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Wilsdruffer Tageblatt 4 Blatt—Nr 280 — Sonnabend, de» 13 Dez 1930 Tagesspruch. Dem Scheine traut der Tor, Stick' treuer und genauer: Der eine trägt den Nor, Der andre trägt die Trauer. Die schwarze Spur. Mit der Stafette der ländlichen Reiter durch Sachsen. Der große deutsche Staffettenritt der ländlichen Reiter hat seinen Abschluß gefunden. 5060 Kilometer sind in wenigen Tagen auf deutschen Pferden durcheilt worden. — 50 MO Reiter, länd liche und städtische, haben eine Leistung vollbracht die den Hun derttausenden von Zuschauern höchste'Achtung abringen mußte, die darüber hinaus auch der Öffentlichkeit zu verstehen gab, daß hinter ihr eine Bewegung steht, die große und wertvolle Teile des deutschen Volkes umfaßt, die bereit sind, sich mit aller Energie für die Interessen der deutschen Pferdezucht einzusetzen und sie zu verteidigen. Auf dem Marktplatz in Reichenbach (Lausitz) halten am Sonntag in der ersten Mittagstunde zwei Reiter: die erste säch sische Stafette vom Reitverein Berzdorf. Da werden in der Fer ne zwei sich rasch nähernde Reiter sichtbar . . . bald klappern die Hufe auf dem Pflaster. . . und pünktlich zur festgesetzten Minute überreichen die Reiter aus Schlesien ihren sächsischen Kameraden die Botschaft der oberschlesischen ländlichen Reiter an die Nordmark Schleswig-Holstein: ,,Bom Schicksal durch gleiches Leid getroffen Sind wir eins in Not, siüd wir eins im Hoffen, Wir Stämme der Grenze, durch Kampf gestählt. Hand her! Äp ewig ungedeckt!" Der Landeshauptmann von Schlesien und diele Städte, die die Stafette schon passiert hat, gesellten ihren besonderen Gruß zu. Der Vertreter der sächsischen ländlichen Reitervereine, Schiviz von Schivizhofen übernimmt schnell die Lei- tuW — und schon traben die Reiter ihrem Ziele an. Seite an Seite geht es hinein in den Hellen Tag. Auf lustigen Gäulen, die gern unter dem Sätet gehen, gut zugeritten sind. Aus dem Boden der Wiesen, aus der Stille, aus der Tiefe der Zeiten aber steigt, einen Augenblick greifbar, das versunkene Vordem. Denn das Land ringsum erzählt von vielhundertjähriger Ge schichte und Kultur dem, der sie zu hören versteht, von stu-rm- burchtosten Tagen, die über die Lausitz hinüdergewettert find. Hier begann vor nun mehr als hundert Jahren der gigantische Froiheitskampf gegen Napoleon. 22. Mai 1813. „Das Glück ist heute gegen uns!" sagte am Morgen dieses Ta ges Napoleon zu Marschall Duroc, einem der ältesten und er probtesten Gefährten des Welteroberers. Sie ritten eine kleine Anhöhe bei Markersdorf hinauf. Da traf die Kugel den Mar schall Duroc und riß gleichzeitig den General Kirchner nieder — nicht weit von dieser Stelle aber lag der französische General Comte Bruyeres von einer Kugel niedergestreckt. Wie schnell hatte sich doch die Ahnung Napoleons erfüllt! Weiter geht der Ritt, an den schwarz ausgebrochenen Ackerschollen vorüber, durch die der Pflug lange starre Furchen gezogen hat — eine unbeweg liche Reihe brauner Wellenkämme. Die Erde ruht nun aus nach dem Rausch des Sommerlebens und der Reife der fruchtbaren Ernte. Die Hände der Bauern wurden schwielig bei Aussaat und Pflege. Beide, der Boden der Heimat und die auf ihr lebenden Menschen, geben ihr bestes her an Kraft und an Willen. Das macht müde — daß es aber auch stolz und froh macht, beweisen die jungen Reiter. Gestern noch haben sie Feldarbeit verrichtet, da gingen sie neben dem ächzenden Fuhrwerk, die langen Zügel in der Hand — aber jetzt muß man sie sehen: sie sitzen schneidig auf ihren Pferden: braune Reithose, blanke Reitstiefel, Sport kappe. Und der Hals steckt in einer weißen Plastronkrawatte. Neben der Landstraße geht rechts und links ein schmaler Som merweg. Auf ihm zeichnet sich — soweit das Auge zurückblicken kann— die Hufspur der trabenden u. galoppierenden Pferde ab. Die schwarze Spur — sic durchläuft lückenlos in diesen Tagen die deutschen Lande, von Ost nach West, von Süd nach Nord! Der Weg führt durch Wald, über freie Höhen mit unendlichem Blick, durch stille win zige Dörfer. Verwundert schauen da die Bauern- und Bäusr- innengefichter — klare, gefaßte, runenhafte Gesichter den raschen Reitern nach. Die Augen der Jungen aber glänzen, und die Kleinen trippeln, solange es geht, neben den Pferden her. Stasetteuwechsel! Reitverein Ostritz wird vom Seitendorf abgelöst. Eine junge Reiterin nimmt hieOden Köcher in treue Obhut, auch sie gehört, wie so viele andere Amazonen, zu der großen Schar der länd lichen Reiter, auch sie sind stolz darauf, sich eingliedern zu kön nen in das große Werk des Reichsverbandes. — Die Röltver- eine von Weigsdorf und Reichenau bringen die Stafette nach Zittau. Hier Haden sich tausende von Zuschauern eingefunden, um die Ueberg-abe der Botschaft zu. sehen. Auch bei dem R'.tt durch die Stadt bleiben die Reiter überall Gegenstand des leb haftesten Interesses. Der Zittauer Verein bat eine ganz beträcht liche Strecke zu besetzen. Erst in -Oberschönau, wo der Reitver ein vollzählig Aufstellung genommen hat, wird er äbg-elöft. Un aufhaltsam geht der Ritt weiter. In der Ferne verschwimmt der mächtige Oybinfelsen mit den ihn krönenden Kloster- und Burg ruinen; die dunkelüberwalderen Höhen werden in ihren Linien unwirklich — Dunkelheit legt sich um ulke Dinge wie ein weicher warmer Mantel. Die Luft wird kylt, hart. Das stille freundliche Herrnhut bereitet den Stafettenreitern einen herzlichen Empfang. Hier schaltet sich Reitverein Oderwitz in die Strecke ein, die auf dem Marktplatz in Löbau endet. Die ganze Stadt hat sich auf dem Marktplatz versammelt, um Zeuge des denkwürdigen Augenblickes der Stafettenübergabe zu sein — so großes Inter esse hatte bei der Bevölkerung die Nachricht von der Durchque rung der Stadt durch die Reiter geweckt. Da heißt es vorsichtig reiten. Einsame Lichter blinken in der Weite des Landes. Jetzt kommt Hochkirch. Mit diesem Namen blättert wieder die Geschichte auf. In der Erinnerung steht der 14. Oktober 1758 — einer der schwärzesten Tage für Friedrich den Gr. Am Gasthaus „Zum alten Fritz" treten an die Stelle -der Ebersbacher nunmehr die Schönbacher. Trotz der vorgerückten Abendstunde ist -der Kornmarkt in Bautzen der Sammelpunkt einer großen sportfreudigen Menge, die sich das Schauspiel der Stafettenübergabe nicht entgehen lassen will. Der Löbauer Reitverein — man stelle sich einmal den großen Ausmarsch vor — dringt die Stafette nach Spitt witz, wo -die Bautzener Reiter zur Uebernahme bereitstehen. Im flotten Trabe geht es nach Bischofswerda, wo die Reitervereine der Amgegend inmitten einer zahlreichen Zuschauermenge Auf stellung genommen haben. In die Besetzung der Strecke nach Schloß Großhartau teilen sich die Reitvereine Bischosswerda und Neustadt, übergeben dann die Stafette dem Reitverein Ra deberg, der sie bis in sein Heimatstädtchen betreut Auch hier war noch alles auf den Beinen, um die Reiter zu begrüßen. Zum ersten Mal übernimmt dann die Stafette ein städtischer Reit verein. Der Dresdner Reitklub „St. Georg" wollte damit die enge Verbundenheit zwischen Stadt und Land zum Ausdruck bringen. Man muß, wenn die sportliche Leistung der vier Reiter in ihrem ganzen Ausmaße verstanden sein will, bedenken, daß ein Annmarsch von 50 Kilometern in der Nacht nötig war, um die paar Kilometer Stafette zu reiten — ein Beweis für den Die Übergabe des Slafeltenstabes nach dem Eiuiresfen der Stafettenreiter in Flensburg, die die 1600 Kilometer lange Strecke Lörrach (Baden)— Flensburg in zweieinhalb Tages- und zwei Nachtritten bewältigt hatten. Diese reitsportliche Leistung ist um so höher zu bewerten, als mehrere Gebirge zu überschreiten waren und Nebel, verschneite und vereiste Wege das Vor wärtskommen erschwert hatten. sportlichen Geist, den von jeher St. Georg ausgezeichnet hat. Von eigenartigem Rölz war der Ritt durch die dunkle Heide. In Lan-gebrück nahmen die Kaditzer Reiter den Stab ist Empfang, um ihn nach Reichenberg an den Reitverein von Oberwartha zu übergeben. Auch dieser letztgenannte Verein, ebenso wie der von Meißen-Stadt und Land verdienen besondere Anerkennung, wenn man die Entfernung mißt, die die Reiter vom Stall bis zur Stasettenstrecke und wieder zurück zum Stall bewältigt haben. In etwa der gleichen Lage befanden sich die später in Betracht kommenden Reiter von Großenhain, Riesa, Stauchitz, Oschatz und Wurzen, alle hatten beträchtlichen Anmarsch, -dazu eine Nacht ohne Schlaf. Der letzte Reitverein aus dem Freistaat Sachsen, der van Thallwitz, übernahm am Ostausgang von Lüptitz d-e Stafette, -um sie pünktlich zur festgesetzten Minute Montag früh 7 Uhr an die Vertreter des Reiterbundes der Provinz Sachsen wetterzugeben. Volle Anerkennung gebührt der Stafettenleitung sowie den Vorsitzenden der beteilig ten Vereine. Die ganze Organisation konnte einfach nicht besser sein, und alles ging wie am Schnürchen. Eine Neuerung, die sich außerordentlich gut bewährte, war von Vereinen, die ihre Reiter in die Nacht hinausschicken mutzten, -eingeführt worden: das Katzenauge, entweder an einem (praktischerweise -dem linken) oder an beiden Bügeln angebracht oder aber mit Riemen aus dem Rücken des Reiters befestigt. Man könnte sich -die obliga ¬ torische Einführung des Katzenauges -wohl vorstellen! Alles in allem: die sächsischen ländlichen Retter haben in geradezu vorbildlicher Weile ihre Aufgabe gelöst und damit das Bild gerundet, das man von ihnen bei anderen Gelegenheiten namentlich auf den Turnieren -gewann. Die Erinnerung an das wohlgelungenc Werk wird sicher bei -allen daran Beteiligten noch lange fortleben. Abschluß der Reichsreiterstafette. Ein Ritt über 6000 Kilometer. Die vom Reichsverbande für Zucht und Prüfung deutschen Warmbluts veranstaltete Reichsreiterstasette hat in der Nacht zum Freitag in Tilsit ihren Abschluß ge funden. Um 1.53 Uhr früh war Tilsit erreicht. Vor dem beleuchteten und mit Fahnen geschmückten Rathause fand ein feierlicher Empfang statt, die Botschaften aus dem Saargebiete und aus anderen Teilen des Reiches wurden übergeben. Die Reichsreiterstasette, die auf 5000 Kilometer fest gesetzt war, ist glänzend verlaufen. Da in Thüringen, Lippe, Westfalen und im Volksstaate Hessen Zubringer- stasetten eingesetzt wurden, beträgt die zurückgelegte Ent fernung in Wirklichkeit etwa 6000 Kilometer. Alles hat mustergültig geklappt. Die festgesetzten Zeiten sind durch weg unterboten worden: es wurde ein Durchschnitt von drei Minuten pro Kilometer erreicht. Auf der Strecke H a l l e—M a g d e b u r g brauchten die Stafetten sogar nur zwei Minuten für das Kilometer. Dresden vor Weihnachten. Es wird behauptet, Geschäftsleute klagten immer, und wenn sie noch so gut verdienten. Nun, dieses Jahr wird man ihnen Wohl glauben müssen. Wenn, wie in Dresden, etwa jeder sechste Erwerbstätige ohne Arbeit ist, dann ist ein erheblicher Teil der Kaufkraft geschwunden, und das merken nach den unmittelbar betroffenen Arbeitslosen selbst die Geschäftsleute am allermeisten. Sie geben sich zwar alle Mühe, Käufer heranzulocken, wer aber kaum noch das nötigste Geld zum täglichen Brote hat, dem kann nun einmal der Sinn nicht nach großen Weihnachtseinkäufen stehen. Manchen Geschäftsmann, dem es das ganze Jahr über nicht gut ging, haben sonst die weihnachtlichen Dezember-Wochen „gesund ge macht", — Heuer werden viele vergeblich darauf warten. Wie gesagt, an Reklame lassen sie es nicht fehlen. Die ganze innere Stadt, wo sich Schaufenster an Schaufenster drängt, steht unter dem Zeichen der Weihnacht, mit Christ baum und Knecht Rupprecht und Sternen und Christkind. Kinder erfreuen sich daran: ihnen und auch manchem Er wachsenen wird allerdings dadurch, daß Wochen hindurch in der Geschäftswelt Weihnachten „gespielt" wird, viel von dem Zauber genommen, der dem Heiligen Abend selbst Vorbe halten ist. Und man findet die Zeichen von Weihnachten auch dort, wo der Begriff des Erwerbs nicht damit verbunden ist. So steht man auch dieses Jahr wieder seit dem ersten Advents sonntag vor dem Bismarck-Denkmal an der Ringstraße den riesigen lichtergeschmückten Wethnachtsbaum, vor dem die Kästen stehen, in die die Vorübergehenden ihre milden Sven- Seines Herzens Königin Roman von Marie Blank-Eismann. 74. Fortsetzung Nachdruck verboten „Der Mercedeswagen hat ganz neue Autoreifen, die sich sicher deutlich in dem feuchten Erdboden abzeichnen werden, wir brauchen also nur die Spuren der Räder zu suchen, um zu wissen, welchen Weg die Flüchtlinge genommen ha ben." Uebereifrig eilten die Diener aus dem Hofe und gingen auf die Suche. Nach wenigen Minuten kehrten sie zurück und riesen: „Die Spur führt die Hochberger Landstraße entlang, die Abdrücke der Räder des neuen Mercedeswagens sind ganz deutlich zu erkennen, so daß ein Irrtum ausgeschlossen sein durfte." aber hatten die Diener diese Meldung überbracht, da schob Inspektor Karsten seine Mütze in den Nacken, fuhr sich mit den Fingern über sein dichtes, graues Haar und murmelte: »Die Lochberger Landstraße? Das ist allerdings ein ge wagtes Experiment, bei solchem Wetter diese Straße mit einem großen Wagen zu fahren. Sie können unmöglich ein rasches Tempo eingeschlagen haben, da die Kurven zu gefähr lich sind. Lieselotte wechselte mit Karsten einen raschen, verständ nisvollen Blick und flüsterte: „Und der Abhang am Ro- landsfelsen, er ist die gefährlichste Stelle auf dieser Straße." Friedrich Karsten wehrte hastig ab. „Fahren wir zu und versuchen wir, die Flüchtigen ein zuholen. Sie kennen ja diese Straße, Fräulein Lieselotte, und wenn Sie am Steuer sitzen, droht uns keine Gefahr." Der Motor begann zu rattern und gleich darauf verließ der Wagen den Gutshof. Die Dienerschaft drängte sich unter den, Tor zusammen und starrte dem Auto nach, bis es ihren Blicken entschwunden war. Niemand aber dachte daran, an seine Arbeit zu gehen, sondern man blieb in Gruppen zusammen stehen und erörterte eifrig die seltsamen Vor gänge. Auch Konrad Mayburg vermochte seine Gedanken von der furchtbaren Entdeckung, die er machen mußte, nicht loszu reißen, Er beantwortete nur einsilbig die Fragen des In spektors, so daß dieser schließlich schwieg, sich in die Polster zurücklehnte und aufmerksam die Fahrtrichtung verfolgte. Konrad Mayburg aber achtete nicht auf die vorüberfliegeude Landschaft. Seine Augenbrauen hatten sich finster zusammen geschoben, seine Hände lagen im Schoß ineinander ver krampft. Dabei klopfte sein Herz in rasendem Takt, so daß er den Schlag bis zum Hals hinauf spürte. Werra hatte ihn betrogen, jedes ihrer Worte war Lüge gewesen. Und er hatte ihr wie sich selbst vertraut. Er hatte sie in alle Einzelheiten seiner Erfindung ein geweiht, hatte ihr voller Stolz alle Geheimnisse anvertraut. Nun sollte er mit einem Schlag alles verloren haben? Die Frau, der er sein Herz schenkte, und seine Erfindung, auf die er so stolz war. Konrad Mayburg vermochte das alles noch nicht zu erfassen Er glaubte zu träumen, einen jener bangen, quälenden Angstträume, aus denen man schweißgebadet erwacht. Aber wenn er um sich blickte, dann mußte er erkennen, daß alle jene schrecklichen Ereignisse Wirklichkeit waren. Doch würde es einen Zweck haben, diese Verfolgung zu Ende zu führen? Vielleicht waren die beiden längst in Sicherheit. Doch plötzlich wurde Konrad Mayburg aus seinen Grübeleien herausgerissen, denn Lieselotte ließ mit einem jähen Ruck den Wagen stoppen. Sie deutete mit der ausgestreckten Rech ten in die Ferne und rief: „Dort, jenes Bauernfuhrwerk, das uns entgegenkommt, scheint einen Kranken zu transportieren. Wir müssen war ten, bis es an uns vorüber ist, da die Kurve zu schmal ist, um ein Ausweichen zu gestatten." Man blickte dem näherkommeuden Fuhrwerk ungeduldig entgegen, denn dieser Aufenthalt bedeutete einen Zeitver lust, der schwer wieder einzuholen war, da die Straße durch den vorangegangenen Regen schlüpfrig wurde und der Wa gen trotz aller Vorsicht manchmal ins Schleudern geriet. Ms aber der schwere Leiterwagen näher kam, rief der Führer, ein großer, kräftiger Bauernbursche, den Insassen des Autos warnend zu: „Heute ist größte Vorsicht geboten und ich rate Ihnen, so langsam als möglich zu fahren, damit es Ihnen nicht geht wie jenen beiden, die ich hier auf meinem Wagen habe. Sie sind in den Abgrund des Rolandfelsens gestürzt und wur den schwer verletzt aufgefunden." Hastig sprang Konrad aus und starrte nach dem Wagen, von wo sich ein leises Wimmern hören ließ. Und mit erregter Stimme fragte er: „Sie haben Verunglückte gefunden?" Der Bursche nickte. „Ja. Sie müssen ein rasendes Tempo gefahren sein, denn der Absturz ist mit einer solchen Ge walt erfolgt, daß der Wagen vollständig zertrümmert wor den ist. Dabei war es ein großer, fast neuer Mercedes wagen." Kaum aber hatte der Bursche diese Auskunft gegeben, da schrie Lieselotte leise aus. Konrad Mayburg aber verließ hastig den Wagen und wandte sich dem Transport zu. Mit einem Saß war er neben dem Bauernburschen und riß die wollene Decke zur Seite, die mau über die Verunglückten gedeckt hatte. Erschüttert wandte er sich gleich darauf wieder ab und stöhnte: „Sie sind es.— Werra — und Sascha —!" Erstaunt horchte der Bauernbuxsche auf und starrte Kon rad Mayburg an. „Sie kennen diese beiden?" Ehe Konrad Mayburg aber noch eine Antwort geben konnte, hatte auch Inspektor Karsten das Auto verlassen und schaute auf die beiden Verunglückten, die auf ein hohes Strohlager gebettet waren, damit das Rütteln der Räder ihnen nicht wehe tun sollte. Und hastig entgegnete er an Konrad Mayburgs Stelle: „Es sind die Gäste vom Gut Mayburg, die heute Nacht uns verlassen haben." (Fortsetzung folgt.)