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Wilsdruffer Tageblatt : 17.11.1930
- Erscheinungsdatum
- 1930-11-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-193011176
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19301117
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19301117
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1930
-
Monat
1930-11
- Tag 1930-11-17
-
Monat
1930-11
-
Jahr
1930
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 17.11.1930
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Nachahmenswerte Opferfreudigkeit einer kleinen Kirchge meinde. Während die Kirchenkollekte am Kirchweihfeste in Kn - kersdorfßO Mark erbrachte, konnten heute als Opfer der gest rigen Kirchenbesucher dem Konsistorium zur Linderung der Not der durch die Grubenkatastrophen Heimgesuchtcn wieder 55 Mark abgeführt werden. Die Erntefest-Kollekte für die Erneuerung der Orgel ergab 152 Mark. Zunächst nur Verdacht des Kindesmordes. Zur Berichtigung unserer Zeilen in der letzten Nummer wird uns mitgeteilt, daß bei der in Haft genommenen Wirtschaftsgehilfin W. zunächst nur Verdacht des Kindesmordes besteht. Sie hat lediglich gestan den, daß sie in Grumbach heimlich geboren habe und hinzugefügt, daß das Kind ohne ihren Willen in die Grube gestürzt sei. Ob es vorher gelebt hat, ist noch nicht festgestellt worden. Auch be steht die Möglichkeit, daß das Kind bereits tot angekommen ist, da die W. bereits einmal emwandfei totgeboren hat. Mit 25 Jahren schon zu alt. Nach einer Erhebung des Zen tralverbandes der Angestellen über die Altersverteilung in den Berufen ist im kaufmännischen Beruf gegenwärtig das Verkaufs personal wesentlich jünger als das Büropersonal. In der Gruppe der Verkäuferinnen lagen 2588 Beantwortungen vor. Aus ihnen ergab sich der Anteil der Verkäuferinnen unter 20 Jahren mit 53 v. H„ der Anteil der Verkäuferinnen zwischen« 20 und 25 Jah ren mit 36 v. H. und der über 25 bis 30 Jahre mit 8 v. H. Beim Büropersonal hatten von 911 Beantwortungen die Stenotypistin nen unter 20 Jahren einen Anteil von 22 v. H. Der Hundertsatz stieg hier bei den 20- bis 25jährigen auf 41 v. H. und fiel auf 23 v. H. bei den 25- bis 30jährigen. Auch bei den Kontoristin nen ist ein Absinken des Hundertsatzes von 20 Jahren ab zu be merken. Anders ist es bei den Buchhalterinnen, bei denen die über 20jährigen bevorzugt werden. Das Schwergewicht der Er hebung liegt also bei den Verkäuferinnen unter 20 Jahren, lieber 30 Jahre ist nur noch ein Zehntel des Verkausspersonals. Die Weihnachtsbäume werden geholt. In den Forsten des Thüringer Waldes beginnen die Forstverwaltungen bereits mit den Vorbereitungen für den diesjährigen Bedarf an Weihnachts bäumen. Wie verlautet, werden in diesem Jahre aus den Forsten des Thüringer Waldes bedeutend größere Mengen Weihnachts- bäume zur Verfügung gestellt als in früheren Jahren, da sich grö ßere Durchforstungen nötig machen. Auch aus den Privatwaldun gen werden wieder große Mengen Weihnachtsbäume zur Ver fügung gestellt, so daß her Bedarf an Weihnachtsbäumen hin reichend gedeckt sein wird. Mit dem Abschlagen und dem Ver sand der Bäume wird Ende November begonnen. Die Preise be wegen sich in der gleichen Höhe wie in -den Vorjahren. Constappel. Die hiesige Kantoreigesellschaft be ging die Feier ihres einjährigen Bestehens durch eine schlichte, aber besonders gewählte Konzertveranstaltung. Im Rahmen eines Volksliederkonzertes brachte der zwanzig Damen und — infolge beschämender Gleichgültigkeit der männlichen sangesfähigen Ge- m'eindemitglieder — nur vier Herren zählende Chor eine Anzahl wirkliche Perlen deutschen Vvlksgesanges, sowie etliche wohl allen Anwesenden unbekannte ausländische Volkslieder trotz seiner stimmlich ungünstigen Zusammensetzung mit gutem Ausdruck und leidlichem Ton zu Gehör. Man sah jedenfalls, daß die Sänger schaft ihrem Dirigenten, Kantor Stein, freudig und aufmerksam folgt und mit Ernst bei der Sache ist. Die Mängel der Ton stärke und Akkordfülle zu bessern, liegt ja nun ganz in der Hand der oben erwähnten Nochnichtmitglieder, in dem sie sich an der dem Gemeindewohle dienenden Arbeit des Chores beteiligen. Dem Dirigenten wäre das wohl zu gönnen, da es keine leichte Arbeit für ihn ist, die oben erwähnten Mängel mit Vorsicht und der eigenen Stimme zuzudecken und daneben sein Augenmerk auch noch auf die Chvrleitung zu haben. Man hörte an diesem Abende wieder einmal alte vertraute und doch heute vielfach fast verstummte Weisen, wie das Heidenröslein, den Brunnen vor dem Tore, Es scheinen die Sternlein, Dort droben auf jenem Berge, Kein Feuer, keine Kohle, Nun leb wohl, du kleine Gaffe, und das war in der schlichten und doch ausdrucksvollen Vortrags weise des Chors der Wert dieses Abends, wie auch Pfarrer Pla nert in einer Ansprache hervorhob. Anter den anderen Gesängen fand auch eine eigene Komposition von Kantor Stein „Gute Nacht" (nach dem bekannten Kövnerschen Liede) eine sehr freund liche Aufnahme. Gut einstudiert und geschickt ausgewählt, sowie vor allem flott und humorvoll gespielt waren dann noch drei theatralische Darbietungen: ,Mn Abend im Frauensch-utzverein", die Rokokokostümszene „Meißner Porzellan", die von vier jungen Damen in der Tracht von Rokokokavalieren und Damen ausge- sührt wurde und endlich der uvdrollige Schwank „Tante Lotte". Der» Abend sollte gleichzeitig als Werbeabend für den Chor die nen und diesen finanziell etwas stützen helfen. Der zweite Zweck wurde erfreulicherweise in erwartetem Umfange erreicht und vielleicht darf der Chor nun auch in ersterer Beziehung auf grö ßeres Interesse rechnen. Der Saal war fast bis zum letzten Stuhl besetzt und der Beifall der Besucher sehr stark. w. Mohorn. Kinderspeisungen. Das Wohlfahrts- und Jugendamt beabsichtigt vom 1. 12. 1930 6 Wochen lang wieder um eine Schulkinderspeisung in Form eines täglichen Milchfrüh stückes durchzuführen. An derselben werden etwa 10 Prozent der vorhandenen Schulkinder teilnehmen. In erster Linie kommen sol che Kinder in Betracht, deren mangelhafter Gesundheitszustand auf ungenügende Ernährung zurückzuführen ist und die nach dem Urteil der Schulleitung und des Schularztes einer Speisung be dürfen, dann Kinder von Arbeitslosen, Heimarbeitern und Kin derreichen. Kirchennachrichten Wilsdruff. Heute Iungmännewerein. Kirchennachrichten. für den Bußtag. Wilsdruff. Vorm. -^9 Uhr Beichte und heiliges Abend mahl: vorm. 9 Uhr Predigtgottesdienst; nachm. z^3 Uhr Abend mahlsgottesdienst in Sachsdorf; nachm. 5 Uhr Abendmahlsgottes- dicnst in Wilsdruff. Kirchenmusik: im Vormittags- und Abend- mahlsgottesdienste abends 5 Uhr: ,-Gott sei mir gnädig nach deiner Güte". Arie für Baßsolo und Orgelbegleitung aus dem Ora torium „Paulus" von Mendelssohn-Bartholdy. Baßfolo: Herr Lehrer Bertram Luft. — Donnerstag: Abends 8 Uhr Bibel stunde. Grumbach. Vorm. 9 Uhr Predigtgottesdienst. Nachm. 2 Uhr Abendmahlsgottesdienst. Kesfelsdorf. Vorm. ZH9 Uhr Deichte; vorm. 9 Uhr Predigt gottesdienst (Pf. Heber). Kirchenmusik: „Wenn ich ihn nur habe." Dreistimmiger Frauenchor von Carl Birnstein. Nachm. 5 Uhr Abendmahlsgottesdienst (M Seidel) Weistropp. Vorm. ZL9 Uhr Beichte, vorm. 9 Uhr Bußgot- tesdienst mit anschließender Feier des heiligen Abendmahls; nach mittags 4 Uhr Beichte und Feier des heiligen Abendmahls. Sora. Vorm. )411 Uhr Predigtgottesdienst. Abends )47 Uhr Abendmahlsgottesdienst. Röhrsdorf. Vorm. ^9 Uhr Predigtgottesdienst. Nachm. lt-2 Uhr Abendmahlsgottesdienst. Limbach. Abends 6 Uhr Predigtgottesdienst; darnach Beichte und Abendmahlsfeier. Blankenstein. Vorm. 9 Uhr Predigtgottesdienst; darnach Beichte und Abendmahlsfeier. Tanneberg. Nachm. ^2 Uhr Predigtgottesdienst; darnach Beichte und Abendmahlsfeier. Herzogswalde. Vorm. ^9 Uhr Beichte und heiliges Abend mahl. Vorm. 9 Uhr Predigtgottesdienst. Nachm. 4 Uhr Beichte und heiliges Abendmahl. Neukirchen. Vorm. ^9 Uhr Deichte. Vorm. 9 Uhr Predigt gottesdienst. Vereinskalender. Bürgerverein. 17. November Mitgliederversammlung im „Löwen". Christliche Pfadfinderschast. 30. November Unterhaltungs- abend im „Adler". Wetterbericht. An Stärke zunehmende Winde. Vorübergehend verstärkte Bewölkung. Neigung zu Nebelbildung. Nach ziemlich kälter Nacht am Tage beträchtlicher Temperaturanstieg. Noch unerheb liche Niederschläge. Aus dem Landtage. Ablösung von Markanleihen. Das Gesamtministerium hat beschlossen, dem Land tag den im letzten Landtag unerledigt gebliebenen Ent wurf eines Gesetzes über die Ablösung gewisser Mark- 'anleihen der Gemeinden und Gemeindeverbände erneut zugehen zu lassen. * Tharandt. Ein Tharandter Hitler junge ver mißt. Die Ortsgruppe Tharandt der NS.D.A.P. meldet, daß seit , dem 2. November 1930 der 17ZH Jahre alte Hitlerjunge Joachim Gersamm vermißt wird. Bekleidet war er mit brauner Joppe, fchwarz-weißgekästelter Breecheshose, grüner Mütze und Sportstiefeln. Der Vermißte trägt Brille und hatte sein Fahr rad bei sich Die Ortsgruppe Tharandt ersucht, etwaige Wahr nehmungen an den nächsten Polizeibeamten oder an Erich Schul ze, Tharandt in Sachsen, Iulius-Voigt-Straße 82, gelangen zu lassen. Pirna. Erstickungstod. Dem 67 Jahre alten Pförtner Zobel in Pirna war das Gebiß in die Abort grube gefallen. Um es wieder herauszuholen, hob Z. den Grubendeckel in die Höhe, beugte sich hinab, wurde durch die Grubengase betäubt und stürzte in die Grube. Obgleich er bald wieder herausgeholt werden konnte, war der Tod. bereits eingetreten. Zittau. Eiscnbahn und Lastauto. Ein von Reichenau nach Zittau verkehrender Personenzug stieß an einem Straßcnübergang bei Reibersdorf mit einem Last kraftwagen zusammen. Infolge starker Beschädigung der Lokomotive mußten die Reisenden in Kraftwagen nach Zittau befördert werden. Personen wurden nicht verletzt. Grimma. Diphteritis. Das Bezirksschulamt hat infolge Erkrankung mehrerer Schülkr an Diphteritis eine Klasse geschlossen. Reichenbach. In der Scheune des Gutsbesitzers Franz Pürzel im Stadtteil Cunsdorf brach Feuer aus, das neben der massiven Scheune auch einen massiven Wirt schaftsschuppen einäscherte. Das Wohnhaus konnte erhal ten werden. Die Entstehungsursache ist noch unbekannt. Hof. Das ganze Anwesen des Landwirts und Händ lers Hans Döbereiner in Förbau bei Schwarzenbach am Walde ist niedergebrannt. Wohnhaus, Stallung und Scheune wurden ein Raub der Flammen. Tas Feuer griff auch auf die Scheune des Landwirts Hans Enders über und äscherte dies ein. Eger. Erd stürz. Durch den Einsturz von durch Regengüsse gelockerten Erdmassen wurde» sieben Arbeiter verschüttet. Sechs konnten sich retten, der siebente mußte in einstündiger Arbeit ausgegrabcn werden. Er war aber noch am Leben und wurde mit vier anderen ebenfalls Schwerverletzten ins Krankenhaus gebracht. Warm wurde« die GuWWelke Söhlen Wgelegl? Das Konsortium der westdeutschen Großeisenindustrie, das die Aktienmehrheit der Döhlener Gußstahlwerke besitzt, ver öffentlicht nunmehr eine längere Erklärung über die Stillegung des Werkes, die am Donnerstag im Sächsischen Landtag zur De batte stand. Es heißt darin, daß Döhlen nach dem Erwerb der Firma Gebrüder Hunger in Pirna eine Stabeisenguote von ins gesamt ungefähr 135000 Tonnen gehabt habe, diese Quote aber niemals habe ausnützen können und den Rest daher stets verkauft habe. Au einem Verzicht auf die nicht ausgenutzte Quote habe sichDLHlen ohne weiteres nicht geneigt gezeigt, so daß eine größere Gruppe von Werken in Westdeutschland, die sich zu einem Konsor tium zusammentaten, den Beschluß gefaßt habe, die Aktienmehr heit von Döhlen zu erwerben, was im Dezember 1929 geschah. In den letzten Monaten hätten sich die finanziellen Verhältnisse bei Döhlen außerordentlich verschlechtert. Man arbeite augen blicklich mit einem Verlust von über 150 OVO Reichsmark im Mo nat, die Schuldenlast betrage zur Zeit 14 Mill. RM. In der näch sten Bilanz werde voraussichtlich die Hälfte des Aktienkapitals verloren sein. Um das Werk trotzdem weiter zu halten, sei in einer Besprechung im sächsischen Wirtschastsministerium am 13 Oktober d. I. von einigen Vertretern des Konsortiums der Vor schlag einer Beteiligung Sachsens an dem Werk gemacht worden, derart, daß die Hälfte, also 3,61 Mill. RM. Aktien, des Besitzes des Konsortiums dem sächsischen Staate abgegeben werden solle, falls der Staat alsdann die gleichen Lasten übernehme, die auf der anderen Seite das Konsortium etwa weiterhin übernehmen müsse. Nach Ankauf der Aktien durch den Staat sollte das Kapi tal im Verhältnis 2:1 zusammengelegt werden und eine ent sprechende Neueinzahlungen erfolgen. Dem Werk würden hier durch 4 Mill. RM. neue Mittel zugeflossen sein. Es würde aber auch dann noch unrentabel geblieben sein. Das Ministerium habe aber das Angebot abgelehnt und verlangt, daß der sächsische Staat 51 Proz. der Beteiligung bekommen müsse, und im übri gen die Uebernahme von Bürgschaften u. dergl. abgelehnt. Wenn das Konsortium auf diese Vorschläge eingegangen sei, so wäre der Staat der ausschlaggebende Faktor gewesen, hätte aber die ganzen Lasten den früheren Aktienbesitzern überlasten. Da die Verkaufsrückgänge in Stabeisen und Stabstahl zur Zeit nur noch eine Beschäftigung für zwei Wochen ermöglichte, habe sich das Konsortium zur Stillegung genötigt gesehen, weil die Frist für die Verlängerung des Stillegungsanttages am 13. November ab gelaufen sei. Steuern - Steuern - Steuern. Vom Dresdner Leben. Gutes ist dieses Mal aus Sachsens Hauptstadt kaum zu berichten. Wie sollte es auch? Die Wirtschaftsnot verschärft sich immer mehr, über 7t 000 Dresdner Einwohner sind er werbslos, wettere Tausende stehen täglich unter der Furcht, ihre Arbeitsstelle zu verlieren, — und die anderen bedroht dü Lohn- oder Gehhaltskürzung, während sie von der soviel ver sprochenen Preissenkung kaum etwas zu spüren bekommen Und sollte sie doch zur Tatsache werden: dann sorgt schon der Strauß neuer Steuern dafür, daß immer wieder ein Minus bleibt. Es ist wirklich etwas viel, was mit einem Male übei Dresdens Steuerzahler hereingebrochen ist. Es gibt ja kaum einen Haushalt, in dem nicht ein Hund oder eine Katze odei ein Klavier oder ein Grammophon anzutrefsen wäre, viel« aber sind zu finden, wo man zwei oder drei dieser „Dinge' besitzt. Kann man den Betreffenden deshalb übermäßiger Luxus vorwersen? Gewiß nicht, — zahle» aber müssen si« die ncuencn Steuern, die die Gcmcindekammcr festgesetzt hat nachdem die Stadtverordneten ihre Zustimmung versagt hatten Und damit noch nicht genug! Jeder Tag kaun die Einfüh rung der sogen. Bürgersicuer außerdem noch bringen, uni dann gibt es ja schließlich auch noch die Getränkesteuer, gegen die die Gastwirte mit ihrem eintägigen Streik eindrucksvoll — aber doch ergebnislos protestiert haben. Es war ein merk würdiges, ganz ungewohntes Bild, diese geschlossenen Wein und Bierlokale und Kaffeehäuser und Kabaretts, und man cher Dresdner Bürger hat erst an diesem Tage gemerkt, daß mau ganz gut auch einmal den Abend zu Hause verbringen kann . . . Eine zweiseitige Sache also für die Streikenden, und sie geben auch ganz offen zu, daß sie es nicht wagen konn ten, den Streit länger als einen Tag durchzuführen, sie selbsl waren die Leidtragenden. Die Erbitterung des Gastwirtsgewerbes ist aber natürlich vollkommen verständlich. Denn zweifellos leidet der" Umsah ganz erheblich unter dieser Steuer. Es gibt nicht mehr viel überflüssiges Geld, und man schränkt sich dort ein, wo keine Lebensbedürfnisse befriedigt werden müssen. Wobei man keine Rücksicht darauf nehmen kann) daß wieder das Brot andere, Menschen davon abhängt. Und wenn die Stadt an sich mu Recht anführt, daß ihre Einnahmen zu niedrig sind, und sic alles versuchen muß, um das Defizit zu beseitigen, dann muß man sie doch fragen, ob sie denn auch wirklich immer Sparsamkeit geübt hat. Wenn man einmal — um nur ein Beispiel unter vielen anzuführen — über die neue Brücke bei Übigau geht, — die nach einem treffenden Witzwort „ins Nichts" führt —, und dort kaum einem an deren Menschen noch begegnet, wird es einem schwer fallen, mit Ja zu antworten. Und man fragt sich, warum der Ober bürgermeister nicht verantwortungsbewußt das Diktat des Ge- mcindetages damals verlangt hat, als es galt, Millionen und aber Millionen sür überflüssige und sinnlose Bauprojekte zum Fenster hinauszuwerfen. Die Sünden der (Stadt-)Väter müssen die Dresdner nun büßen. In knapp sechs Wochen ist Weihnachten . . . Nur ungern erinnert man sich Heuer daran. Wenn man kein Geld für ein paar Geschenke erübrigen kann, kommt auch die rechte Weihnachtsstimmung nicht. Und die Geschäftsleute dürften sich nicht irren, wenn sie den kommenden Wochen, die sonst oft genug geschäftliche Fehlschläge des ganzen Jahres wieder gut machten, mit Zehr bescheidenen Erwartungen entgegen setzen. Es braucht bloß noch das Wetter so naß und unfreund lich zu bleiben, wie es nun schon monatelang ist: dann haben wir einen „Winter des Mißvergnügens", wie er auch in den Erinnerungen der bekannten „ältesten Leute" noch nie mals dagewcsen ist. „Gras Zeppelin" in Chemnitz. Die Landungssahrt nach Chemnitz konnte vom Luft schiff Graf Zeppelin trotz des zunächst nicht günstigen Wetters ausgesührt werden. Das Luftschiff verließ früh bei starkem Regen um 7,23 Uhr mit zwölf Fahrgästen an Bord Friedrichshafen. Die Führung hatte Dr. Ecke ner selbst übernommen. Während der Fahrt klärte sich das Wetter aus, so daß das Luftschiff bereits um 11 Uhr über dem Chemnitzer Flugplatz erschien. Durch dreima liges Senken der Spitze des Luftschiffes begrüßte Gras Zeppelin Chemnitz, während die nach vielen Tausenden zäh lende Menschenmenge, die den Flugplatz umsäumte, in laute Jubelrufe ausbrach. Nach einer Schleisenfahrt landete das Luftschiff um 11.20 Uhr glatt auf dem Flugplatz. Dr. Eckener wurde von dem Chemnitzer Oberbürger meister Dr. Arlart und dem Leiter des Chemnitzer Flug hafens, Hauptmann a. D. Eberstein, bewillkommnet. Dr. Eckener dankte mit- einem Hoch auf Chemnitz. Graf Zep pelin startete nach Friedrichshafen, wo es 16.20 Uhr Lei strömendem Regen landete. Glückwunschtelegramme zu Weihnachten und Neujahr. Die Reichspost beabsichtigt, ebenso wie in den letzten Jahren, auch während des diesjährigen Weihnachts- und Neu jahrsfestes verbilligte Glückwunschtelegramme einzuführen. Die Einzelheiten stehen noch nicht fest; aller Wahrscheinlichkeit nach ivird die Einrichtung aber nach Art und Umfang der vorjähri gen gleichen Die Ausfertigung der besonderen Glückwunsch telegramme auf Schmuckblatt soll nicht mehr Zwang, sondern in das Belieben des Absenders oder Empfängers gestellt sein. Im deutschen Verkehr wird man wieder für ein Ortstelegramm bis zu zehn Wörtern 50 Pf zu zahlen haben und, wenn es aus einem künstlerisch ausgesührlen Ausnahmeblatt zugestelli wer den soll, 1,50 Mark. Im Fernverkehr kostet ein gleich langes Telegramm 75 Ps. oder l,75 Mark Jedes weitere Wort wird mit 5 Pf. berechnet. Für Schiffstelcgramme wird die Wort gebühr 40 Ps. betragen gegen 75 Pf. bei vollbezahlten Tele grammen. Da in diesem Verkehr keine Mindestgebühr besteht, kann man, wenn man dazu noch einen der festen Texte benutzt, wie sie auch in diesem Jahre wieder zur Auswahl angeboten werden, von einem deutschen Schisse in See aus schon mit vier bis fünf Gebührenworten seinen Lieben in der Heimat einen telegraphischen Festgruß übermitteln, also sür etwa zwei Mark. Dasselbe gilt natürlich sür die umgekehrte Richtung. Aus -er sächsischen Landwirischast. Landwirts Notizbuch. Wie die Pressestelle der Landwirlschaftskammer mitteilt, ist für den 20. November eine Sitzung des Gesamtausschusses des Landesverbandes Sachsen zur Zucht des veredelten Landschweines in Dresden lBärenschänke) angesetzt. — Ain gleichen Tage findet ebendort eine Sitzung des Verbandes säch sischer Edclschweiuzüchter statt. Auf dem Pferdeausstcllungsplatz in Dresden-Reick findet am 4. Dezember ein Schau- uud Verkaufstag statt von schwarzbunten Ticfland'sbullen.
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