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Machten! Weihnacht für im es: ging, weil er all sein Leben wutzte und führte geborgen Vater, geleitet vom Vater, eins mit dem Vater. So gilt Das ewig' Licht gehl da herein, Gibt der Welt einen neuen Schein. Es lcucht't wohl millen ln der Nacht Und uns des Lichtes Kinder macht. Uns? Sind wir heule nicht anders geworden? Sind ,.Die heilige Nacht". Lin Gemälde des Niederländers Gerard van Honthorst Wegweiser und Tröster. Eine Weihnachtsbetrachtung. Das ist eine mühselige Wanderung gewesen auf dem langen Weg von Nazareth bis nach Bethlehem. Erst die holprigen Fußsteige von den Bergen Galiläas bis hinab zur Jordanebene, wo jeder unsichere Tritt Maria Schaden brin gen konnte, dann der Heerweg den Jordan hinab, breiterund glatter, aber so staubig und so weit, und schliesslich das Ge birge Juda hinan in steilen Anstiegen — sic mußten ja Zurück bleiben hinter all den rüstigen Wanderern, die sie überholten und an ihnen vorbei nach vorn zogen, wohl mancher mü Kopfschütteln und Mitleid, wohl auch mit Zornworten gegen den horten Römer, der fein Gebot erließ und keine Schonunc kannte. Wie wird Joseph getröstet, zugeredei und gestützt haben, bis er endlich sagen konnte: „Endlich! Steh, da vorn die Lichter, das ist Bethlehem! Nun sind wir da!" Ja — da! Aber: wo bleiben? Nun begann das Schleppen von Tür zu Tür. „Nehmt uns auf!" und die stete Antwort: „Ihr kommt zu spät, es ist kein Platz mehr!" Bis ein mit leidiges Herz sie endlich in einen Stall brachte, wo die Ge quälte übermüde nicdersank aufs Stroh Es wird düster ge wesen sein in den Herzen der beiden, daß ihr erstes Kind geboren werden mußte in einem Stall, wie ausgestoßen von den anderen Menschen. Und aus dieser trüben Nacht ist das Licht geboren, das Helle Licht für alle Zeit Seit dieser Nacht steht hell wie der Stern über dem Stall der Name Jesus als Heller Stern über allem Dunkel der Welt, eine Verheißung und ein Trost und Friede. Die Gedanken der Menschen ver hüllen ihn oft wie ein trüber Nebel. So ist's oft gewesen in allen Zeiten. Aber, ob wir ihn klar sehen oder nicht: auch wenn unsere Augen in manchen Zeiten Dunst und Nebel nicht durchdringen können, so steht er doch da und immer wieder zerreißt der Schleier und dann sehen wir ihn hernicder- strahlen, Wegweiser und Tröster und Kraft- spend er für müde suchende Wanderer, für Beladene, die ihre Bürde allein nicht mehr tragen können: er, der in Elend gewesen war wie wir und doch ungebrochen blieb, er, an den sich das Böse drängte wie an uns und der doch rein blieb; er, der aus Heimsuchung und Versuchung als Steger hervor uns jene alten Geschichten, auch die Weihnachtsgeschichte, noch, was sie einst für unsere Vorjahren gewesen sind? Also, daß wir sie wohl noch mit Interesse hören, weil sie hübsch sind, daß sie aber für uns doch nicht mehr ihren alten Sinn und ihre alte Kraft haben? Ach! Unsere Ansichten sind in manchen, anders geworden, aber unsere Nöte und unser tiefstes Wesen ist dasselbe wie einst: Irrende und Suchende sind wir, keiner ohne Schuld; Verzagen und Versagen im Schicksal, wem ist das erspart? Und weil wir, je ernster wir es nehmen, immer deutlicher merken, daß wir allein mit den dunklen Mächten des Lebens, mit Schuld und Schicksal, nicht fertig werden, darum zieht's uns immer wieder zu ihm, der den Ratlosen und den Hilflosen Licht und Kraft gibt. Und gerade heute, wo es so dunkel ist wie kaum je, wo "ach Erlösung aus jeder Seele seufzt — heute wird uns Bethlehem erst recht zum Trost. Um uns Wassen, Tanks und Gas und harte Gläubiger fauste ohne Erbarmen, ohne jede Vernunft, und nach unseren Dach sehen alle Insassen unseres Hauses mit Besorgnis ode verzweislungsvoller Erwartung: Wann brennt es, fällt e endlich zusammen? Und unter diesem umzingelten, Höchs gefährdeten Armeleutedach ist dazu Uneinigkeit, Drohung uni viel Zündstoff und Rauferei. Heule ist Weihnacht, da sollten wir uns doch ein weni: besinnen. Es wäre eigentlich Anlaß, Friede unter einande zu halten und uns als Kameraden zu fühlen. Gewiß, es ist klar, daß verschiedene Meinungen sind w i e wir uns erhalten. Aber wir wollen uns erhalten das ist doch das Wichtigste. Und vielleicht ist die Weihnacht die richtige Zeit, etwa: darüber nachzudenken, ob denn nicht in allen Parteien Deutsche sind; ob nicht auch Parteien den Willen haben Deutschland zu retten. Jede Gruppe hat in einer Art Be rechngung, wenn man sich die Größe unserer gemeinsame: Not und Verlassenheit richtig vor Augen hält. Jede ist vo: Kräften gehoben und genährt, die aus dem Urgrund alle Dinge kommen; die stoßen auch hart aneinander und halte doch zusammen. Wollen wir das nicht jeder heute, da wir besser uni nachdenklicher und, wie ich hoffe, versöhnlicher als an andere: Tagen gestimmt sind, überlegen? Wollen wir uns nicht vor nehmen, gegenseitig gerecht zu werden, m allem innere: Kampf nie zu vergessen, daß wir doch alle Deutsche sind? Un wenn der oder jener arg daneben haut, wollen wir aufklären auch zwingen, aber nicht hassen, nicht gegenseitig morden sollten wir auch noch so verwirrt und verzweifelt sein. Wi sollten endlich auch niemals vergessen, daß durch die dünnei Wände unseres Hauses die Blicke vieler sehen, die über unser Uneinigkeit frohlocken. Wären doch alle Herzen in Deutschland ein Herz, uni schlüge wenigstens heute dieses Herz friedlich und nähme di Erinnerung dieser Seligkeit mit hinüber in das Jahr, da- nun kommt! Dieses Jnsichgehen, das unsere Einigkeit schaffen könnte die Lebens- und Zukunftsnotwendigkeit geworden ist, wünsch ich allen in Deutschland. Vergessen wir nicht, daß wir all: ohne Deutschland heimatlos wären. Kling wieder auf, du heiligstes der Feste, Breit' weit die Sternenschwingen, stille Nacht! Verlösche du des schalen Alltags Reste, Halt wieder über deinem Volke Wacht! Wir brauchen dich, du Licht der Höhe, Da unser Herz mit tausend Schmerzen geht, Wir brauchen dich für feiges Ach und Wehe, Für unsre Welt, in der nichts feste steht. Bau wieder deine gold'nen Himmelsstraßen Tief in den Lärm der irren Menschengasserp. Du Licht, um das der Atem Gottes weht! Ludwig Bäte. Die Weihnachtsbotschaft. Von Werner Gildemeister. Ein starkes Leuchten ging einst von dem Stern durcl alle Welt, der einer Mutter Glück beschien. Armselige Hirtei umstanden in scheuer Ehrfurcht eine Krippe, darinnen ii „grob' Heu und Windelein gebettet" ein Kindlein lächelte, da- dieser Welt Erlöser ward. Und Sphärenchöre jubiblierten „Friede ans Erden und den Menschen eir Wohlgefalle n." Wie aber siebt es nm uns Gcaen Kleines Weihnachtslied Irgendwo spielt eine Geige Leise in der Heiligen Nacht, Irgendwo sind Kinderstimmen Hell wie Kerzen aufgewacht. Irgendwo sind Menschen einsam, Ohne Freude, ganz allein, Und die Kinder singen tröstend In ihr müdes, -banges Sein. Irgendwo in unserm Herzen Lebt es noch, das stille Kind, Dem die Hellen Weihnachtskerzen Wie die Augen Gottes sind. Und wir werden wie vor Zeiten Jugendselig, kinderfroh, Wenn die Weihnachtsglocken läuten Irgendwo ... .Hans Gäfgen. Frieden aus Erden 1930! Von Walter v. Molo. So oft ein jeder von uns seit 1914 diesen Abend mi dcm geheimnisvollen Kerzenlicht und dem reinen Tannenduf erleben durfte, so oft hat er neue Hoffnungen aussprechcr hören, felbst ausgesprochen. Tiefer als je vorher zeigte sich uns das Schöne und di: Bedeutung der Lehre vom Frieden aus Erden, vom Wohl gefallen aller Menschen, und immer wieder wurden wir ent täuscht. Vom Wohlgefallen und vom Frieden aller Mensche: scheinen wir immer weiter abzurücken, und wenn man nich nur Sitzungs- und Konferenzenprotokolle liest, wenn man di Tatsachen betrachtet, so sehen wir: Rüstungen über Nüstun gen! Wäre es nicht so furchtbar, so entsetzlich traurig, dam müßten wir schallend herauslachen über so viel feige Ver logenheit, über so viel bewußt leeres Gerede von Menschen tum, Kultur, Fortschritt und Abrüstuna. AürSkuNek cageblsn wartsmenschen, deren Aufgeklärtheit sich so selten in die "Ge filde gläubiger Herzenscinfalt verliert? Was sagt uns dies: Weihnachtsbotschaft? Unendlich viel, sofern wir guten Wil lens sind, an ihre Wunderkraft zu glauben, und zwar iri jenem Sinne, daß wir in diese magische Vergangenheit tie! eintauchen und kraft unserer Ueberzeugung das wieder zu tage fördern, was einstmals wunderreich war. Die Majestät eines kindlich-reinen, unberührten Wesen? überwand unschuldig lächelnd eine Welt, die an Hader uni Zwiespalt, an seelischer Zerrissenheit und Herzensarmu: schwerlich hinter der materialistischen unserer Gegenwart zu- rückstand. Im Zeichen reinster Kindschaft feiern wn heute geeint durch die weltumspannende Harmonie der ur alten Friedensbotschaft Weihnachten. Aber nicht mehr vor aussetzungslos! Schutthalden des Materialismus, unte: denen unsere Sehnsucht nach Erlösung schlummert, gilt e- zeit unseres Lebens immer wieder abzutragen, um zur in neren Harmonie zu gelangen. Wir liebäugeln mit den glitzernden Scheinwerten unseres ruhelosen Daseins, lasser uns vom Lärm der Gelderwerbsmaschincn betäuben und verlieren darüber allzu leicht dw Erinnerung an den göttlicher Funken, der unverkennbar sich in allem Seienden irgendwie äußert. Wie viele von uns haben keinerlei Bindung mehr mit dem ewigen Sein, wie sie einst ienen einfachen Hirtev auf dem Felde eignete! Ihnen wird nein Friede, und wenn sie glauben, ihn zu besitzen so erweist er sich als trügerisch. Wo aber ist ein Mensch, der so verhärtet wäre, sich dem Traum der wahren W e i h n a ch t s b o t s ch a f t nicht immei willig hinzugeben, wenn sie ihm die Erfüllung heißester Sehn sucht freudig verheißt? Ein schlichtes Weihnachtslied, das ir heiliger Nacht zu klingen anhebt, wirkt oft seltsame Wunder; selbst in den wenig empfänglichen Gemütern ausgeprägter Verstandesmenschen, die sich sonst gern damit brüsten, über „Gefühlsseligkeiten" erhaben zu sein. „Es ist ein Ros' ent sprungen aus einer Wurzel zart." Sie heißt Erinnerung ar Tage kindlicher Glückseligkeit, die wohl kein Mensch au- seinem Dasein ausgelöscht wissen möchte. Und so erleben wir alljährlich dieses W e i h n a ch t s w u n d e r, daß derari verjüngte Menschen gläubig und ergriffen das Fest der Feste, Christfest, feiern. Wenn dann, biblisch gesprochen, die himm lischen Heerscharen zu ihnen hernieder kommen, um ihnen die frohe Friedensbotschaft zu verkünden, so begegnen sic nicht mehr tauben Ohren. „Nun singet und seid sroh!" Dei Hochgesang göttlicher Menschenliebe braust in der heiligen Nacht, von Millionen und Abermillionen Menschenstimmen getragen, empor zum gestirnten Nachthimmel. Sein Klane ist deshalb so innig und überzeugend zugleich, weil er tief aus den Herzen der Singenden strömt. Feine, zarte Schwebebrücken schlägt das Fest von Mensch zu Mensch. Die Aufgeschlossenheit gebe- und empfangsbereitet Sinne, die Auflockerung der durch Alltag und Beruf ge schnürten Panzer des Gemüts schafft erhöhtes Vertrauen, Mitteilsamkeit und damit zugleich die Vorbedingungen har monischer Gemeinschaft. Auf dieser Tatsache beruht nicht zuletzt der geheimnisvolle Zauber des Weihnachtsfestes aus den modernen Menschen, der viel unmittelbarer als seine Alt vorderen, die sich in der Adventszeit geruhsam auf das lichte Freudenfest vorzubereiten pflegten, aus einer Welt hastiger Betriebsamkeit in die einer vom Kerzenschimmer verklärten, stillen Festlichkeit hinüberwcchselt. Inmitten Winterstarre und lastender Finsternis bringt die Weihnachtsbotschaft alljährlich, sei's auch nur für kurze Zeit, als „neue, gute Mär" der christlichen Menschheit den guten Glauben an ihr Bestes und Sehnsuchtsvollstes, ihre Friedfertigkeit, wieder. Mag nun diese Menschheit allen trüben kriegerischen Erfahrungen der jüngsten Vergan genheit zum Trotz heute weiter denn je von der Erfüllung dieser himmlischen Verheißung entfernt sein, eins kann ihr keine Macht aus Erden rauben: die Gewißheit, der sittlichen Forderung des Weihnachtsgedankens zwar ganz langsam aber stetig mehr zum Siege zu verhelfen. Immer noch prangt als dieses Glaubens heiligstes Symbol der Tannenbaum im Lichterglanz unserer Hoffnungskerzen, immer noch erstirbt aller laute Lärm des Alltages im Singen und Klingen der heiligen Nacht, deren Wundermanie! uns alle umfängt. „Friede auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen!" Erfassen wir ihn ganz, den tiefen Sinn dieser Heilsbotschaft, und erheben wir uns aus der Enge gewohnter Gebunden heit zur Weihnachtsfestlichkeit eines gütigen Menschentums!