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Viel Aufregung schuf für die Wilsdruffer die Erbauung d er Wacht- Hütte. Bürgermeister Löwe wendet sich am 9. September bittend an das Kriegs kollegium in Dresden: Wir sind gestern durch schriftliche Ordre des Herrn General lieutenants Baron von Ried bedeutet worden, eine große Wachthütte von Brettern vor das ohnweit hiesigen Sädtgens Mischen Kaufbach und Grumbach angelegte Husaren-Piquet des Kais. Mas. Regiments sonder Anstand zu bauen. Unser durch die zeitherigen Kriegs Troublen äußerst ruiniertes Städtgen ist außer Stande, dergleichen Baumaterial aufzubringen. An die 26 Häuser und Scheunen liegen bei uns wüste, in welchen alle Böden aufgebrochen, Tore und Türen ausgehoben und weggenommen sind. Wir haben bereits vor die um hiesige Stadt stehende Piquets des löblichen Szccinischen Husarenregiments dergleichen Wachthütten erbaut und müssen täglich solche mit einer beträchtlichen Quantität Brennholz und Töpfergeschirren und Ordo nanzen versorgen. Wir sollen auch da einen Pferdestall für 20 Pferde anbauen und die Wachhütte erweitern. Wir bitten, uns ein Mehreres nicht aufzuerlegen und uns mit dem Bau zu verschonen. Kriegskommissar von Fritzsch, wie auch Baron von Fletcher auf Klipphausen verwenden sich für die Stadt. Man habe nur noch 10 Pferde, worunter Z un tüchtige. Täglich müßten die armen Einwohner 4 bis 5 Fuhren leisten für die da selbst postierten 2 Freibataillons, um Brot und Fourage hevanzuholen. Es hilft alles nichts, die Wachthütte muß erbaut werden. Der arme Bauer! dem gings freilich schlecht, wenn er auch manches recht gut verkaufte. Er hatte viel Heu übrig das Jahr; ein schlechtes Zeichen, denn es fehlte eben an Vieh. Das Heu holten ihm aber die Soldaten ab, bis zu 20 Zentnern und mehr auf die Hufe. Mißhandlungen kamen, vor allem im Vorpostengebiet, vor. In Grumbach ließ Oberst von Koch vom Regiment Kinsky den Gerichtsschöppen Johann Richter, der ihm nicht schnell genug einen Boten besorgte, verprügeln, bis er liegen blieb. In einer Beschwerde an den Kurfürsten heißt es darüber: „Ew. Majestät getreue arme llnterthanen sind dergleichen Begegnungen täglich und stündlich exponiert, da sie bald arretiert werden oder diese und andere Unmensch lichkeiten an sich ausüben lasten müssen. Die wenigsten klagen darüber, wenn ihnen dergleichen begegnet und beseufzen unter tausend Thränen ihr Unglück lieber in der Stille, weil hernach, wenn sie sich beschwehret, desto schlimmer mit ihnen umge gangen wird Man muß leider fast von allen Seiten hören, daß Ew. Maj. ge treueste Unterthanen wie leibeigene Sklaven tractiret werden." In Herzogswalde wurde der Richter Lange von einem Kroatenoffizier „wie ein unvernünftiges Vieh" in einen Wagen gespannt und also unter Stockschlägen mit fortgetrieben; er starb daran. Anfangs Oktober begann es zu regnen und regnete fast sechs Wochen fort. Alle Wege wurden grundlos, die Pferde sanken bis zum Bauche ein, die Kanonen und Wagen blieben stecken. Trotzdem kam es am st. November zu einem Zusammenstöße bei Siebeneichen, am 6. bei Mohorn. Der Winter kam wieder mit seinen Plagen, die Dauern froren, die Soldaten saßen warm, und „ein österreichischer Hauptmann benötigte", wie Zahn schreibt, „bekanntlich mehr Holz für seine Küche als Friedrich von Preußen, und verlangte dabei mehr Zimmer zum Einheizen als dieser weltbekannte König." I7br. ver Anfang vom knste. Auch der 6. Kriegswinter verging. Lin böser langer Winter. Wilsdruff seit 1. Dezember besetzt von 2 Bataillon Oesterreichern, deren Be fehlshaber, Baron Ried, im Schlöße wohnt. Am 25. Februar läßt der Bürgermeister bekanntmachen: Da man wahrnehmen muß, daß verschiedene angeseßene Bürger allhier aus Un willen und Ungedult gegen die durch Gottes Schickung noch immer anhaltenden Kriegsunruhen und das damit verknüpfte Elend lieber ihre Häußer verlaßen und Wüstungen verursachen als die Einquartierung versorgen, dargegen die zu ihren Behausungen gehörigen Felder, Wiesen und Gärten zu nutzen suchen, und sich bey andern, solange die Einquartierung dauert, zur Miete begeben, so wird bei 10 Taler Strafe verboten, einen solchen Bürger zur Miethe zu nehmen. Auf österreichischer Seite übernahm Ende April der Graf Serbelloni die Leitung. Er war durchaus nicht fürs Fechten, obwohl er ein sehr geschickter General war. Er war ein ganz schnurriger Kauz. Meist lag er im Bette, das gefiel ihm am besten. Stand er auf, so schuriegelte er seinen Stab nach Herzenslust. Wollte ihm einer etwas berichten, so gebot er Schweigen: „Werden schon befehlen, werden schon fragen, wenn wissen wollen." Mit Daun stand er sich schlecht, seit der Schlacht von Kolin gar nicht mehr. Er meinte, der Marschall hätte ihm seinen Ruhm ge nommen. Daher hatte er sich den Grundsatz zugelegt: „Serbelloni kochen, Daun fressen, Serbelloni nix mehr kochen!" Aber er war klug, bissig — witzig und bei den Soldaten wohl wegen seiner Vorliebe für Seelenruhe sehr beliebt. Von den Generalen konnte ihn keiner leiden, der sächsische Hof haßte ihn. Wer ihn störte das nicht. Die Ruhe hätte wohl noch lange angedauert, hätte nicht am 12. Mai Prinz Heinrich plötzlich den Frieden gestört. Mitten im Wonnemonat, am 15. Mai, de monstriert sein Generallieutenant Hülsen gegen die österreichische Besatzung in Wilsdruff und veranlaßt deren Befehlshaber, von Ried, die Stadt aufzugeben und in der Nacht nach Pennrich zurückzugehen. Am 16. Mai bezieht Hülfen mit seinem Korps ein Lager zwischen Wilsdruff und Sora. Die Lagerbefestigungen durchzogen den gesamten Klipphausener Busch, stießen mit dem rechten Flügel auf der Höhe an die Silberstraße, mit dem linken an Kneipe. Und hier setzte das Lager des Generallieutenants Forvade ein, das mit seinem linken Flügel bis auf die Höhe zwischen Klipphausen und Röhrsdorf reichte ' Wilsdruff wurde durch bas Freiregiment Bellignon, das Freibataillon Heer, zwei Eskadrons Gschray- und eine Eskadron Freihusaren besetzt. Alles in allem, üble Gäste, die viel Mühe machten. Bei ihrem Weggange werden die Schäden und Verluste registriert, die sie schufen. Dort heißt es u. a.: 18 gr. vor Töpfe und Schüsseln in Länhardts Haus vor die „Geschreyischen Reiter", — 4 gr. vor zwei Weiber den Koth im Länhardts Hauße hinauszuschaffen. Auch Klipphausen bekam eine Eskadron Gschray, dazu das Freibataillon Be- quignolles. Grumbach erhielt das 3. Freibataillon Quintus und zwei Eskadrons Kleist-Husaren. Generallieutenant Foroade schickte ferner zwei Eskadrons Husaren mit Mei Freibataillons Quintus nach der Saubachenge von Constappel, während das Grenadierbataillon von Carlowitz die Höhe von Hartha bei Constappel bezog. is Plan in der Heimatsammlung. 170