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AzerstöMre Lebenskräfte. Chemnitzer Brief. Das Gesicht der Großstadt. — Die Industriestadt als Saug pumpe. — Abwanderung infolge Arbcitsmangels. Chemnitz, Anfang Oktober. Chemnitz im Grotzfilm, ein Zeitgemälde unserer Heimar stadt, wurde vor einem zahlreichen Publikum ini „Kauf mäunischen Vereinshaus" uraufgeführt. Der Gedanke, ein; Stadt im Film ohne Schauspieler, nur durch sich selbst von fiel selbst erzählen zu lassen, ist nicht ganz neu, aber wohl noch ui: in solchem Umsange zur Ausführung gebracht worden wü hier. Ohne Tricks, ohne großartige Montagen ist hier eir Werk von reichlich programmfüllender Länge entstanden. Den Hersteller und Filmverleiher Richard Herzog ist es mit seinen Stabe von vorzügliachen Operateuren gelungen, das Gesich! unserer Stadt in seiner Prägung und Eigenart festzuhalten Es ist ein Film entstanden, der mit dem Herzen erdacht unc von der Liebe zur Heimat erschaffen worden ist. Die Aufnahmer sind fehlerlos und sicher ausgewühlt. Dieser großzügige Städte film zeigt das Leben unserer Industriestadt, ihren Verkehr und ihre Arbeit. Aber auch Lie städtebaulichen Reize und die Idylle in Chemnitz kommen voll zur Geltung. Vor diesen Din gen aber, die den Hintergrund bilden, stehen die Bilder vor den großen Ereignissen, die der letzte Sommer uns brachte vom großen „104er-Tag" und vom „5. Landesturnfest". Be sonders die Aufnahmen vom „104er-Tag" erregten lebhafter und demonstrativen Beifall. Der über 4000 Meter lange Film streifen wird später dem städtischen Archiv zugcführt und ir einzelnen markanten Teilen von Beiprogrammlänge auch ir den Filmtheatern im Reiche vorgeführt werden und danw nicht nur ein Werbemittel für Chemnitz, sondern auch eine wirkliche Bereicherung des Kulturfilm-Repertoirs darstellen Wir Chemnitzer haben in dem stürmischen Wachstun unserer Stadt während der letzten Jahrzehnte ein sinnfäl liges Beispiel vor Augen, wie eine Industriestadt, einer rie sigen Säugpumpe vergleichbar, mit der fortschreitenden Wirt schaftlichen Entwicklung immer größerer Mcnschenmasscn ar sich zieht. Nun, da wir uns bereits im zweiten Jahre einer außergewöhnlich schweren Wirtschaftskrise befinden, wird dieses Verhältnis gewissermaßen von der negativen Seite her bestätigt. Die Stadt kann den zusammengeballten Menschen massen in ihren Mauern nicht mehr genügend Arbeits- und Verdicnstmöglichkeiten bieten. Viele Betriebe haben schlie ßen, viele sich einschränken müssen; die übrigen sind froh wenn sie ihren bisherigen Stand behaupten können. Von Neu cinstellungen ist kaum mehr die Rede. Infolgedessen versieg! automatisch der Zustrom von außen, ja, an seine Stelle Irin allmählich eine Abwanderung. Diese Bewegung vollzieht siä natürlich nur zögernd und schwerfällig, aber sie ist unaus bleiblich. In dem letzten Monatsbericht, den das Statistische Ami der Stadt Chemnitz soeben für Juli dieses Jahres veröffeni licht, spiegelt sie sich deutlich wider. Danach ergab sich ein Wanderungsverlust von beinahe 800 Köpfen, gegenüber einem Überschuß von 3900 im Jahre 1928 und 3200 im Jahre 1929 Trotz der Abwanderung hat jedoch die Einwohnerzahl vor Chemnitz weiter zugenommen, infolge des Gcburtenüber schusses, und zwar um rund 1700 Köpfe, also mehr als dac Doppelte des Wandcrungsverlustes. Infolgedessen erhöhte fiel die Chemnitzer Einwohnerzahl bis Ende Juli 1930 auf 360 300. Ein Zeichen für vie unzerstörbare Lebenskraft unsere: Stadt! Sie Arbeiismarttlaae im Reich. Immer noch drei Millionen Arbeitsuchende. Nach dem Bericht der Ncichsanstalt für Arbeitsver mittlung und Arbeitslosenversicherung für die Zeit vom 16. bis 3? September hat sich der Rückgang in der Belastung r Arbeitslosenversi nna. der auch in der ersten Hälfte des Septembers z »dachten war, in der zweiten Monatshälfte noch etwa verstärkt, während in- September des Vorjahres ein ständiges Ansteigen stattfand. Da einer Abnahme der Zahl der Hauplunterstützungs- empfänger in der Versicherung um über 10 000 eine Zu nahme der Zahl der Krisenunterstützten um knapp 14 00t gegenübersteht, ist die Belastung beider Unterstützungs einrichtungen mit einer Gesamtzahl von rund 1 966 00t Ende September nur um wenig höher als Mitte des Monats. Hiervon entfallen annähernd 1494 000 auf dic Arbeitslosenversicherung, über 472 000 auf die Krisen unterstützung. An verfügbaren Arbeitsuchenden waren bei den Ar beitsämtern am 30. September rund 3 088 000 gemeldet. Die Zunahme, die in der ersten Hälfte des Monats statt fand, hat sich also nicht in gleichem Maße fortgesetzt. Die Zahl der Arbeitslosen, die nach Abzug der noch in Stellung oder in Notstandsarbeit befindlichen Arbeit suchenden auf rund 3 030 000 anzusetzen ist, hat gegenüber dem letzten Bericht um rund 47 000 zugenommen; wie im mer sind in dieser Zahl sowohl die normale Fluktuation des Marktes wie ein gewisser Bestandteil an Erwerbs beschränkten eingeschlossen. Sie Nauen arkilen - die Männer feiern. Der Arbeitsmarkt in Sachsen. Unter dem Einfluß der Saisonbelebung in einigen Zweigen der Textil- und Bekleidungsindustrie sowie des Rah- rungs- und Genutzmittelgewerbes ist auf dem weiblichen Arbeitsmarkt eine deutliche Entspannung eingetreten. Die Zahl der arbeitsuchenden Frauen ist in der Zeit vom 15. bis 30. Sep tember von 116165 auf 113 428, also um 2,3 Prozent, und die Zahl der in der Arbeitslosenversicherung unterstützten Frauen von 63 427 auf 62 314, also um 1,8 Prozent, gesunken. Die Zahl der weiblichen Krisenunterstützten erfuhr allerdings noch eine, wenn auch erheblich geringere Steigerung als in de, vorhergehenden Berichtszeit, nämlich um 2,4 Prozent gege- über 7,2 Prozent in der ersten Septemberhälste. Die Besserung auf dem weiblichen Arbcitsmarkt wurde durch Zugänge au männlichen Arbeitsuchenden, die annähernd so stark waren wie die Abgänge an weiblichen Personen, wieder aufgehoben, so daß die Gesamtzahl der Arbeitsuchenden in der Berichtszeit nur eine nicht nennenswerte Verringerung von 421 458 auf 421434 erfahren konnte. Während die Gesamtzahl der Krisen- uMerstützten von 94 532 auf 96 869, also um 2,5 Prozent, ge stiegen ist, verzeichnet die Zahl der Hauptunterstützungsemp fänger in der Arbeitslosenversicherung wieder eine leichte Senkung von 190 653 auf 187421. Im ganzen war der Ar beitsmarkt in der Berichtszeit durch eine auffallende Fluktua tion in fast allen Berufsgruppen gekennzeichnet, die sich aus der Abkehr der Industrie von der Lagerhaltung und den daraus folgenden kurzfristigen Lieferfristen und Befchäftigungsverhält nisten erklärt. Baugenoffenschasten gegen NegiernngspZäne. Verstärkung der Arbeitslosigkeit. Der Hauptverband Deutscher Baugenossenschaften, die Spitzenorganisation von etwa 3000 gemeinnützigen Bauver einen, erhebt in einer Erklärung nachdrücklichen Protest gegen die in der Verlautbarung der Reichsregierung mitgeteiltev Pläne über die Finanzierung der künftigen Neubautätigkeit Während alle Kreise der Bau- und Wohnungswirtschaft eine Verstärkung der öffentlichen Wohnbaumitte! fordern, wird jetzt an offizieller Stelle das Gegenteil geplant. Durch die Kürzune des'Wohnungsbauanteils des Hauszinssteuerauskommens um 400 Millionen Reichsmark entziehe man dem Wohnungsbau einen erheblichen Teil der bisherigen Mittel und verstärke da mit zwangsläufig die Arbeitslosigkeit und damit dis eigentlich! Quelle der Not der Reichssinanzen Ein bedauerlicher Trug schluß sei es glauben, daß durch vis Senkung der Nea!- steuern unv Gewerbesteuern dieser durch die Kürzung dei Hauszinsstcuermittel verursachte Arbeitsausfall wieder aus geglichen werde Es könne keine Rede davon sein, daß darübe' hinaus die Realsteuersenkung eine Ankurbelung der Wirtschaft hervorbringen könne, die doch lediglich durch Stärkung de: Kaufkraft, also Beschaffung von Arbeitsmöglichkeil, belebt werde. Dsr Kamps gsgen His Mise. Tagung der Gesellschaft Deutscher Staat. Auf der Tagung der Gesellschaft Deutscher Staat in Frank furt a. M. sprach u. a. Dr. von E i ck st e d t - Stettin über „Wirtschaftliche Krise und ihre Überwindung". Deutschlands wirtschaftliche Befreiung müsse durch eine geistige und siENchc Erneuerung vorbereitet werden. Am Nachmittag sprach Graf von Brocksdorsf über Weltwirtschaftskrise und Tributkampf, wobei er u. a. den Vorschlag Hugenbergs aus Erhebung einet Zuschlagsabgabe auf die Einfuhr in Deutschland befürwortete Den Schlutzvortrag hielt Professor Dr. Lent-Erlangen über „Möglichkeiten und Voraussetzungen für das Ringen um Deutschlands Freiheit". Der Redner hielt den Weg der ge waltsamen Befreiung nicht für angängig, sprach ach aber sm stärkeren M i n d e r h e i I s s ch u tz, für energischen Kampf der Abrüstung der anderen Staaten und für die Revision des Versailler Vertrages aus, denn internationale Verträge be säßen keine Ewigkeitsgeltung. Der gegenwärtige Zustand sei jedenfalls untragbar. Amtliche sächsische Notierungen vom 8. Oktober. ..„Dresden. Die Börse verkehrte in schwacher Haltung. Dittersdorfer Falz verloren 8, Malzfabrik Mellrichstadt 5, Grogenhamer Webstuhl 4, Vereinigte PIww Äenußschcine 6, Hutschenreuther, Mimosa und Bautzener ft 3, Reichsbank 2,50 Kotltzer Ledertuch 2,25, Braubank, Schube- - und Salzer, Rock- jtrohwerke, Keramag, Triton, Zwickauer ftammgarn, Lingner- Werke und Emil Uhlmann je 2, Bergmann 2,50 Prozent. Höher notierten nur Siemens Glas um 2,50, Ernc Kulmbacher um 2 Prozent. Anleihemarkt wenig verändert. Chemnitzer Produktenbörse. Weizen, inl., 75 Kg. 234—240; Roggen, sächs., 71 Kg. 157-160; Sandroggen, 71 Kg. 165 bis ^.0, ^ommergersm 215-230; Wintergerste 180-190; Hafer, 5" 180-18»; Hafer, neu 145 165, Weizenmehl, 70 Prozent Ä?9gcniuehl 60 Prozem 29; Weizenklete 8.25; Roggenkleie A neu lo,c 7; Gcircidcslroh, drahtgcpretzt 3.25. Geschäftsgang: Alles ruhig. Dresdner SchlachtviehmarkL vom 9 Okt. Austrieb: 12 Dullen, 6 Kühe, 649 Kalber, 102 Schafe, 754 Schweine. Preise: Rinder, Schafe belanglos. Kälber: a) —,—; b) 79—81 (131); c) 70—77 (123); d) 60—68 (116). Schweine: a) 58—59 (73); b) —60 (76); c) 60—61 (81); d) 57—59 (80). Ueberstarder: 14 Rinder, davon 10 Bullen, 4 -Kühe, außer dem 3 Kälber, 48 Schafe, 23 Schweine. Geschäftsgang: Mes langsam. BörseMuhs m Berlin. Anläßlich der Beisetzung des verstorbenen Vorsitzenden des Berliner Börseuvorstandes, Bankier Richard Pohl, blieb die Berliner Börse für jeden Verkehr zum Zeichen der Trauer ge- ichlosseu. Die heutige Nummer umfaßt 8 Seiten mit der Beilage „Der Landmann". Verlag und Druck: Buchdruckerei Arthur Zschunke, Berlagsleitung: Paul Kumberg. Verantwortlich für die Schriftleitung: Hermann L affig, für Anzeigen und Reklamen: Ä. Römer, fämsiich in Wilsdruff. ! ön k-44L§>»r^44»44»»*44§*r»»"-,4»y«*d4444444»444444444444444«"»»^ Die Stadtverwaltung ist bereit, für die hilfsbe dürftige Bevölkerung den Heizunqsbedarf (Holz und Vriketlsi billigst zu beschaffen Es können natürlich nur wirklich Hilfsbedürftige in Frage kommen (Rent ner, Krisen- und Fürsorgeunterstützungsempfänger und bedürftige Erwerbslose). Meldungen nimmt bis Montag, den l3. Okto ber 1980 das Fürsorgeamt (Zimmer 10) entgegen- Wilsdruff, am 8. Oktober 1910. Der Stadtrat Morgen Freitag, den 10. Oktober Schlachtfest wozu freundlichst einladet Max Uedigau. Lum ^ski>msnkL empkekle ckio nsuesten . Winlenjoppsn »ossn Sttl'ivKHSvKVN ' u. a. m. ------- Litte um 8üti§e OnterLtütrun^ vresckon-l^ödtau Orumbscker Strake 20 Freundliche Arüettsrkume verschiedene Größe, für jedes Gewerbe passend, günstige Lage, preiswert zu vermtete«. Wagner, Rosse«, Bismarckstraße 32 SMS Ds//Hs/ssLs/ l/4 D/uock our Zo D/soo/F Heute Donnerstag und morgen Freitag die guten frisch- MM SWmWüge sowie die prima selbst- MNM Paul Jäkne Dresdner Straße 67 tiMMMUl LelsASlllisits- kauf, kür elektr. lZetncb, reis neu, Kockmock, an Zut situierte Wüter prsisev. abrugsben Ollerten u. ^.2.976 an ckiese Leitung. Aos Ihre «er nur unsere unverwelk- iichen Blumen, Dtzd. 0.50, 0.75, 1.— Mk. Versand Nachnahme. Hesse, Dresden, 1 Schefselftratze 12. SeZen üble» MirÄMivok Z E Ihnen Mitteilung zu machen, daß ich seit dem Ge brauch Ihrer Zahnpaste „Lhlorodont" nicht nur reine weiße Zähne besitze, sondern auch den bei mir sonst üblichen Mundgeruch verloren habe. Ich werde Ihr „Lhlorodont" aufs beste empfehlen." Gez. E. E., Mainz. — Lhlorodont: Zahnpaste, Mundwasser, Zahnbürste Einheitspreis je 1 Mk., in bekannter blau- weitz-grüner Originalpackung in allen Lhlorodont» '"---'""^stellen su haben. Stellen-Aozeigen : für den ! „Personal-Anzeiger - cles Vakeim" j werden durch unsere Geschäftsstelle in Wils- i j druff, Zellaer Straße 29 ohne Spesen- : zuschlag vermittelt. j Das Publikum hat nur nötig, die kleinen : j Anzeigen bei uns abzugeben und die : j Gebühren zu entrichten. Die Anzeigenpreise i j des „Daheim" sind im Vergleich zur hohen, j j über ganz Deutschland gehenden Auflage i j und der zuverlässigen Jnseratenwirkung i - niedrig; sie betragen gegenwärtig nur i - 100 Pf. für die Zeile (— 7 Silben) bei j j Stellenangeboten und nur 75 Pf. bei i j Stellengesuchen — Wir empfehlen, die j Anzeigen frühzeitig aufzugeben. j j Die Geschäftsstelle des „Wilsdruffer Tageblatt". Rkv-öAMM-LIkVki'! Vor clom KrivA patentiert Im In- unck ^uslanckv IVirck von cker Haut resorbisit. DiskenwirkunA Dötet Liter- unck Wunckpsriiien xem. ?W8P. II unck rext Oewebsneudilckunx kervorrsgenck an. O«8ss»Li<rt«ri8 kür innerlichen Oebrauck gern. ?ro8p.: tAagen, VerckauunZstractus, Galle, LIsse, Ultersbesckwercken nscv. Schnelles IVokIbekincken okne jeglicks Nebenwirkung. Oexen KsninobenKrsnickeiten xem. prosp.: innerlicli unck auöerlick (sinreiben): bleckte, Hasrauskall, käucke, dlasen- unck ftackenkatarrke, NanAel an ?reÜ>U8t usw. In Kapseln je xr. 100 Stuck ft51 5.50; 50 Stück fttA 3 00 bei 200 Stück kranke. Qr. blascks fttA 2 65, kl. blascke ftlA 2.45 krsnko. Weltliteratur gratis unck kranko. In Wakk. Gesek-, ^potk., OroZ., lanckw. Gesell., sonst von Fabrik. Oksm. Vif. Kleve,', Köln W LU'VLWLEW ALS ZL2LÄ LLvFDW MSSrLAM LA Gs- W LKkLLÜtZÄLWLiKSLiÄbZM - kOGA DL W U DWMÜSlKÜEW ^2^ DDL W W DSNGÄSSM MWZÄLWUSL- W Korns HanrWiichttrei, Friedhosftrahe. Dienstags u. Freitags ZOlaMest junge LsMsHweine Von 9 Uhr morgens an schlachtwarme» Wellfleisch, mittags Msche Kaur Wachs. Neisch- u. Mrstwaren. Spezialität: N. Pökelfleisch Mitglied des Rabatt- fparvereins. Jahrmarkt- Sonntag geöffnet. 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