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Der König, ihm die Hand hinhaltend: ,Mhm er mirs nicht krumm! War eine betiss!" 24. November. Der englische Gesandte Mitchell aus dem Hauptquartier Wilsdrusf an den Minister Holdernesse: Ich bin oft mit dem König von Preußen zusammengewesen seit der unglücklichen Sache General Fincks. Er ist tief bewegt, aber er trägt es und spricht mit Offen heit von der Ursache seines Mißgeschicks, durch das ein guter Plan, der diesen Feldzug ruhmreich beendet haben würde, zunichte geworden ist. Seine Majestät erkennt die Folgen dieser verhängnisvollen Sache in ihrer vollen Tragweite. Aber mit seiner gewöhnlichen Festigkeit hat er beschlossen, den Feind zu täuschen und seine Stellung hier so lange als möglich zu halten. — 7 Bataillone, die in Schnee und Kälte im Lager an der Hühndorfer Höhe unter gebracht sind. Werden alle 24 Stunden äbgelöst und rücken dann in die umliegenden Dörfer, die alle vollgestopft sind, „daß die Wirte mit ihren Familien Tag und Nacht in der größten Kälte in keine warme Stube, sondern auf Böden und in Kellern sich aufhalten müssen, wodurch sehr viele ins Grab gegangen". Den ganzen Tag sieht man Soldaten in Haufen in allen Dörfern umherziehen Um den Weg nach dem Walde zu sparen, heben sie alle abkömmlichen Türen aus, verfeuern Zaun und Stuhl und Tisch und Bettstatt. Catt erzählt: Oft ging ich ins Lager, um meine Bekannten zu sprechen, kam aber niemals ohne Rührung zurück. Wem hätte auch der Anblick der Soldaten nicht nahe gehen sollen, die soviel gelitten hatten und nun während der härtesten Jahreszeit in sehr unvollkommener Weise im Lager untergebracht waren! Die Kälte war schnei dend, und die braven Leute unterhielten sich in ihren Zelten, indem sie behaupteten, der Marschall Daun habe die größte Lust, sie anzugreifen. Der Eigensinn oder vielmehr die Unbeugsamkeit auf preußischer Seite, trotz der großen Kälte, zwang den Feind, es ebenso zu machen. Die Zelte blieben während der ganzen Zeit aufgeschlagen. Sie waren eingefroren, und die Leinwand glich Brettern. Manche hatten sich ganz in die Erde eingegraben und darinnen Lamine verfertigt. Einige Offiziers ließen sich kleine Häuser von Holz und Brettern machen, worinnen ein gemauerter Lamin, Türe und Fenster war. Die gemeinen Soldaten liefen entweder wie Unsinnige im Lager umher, um ihr vor Kälte erstarrtes Blut flüssig zu machen, oder sie verkrochen sich in ihren Zelten, wo sie aufeinanderlagen, um wenigstens einige Teile ihres Körpers an den Leibern der Kameraden zu erwärmen. Täglich erfroren den leichtgekleideten Leuten die Glieder. Nie kehrte ein Regiment aus diesem Lager in die elenden Winterquar tiere zurück, ohne die Zahl der Kranken zu vermehren. Sie starben in ihren Zelten wie die Fliegen, und dieser einzige Winterfeldzug kostete dem König von Preußen mehr Menschen als zwei große Schlachten getan haben würden. " Dazu kam, daß täglich, um der Kälte zu entgehen, Leute desertierten. Erst als die Heiden Scharfrichter unnachsichtlich vorgingen, hörte das Ueberlaufen auf. Dazu waren die Lebensmittel nicht im Ueberfluß vorhanden. Der Soldat war auf sein Kommißbrot angewiesen, womit er unaufhörlich, Tag und Nacht, Wasser suppen bereitete. Fleisch gab es höchst selten, war doch im Oktober eine ungeheure Viehseuche ausgebrochen, der fast alles Hornvieh anheimfiel." Matthäus Reiche weiß von 24 Stück zu berichten, es mag sein gesamter Kuhstall gewesen sein. (Fortsetzung folgt.) Nummer zy (Mover ihrs Jahrgang ver liebenMrige Weg. (Fortsetzung.) Der Adjutant weinte, ich ebenso. Guter Gott, was war das für eine Szene! Dann schickte er den Adjutanten wieder hinaus, ging aber kurz darauf selbst wieder zur Tür und trat ins Vorzimmer. Obrist Kleist von Tychow stand am Ofen. Der König ging auf ihn zu, faßte ihn an der Schulter und sagte: „Sehe Er, lieber Kleist, wie es mir gehet mit Fincken! Wie kann ich zuvor wissen, wie es einem General gehen wird, den ich wohin ge sandt? Ich habe ihn doch nicht an einem Seile, ihn zu lenken, wie ich will. Ich muß es doch seiner eigenen Einsicht und seinem eignen Verstand überlassen zu agiren, wie ers vor gut findet und wie es die Umstände erfordern!" Dann kam er ins Zimmer zurück, betrachtete wiederum die Karte, kam auf mich zu, legte die Hand auf meine Schulter und sagte: „Sehen Sie, mein Lieber, das ist einer der wenigen Schicksalsschläge, die mich noch nicht getroffen haben! — Aber hier darf ich den Kopf nicht verlieren. Ich muß fest sein, und ich werde es sein trotz aller geweihten Schlafmützen! — Ich will meinen guten Bruder bitten, herzukommen. Dann wollen wir beide gemeinschaftlich zusehen, wie wir uns aus dieser verteufelten Geschichte heraus ziehen können." — 22. November. Als die Unglücksnachricht bekannt wurde, herrschte in der ganzen Armee wie im Hauptquartier die größte Aufregung. Man glaubte, vollständiges und hoffnungs loses Verderben vor sich zu haben. Eichel, „das Herz voller Amertume und Chagrin", fühlt sich bewogen, „auf einige mehrere Sicherheit seiner Papiere zu gedenken", schickt sie in versiegelter Brief tasche nach Berlin.