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ten Chöre eröffnet. Hier hätte eine bessere Aussprache und eineZu- rückhaltung des Soprans die an sich beachtenswerte Leistung noch erhöht. Hierauf fölgten zwei Männerchöre: „Tord Foleson" und „Ich warte dein" von G. A. Uthmann, welche sprachlich und gesanglich ausgezeichnet gefielen. Dr zweite Batz war hier im Hervortreten sowie im Verhalten glänzend. Die nachfolgenden Frauenchöre „Der Lindenbaum" von F. Schubert, ,L) gönne mir den Frühlingstraum" von F. Kasinsky und „Das Heideröslein" von H. Werner wurden zart und duftig von den wenigen Sänge rinnen gesungen und ernteten wohlverdienten Beifall. Die zweite Hälfte des Programms war ganz dem Volksliede gewidmet. Die beiden gemischten Chöre „Oberschwäbisches Tanzlied" von K. Thießen und „Frohe Botschaft" von I. Koch wurden tonschön und sicher vorgetragen. Die nächsten drei Mannerchöre „Vetter Michel" von G. Striegler, „Mein Mädel hat einen Rvsenmund" von I. Koch und „Es wollt ein Iägerlein jagen" von K. Thietzen waren ein voller Erfolg für Liedermeister und Sänger. Der lang- anhaltende Beifall veranlaßte den Verein, noch eine Einlage zu geben. Ein Doppelguartett sang das bekannte Lied „Mutter segen". So schön ist wohl selten dieses Lied von einem ländlichen Gesangverein gesungen worden. Das bewies auch der stürmische Beifall. Außer den Liedern wurden noch zwei Einakter: „Der Kuhhandel" von F. Stein und das Singspiel „Die wilde Toni" von I. F. Nesmüller geboten, welche wesentlich dazu beitrugen, den Abend zu verschönern. Abschließend ist zu sagen: An dem Dargebotenen war zu erkennen, daß der Verein ernstlich bemüht ist, gesanglich vorwärtszustreben. Möge ihm das unter der aus gezeichneten Führung seines Liedermeisters recht gut gelingen. Kirchennachrichten. Wilsdruff. Donnerstag: 8 Uhr Bibelstunde. Vereinskalender. D. H. V. 4. Dezember Filmvorführung. Liedertafel. 5. Dezember Wintervergnügen im „Löwen". Wetterbericht. Keine wesentliche Aenderung. Nachts noch etwas strengerer Frost. SaÄen unä NaÄbatWäl^ Der preußische Ministerpräsident in Dresden. Otto Braun spricht im Zirkus Sarrasani. Die SPD. Groß-Dresden veranstaltete im Zirkus Sarrasani eine Kundgebung, in der Ministerpräsident Otto Braun sprach. Eine starke Verzögerung des Beginns entstand durch das Werfen von Tränengasbomben, erst nach längerer Durchlüftung des Raumes konnte der Redner beginnen. Nachdem er sich zunächst gegen die ungeistigeu Kampfmittel der politischen Gegner — wie Tränengas — gewandt hatte, ging er mit den Nationalsozialisten ins Gericht. Was an dieser mit Riesenschritten vorwärts eilender Bewegung in Wirklichkeit sei, hätte der Versuck bewiesen, unter dem Schutze der Immunität sich den Rich lern zu entziehen. Man mache der Sozialdemokratie den Vorwurf, daß sie den Krieg in ungünstiger Weise liqui diert habe, man vergesse aber, daß nur dadurch Reich und Volk vor dem Untergange bewahrt geblieben wären. Es sei eine grobe Irreführung, dem Volke vorzuschwatzen, daß mit der Einstellung der Reparationszahlungen die Tributfrage gelöst sei. Man scheine vergessen zu haben, daß die Antwort auf ein deutsches „Nein!" die Ruhrbese tzung gewesen sei. Die Lasten des Voung-Plans seien schwer und auf die Dauer nicht zu tragen. Aber der Versuch, die übernommenen Verpflichtungen zu er füllen, schließe doch nicht aus, mit allen Mittel.: auf eine Änderung der Verträge hinzuwirlcn. Unsere Wirtschaft werde nicht eher gesunden, als bis die Kaufkraft der Bevölkerung behoben und die Preise ge senkt würden. Bezeichnend sei, daß die Wirtschaftspartei wegen der Senkung des Brotpreises um zwei Pfennige aus der Rcichsregierung ausgeschieden sei. Schuld an den bestehenden Verhältnissen trage das international gebun dene privatkapitalistische Wirtschaftssvstem. Die Preußen politik der SPD. habe die Verhältnisse im Reiche ein gut Stück weiter gebracht. Nur mit sachlichem Ernst und star kem Verantwortungsgefühl ließe sich die Lage meistern. Auch eine Diktatur könne die Lage nicht verändern, Im Anschluß an die Versammlung im Zirkus Sarrasani kam es kurz nach 9 Uhr zu schweren Zusammenstößen vor und in dem Neustädter Parteiheim der Nationalsozialisten in der Ritterstraße. Ein großer Trupp Reichsbannerleute zog vom Zirkus aus in die Ritterstratze, wobei sich Zusammenstötze mit Nationalsozialisten ereigneten, die schließlich zu einem allgemeinen Sturm des Reichs banners auf das Heim ausarteten. Mit Knüppeln, Zaunlatten und Fahnenstangen wurden Einrichtungsgegenstände und Fenster scheiben zerschlagen und eine größere Anzahl Nationalsozialisten verletzt. Zahlreiche Zeugen der Vorfälle wurden ins Polizeiprä sidium gebracht und dort eingehend vernommen. Die Polizei verweigerte auf Anfrage aber jede Auskunft über die Vorfälle, da die Sachlage noch nicht geklärt sei. * Nossen. Der Genesung entgegen geht jetzt erfreu licherweise der im hiesigen Krankenhause aufhältliche, seinerzeit von dem noch unbekannten Täter im Zellwald angeschossene Stu dent Schulze aus Dresden. Zum Glück hat der infame Anschlag die anfangs zu befürchtenden schweren Folgen nicht gehabt. Das Geschoß konnte auf operativem Wege aus dem Körper des jun gen Mannes entfernt werden. Die hoffentlich völlige gesundheit liche Wiederherstellung des Verletzten ist wenigstens ein erfreu liches Moment in dieser ganzen noch immer reichlich ungeklärten Angelegenheit. Dresden. Der musikliebende Ausreißer. Wie gemeldet, entfloh am 25. November der Untersu- chungsgesangene Hans Näke aus dem Geschäftszimmer wohin er geführt worden war, und konnte nicht wieder ergriffen werden. Nun begab sich der Justizoberwacht meister Steglich zwecks Einkaufs in ein Musikhaus und traf dort den Entflohenen beim Ausprobieren einer Saxo phonplatte an. Man verständigte die Polizei, die Näke festnahm. Er bestritt zuerst energisch, der Gesuchte zu sein und führte falsche Papiere bei sich. Näke wurde der Ge fangenenanstalt wieder zugeführt. Dresden. Angriff auf Polizeibeamte. Au! dem Sternplatz vor dem Gebäude der Ortskrankenkasse fanden Ansammlungen Erwerbsloser statt, Als die Poli zei die etwa 400 Personen, an die ein Redner eine auf reizende Ansprache richtete, zum Weitergehen aufforderte wurden die Beamten tätlich angegriffen, so daß das Überfallkommando alarmiert werden mußte. Drei der An greiser wurden festgenommen. Bautzen. Neuer Rektor. Die Einweisung des neuen Rektors am Bautzner Gymnasium, des Studienrw Dr. Schönbach aus Zwickau, fand durch Ministerialrw Dr. Meuke-Glückert in» Gegenwart vieler Ehrengäste voi versammelter Lehrer- und Schülerschaft statt. Freiberg. Wild-West. Seit einiger Zeit werden in der Umgebung nachts Raubüberfälle verübt. Jetzt wurd« wieder ein Werkmeister aus Obergruna, der mit seinen Fahrrade nach Freiberg fuhr, im Nonnenwalde bei Großschirma von einem Unbekannten angehalten. Als ei weiterfuhr, wurden mehrere Schüsse auf ihn abgegeben Unmittelbar darauf hat ihn jemand von hinten ange- halten und zum Absteigen vom Fahrrad gezwungen. Den Radfahrer gelang es zu entkommen. Von dem Täter fehlt bisher noch jede Spur, doch ist es der Beschreibung nack nicht ausgeschlossen, daß er mit demjenigen im Nossenei Zellwald Personeneins ist. Wurzen. Schwerer M o t o r r a d u n f a l l. In Räcknitz bei Hohburg verunglückte der Schuhmacher Herm. Leicht mit seinem Motorrad auf der Straße nach Collmeu derart, daß er einen Schädelbruch erlitt und in bedenkli chem Zustand ins Stadtkrankenhaus eingeliefert Werder, mußte. Der Unfall ist auf die Glätte der Straße zurück- zusühren. Leipzig. Von de r Universität. Die Zahl der für das Wintersemester angemeldeten Studierenden be trägt 7144, darunter 957 weibliche. Im vorigen Winter semester betrug die Zahl 6542. Leipzig. Kraftwagen auf dem Bürge-- steig. Auf der Weststraße stießen zwei Kraftwagen mit solcher Wucht aufeinander, daß sie beide auf den Bürger steig gerieten. Einem Schulmädchen wurde dabei ein Bein abgerissen, ein andere? Passant brach den Arm. Die Krast- ,vagenführer blieben unverletzt. Die Ursache des Unglücks ist noch ungeklärt. dürgersteuerdiliat für 77 Gemeinden. Die Amtshauptmannschaft Borna hat durch eine amt liche Verfügung 77 Gemeinden angewiesen, die Bürger steuer einzüführen. Zwei tödliche Verlehrsunglücke in der Lausitz. Auf der Automobilstraße Zittau—Olbersdorf wurde der etwa 40jährige Fabrikarbeiter Paul Rudolph, der mit einem Kollegen von seiner Arbeitsstätte heimkehrte, von einem Motorradfahrer angefahren und mehrere Meter weit geschleift. Er erlitt so schwere Verletzungen, daß er bald nach dem Unfall starb. Der Motorradfahrer, ein Bäckermeister aus Olbersdorf, war gestürzt und wurde bewußtlos neben seinem Rade aufgcfundcn. Auf der Staatsstraße in Großharthau wurde der Rentenempfänger Steudtner von einem Personenkraft wagen, in den er hineingelaufen war, so schwer verletzt, daß er bald daraus starb. Noch eine Alllon gegen Wrba. Mehr als 40 namhafte Dresdner Künstler haben eine Eingabe an das Ministerium des Innern gerichtet, in der die Abberufung Prof. Wrbas von seinem Posten ge fordert wird. Wahrscheinlich wird sich auch noch der Land tag mit der Angelegenheit befassen. Mußte es die Regierung nach all dem, was vorge fallen ist, erst soweit kommen lassen? Wer ist „üralzeff"? Wie die „Dr. N. N." aus zuverlässiger Quelle er fahre«, ist der Russe Alexaudcr Uralzcff, gegen den bei der Staatsanwaltschaft Dresden ein Untersuchungsversahren wegen Betrugs und Urkundenfälschung schwebt und gegen den demnächst Anklage erhoben werden soll, seit vielen Jahren unter falschem Namen gereist. Bei den zahl reichen polizeilichen und staatsanwaltschaftlichcn Erörte rungen über das Vorleben Uralzeffs stellt sich jetzt plötzlich heraus, daß der Mann richtig Maljawski heißt. Schwerer Motorradunfall bei Colditz. Ein Toter, zwei Schwerverletzte. Nachts ist auf der Staatsstraße zwischen Colditz und Zschadraß ein Motorrad mit Beiwagen in den Chaussee- grabcn gefahren .Der Führer des Motorrades blieb un verletzt. Sein Sozius erlitt Brustquctschungcu und ver mutlich innere Verletzungen. Im Beiwagen befanden sich die 17 Jahre alte L. aus Erlen bei Tanndorf und die 21- jährige Rosa St. aus Podelwitz bei Tanndorf. Die L. erlitt einen Schädelbruch, au dessen Folgen sie gestorben tst. Die St. wurde vermutlich mit inneren Verletzungen und einem Unterschenlelbruch ins Kreiskrankenhaus Leis nig übergeführt. Der Führer des Motorrades der 22 jährige Geschästsgchilfe Kurt B. aus Leisnig, wurde fest- gcnommcn. Der böse derggeist der Sächsischen Schweiz. Festnahme eines Wochenendhaus-Einbrechers. Mit Hilfe Dresdner Bergsteiger ist es der Landgen darmerie gelungen, den 30jährigen Philipp aus Neustadt festzuuehmeu, der seit Woche» etwa 20 Einbrüche in Wo chenendhäuser und Klubhütlen der Sächsischen Schweiz un ternommen hat. In seinem Besitz wurde eine geladene Waffe, mit der er verschiedene Personen bedroht hat, ge funden. Ten Sommer über hatte er in einer Höhle bei Kleinhennersdorf gehaust. Er wurde dem Amtsgericht Königstein zugeführt. Aus Sachsens Gerichtsfalen. Moloch Alkohol. Dresden. Der Schlosser Ender unternahm am 21. Septem ber auf seinem Motorrad seine sonntägliche Spritztour. Auf dem Soziussitz hatte die ihm befreundete Arbeiterin Lehmann Platz genommen. Nach übermäßigem Alkoholgcnuß prallte E. auf der Straße zwischen Königstein und Pirna zweimal an ein vor ihm fahrendes Auto an. Er und das Mädchen wurden in den Straßengraben geschleudert. Das Mädchen fand seinen Tod und der leichtfertige Fahrer leidet heute noch an den er littenen Verletzungen. Er wurde wegen fahrlässiger Tötung zu »ins Monaten Gefängnis verurteilt. Nächtliche Krawalle und Barrikadenbauten in Chemnitz. Zum Protest gegen die Einführung der 40stündigen Arbeitswoche bei der Chemnitzer Straßenbahn haben kommunistische Elemente am 2- Dezember den dortigen gesamten Straßenbahn- und Autobus- Nerkehr gewaltsam lahmgelegt. — Bild links: Eine Karte des Chemnitzer „Kriegsschauplatzes". In ber Annaberger Straße Wurden Pflastersteine auf die Schienen gelegt. In der Dresdner Straße wurde der Strom ausgeschaltet. In der Hainstraße wur den mehrere Barrikaden gebaut. In der Annaberger Straße und der Planitz-Straße wurden Straßenbahnwagenführer tätlich ^gegriffen und schwer verletzt. — Bild rechts: Wo die Aus Naumann, dem Arbeiterratsvorsitzenden Schubert und dem Be triebsrat Rapp, drei gefährlichen kommunistischen Streikhetzern, ihre Entlassung zugestellt worden. — Die Stimmung unter den Straßenbahnern ist gut, so daß die Sorge der Verwaltung nicht mehr der Aufrechterhaltung des Betriebes, sondern dem Schutz -des Personals gilt, wozu umfassende Polizeimaßnahmen getrof fen worden sind. Trotzdem waren- noch immer kleinere Sabotage akte zu verzeichnen. U. a. sind in den Abendstunden wiederholt Nebelbombcn auf die Schienen gelegt worden. Um Personal und Material nicht unnütz zu gefährden, wurde der Straßenbahnbe trieb am Dienstag abend um 8 Uhr eingestellt. schreitungen geschahen. Teilansicht von Chemnitz. Der Pfeil kenn zeichnet die Hainstraße, in der Barrikaden errichtet wurden. * Besserung der Lage in Chemnitz. Der von den Kommunisten inszenierte Chemnitzer Straszen- bahnerstreik erweist sich bereits am Ende -des ersten Tages als ein schweres Fiasko der Kommunisten. Von der 1900 Mann um fassenden Gesamtbelegschaft standen am Dienstagabend etwas mehr als 200 Mann im Streik. Das ist wesentlich weniger, als die kommunistische Opposition bisher unter der Gesamtbelegschaft ausmachte. Noch'am Dienstag ist dem Betriebsratsvorsitzenden