Volltext Seite (XML)
und die Handelsaussichtsbeamten in Zwickau beklagen sich darüber, daß zuverlässige Angaben über die wirklich innege haltene Arbeitszeit kaum zu erlangen sind. Nun ist es leicht, über manche dieser Zustände Beschwerde zu führen und nach Abhilfe zu rufen, — schwer aber ist es, mit allen gesetzlichen Bestimmungen den vorhandenen prak tischen Bedürfnissen gerecht zu werden. Die Geschäfte haben ja nicht nur Angestellte, sondern sie sind vor allem sür die Kunden da und wer den „Dienst am Kunden" richtig versehen will, kann es sich nicht leisten, beispielsweise zu den Gepflogen heiten im Kriege zurückzukehren, und die Läden den Mittag über zu schließen. Nur der damals herrschende Warenniangei hat das möglich gemacht. Schematische Regelungen müssen aus diesem Gebiet oft versagen, und daher wird es nienials ganz gelingen, alle Mißstände im Sinne der gesetzlichen und tarif lichen Bestimmungen auszurotteu. Auch die Angestellten selbst haben dafür in den meisten Fällen Verständnis, und nicht nur deshalb, weil jetzt in der Zeit riesiger Arbeitslosigkeit jeder froh ist, noch sein Brot zn finden. Ist Verständnis auf der einen Seite da, kann es allerdings auf der anderen verlangt werden. Und auch der, der vor den Schwierigkeiten der Ge schäftswelt gerade in der heutigen Zeit die Augen nicht ver schließt, kann für das Verhalten des Inhabers einer Verkaufs- stelle im Glauchauer Bezirk keine Billigung haben, von dem die Aufsichtsbeamien das folgende berichten: der Arbeitgeber erhielt vom Aufsichtsamt wegen Überschreitung der Arbeits zeit und Nichtinnehaltung der Ladenschlußzeit eine schrift liche Verwarnung. Dem Angestellten wurde darauf erklärt, er solle sich beim Gewerbeaufsichlsamt bedanken, seine Entlassung sei die Quittung sür diese Verwarnung . . . Die SchWunfM auf -er iluterelbe. Die Schäden geringfügig. Der Schiffsverkehr auf der Unterelbe, der sich infolge dichten Nebels seit Tagen gestaut hatte, ist, seitdem der Nebel gewichen ist, wieder in Bewegung gekommen und wickelt sich reibungslos ab. Bei dem Zusammenstoß zwischen dem dänischen Motorschiff „M a l a y a" und dem amerikanischen Passagierdampfer „George Washins- t o n" sind Personen nicht zu Schaden gekommen. Die Lage des leck gewordenen und aus Strand gesetzten dänischen Motorschiffes war insofern gefährlich, als sich eine größere Ladung Sojabohnen an Bord befand, die durch das eindringende Wasser aufquolleu und durch ihre große Ausdehnungsfähigkeit das Schiff unter Umständen hätten anseinandersprengen können Daher haben Ber gungsfahrzeuge einen Teil der Ladung geleichtert. Nach der Abdichtung des Lecks wurde das Schiff nach Hamburg eingeschleppt. Die Schäden ans dem „George Washington" sind geringfügiger Natur. Der Hapagdampfer „Deutschland", der bei Dockenhuden festgeraten war, weist auf der einen Seite Schrammspuren auf. Es ist anzu- nehnien, daß das Schiss im Nebel einen anderen Dampfer gestreift Hal. Der nach dem Zusammenstoß mit dem dänischen Dampfer „Phönix" bei Blankenese auf Strand gesetzte Bremer Dampfer „Annemari e" ist durch Taucher verdichtet, leergepumpt und nach Hamburg eingeschleppt worden. Der Hapagdampfer „Deutschland". Das Ende des „Oberon". Der finnische Dampfer „A rcturu s", der im Katte gat den schweren Zusammenstoß mit dem finnischen Passa gierdampfer „Oberon" hatte, ist in Kopenhagen einge- trosfen und wird ins Dock gehen. Sein ganzes Vorder- scbiki ist eiuaedrückt. Der Kapitän des gesunkenen Dampfers „Oberon" ist völlig zusammengcbrochcn. Er war nach dein Zusammen stöße der beiden Dampfer mit seinem achtjährigen Töchter chen ins Wasser gesprungen und das Mädchen war in seinem Arm im Wasser erfroren. Außerdem mutzte der Kapitän mit ansehen, wie seine Frau in die Tiefe hinab- gezogen ivurde. Die Sparkaffenauswerlung in Preußen. Endgültige Regelung. Die preußische Negierung hat nunmehr die Aufwertung bei den preußischen Sparkassen in einer Verordnung abschließend geregelt. Diese Verordnung tritt mit dem 1. Januar 1931 in Kraft. Die damit erfolgte Regelung baut auf dem Gedanken der sog. provinziellen Aufwertung auf. Die Sätze, welche sich ergeben, sind folgende: Bran denburg und Stadt Berlin, Schleswig-Holstein und Hessen-Nassau 17, Hannover 18, Nieder- schlesien 18,5, Sachsen 19, Pommern 21,5, Rhein provinz und Regierungsbezirk Sigmaringen 23, Ost preußen und Grenzmark P o s e n - W e st p r e u ß e n 25, Westfalen 26,5, O b e r s ch l e s i c n 29 Prozeni. Ebenso wie in den Vorjahren können die Gläubiger vom 1. Januar 1931 ab wieder einen Teil ihrer ausgewerteten Sparguthaben kündigen; einstweilen ist hiersür derselbe Betrag wie im Jahre 1930 vorgesehen. Bereits jetzt ist bestimmt, daß gerade die kleinen Sparer, und zwar alle diejenigen, deren ausgewertetes Sparguthaben den Betrag von 100 Mark nicht übersteigt, vom 1. Januar 1931 ab den vollen Betrag zu Kündigungen befugt sein sollen. Auch die Verzinsung der Sparguthaben ist insofern neu geregelt, als sie nicht mehr wie bisher mit dem festen Satz von 5 Prozent, sondern mit demselben Zinssatz zu verzinsen sind wie die sog. langfristigen Kündigungsgelder. Arbeitszeit bei -er Reichsbahn. Die regelmäßige Arbeitszeit soll acht Stunden täglich betragen; die Überzeitarbeit soll aus dringende Fälle be schränkt bleiben und im Kalenderjahr, abgesehen von Not fällen, nicht mehr als 130 Stunden betragen. Die Reichs bahn hat diese Neuregelung des Schiedsspruches an genommen und Verbindlichkeitserklärung beantragt. In der Nachverhandlung vor dem Neichsarbettsminister haben die Gewerkschaften den Schiedsspruch ebenfalls angenom men, der damit Tarifvertrag geworden ist. Hungernde Witdtiere. Auf der Fahrt nach Hof verhungert eine Menagerie. In Altenburg in Thüringen wurde eine Menagerie, du cm Leipzig nach Hof unterwegs war, ausgeladen, weil der Besitzer die Frachtkosten nicht mehr bezahlen konnte. Die Tier- üfige wurden dann vorläufig in Weimar aus dem Gelände oer alten Kaserne untergebracht. Die Tiere, Löwen, Tiger, Bären, Büffel, sind dem Hungertod preisgegeben, weil der mittellose Eigentümer kein Futter beschaffen kann und die zoologischen Gärten während der Winterszeit den Ankauf ab- chnen. Einige Tiere sind schon getötet worden. Zugunglück bei Belgrad. Ein Toter, sechs Schwerverletzte. Auf der Strecke nach Serajeivo verunglückte durch Ent gleisung ein Schnellzug. Mehrere Wagen wurden umgeworfen. Der Lokomotivführer ist tot, sechs Reisende wurden schwer verletzt, eine Anzahl von ihnen ist leicht verletzt und komm Weiterreisen. Schreckenstat einer Wahnsinnigen. Tie eigene Schwester ermordet, zwei Personen verwundet. In Kopenhagen hat sich ein furchtbares Drama einer Wahnsinnigen abgespielt. Eine Frau namens Jannings, die bereits von Jahren einmal wegen Wahnsinns in einer Anstalt uniergebracht war, überfiel plötzlich ihre Schwe ster in der Wohnung und schnitt ihr die Kehle durch. Dann rannte sie mit dem blutigen Brotmesser auf die Straße, überfiel ein ahnungslos spielendes Kind, schnitt ihm ein Ohr ab und wollte es ebenfalls töten. Einem Mann, der sich dazwischen warf, brachte sie schwere Schnitt wunden bei. Tann ritz sie sich los und ergriff die Flucht Ehe man sie überwältigt hatte, schnitt sie noch einem ihrer Verfolger vier Finger ab. Iohannes Termolen Originalroman von Gert Rothberg. II. Fortsetzung Nachdruck verboten Ihre schlanke Hand zitterte leicht, als sie ihm das Glas reichte. Er plauderte eine Zeitlang mit ihr, dann traten ein paar Herren hinzu, kauften ebenfalls Sekt und gingen dann plaudernd mit Termolen weiter. Der hatte noch im mer die Puppe im Arm. „Prachtvoll nehmen Sie sich aus als Familienvater," sagte vergnügt Hermann Pansfeld. Termolen lächelte. Er wußte selber nicht, warum er sich nicht von der Puppe trennte. Er hatte doch eigentlich vorgehabt, sie Olga zu schenken. Jetzt gab er sie draußen in der Garderobe ab. 'Die allgemeine Stimmung war sehr angeregt. Die Wa ren waren alle verkauft. Die mehr oder weniger anmuti gen Verkäuferinnen waren zufrieden. Gleich würde die alte Exzellenz die Gelder zählen. Wer würde das meiste Geld abliefern können? Ein besonderer Ehrgeiz war dabei. Jede der Damen wollte den größten Haufen Geld abliefern. Die schöne Schauspielerin Erle Strahlen stieg auf einen Tisch. „Ein Kuß wird versteigert, meine Herren. Meistbietend," sagte sie lachend. Sofort bildete sich ein Kreis. Lustig schallte die Stimme der Schauspielerin: „Zu wenig, meine Herren. Wer bietet mehr? Dreitau send zum ersten, dreitausend zum zweiten..." „Sechstausend zum dritten." Termolen zog die Brieftasche und hielt die Scheine hoch, dabei sah er zwingend in die leuchtenden Augen der be zaubernden Frau dort auf dem Tisch. Nieman überbot die Summe. Graziös stieg Erle Strah len vom Tisch und dann trat sie zu Hans Termolen und küßte ihn. Lustiges Gelächter ringsum. Stolz lieferte Erle Strah len ihre Summe ab. Als Fürstin Matersloh sah, wie die Schauspielerin Hans Termolen küßte, schloß sie die Augen. „Warum mußte ich noch bleiben, warum mußte ich nicht längst reisen?" dachte sie verzweifelt. Später tanzte man noch. Hatte man den ganzen Nach mittag gearbeitet, wollte man nun endlich auch sein Ver gnügen haben. Termolen tanzte mit der Fürstin. Sie lehnte sich fest gegen seinen Arm. Nur noch einmal ihm nahe sein, ganz nahe. Als der Tanz zu Ende war ,schritten sie plaudernd miteinander weiter. Sie traten in die breite Loggia, die mit hohen Blattpflanzen geschmückt war. Wehmütig sah die Fürstin in Hans Termolens Augen, dann sagte sie leise: „Sie sind arm, Hans Termolen, ganz arm, denn Sie kennen die Liebe nicht." Er hing dem Klange ihrer Worte nach. Plötzlich beugte er sich über ihre Hand und küßte sie. „Sie haben recht, Olga, ich glaube es selbst, daß ich arm bin, grenzenlos arm." Mütterlich zärtlich strich sie Uber sein dunkles Haar. „Ich reise in einigen Tagen, Hans. Wünschen Sie mir also glückliche Reise." Noch einmal beugte er sich über ihre Hand, dann gingen sie wieder in den Saal zurück. Die Gesellschaft war sprachlos. Fürstin Matersloh hatte eine Weltreise angetreten, also war wohl ein für allemal die Vermutung, daß sie sich mit Hans Termolen verloben würde, hinfällig. Zudem flüsterte man plötzlich von einem Verhältnis Termolens mit Erle Strahlen. Tagelang arbeitete Hans Termolen. Dann war er fin ster und verschlossen und dann wieder stürzte er sich ebenso viele Tage in Gesellschaften oder er suchte ein galantes Abenteuer. Stettenheim, der täglich um ihn war, wußte längst, daß NWeWe Mm MN Wilsdruff Md Umgegend halten sich bei Bedarf bestens empfohlen: Kolonialwaren- und Landesprodukten-, Tabak- und Zigarrenhandlung Rentsch, Kurt, Parkstraße 1342. Ladestation für Akkumulatoren und Batterien Zschunke, Arthur, Zellaer Straße 29. s-^> S. Malergewerbe Schindler, Edwin, Hohestratze 134 V. »?»> 71. Milch- und Butterhaudlung Barthel, Alfred, Braunsdorf (tägl. Lieferung ins Haus) Molkereierzeugnisse jeglicher Art klägliche Lieferung frei Haus) Dampfmolkerei Blankenstein (Anh. Hans Bräuer). Musik Philipp, Ewald, Stadtmusikdirektor, Orchesterschule, Hoh« Straße 134 V- 76. Radio-Spezialgeschäft (Apparate und Zubehör, Reparaturwerkstatt) Fehrmann, H„ Meißner Straße 260. s-A- 119. Rechtsanwälte * auch Notar. Bäßler, Hermann, Meißner Straße 266. 598. * Hofmann, Alfred, Markt 101, 1. Etage. 3. * Kronfeld, Dr. jur., Freiberger Straße 108. ass- 1. Schleifanstalt, Drechslerei und Schirmreparatur. Werkstatt Aberle, Kurt, Meißner Straße 266. Schlossermeister Linnert, Paul, Töpfergasie 246. Nickel, Arthur (W. Trepte Nachfolger), Rosenstraße 73. Sternsetz-, Straßen- und Tiesbaugeschäft Fendler, Otto, Zellaer Straße 32. 24 Stuhlfabrik Schreiber, Arthur, Löbtauer Straße 298 S. 51. Tischlereien Adolf Schlichenmaier, Möbelfabrik, Anfertigung von Fenstern und Türen sowie Bauarbeiten aller Art, Möbellager, Spez. Schlafzimmer und Küchen, s^- 38. Nur echte Möbel: Heeger, Georg, Zebtlerstraße 180. »«»> 31. Tonwaren-Spezialgeschäst HSnlg, Tiemens, Bahnhofstraße 142. Uhren, Gold- u. Silberwaren, Optik, Radio-Anlagen und Zubehör König, Fr. (Nicolas Nächst), Freiberger Str. 58. 134. Viehhandlung (Nutz, und Schlachtvieh) Ferch, Gebr., Kesselsdorf. Wilsdruff 471. Viehkastrierer Holfert, Paul, Freital-P., Leitznitz Nr. 8. Woll-, Strumpfwaren- und Garnhandlung Rehme, Max, Bahnhofstraße 121. Zeitung Wilsdruffer Tageblatt, Zellaer Straße 29. 1^- 6. Zentralheizungen Schwepcke, Franz, Ingenieur, Bismarckstr. 35. 511. dieser seltene Mensch mit sich unzufrieden war, daß er sich von Stimmungen treiben ließ, die aus einem unglücklichen, ruhelosen Herzen kamen. Und Stettenheims sympathisches, ruhiges Wesen brachte ihn Termolen täglich näher. Dieser nahm Stettenheim oft mit sich in seine Wohnung und hier saßen dann die beiden Herren bei einer Flasche Wein in den tiefen Klubsesseln, rauchten und plauderten. Und einmal, an einem rauhen Herbstabend war es, daß Termolen Stettenheims Hand ergriff. „Seien Sie mir ein Frennd, Stettenheim!" Der erwiderte den Händedruck im stummen Versprechen. Arnim von Stettenheim saß noch und arbeitete. Es war gegen 2 Uhr morgens. Er hatte in Termolens Haus Zimmer bezogen und hatte es nun bequem, hier vom Büro später in seine Wohnung zu gehen. Stettenheim legte jetzt den Halter weg und blickte einen Moment sinnend vor sich hin. Er war mit Termolen am heutigen Abend im Theater gewesen. Erle Strahlen hatte die Hauptrolle in „Hedda Gabler" gespielt. Stettenheim sah wohl die Blicke, die die reizende Frau in die Loge warf, wo Termolen saß. Stettenheini wußte längst, daß es keine Liebe war, die Termolen an die Schauspielerin band. Nur aus grenzen loser Einsamkeit heraus stürzte er sich zeitweilig in diese Abenteuer. Wer wollte ihm das verwehren? Er sicherlich nicht. Er kannte ja am besten die ganze Größe dieses bedeuten den Mannes, der ihm eine gute offene Freundschaft ent gegenbrachte, die er aus richtigem, dankbarem Herzen er widerte. Stettenheim dachte an seine Eltern. Nun waren sie ver sorgt. Er konnte ihnen reichlich Geld schicken. Sie brauch ten nicht mehr zu darben. Wir glücklich würden sie erst sein, wenn er ihnen das kleine Haus zurückkaufen konnte I Er hatte bereits an den jetzigen Besitzer geschrieben. Der war einverstanden. (Fortsetzung folgt.)