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Wilsdruffer Tageblatt : 23.09.1930
- Erscheinungsdatum
- 1930-09-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-193009237
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19300923
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19300923
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1930
-
Monat
1930-09
- Tag 1930-09-23
-
Monat
1930-09
-
Jahr
1930
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 23.09.1930
- Autor
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Deutschland erkennt die besondere Lage der südöstlichen Länder durchaus an und ist bereit, ihnen zu einem besseren Absatz ihrer Überschüsse zu verhelfen, wenn dafür ein gang barer Weg gefunden wird. Die deutsche Delegation und mi! ihr manche andere aus sog. industriellen Staaten haben sicher lich mit größter Aufmerksamkeit die Warschauer Beschlüsse studiert und in ihnen ebenso wie in den sie erläuternden Aus- führungen der Vertreter von Agrarstaatcn eine Lücke fest- gestellt. Man verlangt von den Industriestaaten die bevor zugte Aufnahme landwirtschaftlicher Produkte, aber man er fährt nichts über die Bereitwilligkeit der Agrarstaaten zu bevor zugter Aufnahme der Fertigwaren aus den Industriestaaten. Rach deutscher Auffassung gibt es zur Lösung zwei Wegei 1. den mit großen Schwierigkeiten verbundenen Weg des Zu sammenschlusses in einer völligen Zollunion, 2. die voni Österreichischen Bundeskanzler empfohlene regionale Ver - st ä n d i g u n g. Die Weliabrüsiungskonserenz. Zum 1. November 1931 einberufen. In den maßgebenden Abordnungen ist jetzt Überein stimmung dahin erzieli worden, daß die Vollversammlung des Völkerbundes die Wcltabrüstungskonferenz zum 1.No vember 1931 einberufen soll. Ein dahingehender Ent schlicßungsantrag wird im Abrüstungsausschuß dci Völkerbundversammlung in den allernächsten Tagen ein gebracht und behandelt werden. Man erwartet jedoch, daß über diesen Antrag keine große Aussprache stattfindcn wird. Die Vollversammlung dürfte vielmehr sofort ein stimmig die Konferenz einberufen. Der Vorbereitende Abrüstungsausschuß soll alsdann Anfang November d. I. voraussichtlich zu einer weiteren Tagung zusammentreten. * Lin deutscher Antrag zurKriegsverMmg. Dr. Brcitscheid im Abrüstungsausschuß. Im Abrüstungsausschuß der Völkerbundversammlun§ wurde das Abkommen über Kriegsverhütungsmaß- nahmen erörtert. Die deutsche Abordnung hat einen Abände rungsanirag eingebracht, wonach der Völkerbund bei drohende! Kriegsgefahr auf Grund des Artikels 11 des Völkerbund paktes eine Zurückziehung der bereits in das feindliche Gebt« oder in die entmilitarisierten Zonen eingedrungenen Truppen fordern könne. Die vertragschließenden Staaten sollten siel verpflichten, derartigen Anordnungen des Völkerbundrate^ Folge zu leisten. Dr. Breit scheid gab hierzu eine Erklä rung ab. Der deutsche Vorschlag habe den Zweck, zu verhindern, daß die Gewehre von selbst losgehen. Wenn die Regierungen vom guten Willen beseelt seien, einer Konflikt in friedlicher Weise zu regeln, so könnten sie nich wünschen, daß die Militärs diesen guten Willen sabotieren Die deutsche Abordnung wisse ans der Erfahrung des Welt- krieges, mit welcher großen Leichtigkeit Militärs zu Maß nahmen greisen, die folgenschwere Gegenmaßnahmen zu, Folge haben könnten. VanWersall in Wiesbaden. Der Täter mit der Beute entkommen. Wiesbaden, 23. Sevtembcr. Ein frecher Raubüberfalt wurde in der Zahlstelle der Landwirtschaftlichen Genossenschaftsbank für Hessen-Nassau verübt. Im Kassenraum erschien ein junger Mann, um Dollar zu wechseln. Nachdem er abgefertigt war, entfernte er sich, kehrte aber kurz daraus wieder zurück und raubte, indem er den Kassierer mit einem Revolver in Schach hielt, aus dem offenen Kassenschrank einige Bündel Geldscheine. Während des Uebersalles befand sich der Kassierer allein im Raum. Es gelang dem Täter zu entkommen. Krastwagen von Schnellzug ersaßt. 4 Tote, 2 Schwerverletzte. Paris, 23. September. In der Nacht stieß ein vollbesetzter Kraftwagen an einem Bahnübergang bei Chatons snr Marne mit dem aus Dijon kommenden Schnellzug zusammen. Tas Auto mobil wurde von der Lokomotive in voller Fahrt er saht und zermalmt. Von oen sechs Insassen erlitten drei sofort den Tod, während ein junges Mädchen wenige Stunden später im Krankenhaus verstarb. Zwei Personen haben so schwere Verletzungen erlitten, daß an ihrem Aufkommen gezweifelt wird. Omnibus stürzt einen Mknng hinab« Ursache: Übermüdung des Chauffeurs. Ein geschlossener Omnibus mit 15 Fahrgästen stürzte auf dem Heimwege von dem Ländcrkamps Dänemark- Norwegen in Oslo bei der Station Stange einen zehn Meter hohen Eisen bahn abhang hinab aus die Eisenbahnlinie. Alle Insassen wurden verwundet, davon sechs schwer. Tas Unglück dürfte dadurch verursacht worden sein, daß der Wagenführer infolge Übermüdung die Herrschaft über dem Omnibus verloren hatte. Der Omnibus, der sich auf dem Bahnkörper überschlug, sperrte zwei Stunden lang den Eisenbahnverkehr, so daß der Schnellzug von Drontheim mit großer Verspätung eintraf. dcrgruW bei Grenoble. 3 Tote, 3 Sch wer verletzte. Paris, 23. September. Wie aus Grenoble gemeldet wird, hat bei Chambon ein Bergrutsch stattgesunden. Gewaltige Felsmasscn lösten sich aus unbekannter Ursache und stürzten zu Tal, wobei sie sechs Arbeiter unter sich begruben. Bisher ist es ge lungen, einen Toten und drei Schwerverletzte zu bergen, während die Leichen zweier Arbeiter noch unter schweren Blöcken liegen. Rauferei im BaNeuiher Giadirai. Ein Stadlratsmitglied schwer verletzt. In der Sitzung des Bayreuther Stadtrates, in der die neue Gemeindesteuer beraten wurde, kam es nach er regten Auseinandersetzungen zu einer Schlägerei. Als der Führer der Nationalsozialisten erklärte, daß er die Bezeichnung „r ole Hunde", die er bei einer Rede auf dem Marktvlaü oebranÄt hatte, aufrechterhalte, aina ein sozialdemokratischer Stadtrat auf ihn los und griff ihn tätlich an. Sofort war eine ganze Reihe von nationalsozialisti schen und sozialdemokratischen Stadtratsmitgliedcrn in den Kampf verwickelt und schlugen auseinander los. Ein Stadtrat wurde durch einen Schlag mit einem Wasserglas am Kopf schwer verletzt und mußte in das Kranken haus gebracht werden. Auch das Publikum drohte in den Saal einzubrechen und konnte nur mit Mühe von der Polizei hinausgedrängt werden. Die Ozeanslieger als Gäste des Verkehrsministers. Berlin. Herr von Gronau meldete sich mit seinen Ge fährten beim Reichsverkehrsniinistcr und überreichte diesem einen Bericht über den Verlaus und die Ergebnisse des Fluges. An dem zu Ehren der Flieger von Minister von Guärard im Kaiserhof veranstalteten Frühstück im kleinen Kreise nahm u. a. der amerikanische Geschäftsträger George A. Gordon, der preu ßische Handelsminister Dr. Schreiber und andere Persönlich keiten, darunter auch Hauptmann Köhl und der Sieger im Europarundflug Morzirk teil. Reichsminister von Guärard überreichte allen vier Männern der Besatzung einen mit dem Reichsadler geschmückten schlichten silbernen Becher sowie dem Führer von Gronau das bereits in seinem Glückwunsch telegramm angekündigte Geschenk, den von der Maximilian- Gesellschaft herausgegebenen Sonderdruck des Prinzen von Homburg. Frau von Ortzen aus der Haft entlassen. Hamburg. Die als Zeugin im großen Bombenlegerprozeß auftretende Frau von Ortzen, die am Freitag wegen der For derung eines Gläubigers in Haft genommen worden war, is nach Sicherheitsleistung wieder aus der Schuldhaft entlassen worden. Ausbruch eines Mitäraufstandes in Südchile. New York. Die Gerüchte über eine revolutionäre Be wegung in Chile haben sich bestätigt. Der Mittelpunkt der Auf standsbewegung ist die Stadt Concepcion in Südchile, in dei die gesamte Garnison in Aufstand trat. Der Militärausstant steht unter Führung mehrerer chilenischer Offiziere, die aus ihrer Verbannung in Argentinien mit einem amerikanischer Fokkerflugzeng heimlich nach Concepcion geflogen waren. Wü die chilenische Gesandtschaft in Buenos Aires bekannt gibt, soll der Militäraufstand in Südchile niedergeschlagen worden sein 'Die Führer seien verhaftet, ebenso die amerikanischen Flug zeugführer. die die aufständischen Führer nach Concepcion ge bracht haben. W i l s d r u f f, am 23. September 1930. Merkblatt für den 24. September. Sonnenaufgang 5^ ! Mondausgang F" Sonnenuntergang 17"° j Monduntergang 18'" 1541: Der Arzt und Naturforscher Bombastus Paracelsul gestorben. Falsche Sauberkeit. Sauberkeit ist eine der wichtigsten Grundlagen aller vor- beugenden Gesundheitspflege. Dank der sich immer mehr aus breitenden hygienischen Volksbelehrung ist dieser Satz Gemein gut weiter Kreise der Bevölkerung geworden. Leider ist viel fach aber diese Sauberkeit nur Schein und nicht selten geeignet den gesundheitlichen Nutzen in sein Gegenteil zu verwandeln Der Stolz jeder Hausfrau ist eine blitzsaubere Wohnung Da wird von ihr oder ihrer Hausangestellten geputzt, geklopfl und gebürstet, daß die Staubwolken nur so fliegen. Aber wac wird damit erreicht? Der Staub, häufig mit Krankhetts- keimen beladen, wird zunächst von der Hausfrau oder ihre! Gehilfin eingeatmei oder er setzt sich, aufgewtrbelt, an eine! anderen, vielleicht weniger sichtbaren Stelle von neuem nieder Falsche Sauberkeit im.Hause kann aber auch für die Allgemein heil zu schwerem gesundheitlichen Schaden werden. Täglic! kann man, besonders in der Großstadt, beobachten, wie aller Polizeiverordnungen zum Troy Hausfrauen oder ihre An gestellten Staubtücher, Staubwedel, Teppiche, Bettvorleger uni dergleichen einfach aus dem Fenster hcrausschütteln, so daß sw über den ahnungslos Vorübergehenden ein wahrer Bazillen regen ergießt. Staub dars man nie trocken aufnehmen. Polster möbel und Teppiche bedecke man vor dem Klopfen mit einen feuchten Tuch; Fußböden usw. müssen mit einem feuchten, an besten ölgetränkten Tuche vom Staubs befreit werden. Au diese Weise werden die Staubteilchen sestgeklebt und unschädlick gemacht. Wer es sich leisten kann, der benutze den Staubsauger den man heutzutage ja leihweise schon für wenige Pfennig! bekommen kann. Auch sonst kann man falscher Sauberkeit verschiedentlich be gegnen. Häusiges Händewaschen, besonders nach der Arbeit ist natürlich von hohem gesundheitlichen Nutzen, Wie aber wenn für eine große Anzahl von Personen zum Trocknen dei Hände nur ein, womöglich an einer Rolle beseitigtes Handtuck zur Verfügung steht? Da belädt jeder seine frisch gewaschen« Hand mit dem Schmutz oder den Bazillen seines Vorgängers Darum kein Gemeinschastshandtuch. Auch das läßt sich heut zutage, vielleicht durch Benutzung von Papierhandtüchern odei in Großbetrieben durch Aufstellung elektrischer Handtrocken apparate, leicht ermöglichen. Aus der Fülle weiterer Beispiele sei noch die Servielü des Kellners erwähnt. Die Serviette ist sein Wahrzeichen und wenn er im Gasthause den Gast empfängt, poliert er zu nächst den Stuhl mit seiner Serviette. Dann eilt er in di« Küche, um die bestellten Speisen zu holen, dann kommt e: schweißtriesend damit angerannt, dann wischt er sich di« Tropfen mit der Serviette schnell von der Stirn und — „reinigt" mit derselben Serviette rasch noch einmal den Teller seines Gastes. Wie man steht, ist es eine schöne Sache um die Sauberkeit, aber sie will mit Verstand angewandt sein. Herbstkrankheiten. Mit «den kühleren Tagen beginnt auch wieder die Heizung der Zimmer. Es sei jedoch darauf hinge- wiesen, daß Kebertreibungen von großem Schaden für die Ge sundheit sein können. Der verminderte Aufenthalt jm Freien bringt ohnehin eine größere Empfindlichkeit des Körpers mit sich. Des halb sorgt der Vorsichtige immer dafür, daß das Zimmer nie überheizt, stets gut gelüftet und die Luft mit entsprechender Feuch tigkeit durchtränkt ist. Die Zimmertemperatur darf nicht über 18 bis 20 Grad Celsius betragen. Vor dem Einheizen öffne man auch an den kältesten Tagen zuerst das Fenster, damit die verbrauchte Luft durch frische ersetzt wird. Ein srischgelüftetes Zimmer ist viel rascher erwärmt als ein ungelüftetes. Soll sich der Körper behaglich fühlen, muß auch für entsprechende Feuchtigkeit der Lust gesorgt werden. Am besten stellt man eine Schüssel mit Master aus den Ofen. Wer sich dies zur Regel macht, wird seinen Körper vor Erkältungen und Katarrhen bewahren. Die Mehrzahl der Herbstkrankye-iten wird jm Zimmer und nicht im Freien erworben. Zur letzten Ruhe. Auf dem St. Pauli-Friedhose in Dresden wurde gestern nachmittag Fabrikbesitzer Paul Glathe zur letz ten Ruhe bestattet. Alle, die ihn lieb gehabt hatten im Leben und die mit ihm durch mancherlei Bande der Freundschaft und Kame radschaft oder der Arbeit verbunden waren, erwiesen ihm die letz te Ehre. In der Friedhosskapelle fand eine eindrucksvolle Trauer feier statt. Pfarrer Sommer von der St. Pauli-Gemeinde hob in seiner Gedächtnisrede das Lebenswerk des Verewigten und seine besonderen Eigenschaften hervor und widmete den Hinter bliebenen und den mit ihnen Trauernden herzliche Trostesworte. Dann gmgs hinaus zum letzten Gang, der Sarg versank im Schoße der Heimaterde — die Schützen hatten ihren Kameraden zur Stätte des Friedens getragen. Nach letzten Morten und Ge bet des Geistlichen widmete Kantor Hientzsch namens der Schützengesellschaft und des Militärvereins dem verstorbenen Ka meraden einen ehrenden Nachruf, eine dreifache Salve der Ge wehrabteilung des Militärvereins galt dem Treuen, der auch im Weltkriege seine Pflicht erfüllte, und dann verklangen die Scheide- grüße der Städtischen Orchesterschule auf dem stillen- Gottesacker. Interessante Frauenvorträge mit Ausstellung und Vorfüh rung des Thalysia-Systems am lebenden Modell finden Donners tag, den 25. September, im „Weißen Abler" bei freiem Eintritt um 144 und 148 Uhr statt. In anderen Städten hat diese Ver anstaltung begeisterte Aufnahme und reichen Beifall gefunden. Besonders leidenden Damen, aber auch gesunden, die mit ihrer Figur nicht zufrieden sind, ist der Besuch sehr zu empfehlen. In unserer leichtlebigen Zeit sind ernste Worte und Unterweisungen ost vonnöten. Näheres im heutigen Anzeigenteil. Die Wiederholung der Hygiene-Ausstellung 1931 beschlosten. Die Dresdner Stadtverordneten haben in ihrer gestrigen gehei men Sitzung einstimmig beschlossen, der Vorlage des Rates zuzu stimmen, wonach die Internationale Hygiene-Ausstellung Dres den im nächsten Jahre wiederholt werden soll. Der Stand der Tierseuchen in Sachsen. Am 15. 9. war in Sachsen in 8 Gemeinden und 3 Gehöften (31. August 1930 in 4 Gem. und 4 Geh.) Milzbrand, in 1 Gem. und 1 Geh. (1, 1) Wild- und Rinderseuche, in 2 Gem. und 2 Geh. (1, 1) Tollwut, in 16 Gem. und 33 Geh. <11, 20) Maul- u-nd Klauenseuche, in 4 Gem. und 4 Geh. (4, 4) Räude der Einhufer, in 5 Gem. und 5 Geh. (7, 7) Schweinepest, in 7 Gem. und 7 Geh. (6, 6) Rot lauf der Schweine und in 13 Gem. Md 14 Geh. (20, 24) Te- slügelcholera sestzustellen. In 8 Gem. und 8 Geh. (8, 8) wurde ansteckende Blutarmut der Einhufer, in 20 Gem. und 20 Geh. (21, 21) Gehirnrückenm-arcksentzündung der Pferde, in 12 Gem. und 12 Geh. (18, 18) Gehirnentzündung der Pferde und in 36 Gem. und 74 Geh. (33, 69) Bienenseuchen (Faulbrut) beobachtet. Austragswerbung des sächsischen Handwerks zur Bekämp fung der Arbeitslosigkeit. Der geschäftsführende Vorstand des Landesausschusses des Sächsischen Handwerks beschäftigte sich in seiner letzten Sitzung mit der immer mehr überhand nehmenden katastrophalen Austragslosigkeit des Handwerks und der damit zusammenhängenden Arbeitslosigkeit. Die Reichstagswahl hat das erschreckende Bild der politischen Radikalisierung weiter Kreise des Handwerks gezeigt, die ausschließlich auf den großen Not stand im Handwerk zurückgeführt werden muß. Deshalb beabsich tigt der Landesausschuß des Sächsischen Handwerks in eine groß zügige Md durchschlagende Werbeaktion an die breite Oesfentlich- keit herauszutreten, um dem sächsischen Handwerk Austräge zu verschaffen. Mit den Behörden ist bereits Fühlung genommen worden, um auch sie zu veranlassen, daß sie Aufträge in möglichst kleinen Losen dem Handwerk geben. Bei der Werbeaktion gilt es vor allem, kleine Und kleinste Aufträge, die auch der in bescheide nen Verhältnissen Lebende geben kann, zu mobilisieren. Die Be lebung der Wirtschaft kann bei dem heutigen schweren Notstand und dem hohen Ausmaß der Arbeitslosigkeit nur auf dieser Basis erfolgen. Die Schlüsselstellung des Handwerks in der Volkswirt schaft wird es ermöglichen, diese Belebung auch auf andere Ge werbezweige zu übertragen. Damit kommt diese Werbeaktion auch der Allgemeinheit zugute und mildert die durch die kommende Winterszeit hoch zu erwartende Arbeitslosigkeit. Der Schuldenstand Sachsens. Rach den Angaben des Stati stischen Landesamtes betrug der Gesamischuldenstand des Landes Sachsen einschl. Kassenkredite Ende August d. I. 258,11 Mill. Mk. (gegen 252,43 Ende Juli und 271F2 Ende Juni). Davon waren 3-6,89 Mill, Mk. im Auslande aufgenommene Schulden. Die Ge samtschulden des Landes, der fünfzig Gemeinden mit mehr als 10 ooo Einwohnern und der Bezirksoerbände insgesamt belief sich Ende Juni d. I. (die Ergebnisse von Juli und August liegen hier noch nicht vor) auf 1137,32 Mill. Mk. gegen 1072,17 Ende März 1930. Ueber Wechselgeschäste in der Landwirtschaft. Die Pressestelle der Landwirtschaftskammer nimmt Veranlassung, aus die Gefahr des Äebernehmens von Wechselverbindlichkeiten, denen reale Ge schäfte nicht zugrunde liegen, warnend hinzuweisen. Bei der Ab wicklung von Schuldverbmdlichkeiten der Landwirte muß auch jetzt noch! j-mmer beobachtet werden, daß Landwirte aller Besitz- größcngruppen Wechselverbindiichkeiten übernehmen, denen wirk liche Geschäfte nicht zugrunde liegen. Die teils aus Gefälligkeit, teils über die eigentliche Schuldforderungen hinaus oder gar in blanko geleisteten Wechselakzepte bilden eine ernste Gefahr für die Fortführung des landwirtschaftlichen Betriebes Mb führen nicht selten zu einem Niederbruch. Wie kann der arbeitslosen Jugeno geholfen lv rdm? Die diesjährige Herbsttagung des Landesausschusses Sach sen der Jugendverbände, die am 11. und 12. Oktober in Dresden stattfindet, wird sich mit dem Thema „Die Not der arbeitslosen Jugend, Wege zu ihrer Bekämpfung", beschäftigen. Es sprechen Regierungsrat Dr. Preller über „Arbeitslosigkeit und Arbeitslosenhilse" und Staatsmini ster a. D. Dr. Wilhelm über „Arbeitsdienstpslicht". Der Sonntag bringt Vorträge von Erziehungsbeirat Wohl rabe über die Durchführung von örtlichen Hilfsmaßnah men für arbeitslose Jugendliche und Schriftleiter Ullrich und Buudessekretär Fritz Ribold über Erfahrungen aus Freizeiten für arbeitslose Jugendliche. Ohne unsere Zustimmung. Im „Peniger Tageblatt" war die nachstehende Anzeige zu lesen: „Trudel Schaarschmidt — Richard Henzel grüßen im Namen beider Eltern als Verlobte. Penig, im August 1930." — Prompt folgte in der darauffolgenden Ausgabe desselben Blattes die Antwort: „Die Verlobung unserer Kinder geschah ohne unsere Zustimmung. M. Schaarschmidt, R. Henzel, sen. Penig." — Dazu schreibt das „Rochlitzer Tageblatt": Nichts für ungut. Es kann gewiß nichts schaden, wenn man in unserer doch immerhin ernsten Zeit -auch einmal ein erbauliches Geschichte chen aus solch ein paar Zeilen zusammenreimt. Hätte man nur die erste Anzeige gelesen, dann wäre man nicht auf den Gedanke» gekommen, daß hier etwas nicht stimmen könne. Man hätte die Verlobungsanzeige gelesen wie jede andere von Menschen, die wir nicht kennen, und hätten uns im stillen gefreut über die zwe> glücklichen Menschen, die es nun mehr auf der Welt gibt. DoD
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