen bleiben. Termolen schrieb irgend etwas auf ein Stück Papier, blätterte Dann eifrig in einem dicken Buch und fragte ganz nebenbei. „Sag mal ... ist ... ist eigentlich Fräulein Lengen feld noch immer bei deinen Eltern?" Eine stille Freude war in Stettenheim. Doch jetzt mußte er seine Zuflucht zu einer Notlüge nehmen, was ihm wider wärtig war, doch die Vorsicht gebot es. „Ja, sie ist noch dort," sagte er dann. „So!" Termolen schrieb weiter. Auf dieses „So" folgte nichts mehr. Stettenheim dachte: „Wenn es möglich wäre, daß Sigrid den rücksichtslosen Riesen durch ihre köstliche Unberührtheit bezwungen hätte?" Doch gleich war er ärgerlich über sich selbst, wahrhaftig, er reimte sich da Sachen zusammen, die jeder Grundlage entbehrten. Am andern Tag fuhr er nach Berlin. Ein stilles Glück war in ihm, als er die Treppen Hinaufstieg, die zur Woh nung der Frau verw. Gerichtsrat führten, bei der er Sig rid untergebracht hatte. Die Dame öffnete ihm selbst auf sein Klingeln und führte ihn dann in Sigrids Zimmer. Sie bat ihn, ein paar Minuten zu warten, gleich müsse Fräulein Lengenfeld aus der Stunde kommen. Freundlich nickend verließ sie das Zimmer. Stettenheim blickte sich in dem kleinen, traulichen Raume um. Am Fenster stand ein breiter, tiefer Sessel vor einem Tischchen. Und auf diesem ein Bild Hans Termolens. Ein Ausschnitt aus einer Zeitschrift war es. Gut getroffen mar das Bild und daneben standen in einer Vase frische Mai glöckchen. „Hans Termolen, du bist der Reichste!" dachte Stetten heim. Draußen ging abermals die Tür, dann ein Flüstern auf dem Korridor und dann trat Sigrid zu ihm ins Zimmer. Sie streckte Stettenheim die Hand entgegen. Der war längst aufgesprungen und kam ihr entgegen. Herzlich be grüßten sie sich. Dann warf Sigrid einen verlegenen Blick auf das Bild auf dem Fenstertisch. Doch dann hob sie den blonden Kopf. Herr v. Stettenheim wußte doch, daß sie Termolen liebte, was also hatte sie vor ihm zu verbergen? Sein Blick ruhte mit heimlichem Entzücken auf ihrem rosigen Gesicht. Dann sagte er gezwungen heiter. „Also, Fräulein Sigrid, nun geht es fort. In acht Ta gen reisen wir. Vor allem aber, wie geht es Ihnen?" Sie hielt noch immer seine Hand, streichelte darüber hin. Sie wußte, daß dieser Mann ihr bester Freund war. „Ich? ... Ich muß lernen und immer wieder lernen. Aber ich will Ihnen doch Ehre machen, weil Sie nun ein mal so fest daran glauben, daß ich eine große Künstlerin werde," sagte sie dann, lächelte und ein paar reizende Grüb chen wurden sichtbar. „Wenn ich dich küssen dürfte!" dachte Stettenheim sehn süchtig und sah doch gerade in diesem Moment Hans Ter molens festgefügtes, massives Kinn, den harten Mund, der so selten lachte. Sigrid setzte sich aüf das kleine Sofa und er nahm ihr gegenüber im Stuhle Platz. Sie plauderten miteinander. „Ich schreibe Ihnen oft," sagte Stettenheim, „und ich hoffe, auch von Ihnen oft etwas zu hören, damit ich mich nicht sorgen muß um meine kleine Freundin. Die Oster ferien geht es doch bestimmt nach Thüringen? Die Eltern freuen sich längst. Und dann hier, Fräulein Sigrid!" Stettenheim zog die Brieftasche, entnahm ihr mehrere Scheine. „Da ich nicht weiß, ob ich gleich Gelegenheit habe, Geld zu fchicken, so nehmen Sie das hier einstweilen an sich. Für die ersten Monate wird es reichen." Voll Dankbarkeit drückte sie seine Hand. „Nun wollen wir aber noch ein paar vergnügte Stunden verleben," sagte Stettenheim. „Wollen wir erst einmal zu Iosty gehen?" Sie war einverstanden. Und sie waren dann wirklich in sehr fröhlicher, angereg ter Stimmung. Nur als er am Abend mit ihr in einem der vornehmen Restaurants saß, wo nur die elegante Welt verkehrte, da sah Sigrid plötzlich trübe vor sich hin. Er sah es. „Woran denken Sie?" Sie schlug die Augen voll zu ihm auf. „Glauben Sie, daß man über der Arbeit und über der Kunst alles andere vergessen kann?" fragte sie endlich leise. Er sah sie lange und ernst an. „Vergessen wohl nicht, aber überwinden," sagte er dann fest. Sie senkte den Kopf und ihre Lippen zitterten. Jedes hing seinen Gedanken nach. Sie waren in der Oper gewesen, hatten „Tristan und Isolde" gehört und die Musik lebte noch in ihnen. Die Stimmung wurde wieder lebhafter, als eine junge Dame in Begleitung ihrer Eltern das Restaurant betrat. Sie war eine Mitschülerin Sigrids bei Professor Aldinoro, dem alten italienischen Musikgenie, der sich in Berlin nie dergelassen hatte. Die beiden jungen Mädchen begrüßten einander herz lich. Sigrid stellte vor. Sie verkehrte viel in der Familie des Geheimrats Mittenberg und die alten Herrschaften wuß ten längst, daß Stettenheim und seine Eltern Freunde Sig rids waren. So kam sie durchaus bei ihnen in kein fal sches Licht, als sie sie heute in Gesellschaft des Herrn v. Stet- tcnheim trafen.