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MsdmfferTageblalt Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, L« »WilsLrufscr Tageblatt- erscheint an allen Werktagen nachmittags s Uhr. Bezugsprei«: Bei Abholung in »ar GrschLftsstelle und den Ausgabestellen 2 AM. im Monat, bei Zustellung durch die Boten 2,3u AM., bet Postbeftellung r«M. zuzüglich Abtrag« —, . ,, . .. ,, . gebühr. Einzelnummern i«l,fg. All-Postanstalten Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend Postboten und unsere Lus. trt^rund Geschäftsstellen ! nehmen zu jeder Zeit De. ftrlluugen entgegen. Im Falle höherer Gewalt, Krieg oder sonstiger Betriebsstörungen besteht kein Anspruch auf Lieferung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. — ALcksendung eingesütidrer Schriftstücke erfolgt nur, wenn Porto deiliegt. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Anzeigenpreis! die 8 gespalten« Raum,eile 20 Rpsg„ die 1 gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 40 Ariehs« Pfennig, di« 3gespaltene Reklame^ile im textlichen Teile 1 Reichsmark. Nachweisungsgebühr 20 Reichrpfeuntgc. Bä» geschriebene Erscheinung«. „ tage und Platzvorschrtft« werden nach Möglichkeit Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 berücksichtigt. An,et"» «NN ahme bis vorm.10 Uhr. > - - —— Für die Richtigkeit dm durch Fernruf übermitteltenAnzeigenübernehmen wir keine Garantie. Jeder Aabattanspruch eriijcht, wenn der Betrag^wech «in gezogen werden muß oder der Auftraggeber in Konkurs gerat. Anzeigen nehmen alle Vermittlungsstellen entgeh«. Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen, des Amts- gerichts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt. Nr. 227 — 89. Jahrgang Telegr.-Adr.: .Amtsblatt« WitSdruff-DresdeN Postscheck: Dresden 2640 Montag, den 29. Sept. 1930 Das Dreizehnmonatjahr. Ein neuer Kalender in Sicht. Die Frage der Kalenderreform, die schon so oft an geschnitten worden ist, scheint nunmehr brennend geworden zu sein. Wenn sich schon der Völkerbund damit befaßt, ist es höchste Zeit, daß auch wir uns die Sache ein bißchen durch den Kopf gehen lassen. Daß unser Kalender nicht mustergültig ist, steht für alle Einsichtigen schon seit langem fest. Das Jahr hat bekanntlich 365 Tage und noch eine Kleinigkeit darüber. Mit 364 Tagen ließe sich gut haushalten, denn das sind genau 52 Wochen. Was fangen wir aber mit dem 365. Tage, zu dem im Schaltjahre sogar noch ein 366. hinzukommt, an? Der 365. verdirbt uns die ganze glatte Rechnung, denn er hat zur Folge, daß in irgendeinem Jahre der 1. Januar aus einen Sonntag fällt, im nächsten dann auf einen Montag, im übernächsten auf einen Dienstag und so fort. Und wie es mit dem l. Januar ist, ist es natürlich auch mit sämtlichen anderen Tagen des Jahres, so daß ein großer Wirrwar herrscht. Dazu kommt, daß wir jetzt Monate mit bald 30, bald 31 Tagen haben und einen sogar mit 28 und 29, und Wirt schaft, Schule, Sommerfrischler und Gehaltsempfänger haben sehr unter dieser Ungleichheit zu leiden. Wie anders wäre es, wenn sämtliche Monate gleich viel Tage hätten! Mit vier Wochen oder 28 Tagen ließe sich das sehr gut machen, aber dann hätten wir so viele überschüssige Tage, daß wir einen neuen, also einen dreizehnten Monat daraus machen müßten. Es ist auch wirklich einer da, der das machen möchte: 13 Monate mit je 28 Tagen — so lautet sein Reformvorschlag. In jedem Jahre fiele dann jedes Monatsdatum immer auf den gleichen Tag. Wäre also der 1. Januar 1932 ein Dienstag, so wäre auch der 1. Januar 1933 ein Dienstag und der 1. Januar 1934 ein Dienstag und so fort bis in alle Ewigkeit. Man könnte sich also z. B. mit seinem Geburtstag niemals irren, denn man würde permanent an demselben Tage der Woche Geburtstag feiern. Aber, wie gesagt, das wären dann dreizehn Monate, und das wäre wegen der Miete unan genehm, denn man müßte sie dann dreizehnmal zahlen. Allerdings: man würde auch dreizehnmal Gehalt be kommen, vorausgesetzt, daß man so was zu fordern hätte. Und dann bliebe immer noch der 365. Tag. Aber der läßt sich gut unterbringen: man setzt ihn einfach irgendwo — am besten wäre es der 1. Januar — als Jahrestag ein und rechnet ihn sozusagen gar nicht erst als Wochentag mit, d. h. er bekommt keinen bestimmten Namen. Und in Schaltjahren macht man das mit dem Schalttag eben so — auch der bekommt keinen Wochentagsnamen. Das ist die eine Lösung, aber — um es gleich zu sagen — sie hat keine Aussicht, angenommen zu werden, schon wegen der ominösen Zahl 13. Weit aussichtsreicher erscheint der zweite Vorschlag, der den Jahresanfang zwar auch immer auf einen namenlosen Jahrestag festlegt, im übrigen aber es bei zwölf Monaten mit vier gleich langen Vierteljahren beläßt. Jedes Vierteljahr bestünde wie jetzt aus drei Monaten, von denen die beiden ersten immer je 30 Tage zählen würden, der dritte aber 31. Aber es ist bei all diesen Dingen noch eine Extraschwierigkeit zu überwinden: die Festlegung des Osterfestes, nach dem sich bekanntlich auch das Pfingstfest zu richten hat. Jetzt ist es so, daß Ostern infolge einer kuriosen Berechnung, bei der die Frühlingstagundnachtgleiche eine Rolle spielt, zwischen dem 22. März und dem 25. April sein kann, was einen Kuddelmuddel sondergleichen ergibt, da alles, was sich im Leben nach dem Osterfest richten muß, großen Schwankungen unterworfen ist. Die Reformer aber wünschen, daß das Osterfest ein für allemal auf den zweiten Aprilsonntag falle, Pfingsten also stets in die erste Junihälftc, so daß es dann wirklich ein liebliches Fest wäre. Hier hat die Sache aber einen Haken insofern, als da auch die Kirche ein Wort mitzureden hätte. Aber man behauptet, daß sogar der Papst einer solchen Reform durchaus nicht abgeneigt wäre. Wie es heißt, soll das nächste ökumenische Konzil darüber entscheiden, und dann würde der Völkerbund — angeblich schon im nächsten Jahre — an die Bearbeitung des Zukunftskalenders gehen. Bis dahin bleibt es natürlich beim alten, und an Miete und zwölfmal Gehalt ändert sich auch nichts! Prinz Leopold von Bayern gestorben. München, 29. September. Prinz Leopold von Bayern ist am Sonntag abeno 7.40 Uhr im Leuchtenberg-Palais an Altersschwäche sanft entschlafen. Der Prinz stand bereits nn 85. Lebensjahr. Nach unbestätigten Gerüchten soll er emer beginnenden Lungenentzündung erlegen sein. Prinz Leopold von Bayern wurde am 9. Februar 1846 als zweiter Sohn des nachmaligen Regenten Luitpold geboren. Er nahm an den Feldzügen von 1866 und 1870 teil. 1915 wurde er Generalseldmarschall. Im Ium des selben Jahres wurde er zur Führung einer Armee gegen Rußland berufen, mit der er Warschau eroberte. Nachdem der weitere Vormarsch zum Stehen gekommen war, wurde er an Stelle Hindenburgs Oberbefehlshaber im Osten. M RegillMMOMM sertiMM EWmWeit iw Reichskllbivett Die Beratungen des Reichskabinctts über ein Gesamt programm wurden zu Ende geführt. Die mehrtägigen ein gehenden Verhandlungen unter Vorsitz des Reichskanzlers Dr. Brüning und unter Hinzuziehung des Reichsbankpräsi denten Dr. Luther und des preußischen Finanzministers Dr. Höpkcr-Aschoff führten zu einstimmige» Entschließun gen des Reichskabinetts. Aus Grund dieser Beschlüsse wurde die technische Zusammenstellung des aus zahlreichen Einzclprvblemen bestehenden Gesamtprogramms fertig- gestellt. Eine abschließende Kahinettssitzung zur Ver abschiedung der formulierten Vorschläge ist für Montag vorgesehen; eine öffentliche Verlautbarung der Reichs regierung über das Gesamtprogramm erfolgt im Laufe dsss Dienstag. * Die Absichten der Regierung. Das Programm, das schwerwiegende Bedeutung für die nächste Zukunft unserer Wirtschaft und unserer Politik gewinnen wird, dürfte nach Mitteilungen unterrichteter Kreise in großen Umrissen folgendes enthalten: Sparsamkeit ist der Hauptgrundsatz, nach dem der neue Haushaltsplan aufgestellt ist. Erneute Abstriche in Höhe von etwa 160 Millionen Mark sollen vorgenommen worden sein. Ferner soll die Arbeitslosenversicherung aus eigene Füße gestellt werden, d. h. die bisherigen Zuschüsse des Reiches an die Arbeits losenversicherung sollen von Beginn des nächsten Haus haltsjahrs ab, also beginnend mit dem 1. April 1931, voll kommen aufhören. Daraus erklärt sich auch die scharfe Erhöhung der Beitrüge zur Erwcrbsloscn- fürsorgc um zwei Prozent, und zwar von 414 auf 614 Prozent. Das Wichtigste aber dürften die bei den Personalaus gaben geplanten Ersparnisse sein. Die Bcamtengchältcr, die bis zum 1. April dem Notopfer in Höhe von 214 Pro zent unterliegen, sollen dafür vom 1. April ab allgemein um d u r ch s ch n i t t l i ch ,f ü n f Prozent gekürzt wer- Rechtsregierung in Braunschweig. Ersparnisse. In Braunschweig, wo am 14. September auch der Landtag neugewählt worden ist, haben die rechtsstehenden bürgerlichen Parteien sich mit den Nationalsozialisten dar auf geeinigt, eine gemeinsame Regierung zu bilden. Das Kabinett, das bisher aus drei Mitgliedern bestand, soll tn Zukunft nur noch aus zwei Ministern bestehen. Hierfür präsentieren die Bürgerlichen den früheren braunschwei gischen Finanzminister Dr. Küchenthal (Dtn. Vp.), während die Nationalsozialisten den Landgerichsrat Dr. Franzen Vorschlägen. Ob der Landtag, in dem die entscheidende Stimme der Staatspartei (einem Jungdeutschen) zufällt (20 gegen 20), zustimmt, ist wahrscheinlich, jedoch noch nicht sicher. Das Programm, das von den Regierungsparteien aufgestellt wurde, enthält eine Anzahl in Aussicht genom mener Forderungen, die aus Ersparnisse gerichtet sind. Der Bürgerblock fordert eine genaue Nachprüfung der Frage, ob das Land Braunschweig noch als lebensfähig angesehen werden könne. Außerdem wird die Herabsetzung sämtlicher Gehälter der Gruppe „Einzelgehälter" ein schließlich der Ministergehälter um 10 Prozent gefordert. LikauenbestreileldasRechtderMmel Antwort von Dr. Curtius. Der Völkerbundrat hat einstimmig beschlossen, die von der deutschen Regierung vorgebrachte Memelbeschwerdc aus die Tagesordnung der gegenwärtigen Tagung des Völkerbundrates zu setzen. Zum Berichterstatter wurde Hambro-Norwegen ernannt, der in der nächsten Woche dem Rat zu berichten hat. Der litauische Außenminister erklärte, daß nach dem Pariser Abkommen von 1924 die Memelländer kein Recht hätten, über die Verwaltung des Memelgebietes eine Beschwerde vor den Rat zu bringen. Litauen müsse seststellen, daß die Entscheidung des Ju- ristcnausschusscs diese beiden Punkte nicht berücksichtige und lehne deshalb seine Entscheidung ab. Diesmal will Litauen, nach Aussage des litauischen Außenministers, ver handeln, in späteren Fällen aber nicht mehr. Neichsaußenminister Curtius stellte fest, daß aus der Erklärung des litauischen Außenministers von praktischer Bedeutung lediglich das Einverständnis sei, die Memel beschwerde auf die Tagesordnung der gegenwärtigen Ratstagung zu setzen. Er lehnte sodann ausdrücklich die Stellungnahme Litauens ab, in der das Recht der Memel länder bestritten wird, sich an Mitglieder des Völkerbund- oen. uns zwar soll diese Maßnahme solange in Kraft bleiben, bis eine normale Finanzlage wiederhergestellt worden ist. Es heißt anderseits, daß bei einer Kürzung der Gehälter eine Freigrenze bis zu 2000 Mark Jahreseinkommen gezogen worden ist. Von hier aus soll die Kürzung gestaffelt eintreten, und zwar beginnend mit fünf Prozent ansteigend auf 714 Prozent und noch mehr für die höchsten Gehälter. Weitere erhebliche Ersparnisse erwartet man von einer Vereinfachung des komplizierten Steuersystems. Ein Teil der Hauszins st euer soll ferner, wie verlautet, zur Senkung der Realsteuern herangezogen werden, also für andere Zwecke als für den Wohnungsbau verwendet werden. Schließlich ist eine Reform der Wohnungszwangswirtschaft geplant. Die Wohnungszwangswirtschaft soll allmählich abgebaut werden. Die Hauszinssteuer würde also in den nächsten Jahren verschwinden und die Festsetzung der Mieten der freien Vereinbarung zwischen Hausbesitzern und Mietern überlassen werden. Zur Abdeckung des Fehlbetrages dürfte das Reich einen Überbrückungskredit in Höhe von wahrscheinlich 900 Millionen Mark aufnehmen. Dies ist erforderlich geworden durch Steuer ausfälle von 600 Millionen und einen Mehraufwand von 300 Millionen Mark für die Arbeitslosenversicherung. Der Kredit würde 1931 und 1932 abzutragen fein. Gin SU. Neichsiagsmiiglied. Zuwachs der Kommunisten. Wie amtlich mitgeteilt wird, hat sich bei der Fest stellung des endgültigen Ergebnisses der Reichstags wahlen die Zahl der gültigen Stimmen auf 34 956 723 er höht. Dis Gesamtzahl der Abgeordneten wird daher 5 7 7 statt 576 betragen. Das neue Mandat fällt den Kom munisten zu, dis somit mit 77 Abgeordneten vertreten sein werden. rares zu wenoen. Ten Angriff der litauischen Regierung gegen das Recht müsse er aufs nachdrücklichste zurück- weisen. Ein Veksiändigrmgsversuch. Zwischen Curtius und dem litauischen Außenminister Zaunius hat im Anschluß an die Ratssitzung eine längere Unterredung stattgefunden, in der erneut die Forderung der beiden Hauptpunkte der Memelbeschwerde (parlamen tarische Bildung des Mcmeldirektoriums und Enthaltung jeder Wahlbecinflussung) aufgeworfen worden ist. In direkten Verhandlungen zwischen der deutschen und der litauischä Negierung soll in den nächsten Tagen, versucht werden, von der litauischen Regierung Garantien zu er halten, durch die die Erfüllung der beiden deutschen Hau^t forderungen sichergestellt werden soll. Die Notrufe aus Oberschlesien. Ohne Aussprache beschloß der Völkerbundrat, über die seit 1927 vor dem Völkerbundrat schwebende Beschwerde des Deutschen Volksbundes in Oberschlesien wegen der Zulassung zu den Minderheitenschulen in Oberschlesien ein Rechtsgutachten des Internationalen Haager Gerichts hofes einzuholen. Diefes Gutachten soll sich sowohl auf die vorliegende Beschwerde des Deutschen Volksbundes beziehen, die die bisher immer noch nicht erfolgte Zu lassung von 60 deutschen Kindern zu den oberschlesischen Minderheitenschulen zum Gegenstand hat, als auch auf die grundsätzliche Frage der Anmeldung zu den Mtnderheiten- schulen. Der Bericht hebt hervor, daß der Präsident des deutsch-polnischen Gemischten Schiedsgerichtshofes in Oberschlesien, Calonder, die Zulassung der 60 Kinder zu den Minderheitcnschulcn als rechtmäßig anerkannt hat. In der Sitzung des Völkerbundratcs wurde ein Schreiben Calonders bekanntgegeben, mit dem er sein Rücktrittsgesuch zurückzieht. Der Rat beschloß einstimmig, Calonder seinen Dank für diesen Entschluß auszusprechen. Wirtschaftspolitische Kragen. Der Wirtschaftspolitische Ausschuß der Völkerbund versammlung hat einen eingehenden Bericht ausgearbeitet, der ein großes wirtschaftspolitisches Programm enthält. Der Bericht ist auf der Forderung nach enger wirtschaft liche Zusammenarbeit vor allem der europäischen Staaten aufgebaut. Er sieht darin den einzigen Weg zur Gesun dung und Rettung der Wirtschaft. Als Mittel zur Er reichung dieses Zieles nennt der Bericht eine regionale wirtschaftliche Verständigung der einzelnen Wirtschafts gruppen, Regelung der Zolltariffragc. Nationalisierung der Meistbegünftigungsklausel. Rcaelung oes intcrnatio-