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Wilsdruffer Tageblatt : 06.10.1930
- Erscheinungsdatum
- 1930-10-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-193010062
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19301006
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19301006
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1930
-
Monat
1930-10
- Tag 1930-10-06
-
Monat
1930-10
-
Jahr
1930
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 06.10.1930
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Dit VestiMW res Weiher. Kann die Frau je dem Manne gleichwertig sein? — Welches Geschlecht ist am selbstsüchtigsten? Von Prinzessin Serafina Astafjewa, der berühmten russischen Tänzerin. Seit Erschaffung der Welt hat die Frau einen der be liebtesten Gesprächsstoffe geliefert, vor allem für die Ange hörigen des männlichen Geschlechts. In den letzten zehn Jah ren hat das Interesse an der Frau noch zugenommen, und von allen Seiten erschallen Lob und Tadel. Kein Tag ver geht, wo nicht ein neuer Gedanke oder eine neue Theorie darüber laut wird, was aus der Frau Wohl werden mag. Die Frage nach der Bestimmung des Weibes ist natürlich eine von größter Bedeutung, die viele für außerordentlich schwie rig zu beantworten halten. Meiner Ansicht nach liegt die Zukunft der Frau klar vor uns. Gott bestimmte sie zur Gefährtin des Mannes und Schöpferin neuen Lebens. Daher kann ihr Platz nur im Hause fein, d. h., wenn sie die ihr vom Höchsten zugewiesene Auf gabe erfüllen will. Heutzutage sind manche Frauen von ihrer eigentlichen Bestimmung weit abgewichen, doch zweifle ich nicht, daß sie schließlich ihren Weg ins Heim zurückfinden werden. Die eben aus der Schule entlassenen jungen Mäd chen mögen die besten Absichten haben, sich ihren Lebens unterhalt selbst zu verdienen und einen Beruf zu ergreifen. Das geschieht häufig aus Not, nicht selten aber auch aus einem tiefer liegenden Grunde. Sie glauben, wenn sie arbeiten und wöchentlich 40 bis 60 Mark verdienen, würden sie „selb ständig". Bald sehen sie indessen ihren Fehler ein, wenn sie entdecken, daß 40 oder 60 Mark die Woche nicht entfernt für den Unterhalt ausreichen. Gewiß sind einzelne junge Mäd chen erfolgreicher als andere und verdienen mehr, aber sehr wenige nur kommen jemals über vier- bis sechstausend Mark jährlich hinaus. Das selbständige junge Mädchen kann mehrere Jahre im Beruf sein, schließlich verliebt es sich doch und ver gißt seine ganze „Selbständigkeit". Es ergreift einen höheren Beruf: es sorgt für Gatten und Kinder. In keinem anderen Beruf, mag es sich ihm auch mit ganzer Kraft widmen, wird es jemals vollkommen glücklich sein. Gewiß hat die Frau ihren Platz in der Welt, aber alle großen schöpferischen Werke sind vom Manne vollbracht. Wer hat die großen Brücken und Kathedralen gebaut, die Eisen bahnen und Schiffe? Wer komponierte die großen Musikwerke und malte wundervolle Bilder? Hier ließe sich noch viel auf zählen, in allen Fällen wird ein Mann der Schöpfer fein. Alles das beweist, daß der Mann die große treibende Krafl in der Welt ist, während die Frau die Bestimmung hat, ihm Gefährtin und Helferin zu sein. Denkt man an die Stellung von Mann und Frau in der Welt, so wird einem bald der Hauptunterschied zwischen beiden klar: jener wurde zum eigenen Vergnügen geschaffen, das Weib aber für den Mann. Das bedeutet nicht, daß die Frau die Rolle des Packesels spielen soll. In Erfüllung ihrer Aufgabe im Leben kann sie ebenso glücklich sein wie der Mann. Sie ist geschaffen, um geliebt und verhätschelt zu werden, und nur wenn sie für einen Gatten sorgen kann, ist sie ganz und wahrhaft glücklich. Im Grunde ist der Mann das selbstsüchtige Geschöpf, die Frau das selbstlose, deshalb kann sie viel besser die Kinder betreuen. Der Besitzinstinkt überwiegt bei jenem so, daß er alles auf Erden für sein Eigentum hält. Andererseits hat die so ganz anders geartete Frau nicht das gleiche Vesitzgefühl, und die Folge ist, daß sie meist gibt und nur selten nimmt. Sie ist — wofern nur eine normale Frau — völlig zufrieden, selbstlos zu bleiben und ihr Leben lang immer nur zu geben. Nicht so der Mann. Er ist nicht glücklich, wenn er nicht auch nehmen kann. Darin liegt der große Unterschied zwischen beiden Geschlechtern. Man wundert sich über die große Zahl unglücklicher Ehen. Die Gründe dafür sind mannigfacher Art, doch persönlich glaube ich, die Hauptursache liegt darin, daß zu spät geheiratet wird. Die ideale Zeit für Liebe und Romantik ist — das ver steht sich fast von selbst — die Jugend. Natürlich liegt der Gruno, daß manche erst spät heiraten, auf wirtschaftlichem Gebiet. Der Durchschnittsmann kann eine Frau nicht ernähren, ehe er 28 oder 30 Jahre alt ist. Dies ist m. E. ein recht un glücklicher Zustand; leider läßt sich aber gar nichts tun, dem ein Wenig abzuhelfen. In einer Ehe, die geschlossen wird, wenn beide Teile schon in mittlerem Alter stehen, ist für Romantik kein Platz. Diese ist nur für die Jugend da. Die Frauen mögen weiter im Beruf oder Geschäftsleben arbeiten, ihr wahrer Platz wird doch stets das Heim sein. Sie können dem Manne nie gleichkommen. Jeder Teil hat seine besondere Bestimmung in der Welt. Militärmusik. Von Ali Weyl-Nissen. Es gibt heute weniger Militärmusik. Im Verhältnis zur Gröhe des Heeres ist die Militärmustk aber ungefähr gleich stark geblieben. 500000 Mann des alten Heeres hatten 470 Musikkorps von je 36 Musikern, die Reichswehr von 100 000 Mann hat 131 Kapellen von je 24 Musikern. Nach wie vor ist die Begeisterung sür Militärmusik groß. Militärkonzerte an Sonntagvormittagen in Berlin haben 40 000 und mehr Zuhörer. Schallplatten mit Militärmusik erzielen außerordentlich hohe Auflagen. Ahnen die Freunde der Militärmusik (und auch ihre Gegner), wie alt und weit ver breitet der Ruhm deutscher Militärmusiker ist? Besonders sollen sie „die Pauken zierlich zu schlagen" gewußt haben: „Solches geschiehet mit gewissen Bewegungen des Leibes und derer Hände, welche anderswo lächerlich scheinen würden" (Zeidlers Universallexikon von 1735). Mit akrobatischer Ge schicklichkeit pflegten die Panker der Kavallerie ihre Schlägel in die Luft zu werfen und wieder aufzufangen — ein Rest mittelalterlicher Ueberlieferung. Deutsche Flötisten verschreibt sich 1441 der Herzog von Este. Sie haben schon damals internationalen Ruf. Im späte ren Mittelalter befestigte sich ihre Stellung als Jnfanterie- Spielmusik — gemeinsam mit den Trommlern. Klangschönheit, Reinheit, Präzision und Leichtigkeit der Ansprache verdanken mehrere Gruppen von Blasinstrumenten dem Instrumentenbauer Adolphe Sax, der zu wahrem Ruhm erst jetzt durch das Saxophon gekommen ist, dessen Grundform er sich 1845 in Paris patentieren ließ. Wer Schellenbaum ist noch heute eine Art Wahrzeichen der Regimentsmusik, das ihr vorangetragen wird, ohne eigent lich Instrument zu sein. So spielt der Schellenbaum dieselbe Rolle eines optisch-akustischen Schmucks, den er in Ostasien und der älteren Türkei vor Jahrhunderten gespielt hat als Repräsentationsstange sür die staatlichen Würdenträger, je nach deren Klasse verschieden groß und mit den Rangabzeichen verziert. Trompeten und Hörner kommen gleichzeitig schon im 14. Jahrhundert vor. Man unterschied sie dem Klangcharakter nach und gab der strahlenden Trompete den Vorrang: Die vornehme Zunft der Trompeter hielt streng darauf, niemals „zu verächtlichen Gelegenheiten mit Trompeten oder Posaunen zu dienen". Das blieb den Hörnern überlassen. Man sagt noch letzt in der Oberlausitz: „Mit Trompeten kimmt a, und mit Pfengpfeifen zieht a ob." Die Italiener drücken es ähnlich aus: „^rrivaro aolle tromba e partire coi aorni." Beweis für die Prominenz der Trompeter: Ein Trompeter wurde noch von Friedrich dem Großen als Botschafter zum Feind gesandt, als er vor der Schlacht von Lobositz die Uebergabe der Stadt Prag verlangte. Das Lied vom Prinzen Eugen soll ein Trom peter am Abend nach der Schlacht ersonnen haben. „sloitieren und tambuire die grutzten die recken; den mut sie geviengen von der süezen reisenote —", so schreibt Heinrich von Türlein um 1220; das ist die erste sicher überlieferte Be obachtung, daß Militärmusik die Streiter anfeuert. Nachdem das einmal bemerkt und sestgestellt war, wurden Trommeln und Pfeifen ins Söldnerheer eingeführt. Der Rhythmus fpielt eine größere Rolle als Melodie und Harmonie, er ist Hauptfaktor der Marschmusik. Seine starke Wirkung entsteht großenteils dadurch, daß der Rhythmus von Herz und Puls sich ihm anpaßt, und allein aus dem Umstand, daß Märsche ein etwas schnelleres Tempo haben als der durch schnittliche Puls, ergibt sich die Empfindung des Angeregtseins, wie sie sonst durch freudige Gefühle hervorgerufen wird. Diefe Gefühle stellen sich dann automatisch ein. Eine besondere Rolle spielt der Trommelrhythmus, der zum Sturmangriff ruft und an dauernder Wiederholung unerhört anregend wirkt: Man klopfe bei Abspannung diesen Rhythmus fünf Minuten lang — die Müdigkeit ist überwunden. Militärmusik braucht nicht zweitklassige Musik zu sein. Und wenn ein Musiker vielleicht mit dem praktischen Soldaten tum nicht sympathisiert, so braucht er deswegen noch kein absoluter Gegner der Militärmusik zu sein. Ein Beispiel: Um nicht zum Militärdienst eingezogen zu werden, flüchtete Franz Schubert in die ihm höchst verhaßte Schullehrerlaufbahn, die ihn vom Militär befreite. Der rhythmische Trieb war nicht etwa weniger vorherrschend in ihm: Er komponierte ja pracht volle Märsche, darunter den hinreißenden Militärmarsch in v-äur, — nur sind sie bezeichnenderweise im Original für zwei Klaviere gesetzt, also nicht gleich als Gebrauchsmarsch musik beabsichtigt. Ebenfalls aus der Klavierliteratur stammt der berühmte Chopinsche Trauermarsch (aus der Sonate in L-moll), der bei unzähligen Beerdigungen geblasen wird. Die deutschen Militär-Musikmeister sind aus ihrer Kapelle hervorgegangen, während z. B. Oesterreich tüchtige Zivil-Dirigenten engagierte, wie etwa Franz LehLr, den später weltberühmten Operettenkomponisten, der als Geiger in seines Vaters Militärkapelle begann, ihm zur Seite der junge Leo Fall, Komponist der „Dollarprinzessin". „Verachtet mir die Militärmusiker nicht!" LehLr wurde als Wiener Militär kapellmeister nicht nur berühmt, er lernte auch die schwere Kunst, mit einfachsten Mitteln zauberhaften Glanz in fein Orchester zu bringen. Deutschland besaß und besitzt hervor ragende Militärmusiker: Saro, Roßberg, Grawert, Albert Parlow, der später Dirigent einer großen Hamburger Konzert kapelle wurde, Wieprecht, Direktor der Gardemusikchöre, Er finder der Baßtuba und des Bathyphons, und schließlich Oskar Hackenberger, den kürzlich verstorbenen Armee-Musikinspizien- ten. Uebrigens hat auch Kaiser Wilhelm II. recht gern ein mal beim Militär Musikwerke oder seinen „Sang an Aegir" dirigiert "Man muß nicht glauben, daß die Militärmusik allein beim Soldaten beliebt gewesen wäre. Der Zivilist konnte sie viel leicht sogar mehr genießen, der Soldat empfand vielfach sehr woyl, daß sie ihm als Stimulans dienen sollte. Die vorgeblase nen Märsche reißen zusammen, lösen nicht. Der Choral von Leuthen, nach siegreicher Schlacht vom ganzen Heere spontan angestimmt, ist erlösende Entspannung. Der eigene Gesang ist dem Soldaten besonders wichtig. Der Seemann sentimen-- talisiert auf seiner Ziehharmonika in einer Weise, die musika lisch echter und ihm seelisch wichtiger ist als das Spiel der offiziellen Bordkapelle. Säuglinge sollen gebrundmarkt Werden. Ein Stück Heftpflaster versetzt Chicago in Aufregung. — Wo jelbst Salomonis Weisheit versagen würde. — Ein Kind wird getauft, das nicht geboren ist. Von Fred H u l l e r - Chicago. Nachdem der Fall Watkins-Bamberger schon ein paar Wochen lang die Gemüter aller Eltern — nicht nur in Chicago, sondern auch in den gesamten Vereinigten Staaten — beschäftigt hatte, schien es, als sei die Geschichte durch einen gütlichen Vergleich aus der Welt geschafft. Doch jetzt stört plötzlich Vater Watkins das friedliche Einvernehmen und rollt die ganze Frage von neuem- auf. Der Fall ist auch etwas ungewöhnlich. Wurden da kürz lich im Englewood-Hospital in Chicago an einem Tage und im nämlichen Zimmer zwei Knaben geboren. Die eine glück liche Mutter war die aus ihr irisches Blut stolze Frau Wat kins, die andere die dunkellockige Frau Bamberger. Vierzehn Tage lang lagen die beiden Frauen nach diesem glücklichen Ereignis noch im gleichen Raum. Dann wurden sie am selben Tage entlassen. Somit wäre, da jede Mutter einen gesunden Schreihals mit nach Hause nahm, alles in schönster Ordnung gewesen, hätte nicht Vater Watkins eine entsetzliche Entdeckung ge macht. Er war interessierter Zeuge des ersten Bades seines Stammhalters im eigenen Heim, als er auf dem Rücken des Kindes ein Stückchen Heftpflaster fand. „Bamberger" stand darauf in roter Tinte. Fast gleichzeitig entdeckte Vater Bam berger in seinem Papierkorbe ein ähnliches Pflaster. Darauf stand „Watkins". Nun wäre es das Einfachste gewesen, die beiden Mütter hätten sich miteinander in Verbindung gesetzt und die Kinder ausgetauscht, denn allem Anschein nach lag nur eine Ver wechslung durch das Pflegepersonal des Krankenhauses vor. Doch eine Mutter trennt sich nicht so ohne weiteres von dem Kinde, das an ihrer Brust gelegen hat. Außerdem glaubte Vater Bamberger, sein getreues Ebenbild blicke ihm aus dem Gesicht des als Watkins plakatierten Knaben entgegen. Vater Watkins freilich war anderer Ansicht und strengte einen Prozeß an. Er wollte das Kind haben, das augenblicklich in Frau Bambergers Armen lag. Ein ganzes Regiment von Medizinern wurde mobil gemachr. Für die beiden Säug linge begann eine schlechte Zeit. Alles an ihnen wurde untersucht, die Augen, die Haut, das Blut. Man nahm Finger- und Zehenabdrücke und hielt das Haar unter das Vergrößerungsglas. Den gleichen Prüfungen müßten sich alle vier Eltern unterwerfen. Inzwischen leistete sich das städtische Gesundheitsamt auf eigene Faust einen Spaß. Es strich die Namen der bei den Kinder aus den Geburtsregistern und glaubte damit, in diesem schwierigen Falle seine Pflicht getan zu haben. Dem nach waren die Kinder von amtswegen gar nicht geboren. Um den Fehler, den die Natur somit der Behörde gegen über begangen hatte, wieder gut zu machen, hätten die Eltern den beiden Kindern den Hals abschneiden müssen. Dazu ver spürten sie aber keine Lust, und Bambergers setzten sich noch dazu über die behördliche Weisheit hinweg, indem sie ihren „ungeborenen" Jungen George Edward taufen liegen. Nun hatte sich die wissenschaftliche Kommission inzwi schen zu einem Entschlusse ourchgerungen. Sie erklärte, der junge Bamberger müsse als Watkins Kind betrachtet wer den, der noch ungetaufte Säugling gehöre der Familie Bam berger. Letztere wollte natürlich nichts davon wissen, und schließlich einigte man sich nunmehr dahin, eine neue Kommission, aus sechs Aerzten bestehend, solle sich nochmals mit der Sache befassen. Die Vertreter der Wissenschaft unter warfen also die armen Säuglinge einer zweiten hochnotpein lichen Untersuchung und kamen zu dem Schluß: Alles in Ordnung. George Edward ist wirklich ein Bamberger, und der Ungetaufte ein echter Watkins. Hiermit waren wieder die Watkins nicht einverstanden, und der betrübte Vater klagte weiter. Er wollte außerdem vom Krankenhause 100 000 Dollar Schadenersatz für die „vertauschte Identität" des von ihm beanspruchten Säug lings haben und den gleichen Betrag als Schmerzensgeld für überstandene. Aufregung. Mzwifchen befaßten sich alle möglichen Müttervereine mit der Sache und veranstalteten große Protestkundgebungen gegen das in den Krankenhäusern befolgte System der Kinder- identifizierung, das einen derartig bedauerlichen Vorfall überhaupt möglich machte. Ein Bund wurde gegründet, der dafür eintreten sollte, daß die Staatslegislatur und der Bun deskongreß gesetzliche Maßnahmen zur Vermeidung weiterer Verwechslungen von Neugeborenen ergriffen und daß jenes bisher in den großen Wöchnerinnenheimen befolgte System der Kennzeichnung der Kinder durch auf Heftpflaster ge schriebene Namen abgeschafft werde. Auch die in Zweifels fällen, wie hier, zur Anwendung gelangte Blutprobe wurde ebenfalls verdammt, weil sie da, wo die Eltern der gleichen Blutgruppe angehörten, erfolglos war. Viel mehr Anklang fand dagegen die Lösung, die der Vorstand des Städtischen Gesundheitsamtes in Chicago vorschlug: Sofort nach der Ge burt sollen die Kinder im wahrsten Sinne des Wortes ge- brandmarkt werden. Dieses hätte dadurch zu geschehen, daß ihnen eine Schablone auf den Rücken gelegt und dieser dann mit ultravioletten Strahlen beschienen würde, so daß auf Ser Haut in Hellem Rahmen der dunkle Name des Kindes sichtbar werden müßte. Diese Brandmarkung soll ungefähr jwei Monate lang deutlich zu sehen sein, eine Zeit, die unter allen Umständen genügt, um die Mutter mit allen Eigenarten and kleinen Merkmalen ihres Kindes bekannt werden zu lassen. Allem Anschein nach dürfte diese Brandmarkung auch jur Einführung gelangen. Der Prozeß der Familie Watkins gegen das Kranken haus kam aber nicht zur Verhandlung, da unerwartet ein Vergleich zwischen beiden Elternpaaren erfolgte, der den ganzen Streitfall aus der Welt zu schaffen schien. Bam bergers Waren doch Wohl zu der Ueberzeugung gelangt, daß ihr George Edward das Watkinssche Kind sei, und so wurden die Knaben eines schönen Tages unter reichlichem Tränen erguß von seiten der beiden Mütter und in Gegenwart des Herrn Bamberger senior ausgetauscht. Aber die liebe Mitwelt kam doch nicht um die ersehnte Sensation. Ein paar Tage später nämlich erschien Watkins bei seinem Anwalt und erklärte, der Austausch sei ohne seinen Willen und in seiner Abwesenheit erfolgt. Er müsse ihm nun seine Genehmigung versagen. Demnach wird es noch einen recht interessanten Prozeß geben. Eine pikante Note hat Mister Watkins besonders dadurch in den Streit gebracht^ daß er jetzt behauptet, Bambergers hätten bei der Verwechs lung mit dem Krankenhauspersonal unter einer Decke ge steckt. Aber die Geschichte ist ja jetzt so verwickelt, daß man annehmen sollte, Mister Watkins wisse selbst nicht mehr recht, was er eigentlich will. Sie gehtlmnirMe Aelle von EWel. In der Nähe von Estabel im französischen Departement Herault befindet sich eine heiße Quelle, die schon seit langem Vas Interests der Geologen aus sich zieht. Sie ist oft jahre lang verschwunden, um dann plötzlich und ohne daß sich ein Grund dafür finden ließe, wieder zu fließen. Nachdem die Quelle neun Jahre lang trocken gelegen hatte, führt sie seit lurzem völlig überraschend wieder Wasser. In diesem Jalle hat man ihr Wiedererscheinen mit den heftigen Regengüssen erklären wollen, die in den letzten Monaten über Frankreich and insbesondere auch über die hier in Frage kommende Gegend niedergegangen sind. Dazu Paßt aber schlecht, daß die Quelle eine Temperatur von durchschnittlich 20 Grad Celsius lusweist und in der Minute 9000 Liter Wasser liefert. Man muß also annehmen, daß dieses unterirdischer Herkunft ist; Sann bleibt aber wieder das Rätsel des plötzlichen Auftretens and ebenso plötzlichen Versiegens, das noch der Aufklärung harrt. .
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