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Wilsdruffer Tageblatt : 25.09.1930
- Erscheinungsdatum
- 1930-09-25
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-193009253
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19300925
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19300925
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1930
-
Monat
1930-09
- Tag 1930-09-25
-
Monat
1930-09
-
Jahr
1930
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 25.09.1930
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war. Das letzte Viertel -war aber bedeutend besser, so daß man mit der Prämie von zwei Prozent auskam und nur den Reserve fonds mit einer geringen Summe heranzuziehen brauchte. Man könne also trotz allem noch- zufrieden sein. Auch der Kassenbericht lag gedruckt vor. Gutsbesitzer Preußer- Kausbach hatte den Abschluß zum zwanzigsten Male gemacht und gab noch einzelne Erklärungen dazu. Schriftführer Bürgermeister Pietzsch- Groitzsch verlas den Kassenprüfungsbericht, der die vorzügliche Kassenführung hervorhob und die Richtigkeit des Rechnungs wertes bestätigte. Gutsbesitzer H ä b o l d - Kesselsdorf stellte im Namen der Prüfer Antrag auf Richtigfprechung der Rechnung und Entlastung des Kassierers wie des Vorstandes von der Ge schäftsführung. Das geschah einstimmig und dem verdienten Kas sierer Preußer wurde von selten des Vorsitzenden besonders gedankt. Aus dem Vorstande schieden satzungsgemäß aus Bür germeister Pietzsch-Groitzsch, Gutsbesitzer Gießmann- Knkersdorf und R. Klotzsche - Unkersdorf. Sie wurden auf Zuruf einstimmig wiedergewählt. Der erstere nahm die Wieder wahl nur nach längerem Zögern an und nachdem ihm das Ver sprechen gegeben worden war, daß man ihn nur für diese Periode noch verpflichten wolle. Anträge von Mitgliedern lagen nicht vor, aber aus Antrag des Vorstandes wurde einstimmig beschlos sen, daß bei Besitzwechsel der neue Besitzer kein Eintrittsgeld zu bezahlen braucht, wenn die Pferde bereits im Verein versichert waren und der neue Besitzer innerhalb von drei Tagen nach dem Kaufabschlusse die Erklärung des Beitritts zum Verein abgibt. Die Prämie wird auch für das neue Geschäftsjahr bei zwei Pro zent belasten und der Vorstand ermächtigt, im Bedarfsfälle ein weiteres Prozent einzuheben. Aufmerksam gemacht wird auf die Bestimmung der Statuten, wonach jede Erkrankung eines Pfer des dem Vertrauensmann und dem Vorstand anzuzeigen ist. Desgleichen ist zu melden, wenn ein Tier außerhalb des Bezirkes auf Weide gegeben wird. Nach Erledigung der Tagesordnung nahm Gutsbesitzer Preußer noch Gelegenheit) anläßlich der 25. Hauptversammlung des Geheimrates Dr. Georg Andrä zu gedenken, auf besten Veranlassung seinerzeit der . Verein gegrün det wurde. Heute könne der Verein auf ein segensreiches Wirken zurückblicken/Manchem Mitglied habe er dazu verhalfen, sich nach Schadenfällen wieder mit guten Tieren versehen zu können. Zum Schlüsse dankte der Vorsitzende seinen Mitarbeitern im Vor stände für die prompte Erledigung der Vereinsgeschäfte. Die Christliche Pfadfinderschaft Wilsdruff hatte gestern abend Eltern und Freunde ihrer Sache zu einem vaterländischen Abend nach dem „Weißen Adler" eingeladen. In liebenswür diger Weise hatte sich Oberpostschaffner Stiehler bereit er klärt, einen Vortrag über seine Erlebnisse während der ersten zwanzig Monate an der Front zu halten. Nach einem Musik stück sowie Gedicht und Begrüßung ergriff der Vortragende das Wort. Er streifte kurz die Mobilmachung in unserer Stadt, ging dann über zu seiner eigenen Einberufung und dem Ausmarsch ins Feld. In packender Weise schilderte er die Mühen und Stra pazen, die unsere Truppen auszustehen hatten. Dem Vortragen den wurde sür seine Ausführungen reicher Beifall gespendet und gedankt. Mit dem Gesang des Deutschlandliedes wurde der Abend beendet. Im Hinblick auf die gute Sache wäre es zu wün schen, daß der Christlichen Pfadfinderschaft von Seiten der Ein wohnerschaft mehr Interesse entgegengebracht würde, da sür das Winterhalbjahr noch mehr solcher Abende angekündigt wurden. Die DHV.-Ortsgruppe begann gestern abend einen Lehr gang in Einheitskurzschrift. Der Vorsitzende Schnabel er öffnete ihn mit einigen einleitenden Worten. Er betonte, daß in der jetzigen Zeit der DHV. im ganzen Reiche Hunderte von Lehr gängen und Tausende von Vorträgen abhalte, um seinen Mitglie dern für den immer größere Ansprüche an den einzelnen stellenden Existenzkampf die notwendigen Waffen zu schärfen. Es sei er freulich, daß auch in der hiesigen Ortsgruppe ein so gut besuchter Kursus zustande gekommen wäre. Er übergab nunmehr die Lei tung Lehrer Anders, der sich erfreulicherweise dazu bereitfin den ließ. Der Kursus nahm anschließend auch gleich seinen An fang. 6- Kein elektrischer Strom. Wie die Kraftwerke Freital in die ser Nummer unserer Zeitung mitteilen, wird nächsten Sonntag von vormittags 11 Ahr bis nachmittags 3 Uhr wegen dringen der Arbeiten im Umspannwerk kein elektrischer Strom abgegeben. Sturz mit dem Motorrad. Auf der Meißner Landstraße stürzte gestern nachm. an der Kurve beim Unkenteich ein Motor radfahrer, der anscheinend „auch keine Zeit" hatte. Der Sturz verschaffte sie ihm. Er mußte sein stark beschädigtes Rad schieben und hatte zudem noch schmerzende Verletzungen im Gesicht er litten. Das 11. Deutsche Sängerbundesfest in Frankfurt a. M. In Kassel tagte der neue Musikausschuß des Deutschen Sängerbun des, um über die Grundlagen des für 1932 geplanten 11. Deut schen Sängerbundessestes in Frankfurt am Main zu beraten. Man einigte sich darauf, daß drei oder vier Hauptaufsührungen in das Programm eingesetzt werden. Diese Hauptaufsührungen bringen je sechs Gesamtmastenchöre. Da 1932 das Goethe-Jahr ist, will man in der Hauptaufsührung Zwei Chöre mit Goethe- Texten bringen. Gedacht wird ferner an eine große Kundgebung im Frankfurter Stadion, die von vier Chören umrahmt sein soll. Einer dieser Chöre wird Goethes „Bundeslied", das Zelter kom poniert hat, sein. Dann folgen Schuberts „Sanctus", Hugo Kauns „Heimatgebet" und das Deutschlandlied. Von anderen geplanten Veranstaltungen ist die Ausführung der neunten Sin fonie von Beethoven mit einem aus 4000 bis 5000 Sängern und Sängerinnen bestehenden Festchor zu nennen. Zum An denken an den 200. Geburtstag Joseph Haydns dürste vielleicht auch Haydns „Schöpfung" zur Aufführung gelangen. Steuerfreier Zucker für Imker. Au Bienenfütterungszwecken sind für diesen Herbst pro Bienenvolk 15 Pfund steuerfreier Zucker sreigegeben worden, und zwar auch für diejenigen Imker, welche keinem Bienenzüchtervereine angehören. Notwendig zur Erlangung desselben ist jedoch die genaue Ausfüllung von An tragsformularen in doppelter Ausfertigung, welche von der Po lizeibehörde bezüglich derVölkerzaht bescheinigt und unterstempelt werden müssen. An manchen Stellen wird hierfür eine Gebühr erhoben, während iw Reiche deren Wegfall verfügt worden ist, um nicht die Steuerermäßigung dadurch wieder illusorisch zu ma chen. Der Zucker muß bis zum Jahresende abgenommen werden sonst erlischt der Anspruch auf denselben. Die Vollreife der Kartoffeln. Auch bei den Kartoffeln kommt es darauf an, daß sie gut ausgereist sind, wenn sie ein geerntet werden, denn ebenso wie bei Gemüse und beim Obst haben auch nicht voll ausgereiste Kartoffeln weniger Wert als solche, bei denen die Vollreife eingetreten ist. Das beste und am klarsten sichtbare Zeichen, daß bei den Kartoffeln die richtige Reife gekommen ist, läßt sich am Absterbcn des Krautes erkennen. Kartoffeln, deren Kraut noch nicht vollständig abgestorben ist, können noch nicht als völlig ausgereift gelten und sollten nach eine Weile in der Erde bleiben. Erst wenn das Kraut ganz grau ge worden und verholzt ist, hat die Kartoffel den höchsten Stärke- und Nährwert, und erst dann ist sie den Menschen beim Genuß und den Tieren, die damit gefüttert werden, am zuträglichsten. Grumbach. (Gemeindeveroröneten - Sitzung.) Am vergangenen Montag tagte das hiesige Gemeindeverordne tenkollegium in öffentlicher Sitzung. Einwände gegen die Tages ordnung in der zugestellten Fassung wurden nicht erhoben. Vom Stande der Erwerbslosigkeit, der Schankerlaubnis an den Gast wirt Thomaß und der Wohnungsangelegenheit im Schuthaus- anbau nahm man Kenntnis. Die vorliegenden Baugesuche von P. Preißiger und H. Heger und der Rheunania-Ossag-Gesell- schast wurden ohne Bedingungen genehmigt. Betreffs der Plakat- anschlagflächen stimmten die Gemeindeverordneten dem Beschluß des Bauausschusses, die Mauer des Herrn Lindner, den Giebel des Stallgebäudes vom Gasthof Bohr, sowie den am Seitenge bäude des Gastwirtes Eger, beides Giebel in 2)4 Meter Höhe, zu Reklamezweckön glattputzen zu lassen, zu. Man beschloß, den Wegewart Günther in die Zusatzversicherung des Landespensions verbandes Sächsischer Gemeinden aufnehmen zu lasten. Der Ar beiter Erich Iacob wurde auf seinen Antrag hin in die allgemeine Wohnungsliste ausgenommen. Einen Antrag der SPD., Mittel zur Verfügung zu stellen, um den vielen Erwerbslosen in der Ge meinde Gelegenheit zu geben, verbilligte Kohlen, Lebensmittel usw. einzukaufen, verwies man zur weiteren Beratung bzw. Be schlußfassung an den Ausschuß. Hieraus geheime Sitzung, in wel cher einige Unterstützungssachen erledigt wurden. X Vereinslalender. Haus- und Erundbesitzerverein. 27. September Versamm lung. Gustav-Adolf-Verein. 28. Sept. Iahresfest in Wilsdruff. Ortsausschuß für Handwerk und Gewerbe. 29. September Sprechtag im „Löwen". Wetterbericht. Zeitweise auffrischende Winde aus westlichen Richtungen. Anfangs stark bewölkt mit vorübergehend leichten Niederschlägen. Während des Freitag wieder Bewölkungsabnahme. Nach küh ler Nacht tagsüber starke Erwärmung. j Sardlen una NaAbarlAsn! Dresden. Die neue Elb brücke. Die Kaditzer Elbbrücke wird am 1. Oktober mit einer kurzen Feier eröffnet und dann dem Verkehr übergeben werden. Chemnitz. Zugentgleisung. Der Personenzug 4502 entgleiste bei der Einfahrt in Cossen mit Lokomotive, Packmeisterwagen und zwei Personenwagen. Verletzt wurde niemand. Der Personenverkehr wird durch Umsteigen auf rechterhalten. Die Ursache steht noch nicht einwandfrei fest. Borna. Cisenbahnjubiläum. Am 2. Oktober sind 60 Jahre vergangen, daß die Strecke Borna—Kie ritzsch an den Sächsischen Staat überging. Die genannte, 6,938 Km. betragende Bahnlinie wurde seinerzeit von der Stadtgemeinde Borna zum Anschluß ihrer Stadt an die Linie Leipzig—Hof gebaut. Die Eröffnung dieser Privatbahn erfolgte am 14. Januar 1867. Ebersbach. Schadenfeuer. Ein Großfeuer brach im Gasthaus „Zur Ameise" aus. Die im 1. Stock schla fenden Bewohner konnten nur unter großer Lebensgefahr das nackte Leben retten. Eine Kellnerin mußte aus dem 2. Stock springen, kam aber unverletzt davon, da sie auf einen Haufen Betten siel. Die zahlreich erschienenen Wehren vermochten unter angestrengter Tätigkeit den Brand auf das Wohnhaus zu beschränken. Als Entste hungsursache wird Kurzschluß einer Leitung zum elek trischen Klavier angenommen. Diethcnsdorf. Nächtlicher Einbruch. In ein hiesiges Goldwaren- und Musikaliengeschäft wurde ein schwerer Einbruchsdiebstahl verübt. Nach Eindringen in die Geschäftsräume haben die Diebe mehr als 200 Schall platten, eine Anzahl Herrenuhrketten, Armbänder und vieles andere mehr mitgehen heißen. Von den Dieben konnte bis jetzt noch keine Spur entdeckt werden. Zwota. 8 3jähriger Feuerwehrmann. Bei der hier stattgefundenen Inspektion der Freiwilligen Feuer wehr ist auch das älteste Mitglied der Wehr, der 83 Jahre alte Louis Trautzsch, mit angetreten. Trautzsch blickt auf eine 57jährige Tätigkeit bei der Freiwilligen Feuerwehr' zurück und dürfte das älteste aktive Mitglied der ge samten sächsischen, wenn nicht der gesamten deutschen Feuerwehren sein. Der greise Feuerwehrmann hat wäh rend seiner Zugehörigkeit so gut wie keine Uebung ver säumt. Trautenau. Tödlich verunglückt. In Klein boranitz kletterten einige Kinder auf Waldbäumen herum. Ein 8jähriger Knabe kam auf einen dürren Ast und stürzte in die Tiefe. Er erlitt einen Schädelbruch und starb. Wintersdorf. Ein Feuerwehrmann als Brandstifter. Den gemeinsamen Bemühungen von Gendarmerie, Einwohnerschaft und der»Feuerwehr ist es gelungen, den Brandstifter von Wintersdorf zu ermitteln und ihn der Anlegung von 5 Bränden zu überführen. Als Täter kommt der Arbeitslose Franz Paugratz in Frage. Er ist Mitglied der Feuerwehr und hat fast alle Brände im Rausch angelegt, um die Genugtuung zu haben, sich dann bei oen Löscharbeiten rege beteiligen zu können. Markneukirchen. 40 Jahre Stenographen verein. Der hiesige Stenographenverein beging das Fest seines 40jährigen Bestehens. Oelsnitz i. V. Neubau eines Arbeitsamts. Das Arbeitsamtsgebäude, das jetzt auf Kosten der Stadt erbaut wird, muß Raum bieten für 35 Angestellte. Der Bauaufwand darf 200 000 Mark nicht übersteigen. Die Reichsanstalt zahlt 15 Jahre lang die Miete, die 12 Pro zent der aufgewendeten reinen Baukosten gleichkommt. Verkehrsunfälle. Leipzig. Bei dem Versuch, einem entgegenkommen den Kraftwagen auszuweichen, geriet in der berüchtigten S-Kurve bei Lemsel-Schladitz ein Auto zu weit an den Straßenrand und blieb an einem Baum hängen. Das Fahrzeug überschlug sich. Ein Insasse des Wagens, der Kaufmann Hamberg uns Wilmersdorf, erlitt Arm- und Beinbrüche. Borna. Auf der Staatsstraße Borna—Altenburg fuhr ein mit drei Personen besetzter Personenkraftwagen in folge Loslösens eines Hinterrades an einen Baum. Alle Insassen wurden schwer verletzt und mußten ins Kran kenhaus gebracht werden. Neustadt, Sa. Auf der Straße nach Langburkers dorf stießen zwei Motorradfahrer, die aus einem böh mischen Grenzrestaurant kamen, zusammen. Sie erlitten schwere Schädelbrüche. Sitzung des Zwischenausschusses. Am Mittwoch nahm der Zwischenausschuß des Land tags Stellung zu verschiedenen Vorlagen der Regierung. Im Vordergrund stand die beabsichtigte Notverordnung über die Gemeindebiersteuer, Bürgersteuer und Getränke steuer. Geschäftsordnungsgemäß erklärt der Kommunist Renner, daß nach seiner Ansicht der Zwischenausschuß sich mit dieser Materie nicht zu befassen habe. Die kom munistische Fraktion werde sich an der Beratung nicht beteiligen. Ueber die sachlichen Gründe für den von der Re gierung beschrittenen Weg gab Ministerpräsident Schieck eine Erklärung ab, in der er u. a. sagte: Gegen eine abwartende Haltung der Sächsischen Regierung spricht die außerordentliche finanzielle Notlage, in der sich die ganz überwiegende Zahl der sächsischen Gemeinden befindet. In der Begründung der Vorlage ist dargelegt, wie er schreckend die Zahl der Wohlfahrtserwerbslosen und Kri senunterstützungsempfänger gewachsen ist. Für die un geheueren Lasten der Gemeinden muß Deckung geschaffen werden. Mag bei dieser oder jener Gemeinde noch manches erspart werden können, — dem Riesenauswand gegen über, der aus der langandauernden Arbeitslosigkeit den Gemeinden erwächst, fällt das nicht ins Gewicht. Die Regierung würde die Vorlage jetzt nicht eingebracht haben, wenn sie es für gewiß ansähe, daß die Reichsver ordnung etwa wieder außer Kraft träte. Durch jeden Monat Aufschub entgehen den Gemeinden dreiviertel Mil lionen Mark. Darum ist es dringend nötig, die Verord nungen sofort zu schaffen, damit die Gemeinden ab Ok tober die Steuerquellen ausnutzen können. Hernach erklärte Innenminister Richter: Die Fi nanzlage der Gemeinden sei durchweg sehr ernst uno ge biete dringende Hilfe. Die Schulden der sächsischen Gemeinden insgesamt könnten auf 1 Milliarde geschätzt werden. Ende August dieses Jahres habe in Sachsen die Arbeitslosenziffer 4VÜ 000 überschritten. Die Empfänger von Krisen- und Wohlsahrtsunter- stützungen seien besonders in Zunahme begriffen. Beides belaste teils oder ausschließlich die Gemeinden. Abg. Böschel (SPD.): Die sozialdemokratische Frak tion lehnt die Notverordnung über die Gemeinoebürger- steuer, Gemeindebiersteuer und Getränkesteuer aus ver fassungsrechtlichen Gründen ab. Die Notverordnung der Regierung Brüning, die gerade die erwerbstätigen Schich ten aufs stärkste belastet, und wichtige sozialpolitische Er rungenschaften aufhebt, ist gegen Recht und Verfassung zustande gekommen. Bei der Neuwahl des Parlaments hat die Regierung keine parlamentarische Mehrheit be kommen.^ Abg. Dr. Dehne (Dem.) betont, daß diejenigen Parteien, die im Reiche hinter der Regierung Brüning ständen, im Landtag nicht gegen die Verordnung der säch sischen Regierung Stellung nehmen könnten. Für die nationalsozialistische Fraktion erklärte Abg. v. Killing er: Wir sprechen der sächsischen Regierung das Recht zu der geplanten Notverordnung ab. Wir haben im Reiche gegen diese ^„Joung-Verordnung" ge stimmt und wenden uns in Sachfen ebenfalls dagegen. Diese Haltung enthebt uns weiterer Stellungnahme. Abg. Aßmann (Wirtsch.-P.) spricht sich gegen die allgemein Einführung der Biersteuer von Landes wegen aus und verweist auf die Lage im Gaststättengewerbe. ' Abg. Dr. Blüher (DVP.) gibt in längeren Aus führungen Einblicke in die Lage der Gemeinden im Zu sammenhang mit der rückläufigen Entwicklung in wirt schaftlicher Beziehung. Die volksparteiliche Fraktion werde sich der Notverordnung nicht entgegenstellen. Bedenken beständen natürlich gegen jede neue Steuer. Den Grün den der Regierung könne sich aber niemand verschließen. Abg. Dr. Wallner (Volksr.-P.) lehnt für seine Partei die geplante Notverordnung ab, ebenso Abg. Siegert (Dn.Vp.), der bemängelt, daß die Regierung nicht gewartet habe, bis der Landtag zusammen tritt. Kleine Mittelchen, wie sie hier vorgesehen sind, könn ten keine Hilfe bieten. Innenminister Richter vertritt nochmals die Vor lage. Die Interessen der Gemeinden und namentlich der ausgesteuerten Arbeitslosen erheischten schnelles Handeln. Eine Abstimmung kam nicht in Frage, da der Zwischenausschuß vor Erlaß von Notverordnungen ledig lich zu hören ist. Ob sich später im Landtage eine Mehrheit finden wird, scheint nach der heutigen Beratung zweifelhaft. Einer anderen Notmaßnahme, die die Re gierung plante, widersprach keine Fraktion. Es handelt sich um die Uebernahme einer Bürgschaft in Höhe von 1 Million Mark gegenüber der deutschen Gesellschaft für öffentliche Arbeiten A.-G., die von der Reichsregierung zur Finanzierung von Notstandsarbeiten eingerichtet wor den ist. Hierzu erklärte die Regierung, daß sie die An sprüche Sachsens bei dieser Gesellschaft energisch vertreten werde. Ferner kündigte die Regierung eine Vorlage an zur Erhöhung der staatlichen Garantiesumme für die Inter nationale Pelzausstellung in Leipzig. Aus sächsischen Gemeindeparlamenten. Aufgcflogene Stadtveroronctensitzung. Zwickau. Die Sitzung des Zwickauer Stadtverorb- netenkollegiums. fand ein vorzeitiges Ende. Zur Beratung standen kommunistische und sozialdemokratische Anträge gegen die Steuernotverordnung sowie auf Gewährung von Sonderunterstützungen und dcrgl. Auf Antrag der Bür gerlichen Arbeitsgemeinschaft wurde gegen die Stimmen der Linken beschlossen, ohne Aussprache über die Anträge abzustimmen. Die Kommunisten ergingen sich in Bedro hungen und Beschimpfungen der Mehrheit und des Prä sidiums: der Vorsteher müßte sofort an die frische Luft gewtzt werden. Dem Kommunistensührer Schubert wurde schließlich das Wort entzogen. Er fügte sich jedoch nicht, ;o daß er auf die Sauer von drei Sitzungen ausgeschlossen werden mutzte. Unter Lärm der Kommunisten, die ge- memstnn mit ihren Gesinnungsfreunden auf der Galerie HU^ernativnale anstimmten, wurde die Sitzung ge schloßen, ohne daß die Anträge zur Abstimmung ge kommen waren.
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