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Neues aus aller well Kaphengst in Altona eingelicsert. Der Chemiker Alfred Kaphengst, der im Bombenlegerprozeß mitangeklagt ist, sich bisher aber in der Schweiz verborgen gehalten hatte, ist in Begleitung von zwei Kriminalbeamten, die ihn von der schweizerischen Grenze abgeholt hatten, in Altona eingetroffen. Er wurde in das Gerichtsgefängnis eingeliefert und bald darauf dem Untersuchungsrichter vor- geführt. Überfälle aus Geschäfte in Charlottenburg. Fünf junge Burschen drangen in Berlin-Charlottenburg in zwei Bäckereien und in ein Delikatessengeschäft ein und entwen deten von den Perkaufstischen Backwaren und einen Korb mit Weintrauben. Ferner schlugen sie je ein Fenster eines Lokals und eines Delikatessengeschäfts ein. Die Besitzer der beiden Bäckereien versuchten die Täter zu verfolgen. Sie wurden jedoch durch eine Reihe anderer junger Burschen, anscheinend Genossen der Täter, daran gehindert. Die Täter sind entkommen. Der „Einbrecher" in der Schieblade. In Gnissau bei Ahrensbök ist ein komisches Ding passiert. Der Inhaber der dortigen Postagentur vernahm morgens gegen 4 Uhr am Fenster verdächtige Geräusche, die auf einen Einbruch schließen ließen. Er hörte, wie es knackte und raschelte, als wenn jemand das Fenster anbohrte. Da der Postagent sich nicht anders zu helfen wußte, ries er telephonisch den Gendarmeriebeamten in Travenort um Hilfe an und sprach dann noch mit dem Postbeamten, der auf dem Post amt Ahrensbök den Nachtdienst versah. Dieser verständigte einen Ahrensböker Polizeibeamten, der sich sofort nach Gnissau begab. Der andere Polizeibeamte war auch in zwischen eingetroffen. Zunächst war nichts festzustellen; dann konnte man wieder das Rascheln hören und entdeckte nun die Ursache: eine Maus hatte sich mit einem Beine in der Falle gefangen, die an einem erhöhten Platze stand. Da sie in der Bewegung nicht gehindert wurde, zog sie mit der Falle herum und fiel in eine offen stehende Schieblade. Hier machte sie bei ihrem vergeblichen Bemühen, die Frei heit zu erlangen, den Lärm, der den Postagenten glauben ließ, daß Einbrecher am Werke seien. Ein zwölfjähriger Robinson. Ein zwölfjähriger Junge, der seinen Eltern entlaufen war, wurde von dei Lauenburger Polizei in einem Wäldchen am Elbe—Trave- Kanal aufgegriffen. Der Junge, der mit gestohlenem Reisegeld und einem Rucksack voll Decken und allen mög lichen Ausrüstungsgegenständen ausgerückt war, hatte sich am Kanal ein Lager zurechtgemacht, in dem er die ganze Zeit über ein wahres Robinsonleben geführt hat. In seinem Lager wurden Scheintodpistolen, Tabak, Zigaretten, Streichhölzer usw., ferner auch leergetrunkene Flaschen ge funden. Großmutter mit 30 Jahren. Frau Loraine Reilly, die in der Filmstadt Hollywood lebt, ist, wie Newyorkei Blätter berichten, mit 30 Jahren Großmutter geworden. Sie hatte mit 14 Jahren geheiratet und ihre Tochter hat es ihr im vorigen Jahre nachgemacht. Bunte Tageschronik Warschau. In der Nähe von Lodz sind viele Bauern nach dem Genuß von denaturiertem Spiritus erblindet. Im Zu sammenhang hiermit wurde ein gewißer Lanecki, der den Schnaps geliefert hatte, verhaftet. Moskau. Auf dem Schacht Ruschokowo im Donezbecken er eignete sich eine Explosion. Ein Arbeiter wurde getötet, drei wurden verletzt. Schiftsuittergang an der norwegischen Küsn. Oslo. Bei Lhnsliaimmd wurde etn Bool im Meere tret- vcnd aujgesunden, in dem sich etn völlig erschöpftet M a n n befand Es handelt sich um den zweiten Steuermann des Osloer Dampiers „Kong Ragnar" Ei bericht«, daß der Dampser gestrandet und mitten durchgebrochen ist Er sei übet Bord gesprungen und habe sich schließlich retten können. Nack einer weiteren Meldung sind noch acht Mann der Besatzung gerenei worden. Sieben Mann werden noch vermißt. Neue Hinrichtungen in der Sowjetunion. Kowno. Wie aus Moskau gemeldet wird, verunetlic das Oberste Gericht in Nowosibirsk sechs Personen wegen wirt schaftlicher Konterrevolution und Spekulation mit Silvergeld zum Tode. Die Urteile wurden bereits vollstreckt. Vs? KM fMumelliiik jiaufkii M tut gut, wenn er zum Fachmann geht. In Ihrem eigensten Interesse liegt es, vor KaufeinerNähmaschine meine Preise zu hören. Meine Fabrikate ge» statten mir eine gute Bedienung meiner Kundschaft, 5jährige Garantie, Lieferung frei Haus. Günstige Zahlungsbedingungen. Unterricht im Sticken und Stopfen kostenlos. WrÄ Am, ZMerMe 188 Gereimte Zeitbilder. Von Gotthilf. Sie haben sicher auch erfahren Die Sache mit den wunderbaren Maschinen, die man jetzt erfunden, Um zu beflügeln uns're Stunden. Sie sehen also Zeppelinen Hinfort sich setzen auf die Schienen Und den FD-Zepp immer schneller Durch Deutschland sausen per Propeller. Rund hundertachtzig Kilometer Rast stündlich durch den deutschen Äther Das Ding, worein man Sie placieret, Wenn man den Lauf nicht inhibieret. Recht bald jedoch — ich sag' es ehrlich — Wird dieser Straßenzepp entbehrlich, Weil wir mit andern neuen Sachen Pro Stund' sogar achthundert machen — Achthundert Kilometer nämlich! Nun gucken Sie natürlich dämlich Und meinen, daß ich schwindeln täte, Was ich mir aber sehr verbäte. Ich bin, wie Sie, ein krasser Laie, Doch tanz' ich niemals aus der Reihe, Und wenn die Fachleut' etwas sagen, So glaub' ich's, ohne viel zu fragen. Aus einem Feld — dem Tempelhoffer — Besteigen Sie mit Ihrem Koffer Das Flugdings, das Sie, eh' Sie husten, Zu den Parisern hin tut pusten. Kaum hören Sie die Motors rasseln, So hör'n Sie schon: „?arior-vou8 . . ." quasseln Bald geht's in zehn Minütchen scheene Von Spreeathene hin zur Seine. Nun will ich Ihnen ja gestehen, Ich möchte gern dies Wunder sehen, Und wenn wir wirklich so was können, Möcht' ich auch andern etwas gönnen: Ich möchte, wenn sie mit Radauen Sich beim Gesetzemachen hauen, Die „Emmdeherre" flögen gründlich Achthundert Kilometer stündlich. Wilsdruff schlägt LMM. 6 : 0. Bei sehr schlechtem Wetter u. recht aufgeweichtem Boden absolvierte die Wilsdruffer Hand ball-Elf gestern das letzte Verbandsspiel der Herbstrunde gegen LMM. Dresden. Die Wilsdruffer Elf wußte, daß sie ihr schwer stes Spiel vor sich hatte und mußte trotzdem mit einem Mann Ersatz antreten. Die Wilsdruffer Mannschaft, die mit ausgespro chenem Siegeswillen in das Spiel ging, wurde auch belohnt, in dem sie LMM. 6: 0 sicher schlagen konnte. — Spielverlauf: Richter konnte 10 Minuten nach Anpfiff das erste Tor erzielen. Durch den schlüpfrigen Boden und die Kälte kam die Wils druffer Mannschaft nicht so recht in Schwung, so daß das Er gebnis zur Halbzeit 1:0 lautete, Fünf Minuten nach der Halb zeit konnte Heyne von rechts einen Ball einsenden, dann folgten Wenzel, Wugk, Döring, und Heyne stellte das Resultat auf 6 : 0. Die Wilsdruffer Elf hat demnach alle Spiele der Herbstrunde gewvnen und steht mit 10 Plus - Punkten an der Spitze ihrer Klaffe. * Sächsische Fußball-Ergebnisse. Infolge des ungünstigen Wetters sind eine große An zahl von Spielen besonders in den Großstädten ausgesallen. Ostsachsen. Dresden: SC. — Dresdensia 12:0 (3:0), Ring-Greiling — SV. Meißen 03 1:1 (1:1), Sportges. 93 gegen Favorit 3:0, Sachsen — VsL. Reichsbahn 3:2. Radeberg: SC. — Riesaer SV. 3:4. Pirna: SC. — SV. Röderau 2:7. Freiberg: Sportfreunde — SC. 07 Copitz 7:0. Riesa: Sportlust — Südwest Dresden 1:1. Nünchritz: SV. gegen Guts Muths Meinen 1:5. Nordwestsachsen. Leipzig: Alles ausgefallen. Wur zen: Wettin — Fortuna Leipzig 0:7. Mittelsachsen. Chemnitz: BC. — Teutonia 10:2, Na tional — Sturm 1:7, Polizei-SV. — Harthaer SC. 14:2, VsB. gegen SC. Hartmannsdorf 2:4. Limbach: SC. — Preußen Chemnitz 0:4. Mittweida: Hellas-Germania — SV. Grun« 2:3. Olbernhau: Sportvgg. — SV. Grünhainichen 4:2. Marienberg: SC. — Sturm Stollberg 7:1. Zschopau: 1. FC. — SC. Öderan 1:2. B a u ch l i tz: SC. — Mittweida 99 3:3. Rochlitz: VfB. — SC. Leisnig 1:1. Roßwein: SC. gegen Döbelner SC. 3:4. Geringswalde: SC. — SV. Waldheim 3:2. Burgstädt: BSC. — Merkur Frankenberg 2:5. Westsachsen. Meerane: 07 — VfL. Zwickau 3:2. Lich tenstein: VfL. — SV. Crimmitschau 06 4:2. Glauchau: VsB. — SV. Hartenstein 4:2. Vogtland. Plauen: 1. Vogtl. FC. — VsB. 1:1, Rasen sport — Konkordia 4:2. Elsterberg: BC. — Spielvgg. Plauen 2:1. Rodewisch: VfB. — SV. Grünhain 8:3. Reichenbach: Sturm — Teutonia Netzschkau 1:2. Falken- stein: Sportvgg. — Sport- u. BC. Plauen 1:5. Slsnitz: Merkur — VfB. Auerbach 0:0. Treuen: TV. Merkur gegen VsB. Lengenfeld 2:1. Oberlausitz. Zittau:" Sportlust — SC. Großröhrs dorf 4:2. Reichenau: BC. Reichenau — Spielvgg. Bautzen 1:1. Kamenz: VfB. — SV. Löbau 11 4:2. Hainewalde: SC. — Spielvgg. Ebersbach 3:2. Löbau: VfB. — Ostritzer BC. 3:3. Großpostwitz: SV. — SC. Neustadt 6:2. Bi schofswerda: VfB. — VfR. Kirschau 0:4. Neukirch: SC gegen VfB. Bautzen 1:7. Handballsport. Dresden: Dresdensia — SC. 2:0, Guts Muths — SC. Freital 04 0:4, Brandenburg — Rasen sport 2:1, Polizeischwimmverein — Ring-Greiling 1:5, VfL. Reichsbahn — Sportfreunde Freiberg 1:3. Riesa: Sport lust — Dresdner BC. 8:3. Hockeysport. Chemnitz: Eislauf- und Tennisveretn gegen Blau-Weiß Dresden 3:2, TV. — VfB. Annaberg 5:0. Tagung des Deutschen Futzballbundes in Berlin. Der Vorstand des Deutschen Fußballbundes, der zusammen mit den Vorsitzenden der Landesverbände in Berlin tagte, be schloß, die Kontrolle und internationale Vertretung des Be- rufsfutzballbundes zu übernehmen. Die endgültige Beschluß fassung bleibt dem Bundestage Vorbehalten. Ferner beschloßen Bundesvorstand und Bundesgericht, die Durchführung von Strafverfahren wegen der bis zum 26. Oktober vorgekommenen Verstöße gegen die Amatcurbestimmungen für die Dauer eines Jahres auszusetzen. Erfolgen in dieser Zeit keine weiteren Ver stöße, so werden die Verfahren niedergeschlagen. Amateur-Länder-Boxkainps Deutschland gegen Dänemark unentschieden 8:8. Unentschieden endete der Bor-Länderkampf Dänemark gegen Deutschland in Aarhus. Deutschland gewann durch Fuchs, Prahl, Lütke und Bernlöhr die Kämpfe im Feder-, Welter und Mittelgewicht. Dagegen verloren Fickert (Fliegengewicht), Meseberg (Leichtgewicht), Lueke (Schwergewicht) und Renner durch krasses Fehlurteil gegen den Europa-Meister Michelsen ihre Kämpfe. Schlußergebnis: 8:8. Fußballverbandsspicle in Berlin. Die Verbandsspiele in Berlin hatten in Abteilung fol gendes Ergebnis: Hertha B. S. C. gegen Tasmania 13:1 (7 :0), Viktoria gegen Norden-Nordwest 2:1 (1:0), Union- Oberschöneweide gegen Kickers 3:1 (0:1), V. S. B.-Pankow gegen Preußen 2 :2 (1:1), Wacker 04 gegen Polizei 3 :1 (1:1); in Abteilung 8 Tennis-Borussia gegen Minerva 3:2 (1:2), Blauweib gegen Berliner S. V. 92 2 :1 (1 :0), Spandauer S. V. gegen Meteor 1:1 (1:1), Südstern gegen Halle-Konkordia 2 : S (2 :0, Union-Potsdam gegen Weißensee 3:1 (3 :0). * . Italienische Frauen sollen an den Olympischen Spielen nicht teilnehmen dürfen, da faschistische Organisationen sich da gegen ausgesprochen haben. Der italienische Leichtathletik verband hat daraufhin sofort eine Rundfrage bei Frauenärzten veranstaltet, deren Ergebnis noch aussteht W sächsische Turnvereine über 1000 Mitglieder. Im Kreis Sachsen, dem größten der Deutschen Turnerschaft, gibt es nicht weniger als 28 Vereine mit über 1000 Mitgliedern. Dabei ist beachtlich, daß sich diese Großveretne nicht etwa nur aus die sächsischen Großstädte verteilen, sondern daß sich auch in kleineren Orten mit weniger als 30000 Einwohnern große Turnvereine befinden. Vier Vereine zählen über 2000 Mit glieder. Der größte sächsische Turnverein ist die TSG. Leipzig- Lindenau mit 3155 Mitgliedern, gefolgt vom ATV. 1845 Leip zig mit 3134, vom ATV. Dresden mit 2434 und der TG. Dresden 1867 mit 2087 Mitgliedern. Die Europameisterschaften im Gewichtheben 1930 wurden tm ausverkauften Münchener Löwenbräukeller beendet. Sie brachten die Entscheidungen im Mittel- und Schwergewicht. Im Mittelgewicht holte sich Helbig-Deutschland, der Olympia sieger, den Titel mit einer Gesamtkilozahl von 337,5 vor Galim- berti-Jtalien, Hipsinger-Osterreich und Ncinfrank-Deutschland, während im Schwergewicht der Ägypter Nosseir mit einer Ge samtkilozahl von 375 vor Schilberg-Ostcrretch und Straßberger siegreich blieb Am Vortage wurden Mühlbergcr-Deutschland Titelträger im Federgewicht, Weltmeister Haas-Osterreich Sieger im Federgewicht und Hostin-Frankreich Meister im Halbschwergewicht. 66 Ohne Zweifel hingen auch diese Attentate auf Helene oamit zusammen. In seinem Kind wollte man ihn treffen. Der Mörderkugel war er entgangen. Doch was man seiner Tochter tat, traf ihn nicht minder schwer. Zwischen ihm und dem Bach stand eine Wolkenwand, die mit Gewitter geladen war. Donner grollte. Wer konnte wissen, wann und wo ein neuer Blitzstrahl niederfuhr und wen er traf. — Am Abend dieses Tages ging es in der rot glosenden Schnapsbude O'Bryan's hoch her. Zeitungen aus Border- Town waren eingetroffen, und eine Nachricht hatte wie ein Blitz eingeschlagen. Die Kunde von dem Bau der Gralsburg Tolucas. über die amerikanischen Blätter riesengroß auf gemachte Artikel brachten, hatte ihren Weg auch in die Spalten des kleinen Lokalblättchens im weltentlegenen Süden Australiens gefunden. Nun lag das Geheimnis des Robert- schcn Erbes klar vor aller Augen, Toluca war der Räuber der Millionen, Dr. Bayers Unschuld war klar erwiesen. — Die Wogen der Erregung in der Goldgräberkneipe gin gen hoch: der Schnaps tat sein Uebriges. um die Leiden schaften noch mehr anzufachen. Fullarton, der neue Worttuhrer in der Gruppe der unzufriedenen Enterbten, hatte aus zahllosen Freitrunken einen fahren Gedanken geschöpft und zur Diskussion gestellt. Einen Raid nach Uebersee sollten sie machen, nach dem kabelhaften Gralstempel, den Toluca mit dem ihnen ge stohlenen Erbe erbaut hatte. Man sollte dem Räuber des Millionenschatzes den Diebstahl auf den Kopf zusagen, mit Anzeige drohen und von ihm erpressen, was nur rrgend w bekommen war. Aus jeden Teilnehmer an diesem Raid kam noch immer genug. Donnerwetter, das war «ne Idee, der nachzusinnen lohnte! Das mußte begossen werden Der Raum war so nebeldicht mit Tabaksaualm gefüllt, dre Erregung der Debattierenden so groß, daß man für nichts anderes mehr Auge und Ohr batte. Wer da )on,t °nm und ging, fand keine Beachtung. Und merkwürdig, wieder brach die Meinung sich Bahn, daß nur Einer eine solche Expedition nach Uebersee ins Werk setzen und leiten könne, — Capak. Sie allein waren dazu außerstande, zumal allesamt unter sich nicht so viel aufbringen konnten, um nur die Ueberfahrtskosten zu decken. Es war ein ganz guter Gedanke, aber leider nicht aus führbar. Fullarton, der seine Wortführerrolle und seine Frei- trunke gefährdet sah, schlug mit der Faust auf den Tisch, daß die Gläser hochsprangen. Unter gräßlichen Flüchen begann er gegen den abwesenden Capak zu Wettern. Ein Lump, der Mörder Roberts, ein Bramarbas sei der, der keinen Hund hinter dem Ofen hervorlocken könne, noch weni ger eine solche Expedition leiten. Er selbst sei der Mann dazu. Zufällig fiel FuUartons Blick auf ein ihm jetzt voll zu gekehrtes Gesicht, das bis dahin gesenkt und von einem breit randigen Schlapphut beschattet worden war. Und furchtbar genug sah dieses kalkweiße Gesicht aus. Er war zerkratzt, trug blaue und braune Flecken. Das rechte Auge war mit einer schwarzen Binde bedeckt. Unter dieser war Blut hervorgesickert, das geronnen und angetrocknet war. Wie ein sprungbereiter Puma lag das andere unverdeckte Auge in seiner umdunkelten Höhle. Der Mann war ganz Ohr. Ein diabolischer Zug lag um die schmalen, blutlosen Lippen. Mitten in seinem Wortschwall hielt Fullarton jäh inne. Das fiel aus. Alle, dis noch eben ihm zugehört hatten, blickten nun ebenfalls von ihm auf den Mann,der solch Entsetzen auslöste. Der Unheimliche sah sie alle der Reihe nach an. Dann nahm er schwiegend einen Revolver aus seinem Gurt. „Weiter!" befahl er. Alle hatten den Mann trotz seiner Entstellnug erkannt. Es war Capak! Eine Pause entstand. „Ihr wollt nicht reden?" nahm Capak mit zynischem Lächeln das Wort, dann will ich es tun. Ja, ich habe Roberts erschossen! Ich hatte Grund dazu. Ist einer hier, der mich deshalb zur Rechenschaft ziehen will, dann sage er es! Ich stehe zu Diensten." Alle schwiegen. In demselben Ton fuhr Capak fort: „Durch mich erst sind die zehn Mil lionen für euch frei geworden. Wenn ihr sie euch habt rauben lassen, ist das eure Schuld, nicht meine." Sich zurückbiegend und wieder laut redend, sagte er: „Was dieser Saufsack da, mit dem ich draußen noch ein Wörtchen zu reden haben werde, sonst noch geblubbert hat, ist alles Unsinn und der Widerlegung nicht wert." Er hob die Binde etwas. „Seht! In der Sache des Zehn-Millionen-Raubes habe ich gestern ein Auge eingcbüßt. Es ist mir ausgeschossen worden. Doch das gehört nicht hierher, ist meine Privat angelegenheit. Und ich möchte niemandem raten, sich in meine Privatangelegenheiten zu mischen! Nicht ich bin davon gelaufen, wie dieser Hund be hauptet, sondern ihr seid es! Ich lag weiter auf der Lauer, um dem vermeintlichen Räuber, Doktor Bayers, seine Beute wieder abzujagen und sie mit Euch zu teilen. Laßt nicht Worte, laßt mein ausgeschosseneS Auge dafür sprechen. Ich war schon lange ein stummer Zuhörer an eurem Tisch, da erfuhr ich denn, was ich nicht wußte, daß Doktor Bayers unschuldig an dem Raube und daß Toluca der allein Schuldige ist. Sein Tempelbau und seine Riesen propaganda beweisen es. Ihn zur Rechenschaft zu ziehen und zur Herausgabe des gestohlenen Schatzes zu zwingen, dazu ist nur einer fähig und berufen — ihr sagt es selbst — ich! Ich kenne Peru. Ich habe längere Zeit dort gelebt und bin mit Sprache und Gesetzen des Landes vollkommen vertraut. Doch, zum Teufel," unterbrach er sich, „wir sitzen ja trocken! He, Wirt! O'Bryan, alter Sünder! Bringt Flaschen, Fässer her! Heut solls mich 'was kosten. Auch Papier, Feder und Tinte! Wir haben eine Goldbank entdeckt und wollen einen Vertrag darüber schließen. Eilt, Mann, eilt! Ihr wißt, Gespenster gehen nur nachts um. Wenn der Morgen graut, ist der Spuk vorbei. Meine Zeit ist bemessen." „Gleich, gleich, alter Junge!" tönte es von der Bar herüber. „Bin schon da!" Fullarton hatte schon mehrfach den Versuch gemacht, sich davon zu schleichen. Doch Capak hatte sein einziges Auge auf ihn. Es bedurfte keines lauten Befehls, ihn zum Bleiben zu veranlassen. Ihm war himmelangst zu Mute, aber er blieb Die Flaschen kamen, eine ganze Batterie. „Krieg dem Alkohol!" scherzte Capak. „Vertilgen wir ibn!" „Gratuliere zur Goldbank!" lachte der Wirt. „Und ver geßt mich nicht im Vertrag!" (Fortsetzung folgt.)