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Wilsdruffer Tageblatt : 12.12.1930
- Erscheinungsdatum
- 1930-12-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-193012126
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19301212
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19301212
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1930
-
Monat
1930-12
- Tag 1930-12-12
-
Monat
1930-12
-
Jahr
1930
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 12.12.1930
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vir ktaMebattr im Landtag. Minister Richter gegen den Remarque-Film. Sächsischer Landtag. (18. Sitzung.) Dresden, 11. Dezember. Vor schwach besetzten Tribünen begann die große Aus sprache über den Staatshaushalt. Die Redezeit wird auf eine Stunde festgesetzt. Den Reigen eröffnet Abg. Edel (Soz.). Er erkennt die fleißige Arbeit des Finanzministers an, glaubt aber, daß die Lage wesentlich schlimmer sei, als er sie darstelle. Er wendet sich dann gegen die DVP., die mit den Nationalsozialisten liebäugele. In dieser Entwicklung liege eine große Gefahr. Der Sozialismus der Nationalsozialisten sei nichts weiter, als Lug und Trug. Als der Redner von nationalsozialistischen „Mord banditen" und „Mordbuben" spricht, erhebt sich auf der äußer sten Rechten lebhafter Widerspruch. (Es regnet Ordnungs rufe und der Präsident droht mit Ausschluß der Zwischen rufer.) Wir befänden uns in einer konterrevolutionären Si tuation. In diesem Zeichen stehe auch der Etat. Eine Sen kung der Realsteuern dürfe augenblicklich nicht erfolgen. Weiter wendet sich Redner gegen die Stellungnahme der Regierung zum Remarque-Film. Innenminister Richter: Die Regierung habe bei Stel lung ihres Antrages in Berlin bezüglich des Films „Im Westen nichts Neues" nur nach ihrer Überzeugung gehandelt und nicht unter dem Einfluß irgendeiner Partei. Eine Wiederholung der Ber liner Vorgänge in Sachsen müsse vermieden werden. Dabei habe der Staat seine gesamten Machtmittel einzusetzen (Bei falls rechts und in der Mine). Abg. Hentschel (Wirt.-P.): Wenn die Regierung den Grundsatz größter Sparsamkeit befolge, dann werde sie die Unterstützung seiner Partei finden. Der Redner geht dann aus Einzelheiten des Etats ein und kritisiert die Steuerbewilligung der Gemeindetammer, die ohne Rücksicht auf die unter ihrer Last zusammenbrechenden Steuerzahler erfolge. Er fordert Aufhebung der Schlachtsteuer und Legalisierung der Aufwertungssteuerstundungsverordnung. Abg. Dr. Bünger (DVP.): Heute liege kein Anlaß zu großen politischen Debatten vor. Die Hauptfrage drehe sich darum, wie sich die neue Notverordnung auf den nächsten Etat auswirken werde. Der Etat möchte möglichst bald und ohne Komplikationen verabschiedet werden. Seit Jahren wartet die Wirtschaft auf eine Senkung der Realsteuern. Die Reichs regierung sei energisch vorgegangen, Sachsen dürfe nicht Zu rückbleiben. Wegen der Verteilung der Reichsanfträge müsse die Regierung einmal ein ganz energisches Wort sprechen. Er danke der Regierung, daß sie in ihrer schwie rigen Lage Umsicht, Tatkraft und Verständnis für das Land Sachsen gezeigt habe. Mit der Haltung des Innenministers gegenüber dem Film „Im Westen nichts Neues" sind wir einverstanden. Als Dr. Bünger geschlossen hatte, ging Ministerpräsident Schieck auf den Redner zu, um ihm mit einem Händedruck für seine anerkennenden Ausführungen zu danken. Finanzminister Dr. Hedrich gab zu, daß die Erträg nisse der Grund- und Gewerbesteuern höher angesetzt worden seien als im letzten Etat. Die Berechtigung hierfür liege in den höheren Steuereingängen der ersten acht Monate des Rechnungsjahres. Abg. Siegert (DR.) übt scharfe Kritik an dem Sanie- rungsprogramm der Reichsregierung. Seit Jahren habe seine Partei die Wiederherstellung der Finanz- und Steuerhoheit der Länder gefordert. Das Vorgehen des Reiches bei der Ver teilung der Reichsanfträge und in der Frage der Eisenbahn- restkausfordernng berge die Gefahr in sich, daß den Ländern vollends das Rückgrat gebrochen werde. Der politischen Parole der Reichsregierung: „Ohne Sanierung keine Revision!" müsse man die Parole cntgegcnsteilcn: „Ohne Revision keine Sanierung!" In längeren Ausführungen zog der Redner dann einen Ver gleich des jetzigen Etats mit dem aus dem Jahre 1913 und forderte die beschleunigte Vorlage über den Landesfinanz- gusgleich. Abg. Hauffe trug die Wünsche des Sächsischen Landvolkes vor. u, a. forderte er mehr Mittel für Meliora tionsarbeiten und die Übernahme wenigstens der schwarz gelben Straßen auf den Staat. Abg. Claus (Dem.) befürchtete, daß der ausbalancierte Etat nicht durchgeführt werden könne. Er trat für eine Ver abschiedung des Etats ohne Einzelberatung der Kapitel ein. Die Geschäftsführende Regierung passe nicht in das parla mentarische System; aber es habe ja keinen Zweck,erneut eine Regierungsbildung zu versuchen. (Zuruf: Wenn Sie mitmachen, dann geht's! Heiterkeit.) Wir werden und können es verhin dern, daß Katastrophenpolitiker zur Regierung kommen. Der Volksrechtparteiler Mack wies die Regierung noch auf weitere Spargelegenheiten hin; gespart werden könne an der Forst- und Bergakademie, an der Ausbildung der Lehrer und bei den Staatstheatern. Innenminister Richter gab eine Verordnung aus den letzten Tagen bekannt, wonach alle Frauen im Ange- stelltenverhältnts oder Beamten st ellung, so fern deren Ehemänner ausreichenden festen Verdienst haben, zu entlassen sind. Starken Beifall der Rechten löste die Mitteilung des Ministers aus, das? der Film „Im Westen nichts Neues" für Deutschland verboten sei. Abg. Renner (Kom.) sieht in dieser Maßnahme eine Ka pitulation vor der Straße. Abg. Fritzsch (Konserv.) erkennt den Etat als ausge glichen an, in einer außergewöhnlichen Zett dürfe man schon einige Ausgaben für Fürsorgezwecke in den außerordentlichen Etat nehmen. Abg. Fischer-Dresden (Christl.-Volksd.) gibt zunächst eine programmatische Erklärung über bas Wesen und die Aufgaben seiner Partei ab. Er werde dafür eintreten, daß der Haushaltplan ohne zeitraubende Ausschußberamngen auf dem kürzesten Weg zur Verabschiedung gelange. Abg. Kunz (Naisoz.) äußeri verschiedene Wünsche seiner Pariei zum Etat; eine en bloc Erledigung lehne sie ab. Die Zuschüsse an die Siaatsiheaier müßten auf ein erträgliches Maß herabgeschraubt werden. Es sei ein beispielloser Verrat, den die Sozialdemokraien mit ihrer Zustimmung zur Brü- ningschen Notverordnung begangen haben. Abg. Lasse (Volksn.-Retchsv.) spricht der Regierung seine Anerkennung für die Vorlegung eines balancierenden Etats aus. Sehr befriedigt sei er von der Erklärung des Mi nisters über die Behandlung der Doppelverdiener. Zu der Anfrage der Wirtschafspariei bctr. die Vcrkaufsgcschäste der A.-G. Sächsische Werke antwortet Ftnanzmimster Dr. Hedrich: Die Regierung steht durchaus auf dem bisher von ihr vertrelenen Siandpunkl, daß der Verkauf elektrischer Bedarfsgegenstände grundsätzlich dem freien Gewerbe zu überlassen ist. Gleichwohl müssen die Elek trizitätswerke von sich aus dafür sorgen, daß der Allgemein heit die Anwendung der Elektrizität innerhalb ihrer Versor gungsgebiete ermöglicht wird Rach einer polemischen Auseinandersetzung zwischen den Abgg. Studentkowsky und Mever iNatsoz.) einerseits und Abg. Liebmann (Soz.) andererseits, beantwortet Finanzminister Dr. Hedrich noch eine nationalsozialistische Anfrage über die Beteiligung behördlicher Stellen an der Zeitschrift „Volksstaat" Unter den Gläubigern der Firma „Volksstaat-Druckerei und Verlagsanstalt Wirth u. Co. G. m b. H." befinden sich keine Staatsbehörden, lediglich die Sächsische Staalsbank und die A.-G. Sächsische Werke haben mit der Firma in Geschäfts verbindung gestanden. Bei der Geschäftsverbindung ist allent halben nach den banküblichen Grundsätzen verfahren und ins besondere sind die erforderlichen ausreichenden Sicherheiten verlangt und gewährt worden. Tie von der Linken beantragte Verweisung des Etats und der Anträge an die Ausschüsse wird gegen die Siimmen der Sozialdemokraten und Kommunisten abgelehnt. Der Prä sident ernennt hieraus zu Berichterstattern für die zweite Lesung Abg. Müller-Planitz tSoz.) und Siegert (DN.). Nach über zehnstündiger Dauer schließt die Sitzung. Nächste Sitzung am Dienstag dem 16. Dezember nach- mittaas 1 Ubr. Auswärtigen Amt Nachrichten zugegangen seien, die das Ami nunmehr veranlaßten, das Verbot des Films zu befürworten Es kam hierbei zu einem Zusammenstoß zwischen dem Ver treter der Universal Pictures Company mit dem Vertreter des Auswärtigen Amtes, da der Vertreter der Filmgesellschaft nähere Angaben sowie überhaupt ein Gutachten vermißte. Oie Begründung des Verbotes. In der Begründung des Verbotes für den Film „Im Westen nichts Neues" betonte der Vorsitzende: Es ist un bestritten, daß in diesem Film nur deutsche Soldaten in den Unterständen jammern und schreien, nur deutsche Soldaten im Lazarett sterben, daß aber die gegen den Stacheldraht an rennenden Franzosen schweigend sterben. Die Filmoberprüf stelle ist der Ansicht, daß dieser Film der Gemütsverfassung der Teilnehmer an dem Weltkrieg in keiner Weise gerecht wird Sie schließt sich ferner dem Standpunkt des Neichsinnen- ministcriums an, daß der Film ein Film nicht des Krieges, sondern der deutschen Niederlage ist, und ich möchte das Volt sehen, das sich die Darstellung der eigenen Niederlage gefallen läßt. Die Entscheidung der Filmoberprüfstelle ist nicht, dies möchte ich noch besonders betonen, unter dem Druck der Straße erfolgt. -i- Sachsens Einwendungen gegen den Remarque-Hilm. Ter sächsische Vertreter vor der Filmoberprüfstelle. Bei den Verhandlungen vor der Filmoberprüfstelle in Berlin gab der sächsische Vertreter, Ministerialrat Dr. Poetisch, eine Erklärung ab, in der er auf die starke Span nung im ganzen Lande hinwies, deren Ursache gerade in dem Kricgserlcbnis liege, das in dem Film gezeigt werde. Der Deutsche habe in der Situation, in der sich Deutsch land befinde, nicht das Gefühl, vom Auslande überhaupt verstände» zu werden. Kein Wnnder, daß solche Ent ladungen, wie die Proteste gegen den Film, an der Tagesordnung wären. Bereits das Buch Remarques ent halte peinliche Einseitigkeiten, die im Film noch viel schärfer hervorträten. Der Vertreter Sachsens schloß sich vollinhaltlich dem Standpunkte des Reichswehrministe riums und des Ncichsinuenmiuistcriums au. * Protest der MWen Soldaten. Das Präsidium des Sächsischen Militär-Vereins-Bundes schreibt: Von dem Einspruch der sächsischen Regierung gegen die Aufführungen des Remarque-Filmes „Im Westen nichts Neues" Haden wir mit Genugtuung Kenntnis genommen. Auf das schärfste müssen wir uns gegen eine Veröffentlichung des „Ber liner Tageblattes", Folge 582, wenden, in welcher der Dresdner Berichterstatter des Blattes, Herr Arno Voigt, es wagt, den sächsischen Frontsoldaten zu schmähen, denn eine Schmähung son dergleichen ist es, wenn dieser Artikel behauptet, daß ,cher Re- marquesche Soldatentyp mit seiner unheroischen Pflichterfüllung derselbe Typ sei, den man während des Weltkrieges gerade am sächsischen Soldaten beobachten konnte." Alle Frontsoldaten sind aber mit seltener Llebereinstimmung von der Schmähung des Remarqueschen Frontsoldaten unter lebhafter Verwahrung ab- gerückt, der das Heldische in den Kämpfen unserer deutschen Sol daten unterdrückt und das llnheldische, Allzumenschliche als die Regel in den Vordergrund schiebt. Als größte Svldatenorgamfation unserer sächsischen Heimat legen wir in der Oeffentlichkeit gegen diese Darstellung nach drücklich und empört Verwahrung ein. Der sächsische Soldat im Weltkriege hat sich nicht anders benommen und gezeigt, als die Kameraden aus allen anderen Gauen des deutchen Vaterlandes. Er hat unerschrocken und pflichtgetreu 4^ Jahre lang unter den Stahlgewittern einer halben Welt und unter den größten Ent behrungen auf allen Kriegsschauplätzen mit Tapferkeit, Zähig keit und Treue ausgeharrt und sich damit die Anerkennung der Heerführer und des deutschen Volkes erworben. Verschwörung gegen Tschiangkaischek. Zehn Hinrichtungen. Zehn an einer Verschwörung gegen das Leben des Präsidenten Tschiangkaischeck beteiligte Personen, dar unter ein 48jähriges Mädchen, wurden in Hankau hin gerichtet. Der „ToöesnsheL" gehs nm. Fälle von „Nebelvcrgiftung" auch bei Gent. Im Zusammenhang mit den rätselhaften Todesfällen in der Umgebung Lüttichs wird nunmehr bekannt, daß bei mehreren Personen in O o st a ck e r b c i G e n t in der ver gangenen Woche dieselben Vergiftungserscheinungen in folge des starken Nebels vorgekommen sind. Todesfälle waren jedoch nicht zu verzeichnen. Deutscher Dampfer bei Kobe ausgelaufen. Keine Gefahr für Schiff und Mannschaft. Zufolge einer Radiomeldung über Shimotsm ist der 7000- Tonnen-Dampfer „Schlesien" an der Südkufte von Wwaji, 30 Seemeilen von Kobe entfernt, bei unsichtigem Wetter auf- gelausen. Von Moji ist ein Bergungsdampfei nach der Un fallstelle beordert worden. Es besteht keine Gefahr für Schiff und Mannschaft. Me Reichsreilerstssktte in LO. Lyck, 11. Dezember. Eine tausendköpfige Menschenmenge hatte sich zum Empfang der Reichsreiterstafette auf dem hiesigen Marktplatz eingefunden. Die Stadt trug reichen Flaggenschmuck. Am Markt war eine Ehrenpforte errichtet worden. Kurz vor 15 Uhr traf der Reiter Lafk-Hellmahnen mit der Stafette ein und übergab sie dem Vorsitzenden der ostpreußischen Reiterver eine, der sie zur Weiterbeförderung nach Oletzkv an der Reichs grenze an Woynack Hugossen überreichte. Äus unserrr Keimst Wilsdruff, am 12. Dezember 1930. Merkblatt für den 13. Dezember. Sonnenaufgang 7°° I Mondausgang — Sonnenuntergang 15°' s Monduntergang 12^ 1863: Der Dichter Friedrich Hebbel gest. Wann ist der kürzeste Tag. Die meisten werden sagen, am 21. Dezember. Das ist aber ein weitverbreiteter Irrtum. Schon volle acht Tage früher, am 13. Dezember, gehts mit dem Licht wieder aufwärts, wenn auch vorerst nur um eine Minute. Der Frauzofe hat für diesen winzigen Beginn der steigenden Heilig-- keit das Sprichwort, daß am Tage von St. Luce „die Helligkeit wächst", „saut d'une puce" (um einen Flohsprung). Am 21. De zember, dem Tage des Heiligen Tomas, nimmt das Licht schon zu „um einen Katzenjprung", am Tage vor dem Christfest um einen „Esslssprung" und zu Neujahr „um den Schritt eines Sergeanten". Bis zum 17. Januar seht daun die Sonne um so viel früher auf und so viel später unter, daß das Licht bereits um die „Mahlzeit eines Junggesellen" gewachsen ist. Viehzählung. Bei der am 1. Dezember durchgeführten Viehzählung wurden -m unserer Studt gezählt: 121 Pferde (im Vorjahre 131), 416 (385) Rinder, 591 (522) Schweine, 4 (5) Schafe, 33 (48) Ziegen, 3589 (3778) Stück Federvieh und 91 (84) Bienenstöcke. Während die Zahl der Rinder und Schweine zugenommen hat, ist bei den Pferden eine Verminderung um 10 Stück eingetreten, das ist im Verhältnis sehr viel. Der Weihnachtsbaum für Alle ist auf dem Marktplätze nun zur Aufstellung gekommen. Gegenwärtig ist man mit der In stallation beschäftigt und hofft, morgen damit fertig zu werden, damit der aus dem Klipphausener Forst stammende Waldriese morgen abend zum ersten Male im Achterglanze erstrahlen kann. Der Fechtverein HM heute abend in der Burenschänke eine Mitgliederversammlung ab, die eine sehr reichhaltige und wich tige Tagesordnung zu erledigen hat: Lhristbaum auf dem Mark te, Spenden, Theateraufführung, Weihnachtsspeifung, Weih nachtsfeier, Nothilfe. Schwerer Zusammenstoß zwischen einem Kraftwagen und dem Postauto. Ein schweres Un glück ereignete sich heute vormittag kurz vor 11 Uhr in Lim bach. Von Wilsdruff her kam der vom Chauffeur Böhme gesteuerte Geschästswagen der Firma Oscar Wölfel, Polster- makerialhandlung und Roßhaarspinnerei Dresden, gefahren. Bei der Kurve an der neuen Schmiede kam ihm das Postauto Leip zig—Dresden entgegen. Auf dem schlüpfrigen Wege kam das Privakauto nach den Aussagen des Chauffeurs etwas ins Schleudern und angesichts des entgegenkommenden großen Post autos hak der im Wagen sitzende Geschäftsreisende Pickel wahrscheinlich aus Angst vor einem Zusammenstoß dem Führer ins Steuer gegriffen und die Handbremse gezogen. Schon gab es einen furchtbaren Zusammenstoß., bei dem der Reisende mit dem Kopf an den oberen Karosserierahmen geschleudert wurde und einen schweren Schädelbruch erlitt, so daß man an seinem Auf kommen zweifelt. Der Chauffeur kam mit leichteren Stirnver letzungen davon. Dr. Bretschneider und zwei Mitglieder der hie sigen Sanikätskolonne leisteten die erste Hilfe. Später wurden die Verletzten nach Dresden ins Krankenhaus gebracht. Das Vorderteil des Privatwagens war vollständig demoliert und auch das Postauto war an Schutzblech und Lampen beschädigt. Die in ihm Fahrenden hatten nur den Nachteil, daß sie eine Stunde Aufenthalt in Limbach hatten, ehe der Ersahwagen zur Stelle war. Der Führer des Postwagens war weit rechts ge ¬ fahren, ihn trifft keine Schuld, das sagt selbst der Chauffeur des verunglückten Privatwagens. Korbmacher-Zwangsmnung für den Bezirk Meißen. Korb- macherobermsisier Breuer- Wilsdruff eröffnete die Versamm lung und begrüßte die anwesenden Kollegen aufs herzlichste, Lu gibt die Tagesordnung bekannt, nachdem verliest der Schrift führer die Niederschrift der letzten Versammlung. Anschließend gibt der Obermeister Breuer einen interessanten Bericht über die gegenwärtige Wirtschuftskrisis und Vorschläge dazu, wie sich der Handwerksmeister einstellen muß, wenn er ihr nicht zum Opfer fallen will. In sachlichen und klaren Worten führte der Vor tragende aus, daß die heutige Zeit bas Gegenstück sei vom Jahre 1923 und man sich auch darnach einstellen müsse. Das Korb macherhandwerk müsse ganz besonders bei dem Einkauf von Roh material vorsichtig sein, da dasselbe auf ein volles Jahr geschehen muß. Unter anderem wies der Vorsitzende weiter daraus hin, bah, wenn Korbweidenzüchter in ihren eigenen Betrieben Korbwaren aus Rohr, Draht oder Bandeisen verwenden, diese ganz ernstlich auf ihr unverantwortliches Verhalten aufmerksam zu machen sind. Der Forderung der deutschen Volkswirtschaft, welche da lautet, eßt deutsches Roggenbrot, eßt deutsches Obst, trinkt Milch usw., setzt das Korbmacherhandwerk dazu, verbraucht Weiden körbe!! Was nützt es der deutschen Volkswirtschaft, wenn der Er lös aus den Produkten der Landwirtschaft dann durch Ankauf von Rohrkörben in das Ausland geschafft wird. Die weitere Fol ge ist, bah die deutschen Korbweidenzüchter ihren Ertrag an Weidenruten nicht mehr an die Korbflechtereien abfetzen können, da die Nachfrage nach Weidenkörben kollosfal gesunken ist, weil jeder glaubt, heute die Modekrankheit mit Rvhrkörben mitmachen zu müssen. Daß dabei der Preisunterschied mit ber längeren Le bensdauer eines Rohrkorbes zum Weidenkorb in keinem Ver hältnis steht, wird bei dem Einkauf, beziehentlich bei der Be stellung bei dem redegewandten Vertreter ber Rohrkorbfabriken gar nicht erwogen. Anschließend bittet der Vortragende alle an wesenden Kollegen aus der gesamten Amtsh-auptmannschaft Mei ßen, daß ein jeder nach besten Kräften, wo es auch sei, in Land wirtskreisen aufklärend mitwirken möge, damit die ausgebrochene Seuche mit Körben aus Rohr wieder verschwindet. Denn als eine Seuche muß es bezeichnet werden, wenn man sieht, daß nicht nur einzelne Betriebe in jeder Gemeinde zur Verwendung von Rohrkörben übergegangen sind, sondern es nur noch einzelne Betriebe gibt, welche der deutschen Volkswirtschaft Rechnung tragend, dem Korb aus Weidenruten treu geblieben sind. In der Aussprache erklärte man sich bereit, wenn irgend möglich, erst den gesamten Ertrag an Weidenruten in der Amtshauptmann schaft Meißen aufzunehmen, ehe größere Mengen aus Schlesien gemeinfchaftlich bezogen werden. Es wird aber vorausgesetzt, daß auch von feiten der Korbweidenzüchter dem allfeitigen Ver langen auf Preisabbau Rechnung getragen wird, denn einer Preissenkung der Fertigwaren müsse eine solche im Rohmaterial vorausgehen, da das Korbmacherhcmdwerk von sich aus allein nicht dazu in der Lage ist. Das Korbmacherhandwerk sei das Handwerk, was die niedrigste Lvhnklasse und damit auch die nied-
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