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Tagesspruch. Ein Weihnachtslied greift glückbeschwingt nach unserm müden Herz, und singt uns frohe sel'ge Kunde. Daß Liebe sich mit Gnade paart und daß uns wieder auf der Fahrt naht Lhvistnachts heil'ge Stunde. „Eine doppelte Befreiung." Ev. Joh. 8, 36: Wenn euch nun der Tchn frei macht, so seid ihr recht frei. „Ich lag in schweren Banden, Du kommst und machst mich los — Dies Wort aus Paul Gerhardts Adventslied spricht wie kein anderes aus, was das Christentum für den primitiven Menschen ist." So schreibt der große Arzt und Missionar Albert Schweitzer, der „zwischen Wasser und Urwald" in Westafrika in Lambarene seinen Helferdienst im Namen Jesu Christi an Den Negern treibt. Er sagt uns, wie die Erlösung durch Jesus dem Eingeborenen eine doppelte Befreiung wird: aus der angst vollen Weltanschauung kommt er zur angstlosen, aus der nnethischeu zur ethischen; es wird in ihm etwas laut, was bisher stumm war, es wird ihm etwas entbunden, was bisher gebunden war. So bringt Jesus Christus in ihre Dunkelheit Licht, in ihre Knechtschaft Freiheit. Gewiß werden nicht alle mit einem Schlage verwandelt. Aber: es entstehen, wenn der Geist Christi in sie eindringt, unter ihnen „wunderbar edle Charaktere". Da ist Ojembo — „ich zähle ihn zu den feinsten Menschen, die ich überhaupt kenne". Woher kommt das? Weil sie, die bisher alles Elend ohne Christus erfahren haben, ihn mit ganzer Seele aufnehmen. So ausgenommen, wandelt er die Menschen um in neue Menschen voll Friede, Freude, Liebe. Was für die dort im Urwald gilt, gilt für uns in Deutsch land auch. Nur daß wir, die wir von ihm von Jugend auf hören, ihn nicht mehr so mit ganzer Seele aufnehmen! Ach, daß doch die Adventszeit uns drängte und stieße zu diesem Ernst! Auch wir könnten die doppelte Be freiung erleben. Ob wir's wollen? Dresdner Plaudereien. Die Stadt im Weihnachtslicht. — Am Christbaum für Alle. Ein Vorschlag. — Automat-Gaststätten. — Weihnachtsmärchen 'n den Theatern. — Auch nachmittags Operette. — Stimmungs volle Adventsfeiern. — der Barmsee-Klub. (Nachdruck verboten.) Ein sonderbarer Lichtschein breitet sich über das Stadt zentrum aus, so.daß man am Himmel kaum die Sterne wahr- nimmt. Aus der gewaltigen stählernen und steinernen Halle des Altstädter Bahnhofs strömen unausgesetzt Hunderte heraus und staunen über den „Feuerzauber" der Prager Straße mit ihren herrlichen Ladenreihen. Wahre Märchenreiche breiten sich hinter den mächtigen Spiegelscheiben der Geschästsläden aus und beson ders vor den Spielwarenläden schwelgt die Jugend in Entzücken vor Dem, was sich in wirkungsvollster Anordnung ihren leuchten den Augen darbietet. Aber auch die „Großen", die Erwachsenen, bleiben oft stehen; gar zu viel begehrenswerte Dinge sind vor ihnen aufgestapelt. Da tauchen Wünsche auf, bei denen es leider bleiben wird, denn das Geld ist rar. Glücklich, wer noch eine einigermaßen sichere Brotstelle hat. Er sollte nicht mißmutig sein, denn er ist glücklicher daran (trotz Gehaltskürzung und erhöhter Steuern), als sein Nächster, den andauernde Arbeitslosigkeit die Nerven zermürbt. Weiter strömt die Menschenflui in der taghell erleuchteten Straße. Da rauscht Musik auf. Eine Kapelle spielt am strahlenden „Christbaum für Alle", hinter dem auf hohem Sockel sich die erzene Gestalt des ersten deutschen Reichskanzlers erhebt. Ach, könnte der „Alte aus dem Sachsenwalde" sehen, was aus seiner Schöpfung geworden ist. Aber wir müssen durch das Elend unserer Tage, einmal führt doch die Kurve wieder aufwärts. Weit hinein schimmern die Lichter der für Alle be stimmten Tanne. Mag sie ein schönes Symbol, aber doch nicht Ersatz für ein bescheidenes Bäumchen im Heim der vielen Not leidenden sein! Und da komme ich auf die tatkräftige Nächsten liebe. Man sammelt und sammelt wieder, stellt Knusperhäuschen und Schneemänner mit Gabenbüchsen auf, setzt Listen in Umlauf und verquickt sogar die leidige Politik mit dem Weihnachtsge danken. Wäre es nicht erwägenswert, die Nächstenliebe unmittel bar von Mensch zu Mensch zu betreiben? Man lasse sich von sei nem zuständigen Armenvorsteher oder Pfarramt eine in Not be findliche Familie benennen und suche zu erfahren, was dort am dringendsten gebraucht wird und was den noch an den heiligen Christ glaubenden Kindern eine besondere Freude machen würde. Und dann begebe man sich am Christabend selbst zu den armen Leuten und gebe ein Gabenpäckchen, mit Tannenzw eigen geziert, mit ein paar menschenfreundlichen Worten ab. Dann schmeckt da heim der Stollen beim Lichterglanz noch einmal so gut! Aber man sehe ab von öffentlichen Bescherungen, bei denen sich die Armut zur Schau gestellt fühlt und das peinliche Gefühl der Be schämung empfindet. WlUlllWllWlllllllWllWllllllWllllllllWlllllllUllllllllllll^ Ml!llMllWlllIll!Vl!llllllIl!Ill!llIillIllI!lUllllllll1lll!ll!!lllllllllllll!l!llltt Beim Bummel durch bas vorweihnachtliche Dresden meldet sich nach einiger Zeit auch der „innere Mensch", repräsentiert durch den Magen. Nun, an Gaststätten fehlts ja nicht bei uns, sie sind in allen Größen und für alle Ansprüche vorhanden. Aus der Vorkriegszeit sind noch die Automat-Restaurants, auf Deutsch Selbstgeber-Schänken, in Erinnerung. Der Krieg machte ihnen ein rasches Ende und auf Papiergeld floh nichts in die bereitgestellten Gläser und Tassen. Neuerdings öffneten einige Automat-Gaststätten wieder ihre Pforten und ihre Zahl ist noch im Wachsen begriffen. Freilich, um einen halben Liter Bier zu bekommen, muß man noch etliche Messing-Zehner locker machen und auch die belegten Brötchen nehmen sich sehr beschei den aus. Aber was könnte man beim heutigen Geldwerte auch noch mehr verlangen? Es ist ohnehin schon allerhand, was hier „für einen Groschen" geboten wird, denn das Bedienungsgeld fällt weg und die immer noch stark umstrittene Getränkesteuer trägt der Unternehmer. Wie sie auf Heller und Pfennig peinlich genau be- und verrechnet wird, bleibt jedenfalls eins von vielen ungelösten Rätseln. Die Theater sind drauf und dran, unserer Jugend die üblichen Weihnachtsmärchen zu bieten. So ganz stimmt die Bezeichnung „Weihnachtsmärchen" nicht allenthalben, denn immer mehr kommt man davon -ab, ein Stück aufzuführen, das mit dem Christfest in irgend einer Verbindung steht. Früher war das gar nicht anders denkbar. Da wurden Aschenbrödel, Schnee- wittchen, Hänsel und Gretel, der kleine Däumling und andere deutsche Märchengestalten lebendig und als Krönung des Schluß aktes fehte niemals der kerzenstrahlende Weihnachtsbaum in mitten der Engelschar und mit ihr der alte gute Knecht Rupp recht. Aber an den glauben unsere kleinen Buben und Madel von heute nicht mehr recht und kundige Theaterpraktiker haben auch hinsichtlich der Kinderkomödien der Neuzeit Rechnung ge tragen. Nun, es läßt sich auch hier Gutes und Wirkungsvolles bieten, ohne daß man an Althergebrachten festhält. Neu auf theatralischem Gebiete ist die Veranstaltung von Operettenvorstellungen zu ungewöhnlicher Zeit. Lehars „Land des Lächelns" ist bekanntlich im Zentral- und Residenztheater an die 200mal aufgeführt worden. Seit ein paar Wochen läuft das Werk täglich dreimal im Kapitol als Tonfilm. Aber damit scheint es immer noch nicht genug zu sein. Jetzt kündigt das Zentral the ater Volksvorstellungcn an, die an jedem Sonnabend nachmittag Uhr zu lächerlich billigen Preisen stattfinden. Ge- gegeben wird: „Das Land des Lächelns". Rechnet man die Be sucherzahl aller bisherigen Dresdner Aufführungen dieses erfolg reichen Werkes zusammen, dann mußte eigentlich jeder Einwoh ner Dresdens, also auch die Säuglinge mit einbegriffen, sich ein paar mal an Musik und Handlung dieses Stückes erbaut haben. Liegt die Ursache dieses Bombenerfolges in den tatsächlich schönen Melodien, in der etwas schmalzten Handlung oder in dem Um stande, daß die Hauptperson dieser Operette ein — Chinese ist? Bei unserem zu einem erheblichen Teil abhanden gekomme nen Nationalgefühl könnte man das letztere annehmen. Recht erhebende Eindrücke empfing man von zwei Ad- ventsfeiern. Sie zeigten, daß echte deutsche Weihnachts poesie noch nicht erstorben ist. Die eine Feier war nichtöffentlich, sie spielte sich im Vortragssaale des Carolahauses ab.. Hier be gingen die Albertinerinnen, die nimmer müden Krankenschwestern der Anstalt, in stimmungsvoller Weise den Advent. Die elektrische Beleuchtung war ausgeschaltet, dafür erstrahlten auf dunklen, schleifengezierten Tannenkränzen das warme Licht der Advents kerzen. Unter dem Leitgedanken des Abends „Es ist ein Ros' ent sprungen" folgten, ganz auf das Weihnachtliche abgestimmt, prächtige Lieder aus alten Krippenspielen und gehaltvolle Dich tungen. In die Mitte aber war das Weihnachtsevangelium ge stellt. SusanneMichel, die in ganz Sachsen wohlbekannte Gesangskünstlerin, lieh allen Liedern ihre prachtvoll geschulte Stimme und ihren beseelten Vortrag und Helene Jeder mann, eine anerkannte Sprecherin, erschöpfte mit ihrer reichen Kunst restlos den tiefen Gehalt ausgewählter Dichtungen in Poe sie und Prosa. Es war eine ganz köstliche, liebevoll vorbereitete Abendstunde. Die andere nicht minder schöne Feier spielte sich- in Georg Bährs gewaltigem Kuppelbau der Frauenkirche ab. Hier feierte die Dresdner Evangelische Jugend (die gibts, Gott sei Dank, auch noch!) den Advent. Unter den herr lichen Klängen der Silbermann-Orgel und dem Gesang der Ge meinde nahten in feierlichem Zuge Knaben und Mädchen mit Adventskränzen, Kerzen wurden entzündet und traulicher Lichter glanz erfüllte das altehrwürdige Gotteshaus. Eine herzandrin gende Rede des Geistlichen war vom Vortrag alter Advents- und Weihnachtslieder umrahmt, wie sie in Kärnten, Oberöster reich und Mähren seit langen Zeiten schon gesungen werden. Den eindrucksreichen Abend beschlossen Gesänge auf dem wenig vom Verkehr berührten Neumarkt. Wenige Straßen weiter flu tete das Treiben der Großstadt, hier aber erlebte man ein Stück Poesie. Wenn die Tage am kürzesten sind, das Wetter am schlecht testen und wenn es daheim in der warmen Stube am gemütlich sten ist, beginnt bei Bielen schon das Pläneschmieden für die nächstjährigen Ferien. Da werben zunächst mal die Ansichtspost karten und eigenen Aufnahmen vom vergangenen Sommer her vorgeholt und da erlebt man noch einmal die im Gebirge oder an der See verbrachten Tage. Ja, die Erinnerung ist ein Para dies, aus dem man nicht vertrieben werden kann. So dachte auch eine Anzahl Dresdner und Dresdnerinnen, die sich in den gro ßen Ferien am Barmsee getroffen hatten. Wo der ist? Man fahre von München nach Garmisch und von hier nach Klais, der letzten Station vor Mittenwald. Von hier führt ein prachtvoller Weg angchchts zweier Gebirgsfronten nach dem nicht übermäßig bekannten Dorfe Krün. Dort ist der Barmsee und die sonst an den Hauptverkehrsstraßen seßhafte Fremdenkultur, die sich in hohen Preisen, betreßten Portiers und überflüssigen Tanzdielen mit Iazzlärm kundgibt, ist bis dahin noch nicht vorgedrungen. Al so dort hatte sich ein kleines fröhliches Dresdner Völkchen zu sammengefunden und nach der Rückkehr in die Heimat wurde daraus der „Barmsee-Klub". Aus den verschiedensten Ständen und Erwerbskreisen setzt sich die heitere Schar zusammen und monatlich einmal trifft man sich im Vereinszimmer eines kleinen Gasthauses der Innenstadt. Dabei ist dieser „Verein" -insofern ein Kuriosum, als er über keine Statuten verfügt, aber auch kei ne Steuern erhebt; jedoch besitzt er ein hübsches Tischbanner, das bereits mit mehreren goldgestickten Midmungsbändern geziert ist. Und eine Gemütlichkeit herrscht bei den Dresdner „Barmsee'rn", an der sich viele andere Geselligkeitsvcreine ein Beispiel nehmen könnten. Alle Mitglieder eint die Erinnerung an köstliche sorglose Tage inmitten der Hochgebirgsweft und als der „Verein" bei leckeren Schweinshaxen und schäumendem „Echten" sein erstes Stiftungsfest feierte, da wurde sogar ein „Barmsee-Cid" ge leistet, sich nicht wieder aus diesem lebensfrohen Kreise trennen Seines Herzens Königin Roman von Marie Blank-Eismann. 72. Fortsetzung Nachdruck verboten Sie hatten in Paris bereits Abnehmer, die sich für die neue Erfindung interessierten und die bereit waren, eine hohe Summe dafür zu bezahlen, daher kam es, daß alle ihre Gedanken nur damit beschäftigt waren, wie sie sich ihr neues Leben gestalten wollten. Reisen, die Welt sehen, überall gefeiert werden und eine tonangebende Rolle spielen. Das war der Traum ihrer Sehnsucht. Sie wollte bei den Bällen und Festlichkeiten in den großen internationalen Kurorten Ballkönigin sein, wollte von der Herrenwelt umschwärmt werden, beim Tanz aus einem Arm in den anderen fliegen, wollte wieder am Spieltisch sitzen und der rollenden Kugel nachschauen. — Bunte, lockende Bilder stiegen vor ihr aus. Das Leben war ja so schön und die Tage in Mayburg waren so ent setzlich langweilig gewesen. Sie kam aus der großen Welt, sie war eine Abenteuerin und gehörte in dieses Leben zu rück. Aber die Worte Saschas schreckten sie aus ihren Ge danken auf, so daß die lockenden Bilder wie ein Kartenhaus zusammenstllrzten. Erwachend blickte sie um sich und sah, daß wohl der Morgen heraufdämmerte, aber graue Wolken am Himmel hingen und ein Regen niederfiel, so daß die Straße kaum zu erkennen war. Und sie merkte in diesem Augenblick, daß der Wagen ins Schleudern geriet. Am Kilometerzähler aber sah sie, daß Sascha Lermontow die höchste Geschwindig keit eingeschaltet hatte. Wie ein Blitz jagte der Wagen da hin. Aber wieder kam er einer Kurve der Böschung so nahe, daß er fast hinunterstürzte. Angstvoll umklammerte Werra den Arm ihres Begleiters und rief mit zitternder Stimme: „Du mußt die Geschwindigkeit verringern, Sascha!" Er aber hatte die Lippen zusammengepreßt und schaute mit starren Blicken vor sich hin. Hastig und erregt stieß er hervor: „Wir müssen unser Ziel erreichen." „Aber merkst du denn nicht, wie der Wagen schleudert?" „Fürchtest du dich?" „Jede neue Kurve kann gefährlich werden, Sascha." Er lachte nur. „Ich halte das Steuer zu sicher in der Hand, Werra." Sie wagte nichts mehr zu entgegnen. Aber ihre Augen bohrten sich in die Ferne, suchten den Nebelschleier zu durch dringen. Dabei fühlte sie ihr Herz bis zum Hals hinaus klopfen. Eine neue Kurve kam. Sascha warf den Wagen herum, daß sie hoch in den Polstern emporgeworfen wurden und mit einem jähen Ruck zurückficlen. Angstvoll wandte sie sich abermals ihm zu. „Fordere das Schicksal nicht heraus, Sascha, diesmal könntest du eine Niederlage erleiden!" Da aber wurde Sascha Lermontow ärgerlich und zwischen den zusammengepreßten Lippen stieß er heftig hervor: „Schweig, wir müssen vorwärts, ich darf mich von deiner Angst nicht erschrecken lassen." Werra zuckte unwillkürlich zusammen und tastete mit den Händen nach einem Halt, denn sie wurde hin und her geworfen und fürchtete, bei einer Kurve aus dem Auto ge schleudert zu werden. Sie hielt ihre Augen geschlossen, aber sie vermochte auch dadurch die Schreckensbilder nicht zu ban nen, die sich mit einem Male vor ihrer Seele auftaten. Und plötzlich erinnerte sie sich jenes Traumes, der sie in der Sil vesternacht ängstigte. Angstvoll schrie sie bei diesem Gedanken auf und tastete nach Saschas Händen, die das Steuerrad umklammert hiel ten. Und wieder stammelte sie mit zuckenden Lippen: „Sascha, nimm doch Vernunft an, niemand fährt bei einem solchen Wetter ein solches Tempo!" „Wir dürfen keine Zeit verlieren, Werra, jeder Kilometer bedeutet für uns einen sicheren Gewinn." „Aber du setzt unser Leben auss Spiel." „Unsinn, ich habe meine Nerven in der Gewalt, ich bin ein sicherer Fahrer." „Aber du kennst die Straßen nicht." Sascha Lermontow preßte die Lippen zusammen und zischte: „Es wäre mir jetzt auch lieber, wir hätten doch den Weg nach der Stadt genommen, denn diese Kurven hier sind eine harte Prüfung für einen Automobilisten, aber wenn ich die Geschwindigkeit verringere, dann wird für uns der Zeitverlust zu groß und wir müssen die Grenze erreichen, ehe man uns verfolgen kann." Und weiter raste das Auto. Je mehr aber der Morgen heraufdämmerte, um so dich ter wurde der Nebel, so daß man kaum noch die Bäume der Landstraße erkennen konnte. Werra vermochte nichts mehr zu denken. Sie wagte auch kein Wort zu sprechen, denn ihre Kehle war wie zu geschnürt. Aber sie fühlte eine namenlose Angst in ihrem Herzen. Hatten sie zu früh über ihren Sieg triumphiert? Sollten sie jetzt, da sie der Entscheidung so nahe waren, doch noch eine Niederlage erleiden? Nur wenige Stunden noch, dann waren sie in Sicher heit, nur wenige Stunden noch, dann mußte die Sonne den Nebel verdrängen. Aber noch waren sie nicht am Ziel. Und sie hielt doch die Krondiamanten der Romanowskis in ihren Händen, wußte die Erfindung Konrad Mayburgs in ihrem Besitz, wußte, daß ihnen Millionen sicher waren. Ein scheuer Blick streifte ihren Begleiter. Und sie sah, wie Sascha Lermontow weit vorgebcugt dasaß. Seine Brust keuchte und seine Hände hielten mit eisernen Griffen das Steuerrad umspannt. Er blickte weder rechts noch links, er starrte immer durch die Scheibe nach der Wegrichtung. Wieder kam eine Kurve, wieder riß er den Wagen herum und lachte dann zufrieden auf, wenn das Auto die breite Straße dahinschoß. Aber Werra gellte dieses , Lachen in ihren Ohren. Ihr schien es, als lachte der Teufel zu diesem grausamen Spiel. Doch sie vermochte kein Wort zu sprechen. Nur ihre Ge danken quälten sich mit der bangen Frage: „Wie wird das alles noch enden?" (Fortsetzung folgt.)