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Kleine Nachrichten j Kreuzer „Emden" am Heiligabend. Berlin. Der Kreuzer „Emden" wird infolge schlechten Wetters erst in der Nacht vom 23. zum 24. Dezember in Kreta eintreffen. Im späteren Verlauf der Reise wird „Emden" nach der Durchfahrt durch das Rote Meer die Häfen Chochin (Vorderindien), Colombo und Trinkomali «aus Ceylon), Port Blair aus den Andamanen, Sabang (Niederländisch-Jndien), Paknam (Siam) und Viktoria aus Labuan «British Borneo) aufsuchen. Festnahme eines Eiscnbahnposträubers. Stettin. In einem Stettiner Privathotel wurde der Kauf mann Witzik verhaftet. Am 18. Oktober hat er mit einem Kom plicen den Postwagen des Personenzuges, der sich aus der Fahrt zwischen Märzdors und Striegau in Schlesien befand, beraubt. Kurz nach Verlassen der Station Rohnstock drangen zwei Männer mit Gesichtsmasken in das von innen ver schlossene Abteil des Postwagens mit erhobenen Schutzwaffen ein. Der allein anwesende Postassistent wurde von ihnen mit einem Gummiknüppel niedergeschlagen. Aus dem Nebenabteil des Postwagens wurden dann 9500 Mark in bar sowie ein Geldbeutel mit wertvollen Papieren mitgenommen. Kurz vor Einfahrt des Zuges in die Station Gräben sprangen die Täter vom fahrenden Zug und flüchteten in der Richtung Striegau. Demonstrationsvcrbot für die Weihnachtstage. Kiel. Das Kieler Polizeipräsidium macht bekannt: „Von kommunistischer Seite sind für den 24. Dezember Demon strationen angekündigi worden. Da sich die parteipolitischen Gegensätze in der letzten Zeit immer mehr zugespitzr haben, ist damit zu rechnen, daß die Demonstrationen zu Zusammen stößen führen und auch während des starken Verkehrs der Weihnachtszeit Unbeteiligte in Mitleidenschaft gezogen werden, ohne daß es der Polizei möglich sein würde, sie hinreichend zu schützen. Aus diesem Grunde hat der Polizeipräsident sich ver anlaßt gesehen, sämtlicht Umzüge und Versammlungen unter freiem Himmel für die Zeit vom 24. bis 26. Dezember ein schließlich zu verbieten." Stapellauf eines italienischen Kreuzers. , Rom. In Genua ist der kleine Kreuzer „Bartholomeo Col- leoni" vom Stapel gelaufen. Er gehört zur Klasse der schnellen Kreuzer, von denen der eine bei seiner Probefahrt eine Ge schwindigkeit von 39 Knoten und der andere eine solche von 10 Knoten erreichten. Schiffsneubau zusammcngebrochen. Zwei Tote, vier Schwerverletzte. Brüssel. Hier brach ein im Bau befindliches Schiff zu sammen und begrub sechs Arbeiter unter sich, von denen zwei getötet und vier schwer verletzt wurden. Erdbeben auf Formosa. London. Ein schweres Erdbeben rief auf Formosa unter der Bevölkerung eine große Panik hervor. Eine Anzahl von Häusern soll etngestürzt sein. Einzelheiten liegen zurzeit noch nicht vor. Opfer des englischen Nebels. Sieben Tote, 20 Schwerverletzte. London. Sieben Personen sind durch Unglückssälle getötet worden, die aus den schweren Nebel in Südengland zurückzu- sühren sind. Etwa 20 Personen wurden verletzt. An den röt lichen Unglücksfällen waren meistens Zusammenstöße von Mo torrädern mit Fußgängern oder Fahrzeugen schuld. In Lon don kollidierte ein vollbesetzter Autobus mit zwei Lastkraft wagen, wobei zwölf Personen zum Teil schwer verletzt wurden. Aügemeinverbindltchkeit des Reichstarifes sür das Banl- gewerbe beantragt. Berlin. Die zwischen dem Bankenleitungsverband und den beteiligten Angestelltenorganisationen getroffene freie Ver einbarung über die Verlängerung des Reichstariss gilt nur ! für die dem Arbeitgeberverband angeschlossenen Institute. Um f eine einheitliche Reaeluna kür das getarnte Gewerbe sicherzustellen, Hai der 'Deutsche Bänibeamtenverein beim Reichsarbeitsministertum die Allgemeinverbindlich keit der erwähnten Vereinbarung beantragt. Besuch König Alexanders in Bukarest. Bukarest. Zu Weihnachten trifft der südslawische König zum Besuch König Karols in Bukarest ein, nachdem die Königinmutter Maria erst vor einigen Tagen aus Belgrad zurückgekehrt ist, wo sie längere Zeit geweilt hat. 1000 chinesische Banditen getötet. London. Die Aktion der chinesischen Nankingregieruno gegen das Banditenwesen in den Provinzen Kiangsi Hupeh und Honan ist erfolgreich gewesen. In der Provinz Krängst haben Truppen die Feste der Banditen Tungku eingenommen, wobei tausend Banditen getötet wurden. In den beider anderen Provinzen sind die chinesischen Truppen im Begriff, die Banditen zu umzingeln. Die Regierung hofft, Mitte Im nuar in diesen Provinzen das Banditenunwesen vollständig ausgerottet zu haben. KSrsr - kanOel»LNrllGslt Amtliche sächsische Notierungen vom 22. Dezember. Dresden. An der Börse war das Geschäft eng begrenzt Nur für einige Spezialitäten bestand Interesse. Es verloren Polyphon 3,75, Reichelbrüu 3, Gorkauer 2, Gebr. Hörmann, Kötitzer Ledertuch und Uhlmann je 2, Krause u. Baumann 2,5 Prozent. Reichsbank und Dresdner Handelsbank wurden mit je 2 Prozent niedriger gehandelt, während Sächsische Bank um 2 Prozent und Darmstädter Bank mit 3,5 nachbörslich be wertet wurden. Anlagewerte fast unverändert. Leipzig. Die Börse war zum Wochenbeginn wieder abge schwächt. Falkensteiner Gardinen und Polyphon verloren je 3 Prozent, während Richter 2,5 und Wezel u. Naumann 2 Prozent gewannen. Freiverkehr unverändert. Chemnitz. Die Börse erfuhr durch die bevorstehende Unter brechung des Börsenverkehrs durch das Weihnachtsfest keiner lei Belebung. Am Maschinenmarkt verlor Schubert u. Salzer etwa 3 Prozent. Textilaktien blieben fest, ebenso konnten Bank aktien, bis auf Dresdner Bank, ihren Wertbestand behaupten. Freivcrkehr wiederum sehr ruhig. Leipziger Schlachtviehmarkt. Auftrieb: 28 Ochsen, 176 Bullen, 146 Kühe, 42 Färsen, 692 Kälber, 510 Schafe, 2706 Schweine. Preise: Ochsen 1. 56—59, 2. 52—55; Bullen 1. 52 bis 54, 2. 48—51; Kühe 1. 44-47, 2. 36-43, 3. 30—35; Fär sen 1. 54—56, 2. 50—53; Kälber 2. 72-75, 3. 68-71, 4. 62-67. 5. 55—61; Schafe 1. 53—56, 3. 48-52, 4. 40-47; Schweine 1. 62-63, 2. 61-63, 3. 60—61, 4. 58—59, 5. 56-57 7. 55—57. Geschäftsgang: Alles schlecht. Dresdener Produktenbörse 22. 12. 19. 12. 22. 12. 19. 12. Weizen 77 Kilo 246—251 246—251 Weiz-Kl. Rogg.-Kl. 9,5—10,5 10,0-11,5 9,5—10,5 10.0-11,5 Roggen 73 Kilo 153—158 151—156 Kaiseraus zugmehl Bücker mundmehl 49,0-51,0 49,0—51,0 Winlergst Sommerpi 208—226 208-216 43,0—45,0 43,0—45,0 Hafer, tnl Raps, tr. MatS Laplata Cinqu. 145—155 145—155 Weizen- nachmehl 14,5-16,5 14,5—16,5 — Inland- wetzenm. Tope 70 N 38,5-89,5 38,5—39,5 Nottle« Trocken, schnitzel 5,80—6,00 150-160 5,80-6,01 Roggen- mehl O l TvveSVA 27,0—28,1 26,7—27,7 Zucker, schnitzel Kanossel- flocken Futtermehl 13,5-14,1 11,7—12,7 13,5—14,0 11,7-12,7 Roggen- mehl l Tope 70 A Roggen- nacvmehl 14.0-16,0 14.0—16.0 Chemnitzer Schlachtviehmarlt. Auftrieb: 45 Ochsen 121 Bullen, 322 Kühe, 21 Färsen, 5 Fresser, 722 Kälber, 85 Schafe 1593 Schweine. Preise: Ochsen a) 2. 48—50, b) 45—48 d) 34—36, Bullen a) 52, b) 48—50, c) 44-47, d) Kühe a) 46 bis 48, b) 38—43. c) 30—35, d) 22—28, Kälber b) 75-80 c) 70 bis 74, d) 64-68, e) 55-60, Schafe a) 2. 48-50, b) 45-47, c) 40—44, Schweine a) 62, b) und c) 60—62, d) 57—61, e) 54 bis 58, a) 48—54. Geschäftsgang: Rinder schlecht, Kälber mittel Schafe langsam, Schweine schleppend. * Amtliche Berliner Notierungen vom 22. Dezember. Börsenbericht. Tendenz: Gehalten. Die Unsicherheit der letzten Tage hielt an. Zu den ersten Kursen lag wieder größeres Angebot vor, das man nach wie vor auf ausländische Posttions- lösungen zurückführt. Aus allen Gebieten wurden neue Rekord- tiefkurse erreicht. Es mangelte an besonderen Anregungen. Die Spekulation, die bereits am Ende der Vorwoche Glatt stellungen vorgenommen hatte, trat nach den ersten Kursen viel fach als Käufer auf, so daß ein Teil der Verluste wieder ein geholt werden konnte. Wenn es sich auch hier vielfach noch um Deckungen gehandelt haben mag. so wollte man auch Rückkäufe beobachten. Geld war etwas versteift. Tagesgeld 3,75 bis 5,75. Monatsgeld unverändert 6,75 bis 8. Im Verlauf war die Tendenz gehalten. Devisenbörse. Dollar 4,191—4,199; engl. Pfund 20,35 bis 20,39; holl. Gulden 168,79—1S9,13; Danz. 81,43—81,59; franz. Frank 16,46—16,50; schweiz. 81,42—81,58; Belg. 58,53—58,65; Italien 21,94—21,98; schwed. Krone 112,43—112,65; dän. 112,00 bis 112,31; norweg. 112,05—112,27; tschcch. 12.43—12,45; östcrr. Schilling 59,03-59,15; poln. Zloty (nichtamtlich) 46,90—47,10; Argentinien 1,373—1,377; Spanien 44,88—44,96. Produktenbörse. Die bevorstehenden Feiertage lassen am Getreidemarkt nur geringe Unternehmungslust aufkommen. Angebot und Nachfrage sind klein. Weizen wurde, soweit An gebote vorliegen, für Inlandsware höher bezahlt. Roggen ge halten. Gerste, Hafer und Mehl ruhig. Geireive und Olsaaien per MW Kilogramm, sonst per MV Kilogramm in Reichsmark 22 12 20 12 22 12. 20. 12. Wetz., märt 246-248 246-248 Weizkl s. Bln 9.7 10,2 9,7-10,2 9,0-9^ pommersch — — Rogkl s Bin 9.0-9.5 Rogg.. mark 152 154 151-153 Raps — — Braugerste 200 216 2' 0 216 Leinsaal Viki -Erbsen — — .zuttergersie 188 194 188 104 24.0-31.' 24,0-31,0 Sommergerste — — kl Speiseerbf 23,0-25,0 23,0-25,0 Winiergerste — — Futtererbsen 19,0-21,0 19,0-21,0 Hafer märt 140-146 140 146 Peluschken 20,0-21,0 20,0-21,0 pommersch westpreuß — Ackerbohnen Wicken 17.0-18,0 18.0-21.0 17,0-18,0 18,0-21,0 Weizenmehl p MO Ke fr. Brl br inkl. Sack (feinst. Mrk ü Noi. 28.7-36.7 28.7-36.7 Lupin.. blaue Lupine, gelbe Seradella Rapskuchen Leinkuchen 9,2 9,9 15.2 15.5 9,2-9,9 15,2-15,5 »oggenmehl p MO kg fr Berlin br inkl Sack 23.5-26.5 23.5-26.6 Trockenschtzl Sova-Schroi Torsml 30/70 Kanofselflck 5.5-b,9 12.7-13.0 5,5-5,9 12,7-13,0 Preisnotierungen für Eier. 1. Deutsche Eier: Trinkeier vollsrisch, gestempelt über 65 Gramm 17,50, 60 Gramm 16,50, 53 Gramm 14,50, 48 Gramm 12; frische Eier 53 Gramm 13; aussortierte kleine und Schmutzeier 9,5tN—10. 2. Auslandseier: Holländer 60—62 Gramm 15—15,25, 57—58 Gramm 14,50, leich tere 12,25; Rumänen 11—11,50; Ungarn 11,50—12; Jugoslawen 11,50—12: Polen normale 10,50—10,75; kleine, Mittel- und Schmutzeier 8,50—9,50. 3. In- und auländische Kühlhauseier: Extra große 12,50, große 11—11,50, normale 10, kleine 8—8,50, Chinesen und ähnliche 9—10,50. 4. Kalkeier: Große 9,25—9,50, normale 8,50—9 Pfennig je Stück. Witterung: Trübe. Ten denz: Ruhig. Berliner Kartofselpreisnotierung je Zentner waggonfrei märkischer Station: Weiße Kartoffeln 1,00—1,20, rote Kartoffeln i.20—1,40, gelbfleischige (außer Nicrenkartoffeln) 1,40—1,70, blaue Kartoffeln 1,20—1,40 Mark. ich noch, daß am Pfingstsonnabend auf hoher See einige Bayern die Zithern hervorholten, und bald klangen alte liebe Heimatlieder übers Meer: Aus der Jugendzeit und Nach der Heimat möcht ich wieder. Die Einfahrt in den Hafen von Sewastopol war sehr interessant. Ebenso vorher die Fahrt an der felsigen Küste entlang. Wir fuhren an der „Göben" und an den vie len russischen Kriegs- und Handelsschiffen vorüber, die hier im Hafen ver ankert lagen. Die Stadt erhebt sich zu beiden Seiten des Hafens auf fel sigen Abhängen und hat mit ihren Kirchen und Denkmälern ein sehr male risches Aussehen. Ein Schlachtenpanorama und die Denkmäler der alten Generäle erinnern an den Krimkrieg. Auch hier in Sewastopol wieder reges Leben und eleganter Betrieb. Soweit alles ruhig, nur aufgestellte Geschütze und Maschinengewehre mit davorstehenden Posten zeigen uns, daß noch keine wirkliche Ruhe besteht. Erst vorgestern ist ein Zivilist erschossen worden, weil er ein Wasfenlager versteckt gehalten hat. Aber die große Masse ist uns freundlich gesinnt, und alles freut sich, wenn sie ein paar Brocken deutsch erlernt haben. Wir haben bis jetzt sehr gut gelebt hier und tüchtig Eier, Speck, Butter und Fett gegessen. Ein Ei kostet 20 Kopeken — 26 Pfennige. Butter das Pfund 5 Rubel. Speck 3,40 Rubel. Aber seit zwei Tagen sind alle diese schönen Sachen spurlos vom Markte verschwunden, da die deutsche Verwaltung niedrigere Höchstpreise festgesetzt hat, mit denen Bauern und Händler nicht einverstanden sind. Unsere Kompagnie hat Hafen- und Magazinarbeiten zu verrichten, die großen Werftmagazine zu bewachen, mehrere Schiffe zu besetzen usw. In den letzten Tagen sind allerdings mehrere hundert deutsche Matrosen an gekommen, die uns wahrscheinlich ablösen werden, und wir werden Wohl weiter wandern. Auf Vormarsch im Westen. Am 21. März haben wir bei Saint Quentin nach neunstündigem Gas schießen bei dichtem Nebel die englische Front durchbrochen. In sechs Ta gen sind wir dann mit fast übermenschlicher Anstrengung mit unseren schwe ren Haubitzen 68 Kilometer vorgedrungen und liegen jetzt nordöstlich der Stadt Montdidier. Hier gilt es den vor uns liegenden Höhenzug zu neh men, auf dem sich die Franzmänner festgesetzt haben und hier durchaus nicht mehr weichen wollen. Sie verteidigen ihr eigenes Land im Gegen satz zum Engländer sehr zähe. Da muß unser Gas wieder helfen, dann geht auch das „Rennen" hoffentlich wieder weiter. — Die ersten sechs Tage des Vormarsches waren ein Krieg, den man gern hat. Das war eine tolle Jagd hinter den Engländern her! Da gings ein Stück im Galopp vor wärts, dann wurden hundert Schuß nausgejagt. Dann gings wieder wei ter. Die größte Mühe kostete es, unsere schweren Haubitzen durch das deutsche und dann durch das englische Grabengewirr hindurchzubringen, und danach die vielen unzähligen, vollbeladenen Munitionswagen auch noch. Aber wir Habens geschafft und werdens auch weiter schaffen! — Ganz anders sind jetzt die Kämpfe hier. Täglich regnet es, und wir haben keine Unterstände. Wir werden überhaupt nicht mehr trocken. Fünf Tage müssen wir bei dieser Witterung ausharren, bevor wir abgelöst werden. Auch die Verluste sind nicht gering. Und wenn ich des Abends beim Ster nenhimmel am Wachtfeuer sitze, da fühle ich mich zurückversetzt in die schöne deutsche Heimat, ins liebe Wilsdruff, und denke daran, daß jetzt auch da heim die Natur erwacht und daß die Himmelschlüssel und Veilchen blühen und daß die Leute spazieren gehen und sich von den großen Erfolgen der deutschen Offensive im Westen erzählen und keine Ahnung haben, wie schreck lich doch der Krieg ist. Und das ist auch ganz gut so. Die Hoffnung auf ein gesundes Wiedersehen und das Vertrauen auf Gott erhält einen auf recht. Georg Lohse. Friede im Osten. Es dürfte Sie interessieren, wie wir alten Soldaten der Ostfront die Botschaft des Friedens mit Rußland vernommen. Am Abend des 11. 2. saßen wir in unserer Klause, sechs Kameraden zusammen, ohne eine Ahnung zu haben, was sich noch an diesem Abend ereignen konnte. Vier hatten sich bereits schon zur Ruhe begeben. Ein Kamerad und ich schrieben noch an unsere Lieben daheim. Die Uhr zeigte schon 11.15 Uhr abends. Ein Unter offizier riß plötzlich die Tür auf, Alarm! Die schlafenden Kameradeü waren im Nu von ihren Pritschen herunter und im Handumdrehen in den Sachen. In drei Minuten stand die Kompagnie alarmbereit. Wir wußten nicht, um was es sich handelte. Still und finster war es um uns herum. Das Kom mando „Still gestanden!" erscholl. Der Feldwebel meldete dem nahenden Kompagnieführer die Kompagnie. Der Kompagnieführer mit den übrigen Offizieren im Ordonnanzanzug begrüßte uns mit einem „Guten Abend". Wir harrten, was nun geschehen sollte. Kurz und bündig wurde uns der Abschluß des Friedens bekannt gegeben mit den Worten: Wir haben es geschafft! Dann ermahnte er uns noch, auch weiter unseren Pflichten nachzukommen. Mit einem dreifachen Hurra endete der blinde Alarm. Freudig zogen wir uns in die Quartiere zurück und leben in der Hoffnung, bald der Heimat näherzukommen. Möge für immer im Osten der Ge schützdonner schweigen! Von diesem historischen Augenblick des 11. 2. 18 an liegt das Kampfgelände nun friedlich vor uns. Ein neues Leben pulsiert in den Adern der Verteidiger dieser unendlich langen Front. Von nun an erwarten wir weitere Befehle über unsere Verwendung. Gefr. Zalesky, Landw.-Jnf.-Regt. 101, 12. Komp. 3. Ball. Die Offensive bei Montdidier. Die erfolgreiche Offensive bei Reims war gut und ohne besonders große Verluste verlaufen. Nun war es uns ein Rätsel, wo der nächste große deutsche Vorstoß erfolgen würde. An unserem Abschnitt keinesfalls, denn vor uns lagen die gewaltigen Wälder von Compiegne, die sich zu einem Vorstoß am wenigsten eigneten. So dachten wir es uns, wenn wir über den Karten studierten. Aber es kam anders. — Als ich von meinem Urlaub an die Front zurückkehrte, war die Kampf tätigkeit verhältnismäßig gering. Ich spürte nichts von Offensiv absichten unsererseits. Meine Batterie lag in Ruhe. Die Geschütze waren zwecks Reparatur in den Artilleriewerkstätten. Tag für Tag wurde exerziert — vierzig Minuten hinter der Front. Oft kam es vor, daß die feindlichen Granaten in unmittelbarer Nähe einschlugen, während wir Einzelmarsch übten! Da nach zehn Tagen kamen unsere schweren Haubitzen wieder