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Bild iirüs: Trgle!larr.si! M« Reichstoerrrrr?n>rrg. Während «m Tage der Reic! Ltaoseröjjnung die Ansammlung riesiger Men schenmengen d^n Rcichslagsgebäude die Aufmerksamkeii der Schutzpolizei LcNyin a-lenkte, warfen kleinere Trupps Iugend- licher 'nomenk.'.ch in der Leipziger Straße die Schaufenster zahl reicher Geschäfte ein. — Bild rechts: Zur bulgarisch-italienischen Hochzeit zwischen dem König Boris von Bulgarien und der Prinzessin Giovanna von Italien, die am 25. Oktober begangen wurden. Einer der S<yupoleute erklärt, die Angeklagten hätten am Mittag die Nahrungsaufnahme verweigert. Diese Erklärung löst stürmische Rufe auf der Anklagebank aus. Die Angeklagten erklären, das, was man ihnen vor- sehte, sei,Soda,nasser" gewesen, das könne inan nicht essen. Ter Vorsitzende erklärt, wenn die Angeklagten Hunger hätten, dann seien sie selbst schuld und führte die Ver handlung weiter. Die Strafanträge. Der Staatsanwalt beantragte wegen Laudfricdcns- bruchs, Vergehens zum Bannmeilengesetz und geringerer Delikte unter Versagung mildernder Umstände Strafen von ein Jahr zwei Monaten Gefängnis bis zu zwei Wo chen Gefängnis und sofortige Verhaftung der acht Hauptangeklagten wegen Fluchtverdachts. Tumulte im preußische» Landtag. <175. Sitzung.» tt. Berlin, 14. Oktober. Der Preußische Landlag trat zu seiner ersten Voll sitzung nach der Sommerpause zusammen. Haus und Tribünen waren stark besetzt. Starker poüzeischutz. Die Kundgebungen vor dem Rcichstagsgcbäude hatten Veranlassung gegeben, in der Nähe des Landtagsgebäudes ein stärkeres Polizeiaufgebot zusammenzuziehen, um gegen etwa sich bildende Ansammlungen sofort entschreiten zu können. Lange vor Beginn der Sitzung patrouillierten Polizeiposten von je drei Beamten durch die an das Landtagsgebaude grenzenden Straßen. Abgesehen von einzelnen Neugierigen, die Vie An fahrt der Abgeordneten herbelgelockt hatte, waren größere An sammlungen jedoch nicht zu verzeichnen. Präsident B ariels eröffnete die Sitzung und gab be kannt, vag Vie Abgeordneten Gottwald (Ztr.), Schulte (Komm.), Grube (Komm>, Kauffmann-Elberfeld «Nat.- Soz.) und Dr. Lev <Näi.-Soz.). Vie in den Reichstag gewählt wurden, ihr Landtagsmandal niedcrgelegt haben. Nach Erledigung kleiner Vorlagen trat Vas Haus sofort in die Beratung der kommunistischen Mitztraucnsantrages gegen das preußische Stciawminifterium ein. Abg. Kasper (Komm.) begründen? den Antrag. Er erklärte u. a., die Wirtschaftskrise sei inzwischen zur ossenen politischen Krise des jetzigen Regimes geworden Die preußische Regie rung habe sich als beste Stütze der Hungerregierung Brüning betätigt. Preußen sei in der Steuerausplünderung der Werktätigen sogar noch weilergegangen als Brüning, in dem er den Gemeinden empfahl, Getränke- und Bürgersteuer zugleich cinzuführen. Das seien Maßnahmen, für die die Re gierung Braun gestürzt werden müsse. (Beifall bet den Kommunisten.) In der Aussprache wars Abg. Kenkel <Dtn.) der Regierung vor, sie habe durch unglaubliche Schikanen die Ostpreußcnhilse so verzögert und entwertet, daß immer mehr Zwangsversteigerungen in der ostpreußischen LanowlNschast notwendig wurden. Lie DeutschnaNonaten ver urteilten besonders auch die Verhinderung der Amnestie der sogenannten Fememörder und die Gesinnungs knechtung der Beamten durch die preußische Regierung. Die Deutschnationalen würden dem kommunistischen Miß trauensvotum zustimmen, ohne sich dessen Begründung zu eigen zu machen. Abg. Lcwercntz (Soz.) wandte sich gegen den kommu nistischen Mißtrauensantrag und fragte, ob man etwa an die Stelle der preußischen Regierung einen faschistischen Diktator setzen wolle. Die besitzenden Kreise hätten für ihre Unter stützung der Nationalsozialisten bereits die erste Quittung in Form der absinkenden Börsenkurse erhalten. Die Sozialdemo kraten würden dieRegierungBraunmitallenKräf- ten unterstützen. Abg. Stendel (Dt. Vp.) erklärte die Bereitschaft seiner Frak tion, den Mißtrauensantrag gegen die Negierung zu unter stützen. Abg. Falk (Dem.) gab namens seiner Fraktion eine Er klärung ab, worin vis unbedingte Notwendigkeit der Fort führung der festen republikanischen Politik in Preußen betont und der Mißirauensantrag ab gelehnt wird. Abg. Ladendorfs (Wirtschastsp.) betonte, die preußische Re gierung trage die Verantwortung für die Vernichtung der deutschen Mittelschicht. Seine politischen Freunde würden den Mißtrauensantrag da her annehmen. Abg. Schubert (Komm.) setzte sich in längerer Rede für den Antrag seiner Fraktion ein. Avg. Vollmer (Dt. Fraktion) stimmte dem Mitztrauens- antrag zu, knüpfte daran aber die Bemerkung, daß auch seine politischen Freunde sich die Begründung nicht zu eigen machten. Bei der Rede des nationalsozialistischen Landtagsabgeord neten Kube, der sehr scharfe Angriffe auf die Regierung und die Regierungsparteien richtete, kam es dann zu einem Zwischenfall. Als der Abgeordnete seine Ausführungen be endet hatte, brach ein Teil der Tribünenbesucher in st ü rmis ch c Z u st i m m u n g s k u n d g e b u n g en und Heilrufe aus. Präsiden, Bartels ersuchte um Ruhe, konnte sich jedoch in dem allgemeinen Lärm nicht verständlich machen. Die Kommu nisten erwiderten die. nationalsozialistischen Kundgebungen mit st ü r m ischen R o i ° F r o n l - R n f e n. Der Präsident sah sich genötigt, die Räumung der Tribünen zu veranlassen, dir von den Landtagsbcamlcn ohne weitere Zwischenfälle dnrchgefühtt werden konnte. Abg. Kliesch (Chr.-soz. Volksdienst) stimmte dem Miß trauensantrag in erster Linie wegen der sreidenkerischen Kul turpolitik der Regierung zu. Darauf vertagte sich das Haus auf Mittwoch. mscki c!sn bestall mit wenig llürLtsnriricllsn gisnrsn^ werden soll. Der Bräutigam auf dem Wege zur Hochzeit. Die Abreise des Königs Boris von der bulgarischen Hauptstadt Sofia unter den Segenswünschen der Bevölkerung. Deutsches Mich Die Konservativen im Reichstag. Die konservativen Abgeordneten sind auf Grund eines Abkommens mit der Landvolkpartei gewählt worden. Danach sollte ein Teil der Landvolkabgeordneten zugunsten der Konservativen verzichten. Einer dieser Landvolkleuie, Mönke, weigert sich, diesen Verzicht auszusprechen. In folgedessen fällt der fünfte Konservative, Hartmann, aus und es bleiben nur Westarp, Treviranus, Lindeiner- Wildau und Lambach übrig. Diese vier Abgeordneten sowie die Deutschhannoveraner haben sich mit dem Christ lichsozialen Volksdienst zu einer Gemeinschaft zusammen geschlossen, um Fraktionsrechte zu erlangen. Diese neue Gemeinschaft zählt 21 Mitglieder. „Volksnationale Neichsvereinigung". Die aus der Staatspartei ausgeschiedenen sechs volks nationalen Abgeordneten haben eine besondere Gruppe „Volksnationale Reichsvereinigung" gebildet und den Ab geordneten Bornemann zu ihrem Obmann gewählt. Die Volksnationale Neichsvereinigung hat den Reichs tagspräsidenten um Zuweisung neuer Plätze gebeten. ES wird betont, daß die Volksnationale Reichsvereinigu: » keinerlei Anschluß an eine andere Partei sucht. Keine Auflösung des Anhaltifchcn Landtages. Das anhaltifche Staatsministerium Yak aus eine nationalsozialistische Anfrage, ob das Statsministerium bereit ist, den gegebenen Verhältnissen Rechnung zu tragen und die Auflösung des Landtages zur Entscheidung zu bringen, folgende Antwort erteilt: „Das Staatsministe rium ist nicht bereit, die Frage der Auflösung des Land tages zum Volksentscheid zu bringen. Den Grundsätzen der Demokratie entspricht es, die verfassungsmäßige Wahl periode, für die der Landtag vom Volke gewählt ist, nicht ohne zwingenden Anlaß abzukürzen. Als solcher können vorübergehende Wahlerfolge einzelner Parteien bei anderen Wahlen, zumal wenn sie durch besondere Ver hältnisse bedingt sind, nicht angesehen werden." - Polen. Angeblicher Anschlag auf Pilsudski. Die Regierungsblätter bringen sehr ausführliche Einzelheiten über den von einem gewissen Sozia- listen Jagodzinski angeblich geplanten Anschlag auf Marschall Pilsudski. Danach hätte Jagodzinski Perfön lich die Bombe gegen Marschall Pilsudski schleudern sollen, während drei Mithelfer einige Nevolverschüsse abzugebeu gehabt hätten. D.er „Robotnik" stellt dazu fest, daß es sich 4< Toluca, als ehemaliger Vacquero an der dergleichen Zwischenfälle gewöhnt, hatte an Gurt und Sattel alles zur Sand, was den Gaul wiederherstellen und nach genü gender Rast auf die Beine bringen konnte. Er schnallte ihm den Sattel ab. salbte die von Fliegen besetzte Stichwunde, wusch ihm mit einem Gemisch von Whisky und Wasser die aufgeblähten Nüstern und bot ihm Hafer als Futter an. Gütlicher Zuspruch half auch mit am Werk. Er konnte zu allem sich Zeit lassen. Die Zurufe der in Schützen kette zurückgehenden Goldgräber wurden leised und leiser und verhallten dann ganz. Toluca wartete den Anbruch der Nacht ab, ehe er sich wieder sattelsertig machte. Der südliche Sternenglanz gab Licht genug, um gehend, das Pferd am Zügel, den Huf- und Fußspuren zu rück folgen zu können, lieber Prairien und Pampas war er drüben in Amerika oft so gewandert, verfolgend oder ver folgt. Sein Auge blickte scharf, sein Puls ging ruhig. Die gespenstischen Schattengebilde des Serubs. von Leuchtkäfern beseelt, hatten ihre Schrecken für ihn verloren. Als er glaubte, weit genug gegangen zu sein, stand er still. Nachdem er sich überzeugt hatte, daß die Bachleute außer Hörweite waren, ließ er Pfiffe ertönen, erst leise, dann lauter. Da die nichts fruchteten, schnellte er ein »Ku—u—u—ie!" von den Lippen. Auch das blieb un erwidert. „Maya!" rief er dann, und immer wieder „Maya!" Daß sie in seiner Nähe in tiefer Betäubung lag. konnte er nicht ahnen Ein Schutz hätte sie vielleicht geweckt. Den wollte er nicht abgeben. Seine Munition war säst verschossen Er hatte sie am Bach erneuern wollen. Daran hatte seine rasche Flucht ihn gehindert. Vor ihm lag in Hundertmeilenweite das schreckliche „Never never", das Niemandsland in dem er von Menschen mehr zu fürchten hatte als von Tieren. Da hieß es, mit dem Schießpulver haushalten. Warum auch schießen. Der Eingeborenenanruf drang in Wicker luitklarsn, stillen Nacht ebenso weit. Er versuchte es noch einmal damit. Und wieder vergebens. Nach mehrmals erneuten Anrufen aller Art gewann er die Usberzsugung, daß Maha seinem Rate gefolgt und noch vor den heimkehrenden Bachleuten den Huf- und Futz- spuren nachgegangen war, die zurück zum Bach führten. Nun hieß eS, seine Flucht wieder aufzunehmcn und noch während der kühlen, sternhellen Nacht eine möglichst weite Strecke zwischen sich und den Bach zu bringen. Ohne Zweifel spielte schon jetzt der Telegraph zwischen jenem und den Siedlungen, Städten und Häfen des Landes, um den Millionendieb, falls er nicht, wie die tausend im Scrub Verirrten, verschmachtet und den Schnabelbieben der Aas krähen erlegen war, in sicheres Gewahrsam zu nehmen. Unter dem Dutzendnamen Joe Brown würde er wohl überall unerkannt und ungehindert passieren können. Den Methodistenrock hatte er gleich morgens im Zelt abgeworfen. Darunter war er nur Buschmann, einer von Millionen, auf die die ganze gleiche Beschreibung wie auf ihn zu treffen mußte. Alle Waldläufer konnte man nicht anhalten und in Gewahrsam nehmen. Die Gefängnisse hätten dazu nicht ausgereicht. Es war also zehn gegen eins zu wetten, datz er durchkommen würde. Nach kurzer Orientierung mit Hilfe der Sterne schwang er sich in den Sattel. Er winkte noch einmal grüßend zurück. Das galt dem tapferen Weibe, das mit Einsatz des eigenen Lebens das seine zu schützen gesucht hatte. Dann ritt er fort, einem noch unbekannten fernen Ziele zu. Kapitel 15. Vs bsuque. An dem Tage, wo Tolucas gänzlich verwandelte Gestalt aus dem Londoner Nebel auftauchte, um als Joe Brown das Leben neu zu beginnen, lag all das hinter ihm, halb noch in seiner Erinnerung lebendig, halb schon vergessen. In seiner neuen Maske als Daziendero aus unbekannten Brasilienbretten galt es, den großen Coup auszuführen und das Millionenerbe Ralph Roberts' nun tatsächlich in seinen Besitz zu bringen. Im selbstgesteuerten Cardillac. neben sich den betreßten Schofför, fuhr er an der Bank von England vor, diesem größten und stärksten Panzersafe der ganzen Erde. Er wutzte es, in dem Augenblick, wo er dieses Haus betrat, verfolgten ihn und jede seiner Bewegungen Detektivaugen Wehe, wenn er da Verlegenheit verriet und durch Fragen auch nur den leisesten Verdacht erweckte! Hinein kamen alle, doch nichl jeder wieder heran). Mit einem kurzen Befehl an den Schofför, zu warten ging Toluca mit gemessenen Schritten dem Haupteinganc zu. Sonnen aller Himmelsstriche hatten seine Pergament- Haut gebräunt. Der tief schattende Sombrero ließ seine Züge halb im Dunkeln. Taufend Gefahren war er auj seinem langen Wege hierher entronnen. Hier drohte die größte. Er wntzte, er spielte in dieser Stunde va banaue. wie früher, an den Roulette- und Baccarattischen Kalifor niens. Da konnte man Einsatz oder Gewinn mit dem Messer verteidigen. Sier nicht. Um Bagatellen ging es da, um Silber und Menschenleben. Dier ging es um zehn Millionen Pfund Sterling! Konnte nicht zunächst hierher der Telegraph von Ueber- see die Kunde von dem Zehnmillionenraub getragen haben? Mußte er nicht gewärtigen, daß man den die Anweisung darreichenden Händen die bereit gehaltenen Stahlfesseln anlegen würde? Noch saß er nicht in der Falle. Noch konnte er durch einen harmlosen Geldwechsel dem Zu schnappen der Handschellen entgehen. So stand er sinnend, bei innerer Folterung, in der matthellen Riesenhalle mit ihren flutenden Menschenmassen unsicher, an wen er sich wenden, wohin er seine Schritte lenken sollte. Da klang in seinem Rücken ein Name auf, der ihn erbeben ließ, an den er jetzt am allerwenigsten gedachi Katte, der Name Maya, Mitwisserin seiner Geheimnisse Mitschuldige au dem Zehnmillionenraub, um dessentwillen er hier war! War das Zufall? Blitzschnell wandte er sich um. Er stand isoliert. Zwei Herren gingen dicht hinter ihm vorbei, in vertrautem Gespräch. Nur einer von ihnen konnte den Namen genannt haben. Er folgte ihnen mii scharf Prüfendem Blick. Keine Bekannten vom Bach, Fremde waren es, Leute der exklusivsten Gesellschaftskreise. Sie mutzten hier bekannt und sehr angesehen sein. Man machte ihnen bereitwilligst Platz. Toluca stand unschlüssig, ob e> ihnen folgen, sich an sie herandrängen sollte, um mehr von ihrem Gespräch zu erlauschen. Im Begriff, dies zu tun, sah er sich gehemmt. Ein Mann mit Beamtenmiene stand vor ihm. (Fortsetzung folgt.»