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Tagesspruch. So viel gibt's, M,as beglücken- kann Und Freude macht entstehen; Cs kommt auf Herz und Augen an. Daß sie, was Glück ist, sehen. TMriWndt uns lebens-endende Tn-eMsm. Der Rotwassertrunk. — Der Giftbaum Npas. — Die Wir kung an Tieren und Menschen. — Der übelriechende Lebens baum und seine Wirkung. Von Universitätsprofessor vr. I. Schiller-Wien. „Der Mensch in seinem dunkeln Drange ist sich des rechten Weges wohlbewußt." An dieses Wort Goethes muß man skeptisch denken, wenn man von den seit unvordenklichen Zeiten bei den meisten afrikanischen Stämmen stattfindenden Gottes urteilen spricht und sich der Zeiten erinnert, wo sie auch in Europa eine große Rolle spielten. Oeffentlich oder im geheimen verwendet man dabei in halb Afrika die giftige Rinde des Urteilbaumes. Dieser berüchtigte Baum erreicht eine Höhe von 30 bis 40 Meter. Die Zweige sind mit langen, doppelt gefiederten, gegenständi gen Blättern geschmückt. Zur Blütezeit ist er mit unendlich vielen langen Trauben kleiner gelbroter Blüten bedeckt, aus denen sich Hülsen mit fünf bis zwölf braunen Samen ent wickeln. Die Fetischmänner schneiden seine Rinde vom Stamme ab und zerreiben sie zwischen Steinen zu einem groben Pulver. Die Rinde enthält den giftigen Stoff. Die Angeklagten müssen vier Eßlöffel davon verschlucken und dann Wasser trinken. Bei anderen Stämmen wird eine genau festgesetzte Rinden fläche ausgekocht und dem Verurteilten der tief rot gefärbte Absud, Tali genannt, gereicht. Der Anlaß zu einem Gericht ist gegeben, wenn Men schen oder Tiere plötzlich sterben oder krank werden oder je mand des Ehebruches, schweren Diebstahls oder der Zauberei beschuldigt wird. Auf eine geheime Anklage beim Häuptling hin beginnt das Verfahren. Der Ankläger erhält das Ver mögen des Beschuldigten, wenn das Gottesurteil gegen diesen entscheidet. Dieses findet stets in feierlicher Weise vor dem versammelten Stamme statt, wobei alle Angeklagten erscheinen müssen. Wer ausbleibt, wird zum Tode verurteilt und sein Vermögen zugunsten des Anzeigers cingezogen. Nach statt gefundenem Gottesurteil muß der Kläger öffentlich genannt werden. Unter wilden Tänzen und Musik werden die zum Ordal Verurteilten auf den Gerichtsplatz gebracht, wo sie das Gift erhalten. Wird dieses nach kurzer Zeit erbrochen, ohne daß weiterhin Schwindel oder andere Erscheinungen der Vergiftung auftretcu so ist der Angeklagte frei und kann sich sogleich an den „Festlichkeiten" beteiligen. Wenn aber der Vergiftete taumelt und die Macht über seine Glieder verliert, wenn der Kopf zwischen den Schultern hin und her rollt, der Mensch niedersinkt und sich vergeblich aufzurichten versucht, dann wird der Delinquent von den Zuschauern rasch erschlagen, bevor noch das Gift ihn tötet. 25 bis 50 v. H. der Verurteilten gehen stets zugrunde. Der Upasgiftbaum ist über das ungeheure Gebiet Südastens verbreitet. Sein säulenförmiger Stamm erreicht 75 Meter Höhe. Die Frucht ist fleischig und hat eine schwarz rote Farbe. Die Giftsubstanz ist überall in der Rinde vorhanden. Der milchige Saft wird durch Einschnitte in die Rinde gewonnen. Er fließt aus den jungen Zweigen weiß, aus dem Stamme grauweiß oder gelblich. Am ersten Tage liefert ein Baum ge gen 90 Gramm Giftsaft, und innerhalb dreier Tage können bis etwa 500 Gramm geerntet werden. Da aber zur Ver giftung von hundert Pfeilen etwa 90 Gramm Gift erforder lich sind, so wird es verständlich, daß die nicht allzu häufigen Bäume durch das beständige Anzapfen leiden und auf Java, das ja bekanntlich dicht bevölkert ist, der Baum seit Vielen Jahren ausgerottet ist. Der frische Giftsaft muß eingedickt werden. Das geschieht an der Sonne, häufiger über dem Feuer. Beim Kochen er weisen sich die Dämpfe als unschädlich. Doch erzeugt sehr ost der Säst, wenn er mit Händen und Armen in Berühruna 20 , Helene satz auf der Veranda. Eine Handarbeit hielt sie m Bann. Hufschlag! Sie blickte auf. Ihre Wangen färb ten Nch. „Der Vater!" Jubelläut war das. Sie sprang die wenigen Veranda stufen hinab, überschritt den grünen Rasen, der wie ein Teppich der Treppe vorgelagert war, und huschte, ein wandelnder Lichtstrahl »durch die den Gartenweg einsäumeu- Orangenbäume, in denen die Pflückreifen cm Lampen schimmerten. Ganz in Weitz strahlte sie, vom Zauber der Jugend umduftet. -In Person hatte den Reiter erspäht. Nu« ern frohes Leuchten aus den -"Ä,eu- «eltsam ue^ch^ Augen. Nur seine Wangen süröten lucht. waren schwarz lvie leicht welltes, ungepflegtes Haar, wie der ganze, in starke Muskel» gespannte, gedrungene Körper. Ein Eingeborener barfutz » Hose und Hemd. Das war Burburra, der hier den Posten eines Bereiters versah und wenn dienstfrei, auch im Garten mit Hand anlegte. Er stieß rasch den Spaten in die Erde und eilte auf einem anderen Wege zur Garten pforte, um seinem Herrn aus dem Sattel zu helfen und den Braunen in den Stall zu führen. Flinker als Selene, kam er als erster ans Ziel. „Well, Burburra," sagte der Arzt freundlich, „wieder flcitzig bei der Arbeit?" Der Schwarze strahlte. „Alles allright. Doktor." Auf seiner Stimme lag derselbe Schleier, der seinen Augen das Strahlende nahm. „Nichts passiert?" Leise kam das. Immer die erste Frage, wenn der Herr von einem Ausritt heimkehrte. „Nichts. Burburras Augen immer offen, auch nachts. Schlafen in Ohr." Doktor Bayers lächelte zufrieden. Er dachte bei sich, wie es doch unrecht sei, immer nur ve der unverbesser lichen Indolenz und Stupidität der australischen Ein- eborenen zu sprechen. Gute Behandlung und Beispiel kommt, Blasen und Geschwüre, die sehr schwer heilen. Dieser von den Malaien Jpoch genannte Gistsaft klebt an den Pfeilspitzen, und viele Stämme gebrauchen ihn daher für sich allein. Andere aber mischen noch Giftsäste von anderen Pflanzen dazu, hauptsächlich solche, die dem getroffenen Tiere große Schmerzen in der Wunde bereiten, damit es durch Rei ben und Lecken der Wunde an dem Orte noch einige Augen blicke verweilt und die Wirkung des Giftes indessen eintritt. Denn da das reine Jpohgift keine Schmerzen und keine Läh mung erzeugt, kann das getroffene Tier oft noch entfliehen und unauffindbar im Dickicht verenden. Die wirksame Substanz des Giftsaftes ist das Antia- r im, eines der am schnellsten wirkenden Herzgifte, die man heute kennt. Ueberraschend sind die völlig gleich auftretenden Symptome. Bringt man bei Säugern und" Vögeln mit einer Nadel in eine Hautwunde etwa 0,15 bis 0,75 Gramm des Jpohgiftes, so treten wiederholtes Erbrechen und große Un ruhe auf, dann pfeifende Atmung, plötzlich schreit das Tier mehrmals laut aus, fällt auf die Seite, die Gliedmaßen zucken krampfhaft, das Tier versucht auszuspringen, stößt dabei an die umgebenden Gegenstände an, atmet röchelnd und fällt sterbend hin. In ähnlich qualvoller Weife erliegt der Mensch dem Gifte. Da die Giftpfeile mit großer Kraft aus dem Blasrohr ge schossen werden, so daß sie oft bis zu 15 Zentimeter tief in den Körper eindringen, Pflegt der Tod unter den geschilderten Be gleitumständen innerhalb sechs bis zehn Minuten einzutreten. So berichten die Ingenieure, welche die Trassierungsarbeiten für den Bau der Bergbahnen auf Sumatra vornahmen, daß sie wiederholt von den Eingeborenen mit Giftpfeilen beschossen wurden. Ein Gehilfe bekam dabei einen etwa fünf Zentimeter tiefen Pfeilfchuß in den Oberschenkel. Der mit Widerhaken versehene Pfeil konnte erst nach etwa einer Minute ganz ent fernt werden. Gleich darauf trat heftiges Erbrechen ein und nach sechs Minuten der Tod. Dik medizinische Wissenschaft kann der Wirkung dieses Herzgiftes noch nicht wirksam ent gegentreten. Ein so wichtiger Artikel hat natürlich auch seinen Handels wert. Gegenwärtig verkauft der Wilde einen Tubus Gift (etwa 350 Gramm) um zwei Dollar an Stammesgenossen und um fünf Dollar an Stammesfremde. Diesen so berüchtigten Upasgiftbaum und den in denselben Gegenden allgemein verbreiteten Durian bäum kenn zeichnet ein auf Sumatra gebräuchliches Sprichwort: „Der Upasbaum führt zum Grabe, der Durian aber zum Leben." Dieser schöne, mittelgroße Baum hat immergrüne Blätter, die unterseits mit rötlich-silbrigen Schuppen bedeckt sind. Es gibt auf der Welt keinen zweiten Baum, der so über alle Maßen bis zum Enthusiasmus gefeiert und gelästert wird. Das Geheimnis bergen die Früchte, die eine gelbbraune Farbe und fast die Größe eines Kopfes haben. Sie enthalten ein rahmfarbiges, weiches fleischiges Gewebe, darin die zahlreichen kastanienbraunen Samen liegen. Dieses delikat aussehende, cremeartige Gewebe wird trotz seines abscheulichen Geruchs und Geschmacks nach faulen Zwiebeln und altem Käse von mehr als 100 Millionen Menschen leidenschaftlich gegessen. Denn der Genuß ruft eine freudige, gehobene, zärtliche Stim mung hervor. Manche Europäer vermögen die Durianfrucht sogleich trotz des üblen Geschmacks und Geruchs zu essen. Andere be mühen sich redlich und wenden mancherlei Mittel an, um die unangenehmen Beigaben des ersehnten Genusses zu über winden. Meist sind es dann gerade diese, welche den Durian als die köstlichste Tropenfrucht erklären. In den erstklassigen Hotels, besonders in jenen, die unter englischer Leitung stehen, ist das Mitbringen auf das strengste verboten, da der durch dringende Geruch alsbald in allen Räumen bemerkbar wird. Daher verläßt ein großer Teil der Europäer diese Hotels wäh rend der Durianreife und mietet einen Bungalow. Wenn mit der frohen Durianzeit der üble Geruch-von Straßen, Wohnungen und Menschen geschwunden ist, so kom men alsbald an Stämmen, an den Äesten und Zweigen die zahlreichen zart duftenden Blüten des Durianbaumes hervor, die nur während einer einzigen Nacht geöffnet bleiben und am Morgen schon abfallen. Dann beschaut der Malaie gern seine geliebten Bäume und freut sich der kommenden Früchte. KorderMgen öes GishchLMw. Der ehemalige Kronprinz Ehrenmitglied Der Aufmarsch des Stahlhelms in Koblenz, an dem etwa 120 MO Stahlhelmmitglieder teilnahmen, endete mit einer Kundgebung bei Ehrenbreitstein. Im Mittelpunkt der Kundgebung stand die Ansprache des Bundesführers des Stahlhelms, Seldte, der eine Entschließung des Bundesvorstandes verkündete. In dieser Entschließung fordert der Stahlhelm de» entschiedenen Kamps bis zur Revision der Versailler Ver träge, die Wiederherstellung der deutschen Wehrhohett, den notwendigen Lebensraum für Deutschland. Er kündigte an, daß er sich mit allen gesetzlichen Mitteln, auch mit der Waffe des Volksbegehrens, an dem Kamps um Preußen beteiligen werde, nach dem Grundsatz, wer Preußen hat, hat auch Deutschland. Der Stahlheimführer gedachte in der Kundgebung der Toten des Welt krieges. über lOO neue Fahnen wurden durch den zweiten Bundesführer Düsterberg geweiht. Wie bekannt wird, ist der ehemalige Kronprinz den Landesverbänden Schlesien und Brandenburg des Stahl helms als Ehreumftglred veig^treten. Kundgebung des Stahlhelms am Deutschen Eck. Unser Bild zeigt: vordere Reihe (von linkst den Ersten Bundcsführer Seldte, den ehemaligen Kronprinzen Wilhelm und den Zweiten Bundessührer Dü st erber g. Preis« SWchiKgskrafi aus Pole». Die Einwanderung von Ausländern nach Preußen. . Der Statistischen Korrespondenz des Preußischen Stati stischen Landesamts zufolge war die Einwanderung von Aus ländern nach Preußen im Fahre 1929 mit 7203 geringer als in den Vorjahren <1927 : 9194: 1928: 92541 Fast die Hälfte dieser einwandcrnden Ausländer <3530) kamen aus Polen, 10 Prozent aus den Niederlanden. Mit kleineren Zahlen, aber immerhin mit mehr als 100 Personen, waren die Tschechoslo wakei, Österreich, Litauen, Danzig, Belgien, Frankreich. Däne mark, die Schweiz, Großbritannien und die Vereinigten Staaten vertreten. Jedoch gilt diese Aufzählung nur, wenn man von der Herkunft der Einwanderndeu ausgeht. Der Staatsangehörigkeit nach wären sogar etwas mehr als die Hälstc -MOB Polen An zweiter Stelle standen -Personen mit tschechoslowakischer und erst an dritter solche mit niederländischer Staatsangehörigkeit. Bevorzugtes Nieder lassungsgebiet war der Regierungsbezirk Oppeln, der 3? Pro zent der Einwanderer aufnehmen mußte; das sind 19 aus 10 000 Einwohner. An zweiter Stelle, aber mit einer wesent lich kleineren Ziffer <8 auf 10 000 Einwohner) stand der Re gierungsbezirk Schneidemühl. Die Lleherrssts der Mörse-Expedition in Stockholm. Der König bei der Trauerfeier. Der Kreuzer „Svensksund" mit den Überresten der Andreä-Expedition an Bord traf im Stockholmer Hafen ein, geleitet von zwei Kriegsschiffen und einem Flugzeug geschwader. An der Landungsstelle hatten sich u. a. Ver treter der schwedischen und der norwegischen Regierung sowie viele Vereine versammelt. Unter Kanonensalui wurden die Särge an Land übergeführt, wo eine kurze Feierlichkeit stattsand. Daraufhin setzte sich der Trauerzug nach der Großen Kirche in der Stockholmer Altstadt in Bewegung; überall bildeten dichte Menschenmassen Spa lier. Die Äcgrübnisseierlichkciten leitete der erste Pastor von Stockholm. Rach ihm hielt Erzbischof Söder- blom eine Ansprache. Den ersten Kranz legte der schwedische König nieder. Die drei Särge bleiben bis Mittwoch im Kirchenchoi aufgebahrt. Danu findet in der Blauen Halle des Stock holmer Rathauses eiue Gedächtnisfeier statt. hatten diesen schwarzen Teufel zum Menschen gewandelt. Intelligenz, von beengtem Schauen umnachtet, schlummerte auch in Burburra. Sie mutzte nur geweckt werden. Er hatte sie geweckt. Aeutzerst herzlich war die Begrüßung zwischen Vater und Tochter. Nicht als wäre er nur ein Paar Stunden weg gewesen, sondern eben von einer langen Reise in ferne Länder zurückgekehrt. Arm in Arm, Helene an seine Schulter gelehnt, schritten beide dem Hause zu. «Was hast du da mitgebracht, Papa?" fragte sie, auf daS Backet deutend, das er unterm Arm trug. „Das?" Er sann nach. „Hm! Ich könnte sagen ein Bündel voll Sorgen und verlorener Hoffnungen. Das würdest du ebensowenig verstehen, wie wenn ich antwortete, eine neue Lebensaufgabe, die mir zugefallen ist, doch beides wäre richtig. „Das klingt rätselhaft, lieber Papa. Doch ich weitz, du würdest diese Aufgabe nicht übernommen haben, wenn sie nicht wenigstens die Möglichkeit, eine solche Lösung zu finden, in fich schlösse." Helene sah den Vater an. Sein Blick ging ins Leere. „Das Weitz ich nicht", entgegnete er ernst. „Ich habe daran nicht gedacht. Ich wollte mit der Usbernahme einem Sterbenden seine letzten Erdenstunden erhellen und sei es auch nur mit einem Hoffnungsschimmer, schwach wie er war und ist." Sie schwieg. Feinnervia fühlte fie, hier sprang Unruhe auf aus Unklarem, das mit diesem mysteriösen Auftrag ver bunden war. Armer Vater! Jedem wollte er helfen, nicht nur als Arzt, auch als Mensch, und so lud er sich anderer Lasten auf, die nicht immer leicht zu tragen waren. Sie betraten die mit Wein und Passionsblumen um- laubte Veranda. Er war in Gedanken der noch in ferner Zukunft stehenden Lösung voraus geeilt. Es galt eine Probe aufs Exempel zu machen. „Was würdest du sagen, Kind, wenn —" er stockte, suchte nach dem passenden Wort, „wenn eine Schwester —" Helene horchte auf, leichtes Erschrecken in Miene und Augen, „nein," verbesserte er sich, „wenn eine schwesterliche Freundin, eine Altersgenossin, hier einträte, fremd und doch vertrauend, um in deinen Augen, in deinen Armen zu suchen, was sie ein Leben lang entbehrt hat, ein Herz und ein Heim?" j „Ich würde sie freudig willkommen heitzen und mich i bemühen, ihr alles das zu sein, zu geben, was sie sucht." ? Dann eine bedenkliche Einschränkung: „Da du sie mir i zuführst. Wer ist sie?" „Eine Waise." „Die Tochter dieses Verstorbenen?" ! „Ja, sein einziges Kind, das er geliebt hat wie nur Eltern ein Kind lieben können." „Wie heitzl er?" „Ralph Roberts." „Und wo ist ihre Mutter?" Er zuckte unter dem Blick aus reinen Mädchenaugsn. Wie konnte er diese so natürliche Frage beantworten, ohne i all das Widerwärtige, Schamlose, wieder aufzuwühlen und i ans Licht zu zerren, was nach dem Willen des Toten mit ihm begraben sein sollte? Schweigen brachte Beunruhigung, die Wahrheit sagen, Schrecken. „Sie hat keine Mutter mehr"- umging er die Antwort. Das sagte alles und nichts. i Schmerz wühlte sich auf, eigenes Entbehren. „O dann — !" ! Nun ganz erfüllt von dem Gedanken, in der Fremden eine j gleich Beraubte, eine Leidensgenossin, zu finden, fragte Selene: „Wo ist sie? Ich will hin zu ihr! Warum hast du sie nicht gleich mitgebracht? Konntest du denn nur einen , Augenblick glauben, ich würde sie fortweisen, würde sie nicht ! in meine Arme nehmen, die selbst —" Sie brach kurz ab. „Ich bin doch dein Kind, Blut von deinem Blut. Wie heitzt sie?" „Jeanne. Jeanne Roberts." Helene suchte in ihrem Gedächtnis.^, Der Name klang nirgendwo auf, in keiner noch so fernen Vergangenheit. „Jeanne, Jeanne Roberts", wiederholte sie, wie um den Namen sich einzuprägen. „Gut. Papa, bringe sie her, die liebe, arme, eltern- und heimatlose Jeanne! Sie soll mein Zimmer mit mir teilen oder das daneben liegende i hergerichtet bekommen, so datz wir immer beieinander sind, j Wann kann sic hier sein? Heute noch? Morgen? So rede doch, Papa!" Bittend, schmeichelnd sagte sie das, legte die blickte liebend zu ihm auf. Die Prooe hatte fte bestanden. Er atmete freier. Doch da fiel wieder der schatten aus dunkler Vergangenheit in den sonnigen Augenblick. lFortsetzung folg!.! Wilsdruffer Tageblatt 2. Blatt Nr. 234 — Dienstag, den 7. Olt. 1930