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27 Plötzlich hielt er an. Lauschend neigte er sich vor. Ein Wink und auch sein Gefolgsmann stand. MäLchenlachen drang an sein Ohr. Zwei Helle Stimmen klangen zusammen. Wie war das zu deuten? Er schwang sich aus dem Sattel und ging zu Fuß weiter. Die weiche Grasnarbe dämpfte seinen Schritt. Ein unerwarteter Anblick bot sich ihm dar. Durch das Gebüsch des Gartens schritten zwei hellgekleidete Mädchen gestalten in froher Unterhaltung. Eines war Helene. Wer war- die andere? Wer konnte sie sein? Alles Forschen und Sinnen war vergebens. Eines nur war offenbar, ihre Anwesenheit war für Selene beglückend. Diese Fremde hatte ihr die volle Jugendfrische und die oft vermißte Freud« am Leben zurückgegeben. Furchtbarstes hatte er zu finden gefürchtet, und Scherz und Sviel mit dem Goldklang der Jugend tönten ihm statt dessen entgegen. Das war sein Willkommensgruß. Welch frohe Heimkehr! Es hielt ihn nicht länger. Er trat hervor. Mit dem Jubelruf „Vater!" flog Selene in seine Arme. Sie hielten sich fest umschlungen. In diesem neuen Glück ging das andere unter. Die Fremde war für den Augen blick vergessen. Anders Maya. Sie war erblaßt. Ihr Herz stockte. Die eben noch so Helle Freude war erloschen. Einen Augen blick stand sie so. verlegen, zögernd, abwartend, die von letzten Sonnenstrahlen umhellte Gruppe mit neidvollem und auch wehem Blick umfassend. Dann wandte sie sich ab, ging leise fort. „Maya!" Helene rief es, verlangend, jubelnd, fast so beglückt, wie sie vorhin „Vater!" gerufen hatte. Maya empfand das. Nun war sie wieder sie selbst. Das Bewußtsein, von Selene io geliebt zu werden, machten Furcht und Schmerz ver gessen. Sie wandte sich um. Helene eilte ihr nach, holte sie zurück Doktor Bayers war bei Nennung des ihm wohl bekann ten Namens zusammengefahren. Maya, die Inderin, die Bajadere vom Bach, die war das? Er wagte nicht, was ihm im Sinn lag. zu Ende zu denken. Helene führte jene ihm zu. Neckisch sagte sie: „Hier. Papa, stelle ich dir Fräulein Maya vom Bach als unsere Hausgenossin vor." Sie fest umschlingend und küssend fügte sie weich hinzu: „Meine, liebe, meine einzige Freundin, die auch du in dein Herz schließen und bitten mußt, für immer bei uns zu bleiben." Sie und Maya sahen einander lange innig an. So gewann Doktor Bayers Zeit, seine Betroffenheit und Ver wirrung zu meistern. Seine Miene und Haltung beim An hören dieser Worte war direkt feindlich gewesen. Die vor schnellende Land schien die beiden auseinanderreißen zu wollen. Anders nun, als sie sich ihm wieder- zuwandten, Helene keck, heiter, zuversichtlich, Maya unsicher, fragend, mit leichtem Erröten. In ihrem Blick lag eine stumme Bitte, die unschwer zu deuten war. Das Wort „Später!" klang darin auf. Gewiß, dies war nicht Ort und Zeit für eine allen peinliche Klärung der Lage. Er sprach ein paar höfliche Worte des Willkommens, aus denen Kälte wehte. Helene legte das anders aus. „Ich weiß, lieber Papa, scherzte sie. „das erlebte Wunder, die Ueberraschung —". Sie lachte. „O du wirst noch mehr staunen, wenn du erst alles weißt! Doch nun komm!" Sie hing sich in seinen und zugleich auch in Mayas Arm, den sie bezwingend an sich riß. „Sag', Papa, wie kamst du jetzt so daher? Hast du uns schon länger zugeschaut? Wem erkennst du den Preis zu? Sei galant. Papa! Natürlich ihr!" Dies mit listigen Augenzwinkern zu Maya. „Warum bist du so lange fort geblieben? O die Freude, die Freude, daß du nun wieder da bist!" Ein neuer ermunternder Ruck an Mayas Arm. „Nicht wahr, Maya, Liebste, wir freuen uns beide riesig, daß Papa wieder da ist? Was er uns alles zu erzählen haben wird, und wir ihm! Doch nun schnell ins Haus!" Sie beschleunigte ihren Schritt und ritz die Anderen mit mit sich fort. Eben wurde Frau Maggies Kopf in einem oberen Fenster sichtbar. Helene grützte hinauf. „Frau Mag gie, Papa ist da!" rief sie freudig. „Bereiten Sie schnell ein Abendbrot! Wir bringen Hunger mit." Der rot angelaufene Kops der alten Haushälterin ver schwand schnell aus dem Fensterrahmen. Mochte Miß Helen die von ihr eingebrockte Suppe allein auslöffeln. Frau Mag gie tauchte in die unzulänglichen Küchenräume unter, wo sie mit Klirren, Poltern und Zurechtweisungen rasch ein warmes Abendbrot anrichten ließ. Wie ein Lauffeuer ging es von Mund zu Mund. „Der Herr ist wieder da!" Alles flog zum Dienst. Auf seinem Zimmer angekommen und sich selbst überlas sen, hatte Doktor Bayers das eben Erlebte noch einmal über dacht. Den Einbruch der Bachleute in Hellen Haufen hatte er befürchtet. Datz er in Weibsgestalt, und gerade in der verfüh rerischen der Bajadere, sich einschleichen würde, nicht nur ins Haus, sondern auch in das Herz seines Kindes, das lag so weit nutzer dem Bereich jeder Möglichkeit, datz er es noch immer nicht zu fassen vermochte. Wäre der geplante Anmarsch erfolgt, hätte man die mit Toluca geflüchtete Inderin hier gefunden, dann wäre seine Mitschuld an dem angeblichen Millionenraub so gut wie erwiesen gewesen. Die Folgen waren nicht auszudenken. Wie konnte dieses Weib es wagen, hier eine Zuflucht zu suchen und die ihr gewährte Gastfreundschaft so arg missbrauchen? Mit stei gender Angst hatte er auf Helenens harmloses und neckisches Geplauder gelauscht. Scheinbar wußte sie nichts von den lebten Vorgängen am Bach, nichts von Mayas wahrem Charakter, von ihrem Vorleben und üblen Ruf. Heute noch mußte er über alles Klarheit gewinnen. Dann wollte er handeln, rasch und energisch, um diesem falschen Spiel ein Ende zu machen. Mit raschem Vorsatz ging er hinunter. Sein Verdruß und sein Mißtrauen wuchs, als er beide jungen Mädchen im Speisezimmer wiederum in zärtlichstem Beisammensein fand. Er hatte gehofft, Maya werde so viel Takt besitzen, dieser ersten Aussprache zwischen Vater und Tochter fernzubleiben. Sie hatte das auch gewollt, doch Helene hatte cs anders beschlossen. Sie mußte, wie sie selbst, in großer Toilette erscheinen. Bei Helenens gro ßem Kleiderbestand, und da beide von einer Figur waren, war das leicht bewirkt. Die Absicht war unverkennbar. Mayo sollte Eindruck machen, sollte glänzen. Ihre Allüren waren die der Dame von Welt. Auch war sie in hohem Grade musi kalisch. Und sie war schön. Alle ihre blendenden Vorzüge sollte der Vater sehen und schon daraus erkennen, datz Maya eine ihr in jeder Weise erwünschte und ebenbürtige Gesellschafterin war. (Fortsetzung folgt.) Die Toienschau der Opfer des,,R.101" Der schwerverletzte Church gestorben. London, 9. Oktober. In der Totenhalle von Westminster hat Lady Brancker das Monokel ihres Mannes, des Luftmarschalls Sir Scfton Brancker, wiedererkannt. Ferner konnten zwöls weitere Leichen von ihren Angehörigen festgestellt werden, meistens durch das Wiedererkennen von Erinne- rungsgcgenständem Identifiziert wurde auf diese Weise u. a. der Kommandant des Luftschiffes, Irwin. Die Überführung der Särge nach der Westminsterhalle ist für die Nacht vom Donnerstag zum Freitag angesetzt. Die Stadt Bedford hat für Sonnabend einen allgemeinen Trauertag angeordnet. Beim englischen Luftministerium liegt eine ungeheure Menge von Anfragen nach Zutritts- kartcn zu der Trauerfeier in der St.-Pauls-Kathedrale vor. Die Trauermcsse wird durch Rundfunk in ganz England und den Dominions verbreitet werden. Der Segelmacher Church ist inzwischen in Beauvais gestorben. Damil erhöht sich die Zahl der Todesopfer auf 48. Im Befinden der übrigen Verletzten sind Fort schritte zu verzeichnen. Macdonald vor der Arbeiterlonserenz. Grundlagen der Politik. Der Premierminister gedachte zunächst der Katastrophe von „N. 101". Aber die^urückgebliebenen mutzten ihre Pflicht tun und dieses Gefühl habe ihn hieihsrgelrieben. Die Arbeits losenfrage sei das bewegende Problem. Aber nicht die Arbeiterregierung sitze aus der Anklagebank, angeklagt sei das kapitalistische System, das Schiffbruch gelitten hat, in England, in Europa, in Amerika, ein System, das zusammen gebrochen ist, weil es zusammenbrechen mutzte. Nur ein Mittel gebe es zur Rettung, den Sozialismus. Aber dieser könne nur durch Evolution erreicht werden, durch Pilgerwande rung von Station zu Station, von Stufe zu Stufe. Wir leben in einer Revolution, so grotz und gewaltig wie jene zu Beginn der Industrialisierung Europas. Wir können die Wunden der gegenwärtigen Generation nicht mit den Mitteln vergangener Zeiten heilen. Macdonald wandle sich weiter gegen die Hochschutz- Zölle. Der Zollwaffenstillstand dürfe nur der Ausgangspunkt sein zum Zollabbau. Ziel müsse sein, durch wirtschaftliche Organisation in den einzelnen Ländern und zwischen den Län dern die Zollwälle niedriger zu machen und schließlich ganz ab- zutragen. Sie seien ein Hindernis für den Handel und es sei unsinnig, wirtschaftspolitisch zu den Methoden des 19. Jahr hunderts zurückzukehren. Rach den Reden der oppositionellen Führer wurde abge stimmt. Mit l 803 000 gegen 334 000 Stimmen wird der Mitz- trauensantrag der Unabhängigen Arbeiterpartei abgelehnt. Im gleichen Verhältnis erkennt der Parteitag die Bemühungen und Anstrengungen der Regierung zur Bekämpfung der Ar beitslosigkeit an. Schlacht zwischen Einbrechern und Polizei. Die Polizei verbarrikadiert sich. In Chartres bei Paris kam es zu einer regelrechten Schlacht zwischen vier Einbrechern und einigen Polizei beamten. Die Einbrecher, die von den Beamten verfolg! wurden, flüchteten sich in einen dunklen Gang und gingen mit Messern auf die Beamten los, die sich dann gezwungen sahen, in ein Haus zu flüchten und sich dort zu verbarri kadieren. Die Verbrecher schickten sich an, das Haus im Sturm zu nehmen. Sie schleuderten Ziegelsteine gegen Türen und Fenster. Nach langen Bemühnngen gelang es ihnen, die Eingangstüren einzustoßen und in das Haus einzudringen. Im letzten Augenblick bemerkten die Be amten einen zweiten Ausgang, durch den sie ins Freie gelangen konnten. In aller Eile riefen sie nun Verstär kung herbei, und es gelang endlich, drei der Verbrecher Zti verhaften. Der vierte konnte entkommen. Den Ireund um fünf Mark erschlagen. Zwei morden, weil sie zur Kirmes wollten. Das Schwurgericht in Essen verurteilte nach zwei tägiger Verhandlung den 22 Jahre alten Schmied Wil helm Haarmann und den 26 Jahre alten Berg arbeiter Louis Vaupel, beide aus Linden-Dahl hausen bei Bochum, wegen gemeinschaftlichen Raubmordes zum Tode und zur Aberkennung der bürgerlichen Ehren rechte auf Lebenszeit. Die beiden Angeklagten hatten am ersten Pfingst- seicrtaae ihren Freund, den 22 Jahre alten Thbussek, in den Keller der Vaupelschen Wohnung gelockt. Dort yai Wilhelm Haarmann dem Thbussek durch mehrere Schläge mit dem Beil den Schädel zertrümmert. Dann hatten beide ihrem Opfer die Taschen durchsucht und ihm sein Taschengeld in Höhe von füns Mark geraubt, um die Blankensteiner Kirmes besuchen zu können. Unmittelbar nach der Tat stellten sich beide selbst der Polizei. Der Landrat von Lhehoe und die Bauern. Aussagen über die Beidenflether Vorgänge. Im Bombenlegerprozeß erklärte Landrat Göppert- Itzehoe als Zeuge, er habe stets sein Augenmerk auf das Wohl ergehen der Landwirtschaft gerichtet. 1927 und 1928 sei die Lage der Landwirtschaft furchtbar gewesen. In dieser Zeit sei die Landvollbewegung entstanden und in diese Zeit fielen auch die Vorgänge in Beidenfleth. Er habe den Gemeindevorstehern geraten, vor Zwangsmaß nahmen erst die Zustimmung ihrer Gemeindevertretung ein zuholen. Stundungen seien fast immer gewährt worden. Es seien viele Landwirte bei ihm gewesen und fast allen seien Erleichterungen gewährt worden. Er habe stets nach Kräften den notleidenden Bauern geholfen und sich an keiner Stelle gegen die Bauern ausgesprochen Dann wird der Gemeindevorsteher Augustin aus Borsfleth noch einmal vernommen. Er hat nach den Beidenflether Vorgängen einen Bericht über die Stimmung im Lande angefertigt und auch selbst Stellung genommen. Ihm sei damals gesagt worden, die Landbevölkerung werde jeder Pfändung einen entschiedenen Widerstand entgegensetzen, da man darin eine allmähliche Vernichtung der Landwirtschaft erblicke und deshalb zur Selbsthilfe greisen müsse. Der Landwirt Reimers aus Elpersdorf schildert noch einmal die Versammlung, die Landrat Göppert und Augustin nach den Beidenflether Vor gängen einberufen hätten und an der auch er teilgenommen habe. Er habe auf dieser Versammlung den Standpunkt der Bauern dargelegt. Der Landrat habe damals ausdrücklich ge sagt, er müsse in diesem Falle durchgreiseu, denn wenn er das nicht täte, sei er die längste Zeit Landrat gewesen. Landrat Göppert bestritt bei einer Gegenüberstellung ausdrücklich, eine solche Äußerung getan zu haben. poliMGe kunäjH - Deutsches Reich Um die Festsetzung des Aufwertungszinssatzes. Der vom 1. Januar 1932 ab geltende Aufwertungs zinssatz sollte nach amtlicher Mitteilung bei Inkrafttreten des Gesetzes über die Fälligkeit und die Verzinsung dei Aufwertungshypotheken (1. Oktober 1930) durch die Reichs regierung mit Zustimmung des Reichsrates festgesetzt wer den. Da die weitere Entwicklung der Verhältnisse am Kapitalmarkt sich zurzeit noch nicht genügend übersehen läßt, Hal die Reichsregierung beschlossen, einen Gesetz- entwurs einzubringen, der die Möglichkeit der Zinsfest setzung bis zum 15. Dezember 1930 erstrebt. Eine ent sprechende Vorlage ist bereits dem Reichsrat zugegangen Deutscher Beamtenbund zum Regierungsprogramm. Der Gesamtvorstand des Deutschen Beamtenbundes nimmt in einer Entschließung zu dem Wirtschafts- und Finanzplan der Reichsregierung Stellung, in der es heißt: „Der Gesamtvorstand verkennt nicht, daß die schwierigen Wirtschaftsverhältnisse durchgreifende Maßnahmen ver langen. Er sieht eine der wesentlichsten Ursachen für die gegenwärtige schwierige Lage in den hohen Reparations lasten. Ohne eine Nevisiön des Uoung-Planes ist eine wirtschaftliche Gesundung Deutschlands unmöglich. Der Gesamtvorstand weist die Behauptung zurück, die Besol dungsreform von 1927 habe den Beamten mehr gegeben als begründet war. Die beabsichtigte Gehaltskürzung wird abgelehnt. Die gegen die Beamten geplante Sondcrgcsetzgebung führt zu unerträglichen Härten und ist abzulehnen. Nachteilig wirkt die Tatsache, daß die Preise für die Gegenstände des täglichen Bedarfs nicht im Ein klang mit den Einkommensverhältnissen der Verbraucher massen stehen. Die Lebenshaltungskosten in Deutschland sind kaum merklich gesunken. Die Beamtenschaft muß das dringende Ersuchen an die Regierung richren, ihre Macht mittel nachhaltiger als bisher dem Ziele der Preis senkung dienstbar zu machen. Musikausübung durch Reichsbeamte. Das Reichspostministerium macht dazu amtlich be kannt, daß zu den für alle Reichsverwaltungen gleich mäßig geltenden Ausführungsanweisungen in bezug auf die Beteiligung an Wohltätigkeitskonzerten folgende An ordnung getroffen ist: „Ob die Beteiligung an Wohl tätigkeitskonzerten von Beamtenvereinigungcn zugunsten ihrer Unterstützungs- oder Sterbekassen oder zu ähnlichen Zwecken als entgeltliche Musikausübung anzusehen ist, ist von Fall zu Fall zu entscheiden. Die Frage ist dann zu bejahen, wenn ein Eintrittsgeld erhoben wird und der musizierende Beamte Mitglied der Vereinigung ist, also einen mittelbaren Vorteil hat." Nach einer gleichfalls für- alle Rcichsverwaltungcn maßgebenden Auslegung gilt diese Bestimmung auch dann, wenn bei Konzerten einer Beamtenvereinigung das Eintrittsgeld ohne Beschränkung der Zweckbestimmung der Vcrcinskassc zufließt. Finnland. Der Ausfall der Wahlen. Nach den vorläufigen Schätzungen werden im neu gewählten finnländischen Parlament die Sitze wie folgt verteilt sein: Sozialdemokraten 71 (bisher 60), Agrarpartei 57 (59), Konservative Sammlungspartei 40 (28) (Lappo- partei), Schwedische Volkspartei und schwedische Liste 22 (24), Fortschrittspartei 9 (7). Wenn auch das endgültige Ergebnis noch Abweichungen von diesen Sätzen zeigen ann, so ist doch eine Mehrheit sür die verfassungsändernden Gesetze gegen den Kommunismus nicht vorhanden. Ein neuer Marsch der Lappoanhänger nach Helsingsors liegt nahe. Aus In- und Ausland Berlin. Ani 10. Oktober begeht der frühere Staatssekretär des Reichsmarincamtes von Capelle seinen 75. Geburtstag. Bremen. Die Verhandlungen zwischen den Fraktionen der Bremenschcn Bürgerschaft über eine etwaige Verlängerung der Legislaturperiode von zurzeit drei Jahren auf vier Jahre sind ergebnislos verlaufen. Die verfassungsmäßig bis Ende 930 vorzunehmcndeu Neuwahlen sollen dem Vernehmen rach am 30. November durchgesührt werden Paris. Außenminister Briand, der bereits mit einer leichten Erkältung aus Genf zurückgekehrt war, mutz aus An raten des Arztes seit zwei Tagen das Zimmer hüten. j Neues aus stier AeN j Schweres Sprcngunglück. In der Nähe von Wolken stein wurden drei Arbeiter, die beim Straßenbau mit dem Lösen von Sprengschüssen beschäftigt waren, von herab stürzenden Steinmassen getrosten. Ein Arbeiter war so fort tot, die beiden anderen wurden schwer verletzt. Feuer aus einein französischen Passagierdampser. Aus dem französischen Passagierdampser „Lamartine", der die Verbindung mit Indochina aufrechterhält und sich auf dem Wege nach Neapel befand, brach in den Lager räumen Feuer aus, das einen gefährlichen Umfang an nahm. Der Dampfer flüchtete in den Hafen von Toulon, wo sämtliche Passagiere an Land gebracht wurden. Die alarmierte Feuerwehr bekämpfte das Feuer vom Lande und von der Wasserseite her. Goldvorkommen in Wales. In der Gegend von Dolgelley in Wales entdeckten Sachverständige ein Gold vorkommen, das einen erheblichen Abbau gestattet. Von den Behörden ist eine Untersuchung eingeleitet worden, die von dem Präsidenten des Londoner Eisen- und Stahlinstituts durchgeführt wird. Sechs Kinder verunglückt. Bei Sillein (Slowakei) ereignete sich ein furchtbares Unglück. Mehrere Kinder hatten beim Spielen das Ufer des Dorfbaches unterhöhlt. Plötzlich brach das Erdreich ein und sechs Kinder stürzten in den Bach. Vier von ihnen gerieten in das Rad einer Wassermühle und wurden vollständig zermalmt. Die beiden anderen ertranken im Bach. Eine furchtbare Familientragödie hat sich in Dalekar- lien (Schweden) abgespielt. Eine 35jährige Arbeiterfrau fuhr mit ihren fünf Kindern im Alter von vier Monaten bis zu elf Jahren in einem kleinen Boot auf die See hin aus, stieß die Kinder ins Wasser und sprang schließlich mit dem kleinsten Kinde, das sie fest an sich gebunden hatte, eben falls in die Flut. Das älteste Mädchen konnte sich an Land retten. Ehe es Hilfe herbeiholen konnte, waren oie Mutter und die anderen Kinder ertrunken. Die Ursache der furchtbaren Tai soll in schlechten wirtschaftlichen Ver hältnissen zu suchen sein.