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Wilsdruffer Tageblatt : 01.12.1930
- Erscheinungsdatum
- 1930-12-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-193012010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19301201
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19301201
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1930
-
Monat
1930-12
- Tag 1930-12-01
-
Monat
1930-12
-
Jahr
1930
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 01.12.1930
- Autor
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Ilm heimischen Herd Unterhaltungsbeilage rum „Ällscirulter Tageblatt" Amtsblatt. eine ins Haus und erzog ihn. Jahre barschaft mit die oft der mit ar- der Londoner. Er hinterließ ein Vermögen von rund fünf Mil lionen, wovon er aber seinem „Sohn" nur 200 000 Mark ver machte. kragen preßt sich um den Hals, die Hände "bleiben frei,'Mr eng sind die Manschetten. Dann noch ein zweiter, doppelt starker Khakianzug darüber und Schuhe aus Walhaut mit Bleiwülsten an den Sohlen. Langsam steigt man bis zur Brust ins klare Wasser, erhält nun erst den stählernen Hals Bei einer anderen Testamentsgeschichte spielte ab wechslungshalber einmal eine alte Weste eine Rolle. Vor bei nahe dreißig Jahren lernte ein namhafter Londoner Anwalt in Schottland einen Jungen kennen, der ihm bald ans Herz wuchs. Er nahm ihn zu sich ins Haus und erzog ihn. Jahre lang diente der Schotte dem alten Londoner erst als Sekretär, dann als Substitut, und die Außenwelt war überzeugt, daß der Jüngere seinen Wohltäter auch beerben würde. 1927 starb Bündel schnürte und nach Indien reiste, da ihm dort Stellung angeboten worden war. Zwei Jahre lang ereignete sich nichts. Dann aber teilte der Neffe eines schönen Tages seinen indischen Freunden lachend mit, er habe einen merkwürdigen Traum gehabt. Die Wohnung seines verstorbenen Onkels sei ihm erschienen, ein alter Sekretär habe durch eine Art Glorienschein seine be sondere Aufmerksamkeit auf sich gelenkt und eines der untersten und verborgensten Fächer eine alte Bibel enthalten. „Das kommt Wohl vor", meinten die Bekannten unseres Neffen. „Ja, aber das ist noch nicht alles, denn in der Bibel lag ein Testament — jüngeren Datums als dasjenige, das mir nur tausend Mark vermachte —, und darin stand: Mein ganzes Vermögen erbt mein Neffe!" — „Komisch", schüttelten die Freunde den Kopf. „Wenn auch tausend gegen eins zu wetten ist, daß es sich bei Deinem Traum um Unsinn handelt, so solltest Du doch einmal nach Hause schreiben." Unser Neffe befolgte natürlich den guten Rat, und in der Heimat machte man sich auf seinen Brief hin auf die Suche nach dem alten Sekretär. Ein Trödler hatte ihn er worben, doch glücklicherweise konnte er sich noch des Käufers erinnern. Das Möbelstück wurde bald gefunden, die Bibel lag zwar nicht mehr in dem verborgenen Fach, aber der Besitzer stöberte sie nach einigem Suchen zwischen anderen alten Bü chern auf und — fand tatsächlich das Testament, das den armen, vorher vernachlässigten Neffen zum einzigen Erben einsetzte. Wahrscheinlich war der hartherzige Onkel beim Lesen des ehrwürdigen Buches auf versöhnlichere Gedanken gekommen, weshalb er ein entsprechendes neues Testament schrieb. Der Notar, dem das Dokument vorgelegt wurde, zwei felte nicht an der Echtheit des Schriftstückes. Er bedauerte nur, daß die beiden Zeugen, deren Unterschriften unter dem Te stament standen, seine Auffassung nicht mehr bestätigen konn ten, weil sie schon vor dem bekehrten Onkel das Zeitliche ge segnet hatten. Zweifellos würde aber das Gericht trotzdem das neue Testament anerkennen und die wohltätige Stiftung zur Rückgabe des Legats veranlassen. So standen die Dinge für unseren braven Neffen recht gut, als er sich nach Europa einschiffte, um den Kampf um sein Recht vor Gericht zu beginnen. Der Empfang in der Heimat war freilich nicht so, wie er ihn sich gedacht hatte. Er wurde nämlich am Kai von zwei Kriminalbeamten gebeten, seiner Verhaftung keinen Widerstand entgegen setzen zn wollen. Vor dem Untersuchungsrichter erfuhr der Aermste, daß die Man könnte es dem armen Schotten nicht übel nehmen, hätte er seiner bitteren Enttäuschung deutlich Ausdruck ver liehen. Doch er trug den Schlag anscheinend mit Ruhe und lebte ein Jahr lang in völliger Zurückgezogenheit. Dann aber tauchte er eines Tages vor Gericht auf und erzählte folgendes: Er war vor kurzem rein zufällig Zeuge einer Unterhaltung zwischen zwei alten Damen seiner Nach- chaft gewesen. „Ja", hatte die eine gesagt und energisch dem Kopf dazu genickt, „es wäre eine große Ungerechtig keit, hätte der alte Anwalt seinem ,Sohw wirklich nur 200 000 Mark vermacht. Ich kann's nicht glauben und bin überzeugt, daß noch ein Testament vorhanden und der junge Mann darin zum alleinigen Erben eingesetzt ist." Das Gehörte war dem Schotten natürlich durch den Kopf gegangen, und schließ lich hatte er sämtliche Möbel und alle zum persönlichen Ge brauche des Verstorbenen bestimmten Gegenstände durchsucht, um zu guter Letzt in einer alten Weste ein Dokument zu finden. „Hier ist es." Das Gericht sah sich das Schriftstück genau an und stellte fest, daß der Schotte danach tatsächlich zum alleinigen Erben eingesetzt worden war. Da der Substitut gerichtsseitig genau bekannt war und ihm niemand eine unehrliche Handlung zu traute, so sollte die Stiftung das zu Unrecht erhaltene Legat wieder zurückzahlen. Dazu hatte sie begreiflicherweise keine rechte Lust, weshalb es zum Prozeß kam. Die beiden Zeugen, die das Testament unterschrieben haben sollten, erkannten ihre Unterschrift als echt an, erklärten aber, sich an diesen be wohltätige Stiftung nicht gewillt sei, das Vermögen herauszu rücken, sondern eine Untersuchung angestrengt habe. Ergebnis: Der eine Zeuge, dessen Namen unter dem angeblichen Do kument stand, war leider schon eine Woche tot gewesen, als er das Testament unterschrieben haben sollte. „Also, bekennen Sie ohne Umschweife, daß Sie das Schriftstück gefälscht haben!" Da brach der brave Neffe zusammen. Ja, er hatte das Testament einen Tag nach dem Tode des mit wenig freund lichen Abschiedsworten dahingeschiedenen Onkels mit unend licher Mühe geschrieben, die Unterschriften zweier schon ver storbener gemeinsamer Bekannter darunter gesetzt und die Fäl schung bei einem letzten Besuch am Totenbett rasch in die alte Bibel im Sekretär geschmuggelt. Damals hoffte er, der Käufer des Möbels würde das Dokument finden und bei Gericht ab liefern. Als diese Erwartung nicht eintraf, sollte der „Traum" helfen. „Sehr schön ausgedacht", meinte der Untersuchungs richter, „aber der kleine Irrtum in der Handhabung der Daten wird Sie nun ein paar Jahre Gefängnis kosten." Womit die eingangs aufgestellte Behauptung erhärtet wird, daß alte Sekretäre nur in Romanen ein vernünftiges Geheimnis bergen. Der Schatten. Skizze von Käthe Donny. Die Frau vom Pappelhofe schritt wie alle Abende durch ihr Anwesen, verriegelte in der Milchkammer das Fenster, das wieder einmal nur angelehnt war, streichelte Tyras, der an seiner Kette rasselte, und blickte durch das kahl werdende Geäst der großen Silberpappel zum Himmel hinauf. Der war voller Sterne. Sie funkelten und strahlten, und es schien, als atmete das schwarze Gewölbe aus Tausenden und Aber- iausenden goldener Poren. Jetzt glitt eine Sternschnuppe langsam am nördlichen Himmel entlang. Die Bäuerin warf jäh den Kopf empor. Ein Name fuhr ihr aus dem Herzen — fast ungewollt. Aber kaum hatte sie ihn gedacht, schloß sich schon ihr Mund in doppelter Strenge zusammen. Nein, keiner sollte auch nur ahnen, wessen Namen ihr Herz gerufen. Und stumm, hoch und stolz ging sie in ihr einsames Haus. Es war ein stattliches Anwesen, von vier Generationen stiller, zäher Bauern erarbeitet. Der letzte Pappelbauer hatte das neue Stockwerk aufgesetzt — für die schöne, reiche Lene oom Mühlenhügel und den einzigen Sohn. Fast sprichwörtlich wurde das Glück vom Pappelhofe. Da hatte ein toller Hengst den Bauer geschlagen, so hart, daß es kein Wiederaufstehen mehr gab, und ein grausames Geschick traf ein paar Jahre darauf die Witwe, damals, als der einzige Sohn, kaum neunzehnjährig, als Brandstifter vom Nachbarhofe angezeigt wurde. Es war nur eine Strohmiete gewesen, von Karl, dem Einzigen, aus böser Lust angezündet, veil die Sophie vom Nachbarhose ihm nicht zu Willen sein Wollte, aber Feuer bleibt Feuer und Schande bleibt Schande. Nm nächsten Abend hatte sich Karl auf und davon gemacht, und die stolze Pappelbäuerin ersetzte den Schaden um das Vierfache. Niemand hatte danach je den Namen ihres Sohnes aus ihrem Münde gehört. Die Bäuerin war eine harte Frau ge worden, nie ungerecht, nie geizig — aber hart. Wer wußte, daß sie nachts mit Tränen einschlief? Wer ahnte, daß sie am Sonntag aus der sorgsam verschlossenen Lade ein Bild nahm und mit heißen, hungrigen Augen in dem Gesicht eines hüb schen jungen Menschen nach Ernst und Wärme suchte? Daß sie verzweifelt wieder das Bild verschloß, da sie nichts darin fand als Genußsucht und Wildheit? Doch immer wieder nahm sie das Bild in die Hände. Einmal, endlich einmal würde der Sohn zurückkehren, reif und stark und gut. Wie seine Väter und Vorväter. Und für diesen Tag lebte und schaffte sie. — Sie schloß die Haustür, schob den Riegel vor ihr Schlaf zimmer und legte sich in das breite Bett. Die Fenster standen Veit offen, in einem Silberbach strömte das Moudlicht herein. Sie starrte noch eine Weile mit offenen Augen in das Schattenspiel der großen Pappel. Die Zweige bewegten sich auf der Wand des Zimmers wie dunkle Arme, die sich ver schränkten und wieder lösten. Die letzten Blätter flatterten lose, und ihre Schatten hüpften wie Vögel von Zweig zu Zweig. Jetzt verdichteten sie sich und wurden zu einer Sil houette. Ein Kopf erschien — eine Hand — der Schatten eines Mannes. Ein Gesicht beugte sich über sie — das war doch — aber da schlief sie schon ... Als sie am nächsten Morgen erwachte, hatte sie ein dumpfes Gefühl im Kopse und einen merkwürdig üblen Ge schmack auf der Zunge. Irgend etwas quälte sie auch, sie konnte sich nur nicht erinnern — was. Eine eigentümliche Verwirrung war in ihren Gedanken. Sie riß sich gewaltsam zusammen, blickte scharf ringsum auf die vertrauten Gegen stände und kam dabei auf den geheimen Wandschrank dicht am Kopfende ihres Bettes. Er stand weit offen, war durchwühlt und halb geleert. Wie ein Blitz fuhr es in ihren dumpfen Kopf: „Der Schatten in der Nacht." Mit einem Satz war sie aus dem Bett, trat auf ein Tuch, das da lag, ein unangenehm duftendes Stück Zeug. — Die Pappelbäuerin war seltsam geworden seit jener Nacht, von der sie keinem sprach. Noch ging sie hoch und gerade durch Hof und Stall und Ackerland, aber es konnte geschehen, daß einer sie plötzlich auf einem Feldstein sitzend fand, ganz zu sammengesunken und aus erloschenen Augen fremd umher blickend. Noch gab sie mit ihrer knappen, scharfen Stimme harte Befehle, aber schon in der nächsten Minute fügte sie ein paar weichere Worte hinzu, die sich in undeutlichem Murmeln verloren. Nachts ließ sie den Hund von der Kette und befahl die Läden vor alle Fenster. „Als ob sie sich vor einem Gespenst fürchte", sagte der Großknecht. Und geizig war sie auch geworden. Sie knauserte bei jeder Bezahlung und raffte Geld zusammen, wo sie nur konnte. „Für wen nur?" murrten die Leute. „Der Sohn ist ver kommen. Verwandte hat die Bäuerin nicht. Da sieht man wieder mal, wie mancher nicht genug kriegen kann." Daß sie nie mehr das Bild ihres Sohnes aus der ver schlossenen Lade holte, ja, daß sie den Schlüssel zur Lade in Sen Mühlteich geworfen hatte, wußte niemand. Und daß sie all ihren Besitz den armen Kindern des Dorfes vermacht hatte, aber nur denen, die sich brav hielten, erfuhren sie erst nach ihrem Tode. teil und den Helm aus Bronze aufgestülpt. Die Teile werden verschraubt und man ist froh, wenn man endlich untertauchen kann, und wenn die Sonne, die senkrecht auf das Metall brennt, nicht mehr zu spüren ist. Man tritt vor und fällt langsam in einen Abgrund. So sanft geschieht die Landung, daß sie einem erst nach ein Paar Sekunden bewußt wird. Mit unendlich langsamen Schritten geht mein Führer vorbei, schwenkt in schwebenden Sprüngen nach links. Ein Gefühl gleichzeitiger Ueberschwere und Ge wichtslosigkeit hat man in den Gliedern. Das Blut preßt sich in den Kopf, und in den Schläfen beginnt es zu stechen. Herrlich ist die tropische Meeresflora, die Fauna eigentlich. Seerosen in unendlich vielen Farben, Fische in drei und vier Tönungen, in grotesken Formen, mit hervorquellenden Augen, mit stachligen Flossen, kugelrunde Tiere und solche, die Stäben gleichen. Ein paar schnappen nach den nackten Händen, belustigt zwhe ich sie zurück, ahne ja nicht, daß es Caribis sind, '' gefährlichen Raubfische. In Schwärmen überfallen sie Badende. Und dann bleibt nichts übrig als Knochen... Inzwischen sind wir am Schiffsrumpf angelangt, Taucher untersucht das Leck, dichtet ein paar Platten Werg ab. Langsam hebt die Flut den Dampfer, drinnen beiten die Pumpen. Der Taucher läßt sich hinaufziehen, um die Leckstopplatte zu bestellen, ein Stahlblech, das in der Mitte ein Loch mit einer Schraube hat und übers Leck gepreßt wird. Kaum ist Jonessen wieder unten, als ich einen Ruck an der Signallcine spüre. Ihm geht es ebenso. Ich ducke mich sonderen Fall nicht mehr erinnern zu können, da der Anwalt ihre Dienste bei verschiedenen Gelegenheiten in Anspruch ge nommen habe. So schien die Entscheidung schon zu Gunsten des strahlenden Schotten ausfallen zu wollen, als Plötzlich der gegnerische Anwalt auf den nach Ansicht mancher höchst über flüssigen Gedanken geriet, sich das Schriftstück zeigen zu lassen und es gegen das Licht zu halten. Worauf er einfach sagte: „Schwindel! Der Jahreszahl im Wasserzeichen zufolge ist dieses Papier erst drei Jahre, nachdem das Testament ausgefertigt sein soll, hergestellt worden." Diese kleine Unachtsamkeit mußte der im Nachahmen der Schrift allzu geschickte Schotte mit acht Jahren Gefängnis büßen. unwillkürlich und sehe einen schweren Schatten über mir. Und dann die Schwanzflosse eines Haifisches. Der Taucher steht eimge Schritte von mir an der Bord wand, und ich sehe, wie er blitzschnell nach dem zweischnei digen Tauchermesser faßt. Und schon nähert sich wieder der Hai. Er ist gut drei Meter lang, ein Hammerhai, mit einem großen Fleischwulst am Maul. Er greift Menschen sehr selten an. So lange man Boden unter den Füßen hat, ist keine Gefahr. Vielleicht sieht er mich gar nicht. All seine Neugier wendet er Jonessen zu. Ein Ruck von oben — da zieht der Hai ein paar Meter an mir vorbei. Durch das glasklare Wasser können die Leute im Schiff alles s-hen. Aber helfen können sie nicht. Nun ist der Hai ganz nahe bei dem Tau cher. Der stößt zu und schon färbt sich das Meer rot. Das Tier macht eine rasche Wendung und schlägt mit dem Schwänze aus, die riesige Flosse trifft den Mann und wirft ihn um. Aber noch bevor ich ihn erreiche, trifft mich selber ein schwerer Schlag gegen den Helm. Doch kann ich das Unge heuer am Wulst fassen und stoße nun mein Messer tief in den Leib des Hais. Zu tief, denn er zieht mich eine Strecke mit, frei schwebe ich im Wasser, allen Angriffen preisge geben ... Ein Strahl Blut schießt aus der Wunde. Der Signal mann oben versucht mich an der Leine gegen die Bordwand zu ziehen, kniend erreiche ich sie endlich, schon wieder den großen Schatten über dem Kops. Der Hai verliert sichtlich an Kraft, aber er ist gereizt und geht Jonessen an. Der Anblick des furchtbaren Gebisses Wirkt grauenerregend, wild schlägt er mit der Schwanzflosse aus, der Taucher taumelt und fällt mit dem Helm gegen die Schiffswand. Wieder steht der Hai vor mir, bewegungslos fast, und wieder kann ich ihm das Messer in den Leib stoßen. Blutigrot ist das Wasser ringsum; nun aber scheint das Tier ermattet zu sein, Plötzlich ist er verschwunden. Als ich wieder zum Bewußtsein komme, riecht es nach starkem Essig, ich spüre Blut in den Mundwinkeln, liege auf Ser Taucherplätte, und zwei Leute bewegen meine Arme. Dann lachen sie. Der Hai hat mich nicht verwundet. Jonessen brach er das Schlüsselbein mit einem Schlage seines Schwanzes. Mich haben die 20 Minuten des Unterwasserseins niedergeworfen. 20 Minuten waren das nur? Und kaum 10 Meter Tiefe? Das Wandern im Schlamm des Meeresgrundes schien end los, ungeheuerlich der Druck des Blutes, die Enge, die Schwere der Wassermassen. Der Kampf gegen den Hammerhai verblaßt vor der Ge walt des Erlebnisses, das in jedem Tauchen beschlossen ist. Trotzdem: Das Bild des Riesenfisches, der bewegungslos vor dem Fenster des Helms steht, das mächtige Gebiß weisend, den Tod in den winzigen Aeuglein, dieses Bild vergißt man nicht. Und ich werde kaum wieder einen Taucher bitten, mich ins tropische Meer mitzunehmen. — „Was wollen Sie?" sagt Jonessen. „Hier sind es Hai fische. Im Marmarameer ist es eine Strömung, die unten in entgegengesetzter Richtung geht als oben. Viel Schläuche reißen da, man erstickt." Aber er lacht sehr froh, als der Kapitän der „Castle of Glasgow", die er flickte, zweihundert Mark als Pflaster für das gebrochene Schlüsselbein schickt. Das Testament im alten Sekretär. Man mutz auch auf die Daten achten. — Der Mann, der nach Europa reiste, um ein Vermögen zu erben, und ins Loch kam. — Das Geheimnis der alten Weste. Von W. Rolfs s-Sperl. Alte Sekretäre haben es in Romanen gewöhnlich an sich. Ihre Eingeweide — hier ist natürlich von den Schreibtischen unserer Großväter die Rede — enthalten, wenn die Geschichte, in denen sie Vorkommen, etwas taugen soll, stets ein Geheimnis, das erst sehr spät enthüllt wird. Das war auch bei jenem Se kretär der Fall, der in nachfolgender Erzählung eine große Rolle spielt. Er zeichnet sich aber insofern von seinen roman haften Kollegen aus, als er wirklich existiert hat. Starb da eines Tages ein braver Erbonkel. Unter dieser Bezeichnung war er seinem einzigen Neffen sehr sympathisch gewesen. Leider wurden dieses treuen Jünglings verwandt schaftliche Gefühle nicht gebührend erwidert, was schließlich dadurch recht schmerzlich zum Ausdruck kam, daß der Onkel in seinem schon ein paar Jahre zurückliegenden Testament seinem lieben Neffen ganze tausend Mark vermachte, den Hauptteil seines ansehnlichen Vermögens aber einer wohl tätigen Stiftung. Worauf der Nefte kurz danach grollend sein Taucher im Tropenmeer. Gefährlicher Kampf mit einem Hammerhai. Erlebnis von Anton E. Z i s ch k a - Paris. Brausend rollte die Brandung gegen die Palmenküste von St. Thomas. Neben der Küste lag schief geneigt ein Dampfer, der aus eine der unterseeischen Klippen gestoßen war. Er signalisierte, man möge ihm einen Taucher senden, der ihn aodichten könne. Wir sollten zwei Tage in St. Thomas liegen, und so kam es, daß ich Jonessen, den Taucher, überreden konnte, mich auf eigene Gefahr mitzunehmen. Er wäre Wohl nie dazu zu bewegen gewesen, wenn er von jenem Engländer gewußt hätte, dem vor drei Tagen beim Klarmachen eines Propellers ein Hai beide Beine abbiß. — Ein Küstenschlepper pflegt die Taucherplätte ins Schlepp tau zu nehmen. Der Maschinenmeister erklärt dem Taucher den Schaden, und dann werden die Anzüge gebracht. Ein Khakioverall kommt auf den bloßen Körper, dann tritt man in die Hosen des nahtlosen, enaen Gummianruas. der Kautickuk-
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