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xrundfätzlicher Annahme der Vorschläge Hervss in Zukunst freie Hand, jede deutsch-französische Einigung zu Bedingungen abzu lehnen, die für Deutschland weniger günstig wären als die von Herve vorgefch-lagenen. Ich erbitte Antwort zur Weitergabe an Herve." * Mahraun gegen Hitler Berli n. Gegen die inzwischen vrrösfentlichte Antwort Hit lers aus die Ansrogen Herves hat sich bekanntlich Artur Mah- raun auf der Bielefelder Tagung des Iungdeutschen Ordens mit groszer Schärfe gewandt. Nachdem nun in dem Blatte „Der Iungdeutsche" der Wortlaut der Mahraunschen Rede vorliegt, treten die Gegensätze in der außerpolitischen Ausfassung der Jung- deutschen und der Nationalsozialisten noch deutlicher hervor. Mahraun hat zur Antwort Hillers an Heros u. a. gesagt, ein größerer Betrug sei an der nationalen Bewegung und am iungnativnalen Deutschland noch nicht geübt worden. Hitler wolle die sreundschastliche Verständigung ohne die Wiederherstellung der deutschen Heeresmacht. Hitler verzichte also aus alles das, wvnun die Iungdeutschen seit Jahren gekämpft haben. Er ver zichte ans die Aufrüstung der deutschen Armee, Hitler spreche nicht mehr von Freiheit und wolle nicht mehr den Kamps, er spre che von Friede und Verständigung. Hitler fei Pazifist geworden. Mahraun folgert daraus, daß diese Erklärungen Hitlers nur für Sowjetrußlaud nützlich seien und nur der Bolschewismus ein In teresse daran habe, daß alle europäischen Staaten abrüften, denn das bolschewistische Rußland rüste nicht ab. Mahraun meint, daß Hitler diese Antwort nicht von sich aus gegeben haben konnte, und deshalb sordert er ihn aus, zu verkünden, wer ihn gezwungen Dis TrEr iM GEgeSiei. 92 Tote und drei Vermißte fest gestellt. Die Trauer über das Unglück auf der G r u b c M a y - buch ist im ganzen Saargebiet sehr groß. Die Gebäude der Bergmerlsdirektion und viele Privathäuscr habe» halbmast geflaggt. Vergnügungen und Festlichkeiten wurden in letzter Minute verlegt oder abgebrochen. Die Zeitungen, die Handelskammer, der ArbeUnchmerverband ver Saarindustrie und die Arbeitgcberorganisationen haben zu Sammlungen für die Hinterbliebene» aufgerufen, und schon jetzt gehen von allen Seiten zahlreiche Spen den ein. Welch namenloses Elend das Unglück in manchen Familie» verursacht hat, geht aus Einzelheiten hervor, die nach und nach bekanntwerden. Der 51. und 52. Tote, die in den Verlesesaal gebracht wurden, waren oie Brüder Alt aus M ö r ch w e i l e r. Ihr Vater war, als er von dem Unglück hörte, sofort in die Grube gefahren, um sich an dem Rettungswerk zu beteiligen. Nach unmenschlichen Mühen und stundenlangem Suchen entdeckte er zwei leblose verkohlte junge Menschen, die sich anscheinend im Todeskamps als Brüder umarmt hatten. Der Vater hatte seine Söhne gefunden und gab ihnen das Geleit aus der Tiefe. An einer anderen Stelle im Totensaal sah man einen alten Gemeindepolizisten, der in einem Toten seinen Sohn erkannte, obschon der auf der Brnst des Toten liegende Zettel einen anderen Namen angab. Ein fehlender Finger an der Hand des Toten hatte den Vater seinen Sohn wiedererkennen lassen. Oie Zahl der Opfer. Nach einer Meldung der Erubcuvcrwaltnng wurde sie Zahl der geborgenen Toten am Montag mittag mit 26 angegeben. Hierzu kommen noch vier im Lazarett ver- torbcnc Bergleute und zwei Tote, die noch in der Grube iegen. 92 Tote stehen somit fest, tlbcr das Schicksal von arei Vermissten weist man noch nichts Genaues. Möglich, aast sie sich noch unter Tage befinden, möglich aber auch, rast cs ihnen gelungen ist, sich zu retten, und Vast sie sich dishcr nur nicht gemeldet haben. Roch 6 Maybacher Bergleute in Lebens gefahr. Paris, 27. Oktober. Nach den letzten Meldungen aus Saarbrücken befinden sich von den 20 verletzten Bergleuten 6 in hoffnungslosem Zustand. Der Generaldirektor für Grubenfragen im Ministerium für öffentliche Arbeiten wird sich am Dienstag nach Saarbrücken begeben, um die Untersuchung in der Maybach- Grube zu leiten. Französischerseits wird erklärt, daß die ersten Feststellungen bereits den Beweis geliefert hätten, daß sämtliche Sicherheilsvorrichlungen in Ordnung gewesen seien. * Das Veileid der sächsischen Regierung. Die sächsische Negierung hat der Direktion der May bach-Grube zu der schweren Bergwcrkskatastrophe telc graphisch die aufrichtigste Teilnahme ansgesprochen. habe, eine solche Antwort zu geben. Hitler habe kein Recht, auf eine Ausrüstung des deutschen Heeres und auf Militärbündnisse zu verzichten. Das scheinheiliae Europa. Mussolini über die R e v i f i o n s f r a g e. Das „neunte Jahr faschistischer Zeitrechnung" leitete Mussolini mit einer großen Rede vor den Führern des Faschismus ein. Seine Sommerreden hätten den Zweck gehabt, dem scheinheiligen Europa, das in Genf vom Frieden rede und dabei überall den Krieg vorbereite, die Maske abzureißen. Die NevisionderFriedens- Verträge diene dem Interesse Europas, dem Interesse der Welt. Die Behauptung von der angeblichen Unab änderlichkeit der Verträge sei sinnlos. GkMMutW tu MWu? Neue Unruhen in Rio de Janeiro. In Rio de Janeiro sind neue Unruhen aüsge- brochen. Es kam zu heftigen Zusammenstößen zwischen der Militärpolizei und dem aufsässigen Pöbel. Die Geschäfte und Banken wurden sofort geschlossen. Gerüchte besagen, daß die Anhänger Prcstcs eine Gegen revolution in der Bundeshauptstadt zu entfachen versuchen. Die Untersuchungen des MaySach- Llnglücks. Noch sechs Bergleute in Lebensgefahr. Nach den letzten Meldungen aus Saarbrücken befin den sich von den 20 verletzten Bergleuten sechs in hoff nungslosem Zustand. Der Generaldirektor für Gruven- sragen im französischen Ministerium für öffentliche Ar beiten wird sich nach Saarbrücken begeben, um die Unter suchung in der Maybach-Grube zu leiten. Französischerseits wird erklärt, daß die ersten Feststellungen bereits den Be weis geliefert Hütten, daß sämtliche Sicherheitsvorschriflen in Ordnung gewesen seien. Die allgemeine Anteilnahme. Der Landeshauptmann der Rheinprovinz, Horion, und der Oberpräsident der Rheinprovinz haben an die Regierungskommission des Saargebietes in Saarbrücken anläßlich des Grubenunglücks auf dem Schacht Maybach Beileidstelegramme gerichtet. Gemeinsame Anordnung für Preußen und Bayern. Auf Anordnung der Reichsregierung und der preu ßischen und bayerischen Staatsregierung setzen am Mitt woch, dem Tage der Beisetzung der Opfer des Un glücks aus der Maybachgrube, die öffentlichen Ge bäude in Preußen und in der bayerischen Pfalz die Flaggen auf Halbmast. Oie Äeise^ng der letzten Alsdorfer Opfer. Wiederinbelriebnahme dreier Reviere. Aus Alsdorf wird berichtet: Zu Zehntaufendcn zogen rach den Beisetzungen die Menschen zu den Gräbern der Serglcute, die sämtlich mit weißen Kreuzen versehen vorden sind. Am Moutaa moracn wurden now rwei Opfer, darunter ein in der Mariagrube tödlich verunglück ter Bergmann, bcigcsetzt. Der Eschweiler Bergwerksverein teilt mit, daß die sieviere 4, 5 und 6 wieder in Betrieb genommen wurden. Ferner werden die im Revier 12 (Maschinenrevier) be- 'chäftigten Leute wieder eingestellt. Die Inbetriebnahme »er Reviere wird nach Maßgabe des Fortschrittes der ilufräumungsarbeiten erfolgen. Außerdem sollen weitere 100 Mann auf den anderen Grnben des Eschweiler Berg- verkvereins eingestellt werden. Sperren mW Beileidskundgebungem Der Reichspräsident hat als Hilfe für die Opfer der Lergwerkskatastrophe im Saargebiet einen Betrag von (0 000 Marl aus seinem Dispositionsfonds bewilligt. Die Apostolische Nuntiatur in Berlin hat im Anf rage des Papstes 10000 Mark für die Angehörigen »er verunglückten Bergleute in Alsdorf überwiesen. Beim Deutschen evangelischen Kirchen- russchuß in Berlin sind Beileidstelegramme des fran zösischen protestantischen Kirchenbundes und der Kirche wn Schottland cingelauscn, die mit herzlichen Worten die llnteilnahmc des evangelischen Auslandes an »er Katastrophe in Alsdorf zum Ausdruck bringe». Rote Brasiliens an Spanien. Entschuldigung der Rio-Regierung in Madrid. Der spanischen Regierung ist eine Note der vorläufi gen Regierung in Brasilien zugegangen, in der wegen der Tötung spanischer Staatsangehöriger bei der Beschießung der „Baden" um Entschuldigung gebeten und strengste Untersuchung angekündigt wird. Spanien wird keine Ant wortnote schicken, sondern den Botschafter in Rio de Ja neiro beauftragen, von sich aus Schritte wegen der Schadenersatzansprüche zu unternehmen. Dieser Weg wurde gewählt, weil Spanien die neue brasilianische Regierung noch nicht anerkennen will. Neue blutige Mampfe in Nia und Sao Paulo? Neuyvrk, 28. Oktober. Da die direkte Nachrichtenüber mittlung aus Rio de Janeiro infolge schärfster Zensur völlig aus setzt, ist man auf Meldungen aus Buenos Aires über Montevi deo angewiesen. Gerüchtweise verlautet, daß in Rio und Sao Paulo blutige Kämpfe im Gange seien. Die gegenrevolutionäre Bewegung in Sao Paulo soll nach vierstündigem Kampf nieder geschlagen worden fein. Die Lage foll völlig ungeklärt fein, da die Kämpfe in Rio angeblich andauern. Wilsdruff, am 28. Oktober 1930. Merkblatt für den 29. Oktober. Sonnenaufgang 6'° I Mondaufgang 14"° Sonnenuntergang 16" j Monduntergang 22°° 1811: Prinz Adalbert von Preußen, der Begründ r deulfchen Flotte, geb. Vorboten des Winters. Auf dem Erzgebirgskamm herrschte Sonntag und Montag ein starkes Schneetreiben, so daß schon am Montagnachmittag vom Fichtelberg eine Schneetiefe von 64 Zen timeter, von der Umgebung Oberwiesenthals aber sogar von fast 75 Zentimeter gemeldet werden konnte. Die Straße Ober wiesenthal—Bärenstein war derartig verschneit, daß im Ver laufe des Montags vier Kraftwagen im Schnee stecken blieben. Das Abschießen der Priv. Schützengesellschaft Wilsdruff sand vergangenen Sonntag den 26. Oktober von nachmittags 2 Uhr an in hiesigem Schützenhause statt. Das schlechte Wetter schien auf den Besuch des Schießens großen Eindruck gemacht zu haben, denn es waren trotz persönlicher Einladung nur sehr wenig Schützen zur Stelle. Namentlich versagten auch die sogenannten Würdenträger der Gesellschaft, die eigentlich das meiste Inter esse an dem Schießsport zeigen möchten. Es war die Iahres- bestmünze. entgültig aus- und eine neue Ehrenscheibe zu er schießen. Letztere Scheibe erschoß sich Leutnant Fleischermeister Martin Neubert. Wenn man Zeuge des Lebens der Kameraden in anderen Gesellschaften unseres Gaues sein kann, so versteht man die Interesselosigkeit unserer Schützenbrüder nicht, die einen Schießstand nach den neuerlichen Bauten haben, um den Wils druff weit und breit beneidet wird. Da noch 14 Nummern nach den Bedingungen des Wettinschützenbundes (60 müßen erreicht werden, 36 sind nur geschossen) zu schießen sind, so wird für Sonntag vormittag ^11 llhr ein nochmaliges Wettschießen um die Iahresbestmünze angesetzt. Auch soll noch eine weitere Ehrrn- scheibe ausgeschvsfen werden. Es ergeht an alle Schützenbrüder der Rus: „Zeigt mehr Sckützengeist!" Ortsausschuß für Handwerk und Gewerbe. Der gestrige Sprechtag im „Adler" war gut besucht. Vor Eintritt in die Ta gesordnung überbrachte Kantor Hientzsch Grüße vom Uhr- machermeister Nicolas, die herzlich erwidert wurden. Stadt- rat Zien ert kam auf bas schön verlaufene Jubiläum der Schmiede-Innung zu sprechen, der er die Wunsche des Ortsaus schusses übermittelt habe. Die heutige Sitzung des Bezirksaus schußes habe ein sehr betrübliches Bild der Bezirksfinanzen ge zeigt. Man habe sich auch da mit den Steuernotverordnungen besaßt und werde auch in den Gemeinden nicht um die Einfüh rung der neuen Steuern herumkommen. Die Schankverzehrsteuer müße der Mittelstand ablehnen, der (Bürgersteuer stimme man trotz großer Lücken und zu geringer Staffelung zu, weil doch die Fehlbeträge wieder gedeckt werden müßten und die Einführung erhoffen laße, baß damit der Anfang zu Gemeindezuschlägen zur Einkommensteuer gemacht werde, Da die Steuer alle Einwohner treffe, sei auch zu erwarten, daß sie die Bewilligungsfreudigkeit derjenigen etwas dämpfen werde, die gern alles bewilligen, aber die Kosten andere aufbringen laßen, Schuhmachermeister Bu s ch wies entschieden zurück, daß auch die Bürgersteuer vom Arbeitgeber für seine Arbeiter abgeführt werden soll. Bekannt gegeben wurde, daß sich wieder zwei Mitglieder neu angemekdet haben. Beim Kapitel Schwarzarbeit regte Möbelsabrikant Schlichen maier an, eine Umstellung des Gesetzes dahin anzustreben, daß derjenige bestraft wird, der Schwarzarbeit Aus fuhren läßt. Zu einem Schreiben der Ortsgruppe Wilsdruff des Deutschen Beamtenbundes, das u. a. nachwies, daß für die Bö- amtenbesoldung im Reich (ohne Militär) nur 4stio des Gesamt etats erforderlich feien, erklärte Stadtmt Z ienert, daß das wchl stimmen könne, daß das aber nichts an der Tatsache ändere, daß der Verwaltungsaufwand bei Reich, Staat und Gemeinden betrage. Wenn seitens der Beamten der Mittelstand als Bild links: Ueberlebende und Rettungsmannschaften erwarten am Unglücksschacht neue Nachrichten. — Bild rechts: Die ersten Opfer werden geborgen. Unck wisäer Oraueriahnen