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Wilsdruffer Tageblatt : 15.09.1930
- Erscheinungsdatum
- 1930-09-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-193009153
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19300915
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19300915
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1930
-
Monat
1930-09
- Tag 1930-09-15
-
Monat
1930-09
-
Jahr
1930
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 15.09.1930
- Autor
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Prüfung der Freiwilligen Feuerwehr Wilsdruff Blinkende Helme und schmucke Uniformen belebten gestern die Straßen unserer Stadt. Ihre Träger waren in den Vor mittagsstunden von nah und fern gekommen, um der Prüfung unserer Feuerwehr beizuwohnen und im geselligen Beisammen sein, im Fühlen für ein gemeinsames Ideal das Band der Kameradschaft enger zu knüpfen und Fortschritte im Löschwesen als erhöhte Zukunftssicherungen zur Erörterung zu stellen. Die hiesige Wehr stellte 9.30 Uhr am Gerätehaus und mar schierte mit Musik und Geräten nach dem Turnplatz an der Meiß ner Straße. Viele auswärtige Kameraden schlossen sich an. Ver treten waren aus dem Meißner Bezirk die Wehren: Nossen, Lommatzsch, Meißen Iutespinnerei, Siebenlehn, Grumbach, Strohstoff-Fabrik Kötitz, Neukirchen, Krögis, Sörnewitz und Rüt- ger-Werke Niederau; aus dem Dresdner Bezirk: Mobschatz, Freital Depot, Freital II, Gittersee, Siemens-Freitas, Deuben, Pesterwitz, Mohorn, Stetzsch, Dippelsdorf, Kötzschenbroda, Frei- tal-Potschappel, Radebeul, Freital Beruf und Naundorf; aus dem Pirnaer Bezirk Heidenau. Die Prüfungskommission bestand aus den Herren Kreisver- treter M o r i tz - Meißen, Branddirektor Sei del-Kötitz und Branddirektor Klötzer-Brockwitz, außerdem Mich el - Nosten, G r o ß e-Lommatzsch und G u m p e r t-Burkhardswalde. Die Prüfung begann 10.30 Uhr. Ihr wohnten verschiedene Vertreter der Stadt und die Mitglieder des Feuerlösch-Ausschus ses mit Bürgermeister Dr. Kronfeld und eine große Menge Zu schauer bei. Brandmeister Deck meldete 70 Mann zum Dienst, 5 fehlten entschuldigt. Nach vorausgegangener Sachendurchsicht begann der Fußdienst. Strass und exakt wurden nach dem Kom mando des Brandmeisters die Wendungen und Schwenkungen ausgeführt. Es folgten bie Hebungen an der Magirusleiter unter dem Kommando von Steigerzugführer O. Richter, Hebungen an der Landspritze (Rottenführer Mußbach), an der Karrenspritze (Spritzenzugführer O. Vogel), an Schlauch- und Hydranten- rvagen (Zugführer Dachsel) und an der Motorspritze (stellv, Hauptmann Hegenbart). Sämtliche Hebungen wurden zur allge meinen Zufriedenheit vorgeführt. Wegen Bruchs einer Stütze schied die Stützenleiter aus. Nun befand sich die Wehr im Alarm zustande für den Sturmangriff. Zeit und Brandokjekt bestimm te der Prüfungsausschuß und waren der Wehr vorher nicht be kannt. 11.48 Ähr ertönte das erste Signal. Als Drandobsekt war das Stadthaus am Pvstplatz angenommen worden, wo in den Kellerräumen Benzin und Oel explodiert waren. 11.51 waren die ersten Geräte am Brandplatze, 11.54 wurde das erste Was ser gegeben. Die Motorspritze entnahm das Master dem Sau bach, die beiden anderen Spritzen den Hydranten. Die Motor spritze speiste schließlich vier Leitungen. Die Freiw. Sanitäts kolonne war gleichfalls in Alarm gesetzt worden und am Brand platze mit sämtlichen Geräten erschienen. Rauchvergiftungen muß ten behandelt und verschiedene Verbände angelegt werden. Kolon nenführer Birkner überprüfte die getroffenen Sanitätsmaß- uahmen und fand alles in bester Ordnung. Zur Kritik fanden sich nachmittags 2 Uhr die Wehrleute mit der Prüfungskommission und Vertretern des Stadtrates und der Stadtverordneten zahlreich im „Löwen" ein. Kreisvertreter Erschöpft zufamengebrochen. Am Sonnabend nachmittag ist auf dem hiesigen Bahnhofe eine aus Berlin stammende herz- leidende Frau erschöpft zusammengebrochen. Sie wollte nach Steinbach bei Mohorn und war irrtümlich nach Steinbach bei Kesselsdorf gewiesen worden. Sie kam zurück zum hiesigen Dahnhofe und brach zusammen. Sie fand Aufnahme im hiesigen Krankenhause. Kapitän Fincke kommt wieder! Der von seinen früheren Film- vorträgen her in Wilsdruff bestens bekannte und allgemein be liebte Kapitän Fincke aus Hamburg wird, vielfachen Wünschen entsprechend, am Dienstag, den.16. September, abends 8 Uhr, in den „Lindenschlößchen-Lichtspielen in Wilsdruff wieder einen seiner beliebten Filmvorträge halten und zwar bringt er den prächtigen Mittelmeer- und Italienfilm „Unter der Sonne des Südens". Der Film zeigt in herrlichen Bildern die Schönheiten des Mittelmeeres, er führt nach Genua, der Stadt des Kolum bus, nach Villesranche und Nizza, läßt uns dort einen lustigen Karneval miterleben, Monte Carlo, dann nach Neapel mit einer Auffahrt zum Vesuv, zeigt uns das zerstörte Pompeji und bringt uns dann nach sonniger Fahrt in den schwarzen Erdteil, nach Tu nis. Karthago und Malta werden berührt und dann gehts nach der Perle der Adria: Venedig. Diese Stadt wird ausgiebig be sichtigt, und dann die Stätten des Altertums besucht: Achilleion, Akropolis, Tempel der Nike, Propyläen-Parthenon usw. und zum Schluß zeigt uns der Film die Türkei von heute, die Darda nellen, Gallipoli und Galata, Konstantinopel und bringt noch einige prächtige Bilder vom schönen Bosporus, sind zu allem weiß Kapitän Fincke in seiner herzerfrischenden humorvollen See mannsart so -angenehm und fesselnd zu plaudern, daß jeder meint, „mit dabei zu sein". Es werden einige genußreiche anregende Stunden geboten und sollte niemand versäumen, die einzigartige Darbietung zu besuchen. Jugendliche haben Zutritt. Nachmittags 4 llhr Iugendvorstellüng. Ein milder Winter? Das Rätselraten um das Wesen des bevorstehenden Winters ist im Gange. Während kürzlich ein Ge lehrter einen strengen Winter prophezeit hat, kommt jetzt ein Wetterkundiger mit der gegenteiligen Ansicht heraus. Änd Mar folgert er aus der Fruchtreife der Roßkastanie, die den Eintritt des Frühherbstes kennzeichnet. Die Fruchtreise der Roßkastanie stellt ein Vegetationsstadium dar, das sich besonders gut beachten läßt, und es erscheint um so wertvoller, es zu notieren, als der Professor der Botanik Hoffmann in Gießen einst einen nicht un interessanten Zusammenhang zwischen Samenreife der Roßkasta nie und Wintercharakter gefolgert hat. Nach ihm gibt es einen milden Winter, wenn die Samenreife vor dem 17. September, dem langjährigen Mitteldatum für Deutschland, eintritt, einen härteren, wenn sich diese Phase nach dem genannten Termin ein- stellt. Ganz außergewöhnlich früh (8. September) ist nun in die sem Jahre die Kastanienreife erfolgt, und wir müssen daher nach dem oben Gesägten annehmen, daß mit großer Wahrscheinlichkeit wieder ein milder Winter bsvorsteht. Diese unsere Vermutung wird noch dadurch bestärkt, als es jehr festen verkommt, daß milde Winter wie der letzte vereinzelt auftreten. Ls ist vielmehr in der Regel eine gruppenweise Folge Wurjer festzustellen. Schließlich lehrt die Statistik, daß m hundert Fallen auf einen mäßigen Sommer (wie durchschnittlich der diesjährige) 74-mal ein warmer Dezember, 65mal ein warmer Januar und 65mal ein warmer Februar folgt. , Wiedersehensfeier des Landwehr-Grenadier-Regiments 100. In diesen Tagen beging die Vereinigung der Kameraden des ehe maligen Landwehr-Grenadier-Regiments Nr. 100 in Dresden die Feier ihres zehnjährigen Bestehens. Von weit und breit waren die Angehörigen der im Kriege so oft ruhmreich genann ten Heeresformationen zusammengeströmt, um den Ehrentag, feft- Moritz- Meißen begrüßte alle auf das herzlichste und gab dem Verbandsfeldwebel Lindner zur Verlesung des von der Kom mission erstatteten Prüfungsberichts das Wort, der der Wehr die Note „gut" ausstellte. Er schloß mit der Zusicherung, daß Stadt und Bürgerschaft volles Vertrauen zu ihrer Wchr haben könnten. Kreisvertreter Moritz ging im einzelnen auf den Bericht ein, betonte die Notwendigkeit der Anschaffung von Trockenlöschern, die zur Bekämpfung von Benzin- und Oelbränden unbedingt nö tig seien, und die Wiedererrichtung eines Steigerturmes. Er dankte namens des Landesausschusses den Führern und Kamera den der Wehr für die Treue und Liebe, die sie bisher dem Feuer löschwesen gewidmet und bat, auch in Zukunft darin nicht zu er lahmen. Besonderer Dank galt der Stadtverwaltung, dis in mustergültiger Weise für ihre Wehr alles Mögliche getan habe und sicher auch in Zukunft tun werde. Bürgermeister Dr. Kr o n- feld dankte für die warmen Worte, die der Stadt und ihrer Wehr gezollt wurden und hieß alle Gäste auf das herzlichste will kommen und wünschte, daß die Prüfung auch den auswärtigen Wehren von Nutzen gewesen sein möge. Er freue sich, daß der Wehr die Note „gut" zuerkannt wurde, habe sie sich doch immer mit großer Opferfreudigkeit und 'Uneigennützigkeit in den Dienst der Allgemeinheit gestellt. Die Stadt werde deshalb auch in Zu kunst ihre Wünsche nach Möglichkeit befriedigen. Wenn das Stei gerhaus noch nicht wieder errichtet worden sei, dann aus dem Grunde, weil man auf dem Standpunkt stand, daß die An schaffung neuzeitlicher Geräte erste Pflicht sei. Die Feuerschutz steuer, deren Einführung er allen Gemeinden nur empfehlen kön ne, werde die Möglichkeit auch zu der Erfüllung der noch offenen Wünsche bieten. Er danke der Wehr für ihre Aufopferung und bitte sie auch in der Zukunft treu zu ihrem Wahlspruche zu stehen „Einer für alle, alle für einen". Auch Branddirektor Birkner gab feiner Freude über das Prüfungsergebnis Aus druck und dankte der Wehr und ihren Führern für die treue Pflichterfüllung. Dann ließ Brandmeister Beck die Wehr an- treten, um einige ihrer Treuesten auszuzeichnen. Stellv. Haupt mann Hegenbart und Spritzenzugführer Otto Vogel ge hören der Wehr nun drei Jahrzehnte an. Sie wurden unter Äeberreichung eines künstlerisch ausgeführten Diploms zu Ehren mitgliedern ernannt. Für zehnjährige Zugehörigkeit erhielten Feldwebel Oesen und Steiger Josiger die entsprechenden Litzen. Den Dank der Wehr für diese Treue brachte Brandmeister Beck zum Ausdruck mit dem Wunsche, daß die Ausgezeichneten auch in Zukunft der Wehr treu bleiben möchten. Namens des Landesausschusses beglückwünschte Kreisvertreter Moritz die Ausgezeichneten. Damit hatte der offizielle Teil seinen Abschluß gefunden. Wahrend Prüfungskommission und Bezirksvorstand mit den Führern der Wilsdruffer Wehr zu einer internen Besprechung zusammenkamen, waren die auswärtigen Kameraden in Gemein schaft mit den hiesigen Wehrleuten in verschiedenen Gastwirt schaften in froher Runde vereinigt. Eine große Anzahl schloß sich auch dem Festzuge der Schützen an und vergnügte sich dann auf dem Feftplatze am Schützenhause. Kameradschaftliche Stimmung blühte überall auf und die auswärtigen Gäste werden noch lange an die schönen Stunden in Wilsdruff zurückblicken. lich zu begehen. Der große Saal des „Linckenschen Bades" ver mochte die Zahl der Teilnehmer zur H-auptfeier am Sonnabend kaum zu fassen. Änter den vielen namhaften Ehrengästen bemerkte man u. a. den Regimentskommandeur Generalmajor z. D. Seyd litz-Gerstenberg, Oberstleutnant Bayer usw. Das Konzert bot die Kapelle der Infanterieschule Dresden unter Leitung von Ober- Musikmeister Göhler. Vorsitzender Kamerad Trebeljahr hielt die Begrüßungsansprache und schloß mit einem Hoch aus den Regi mentskommandeur, General von Seydlitz. Dieser hielt hierauf die Festrede. In militärisch knappen, markigen Sätzen führte er aus, -daß der -Sinn aller derartigen Feiern die Neustärkung der engen Zusammengehörigkeit der Feldkameraden und der reinen ungekünstelten Vaterlandsliebe sei. In den schweren Zeiten der Gegenwart sei die Pflege gerade dieser Tugenden besonders not. Von allen Taten, die der Krieg gezeitigt, seien die besten die, die man nicht gesehen habe und von denen man nicht spricht. Das seien die Taten derer, die im stillen den Heldentod starben und denen wir uns in heiliger Dankbarkeit verpflichtet fühlen. Es folgten zahlreiche Glückwunschansprachen. Außerordentliche Freu de bereitete der Versammlung die Vorführung einer Reihe von Originallichtbildern, die im Auftrage -der Offiziersvereinigung im Kriege aufgenommen worden sind und heitere und ernste Fronterlebnisse des Regiments darstellten. Naustadt-Scharfenberg. Die hiesige Ortsgruppe der Na tiv n a l s o z i a l i st e n rief am Donnerstag zum letzten Male die wahlberechtigte Einwohnerschaft zusammen. Während andere Parteien überhaupt nicht oder nur vereinzelt zu ben Wählern sprachen, und d-ann noch vor leeren Sälen, so ist dies bei den Hit lerleuten anders: wie in ganz Deutschland, auch hier stark besetzter Saal, allgemeines Interesse an der Hitlerbewegung. Als Redner sprach Oberlehrer 'Kühn-Dresden in überaus ruhiger, sachlicher Weise. Während seines Referates von zwei Stunden war fast im mer Ruhe, bis auf einige geistlose Zwischenrufe jugendlicher Mar xisten. Die hiesigen S.A.-Leute, meist stämmige Bauernsöhne, u. ein stärkeres Postzausgebot verhinderten, daß die von den SPD-- Leuten geplante Sprengung durchgesührt wurde. Die Stören friede waren dieselben, die vorige Woche in Röhrsdorf durch ihr herausforderndes Wesen veranlaßten, das Ueberfallkommando kommen zu lassen. Es sind meist Jugendliche. Der Redner sprach mit gutem Erfolge und erntete starken Beifall. Mohorn. (Versteigerung.) Die hiesige Dampfziege lei von Crassel Sc Pistorius kömmt Donnerstag, den 25. Septem ber, im Wege der Zwangsvollstreckung zur Versteigerung. Mohorn. (M ü tt e r b e r a tu n g.) Lungenber-atungsstunde hält der Bezirksarzt diesen Mittwoch von 12 bis 1 llhr im Rat haus, Mütterberatungsstunde von ^2 bis ZF 3 llhr in Pflugs Gaststätte. Grund. (Jagdglück.) Freitag nacht schoß der hiesige Iagdpächter nahe der Schule einen Spießer. Nach längerem Su chen wurde er im Erlerschen Mühlgraben ausgefunden. Grund. (T u r n v er e in sv e r s a mm l u n g.) Sonnabend 9 llhr kamen 26 Mitglieder der deutschen Turnerfchaft in den Linden zu ihrer Monatsversammlung zusammen. Nach begrüßen den Worten durch Lhrenturnwart Kretzschmar schritt man zur Aufnahme fünf neuer Mitglieder, besprach eingehend die Aus gestaltung des Stiftungsfestes, das neben gymnastischen llebun- gen -auch Turnen am Hochreck und Musikalisches bieten wird. Alsdann beriet man über Pacht und Kauf eines geeigneten Spiel platzes. In diesem Punkte konnte noch nichts Bindendes zugesagt werden, da die Platz- und Geldfrage hier eine große Rolle mit spielt. Die Versammlung war der Meinung, den Fußballmann schaften in ihren Wünschen entgegenzukommen. Vereinskalender. Kirchenchor. Dienstag abend großer Chor. Wetterbericht. Wechselnd bis stellenweise schwach bewölkt. Vorwiegend trocken, aber örtlich besonders in den Gebirgen und an deren Nvrdabdachungen vereinzelt Schauer wahrscheinlich. Etwas Tem peraturrückgang. Nachts und in mittleren Gebirgslagen auch tagsüber kühl. In der Niederung Tagestemperaturen bis zu mäßigen Graden ansteigend. Winde aus westlichen Richtungen vorherrschend mäßig, in freien Lagen zeitweise auch auffrischend. Dresden. Der Senior des deutschen Müh lenbaues gestorben. Im 80. Lebensjahr starb Fa brikdirektor a. D. Baurat Ottomar Koritzki. Er gilt als der älteste der deutschen Mühlenbauer. Waldheim. Zum Knobelsdorfer Mord. Zum Morde in Knobelsdorf kann nunmehr mitgeteilt werden, daß kein Zweifel mehr besteht, daß der zunächst als mutmaßlicher Täter Festgenommene tatsächlich die Tat begangen hat. Es handelt sich um den 42 Jahre alten polnischen Staatsangehörigen Arbeiter Mielczarok. Bei einer polnischen Staatsangehörigen in Zweinaundorf bei Leipzig, bei der M. am Morgen nach der Tat gewesen war, wurde die Schußwaffe mit einer Menge dazuge höriger Munition und weiteres Beweismaterial gefunden. Auch die Brille, die der Täter bei der Tat getragen hat, ist von ihm dort geborgen und von der Polin in die Abortgrube geworfen worden. Trotz dieser erorücken- den Beweismittel leugnet M. die Tat. Als Ursache der Mordtat dürfte Rache wegen einer im Jahre 1927 in Lößnitz bei Leipzig stattgefundenen Schlägerei anzunehmen sein, bei der dem M. ein Auge ausgestochen worden ist. Die 32 Jahre alte Polin, bei der das Beweismaterial gefunden wurde, ist ebenfalls wegen Begünstigung in Hast genommen worden. Döbeln. 9 0. Geburtstag. Eine der ältesten Ein wohnerinnen in Döbeln, Frau Friederike Berge, feierte jetzt ihren 90. Geburtstag. Neustadt, Sa. Unfreiwillig selbst gestellt. Zwei Wanderburschen wurden wegen eines im Gemeinde amt Oberottendorf begangenen Diebstahls und eines ge planten Raubüberfalles auf den Kassenboten des Dach ziegelwerks Langburkersdorf festgenommen und dem Amts gericht zugeführt. Der eine der Burschen kam zu einem Sägewerksbesitzer Pietsch und bat ihn, die Polizei an- zurusen, da sein Wanderkollege ihm eine Strickjacke ge stohlen habe. Das wurde getan und dabei der Dieb wie der angeblich Bestohlene selbst festgenommen. Bei den Ver nehmungen kani dann der geplante Raubüberfall zur Kenntnis der Polizei. Leipzig. (Der Raubüberfall bei Wurzen auf geklärt.) Zum Raubüberfall bei Wurzen, der am 10. Sep tember abends gegen 10.30 llhr an dem Trichinenbeschauer Lie bau aus Lemt verübt wurde, wird folgendes berichtet: Der zu ständigen Gendarmerie gelang es, unter Mithilfe des Kriminal amtes Leipzig, Len Raubüberfall aufzuklären. Der Täter konnte festgenommen werden. In ihm handelt es sich um den 26 Jahre alten arbeitslosen Dachdecker Otto Barschmann aus Körtitz bei Wurzen. Der lleberfallene hatte in einer Gastwirtschaft in Wur zen Len dort anwesenden Gästen gegenüber geprahlt, daß er im Besitze von mehreren hundert Mark fei. Barschmann, der eben falls in der Gastwirtschaft anwesend war und dies mit anhörte, verfolgte ihn beim Verlassen der Wirtschaft. Bei dem lleberfall! trug der Täter Kratzwunden am Halse und an den Augen davon. Er leugnet vorläufig noch. Tach den Tatumstänben kommt er aber zweifellos als Täter in Betracht. Er wurde dem Amtsge: richt Wurzen zugeführt. Hierzu wird noch nachgetragen, daß B. die Tat eingestanden hat, das geraubte Geld wurde zum größten Teil wieder herbeigeschafft. Aus der sächsischen Landwirtschaft. Nächste Veranstaltungen. Am 28. und 29. September findet unter dem Thema „Das Kulturleben auf dem Lande" ein Dorftag im sogen. Klosterland (Räckelwitz-Marienborn-Bad Schmeckwitz) statt. Mehrere bekannte Vortragende wie Büchereidirektor Marx, Bautzen, Oekonomierat Lembke, Berlin, und. Max Zeibig, Bautzen, sind sür diese Veranstaltung gewonnen worden. Die Landwirtschaftlichen Hausfrauenvereine werden darauf aufmerksam gemacht, daß der für den 5. Oktober in Dresden geplante Landfrauentag ausfällt. Auch in diesem Jahre hält die Lehranstalt für land wirtschaftliches Rechnungswesen in Halle a. d. S., Vik toriastraße 4—7, Lehrgänge für landwirtschaftliches Rech nungswesen ab. Diese beginnen am 16. Oktober und dauern sechs Wochen, drei, fünf oder zwölf Monate. Der ganzjährige Lehrgang schließt mit einer Prüfung vor einer von der Landwirtschaftskammer für die Provinz Sachsen eingesetzten Kommission ab. Aus Sachsens Genchtssalen. Landfriedensbrnch in Meißen. Dresden. Am 12. und 26. Juli 1929 kam es vor der Schreiberschen Fabrik zu Zusammenstößen zwischen Ar beitern, die ihre Arbeitsstätte verließen und solchen, die wegen Tarisstreitigkeiten entlassen worden waren. Die ersteren wurden als Streikbrecher bezeichnet und erheblich mißhandelt. Am 18. Dezember belegte das Schöffengericht Dresden eine Anzahl von Personen, die an diesen Vor fällen mitgewirkt hatten, mit mehrmonatigen Gefängnis strafen. Unter den Verurteilten befanden sich der 23jährige Schlosser Erich Lahl, der 31jährige Eisendreher Richard Stelzner, der „27jährige Schlosser Georg Stadler, sämt lich aus Meißen. Gegen die Vorgenannten, sowie zwei weitere Personen, den Fabrikschuhmacher Walter Lahl (Bruder des Obrigen), und den 22jährigen Arbeiter Heinz Tanneberger, beide in Meißen, hat die Staatsanwaltschaft Dresden eine Nachtragsanklageschrist erlassen und sie muß ten sich am Sonnabend wegen Landfriedensbruchs und Nötigung vor dem Dresdner Schöffengericht verantworten. Die Angeklagten bestritten in der Hauptsache das ihnen zur Last Gelegte. Das Gericht verurteilte Malier Lahl wegen schweren Landfriedensbruchs in Tateinheit mit Körperver letzung zu zehn Monaten, Stelzner wegen einfachen Land- sriedensbruchs und Bedrohung zu drei Monaten und Erich Lahl wegen Nötigung zu einer Woche Gefängnis. Die Herden ubrrgen Angeklagten wurden kostenlos freigespro- chen. Dem Verurteilten Erich Lahl wurde eine dreijährige Bewährungsfrist zugebilligt.
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