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Wilsdruffer Tageblatt : 28.10.1930
- Erscheinungsdatum
- 1930-10-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-193010282
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19301028
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19301028
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1930
-
Monat
1930-10
- Tag 1930-10-28
-
Monat
1930-10
-
Jahr
1930
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 28.10.1930
- Autor
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Frage und Antwort. Ein Ratgeber für jedermann. Lcsillgungen tiir »ic Beantwortung von Anfragen: Der gröbte Teil der Fragen mutz schriftlich beantwortet werden, da ein Abdruck aller Antworten räumlich unmöglich ist. Deshalb mutz jede Anfrage die genaue Adresse des Fragestellers enthalten. Anonyme Fragen werde» grundsätzlich nicht beantwortet. Autzerdem ist jeder Frage ein Ausweis, datz Fragesteller Bezieher unseres Blattes ist, sowie als Portoersatz der Betrag oon Sy Rys. beizufügeu. Für jede weitere Frage find gleichfalls je SV Rps. mitzus-nden. Anfragen, denen weniger Porto beigefügt wurde, werden zurückgelegt und erst beantwortet, wenn der volle Portoersatz erstattet worben ist. Im Briefkasten werden nur rein landwirtschaftliche Fragen behandelt; in Rechtsfragen oder in Angelegenheiten, die sich nicht dem Rahmen unserer Blatter unpassen, kann Auskunft nicht erteilt werde». Die Schriftleitung. Drage Nr. 1. Zwei Kühe haben im August und Oktober v. 3. gekalbt. Drei Monate später habe ich sie wieder zugelass-en,' sie sind aber nicht tragend geworden, trotz- oem sie drei- bis viermal geführt wurden. Die Kühe gaben bis zum Frühjahr viel Milch, aus welcher sich eine schöne, feste Butter Herstellen ließ. Seit diesem Frühjahr ist die Milch weich und schaumig. Ich habe die Tiere vom Tier arzt impfen lassen. Kann diese schlechte Be schaffenheit der Milch vom Impfen herrühren? Die Tiere gehen auf eine gut« Rotklcewei.de. Daneben verabreiche ich frisches Tränkwasser. Ich muß jetzt den Rahm oft 20 bis 30 Minuten buttern. Der Rahm ist dick und hat einen guten Geschmack. Das gleiche kann von ber Butter gesagt werden. Wie kann diesem Milch fehler abgeholfen werden? W. Th. M. in U. Antwort: Ihre Kühe befinden sich ge genwärtig in einem altmelkenden Zustande, und es kommt sehr häufig vor, daß bei altmelkenden Kühen Milchfehler auftreten. 3n Ihrem Falle ist der Fehler nicht besonders groß, da Sie, trotzdem das Buttern infolge der Schaumigkeit der Milch etwas erschwert ist, immerhin noch gute und brauchbare Butter gewinnen können. Wir möchten Ihnen empfehlen, bei dem Weidei- gang Ihrer Tiere eine Beifütterung von zwei bis drei Pfund Oelkuchen je Tier und Tag vorzunehmen. Als Oelkuchen empfiehlt sich am besten ein Gemisch von Palmkernkuchen und Erünußkuchen wie 1:1. Bei dieser Bei fütterung dürfte nach unserem Erachten der Milchfchler sofort verschwinden. vr. Bn. Frage Nr. 2. Meine Ziegen, die gut gelammt haben, wollen nicht sausen. Habe schon alles mögliche versucht, um die Sauflust anzurcgen, habe schon jahrelang Weizengrieß kleie mit gekochten Kartoffeln vermischt ge geben, und mit gutem Erfolg. In diesem Jahre wollen sie aber gar nicht. Habe schon Gersten- fchrot versucht, aber auch das verschmähen sie. Nicht mal klares Wasser wollen sie mehr saufen. Sonst füttere ich rohe Kartoffeln und Heu. Habe schon versuchsweise Gras gefüttert, aber auch das ändert nichts. Milch geben sie sonst gar nicht mehr. Sonst machen sie aber keinen kranken Eindruck. Ob das irgendeine Seuche oder so was ähnliches ist? Es Klagen hier noch mehr Ziegenhalter über dasselbe Uebel. E. K. in St. Antwort: In der heißen Jahreszeit nehmen die Tiere, wenn sie mit Grün gefüttjert werden, immer wenig flüssige Nahrung zu sich. Trotzdem scheint bei den dortigen Ziegen eine anders Ursache vorzuliegen. Schuld kann nur an der einseitigen Fütterung frohe Kartoffeln und Heu) liegen. Sie müssen den Tieren mehr Abwechslung in der Fütterung bieten. Außer Luzerne, Klee usw. mutz auch im Sommer neben einwandfreiem Heu einmal am Tage Kraftfutter verabreicht werden. Geben Sie als Getränk reines, überschlagenes Wasser mit einer Prise Salz. Noch besser: bringen Sie in den Ställen Salzlecksteine oder Salzleckrollen an, von denen die Tiere ihren Salzbedarf nach Be lieben ablecken können. Auch muß den Tieren der notwendige Kalk in Form von Futterkalk zugeführt werden. Nur einwandfreie, gute, kräftige und abwechslungsreiche Fütterung kann Abhilfe schaffen. Ho. Frage Nr. 3. Ein dreijähriger Hofhund hat seit einiger Zeit Schwellungen zwischen den Zehen und am Ballen. Der Außenraum seines Zwingers ist mit Ziegelsteinen gepflastert, in der Holzhütte hat er ein Heulager. Was kann ich gegen die Schwellung der Ballen tun? E. T. in M. Antwort: Ihr Hund leidet an einer Entzündung der Haarbälge, die er sich jeden falls ans dem harten Ziegelboden zugezogen hat. Untersuchen Sie die Ballen und Zwischen- zchenhäute genau auf etwa vorhandene Fremd körper, die natürlich entfernt werden müssen», und pinseln Sie die geschwollenen Ballen mit zehnprozeniigem Salizylspiritus ein. Bet. Frage Nr. 4. Habe einen Hühnerbestnnd oon zwölf Hennen und einem Hahn. Dieselben bekommen: Hafer, Mischfutter, Weich- und Grünfutter. Hatte bisher niemals sogenanntes Pech mit den Hühnern. Dieselben haben einen großen, luftigen Stall, einen großen Park zum Scharren. Vor etwa vierzehn Tagen sie! mir auf, daß ein Huhn den Schwanz hängen ließ und mißmutig aussah, trotzdem fraß es mit den anderen Hühnern. Um keinen Schaden zu haben, schlachtete ich es. Beim Ausweiden war es innen ziemlich seit, die Leber aber war nicht rot, sondern lederartig braun, ungefähr wie gekocht, sie zerriß beim Ausnehmern Das Huhn hatte außerdem Läuse. Vergangene Woche be merkte ich dasselbe wieder bei einem anderen Huhn und am anderen Morgen lag es tot im Stall. Ich wollte nun wissen, woran das lag, und öffnete es. Dasselbe war innen so fett, daß der ganze Magen darin lag. Die Be schaffenheit der Leber war wie bei dem ersten Huhn. Was kann das sein und was ist zu tun? Kann dies schließlich bei al! den Hühnern vorkwmmer? Liegt es an de: Fütterung? Was ist gegen das Ungeziefer (Läuse) am besten an zuwenden? S. Z. in S. Antwort: Erkrankungen der Leber bei Ihren Hühnern, wie sie im vorliegenden Falle geschildert werden, entstehen bei schweren In fektionskrankheiten und Vergiftungen, wie z. B. bei Tuberkulose, Leukase, Phosphorvergiftung usw., aber auch bei zu intensiver, mastiger Er nährung und zu geringem Auslauf. Die Be handlung mutz in der Abstellung der jeweiligen Ursachen bestehen, deren Feststellung durch Ein sendung eines verendeten oder notgeschlachielen Tieres an das Bakteriologische Institut Ihrer Landwirtschaftskammer, aber nicht etwa an uns, erfolgen kann. Gegen die Läuse empfiehlt sich das Einstreuen von Insektenpulver oder von Schwefelvlumen in das Gefieder oder die Be pinselung desselben mit Anisöl 1 :10, fettem Oel oder Kreolin 1 : 5, 8pirUu8 clilutus. Die Behandlung ist nach acht Tagen zu wiederholen, weil die Nisse durch die Mittel wicht sicher getötet werden. Autzerdem ist den Hühnern Ge legenheit zu Sandaschenbädern zu geben, denen man Schwefelblumen zusetzt. Ställe, Sta-ll- gerätschaften und besonders die Nester sind peinlich sauber zu halten und regelmäßig zu desinfizieren. vr. Lz. Frage Nr. 5. Als Besitzer einer 150 Morgen großen Landwirtschaft betreibe ich neben bei Fischzucht in zwei Seen, die zusammen 80 Morgen groß sind. Die Fische (Karpfen und Schleien), bringe ich auf den Markt der Nachbar städte. Leider kann ich mich hier auf dem Lande nicht so eingehend über die jeweiligen Fischpreise unterrichten, wie es im Interesse meines Fischabsatzes notwendig wäre, da die hiesige Tageszeitung nicht fortlaufend und nur unvollständig die Fischpreise bringt. Mir liegt daher daran, einmal zu erfahren, wo ich mich ständig über die Fischpreise unterrichten Kana. Können Sie mir eine Fachzeitschrift nennen, die fortlaufend die Fischpreise notiert, so daß man einen Ueberblick über die Marktlage der letzten Woche gewinnen kann? L. S. in M. Antwort: Die Marktpreise für alle Süßwasserfischarten aus den größeren Städten ganz Deutschlands notiert ständig dis einzige wöchentlich erscheinende „Fischerei - Zeitung" (Wochenschrift für die gesamte deutsche Binnen fischerei, Fischzucht, Teichwirtschaft, Seen-, Fluß- und Bachfischerei, der Fischverwertung und Sportfischerei, Verlag I. Neumann, Neu damm, Abonnementspreis monatlich 1,50 RM). Die Fischmarktberichte haben oft in dieser Zei tung einen Umfang von eineinhalb Seiten und sind sehr ausführlich. Dor allen: : .. U die „Fischerei-Zeitung" den amtlichen Markt bericht der Städtischen Markthallendirektion zu Berlin, dann Tendenzberichte über die jeweilige Marktlage im Karpfen- und Schleiengcschüft, was für Sie als Kleinteichwirt von be sonderem Interesse sein dürfte. Am besten bestellen Sie die „Fischerei-Zeitung" bei Ihrem Postamt. Bei dem so geringen Abonnements preis dürfte wohl einem ständigen Abonnement nichts entgegenstehen. ' A. Frage Nr. 6. Fünf Birnbäume, früher kleine Frühbirnen, vor fünf Jahren veredelt zu Klapps Liebling, werden seit etwa zwei Jahren gelb, wie Ihnen beiliegender Zweig zeigt. Was kann ich dagegen tun? G. Z. in G. Antwort: Die eingesandte Probe war durch die Weißfleckenkrankheit, hervorgerufen durch den Pilz üi^cospbaer ells sentino, be fallen. Zwecks Bekämpfung dieser Krankheit sind alle abgefallenen Blätter zu sammeln und zu verbrennen. Im Winter sind die Bäume und der Boden unter den Bäumen mit zwei- prozentiger Kupferkalkbrühe zu spritzen. Diese Spritzungen sind von Anfang Juni ab noch einige Male mit einprozentigen Lösungen zu wiederholen. Rz. Frage Nr. 7. Kann jetzt noch ein Stachel beerstrauch verpflanzt werden? Wie tief mutz derselbe eingepflanzt werden, und welche Dün gung mutz er erhalten? H. I. in G. Antwort: Sie können genannten Strauch jetzt verpflanzen, es mutz jedoch der Boden frostfrei sein. Der Strauch kommt so tief zu stehen, wie er gestanden hat, etwa 10 om über dem Wurzelhalse in der Erde. Als Dünger nehmen Sie am besten stark verrotteten Stall-, dünger. Dieser wird bis zur Wurzeltiefe im Boden gleichmäßig verteilt. Steht Ihnen kein Stalldung zur Verfügung, so gebm Sie je Quadratmeter 40 Z schwefelsaures Am moniak, 40 bis 50 § 40prozentiges Kalisalz und 50 g Superyhosphat. Ist der Boden humusarm, so wäre eine Vermischung des selben mit Torfmull sehr anzuraten. Rz. Frage Nr. 8. Beifolgend einige stark von Meltau befallene Weintrauben mit der Bitte um Angabe eines Mittels zur Beseitigung dieses sich alle Jahre kurz vor der Ernte ein stellenden Uebelstandes. H. K. in H. Antwort: Die eingesandte Probe war von echtem Meltau befallen. Zwecks Bekämp fung sammeln Sie im Herbst alles Laub und die beim Schnitt abgefallenen Ranken und ver brennen diese. Danach spritzen Sic den ganzem Siock eingehend mit zehnprozentiger Schmier seifenlösung, der noch zweiprozentiges Schwesvö- pulver hinzugesetzt wird. Im Frühjahr, nach dem Laubausbruch, ist der Stock mit Schwefelpulver zu bestäuben. Nach der Blüte sind die Bestäubungen in vierzehntägigen Ab ständen bis Ende Juli zu wiederholen. Die Arbeit wird an sonnigen und windstillen Tagen, am besten morgens beim Tau, ausgeführt. Als Schwester eignen sich die kleinen Handapparats sehr gut. Im Notfall kann auch eine Puder quaste genommen werden. Rz. Frage Nr. 9. Ich habe einen schönen Räucherboden. Leider befinden sich darin Fledermäuse und verzehren immer meine schöne Mettwurst. Wie und womit kann ich mich davor schützen? L. in F. Antwort: Sie sind im Irrtum, wenn Sie glauben, daß Ihre Fleischwaren von den Fledermäusen verzehrt worden sind. Die Fleder mäuse leben nur von Insekten und können als Schädiger von Fleischwaren überhaupt nicht in Betracht kommen. Wahrscheinlich werden Ihre Fleischwaren von Ratten oder Mäusen an gefressen, die bekanntermaßen sehr geschickt auch hängendes Fleisch erreichen können. Der einzige Schutz, den es gegen diese Nager gibt, besteht in Anbringung entsprechend enger Gitter, durch die weder Mäuse noch Ratten hindurch- kriechen können. Aste Fenster und sonstigen Oeffnungen sind damit zu schützen. Wenn Sie nun schreiben, datz Ihre Fleischwaren verzehrt werden, so könnte man daraus schließen, datz sie von Dieben gestohlen werden. A. Sille Husenduoecn an die EchriftleiMng, auch Anfragen, find zu richten an den Verlag I. Neun, an», Neudamm tBcj. gfo.). Der Mocken-VeU-ge <les Kr Amäxvirffckssl, 6 mann Milsärotter ^KgebisM HrtULiwii'ifckskk. Wilsdruff, am 28. Oktoter 1S30 Die weberkarde. Von Landwirtschastsrat a. D. Groß. (Mit Abbildung.) Nördlich der Donau, zwischen Deggendorf und Vilshofen, treiben die Bauern in sechs Gemeinden eine seltene Kultur, die der Weber karde. Je nach der Nachfrage, die bekanntlich den Preis regelt, werden die Anbauflächen ver größert oder herabgesetzt. Hören wir kurz, wie sich der Anbau innerhalb eines Jahres abspielt. Ist der Boden abgetrocknet, so sät man von Mitte März bis Anfang April auf einen be sonderen Bodenfleck im Freien den feinen Samen aus; je früher die Aussaat erfolgt und je besser das Saatbeet vorbereitet ist, desto schöner werden die Pflanzen zum Aussehen. Nach der Hauptgetreideernte, etwa vom 20. Juli bis 10. August, bringt man die Pflanzen, etwas an den Löwenzahn im Aussehen erinnernd, in die Felder. Dazu eignet sich leichter, sandiger Boden durchaus nicht; die Weberkarde will besten, kräftigen Boden; je schwerer derselbe ist, desto schöner wird voraussichtlich ihr Wachstum. Hat man den üblichen Bifangbau, so treffen auf einen je drei Reihen; die Pflanzen stehen dann im Dreieck mit 20 em Abstand. Nach dem Anwachsen werden sie im Vorherbste einmal und im Frühjahr danach zweimal sauber gehackt. Meistens geht Roggen dem Anbau der Weberkarde voraus. Manchmal erhalten die Pflanzen im Herbste eine schwache Düngung mit Jauche. Im Juli blühen die Pflanzen, die einen starken Mittelstamm haben, aus dessen Blattwinkeln die zahlreichen Seitenäste heraus wachsen. Die Stengel sind stachelig und tragen am Ende die Weberkarde, die wie zitronen ähnliche Igel aussehen. Ihre Größe wechselt sehr; der Mittelstamm trägt die größte „Herz kardel". Oft schneidet man dieselbe absichtlich frühzeitig heraus, um viele mittelgroße Seiten kardeln zu erhalten. Die Blüten selbst erscheinen nach und nach wie fingerbreite weiße Kränzchen, für die Bienen meist vielen Nektar liefernd. Ist der ganze Blütenkranz abgefallen — die Bienen verletzen bei vielem Wind ihre Flügel durch die Stacheln und gehen vielfach danach zu grunde, namentlich wenn auch noch plötzlich ein Regen dazu trifft —, so setzt die Ernte schon ein. Dieselbe dauert von Ende Juli an bis Ende August. Mit Scheren werden die blüten restfreien Kardeln so abgeschnitten, daß ein 10 bis 15 om langer Stengelteil bleibt. Mit den „Schwingen", einem leichten Geräte aus Fichtenholz bandartig geflochten, werden die Kar deln gesammelt und auf dem Wagen, der mit einem großen Tuche ausgelegt ist, nach Hause gefahren. Nun gilt es, diese grünen Igel sorgfältig im Halbschatten zu trocknen, und zwar auf dem Speicher oder Dachboden, oder unter einem Vordachraum oder auf dem Balkon, der als sogenannter Schrot ganz oder teilweise das Haus ziert. Je dünner die Haufen find, je luftiger die Kardeln liegen, je öfter sie am Tage mit einer Getreideschaufel, gewendet werden. den .Kardeln die überflüssigen Stacheln zu nm dieses Gewicht fest, wiegt danach die Menge, errechnet die Tausendzahl und dann je Tausend 3—4—5—7—12 ganze zahlt UN. Weberkarde (0!psseu8 fullonum). » Blütenstand, K einzelne Blüte, o Fruchtstand, 6 Samenkorn, s Blatt. nehmen. Späße, Gesang, Musik, Bier und Tanz müssen das öde, geistlose Geschäft angenehm unterbrechen; denn mancher Kleinbauer hat 50000 bis 100000 bis 300000 Stück Kardeln geerntet, vom Ar (100 c;m) 5- bis 10000 Stück. Nach dem Stutzen zählen zwei Personen in etwa einem halben Tag das Ergebnis der Ernte. Vor dem Verkauf müssen die kleineren Stücke, auch die braunen, beschädigten, durch Sortieren ausgeschaltet werden. Der Käufer läßt 1000 Stück genau zählen, stellt danach desto grüner bleibl die Ware. Braune Weber- kardeln sind für den Käufer wertlos. Gegen Mitte September gibt es dann eine mühsame Arbeit an den Kardeln; jeder einzelnen müssen mit der Schere die Blattspitzen eingekürzt werden; auch der Kardelstiel braucht ein Stutzen der Stacheln. Dieses zeitraubende, langweilige Geschäft erfordert große Geduld und Ausdauer. Deshalb gehen die Nachbarn mehrmals mit ihren kleinen und großen Hilfskräften beiderlei Geschlechts abends von 8 bis 2 Uhr zusammen, gefährdet seine Pflanzen sind von äußeren Ein flüssen. Darum darf ihm auch für seine mühe volle, riskante Arbeit ein entsprechender Preis werden. Mgs EeMter WUms Wesrau Ver ZMeMULMii im biMWen KüUS' Alt zu Lerichten weiß. Bon Gevatter Chrischan dem Jüngeren*). Wiederum war eine Woche schwerer Arbeit dahingegangen. Die müden Glieder hatten etwas ausgeruht, der Gottesdienst war besucht und das sonntägliche Mittagsmahl verzehrt worden. So saß denn Gevatter Chrischan, sein Pfeifchen schmauchend, vor seiner Haustür und seine treue Lebens- und Arbeitsgefährtin neben ihm. Nicht lange, dann gesellten sich auch die beiden Nachbaren mit ihren Frauen dazu, und sogleich war ein lebhaftes Gespräch über die letzten Erlebnisse und Erfahrungen in Feld, Hof und Haus im Gange. Besonders wurden eingehend die großen Vorzüge der Wirtschafts beratung erörtert. Nun war Gevatter Chrischan nicht nur selbst ein sehr tüchtiger Mann, der seinen landwirtschaftlichen Betrieb durchführte, wie kein Zweiter im Dorf, seine Hausfrau war nicht minder tüchtig in ihrem Wirkungskreise. Und da sie einmal, wie die meisten Frauen, den Mund auf dem rechten Fleck hatte, so konnte auch sie verschiedenes aus ihrer Tätigkeit *) Wir machen besonders daraus aufmerksam, daß die früher herausgegebenen, so ungemein beliebten Artikel und Belehrungen oon Gevatter Chrischan in Buchform, und zwar bereits in zweiter Auflage, erschienen sind. Das Buch führt den Titel „Gevatter Chrischans Landwirtschaftliche Brosamen". Ein Buch gemeinverständlicher und anregender Be lehrungen aus allen Zweigen der Landwirtschaft. Zweite, vermehrte Auflage. Preis geheftet 1 KN, kart. 1,50 KN. Verlag von I. Neumann, Neu damm. Das inhaltlich unbezahlbare Werk kann zu Geschenkzwecken an alte und junge Landwirte sowie zur Einstellung in Vereins- kückereien nur bestens empfohlen werden. Meistens erfolgt der Verlaus im Oktober bis Dezember — Die Pflauzenstengel werden als bald nach der Ernte heransgenommen, zu Bündeln gebunden, zum Trocknen wie kleine Garben aufgestellt und zu Hause im Backofen zum Heizen gebraucht. Die Kultur der Weber karde hat auch ihre Feinde. So können die Wühlmäuse und Feldmäuse die Wurzeln völlig unter der Blattrosette ausfressen; dann ist das ganze Feld lückenhaft und muß unter Umständen ausgepflügt werden. Der schneelose Winter 1929 bis 30 kann bei längerem Ostwinde die Pflanzenwurzeln austrocknen; ferner ist wechseln des warmes Wetter am Tage und nächtlicher Frost dem Wurzelwerk äußerst gefährlich, so daß das Anbauftld verloren gehen kann fürs laufende Jahr. — Aus diesen knappen Schil derungen kann der Leser, auch der Nichtlandwirt ersehen, wieviel Zeit der kleine Bauer dieser ! Sonderkultur zuwenden muß und wie sehr
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