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ausschließlich durch Getreide unwirtschaftlich, da -dieses nur 8 bis 9 Prozent verdauliches Eiweiß aufweist. Sojaschrot, Erd nußkuchen -usw. enthalten aber davon -40 Prozent. 40 Kilogramm Kartoffeln können auch durch 9 Kilogramm Trockenkartoffeln er seht werden. Für die Rindermast find rohe Kartoffeln nicht so vor teilhaft wie trockene, gedämpfte und gesäuerte. Line für Mast rinder im Gewicht von 250 Kilogramm angebrachte Futterration, die eine tägliche Lebendgewichtzunahme von über 1 Kilogramm ermöglicht, ist: 45 Kilogramm -Kartoffeln, 10 Kilogramm Oel- kuchen und Heu und Stroh bis zur Sättigung. Schwerere Mast tiere erhalten 20 Kilogramm Kartoffeln und 2 Kilogramm Oel- kuchen. Zugochsen bekommen bei Stallruhe Futterstroh und 30 Kilogramm Kartoffeln, kein Kraftfutter, bei Arbeitsleistung eine Zugabe von 3 Kilogramm Kraftfutter, halb Getreide- und halb Oelkuchenschrot. Bei der M a st erhalten Ochsen Stroh, 3 0 bis bis 40 Kilogramm gedämpfte Kartoffeln und 114 bis 2 Kilogramm Oelkuchenschrot. Auch das Jungvieh kann rohe oder gedämpfte Kartoffeln in mäßigen Mengen erhalten. Gewaschene und gedämpfte Kartoffeln sind auch im Pfer de st a l l verwendbar. Man nimmt an, daß 1 Pfund Hafer 4 bis 5 Pfund Kartoffeln gleichzusetzen ist. Rohe und gesäuerte Kar toffeln sind kein ideales Pfevdefutter, wohl aber Trockenkartoffeln und gedämpfte Kartoffeln. Es dürfen an Pferde nur sehr sauber gewaschene Kartoffeln verfüttert werden. Oekonomierat Weiß ermel, der sich große Erfahrungen mit der Kartoffelfütterung an Pferde angeeignet hatte, gab je Pferd und Tag b i s zu 3 0 Kilogramm gedämpfte K-a rtoffeln, reichlich Klee- Heu und Stroh, Körnerfutter fiel ganz weg. Rohe Kartoffeln find, gut gesäubert, nur sehr vorsichtig zu verwenden. Bon der Verfütterung von Sauerkartosfeln an Pferde ist abzuraten. AW Todesstrafe, sondern Freispruch. Das Urteil im Nachterstedter Mordprozeß. Im Nachterstedter Mordprozetz, der achl Tage lang dat Schwurgericht in Halberstadt beschäftigt hat, wurde das Urteil gefällt. Der Heilgehilfe und Bademeister Otto Koch der unter der schweren Anklage stand, den Bergwerks direktor Kramer, den Leiter der Grube Concordia, in Nachterstcdt hinterrücks erschossen zu haben, wurde auf Kosten der Staatskasse sreigesprochen. Der Staatsanwalt hatte du Todesstrafe beantragt. Es war ein sensationeller Prozeß, der hier zu Ende gt gangen ist, ein Prozeß, der weithin die Gemüter in lebhaft! Erregung versetzt hatte, ein Prozeß mit Indizienbeweisen, ein Prozeß, in dem Rachegefühle eine große Rolle gespielt zu haben scheinen. Der Bergwcrksdirektor Kramer, eine bedeut same Persönlichkeit der Kaliindustrie, war bei der Arbeiter schäft sehr unbeliebt, da er ein strenger Herr war. „Mögen sic mich hassen, wenn sie mich nur fürchten!" scheint sein Wahlspruch gewesen zu sein. Vor zwei Jahren schon wäre er beinahe das Opfer eines Mordanschlages geworden. Am 19. Februar dieses Jahres wurde er es wirklich: man hat ihn in der Nähe seiner Villa erschossen aufgefunden. Allgemein war man überzeugt, daß er einem Attentat aus Rache zum Opfer gefallen sei. Ein paar Wochen später wurde unter dem Verdacht, den Mord begangen zu haben, der Heilgehilfe und Bademeister Otto Koch verhaftet. Die eigene Frau hatte ihn als den Mörder bezeichnet, mit der Angabe, daß er selbst ihr den Mord gestanden habe. Das hat sie unter Eid ausge sagt. Die Frau ist mit Koch in zweiter Ehe verheiratet und hat aus der ersten Ehe erwachsene Söhne, die gleichfalls vor Gericht erschienen. Warum sie sich gegen ihren Mann gestell: und ihn so schwer belastet hat? Auch hier, so hieß es, sei Rache das treibende Gefühl gewesen. Die Ehe war schlecht, und die ältere Frau soll auf den Mann eifersüchtig gewesen sein, lind warum Koch den Bergwerksdireklor erschossen haben sollte? Koch war früher im Bergbau beschäftigt und soll von Kramei plötzlich entlassen worden sein. Da habe er Rache zu nehmen beschlossen. Also Rache und immer wieder Rache. Aber für all dies lagen keinerlei Beweise vor, sondern immer nur In dizien. Zeitabmessungen, bei welchen es um Minuten und Se künden ging, spielten eine große Rolle. Aus der einen Seite wurde der Angeklagte aufs schwerste belastet, auf der andern Seite wurden ihm glänzende Leumundszeugnisse ausgestellt unter anderem auch von früheren Vorgesetzten. Der Staats anwalt blieb der Überzeugung, daß Koch der Mörder sei, das Gericht aber sprach frei — wegen Mangels an Beweisen Frau Koch hat, wie es heißt, aus diesem Urteil Konsequenzen gezogen: sie hat, um die Heimkehr ihres Gatten nicht „mit erleben" zu müsse«, die eheliche Wohnung geräumt. Wegen Vcamienbeleidigung vermieilt. Das Urteil im Prozeß gegen die Hugenberg-Redakteure. In dem Beleidigungsprozest wegen des Artikels Dr. Hugen- »crgs über den Ausgang des Volksbegehrens verurteilte das Rroße Schöffengericht Berlin Mitte den Redakteur Flem- ning voin Tag und den Chefredakteur der Deutschen Zeitung, Oberstleutnant a. D. Schwend», wegen öffentlicher Belcidi- ,ung in der Presse zu je l 5 tt M a r k G e l d st r a f e, an deren Stelle im Nichtbcitrcibungsfatle 15 Tage Hast treten. Der veitcre Angeklagte Redakteur John vom Berliner Lokalan- e'qer wurde irrigesproche» Allerlei Wissenswertes. Eine Jnselräumung und ihre zoologischen Folgen. Nach längeren Bemühungen, das Los der Insulaner zu erleichtern, hat sich die englische Regierung entschlossen, St. Kilda, die westlichste der Hebriden-Inseln, zu räumen. Eino andere Lösung war nicht möglich, nachdem die Lebens bedingungen auf der Insel täglich schlechter wurden. Die Leute vou St. Kilda blieben vom Herbst bis in das Frühjahr hinein von jeglicher Verbindung mit England abgeschlossen. So hätte im vorigen Jahre das durch Stürme verursachte verspätete Eintreffen des Lebensmittelschiffes beinahe zur Ka tastrophe geführt, da der Proviant auf St. Kilda schon seit vierzehn Tagen ausgegangen war. Nun bemüht sich die Re gierung, den Insulanern in England Wohnungs- und Ber- dienstmöblichkeiten zu verschaffen, und verschiedene Groß grundbesitzer haben sich bereit erklärt, einzelne Familien an zusiedeln. Somit wäre alles gut und schön, träten nicht plötz lich die englischen Zoologen aiff den Plan. Diese Herren, von der überragenden Wichtigkeit ihres Faches durchdrungen, stellen die welterschütternde Frage: Wie sollen nach der Ver pflanzung der Bevölkerung tue nur auf St. Kilda allein vor kommenden Tierarten erhalten bleiben? In erster Linie handelt es sich hier um eine Mäuseart, Mus Muralis (Mauer maus), die nur im Postamt von St. Kilda, dem einzigen massiven Gebäude der Insel, zu leben geruhte. Verschiedene Versuche, die nach Ansicht der Zoologen so kostbaren Nager nach englischen Tiergärten zu verpflanzen, sind leider miß lungen, weil die Mäuse schon während der Ueberfahrt den Geist aus Heimweh ausgaben. Doch nicht um Mus Muralis allein bangen die Gelehrten, sondern auch das voraussicht liche Eingehen der zweiten Tierspezialität von St. Kilda be reitet ihnen Kummer. Bald wird nämlich auch der Große Zaunkönig von St. Kilda nicht mehr zwitschern, obwohl er erst vor einiger Zeit durch eine besondere Parlamentsakte unter behördlichen Schutz gestellt wurde. Doch der größte Verlust, den die Zoologie erleiden wird, dürfte der des Soay- Schafes sein, des Primitivsten aller bekannten Haustiere. Die englische Regierung hat leider kein Verständnis für die Trauer der Gelehrten. * Er hat die Ehe richtig erfaßt. Oberrichter Walter Herzinger von San Francisco schein: die Bedeutung und dis wahre Natur der Ehe richtig erfaß: zu haben: Seiner Ansicht nach ist sie für die „Betroffenen" nichts anderes als eine schwere Strafe. Hier der Beweis: Voi einiger Zeit lernten sich Idel und Sylvester kennen und gleist hinterher lieben. Dagegen wäre nichts einzuwenden, wenn du beiden jungen Leutchen nicht schon am nächsten Tag unter den Eindruck einer Flasche greulichen Mondscheinschnapses sich ein, Heiratslizenz besorgt hätten. Hiermit versündigten sie geger das Gesetz, das da vorschreibt, zwei Heiratskandidaten müßte: sich die Sache erst reiflich überlegen, zu welchem Zwecke zwi schen dem Augenblick des Bekanntwerdens und dem Nachsuche: um eine Lizenz mindestens drei Tage zu liegen hätten. Darun kümmerten sich die jungen Leutchen aber nicht, und vierund- Lwanzig Stunden, nachdem sie einander kennen gelernt hatten Hier wird das bulgarische Kömgspaar zum zweiten Male getraut Die A l e x a n d e r - N e w s k I - K a l h e v r a l e tu So fia, die größte orthodoxe Kirche aus dem Balkan, in der König Boris III von Bulgarien und seine sunge Gattin noch einmal — entsprechend dem Glauben des Bräutigams nach griechisch katholischem Ritus - aetrani werden Waren sie Mann und Frau. Weitere vierundzwanzig Stunde: später kam schon der doppelte Katzenjammer — nach Schnaps und Heirat —, und Idel lief zum Richter, um die Scheidunc zu beantragen. „Strafe muß sein", entschied aber der Kadi, »nd so verurteilte er die Jungvermählten, ein Jahr ver heiratet zu bleiben. „Wenn Ihr vorher auseinander lauft" so drohte der Richter, „kommt Ihr ins Loch!" Hoffentlick nützt die Drohung. Doch es soll Leute gegeben haben, die sich im Loch Wohler suhlen als im „trauten" Heim. * Erstaunliche Flugleistungen der Bienen. Vom Landwirtschaftsdepartement der Bereinigten Staa ten wurden kürzlich Untersuchungen über die Entfernungen angestellt, die eine Biene unter Umständen zurücklegt, um einen Tropfen Blütenhonig einzubringen. Im Staate Wyo ming stellte man einige Bienenstöcke in einer vollkommen unfruchtbaren Gegend auf. Das Gelände war vorher sorg fältig nach irgend welchen für die Honiggewinnung geeigneten Pflanzen abgesucht worden, dergestalt, daß die Stöcke rund dreizehn Kilometer von der nächsten Blüte, Alsalfagras, ent fernt standen. Nach Oeffnung der Bienenstöcke dauerte es eine Zeitlang, bis die Tiere sich orientiert hatten und die Alfalfabüschel fanden. Dann setzte ein lebhafter Verkehr zwischen den Stöcken und den Pflanzen ein. Jeder Tropfen Honig kostete somit einen Flug von rund sechsundzwanzig Kilometern. Zum Sammeln eines einzigen Pfundes waren etwa 18 000 Flüge erforderlich und somit ein Weg von ins gesamt 470 000 Kilometern. Keine der Bienen vermochte den Rückflug mit ihrer Last ohne Unterbrechung zu bewäl tigen. Eine große Anzahl von ihnen ging in Sandstürmen zugrunde, und auch die, welche den Bienenstock erreichten, waren oft so ermattet, daß manche verschiedene Fehllandungen hintereinander machten, bis sie endlich einfliegen konnten. Die Untersuchungen haben somit gelehrt, daß die Bienen, die einer neuerlichen Version zusolge gar nicht so fleißig sein sollen, wie es der beliebte Vergleich wahr haben will, keine Anstrengung scheuen, um der ihnen von der Natur gestellten Aufgabe zu genügen. Geschäftliches. Die Indianer bitten um Entschuldigung. Die Zigarrenraucher finden es etwas schwierig, in den Be sitz der Krenter Indianer zu kommen. Die Krenter Zigarren- Werke haben, bevor sie auf dem Markt erschienen, große Mengen von Zigarren fertiggestellt. Es zeigt sich nun, daß die Aufnahme bei den Rauchern derart stürmisch ist, daß selbst diese großen Vorräte nicht ausreichten. Man sagst daß wesentliche Mengen in das Ausland gelie fert werden. Wie wir hören, ist dies richtig, denn die Krenter Zigarren-Werke haben umfangreiche Exportausträge auf Wunsch maßgebender Stellen aus volkswirtschaftlichen Gründen zur Be hebung der Arbeitslosigkeit angenommen. In das Ausland gehen, da es dort so verlangt wird, frische Zigarren, während für den deutschen Raucher nur abgelagerte in den Handel kommen. Hieraus erklärt sich die vorübergehende Knappheit an Kren ter Zigarren. Die Krenter Zigarren-Werke bitten bie sächsischen Zigarrenraucher um Entschuldigung, daß sie inzwischen ihre Oualitätszigarren entbehren und andere Sorten rauchen müssen. Diesem Umstand wird in aller Kürze abgeholfen sein. Während noch vor wenigen Tagen 1200 Arbeiter beschäftigt waren, ist jetzt diese Zahl schon überschritten. Diese erhöhte Ar- beiterzahst sowie weitere umfangreiche technische Einrichtungen in der Fabrik in Döbeln, werden die Krenter Zigarren-Werke in Kürze in die Lage setzen, alle sächsischen Zigarrenraucher genügend zu versorgen. Aber auch inzwischen kommen täglich, so gut es geht, Lieferungen an die maßgebenden Zigarrengeschäfte. Bücherfcha, . „Der Türmer — Deutsche Monatshefte." Monatlich ein Heft im Umfange von über 100 Seiten mit ca. 60 prächtigen z. T. farbigen Bil dern. Preis nur 1,50 Mk. Verlag Heinrich Beenken in Berlin SW 19. — „Der Türmer" und die „Deutschen Monatshefte überreichen ihr erstes gemeinsames Hest. Man durfte auf die Verschmelzung gespannt- sein, wenn auch Name und Ansehen des neuen Herausgebers, Dr. Friedrich Castelle, von vornherein gediegene und vortresfliche Arbeit erwarten ließen. Dennoch überrascht das Oktoberheft der Zeitschrift durch eine ganz neuartige, lebendige Form. Gemüt und Geist, die der Begründer des „Türmer", Freiherr von Grotthuß, vor mehr als dreißig Jahren als hervorstechende Eigenschaften seiner Monatsschrift bezeichnete, treten auch jetzt gebieterisch in den Vordergrund und bekunden, daß der neue Her ausgeber die schöne Ueberlieferung des „Türmer" pflegen und fördern wird. Und nun kommt zu diesem wertvollen alten Bestand der Einfluß der bisherigen „Deutschen Monatshefte". Von ihnen sind vor allem die Beilräae mit Bildern übernommen worden, und gerade in diesen Bildauisätzen dient die neue Zeitschrift den Anforderungen der Gegen wart. Alles in allem ist das erste Heft der Zeitschrift ein vielversprechen der Anfang und wird ihr sicher viele Freunde zuführen. Denn wir brauchen eine Monatsschrift, die für die Nöte und Bedürfnisse der Zeil Nahrung und Anregung gibt, die bewußt und ernsthaft ihrer .ganzen Arbeit dis zwei großen Forderungen der Gegenwart voranstellt, in dem sie Vaterland und Gottesfurcht, die beiden unvergänglichen Tugenden des deutschen Volkes, pflegt und so gerade heute der tiefsten Sehnsucht aller echte:. Deutschen entgegenkommt. Der geradezu beispiellos billig- Preis von nur 1,50 Mk. für das über 100 Seiten starke rcichillustriertc Heft ermöglicht jeder deutschen Familie die Anschaffung. Unsere Leser erhalten gegen Einsendung von 30 Pfg. Porlvauslagen ein Probeheft. Bild links: Tie Aufbahrung der Opfer der Maybach-Grube. — Bild rechts: Deutsches Land jenseits der Grenze. Blick vom Iauf enpaß (zwischen Sterzing u. Meran) gegen den Telfeser Weißen.