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vet vem angevuch geplanten Anschlag auf Pilsudski um eine gemeine Beschuldigung handele, die die Praktiken der berüchtigten zaristischen „Ochrana" noch bei weitem überträfen. Im Laufe de.; Montags wurden in Warschau und in anderen Ortschaften Polens mehrere Sozialisten verhaftet. Während der Gerichtsverhandlung vom Schlage ge troffen. Der Präsident des mecklenburgischen Oberlandes gerichts in Rostock, Rudolf Krüger, wurde während einer Gerichtsverhandlung plötzlich vom Schlage getroffen. Der Tod trat auf der Stelle ein. Der Verstorbene, der erst ktnze Zeit das Ami des Präsidenten deZ höchsten mecklen burgischen Gerichtes bekleidete, stand ' "62. Lebensjahre. Kamps mit Verbrechern. In Kö.u kam es vor einer Garage zu einer wilden Schießerei zwischen Kriminal beamten und Verbrechern. Zwei Verbrecher hatten in der Garage einen gestohlenen Wagen untergestellt, den sie zu Diebesfahrten in die Umgebung von Köln benutzten. Die Polizei, die davon Kenntnis erhalten hatte, ließ den Wagen durch Kriminalbeamte überwachen. Gegen Mitter nacht erschienen die beiden Verbrecher, um den Wagen ab zuholen. Auf den^Anruf „Hände hoch!" eröffneten die Diebe sofort das Feuer auf die Beamten, die ebenfalls von der Schußwaffe Gebrauch machten. Im Verlaufe der Schießerei wurden die beiden Verbrecher schwer verletzt, so daß sie verhaftet werden konnten. Bombenattentat gegen einen Gerichtssachverstän digen. Gegen den Sanitätsrat Dr. Spicker in Beuthen, der den oberschlesischen Gerichten als Sachverständiger dient und dessen Gutachten zur Verurteilung vieler Per sonen geführt haben, wurde ein Bombenattentat verübt. Man schickte ihm ein Postpäckchen ins Haus. Seine Frau erschien im Amtszimmer Dr. Spickers im Amtsgerichts gebäude mit ihrem vierjährigen Töchterchen und übergab ihrem Manne das Päckchen. Als Dr. Spicker es öffnete, erfolgte eine furchtbare Explosion, durch die das ganze Zimmer mit Rauch erfüllt wurde. Durch die Sprengstücke wurden alle drei Personen verletzt, glücklicherweise nur leicht. Für jeden Dänen eine Kuh. Nach der letzten Vieh zählung gibt es in Dänemark ebenso viele Kühe wie Menschen, nämlich etwas über drei Millionen. Außerdem gibt es füns Millionen Schweine und eine halbe Million Pferde. Der Pferdebestand sinkt ständig, weil Dänemark viele ausländische Automobile einführt. Panik in einem spanischen Kino. In einem Kino in Valencia brach unter den Besuchern infolge eines un begründeten Feueralarms eine Panik aus. In dem Ge dränge an den Ausgängen wurden zahlreiche Personen verletzt, darunter vier schwer. Der Unterweltkrieg in Amerika geht weiter. Der „Unterwcltkrieg" in den Vereinigten Staaten forderte ein neues Opfer. In Brooklyn wurde der berüchtigte Ver brecher Morris Fisher auf einer der belebtesten Straßen durch drei Revolverschüsse niedergestreckt. Die Mörder entkamen in der allgemeinen Erregung. Die Ncwyorker Polizei ist jetzt davon überzeugt, daß der „Unterweltkönig" Diamond von Leuten seiner eigenen Bande nieder geschossen wurde. Spiel und Spori -r» weiser Voraussicht hat der Süddeutsche Fußball- und ÄeUtathletikverband eine allgemeine Amnestie erlassen, die sich auf alle Verstöße gegen die Amatcurbestimmungen bezieht, so weit sich diese vor den Dresdener Beschlüssen ereigneten. Wer den die anderen Verbände folgen? Eine Tagung der Arbeitsgemeinschaft Turnen—Sport findet am 18 /19 Oktober in Berlin statt. Hauptpunkt der Tagesordnung ist die Amaieurfrage. Bei der bekannten Stel lungnahme anderer Verbände gegen die Dresdener Beschlüsse des D. F. B wird es wohl kaum ohne Reibereien abgehen. Die Borplcite macht sich auch in Amerika mehr und mehr bemerkbar. Nachdem erst kürzlich das Tressen Sharkey gegen Campolo abgesagt wurde und der Kamps Earnera-Maloney nur rund 40 000 Dollar einbrachte, wurde jetzt die Fliegen- gewichtsweltmeisterschaft zwischen Frankie Genaro und Midgel Wolgast, die am Freitag in Newyork ausgetragen werden sollte, auf unbestimmte Zeit verschoben. Die Ehrennadel des Deutschen Schwimmverbandes er hielten in Anbetracht ihrer Förderung des europäischen Wasser- ballturnicrs in Nürnberg die dortigen Oberbürgermeister Dr. Luppe und Stadtrat Dürr. MGeWe Amen vm Wilsdruff und Umgegend halten sich bei Bedarf bestens empfohlen: Kolonialwaren- und Landesprodukten-, Tabak- und Zigarrenhandlung Rentsch, Kurt, Parkstraße 1342. Ladestation für Akkumulatoren und Batterien Zschunke, Arthur, Zellaer Straße 29. «-§> L. Malergewerbe Schindler, Edwin, Hohestraße 134 V. v-S- 71. Milch- und Butterhandlung Barthel, Alfred, Braunsdorf (tägl. 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Geburtstag des am 15. Oktober des Jahres 70 v. Ehr. in dem Dorfe Andes bet Mantua geborenen Dichters Publius Vergilius Maro, bei uns. allgemein Virgil genannt. Jetzt, da sich die Feiern ihrem Höhepunkte nähern, wo in Manina ein dem Andenken Virgils geweihtes Heim eingeweiht werden soll, soll dieses größten Epikers der römischen Literatur mit einigen Worten gedacht werden. In seinen Anfängen war Virgil sozusagen „landwlri - schaftlicher" Dichter: er hatte unter dem Titel „Bucolica" idyllische Hirtengedichte geschrieben, und sein Freund Mäcenas, der sprichwörtlich gewordene Förderer von Kunst und Wissenschaft, hatte ihn dann veranlaßt, durch ein Gedicht über den Landbau der Bevölkerung Italiens Lust und Liebe zu ländlichen Beschäftigungen einzuflößen. Diese Dichtung, die den Ackerbau, die Baumzucht, die Viehzucht und die Bienenzucht behandelt, heißt „Georgica". Virgils Haupt werk aber war die „Äneis", die den Römern den Homer er setzen sollte. Die Äneassage war von den Griechen erfunden: der trojanische Held Äneas verläßt nach der Zerstörung Trojas das Land und siedelt sich in Latium an. Wie Homers Odysseus der Kalypso, so erzählt Äneas der karthagischen Königin Dido, die sich in ihn verliebt und sich dann den Tod gibt, seine Irrfahrten. Die Verse der „Äneis" benutzten Dichter des Mittelalters als Orakelquelle, und tm Volks glauben wurde Virgil sogar zum Zauberer, da man glaubte, daß in seinen Dichtungen eine geheimnisvolle Weisheit ver borgen sei. Am 21. September 19 v. Ehr. ist Virgil in Brundisium iBrindisi) gestorben. Vor seinem Tode verlangte er, daß seine Gedichte verbrannt würden, aber dieser letzte Wille wurde nicht ausgeführt. Der Leichnam des Dichters wurde bei Neapel an der Straße nach Puteoli beigesetzt; doch ist das Grab, das man bei der Grotte des Posilippo den Fremden letzt zeigt, bestimmt nicht das Grab Virgils. Tödliches Kraftwagenunglück. Ein ans Weimar kommender, vom Neichswehrhaupr- mann Balzer gesteuerter Personenkraftwagen stieß in Meerane mit einem Leipziger Auto zusammen. Balzers Wagen wurde umgeworfen, seine Ehefrau erlitt so schwere Verletzungen, daß sie auf dem Transport nach dem Krankenhause starb. Die übrigen Insassen kamen mit leich teren Verletzungen davon. Ermüdende Plädoyers. Noch keine Strafanträge im Bombenlegerprozeß. Im Altonaer Bombenlegerprozetz behandelte Staatsan walt Dr. Junker noch einmal eingehend die Anschläge des Jahres 1929, insbesondere die Konstruktion der Verabredung und der Verbindung. Als sich Dr. Junker schließlich einem neuen Abschnitt seiner ausgedehnten Anklagerede zuwenden wollte, beantragte die Verteidigung, die Verhandlung zu ver tagen, da eine Reihe der Angeklagten nicht mehr folgen könne und auch ein Ende der Plädoyers nicht abzuschen sei. Das Gericht vertagte darauf die Weiterbehandlung. Das Plädoyer der Staatsanwaltschaft im Altonaer Bombenlegerprozeß, das durch Oberstaatsanwalt Dr. Gollnick (stehend) ge halten wurde. — Sitzend der Erste Staatsanwalt Dr. bunker. 42 »Wohin. Sir?" fragte er streng mit lauerndem Blick Geheimpolizei? Toluca war überrascht, doch schnell gefaßt. Die knappe Frage erheischte eine ebenso knappe Antwort. Er steifte sich in Unnahbarkeit. „Zum Präsidenten." Mil dem Won „Präsident" stieg der Schatten des Bank- aewaltigen hinter dem Fremden auf. Der Beamte trat "de." einen Schritt zurück. Vor solcher Größe mußte ^er Einwand, jedes kleinliche Befragen verstummen. Um gelangen, mußte der stattliche, von ^"duftete Fremde noch hundert höhere oerant- vorUich. stellen passieren. ein Spießrutenlaufen durch Blicke und Fragen die je höher hinauf, immer strenger wurden, bis ,u dem kargen! „Bestellt?" „Bestellt " So bis hin zur Schwelle des Allerheiligsten im Reiche des Mammons. Eiserne Nerven gehörten dazu, vor all den forschenden Blicken nicht die Augen niederzuschlagen, sich durch keine Frage in Verlegenheit bringen zu lassen. Toluca besaß diese Nerven Nun stand er im Vorzimmer. Der dort allein waltende Beamte ein Mann mit der strengen Geschlossenheit des geschulten Bürokraten, war offenbar schon telefonisch unter richtet Er stellt die letzte, aber verfänglichste Frage. „Der Herr Präsident weiß —?" Toluca tat das mit einer Handbewegung ab, die alles und nichts besagte. Die übliche Herrcngeste. Der andere ging hinein Toluca lauschte. Alles blieb still. Durch die gepolsterte Doppeltür drang kein Laut. Er rechnete damit, daß der vielbeschäftigte Präsident, der absolut nichts von ihm und seinen Angelegenheiten wußte, seinem Ge dächtnis nicht trauen und auf den Dutzendnamen Brown, der keinen Anhalt bot, hineinfallen werde. Der Beamte kam wieder heraus und drückte die Tür hinter sich zu. Seine Miene war eisig. „Der Herr Präsident kann sich nicht erinnern." Jetzt drohte die Katastrophe. „Allerdings nach so langer Zeit —" murmelte Toluca, wie mit sich selber sprechend. Er entnahm seinem Porte feuille einen für die Gelegenheit bereit gehaltenen ge schlossenen Briefumschlag. Er enthielt nichts als die Pro- missarh Note der Bank von England. Er gab sie aus der Hand. Er mußte es. „Geben Sie dem Herrn Präsidenten das!" sagte er mit Betonung. „Doch nur ihm selbst. Es sind zehn Millionen Pfund, die Sie da in der Hand haben. Sie haften mir dafür!" Der Beamte zögerte einen Augenblick. Zehn Millionen Pfund in einem kaum fühlbaren Blatt? So konnte nur ein Wahnsinniger sprechen. Den durfte man nicht reizen. Vom Privatzimmer des Präsidenten aus konnte man das Haus alarmieren, ohne daß der Eindringling etwas merkte. Er ging wieder hinein. Eine geraume Zeit, so schien es dem ungeduldig Harren den, verging. Sekunden hatten den langsamen Pulsschlag von verrinnenden Stunden. Unruhig schritt Toluca auf und nieder. Da drinnen entschied sich jetzt sein Schicksal. „Flucht!" schrie eine innere Stimme ihm zu. „Noch ist es Zeit! Die Autzentür ist offen." Er äugte danach hin. Fünf, zehn Minuten vergingen. Eine Viertelstunde. Sein Blut kam und ging wie Meereswellen im Sturm. Von Fieber ge schüttelt, ging er zwischen Fenster und Ausgangstür hin und her. Mehrmals streckte er schon die Hand nach dieser aus. Wie geschlagen fiel sein Arm wieder an den Körver. Etwas hielt ihn im Bann. Seine Freiheit, sein Leben stand auf dem Sviel! Wenn er als Dieb entlarvt war, konnte man ihn nicht verdächtigen, damals, am Bach, den tödlichen Schuß auf Roberts selbst abgegeben zu haben oder mit seinem Mörder im Bunde zu sein? Der war ent kommen. Niemand am Bach kannte ihn. Angstschweiß stand auf Tolucas Stirn. Kalt lief es ihm über den Rücken. Da, endlich, der Beamte! Lautlos wie er gegangen, trat er wieder ein. „Der Herr Präsident läßt bitten!" Der Blick, mit dem er Toluca streifte, war seltsam, furchterregend. Doch jetzt gab es kein Zurück mehr. Toluca trat ein. Fas! wäre er zurückgevrallt. Er hatte erwartet, den. Präsidenten allein anwesend zu finden. Statt dessen sah er sich fünf oder sechs Herren gegenüber, die mit einem Blick intensiver Spannung seinem Eintritt entgegensahcn. Tiefes Schweigen herrschte. Voran stand ein älterer distinguierter Herr. Der hielt das verhängnisvolle Blatt in der Hand. Vermutlich der Präsident. „Mister Brown?" fragte er leichthin. Toluca verneigte sich stumm. Seine Augen gingen fragend im Kreis. Der andere lächelte fein. Doch was da jetzt aus ver kniffenen Lippen kam, versetzte Toluca den Atem. Er bedurfte seiner ganzen Selbstbeherrschung, um nicht zu sammenzubrechen. Die Augen auf ihn geheftet und jedes Wort betonend, sagte der Präsident: „Diese Herren sind Kriminalbeamte. Ich habe sie hergebeten, um Sie in Sicherheit — hm!" — er räusperte sich diskret — „zu der besonderen Zahlstelle zu geleiten, wo Ihnen — hm! die Summe von zehn Mil lionen Pfund in Noten der Bank von England oder, je nach Wunsch, in Tratten auf andere Banken, hier oder in Ueberscc, ausgebändigt werden wird. Falls Sie es nicht vorziehen, das Geld in der Bank zu belassen und nach Bedarf zu entnehmen. Meine Herren" — dies zu den andern gewandt — „begleiten Sie Mister Brown! Sie wissen —" Mehr sagte er nicht. Mi! einer leichten Neigung des Kopfes, als handle es sich um eine alltägliche Sache, reichte er Toluca das Blatt zurück. Zugleich umdrängten ihn dis Kriminalbeamten, so als gelte es, sich seiner Person zu versichern Toluca wollte etwas erwidern, danken, doch die Zunge veria-- ihm den Dienst Er machte nur eine linkische Ver beugung Der Präsident schritt zu seinem Arbeitstisch, an dem er sich niederließ. Die Audienz war beendet. Toluca ging mft unsicheren Schritten, in halber Be täubung, hinaus Die Kriminalbeamten wichen ihm nicht von der Seite. Sie traten ins Vorzimmer. Es war leer. War dies eine Komödie? Hatte man ihn auf die Höhe des Triumphes geführt, um ihn ins Bodenlose zu stürzen? (Fortsetzung folgt.)