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MMuUAMatt Nr. 235 — 89. IatzrMKH JieSBltWgderIeWeüStMMttei Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meißen, des Amts gerichts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Aorslrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt. Mshrau« und Bornemann üderdie Gründe Die Führer der Volksnationalcn Neichsverciniguns entwickelten in einer Pressebesprechnng die Gründe, dü zum Ausscheiden der Volksnationalen Reichsvereinigunc aus der Deutschen Staatspartei geführt haben. Mahraun erklärte, er und seine Freunde hätten bei der Gründung der Staatspartei das Ziel verfolgt, dem negativer Radikalismus der Nationalsozialisten eine a k ti v i st ischc Front der staatsbejahenden positiven Kräfti Nationale Tageszeitung für die ^andwirtschast, SüSSS: s«r Wilsdruff w »mögend «SS-SSYS üellang-n Gewalt, Krieg oder sonst. Betriebsstörungen b-strht klst^Anspruch'aus^lserung der Zeitung oderKiirzung des Bezugspreises. — Rücksendung eingesandter Schriftstücke eisolgt nur, wennPorto beiliegt. UbmarlG aes FungaeuttGen Orüens. Der Hauptaktionsausschuß der Deutschen Staats partei trat zusammen, um über die zukünftige Orga nisation der Staatspartei zu beraten und die Meinungs verschiedenheiten zu klären, die sich über einige Fragen in der Partei ergeben haben. Es entwickelten sich lebhafte Auseinandersetzungen, die mehrere Stunden dauerten und an deren Schluß eine von den beiden widerstrebenden Flügeln, den früheren Angehörigen der Deutschen Demo- Me MslösW des LMM OgeleW Wieder ergebnislose Ministerpräsidentenwahl — S P D. gegen Lan-Lagsauftösung Stimmenthaltnng der WirLschastspsrtei Haus und Tribünen sind voll besetzt. Abg. Edel (Soz.): Die widerspenstigen Parteien solltei heute zur Wahl des Ministerpräsidenten durch die Drohung mi der Landtagsauflösung gezwungen werden. Die Rcchtsparteie» sollten sich lieber einmal um den ungeheuren Schlendrian n unserem Finanzwesen kümmern, z. B. darum, wie die Steuer stundungen vor sich gegangen seien. Seine Partei werde db Bildung eines Untersuchungsausschusses beantragen, der be auftragt werden soll, diesen Skandal der Wirtschaftsparte bloßzulegen. In dieser Situation werde seine Partei die An träge auf Auflösung des Landtages ablehnen. Der Redner rechnet weiter mit den Kommunisten ab, die sich als Zutreiber der Reaktion betätigten. (Lebhafter Widerspruch bei dei Kommunisten. Ordnungsrufe des Präsidenten.) Seine Parte habe ihre Mitarbeit an der Negierung zugesagt, wenn da< sozialdemokratische Programm erfüllt werde. Eine national sozialistische Regierung werde seine Partei nicht fördern. Abg. Kaiser (Wp.) erklärt, die Fraktionen der National sozialisten, Deutschnationalen, des Landvolks, der Deutsche» Volkspartei, Konservativen, Christlichsozialen, Volksrcchtsparte und Wirtschaftspartei hätten sich dahin geeinigt, Dr. Krm von Nidda als Ministerpräsidenten vorzuschlagen. (Aha-Rup links.) Dem von der Sozialdemokratie angedrohten Unter fuchungsausschuß sehe die Wirtschaftspartei mit Ruhe ent gegen. Abg. Sindermann (Komm.) verliest in einer längere» Erklärung die kommunistischen Forderungen. Abg. Dr. Dehne (Dem.): Jetzt stehe das Brüning Progranim im Vordergründe aller politischen Ereignisse. I» einem solchen Moment eine politische Regierung in Sachs« bilden zu wollen, sei nicht richtig. Man möge jetzt sachlich» Arbeit mit der Geschäftssührenden Regierung leisten und vo allem den Etat erledigen. Seine Partei schlage deshalb de» Minister Richler als Ministerpräsidenten vor. Dem Antrag- auf Auflösung des Landtages würden seine Freunde jetzt nich zustimmen. Es wäre ein schwerer Fehler, init den National sozialisten zu arbeiten, als mit den Sozialdemokraten. (Aha Rufe bei den Nationalsozialisten.) Abg. Lasse (Vn. Rv.) erklärt, Dr. Dehnes Worte feier ihm aus dem Herzen gesprochen gewesen. Seine Partei werd, ebenfalls für den Minister Richter stimmen. Das Haus schreitet hierauf zur Wahl des Ministerpräsidenten, die folgendes Ergebnis zeitigt: Dr. Krug von Nidda 46 Am BeoSachiAngöfian-. Die zerstörten Körper der 50 Toten werden feierlich zu Grabe geleitet, — aber die Lebenden haben ein Rech» darauf, zu erfahren, ob die Katastrophe des „R. 101" wirklich nur ein unvermeidbares Unheil war Oder ob Fahrlässigkeit, ob ein direktes Verschulden mit sprechen. Gewiß sind viele von jenen, die die Verantwor tung für das Luftschiff und seine Fahrt getragen haben selbst dem Flammentode zum Opfer gefallen. Sicherlich haben auch jene nicht unrecht, die allein schon im Hinblick aus die fünfjährige Baugeschichte des Luftschiffes ein Un heil nicht für unmöglich erklärten, das allzu leicht durch widrige Elementarercignisse ausgelöst werden könnte, — und, ihre Stimmen sind jetzt so laut geworden, daß die Kritik hinübergreift aus das ganze Unternehmen einer Fahrt nach Indien. Dorthin sollte das Luftschiff fahren, sollte dann bald wieder umkehren und damit eine doppelte politische Aufgabe lösen: die Gegner des englischen Luftfahrtwesens im eigenen Lande sollten durch den Erfolg sozusagen mundtot gemacht werden, denn auch die Fahrt des „R. 100" nach Kanada hatte die Kritiker nicht verstummen lassen. Und, daß gerade Indien zum Ziel für den „R. 101" gesetzt wurde, hat gleichfalls eine nur allzu durchsichtige politische Bedeutung. Zumal da gerade jetzt in London die allbritische Neichskonferenz tagt, die Probleme des englischen Weltreiches aufgerollt werden. Eine Rekord- und dazu noch eine „politische" Fahrt — über die Verantwortlichen schließt sich das Grab, auch darüber, ob nicht letzten Endes in dieser politischen „Ziel setzung" die Ursache zu suchen ist. Und wenn das der Fall sein sollte, dann ergänzt sich das Unglück zu einein auch Politischen Mißerfolg. Hatte man ooch gerade wegen der Absicht der Jndienfahrt sogar allerhand Be fürchtungen über Attentate u. dgl. gehabt und umfassende Vorsichtsmaßregeln für die Sicherung des Luftschiffes er griffen. Der Tod der 50 Menschen verbietet es dem Nicht engländer, hier Kritik zu üben, und Diskussionen nützen nichts. Internationale Diskussionen pflegen überhaupt sehr selten zu nützen, weil die Grenzen nicht nur eine Schei- vung der Länder bedeuten, sondern auch eine solche der voller. Und selten versteht man hüben, was der dort drüben jenseits der Grenze will und denkt. Nun ist wieder Frankreich her aus volitisch hochangesehener Feder dre Erklärung erfolgt: „Wir gehen einem neuen Kriege entgegen!" Warum und wieso? ist die er staunte Gegenfrage. Weil es „absurd sei, abzuleugnen, daß das Wettrüsten zu einem Kriege führen müsse". Von -ogik ist dabei nicht viel zu spüren, aber auf den nahe liegenden Einwand, die „drohende Kriegsgefahr" durch allgemeine Abrüstung aus der Welt zu räumen, wird im Gegenteil von P a u l - B o n c o u r, also einem wirklich angesehenen Politiker Frankreichs, immer nur geantwor- A: „Bewaffnen wir uns!" Nene „internationale Sicherheiten" müßten geschaffen werden. Neue Verträge al)o? Wenn die bisherigen den Krieg angeblich nicht ver hindern können, dann dürften auch neue kaum dazu im stande sein. „Neue uud unzweideutige Garantien" wer- ven für die doch wirklich schon durch alle möglichen Maß nahmen garantierte Sicherheit gefordert; man könnte äaruvcr lächeln, wenn es nicht — zu ernsthaft wäre. Die Welt »st erfüllt von schwerster Wirtschaftsnot und m den wichtigeren Industriestaaten sind einer knappen Rechnung zufolge 15 Millionen Menschen arbeitslos. In Frankreich freilich spürt man davon nicht allzuviel und hat m . a"^ mehr Zeit, sich mit der „großen Politik zu beschäftigen. Natürlich auch mit dem Stahl- Yelmtag in Koblenz, obwohl dort nicht ein Wort fiel, oa^> jenseits der Grenze zu dem lauten Geschrei der Presse über Deutschland Veranlassung geben konnte. Diese „Angstausbrüche" werden aber so schlecht gespielt, daß ihrer in Deutschland niemand mehr achtet. Wir haben ja wirklich unsere eigenen Sor- g c n ! Der Reichskanzler hat allen Parteien — abgesehen von den Kommunisten — sein Programm offiziell vorge- Resultat der Verhandlungen nun Bericht erstatten. Über eine .!n^""-7?abei kaum hinausgekommen, mr^t»m,üeien Brüning wenigstens bei den Zustimmung, aber rechts und links - offiziell wen-gstens auf mehr oder mittder »warft Kri- t'kew.^uderungs- °der Eriveiterungswünsche stieß. Die endgültige Entscheidung liegt ja erst bei dcu Par teien selbst und hier ist so manches eingetreten, was auf die Lage hier und da ein helleres Licht wirft. So die Ab lehnung des nationalsozialistischen Antrages beim Mi nisterpräsidenten Preußens, den Landtag anfzulöscn Freilich wird es auch hier erst noch einen Parlamcnts- kampf geben; auf alle ,volle schwächt es aber schon jetzt eine etwaige Neigung ab, das politische Schwergewicht durch personelle Umstellungen in der Regierung selbst nach rechts zu verlegen. In der nächsten Woche tritt ja nun auch der Reichstag zusammen; bis zn dieser Zeit werden, gerade wie Paul-Boncour das empfiehlt, die Parteien „neue und unzweideutige Garantien" verlangen. Und sich wegen angeblick mangelnder „Sicherheit" bis an die Zähne bewaffnen Allerdings wäre bei dem Ernst der Gegenwart die innen politische Abrüstung wertvoller für unser ganzes Volk. weltanschaulicher und organisatorischer Ge gensätze erfolgen müssen. Dabei hätten aber keineswegs sc kindliche Dinge wie Antisemitismus oder Antikapitalismus eine Rolle gespielt. Der Abgeordnete Bornemann ergänzte diese Aus führungen. Die Volksnationalcn würden ihr altes Ziel nich aufgeben, sondern jetzt erst recht große Aktivität entfalten. Su würden rund 10 060 Versammlungen in ganz Deutschland cin- berufen, um die Sammlung der aktivistischen staatsbejahendcn Kräfte herbeiz »führen. Koch-Weser legt den Partcivorsitz nieder. Reichsminister a. D. Koch Weser hat auf Grund der Vor gänge in der Staatspnctei den Vorsitz der Deutschen Demo kratischen Partei nicdergelegt und veröffentlicht folgende Erklärung: „Nachdem die Volksnationalcn zu meiner tiefen Enttäuschung den Austritt aus der Staatspartci vollzogen haben, lege ich mein Amt als Vorsitzender der Deutschen Demo kratischen Partei nieder. Au dein Ziel einer Sammlung der Elemente der Mitte, die aus dem Boden des heutigen StaateS und der heutigen Wirtschaftsordnung stehen nnd die bereit sind, sic nach rechts ebenso wie nach links zu verteidigen, halte ich fest. Tie Zeit für eine solche Entwicklung ist reif, ja über reif. Möchten die Menschen dazu reis werden, ehe es zu spät ist." ReWttMW M MtW. Berlin, 8. Oktober. Die Spaltung der Deutschen Staats partei, die in der Dienstagsitzung des Hauptaktionsausschusses der Partei praktisch zur Tatsache geworden ist, wurde in Negie rungskreisen auf ihre politischen und parlamentarischen Konse- Reichstagsabgeordncter Lipinski 32, Landtagsabgeordnctci Nenner 13 uud Minister Richter 5 Stimmen. Keiner de» Gewählten hat die erforderliche Mehrheit erhalten, die Wahl ist also wieder ergebnislos verlaufen. Es folgt die Beratung der von den Kommunisten unk Nationalsozialisten gestellten Anträge aus Auflösung des Landtages. Abg Wehner (Komin.» begründet in langer Rede vo» leere»» Bänken den kommunistischen Antrag. — Abg. Dr Fritzsch (Nat.-Soz) bezeichnet die Auflösung des Landtages als notwendig; die Wähler würden sich in ihrer Mehrheit gegci» den Marxismus wenden. Kennzeichnend sei das Ge ständnis der Demokraten, daß ihnen die Sozialdemokraten lieber seien als die Nationalsozialisten. Abg. Lasse (Volksn.): Weil sie ehrlicher sind! Abg. Kun^ lNat.-Soz.): Sie unverschämter Bengel! Große Unruhe. DerPräsidentwcistdenAbg. Kunz aus dem Saale. Abg Dr. Wilhelm tWirtsch.): Seine Partei wünschc den berufsständischcu Staat. Er hoffe, daß es diesem Parla- mcnl noch möglich sein werde, eine nationale Negierung zn bilden. Dcu Oppositionsparteien sollte man Gelegenheü geben, das zu erfüllen, was sie ihren Wühlern versprochen haben. Angesichis der Rede Dr. Dehnes stimmten seine Freunde heute noch nicht der Auflösung des Landtages zu, sondern ent hielten sich ver Stimme. Abg. Hardt <D Vp.): Der Mehrzahl der Wähler sei es gleichgültig, was für eine parlamentarische Grundlage die Negierung habe, wenn sie nur sauber regiere.. Abg Siegert (Dln ): Seine Fraktion werde den Auf lösungsantrügen zustunmen, denn sie könne die Groteske, wie man sie auch heute wieder erlebt habe, nicht mehr »nitmachen. (Zuruf: Hängen Sie sich doch auf!) Nein, »vir »vollen den Landtag aufhüngcn! (Heiterkeit) Diese Regierung könne machen, was sie wolle, ohne daß sie gestürzt werden könne. Nach längeren Schlußworten der Abgg. Wehner (Komin.) und Studentkowsl'v lNat.-Soz.) findet eine namentliche Ab stimmung über die Auflösungsanträge statt. Die Auflösung des Landtages wird abgelehnt mit 55 Stimmen, für Auflösung stimmen 30 Abgeordnete der KPD., Nationalsozialisten und Dcutschnationalen. 10 Abgeordnete rnthiclten sich der Stimme. Nächste Sitzung Donnerstag, den 9. Oktober, mittags 1 Uhr. Telegr.-Adr.: „Amtsblatt" WUsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 MNtwÜLtz, de» 8. OKtoSSr 1930 entgegenzu setzen und in dieser Front alle zu sammeln die zwischen Marxismus und negativem Ncchtsradikalismus „ ständen. Die bisherigen Erfahrungen mit der Staatspartei kratischen Partei und den Anhängern des Jungdeutschcn hätten gezeigt, daß mit ihr in ihrer jetzigen Zusammensetzung Ordens, gemeinsam verfaßte Entschließung folgenden In- dieses Ziel nicht zu erreichen sei. Die Trennung habe wegen Halts herausgegebcn wurde: „In der Sitzung des Hauptaktionsausschusses der Deutschen Staatspartci am Dienstag wurde ein Antrag, angesichts der hervorgetretenen Schwierigkeiten in der Zusammenarbeit die verschiedenen politischen Gruppen in ihrer organisatorischen Selbständigkeit zunächst unberührt zu lassen, abgelehnt. Des weiteren wurde der Antrag, die Führung durch Ausschaltung bestimmter Persönlichkeiten ;u ändern, abgelehnt. Hiernach erklärten Herr Mahraun and die übrigen Mitglieder der Bolksnationalen Reichs- oercinigung (Jungdo) ihren Austritt aus der Deutschen Staatspartci mit der Begründung, daß weltanschauliche Gegensätze ihnen das weitere Verbleiben in der Deutschen Staatspartci unmöglich machten." Wie man hört, soll zwar die Staatspartei vorläufig als Zusammenschluß der demokratischen und der volks- garteilichen Politiker bestehen bleiben. Aber beide Grup pen, d. h. Staatspartei und die ausgeschiedenen Jungdo- leute, besitzen mit 14 resp. sechs Abgeordneten keine Frak tionsstärke »nehr im Reichstag (Mindestzahl 15 Mandate). Im wesentlichen hatte der Jungdeutsche Orden das Aus scheiden des preußischen Finanzministers Dr. Höpker- Aschoff nnd des Abgeordneten Oskar Meyer aus ver Parteileitung verlangt. Auch die demokratischen Ab geordneten Dr. Stolper und Reichsfinanzminister Dr. Reinhold solleit vom Jungdeutschen Orden nicht als geeignete Vertreter angesehen werden, da sie zu weit nach links stehen und in kulturellen Dingen nicht mit dem Orden übereinstimmten. für Äürgertum, Beamte/ Angestellte u. Arbeiter Anzeigknprris: die 8gescaltene Raumzelle 20 Rpsg., die 4gcspaltenc Zeile der amtlichen Blkenntmüchungen 40 Reichs- Pfennige, die »gespaltene ReLlamezeile im textlichen Teile 1 RMK. Nachwcifungsgcbühr 20 Reichspfennige. Vor- gcschricd-neErsch-inungs- o-4 Platzvorschristen werden nach Möglichkeit ApPUfPLe^PP- ÄUtl 28tk2orufs uip. l> berücksichtigt. Anzeigcn- annahmebisvorm.ioühr. — Für die Richtigkeit der dnrch Fernruf übermittelten Anzeigen übern, wir keine Garantie. Jeder Radattanspruch c> lischt, wenn der Betrag durch Klage cingezogen werden muß oder der Auftraggeber inKonkurs gerät. Anz. nehmen alleVermittlungsstellen entgegen.