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ie „Akademie bei Dieses Zahr gibt es nichts! Wer hat nicht schon einmal diesen Satz ausgesprochen, sei es als Drohung gegen ein ungezogenes Kind oder im plötzlichen Schreck vor einer leeren Geldbörse oder nur, um die Hoffnungen möglichst weit herunterzuschrauben, damit eine kleine Gabe am Weihnachtsabend um so größere Freude macht? Man sollte Kinderherzen nicht unnötig schwer machen. Man soll die wirtschaftliche Sorgenlast, die fast jeder mit sich herumschleppt, nicht in die Weihnachtswelt der Kleinen tragen. Man soll auch die Kinder nicht unnötig begehrlich machen; und das geschieht in dieser Ankündigung, daß keine Geschenke kommen, weil die ganze Adventszeil zu einer erwartungsvollen Spannung wird, ob am Heilig abend nicht doch . . . Weihnachten ist zu einem Fest der Gaben geworden. Aber leider wird darüber oft vergessen, daß der Gedanke des Schenkenwollens dem Christfest entsprungen ist und es auf die Liebe ankommt,' mit der gegeben wird, und nicht auf die Größe des Pakets. Nicht mit Unrecht sagt man, daß ein großes-Portemonnaie oft Feind des Schenkens ist, da der Begüterte wenig nachdenken muß, wie er mit kleinen Mitteln große Freude bereiten kann. Die Kunst des Schenkens hat mit Geld nur beschränkt zu tun. Kein Saal voller Gaben trägt einen so innigen dankbaren Blick ein wie die Überraschung, mit der ein Gatte dem andern etwas Unerwartetes, nur heimlich Erwünschtes schenkt. Und ein einziges kleines Spielzeug gewinnt ein Kind lieber als ein Zimmer voller Dinge, die es immer wieder aufpacken muß. Wer schenken will, muß im Augen blick des Einkaufs das Paar Augen vor sich sehen, das er aufleuchten lassen möchte. Es gibt kein Geschenk für den Gatten, für die Frau und für das Kind schlechthin. Eben sowenig kann es einen Streit geben, ob man „praktisch" schenken soll oder nicht. Es kommt immer und allein aus die Wünsche an. Oft ist es richtig, das auf den Weihnachts tisch zu legen, was der andere zwar braucht, aber stets als ärgerliche Ausgabe empfindet. Und ein klein wenig darf jeder nachhelfen, was man so Wünsche nennt. Der Ehe mann mutz wissen, ob seine Gattin beim Anblick einer Besuchstasche an den angestotzenen Kaffeetopf denkt oder an ein Fach Gardinen oder ob umgekehrt die Hausfrau auch einmal ganz persönlich bedacht sein möchte und nicht nur Anschaffungen sparen will. Denn beides geht leider heute nicht immer. Nicht richtig ist es, wenn die Hausfrau dem Ehemann das schenkt, was sie sich selbst wünscht. Also Dinge des gemeinsamen Gebrauchs oder Einrichtungs gegenstände. Nein, man soll keine Normen aufstellen, „was, wer, wem" man schenken soll. Nachdenken, um so liebevoller nachdenken, je schmäler der Etat ist, und nie sagen: „Dieses Jahr wird nichts geschenkt", wenn man es doch tut. H. T. G. P Ler allere hieß Edmond — bis zu dem 1870 erfolgten L.ode des jüngeren veröffentlichten, hatten sie gemeinsam geschrieben, und cs war nie festzustcllen, was man dem einen und was man dem andern zu verdanken hatte, geschätzt ihre Romane -1?" Sucher über die Kunst- und Sittengeschichte des 18. Jahrhunderts. Edmund de Goncouri gründete als „Kon- aeaen die Acadömie Franyaisc die „Akademie de, 8-ncourt , di« jedes Jahr das Prosawcrk eines Schriftstellers iirit einem h-hen Geldpreise krönt. Kein fremder Soldat mehr an der Saar! Der Abmarsch des Saarbahnschutzes — einer Truppe von 250 Franzosen und einigen Belgiern, die entsprechend dem Beschluß des Völkerbundes Saarbrücken letzi verlassen bat — zum Bahnhof, wo die Regierungskommtssion des Saargebietes irechtsh mit Ausnahme des deutschen Mit gliedes, den letzten Vorbeimarsch abnahm. Damit hat — zwölf Jahre nach Friedensschlutz — der letzte fremde Soldat den deutschen Boden verlassen. Aus Sachsens Gerichtssälen. Erpressung auf Bestellung? Die Erprcsserbriefe an die Reichsbahn vor Gericht. Bautzen. Wegen einer gegenüber der Reichsbahn direktion Dresden versuchten Erpressung — es handelte sich um den Betrag von 22 000 Mark, der gezahlt werden sollte, andernfalls eine Bahnlinie in die Luft gesprengt und ein Schnellzug zur Entgleisung gebracht werden würde — stand der 20jährige Handlungsgehilfe Erich Kurt Aye vor Gericht. Da er in der Verhandlung angab, datz er auf Weisung und nach Diktat seines Arbeitgebers des Kaufmanns Walter Sachse in Bautzen, die Erpresser briefe geschrieben habe, mußte der Prozeß zwecks Vor nahme weiterer Erörterungen vertagt werden. „Aberglaube und Gesundheit/' Wieder ein Urteil gegen die Dresdner Hygiene-Ausstellung, In den Prozeß-Sachen der Firma Säure-Therapie Prof. Dr. von Kapfs G. m. b. H., München, gegen den Verein zur Veranstaltung der Internationalen Hygiene-Ausstellung Dres den 1930 e. V. und Dr. med. Neustätter, Berlin-Zehlendorf, sind in der letzten Zeit wiederum zwei Urteile ergangen, und zwar zunächst ein Urteil in einer einstweiligen Versügungs- sachc, in der es sich nur noch um die Kosten handelte, und weiterhin ein Urteil im Hauptprozeß durch das Landgericht 1. Kammer für Handelssachen Dresden, in der es heißt: „Den Beklagten wird verboten, die Bezeichnung Säure- Therapie, Säure-Pathle und Säure-Kur in irgendeinem Zu sammenhang mit Aberglaube, Kurpfuscherei oder ähnlichen herabsetzenden Äußerungen zu bringen. Ferner wird der Klag anspruch, datz die Beklagten der Klägerin den Schaden zu er setzen haben, welcher ihr durch die Anbringung der obenge nannten Bezeichnungen auf dem Bilde Methoden und System Aberglauben in der Halle für Aberglaube und Gesundheit der Internationalen Hygiene-Ausstellung entstanden ist, dem Grunde nach für gerechtfertigt erklärt." Bücherschau. Otto Eduard Schmidt, Kursächsische Streifzüge, 7. (Schluß-) Band. Ergänzende Aufsätze und Gesamtregister zu Bnd 1 bis 7.- Umfang 260 Seiten in Oktavsormat mit 10 Abbildungen nach Originalausnahmen in gelbem Ganzleinenband 6 RM. (Verlag Buchdvuckerei der Wilhelm und Bertha v. Baensch-Stiftung, Dresden-A. 1). — Mit diesem 7. Bande wird ein Werk abge schlossen, das mit jedem neu erschienenen oder neu aufgelegten Bande den Kreis seiner Leser und Verehrer erweitert hat und noch erweitert. Der Schlutzband enthält in vornehmer Ausstat tung wie die früheren Bände das Gesamtregister, das den rei chen Inhalt der Kursächsischen Streifzüge erst erschließt. In die sem Register findet man jeden Ort und jede Person, die irgend wo in den Streifzügen erwähnt ist, mit allen Belegstellen, aber auch zus-ammenfassende Uebersichten über die Geschichte der ein zelnen Landesteile, der Städte, politischer und künstlerischer Strömungen, sind eingeschoben. Hier ist ein treffliches Hilfsmit tel zur Vorbereitung von Wanderungen, aber auch zur richtigen Benutzung der Streiszüge als Nachschlagewerk gegeben. Außer dem bietet der neue Band fünf neue Streifzüge, die den Inhalt der früheren Wände trefflich ergänzen. Zehn wohlgelungene Autotypien nach Originalaufnahmen erhöhen den Wert des Textes. So empfehlen wir Ech den Schlußband, ohne den das Werk nicht vollständig wäre, allen, die die Landschaft und die Geschichte unseres Sachsenlandes genauer kennenlernen wollen. Das siebenbändige Gesamtwerk dürfte eine Zierde für jeden Weihnachtstisch werden. „Der Türmer — Deutsche Monatshefte". Monatlich ein Heft im Umfange von über 100 Seilen mit zirka 60 prächtigen zum Teil farbigen Bildern. Preis nur 1.50 Mark. Verlag Hein rich Beenken in Berlin SW. 19. Das Weihnachtshest der Zeit schrift „Der Türmer — Deutsche Monatshefte" ist eine köstliche und reiche Festgabe zu den Tagen und Abenden der Freude und Besinnung, die der letzte Monat des Jahres der Menschheit be schert. Und all dieser Haus- und Familienfeste gedenkt der Tür mer in Wort und Bild: von Nikolaus, den der flämische Dich ter und Maler Felix Timmermans in einer Federzeichnung zeigt, über die Adventsstimmungen, versinnlicht in einer mit Zeichnun gen geschmückten Plauderei aus alter Zeit „Frühroate", bis zum Weihnachissest selbst, bas natürlich im Mittelpunkt steht. Dürers unendich schönes Gemälde „Maria mit dem Kinde" eröffnet in prächtiger farbiger Wiedergabe das Heft und stimmt zu dem Aufsatz „Deutsche Weihnacht" von D. Klingemann vortrefflich ein. Zeichnungen von Gurt Jäckel begleiten Liesen und den fol genden Aufsatz „Weihnachtsland — du Kinderland" von Paul Bülow. Dem Kinderspielzeug sind gleich zwei Aufsätze mit vielen Bildern gewidmet. Bedeutsam und ausgezeichnet durch viele un bekannte Tatsachen ist ein Aufsatz von Professor Dr. Alfred Overmann über Luther und Erfurt, auch ihn machen bisher zum Teil unveröffentlichte Bilder lebendig. Anter den zahlreichen Einschaltbildern fällt ein unbekanntes Bildnis von Johann Se bastian Dach auf, eine Neuerwerbung des Städtischen Museums in Erfurt. Das Bild wird im Türmer zum ersten Mal veröffent licht. Im übrigen bringt das Heft eine Fülle Erzählungen und Beiträge, in denen der alte Türmer-Geist in seiner ganzen Frische, Vielseitigkeit und Lleberzeugungstreue waltet und seine kulturelle Bedeutung für unsere Zeit und ihr Verlangen nach in nerer Sammlung, Erhebung und Erneuerung sich lebendig offenbart. » Fördert die Ortspresse » hohes dammähnliches Gerüst gebaut, so daß das Umladen in die Schiffe schnell vor sich gehen kann. Dann durchquerten wir die schönen Straßen der Stadt. Hier herrschte ein reges Großstadtleben; in den Schaufenstern sieht man noch die feinsten Leckerbissen und die besten Bekleidungsstücke, als ob nie Krieg gewesen wäre. Alles wird noch frei verhandelt, aber nach den Preisen darf man nicht fragen, wenn man nicht jedesmal von neuem über die Höhe enttäuscht sein will. Bald mutzten wir unser Schiff wieder aufsuchen. Am anderen Morgen früh 4 Uhr fuhren wir mit dem „General" weiter. Die Regimentsmusik spielte wieder, und alle Kameraden befanden sich auf Deck, um das Ausfahren zu beobachten, welches heute besonders schön war, da wir klaren Himmel hatten und die Sonne gerade aufging. Dieses Bild, wie sich der glühende Sonnenball auf der langen Wasserfläche spiegelte, wird nie aus meinem Gedächtnis verschwinden. Ich war als Beobachter auf die Kommandobrücke befohlen. Meine Aufgabe war, mit einem scharfen Fernglas die Fahrtrinne nach Minen, feindlichen'Schiffen oder Bojen abzusuchen und wenn sich etwas zeigt, sofort an den wacht habenden Seeoffizier zu melden. Auf unserer Fahrt wurden wir von zwei Torpedobooten begleitet, die oftmals vorauseilten und spionierten. Zur Verständigung mit ihnen befand sich auf der Kommandobrücke ein Signal gast, der die Befehle am Tage mittels Flaggen und nachts mittels Blinklicht durch Morsezeichen weitergab. Die Torpedos antworteten in gleicher Weise. Sechs schußbereite Maschinengewehre waren zur evtl. Verteidigung an Bord aufgestellt. Durch Funkentelegraphie erhielten wir auch mitten auf See täglich den deutschen und feindlichen Heeresbericht und die neuesten Zeitungsmeldungcn. Gegen 6 Uhr abends landeten wir in Nicolajew, einer kleineren Hafen stadt. Wir wurden ausgeschifft und in einer ehemaligen Kaserne einquar tiert. Hier machte ich wieder die erste Bekanntschaft mit den kleinen russi schen Sechsbeinern. Am andern Tage wurde schon wieder, zunächst die Bagage, verladen und zwar die des 1. Ball, in ein erbeutetes russisches Kanonenboot, die des 2. Batl. in einen Schleppkahn. Letzterer wurde vom Kanonenboot gezogen. Ich hatte mit meiner Gruppe Hafenwache bis zur Abfahrt, so daß ich mir die Stadt leider nicht ansehen konnte. Am 27. April früh beim Morgengrauen verließen wir den Hafen von Nicolajew. Es ging an der Küste entlang bis an die Dnjepr-Mündung, und dann den Dnjepr aufwärts über Charson bis Kachowka, wo wir am 28. April 6 Uhr morgens landeten. Kachowka (Gouvernement Taurien) ist ein großes echt russisches Dorf. Die breiten Sandstraßen und die kleinen einstöckigen Häuser kennzeichnen es auf den ersten Anblick. Nach einer zweitägigen Ruhepause ging's zu Fuß weiter, landeinwärts gen Osten. Wir marschierten täglich 25, 30 auch 35 Kilometer; aber auf den sandigen Wegen und bei der schon ziemlich hochstehenden Sonne waren die Märsche weniger angenehm. Es ging über Djmitriewka, Agheiman (Ruhetag), Jwauowka, Anowka (Ruhetag), Kaisertal, und am 7. Mai erreichten wir Melitopol, die Hauptstadt der Provinz Ost-Taurien. Auf dem Marsche spielten die Regimentsmusik und der Spielmannszug abwech selnd, um uns das Marschieren zu erleichtern. Bei unserem Einzug in Melitopol hatte auf dem Boulevard unser Hauptmann und Bataillonskom mandeur Prinz Friedrich Christian von Sachsen Aufstellung genommen, und das Bataillon marschierte in Parademarsch an ihm vorüber, während die Regimentsmusik den Regimentsmarsch spieüe. Eine große Menschen menge hatte sich angesammelt und staunte uns an: alte ehemalige West- frontkämpser mit von der rumänischen Sonnenglut braun gebrannten Ge sichtern, noch verfinstert durch den Stahlhelm und bestaubt von dem Marsch. Anschließend ruckten wir in unser Quartier, eine leerstehende Fabrik. W. Rehme. In Kaisertal. W. Rehme. Melitopol, 8. Mai 1918. Ihr werdet mit Schmerzen auf Post von mir gewartet haben. Von Kachowka am Dnjepr schrieb ich zuletzt (30. 4.), seitdem sind wir immer marschiert, gegen Osten, so 20 bis 30, auch mal 35 Kilometer am Tag, nur zwei Ruhetage haben wir gehabt. Gestern nachm. sind wir nun hier in Melitopol angekommen; das ist eine mittlere Stadt, die Ihr vielleicht auf der Karte finden werdet. Sie liegt an der Bahnlinie, die von Sewastopol (Halbinsel Krim) nach Norden geht, nicht weit vom Asowschen Meer. Ueberall ist man froh, daß wir Deutschen kommen, denn die Leute waren hier nicht mehr sicher vor den Bolschewisten, die überall gehaust haben; gesehen haben wir noch keine. Sie haben überall Kontributionen erhoben, in Kachowka eine halbe Million, hier in Melitopol 3 Millionen usw., auch Pferde, Vieh und Lebensmittel haben sie mitgenommen, einzelne Güter oder Gehöfte ausgeraubt, sogar Kinder mit fortgeschleppt. Weigerte sich je mand, so haben sie diese erschossen. Daher ist es klar, daß man uns freund lich aufnahm und bewirtete. Wir erhielten Eier, Butter, Speck, Milch und Weißbrot geschenkt von den russischen Bauern. Am schönsten war's in Kaisertal, das ist eine deutsche Kolonie, es sind deren sieben beisammen (Alexanderfeld, Eichfeld, Johannesruhe, Darmstadt usw.). Diese Leute sind vor 100 und mehr Jahren von Deutschland ausgewandert und sprechen noch rein deutsch, haben ihre deutschen evangelischen Schulen und evangelischen Kirchen und auch ihre alten deutschen Sitten noch: Tischgebet, Gebet beim Abendläuten, Vorm Schlafengehen liest die Hausfrau noch ein Gebet vor aus dem Gesangbuch. Ihr werdet Euch das gar nicht vorstellen können, daß so in Rußland noch so echte Deutsche wohnen; ich sende Euch eine Postkarte mit, als Beweis dafür. (Russische Adresse und Marke und deutsche Schrift und Sprache.) Hier sind wir freundlicher und willkommener ausgenommen wor den, als es vielleicht in Deutschland jetzt der Fall sein würde. Mit Blumen hat man uns empfangen, und als wir abmarschierten, waren wir auch über und über mit Blumen geschmückt. Weiter nach Osten zu sollen noch mehr solche Kolonien liegen, auch katholische. Hier in M. wohnen nur gegen hun dert deutsche Familien, sonst meist Russen und Ukrainer, auch viel Juden. In Kaisertal habe ich auch wieder mal guten, echten Streußelkuchen gegessen, Bohnenkaffee mit Sahne, zu Mittag Schweinebraten und Kartoffeln. Abends Eier, Rauchfleisch, Schinken, kaltes Fleisch, Klöße und Milch dazu. Die Leute fühlen sich aber nicht mehr wohl. Vorm Kriege haben sie recht ruhig gelebt und find wenig belästigt worden. Aber seit dem Kriege hat man ihnen arg mitgespielt. Der Religionsunterricht wurde verboten. Fortbil- 26