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Wilsdruffer Tageblatt : 10.10.1930
- Erscheinungsdatum
- 1930-10-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-193010104
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19301010
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19301010
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1930
-
Monat
1930-10
- Tag 1930-10-10
-
Monat
1930-10
-
Jahr
1930
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 10.10.1930
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(Pf. rer Seidel). Unkersdorf, '-->orm. ^8 Uhr Predigtgottesdienst. Weistropp. Vorm. Predigtgottesdienst. — Dienstag, den 14. Oktober 8 Uhr abends Iungmädchenverein (ältere Ab teilung). — Donnerstag, den 16. Oktober 8 Uhr abends Iung mädchenverein (jüngere Abteilung). Freitag, den 17. Oktober 8 Uhr abends Iungmannerverem. Sora. Vorm. 8 Uhr Predigtgottesbienst. Nöhrsdorf. Vorm. ^0 Uhr Predigtgottesdienst; danach Kin dergottesdienst. Abends l^8 Uhr Iungmännerverein. Limbach. Vorm. 8 Uhr Lesegottesdienst. Blankenstein. Vorm. 10 Uhr Predigtgottesdienst. Tanneberg. Vorm. 8 Uhr Predigtgottesdienst. Herzogswalde. Vorm. 0 Uhr Predigtgottesdienst. Groß mütterchenverein erst am 26. Oktober. — Montag, den 13. Ok tober: 8 Uhr Hauptversammlung des Frauenvereins im Erbge- richtsgasthos. „ Burkhardswalde. Vorm. 8 Uhr Predigtgottesdienst HeubÄ-Taubenheim). , , ,, - Neukirchen. Nachm. 2 Uhr Predigtgottesdienst. schlagt, das ist um 4,8 Millionen Tonnen gleich 13 Prozent mehr als im Vorjahre. Einschließlich Frühkartoffeln stellt sich die Kar toffelernte auf insgesamt 44,3 Millionen Tonnen gegen rund 40 Millionen Tonnen im Vorjahre. Die neue Kartoffelernte ist die größte der Nachkriegszeit; sie übertrifft die guten Kartoffel ernten von 1928 (um 3 Millionen Tonnen) und von 1925 (um 2,6 Millionen Tonnen) und steht mengenmäßig ungefähr auf gleicher Höhe wie die außergewöhnlich große Kartoffelernte des Jahres 1913, die (im gleichen Reichsgebiet) 44,0 Millionen Tonnen erbrachte. Der hohe Ertrag der neuen Kartoffelernte ist vornehmlich dem warmen und niederschlagsreichen Wetter zu verdanken, das in der Hauptentwicklungszeit sowohl den Ansatz als auch das Wachstum der iKnollen außerordentlich gefördert hat. « Der Herbstkartoffelverfand. Zum Beginn des Herbstkartof- seloerfandes wird daraus aufmerksam gemacht, daß die Inter essenten viel zur Beschleunigung des Verkehrs beitragen können, wenn nachstehende Punkte genau beachtet werden: 1. Kartvffel- säcke mit Stricken (nicht Strohseilen) fest und so zubinden, daß ein zum Anfasten dienender Knops gebildet wird. Schadhafte Säcke werden zurückgewiesen. 2. Nur feste Tafeln oder Fckhnen aus Holz, Pappe oder anderen haltbaren Stossen mit gegen Ausreißen gesicherten Oesen verwenden. Anzahl der Stücke auf den Anhängern vermerken und aus genaue llebereinstimmung der Angaben mit dem Frachtbrief achten. In den Säcken ist obenaus ein Doppel der Anschrift mit genauer Angabe der Herkunft und Bestimmung fest anzubringen. Mehr Abwechslung im Garten! Unsere Gemüse- und Obst versorgung leidet in mancher Hinsicht an einer gewissen Eintönig keit, und diese ist schuld, bas verhältnismäßig wenig Abwechs lung in unseren Küchenzettel kommt. Anders der Ausländer, der kennt und schätzt bie Brunnenkresse, den Lhicorree, den Bleich- sellerie, bie Artischocke, die Melone u. a. m. Alle diese Gemüse könnten auch bei uns Eingang finden, denn der Kleingärtner darf schon ein wenig Feinschmecker fein, und die Kultur der in Frage kommenden Gewächse ist durchaus nicht schwierig. Noch vor zirka 30 Jahren wurden Spargel und Tomaten für Lecker bissen gehalten, die nur des Reichen Tische zierten, heute findet sich die Kultur dieser Gewächse in jedem Garten. Auch der Obst bau läßt bie Kultur mancher Obstart vermissen, die es wert wäre, mehr Verbreitung zu finden, es sei hierbei an die Ouitte, die Maulbeere, die Mispel, die Mirabelle und vor allem auch an bie Brombeere u. a. m. erinnert. Kesselsdvrf. (Feuerwehr-Inspektion.) Morgen nachmittag 5 Uhr findet die von der Amtshauptmannschaft vorge schriebene Prüfung der hiesigen Feuerwehr durch Branddirektor Birkner-Wilsdruff statt. * Unkersdorf. (Im Silberkranze.) In voller Rüstigkeit und bei bester Gesundheit feierten Gärtnereibesitzer Bernhard Uhlmann und seine Frau Wella geb. Henker am 9. Oktober ihre silberne -Hochzeit. Die ganze Gemeinde bekundete durch reiche Geschenke und Gesang des Gesangvereins ihre Liebe zu diesem allgemein beliebten Jubelpaare und ihre herzliche Anteil nahme an dem Freudentage. Gauernitz. (V o m Verkehrsverein Linkes Elb- ufer (Sitz Gauernitz). In ber letzen Mitgliederversamm lung, welche im Ratskeller zu Scharfenberg abgehalten wurde, berichtete Geschäftsführer Kantor Stein über die Abfassung einer Eingabe an die Reichspostverwaltung, in welcher die vie len und zum Teil schweren Nachteile geschildert werden, welche bie Umstellung der Pvstzustellung für die meisten Ortschaften un serer Gegend gebracht hat. In der Aussprache wurde auch fest- gestellt, daß die Austragung von Postsachen Schulkindern über lasten worden ist, wodurch die 'Sicherheit der Beförderung in frage gestellt wird. Man stellte «auch die Frage auf, ob die für die Beförderung von Geld- und Wertsendungen bis in die Hände der Empfänger ausreichend garantiert ist. Einem Bescheide der Postbehörde darf mit Interesse entgegengesehen werden. Zur Mitgliederbewegung wurde mitgeteilt, daß dem Vereine zur Zeit 44 Mitglieder, barunter 21 unterstützende, angehören. Nach Er ledigung des geschäftlichen Teiles führte der Besitzer des Rats kellers, Mitglied Reichelt, die Versammlungsteilnehmer zu dem in seinem Grundstücke gelegenen Brunnenhäuschen, welches über der sehr starken Stahl- und Manganquelle errichtet ist. Durch Kostproben überzeugte sich jeder von dem hohen Eisengehalt des Wassers. Dw Heilquelle hat schon das Interesse von Aerz- ten, Apothekern und Gastwirtschaften gefunden. In Scharfen berg besitzt EaLien eine noch viel zu wenig beachtete Geldquelle, die noch brach liegt. Dst nächste Mitgliederversammlung findet Ende Oktober im Bahnschlößchen zu Niederwartha statt. q- Kirchennachrichten jür den 17. Sonntag nach Trinitatis. Predigttext: Epheser 4, 1—6. Wilsdruff. Vorm. 9 ffhr Predigtgottesdienst; vorm. 1-11 Kindergottesdienst; nachm. 2 Uhr Taufgottesdienst. Grumbach. Vorm. 9 Uhr Predigtgottesdienst; danach Un terredung. Nachnn b Uhr Großmütterchenverein. Kesselsdorf. Borirr 9 Uhr Predigtgottesdienst und heiliges Abendmahl (Pfarrer Seidel). Nachm. 2 Uhr Taufen. — Mitt woch, den 15. Oktober nachm. 3 Uhr Wochenkommunion (Pfar Vereinskalender. Liedertafel. Keine Uebung. Militärverein. 11. Oktober 67. Stiftungsfest. „Brudergruß". 11. Oktober Konzert. D. H. V. 16. Oktober Vortrag. Wetterbericht. Meist schwache Winde vorzugsweise aus Sud dis West, hauptsächlich heiter. Nach kalter Nacht tagsüber starke Erwar- Mung. Endlich Zeratung des Staats - Etats. Vorlegung durch die geschäftsführende Regierung. Die Regierung hatte dem Landtag gegenüber ihre Bereitwilligkeit zur Vorlegung des Staatshaushalts planes auf das Jahr 1930-31 erklärt, falls der Landtag in seiner Mehrheit Wert darauf lege. In einer Sitzung des Ältestenrates sprachen sich fast alle Parteien für die Not wendigkeit der Vorlegung des Etats dnrch die gegen wärtige- Regierung aus; lediglich die Kommunisten mir Nationalsozialisten vertraten die gegenteilige Auffassung Sonach darf angenommen werden, daß voraussichtlich An fang November der Landtag in die Beratungen des neuen Staatshaushaltplanes eintreten kann. -i- Bischofswcrda. T u r m j u b i l ä u m. Im benach barten Demitz-Thumitz konnte der Klosterbergturm, ein vielbesuchter Ausflugsort, auf sein 25jähriges Bestehen zurückblicken. Putzkau. Diamantene Hochzeit. Das seltene Fest der diamantenen Hochzeit feierten Friedrich August Schneider und seine Ehefrau Wilhelmine Auguste geb. Gnauck. Kamenz. K r a n k e n km s s e n g e l d gestohlen. In Ralbitz wurde nachts ein Einbruch in die Wohnung des Kassierers der Ortskrankenkasse ausgeführt. Den Dieben fielen 300 Mark Krankenkassenbeiträge in die Hände. Zittau. Bestrafter Leichtsinn. Ein in rück sichtslos schneller Fahrt begriffener Motorradfahrer stieß von hinten gegen ein Pferdegeschirr, kam zum Sturz und erlitt einen komplizierten Schenkelbruch. Löbau. SuperintendentFrankegehtnach Plauen. Nachdem der hiesige Superintendent Franke im Einvernehmen mit dem Landeskonsistorium vom Stadt rat zu Plauen zum Superintendenten von Plauen vor geschlagen worden war, hat die Kirchengemeindeverwal tung der Johanniskirche in Plauen Sup. Franke nach Plauen berufen. Herrnhut. Tragischer Unglücksfall. Eine von Großhennersdorf kommende radfahrende Arbeiters ehefrau geriet auf der Löbauer Straße unter den Staats- autobus und erlitt Beinbrüche und Kopfverletzungen. Die Frau, die zwei kleine Kinder zu Hause krank liegen hat, und sich ans dem Wege znr Krankenkasse befand, mußte nun selbst ins Krankenhaus gebracht werden. Reibersdorf bei Zittau. Viermal eingebro chen. In ein und derselben Nacht wurden hier bei drei Gutsbesitzern und einem Fleischermeister Einbruchsdieb stähle ausgeführt, wobei den Dieben Lebensmittel, Wäscht und Bargeld in die Hände fiel. Zwickau. Eine Falschmeldung. Die Mel dung, daß zwei der in Bermsgrün verletzten National sozialisten gestorben seien, entspricht nicht den Tatsachen. Der eine befindet sich bereits wieder zu Hause, der an dere liegt zwar noch im Krankenftift, befindet sich aber außer Lebensgefahr. Zar PrMklu derMeitrzeilvrMkWg Auf -der Herbsttagung des Landesausschusses Sächsischer Arbeitgeberverbände sprach am Mittwoch abend der Vorsitzende des Ausschusses, Direktor Wittke, über das oben angegebene, zur Zeit stark ventilierte Problem. Der Redner zog aus dem Er gebnis der letzten Reichstgswahl das Resumö, daß Sachsen, das rote Sachsen, das zweitgrößte deutsche Industriegebiet, sich von der Linksmehrheit entfernt Hatz just zu einer Zeit, wo der Pro paganda der marxistischen Parteien in dem Arbeitslosenelend die denkbar beste Stütze erstand. Wir stehen — so Wrte er weiter aus — diesmal wirklich an einem Wendepunkt. Wir werden notgedrungen jetzt das tun müssen, was die Wirtschaftsvertreter schon vor sechs Jahren forderten: Wirtschaft! Wir werden zu einer haushälterischen Finanz- und Wirtschaftspolitik kommen, oder unsere Volkswirtschaft und Währung geht zum zweiten Male zum Teufel. Die öffentlichen Aus- und Ausgaben müssen herunter, alsdann die Steuern, die Löhne, der Sozialversiche- run-gsaufwand und — die Preise. Wer glaubt, mit der Preis senkung müsse angefangen werden, möge bedenken, daß der Preis eine Kostenfrage ist. Steuern, Löhne und Soziallasten sind aber nun einmal Kosten. Diese Kosten sind das Primäre, sie be stimmen und die Preise folgen ihnen. Deshalb muß man bei der Kostensenkung anfangen. Nur den Nominallohn zu mindern, ohne die Preise zu drücken, das wäre eine Sache, mit der sich die Unternehmer, die an Löhnen höherer Kaufkraft heute ein noch größeres Interesse haben, als die Arbeitnehmer, so wenig ab finden können, wie die Volksgesamtheit. Unsere Arbeit ist zu teuer; wir sind das teuerste Land der Welt, waren dies schon lange, bevor die Weltmarktpreise infolge Ueberproduktion ab sackten, und nun trifft uns dies bei der heillosen Starrheit der von der öffentlichen Hand bestimmten und kontrollierten Un kostenfaktoren: Abgaben, Soziallasten und Lohn doppelt schlimm. Die sog. Weltmarktkrise ist nicht die Ursache unseres Elends, sie ist aber der wuchtige Stoß, der unsere sündhaft falsche Wirt schaftspolitik über den Haufen wirft. Bei der Wahl machte sich das Gefühl allgemein bemerkbar, daß radikale Maßnahmen un vermeidlich sind. Als eine sülche Radikalkurve scheint der Oeffent- lichkeit eine -allgemeine Verkürzung der Arbeitszeit. Die For derung der Gewerkschaften, die Arbeitszeit zu verkürzen, ist alt; jetzt fordern sie für die verkürzte Arbeit den vollen Lohn, lehnen also den Lohnausgleich ab. Die Arbeitszeitverkürzung ohne Lohnausgleich ist aber eine außerordentlich kräftige Lohn erhöhung und eine Absurdität ersten Ranges. Der Redner setzte sich dann in kritischer Weise mit diesem Problem der Arbeitsver kürzung auseinander und verlangte eine sachliche und vorurteils freie Prüfung in einem Kreise entschlossener und sachkundiger Leute. Die Zeit der Halbheiten und Kompromisse müsse vorüber sein; mit halber Tat reize man zum Widerspruch und zur Wi dersetzlichkeit. Mit ganzer Tat überzeuge und bezwinge man. Der deutsche Arbeitgeber warte auf die Politik, die es ihm möglich mache, Arbeit zu geben, an dieser Politik mitzuarbeiten, sei der deutsche Arbeitgeber bereit. Syndikus Hahn sprach dann über die Entwicklung, den Aufbau und die Einrichtungen der freien Arbeitergewerkschaften und der ihnen nahestehenden politischen und wirtschaftlichen Or ganisationen. Man müsse den organisatorischen Aufbau, ihre Opferwilligkeit und ihre Disziplin anerkennen, müsse aber auch die verantwortungsbewußte Eingliederung in Staat und Wirt schaft wünschen und hoffen. MeSteuerprobleme imLichte derparteiei Sächsischer Landtag. (8. Sitzung.) Dresden, 9. Oktober. Zu Beginn der Sitzung teilt der Präsident mit, daß Abg Dr. Dehne tDem.) sein Landtagsmandat niedergelegt habe Der Präsident dankt dem Ausgefchiedenen für die im Landta, von ihm geleistete Arbeit. Finanzminister Dr. H e d r i ch: In der letzten Sitzung ha der Abg. Edel erklärt, er habe die Verordnung des Finanz Ministeriums über die Erhebung von Staatsgrundsteuern uni Aufwerlungssteuern so ausgesaßt, als liege eine Kritik dei Amtsführung des früheren Finanzministers vor. Diese An sicht ist völlig irrig. «Hört, hört!) Es sei verfehlt, von Miß stünden in der Verwaltung der Steuern zu sprechen. Das Fi nanzministerium hatte den Eindruck gewonnen, daß unter den Drucke der schwierigen Wirtschaftslage die Mietersteuer nich immer rechtzeitig abgeftthrt wurde. Dem mußte entgegen- getretcn werden. Zutreffend ist, daß die Steuerbehörden zuweilen still schweigend von der Einhebung der Steuer abgesehen haben. (Zuruf: Ganze Gemeinden!) Es habe sich nicht um Bös willigkeit gehandelt, sondern um Zahlungsunfähigkeit. Ei könne versichern, daß das Finanzministerium in allen Dinger gerecht und unparteiisch verfahren werde und verfahren sei. Hierauf begründet Abg. Dobbert (Soz.) den Antrag seiner Partei auf Vorlegung einer Ausstellung über Steuer- stundungen und Steuererlasse in den Jahren 1927 bis 1929 Härten sollten möglichst ausgeschaltet werden, doch dürsten nicht Zustände einreitzen, die einem Skandal gleichkämen. Die or ganisierte Steuersabotage sei ein Ausfluß des politischer Systems. Man müsse wissen, wie man das Grundsteucrsoll er rechne und welche Einflüsse dabei mitgewirkt haben. Zu klärer sei, wie viele Stundungen gewährt worden seien und wie si« im einzelnen aussähcn. Redner richtet heftige Angriffe gegcr den früheren Finanzminister Dr. Weber. Es müsse sm Sauberkeit bei den Behörden gesorgt werden (Ein Nationalsozialist fragt, ob diese Forderung auch füi Tempel und das Arbeitsministerium gelte.) Abg. Dr. Troll (Landv.): Die Gewerkschaften Haber alle Mittel in Bewegung gesetzt, uni die Lohnsteuer ab zubauen. Dasselbe könne man auch der Landwirtschaft nicht verwehren. Es sei nachgewicsen, daß die Not der Landwirt schaft kaum noch erträglich sei. Das Notprogramm für di< Landwirtschaft fei im Reiche von einer Regierung aufgestellt worden, in der Sozialisten säßen. Das sei ein Beweis für di< gedrückte Lage. Finanzminister Dr. Hedrich stellt dem Abg. Dobbert gegen über richtig, daß die Landesbehörden nicht den geringsten Ein fluß auf die Feststellung der Grundsätze der steuerlicher Bewertung hätten. Abg. Enterlein (Wirtsch.): Die Sozialdemokraten haben sich darauf beschränkt, Dinge vorzubringen, die längst erledigt seien. Der Redner beantragt, den Antrag auf Ein setzung eines Untersuchungsausschusses schon heute auf die Tagesordnung zu setzen. Abg. Kunz (Natsoz.): Seine Partei werde dem Antrag der Sozialdemokraten zustimmen. Sie wende sich aber gegen die Herabsetzung eines so notleidenden Standes wie es die Land wirtschaft sei. Abg. Dobbert (Soz.) behauptet, es käme seiner Partei darauf än, Pie Lage der kleineren Bauern zu heben. Laufen Sie (zu den Nationalsozialisten) mit uns Sturm gegen die Groß grundbesitzer, dann wird man ein gut Stück Weg mitein ander gehen können. Der fozialdemokratische Antrag fand hieraus einstimmige Annahme Desgleichen die Vorlage der Regierung auf Bewilligung eines einmaligen Sonderzuschusses von vier Millionen Mark an die Bezirksfürsorgeverbände zur Behebung des Notstandes sowie die Vorlage, die einen Betrag von einer Million für Notstandsarbeiten vorsieht. Gegen letztere Vorlage stimmten die Kommunisten. Endlich wurden die Notverordnungen beraten betr. die Änderungen des Stempelsteuergesetzes, der Grundsteuer und der Gemeindesteuernotverordnung. Finanzminister Dr. Hedrich begründete die beiden ersten Notverordnungen. Zur Gemcindesteuernowcrordnung erklärte Innenminister Richter: Da die Reichsregierung aus die wiederholten dringenden Vor stellungen der sächsischen Regierung und der kommunalen Spitzenvcrbände erklärt habe, daß das Reich den Gemeinden mit der Biersteuer, der Getränkesteuer und der Bürgersteuer be reits Mittel in die Hand gegeben habe, um über die finan ziellen Schwierigkeiten hinweg zu kommen, mehr aber nicht tun könne, halte sich die Regierung für verpflichtet, die Gemeinden wenigstens zum Teil in den Genuß der vom Reiche eröffneten Steuerquellen zu setzen. * Abg. Kießling (Wirtsch ): Die Bier- und Getränkesteuer sei ein Schaden für das Gaststättengewerbe und die Wirtschaft. Höchstwahrscheinlich würden die erwarteten Einnahmen nicht hereinkommen. Deshalb werde diese Steuer von seiner Partei abgelehnt, während sie der Bürgcrsteuer zustimme. Abg. Dr. Bünger (D. Vp.) geht auf den Sinn der Kopf steuer ein. Für die Gemeinden tue schnelle Hilfe not. Das Vorgehen des Reiches in dieser Frage sei eine mutige Tat. Die Volkspartei nehme-die Vorlage an. Abg. Tögel (Dtn.) führt aus, daß seine Partei schon im Zwischenausschuß ihre Ablehnung der Vorlage zum Ausdruck gebracht habe. Die Regierung habe vorzugsweise den Stand punkt berücksichtigt, die finanzielle Not durch Besteuerung zu beseitigen. Eine weiteres Fortsetzen des alten Weges führe geradlinig zur Katastrophe. Die Tcutschnationale Volkspartei sei für einen Verwaltungskostenbeitrag jedes Landesbürgers. Dadurch werde auch der kritische Sinn gestärkt für das, was von den eigenen Leuten im Parlament beschlossen werde. Das Verfahren der Kopfsteuer sei viel zu kompliziert. Wir würden in einem Vierteljahr vor derselben Lage stehen. Das ganze Steuersystem müsse geändert werden. Nach temperamentvollen Ausführungen des nationalsozia listischen Abg. Meyer werden die Notverordnungen, da die Mehrzahl der Redner aus das Wort verzichtet hatten, an den Rechtsausschuß verwiesen. Nächste Sitzung Dienstag, den 14. Oktober, nachmittags 1 Uhr. Gegen po'iWe Neutralität der Kirche. Thesen der Evangelisch Sozialen Vereinigung. Die sächsische Evangelisch-Soziale Vereinigung hielt unter Leitung von Pfarrer Ac, Dresden, ihre Hcrbsttagung in Lichtenstein-Callnberg ab. Prof. Delekat, Dresden, und Pfarrer Hönlich, Waldheim, sprachen über „Kirche und Politik". Prof. Delekats drei Grundthesen waren: 1. Die Kirche kann und darf nicht neutral sein zu den politischen Geschehnissen und den Anliegen des öffentlichen Lebens: denn auch das Öffentliche Wirkt sich in das Einzelleben aus. 2 Die Kirche darf sich nicht varteipolitisch identifizieren mit einer Gruppe, denn alle Par teien sind Interessenvertretungen. 3 Eine dadurch bedingte und begrenzte Wirksamkeit ist nur so möglich, daß die Pfarrer aus neuen Wegen dem wirklichen Achen der Gegenwart begegnen. Den Abschluß der Tagung bildete ein öffentlicher, re ligiöser Diskussionsabcnd. Pfarrer Karl Fischer, Dresden, sprach über „Verweltlichung als Aufgabe und Gefahr". Sein Grundgedanke war: Wir sind, auch wenn wir in der Kirche sind, — Welt und sollen weltliches Handeln sachgemäß und ernsthaft tun. Die Gefahr wäre, wenn wir im Diesseits stecken bleiben und übersehen, daß das Diesseits nur möglich ist durch die Begegnung mit dem Jenseits.
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