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^)as Ende -es Noung-Plans. Dr. Schachl über Wirtschafts- und Finanzfragen. Auf einer Festvcrsammlung des Wirtschaftsbeirates der Bayrischen Volkspartei sprach Dr. Schacht. Er wies darauf hin, daß wir vor dem Kriege 18,5 Prozent unseres Volkseinkommens an Steuern und sozialen Lasten ab führten, während wir heute mindestens 45 Prozent da für hergeben müßten. Es genüge nicht, die Nichterhöhung des Gesamthaushaltes festzulegen, sondern eine Mil liarde Abstrich sei notwendig, wenn unsere Wirtschaft wieder hochkommen solle. Zur Frage der Gehaltskürzung meinte Schacht, man hätte zuerst einmal die Sachaus gaben kürzen sollen. Die Arbeitslosenfrage könne über haupt nicht auf dem Wege der Versicherung gelöst werden. Bei allen Finanz- und Wirtschaftsfragen stehe oben au als einzige klare Forderung: Gebt dem deutschen Volke wieder Lcbcnsraum in der Welt. Wer behauptet, daß wir jährlich fünf Milliarden an das Ausland zahlen könnten, sei wirtschaftlich nicht auf der Höhe. Der Außenhandelsüberschuß werde dadurch erzielt, daß die Wirtschaft ihre Rohstofflager aufbrauche und keine Eindeckungen vornehme. Sr.Singeldey zn denGeaenwarWagen. Die Volkspartei stützt die Neichsregierung. Auf dem Wahlkreisparteitag der Deutschen Volks partei Magdeburg-Anhalt sprach Parteiführer Dr. Din- geldey. Ans der Erkenntnis der Unfähigkeit des Parla mentarismus erwachse für die Volkspartei die Forderung nach Stärkung der Reichspräsidiumsgewalt. Entgegen der von der Wirtschaftspartei vollzogenen Flucht aus der Verantwortung werde die Volkspartei die Verantwor tung solange tragen, wie sie ihr durch sachliche Arbeit der Reichsregierung ermöglicht werde. Mit aller Klarheit forderte Dingeldeh die Einspan nung auch der nationalsozialistischen Kräfte in den posi tiven Aufbauprozeß. Zum Schlüsse forderte Dingeldey baldige Revision der bestehenden Friedens- und Tribut- Verträge. RcichMbeiiMnister StMMd Mr die Wirtschaftskrise Md die Möglich keiten siir ihre BehekNy. Düsseldorf,?. Dezember. In einer Massenkundgebung der christlichen Gewerkschaften in Düsseldorf sprach am Sonntag Reichsarbeitsminister Dr. Stegerwald über d> gegenwärtige Wirtschaftskrise und die Möglichkeiten zu ihrer Behebung. Er erklärte, zur Behebung der Wirtschaftskrisis müsse erstrebt und erreicht werden: Finanzgesundung in Reich, Ländern und Ge meinden. eine vernunftgemäße Regelung der Tributfragen, Ver einfachung der Staatsorganisation, ferner in wirtschaftlicher Hin sicht die Hebung der Landwirtschaft, eine gesunde Preispolitik von Industrie und Handel, produktive Arbeitsbeschaffung seitens der össentl. Hand sowie eine volkswirtschaftlich erträgliche Arbeits- streäung. Auf allen diesen Wegen habe das Regierungsprogramm neue Bahnen eröffnet. Die Stabilisierung von Löhnen, die in Zeiten besserer Konjunktur festgesetzt seien, würde praktisch nur zu neuer Arbeitslosigkeit führen. Man könne aber auch nicht bei drei bis vier Millionen Arbeitslosen die Lohnpolitik dem freien Spiel der Kräfte überlassen. Daher bleibe nur eine regulie rende Beeinflussung des Lohnwesens durch die Staatsmacht übrig. Zum Schluß erklärte der Minister, sein Programm bestehe in der Erhaltung der Sozialversicherung, des Schlichtung!-- und Ta rifwesens. Zu hundert Prozent könne er nicht alles über die größte Wirtschastskrisis, die Deutschland je erlebt habe, hinüberretten. Er glaube aber, daß das große Sanierungswerk der Reichsregie rung im wesentlichen gelingen werde. Die Reichsregierung könne aber nicht alles allein tun. Das übrige müssen der Reichsverband der Deutschen Industrie, die Vereinigung der Arbeitgeberverbände und die Spitzenverbände der großen Gewerschasten tun. Gegen polnischen llebermut. Tie sächsischen Vaterländischen Verbände fordern Vergeltungsmaßregeln. Die vereinigten Vaterländischen Verbände Sachsei m innen eine Entschließung an, in der es u. a. heißt: Mit Entrüstung und tiefster Sorge sehen wir die Entwicklung der politischen Verhältnisse in den Grenzge bieten des abgetretenen Ostens. Richt nur, daß deutsche Volksgenossen durch polnische Greueltaten an Leib, Gui und Leben geschädigt werden, sondern es werden auch die letzten Reste einer friedlichen deutschen Kultur vernich tet. Lange genug haben die maßgebenden deutschen Re gierungsstellen diesem Treiben in Untätigkeit zugesehen Die Verbände sehen in dieser Rot deutscher Volksgenossen keinen anderen Ausweg als den der Selbsthilfe und fordern von der Reichsregierung für jedem Deutschen jenseits der Grenze an Gut und Blut zugefügtcn Schaden diesseits gegenüber unserer polnischen Minderheit Ve* geltungsmaßregeln, die sofortige Aufstellung eines Gren, fchutzes an den Ostgrenzen, Abwendung von der Ver ständigungspolitik mit Polen und eine auf Revision des Versailler Vertrages gerichtete deutsche Gesamtpolitik. Fünf To-esurieile im Ramsin-Prozeß. Das Oberste Gericht der Sowjetunion hat nach 36- stündigcr Beratung die Angeklagten Ramsin, Larischew, Kalinikow, Tscharnowski und Fedotow zum Tode durch Erschießen verurteilt. Die übrigen Angeklagten, Otschkin, Sitnin und Kupijanow, wurden zu zehn Jahren Ge fängnis verurteilt. Das Urteil ist rechtskräftig. Die Be gründung des Urteils wird später übermittelt werden. Kabinett Barthou in Frankreich. Mitarbeit Tardieus und Briands. Nachdem Poiucarö den Auftrag des Staatspräsidenten, die Bildung des neuen Kabinetts zu übernehmen, infolge seines Gesundheitszustandes abgelehnt hatte, beauftragte Staatspräsident Doumergue den Senator der demokrati schen und radikalen Vereiniguna. Barthou, mit der Bildung Frankreichs neuer Ministerpräsident Bartyon. der Regierung. Barthou, der bereits einmal Minister präsident und mchreremal Minister war, hat den Auftrag angenommen. Barthou hat dann nacheinander die Präsidenten von Kammer und Senat, Poincara, Tardieu und Briand besucht. Einige behaupten, Poincaro hätte Barthou zu verstehen gegeben, daß er unter Umständen bereit wäre, ein Ministeramt zu übernehmen, da die Lasten eines Ministers leichter seien als die eines Ministerpräsidenten. Tardieu erklärte der Presse, er sei bereit, Barthou zu unterstützen und auch ein Ministerium zu übernehmen. Briand hat seine unumschränkte Mitarbeit zuaesaat. Deutscher Generalvorbehalt in Genf. Der Abrüstungsausschuß berichtet dem Völkerbund. Der Abrüstungsausschuß des Völkerbundes trat in die Schlußberatungen des Generalberichtes an den Völker bund ein, in dem die fünfjährigen Verhandlungen des Ausschusses sowie die Vorbehalte der einzelnen Abord nungen zusammenfassend dargelegt werden. Der General bericht beginnt mit der Feststellung, der Abkommens entwurf sei auf den Vorschlägen der englischen und der französischen Regierung aufgebaut. Der Artikel 1 des Entwurfes, nach dem sich die vertragschließenden Staaten verpflichten, ihre Rüstungen zu begrenzen und, „falls möglich", herabzusetzen, wird als die entscheidende Hauptbestimmung bezeichnet. Bezeichnenderweise sieht der Bericht bereits die Möglichkeit des Aufrüstens vor. Einige Regierungen seien nicht in der Lage, an eine Herabsetzung ihrer Rüstungen zu schreiten, da ihre gegen wärtigen Rüstungen bereits weit davon entfernt seien, die nationale Sicherheit zu gewährleisten. Graf Bernstorff verlangte die Feststellung in dem Bericht, daß das Abkommen nur von der Mehrheit an genommen worden sei und forderte Aufnahme eines- deutschen Generalvorbchalts, wonach die deutsche Abordnung sich das Recht Vorbehalte, auf der Ab rüstungskonfcrcnz den grundsätzlichen deutschen Stand punkt darzulcgcn. Der endgültige Abschluß der gegenwärtigen letzten Tagung des Abrüstungsausschusses ist für Dienstag abend voraesehen. j Aus unlrrer fieimat Wilsdruff, am 8. Dezember 1930. Merkblatt für den 9. Dezember. Sonnenaufgang 7^ I Mondausgang 19- Sonnenuntergang 15^ I Mondmuergang ' 1608: Der englische Dichter John Milton geb. Was wünschen Sie? Das soll keine barsche Frage sein und auch keine bloß förmliche, und richtig müßte es auch hettzen: „Was wünschen Sie sich?" Worauf man sofort erkennt, daß es sich um Weih nachten handelt. „Was wünschen Sie sich zu Weihnachten?" kann man jetzt überall fragen hören oder noch besser: „Was wünschst du dir zu Weihnachten?", denn wenn man sich von jemand etwas wünschen darf, steht man mit diesem jemand schon aus du und du — nicht immer, aber doch meist. Ja, und was soll man nun auf eine solche Frage, die vielleicht ganz plötzlich auf einen abgeschossen wird, antworten? Noch präziser: Gibt es überhaupt etwas, das man sich nicht wünschte? Ach, es wird diesmal leider wohl vielfach bei dem bloßen Wün schen bleiben, denn der Erfüllung vieler, sehr vieler Wünsche, und mögen sie sich noch so klein machen, dürften sich nicht geringe Schwierigkeiten und Hindernisse in den Weg stellen Warum immer wieder das traurige Lied von den schlechten Zeiten, von der Rot, von der Arbeitslosigkeit singen! Wir kennen es zur Genüge, und die Zeiten werden nichi besser, wenn wir es dauernd wiederholen. Wenn wir also schon nicht viel erhoffen und kriegen können, sollten wir uns wenigstens nicht das bißchen Weihnachtsstimmung verderben lassen oder selbst ver derben, und wer irgendwie in der Lage ist, einem anderen ein klein wenig Freude zu machen, sollte es ohne Rücksicht aus die schlechten Zeiten tun. Wie sollten denn auch die „Zeiten" besser werden, wenn gar nichts gekauft würde? Wartet doch ein großer, ja vielleicht der größte Teil unserer Kausmannfchaft das ganze liebe lange Jahr hindurch auf die paar Vorweih nachtswochen, in denen das Geschäft sich ein bißchen bessern könnte. Also, wenn wir wirklich schon ein gut Teil unserer Weihnachtswünsche zurückstellen müssen — ganz auszugeben brauchen wir sie trotzdem nicht. Damit ist keinem geholfen: uns nicht und den andern, die uns etwas anzubieten haben, erst recht nicht! * ..Kleinstadtzauber". Nach mehrjähriger Pause kam die hie sige Volksschule wieder zu einer öffentlichen Aufführung. Und wenn sie in früheren Jahren bei gleicher Gelegenheit berechtig terweise über minimalen Besuch klagen mußte, so hatte sich dies mal zur Freude der Veranstalterin das Blättchen völlig gewan delt.- Drei Aufführungen im „Löwen" und alle drei ausverkauft. Während gestern die zweite Aufführung noch vor sich ging, sam melte sich die Menge der Einlaßheischenden schon für die dritte. War so die eine Seite vollauf befriedigt, dann muß man zu gleich betonen, daß auch die vielen Besucher voll auf ihre Rech nung kamen. „Kleinstadtzauber" wurde gegeben, ein Festspiel in Wort, Lied und Tanz von Franziskus Nagler, dem gemüt vollen Leisniger Kantor. Er hat manches schöne Stück geschaffen, die allesamt einen köstlichen Gesundbrunnen bedeuten. Seinen „Kleinstadlzauber" hatte er für das Leisniger Heimatfest in den Iulitagen 1927 besonders bearbeitet, und wie in verschiedenen seiner anderen Werke erscheint auch hier Leisnig unter dem Na men Lindenberg. Mit seinem „Kleinstadtzauber" bewies Nagler erneut, daß er der Dichter der Heimat ist. lieber den einzelnen Szenen, die der Leisniger natürlich noch mit ganz anderen Augen ansieht, liegt viel herzige Poesie und die Musik, die eine Mille prächtiger Liedchen bringt, ist gehaltvoll und schön. Mit großer Liebe hat er all die Kleinstadttypen gezeichnet, den Barbier Säuberlich, die Mutter Hempeln, den Bürgermeister, die Klatsch basen, die Stadtmusik, die Schützengilde, das Damenkränzchen, die Zirkusleute, die Kurrende, die Dorfmägde, den Nachtwächter und was alles noch dazu gehört. Wir brauchen auf den Inhalt nach unseren ausführlichen Vorbesprechungen nicht weiter einzu gehen. Die Darstellung war bis auf Kleinigkeiten ausgezeichnet. Vortreffliches wurde da von den Kindern geleistet. Gerade das schlichte, ungekünstelte Spiel riß zur Begeisterung hin. Die An strengungen, die die drei fast hintereinander liegenden Auffüh rungen mit je fast dreistündiger Spieldauer von den Kindern be anspruchten, waren groß, ebenso natürlich für die in den Hän den verschiedener Damen und Herren der Lehrerschaft liegende Einstudierung und Leitung. Der gute Besuch und große Beifall hat aber jedenfalls Aller Mühen entschädigt und dürfte ein An sporn dafür sein, auch im nächsten Jahre wieder mit einer Ver anstaltung vor die Öffentlichkeit zu treten. Die Walkmühle niedergebrannt. In den heutigen Morgen stunden ist die im Saubachtale zwischen Neudeckmühle und Schloßmühle Sachsdorf gelegene und zur letzteren gehörige sog- Walkmühle von einem Schadenfeuer bis auf die Grundmauern eingeäschert worden. Das Feuer ist erst bemerkt worden, nach dem es bereits ziemlichen Umfang angenommen hatte. 5.10 Uhr wurde die hiesige Motorspritze alarmiert. Sie traf als erste aus wärtige Spritze am Brandherde ein und gab aus einem 32er Rohr sofort Master, obwohl an eine Rettung des Gebäudes nicht mehr zu denken war. Es brannte bis auf die Grundmauern nieder. Der Mühlenbetrieb ruhte über Sonntag, so daß der Aus bruch des Feuers vermutlich auf Brandstiftung zurückzuführen ist. Den Besitzern, Gebrüder Müller, dürfte größerer Schaden Bild rechts: Ein Denkmal für den Dichter Hermann Suder- Bild links: Bombay — der Schauplatz schwerer Unruhen, die am l brachen. Beim Einschreiten der Polizei kam es zu scharfen Zu- l — Buo reauo. ^"> i-- """ 5. Dez. anläßlich eines Umzuges der Anhänger Ghandis aus- , sammenstößen, in deren Verlauf 230 Personen verletzt wurden, j mann, das in Heydekrug errichtet und kürzlich cntyuur wuro