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Wilsdruffer Tageblatt : 30.10.1930
- Erscheinungsdatum
- 1930-10-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-193010302
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19301030
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19301030
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1930
-
Monat
1930-10
- Tag 1930-10-30
-
Monat
1930-10
-
Jahr
1930
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 30.10.1930
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Neues aus aller Lie» Ein Personenauto vom Schnellzug überfahren. Der Schnellzug Granada—Madrid überfuhr an einem Bahn übergang ein Personenauto, das eine Strecke weit mit geschleift wurde. Drei der Insassen wurden aus der Stelle getötet, während sechs weitere Personen in schwerverletztem Zustande aufgesunden wurden. Wölfe in Polen. In der Woiwodschaft Nowogrodek in Polen sind, wie aus Warschau berichtet wird, zahlreiche Rudel von Wölfen aufgetaucht. Das frühe Erscheinen der Tiere wird als ein Zeichen eines kommenden strengen Winters gedeutet. Sechs Tote bei einem Autobusunglück. Wie aus Moskau gemeldet wird, ist bei der Goldgrube Aldan in Sibirien ein mit 29 Arbeitern besetzter Autobus umgekippt und in Brand geraten. Nach den bisherigen Feststellungen wurden sechs Arbeiter getötet und 19 schwer verletzt. Mäuseplagc in Palästina. In Transjordanicn ist eine Feldmausplage ausgebrochen, die die junge Winter saat gefährdet und gefährlicher ist als die in" Palästina häufige Heuschreckenplage. Die Behörden in Palästina haben bereits die Vertilgung der Mäuse „organisiert" * Geldspende des Kvffhäuserbundes für Maybach. Berlin. Der deutsche Reichskriegerbund Kyffhäuser und der preußische Landeskriegerverband haben für die von der Bergwerkskatastrophe auf Grube Maybach betroffenen Kame raden und Kameradenfamilien den Betrag von 2000 Reichs mark überwiesen Dreifacher Mord und Selbstmord eines Vergmannes. Saarbrücken. Im Walde bei Fischbach wurden der Bergmann Matthias Lavinger, dessen Frau und seine beiden Söhne im Alter von 6 und 9 Jahren tot aufgefunden. Alle vier Personen wiesen schwere Schußverletzungen auf. Lavinger hatte mit seiner Frau und seinen beiden Söhnen am Montag seine Wohnung in Fischbach verlassen und war seither nicht mehr gesehen worden. Es wird angenommen, daß Lavinger die Tat in einem Anfall von Schwermut begangen hat. Memeldiretwrmm Reisgys zurüktgelrelen. Memel. Nachdem die Wahlkreiskommission das end gültige Wahlergebnis der Wahlen zum Memelländischen Land tag bekanntgegeben Hai ist nunmehr das Übergangsdirekto rium Reisgys zurückgcireten. Der Gouverneur hat das Direktorium mit der We icrführung der Geschäfte bis zur Neu bildung eines Direktoriums entsprechend der Zusammensetzung des neuen Landtages beauftragt. Man geht wohl nicht fehl in der Annahme, daß dieser Schritt des bisherigen Direkto riums wesentlich beeinflußt worden ist durch den in Kowno unternommenen Schrill des deutschen Gesandten. Abessinien und sein neuer Herrscher. Zur bevorstehenden Krönung. Die am Sonntag, dem 2. November, in der abessinischen Hauptstadt Addis Abeba stattsindende Krönung Ras Ta- farts, des jetzigen Königs, zum „Negus Negesti". d. h. zum König der Könige", lenkt die Aufmerksamkeit aus dieses ent fernte Land von Afrika und seine Herrscher. Abessinien oder Äthiopien ist neben Liberia der ein zige unabhängige Staat des Schwarzen Erdteiles. Trotz seiner geographischen Lage in der tropischen Zone hat das Land im allgemeinen ein gesundes und gemäßigtes Klima, da es auf einem hohen Plateau liegt. Das abeismische Volk zählt etwa zwölf Millionen und gehört zu den seit uralten Zeiten in Nordasrika ansässigen hamitischen Völkerschaften. Es ist eigent lich ein Mischvolk; auch sein Name „Habesch" bedeutet eine Mischung von verschiedenen Rassen. Die Abessinier sind in zahlreiche Stämme geteilt. Der wichtigste ist der Amhara- stamm, dem auch das Königshaus angehört. Die Sprache dieses Stammes ist die Staatssprache. Abessinien ist ein Kaiserreich. Das Staatswesen trägt einen theokratisch-feudalen Charakter, ^cr Negus Negesti hat unumschränktes Recht über Leben und Eigentum seiner Untertanen. , Wenn auch das Christentum schon im vierten Jahrhundert in Abessinien eingefuhrt wurde, so ist doch noch heute ein Teil des Volkes mohammedanisch und ein anderer Teil heidnisch. Durchschnittlich bleiben im Monat zwölf Tage alle staatlichen Anstalten, außer Polizei und Post, aber auch alle Läden ge schlossen anläßlich des einen oder des anderen Heiligcntages, deren es in Abessinien zahllose gibt. Die Landcserzeugnisse sind mannigfach. Neben Weizen, Gerste und anderem Getreide werden kultiviert: Tabak, Baum wolle, Kaffee, Apfelynen, Zitronen, Wein, Bananen, Feigen, Pfirsiche usw. Kamel- und Mauleselkarawanen sind noch heute die üblichen Verkehrsmittel. Die einzige Eisenbahnlinie, die die Hafenstadt Dschibuti (französischer Besitz am Roten Meere) mit der Landeshauptstadt verbindet, ist 800 Kilometer lang. 74 Mac Pherson setzte sich, steckte die Hände in die Hosen taschen und streckte die Beine von sich, wie er es in der Ainsbyschen Dienerhalle oft getan hatte, um seine bevorzugte Stellung zu markieren. Da er damals zwischen Maya und dem Herzog hin und her ging, als der noch nicht zur Würde gelangt war, erlaubte er sich später Freiheiten auch gegen diesen. wurde fortgejagt. Aus Wut darüber machte er einen Mordanfall auf Seine Gnaden. Das Urteil lautete auf lebenslängliche Verbannung. Davon schwieg er, tat vielmehr so als sei ihm von feiten des Herzogs größtes Un recht geschehen. Sir Reginald ging unruhig auf und ab, in Erwägun gen vertieft, wie er diesem Menschen beikommen könne, um rhn auf andere Gedanken zu bringen. Seine Liebe zu Helene war tief und aufrichtig Durch sie war er ein anderer geworden, war er zu neuem Leben erwacht. Was er gefehlt, wollte er gut machen, um ihretwillen, um sie sich zu errrngen. Hätte er damals anders an Mac Pherson gehandelt, als er es getan, er hätte in ständiger Furcht leben müssen, daß jener ihn verriet oder Selene noch weiter bedrohte, um sich an ihm zu rächen. Daher seine Nachsicht und sein Versuch, Mac Pherson mit seinem harten Schicksal zu versöhnen und durch gute Be handlung es ihm tragbar zu machen. Ein merkwürdiges Zufallsspiel, oder war es Verhangnrs, Nemesis, daß jene erste Begenung mit Helene dre Quelle seines höchsten Glückes und seiner tiefsten Verzwerflung wurde, jener Seelenpein, die er seither erduldet hatte und dre rn dieser Stunde gipfelte, wo Mac Pherson seine Plane zu durchkreuzen und sein junges Glück zu vernichten drohte. Nach ern,gen wei teren Schritten blieb er vor Letzterem stehen und sah ihn an. Mac PheAon batte sich indessen in aller Gemütsruhe eine Pfeife gestopft. Eben zündete er sie an. „Well" sagte er, zwischen Rauchzugen, „was haben Sie .beschlossen? Mitgehen, oder nicht?" Me Provinzen stuv miteinander und mii dem Zentrum durch Telephon und Telegraph verbunden. Der Ackerbau gilt bei den Abessiniern als eine heilige Beschäftigung. Jährlich am ersten Erntetage müssen der König und die Königin persönlich anwesend sein und die ersten Garben ernten. Diese werden an Ort und Stelle vom Patriarchen gesegnet Erst daraus folgt Vie Ernte der anderen Felder Die Abessinier sind zwar ein kulturfreundliches Volk, aber tn ihrer Entwicklung sehr zurückgeblieben. Die Abessinierin scheut sich zwar nicht vor den Männern, wie es sonst in den meisten orientalischen Ländern der Fall ist. Sie ist frei und verhält sich in Gesellschaft würdig und unbefangen. Nur die weiblichen Angehörigen der adligen Klasse trägen auf der Straße einen seidenen, aber sehr dünnen Schleier, halten je doch die Augen frei Wenn der Abessinier auch kriegerisch und tapfer ist, so kommen doch Streitigkeiten bet ihm sehr selten vor und beziehen sich dann meistens auf die Ehre der Familie und die Abstammung Gegeneinander sind sie sehr liebenswürdig, wenn sie sich aus der Straße treffen, grüßen sie sich durch eine tiefe Verbeugung, wie es etwa die alten Römer zu tun pflegten. Es ist Sitte, daß man täglich beim Essen singt, plaudert und Vergnügungen veranstaltet Das Nationalgericht der Abessinier besteht aus rohem Fleisch, das man aufschneidet und star! pfeffert. Der Thallan, das nationale Getränk, eine Art Bier, muß unbedingt beim Essen gereicht werden. Die Abessinier lieben strenge Ordnung. Ihren Herrschern gegenüber hegen sie ein unumschränktes Vertrauen. Jedermann hat das Recht, sich dem König vorzustellen und ihm seine Be schwerden und Wünsche vorzutragen. Wenn man gemeinsam vor dem König oder einem hohen Würdenträger Protest er heben will, nimmt man lange Stöcke in die Hand, begibt sich zu ihm und fängt an zu schreien: „Abeth, abeth!", d. h. „Hilfe, Hilse!" Daraus muß der Herrscher oder Fürst erscheinen, die Beschwerden anhören und einen Bescheid sällen. Das Königs haus veranstaltet jährlich mehrere Male freie Bolksmahlzeiten, woran der König selbst und seine Höflinge tetlnehmen, mit dem Volke reden und dessen Beschweren anhören. Sehr volkstümlich war der 1913 verstorbene Kaiser Menelik ll 1896 führte er einen Freiheitskrieg gegen du Italiener. Roch heute ist sein Name bei allen Abessiniern populär. Er genießt eine tiefe, saft religiöse Verehrung. Auch die höchsten Würdenträger des Landes würden nicht zögern auf der Straße sich aufhalten zu lassen, wenn man sie mii den Worten: „Ba Menelik", d h. „Im Namen Meneliks!" anrust. Nach dem Tode Meneliks bestieg den abessinischen Thron seine Tochter Judith, ihr Neffe Ras (Herzog) Ta fort Ma ko neu aber wurde zum Regenten ausgerufen Die wirkliche Macht gehörte von Anfang an diesem Manne Er ist ein europäisch gebildeter und kluger Herrscher. Voi zwei Jahren brachte er es durch eine Palastrevolution fertig sich zum Regne- ansrusen zu lassen. Zu Ostern 1930, als dic Kaiserin Judith einem plötzlichen Tode erlag, folgte ihr dei Negus Tafari als Negus Negesti Äthiopiens. Am 2. November findet jetzt also seine Krönung statt, die von eigentümlicher einheimischen Zeremonien begleitet sein wird. A f i a t i c u s. Revolte gegen Baldwin. Spaltung der englischen Konservativen. Vierundvierzig konservative Unterhausmilglieder sind zur offenen Auflehnung gegen den Parteiführer Baldwin übergegangen. Sie versammelten sich im St.-Stephens-Klub und unterzeichneten nach einer heftigen Debatte einen Bries an den Parteivorsitzenden, in dem sie den sofortigen Rücktritt Baldwins fordern. Sie erklären, daß ein Wechsel in der Führung der Partei im nationalen Interesse not wendig sei. Da im Unterhaus 260 konservative Abgeordnete sitzen, hat sich immerhin der sechste Teil der Revolte gegen Baldwin offiziell angeschlossen. Die gegen Baldwin Aus- tretenden hoffen, daß sich aus einer Versammlung weitere konservative Abgeordnete ibrem Schritt anschließen werden Sia ek Mehr Kartoffeln verfüttern Die diesjährige Kartoffelrekordernte von 44,3 Millionen Tonnen, die die größte seit 1913 in Deutschland eingebrachte Kartoffelernte darstellt, hat zu einer starken Stockung des Kar toffelabsatzes und zu einem kaum glaublichen Sturz der Kar toffelpreise geführt. Die rentable Verwertung des überreichlichen Kartoffelausfalles bildet daher heute in Landwirtskreisen den Ge genstand lebhaftester sorgenvoller Erörterungen. Da von einer normalen deutschen Erntemenge von 40 Milli onen Tonnen 23,5 Millionen Tonnen zu Futterzwecken zur Ver fügung stehen, ist begreiflich, daß der Kernpunkt des Kartoffel- Problems in einer rentablen Verwertung der Kartoffeln durch den Viehmagen zu suchen ist. Die Kartoffeln, die reich -an Stärke (15—20 Prozent) und arm an Eiweiß (0,9 Prozent) sind, stellen in erster Linie ein vor zügliches Mastfutter dar. 4 Kilogramm Kartoffeln entsprechen im Nährwert etwa 1 Kilogramm Getreide, 1 Kilogramm Kartoffeln etwa 2^ bis 3 Kilogramm Futterrüben. Bor allem müssen die Kartoffeln weit mehr als bisher zur S ch w e i nemast herangr- zogen werden. Man kann Mastschweinen bis zur Schlachtreife 1 Tonne (20 Zentner) Kartoffeln verabfolgen. Die vom Aus land heute noch für die Schweinemästung bezogenen 3 Millionen Tonnen Gerste und Mais, die einen Wert von 1F Milliarden Mk. repräsentieren und einen ungefähren Mehrverbrauch an eige nen Futterkartoffeln von 12 bis 15 Millionen Tonnen verhindern, müssen u-m jeden Preis von der Einfuhr ferngehalten werden. Die Schweinemast ist auf Kartoffelmast umzustellen. Heute wird noch viel zu viel Getreide zur Schweinemast benutzt. Bei der Kartoffelschnettmast, bei der Schweine von 20 Kilogramm An fangsgewicht im Laufe von 20 Wochen auf 110 Kilogramm Lnd- gewicht gebracht werden, sind je Schwein 800 Kilogramm Kar toffeln, 100 Kilogramm Getreideschrot und 42 Kilogramm hoch wertiges Eiweißfutter erforderlich. Die tägliche Kraftfutterbei gabe stellt sich je Schwein auf 700 Gramm Getreideschrot und 300 Gramm hochwertiges Eiweißfutter (100 Gramm Fischmehl, 100 Gramm Fleischmehl und IVO Gramm Trockenhefe). Kleie istkein Futter für Schweine, da sie zu schwer verdau lich ist- Von Wichtigkeit ist die Frage, in welcher Form die Kartof feln den Schweinen dargeboten werden sollen. Hierauf ist zu nächst zu antworten, baß sich rohe Kartoffeln für die Schweine mast nicht eignen, da sie nur zur Hälfte ausgenutzt werden, während gedämpfte Kartoffeln zu 90 Prozent verdaulich sind. Auch eingesäuerte Kartoffeln stellen, sofern die Einsäuerung sach gemäß vorgenommen wurde und das Sauerfutter eine einwand freie Beschaffenheit aufweist, ein vorzügliches Schweinefutter dar. Der Vorteil der Kartoffeleinsäuerung besteht in der Vermei dung der großen Verluste, die unserer Wirtschaft bei der in der landwirtschaftlichen Praxis gemeinüblichen Aufbewahrung der Kartoffelvorräte über Winter durch Schwund, Fraß und Fäule entstehen und die für dieses Jahr auf 20 Prozent geschätzt werden. Die Einsäuerung schafft einen Ausgleich zwischen Winter- und Sommervorrat an Nährstoffen, zwischen dem meist sehr schwan kenden Ertragsausfall mehrerer Erntejahre. Die Einsäuerung des Kartoffelüberschustes entlastet den Markt und stützt die Preise: Die Kartoffeln brauchen nicht mehr zu jedem Preis auf den Markt geworfen zu werden. Am idealsten wäre allerdings die Ueberführung der über schüssigen Kartoffelmengen in Trockenware, in Flocken oder Schnitzel, weil diese unbegrenzt haltbar, keinem Schwund und keiner Fäule ausgesetzt sind. Kartoffelstöcken können mit bestem Erfolg an alle Tiergattungen verfüttert werden. Der verstärkten Herstellung und Verwendung von Kartoffelstöcken stehen aber lei der ihre heute noch viel zu hohen Fabrikationskosten, die sich auf 2,50 bis 3 Mark je Zentner belaufen, hindernd im Wege. Den Kühen gibt man vorteilhaft rohe Kar toffeln. Hm allgemeinen wird an Rindvieh noch viel zu wenig kohlehydratreiches Grundfutter verabreicht und in erster Linie müßen mehr Kartoffeln zur Ernährung des Rindviehs her- angezvgen werden, wodurch die Viehhaltung wesentlich wirtschaft licher gestaltet werden könnte. Rohe Kartoffeln enthalten dreimal so viel Nährwerte wie Futterrüben. Die Milchleistung wird da durch sehr günstig beeinflußt. Man kann den Kühen täglich 15 bis 20 Kilogramm rvhe Kartoffeln verabfolgen, wozu aber eine ausreichende Menge Viehsalz, Futterkalk und Oelkuchen treten muß, um den Kühen mit den Kartvffen nicht das Mark aus den Knochen zu füttern. Außer hinreichend Futterstroh und Spreu ist das Grundfutter der Milchkühe auf 2,5 Kilogramm Heu und 15 Kilogramm rohe Kartoffeln zu bemessen, wozu noch zur Er zeugung von 10 Liter Milch 1,5 Kilogramm Oelkuchengemisch oder 6 bis 7 Kilogramm Getreideschrot kommen. Selbst bei nied rigen Getreidepreisen erscheint -aber die Erzeugung von Milch Sir Reginald hatte auch seine Gelassenheit wieder er langt. Er antwortete nicht, setzte sich dem anderen gegen über, stopfte ebenfalls gemächlich seine Pfeife und setzte sie in Brand. „Verdammt feines Kraut, was Sie da rauchen, Mac", sagte er im Jargon. „Bei meiner Seele!" Schnuppernd und den Rauch mit der Hand sich zuwehend: „Echt Navy cut! Wo kauft man das hier?" Mac Pherson schmunzelte. „Ja, gutes Kraut! So 'was wächst in diesem gott verlassenem Lande nicht. Habe es von einem Pedlar, der gerade des Weges kam." „Hätten ihn hierher dirigieren sollen, Mac. Wissen doch, die Pfeife ist des Buschmanns bester Freund." „Will's meinen", nickte Mac Pherson, rauchend. „Habe den armen Teufel der Mühe überhoben. Kaufte ihm gleich seinen ganzen Vorrat ab". „Schade"! „Warum schade, Governor? Steht Ihnen mit zur Ver fügung. Wenn ich mit einem Menschen mitfühlen kann, dann mit einem Raucher, der ein weniger gutes Kraut schluckt als ich". „Gut, Mac! Ich nehme Ihr freundliches Anerbieten mit Dank an. Gehen wir in der Tabaksache halbpart. Und" — rauchend — „gehen wir in der anderen Sache auch halbpart!" Mac Pherson öffnete den Mund zu einer Frage. „Erlauben Sie!" bat Sir Reginald. „Ich will Ihnen nur auseinandersetzeu, warum es unklug und gegen Ihr eigenes Interesse wäre, wenn Sie darauf bestehen wollten, mich nach England und zum Herzog zu begleiten. Sie Würden damit selbst sich um das bringen, was Sie mit allen Mitteln erstreben, Ihre Rache an dem Herzog zu nehmen. Daß Sie seinerzeit sein Leben bedroht haben, haben Sie ja eben selbst zu erkennen gegeben". „O das —!" Mac Pherson war beunruhigt. „Well, einen Herzog von Ainsby bedroht man nicht mit dem Leben, dem mutz man mit anderen Waffen beikommen, die subtiler, aber nicht weniger tötlich sind, sonst wandert man, wie es Ihnen geschehen ist, in die Verbannung". „Er hat seinen Brnder ermordet!" begehrte Mac Pherson auf. „Sagt man, Mac! Erwiesen ist das nicht und kann auch nie erwiesen werden, da der einzige Augenzeuge, sein Bruder, tot ist. Und Sie kennen ja das landläufige Wort: „Tote Leute erzählen keine Geschichten"." „Ja, leider!" brummte Mac Pherson. „Nun, also! Mit dem Aufwühlen dieser Sache ist es nichts. Die Akten darüber sind längst geschlossen. Der Hauvtzeuge in der Maya-Afsäre aber lebt, ich! Damit rst mir, ist uns beiden, eine Waffe in die Hand gegeben, die unsichtbar ist und doch trifft, verwundet, tötet, wenn man will. Sollte nun Seine Gnaden belieben, mich nicht zu empfangen oder seine Schuld abzuleugnen, so soll er durch mich erfahren, datz autzer mir noch ein Zeuge dafür lebt. Sie, der jeden Augenblick bereit ist, zu beeiden, datz er ein Ohrenzeuge unserer geheimen Unterhaltung gewesen ist". „Ja, ja!" stimmte Mac Pherson begeistert zu. «Schade nur, datz uns Maya noch einmal entschlüpft ist, die uns hier so nahe gewesen. Sie würde meine und Ihre Wandlung mit Freuden begrüht haben. Das Trauzeugnis, das ich damals bei ihrer ersten hastigen Flucht aus London unter ihren hinterlassenen Papieren fand, von dem der Herzog glaubte, datz sie es mitgenom men habe, ist noch in meinen Händen, ist meine beste Waffe. Dagegen kommt er nicht auf. Sein Geld, den Judaslohn, kann er zurückbekommen. Doch daran wird ihm wenig negen. Er gab mir damit ja auch nur die Mittel, die erforderlich waren, um Maya die Flucht ins Ausland zu ermöglichen. Als Beauftragter ihres Gatten und als der ihr von ihm zugewiesene Beschützer täuschte ich ihr vor, sic werde von Indien aus verfolgt. Man habe endlich ihre Spur gefunden und beabsichtige, sie in den Siwatempel zurückzubringen, mit List oder mit Gewalt. Die Priesterschaft habe sie als Kind gekauft, was in Indien rechtsgültig sei, und reklamiere ihr Eigentum. Ich folgte ihr dann ins Ausland, angeblich um sie zu beschützen, in Wahrheit, um sie zu hindern, nach England und zu ihrem Gatten zurückzukehren. Er wollte von dieser Kette, die ihn an Niedriges band, befreit sein. Nach einiger Zeit kam sie hinter das feige Spiel, das man mit ihr trieb. Denn die verheißenen Briefe ihres Gatten trafen niemals ein. Sie flüchtete dann auch vor mir." (Fortsetzung folgt.)
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