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ukk-iLseirkeettiLLc^ui^ oukrc« vLkl.^s osi^k hi^isiLk v^kro-^^ -8^. <6 Foryetzung.) Als ihr kurz nach dem Einzug die Wirtin den Meldezettel überreichte, schrieb Traute in steilen kralligen Buchstaben in die Namensrubrik: Mata Lori, in die Rubrik Berus' Tän zerin. Jeder Mensch muß essen, wenn er leben will und wenn ihm die Mittel fehlen, seines Leibes Notdurft und Nahrung zu bestreiten, muß er sich einen Verdienst suchen, um es zu können. Mata sah alle Zeitungen nach Beschäftigung durch, fand aber nichts Geeignetes. Sie mußte jede Stunde frei sein können Das war neben dem Einkommen das wichtigste. Sie erwartete ja Clunet Wenn der sein Versprechen ge halten hatte, ries sie die Stunde. Die große entscheidende Stunde Aljo nicht binden. Da fand sie endlich in einer Kunstzeitschrift eine Anzsi"": Modell gesucht Der Suchende war der bekannte M : Euillaumet. Er brauchte das Modell für ein Plakat zur „Messalina", die in der Gaitö anstand. Mata ging zu ihm. Sie stellte sich als Traute Mac Leod vor und gefiel. Euillaumet malte sie und verhalf ihr so zum ersten Verdienst. Nur zwei Sitzungen hatte der Maler nötig. Er empfahl sie seinem Freunde Assire, der ein Werk über orientalische Kostümkunde zu illustrieren hatte. Assire war glücklich, als er das fremdartige braune Gesicht sah, taxierte lange, zwinkerte mit den Augen und schmun zelte. „Bin ich doch neugierig, was da herauskommt," dachte er. nötigte Traute Platz zu nehmen und begann zu plaudern: „Ich habe für die Akademie eine Arbeit zu erledigen. Wissenschaftlich! Nicht so. wissen Sie, aus dem Handgelenk heraus. Gesichtsstudien! Kostümkunde! Obendrein orien talisch. Nicht uninteressant, aber wie gesagt, nicht einfach. Das Morgenland ist eben nicht das Abendland. In jenem weiß ich verflucht wenig Bescheid, in diesem geht es schon eher. Was bei denen da unten so ist" — er hielt den Daumen nach oben und drehte ihn dann nach unten — „das lst bei uns so. — Euillaumet erzählte mir, daß sie die Gattin eines in Indien gefallenen Hauptmannes seien. Waren Sie selbst in Indien?" i „Ich bin geborene Inderin." „Famos! Ganz ausgezeichnet! Der erste vernünftige Mensch, der mir seit langem begegnet. Sie trinken doch eine Tasse Tee mit mir? Indischen natürlich!" Mata nickte und lächelte. k „Moment," rief der Maler und griff nach dem Stift. Da war das Lächeln verschwunden. „Lächeln Sie doch," rief er wieder. „Lä—cheln! Himmel, Sie müssen doch lächeln können. Sie konnten es doch eben erst." „Aber doch nicht auf Kommando. Machen Sie einen Witz, vielleicht geht es." Da stülpte sich Assire den gestrickten Teewärmer auf die Glatze. „Heil, dem Maharadscha von Jaipur, Rene Assire, dem Großen." Und Traute lachte wirklich. k Bier, fünf Striche! , _ - „Gemacht," sagte er vergnügt. „Da ist er, der lächelnde Mund der indischen Schönen. — Freundliches Pröstchen, Gnädigste." Er reichte ihr das Blatt und trank seine Tafle aus. Mata prüfte die Zeichnung. Es war tatsächlich ihr lächeln der Mund. „Das Drum-Herum T nur Handwerk," erklärte er und Traute fragte: „Wenn das so schnell geht, sind wir wohl auch in zwei Sitzungen zu Ende?" „Wo denken Sie hin, Verehrteste. Wir bleiben zusammen. Wenigstens für ein Weilchen. Sehen Sie die Packen Lum pen da, pardon, Kostüme wollte ich sagen. Hat die Akademie herschaffen lassen. Muß alles durchgearbeitet werden und da" — er zog ein Schubfach auf — „der Schmuck dito." t Mata war verwundert. Ihre Augen waren ganz weit und groß. „Darf ich mir das genauer ansehen," fragte sie. Assire gestattete gern. Mata hantierte 'n den Kostümen herum, durchwühlte den Packen, wählte aus und legte einiges beiseite. Der Maler, der ihr interessiert zusah, fragte: „Was soll das. Berehrteste?" „Da hinein will ich mich stecken. Sie sollen sehen, wie gut das wirkt." „Los," drängte Assire, aber Mata wehrte ab. „Heute nicht, später." — Dann sagte sie unvermittelt: „Bitte setzen Sie sich zu mir. Ich habe Ihnen etwas zu er öffnen." Assire fuhr sich über die Glatze. Verflucht, dachte er, die will Vorschuß und entsprach widerwillig ihrem Wunsche. „Ich heiße nicht Mac Leod," sagte Traute, „ich heiße Mata Hari." Assire horchte auf und rückte näher. „Ich bin erst kurze Zeit in Europa," erzählte sie weiter, „und will nicht eigentlich Modell stehen, sondern tanzen Tempeltänze und dergleichen, wie sie die Dewadasis in unseren heiligen Pagoden tanzen. Und wie ich sie selbst in Indien tanzte." Erregt stotterte der Maler: „Das ist . . . Das wär . . ." „Weiß schon was es wär," fiel Traute ein. „Fabelhaft! Clunet sagte das schon. — Kennen Sie Clunet?" „Den Anwalt?" .Ja!" „Natürlich kenne ich ihn. Sehr gut sogar. Alter Kunst fex, sitzt mehr im Müsse Emmet als in seiner Kanzlei." „Er versprach mir, die Musik zu meinen Tänzen schreiben zu lassen. Nun ist er verreist." „Wohin?" „Nach Nizza " „Ich ruf' ihn an Ich frage ihn Lassen Sie mich das er ledigen " Plötzlich besann er sich Er trat ganz nah vor sie hin. „Aber wenn wir die Sacbe managen Verehrteste, dann den guten Asiire nicht abschieben Das bitl ich mir aus. Ich brauche Sie für die Studien. Sie sind schön und außer dem verstehen Sie den Zimt besser als ich." „Sie haben burschikose Ausdrücke, Herr Assire." „So? Tun sie weh? Glaube nicht. Ich bin kein Seil tänzer und außerdem sind wir Kollegen — Soll ich den Zylinder ausietzen wollen Sie in Grande Toilette zu mir kommen? Schön! — Ich kann auch anders, aber nicht so gut." Er lachte und Mata lachte auch. „Uebrigens, wie soll ich Sie nennen," fragte er. „Madame, Verehrteste Freundin, Liebste oder Mata Hari? Ich frage, weil ich in der Regel aus der Rolle falle," gab er ehrlich zu. „Sagen Sie Mata Hari zu mir. So wurde ich auch zu Hause genannt. Es heißt Kind der Morgenröte." „Paßt glänzend," sagte er. „Morgenröte wird ihnen auf gehen, den Parisern, Mata Hari wird ihnen leuchten. Aber sie wird mich nicht verlassen, nicht wahr?" „Das wird sie nicht tun. Vertrauen gegen Vertrauen. Er ledigen Sie die Angelegenheit mit Clunet, will ich Ihnen gern täglich zwei Stunden sitzen. Einverstanden?" „Mit Herz und Hand. Her Ihr Patschhändchen, Mata, damit ich das meine — sehen Sie sich das Ding mal an — zu feierlichem Schwur hineinlege." Sie standen Hand in Hand. Sie sahen sich an. Ihm wurde warm. „Mon Dieu," sagte er. „Der Mund ist schon schön, schöner noch sind Ihre Augen." „Sie müssen nicht alles sehen, Monsieur." „Auch der Himmel ist für alle da, Mata." „Sie werden schwärmerisch. Es wird Zeit, daß ich gehe. — Wann soll ich wiederkommen?" Assire seufzte. „Morgen." — Dann besann er sich. — „Nein, Ueber- morgen," sagte er. „Morgen habe ich in Sachen Mata Hari zu tun." „Wirklich?" Er nickte nur und schob sie sanft über die Schwelle. „Uff," machte er. „Ist das heiß hier," öffnete aber doch kein Fenster, sondern trank einen Cognac. * * Assire hielt Wort. Er erkundigte sich zunächst im Büro Clunets nach dessen Adresse. Dann rief er ihn an. „Seit neun Monaten warte ich auf die Unbekannte," hatte Clunet gesagt. „Alles ist fertig. Morgen bin ich bei Ihnen. Bestellen Sie die Dame auf drei Uhr." „Geht nicht," hatte Assire erwidert. „Ich Trottel habe ver gessen, nach ihrer Wohnung zu fragen." „Tut nichts. Ich komme trotzdem." „Hat der es eilig," hatte der Maler gedacht, den Hörer an gehangen und war nach Hause gegangen. Jetzt erwartete er Clunet. Pünktlich auf die Minute erschien der Alte, machte gar keine Umstände weiter, sondern rückte sofort nach der Be grüßung mit der Frage heraus: „Wie kommen Sie zur Bekanntschaft der . , . Wie hieß sie doch?" Ich verstand Sie nicht recht am Apparat." „Mata Hari." „Mata Hari klingt gut! — Also wie, Herr Assire?" „Sie kam zu mir auf Empfehlung Guillaumets," ant wortete er und erzählte den Hergang. „Und was sagen Sie zu ihr?" „Chateau-Lafitte Original, wie ihn nur Könige in den Kellern haben." Clunet kicherte. „Sehr gut gesagt, mein Lieber. Ausgezeichnet!" Er spitzte den Mund, als schmecke er den Wein auf der Zunge. „Und wollen wir ihr die Hände unter die Füße legen, sie lancieren?" fragte er. „Selbstverständlich wollen wir das," knurrte Assire. „Hätte sie zwar lieber ganz für mich gehabt. Hat mir aber doch pro Tag wenigstens zwei Stunden zugesagt. Da" — er nahm die gestern vollendete Skizze aus der Mappe — „wie gefällt Ihnen das?" Clunet starrte aus das Bild. Er schwieg. Dann nickte er. „Zum Andenken, Herr Clunet, wenn Sie mögen," sagte Assire und der Alte drückte ihm die Hand. Sorgfältig barg er das Blatt in der Aktentasche. Bei dieser Gelegenheit brachte er die beiden Partituren heraus. „Die lasse ich hier," sagte er. „Morgen ist ja General beratung. — Wollen Sie mitkommen. Herr Assire?" „Sollten wir uns nicht lieber klar werden über. . „Unterwegs mein Lieber," fiel Clunet ein. „Unterwegs! Kommen Sie nur. Ich bin mir seit neun Monaten klar." Da ging Assire mit. Auf der Straße plauderte der Alte: „Nun hören Sie zu. Wir brauchen nur auf den Knopf zu drücken und los geht es. lieber Nacht hat Paris eine Sen sation. Ort der Handlung: Die große Halle im Musse Guimet vor dem Buddhagott. — Publikum: Nur die Aller prominentesten, Allerklangvollsten und Exquisitesten. Etwa fünfzig einschließlich der Presse. — Die Einladenden: Der Museumsdirektor, Sie und meine Wenigkeit. — Langt das?" „Sie sind ein Genie, Herr Clunet." „War ich immer mein lieber Assire," sagte der Alte be stimmt aber ohne Ueberhebung. „Wenn ich jemanden von der Guillotine herunterreüen kann, kann ich auch «emanden auf den ^hron setzen. — Nun wieder zum Thema. Die Ein ladungen verschicke ich," fuhr er fort. „Die Kapelle besorge ich auch. Sie aber müssen auf Ausmachung bedacht sein. Tempelmäßig. Fahles Licht. Sitzgelegenheiten. Hocker oder Polster wenig über dem Boden. Mystik. Stimmung. Tausend und eine Nacht Niemand darf Aehnliches gesehen haben. Geld Nebensache! Verstehen Sie, Assire? Es muß ein Märchen werden. Ein Traum. Und muß doch so echt sein, wie Mata Hari schön ist." So im Gespräch gingen sie über den Place d'Iöna und verschwanden im Musse Guimet, um dort mit dem Direktor das Weitere zu beraten. Paris hatte sein Ereignis. Mata Hari tanzte im Musse Guimet. Die Halle war von Assire in einen Hindutempel ver wandelt worden. Kara, den Mata gerufen hatte und der sofort gekommen war, hatte den Maler beraten können. „Verwirrend," nannte die Presse den Eindruck, den dieser Tempel allein schon aus die Anwesenden machte. Die Sinne derer, die auf niedrigen Polstern hockten, waren in Aufruhr. Die Farben reizten. Der schwüle Duft exotischen Räucherwerks umnebelte die Hirne. Aus großen Schalen leuchtete unirdisches Licht eine mondhelle Nacht und Buddha, der goldene, lächelte aus dem Halbdunkel sein ver stehendes Lächeln auf die atemlos Lauschenden. Es war geworden, wie Clunet gewünscht: Ein Märchen, ein Traum, eine niegesehene fremde Welt voll zauberischer Schönheit. Und da, als die Ungeduld beginnt an den Nerven zu reißen, fällt ein tiefer, weicher, dunkler Gongschlag hinein in diese Welt. Musik klingt auf von irgendwoher. Gedämpfte, weiche, müde Töne klagen durch den Raum und gleiten dahin, wie die silbernen Wellen eines klaren Stromes im Vollmondzauber. Mata Hari erscheint. Lippen öffnen sich und hauchen ein bewunderndes „Ah", seufzen leise, schließen sich wieder. Augen werden groß, glitzern, flimmern, leuchten, umfangen den schlanken, braunen Körper der indischen Schönen, streicheln ihn, kosen ihn. Hände kramvfen sich ineinander oder fassen nach anderen Händen und drücken sie in verhaltener Erregung. Clunets Worte werden Wirklichkeit: Das Land der trunkenen Liebe ist gegenwärtig. Mata Hari tanzt den „heilig" — unheiligen Tanz der Vaiaderen des Tempels Kanda Swany. Ihren Körper umhüllt ein safrangelber Schleier wie eine vom Licht der scheidenden Sonne vergoldete Wolke. In feierlichem Ernst umschreitet sie das Rund Leise klirren die metallenen Reifen an Armen und Beinen. Das Gesicht ist müde Die Augen sind traurig, wehmuts voll und dunkel. Der Mund ist geschlossen. Und doch liegt ein zaubervolles Lächeln auf diesem braunen Gesicht. Aus dem Schreiten wird ein Gleiten, ein Schweben uns Wiegen, ein Vor und Zurück. Und wiederholt sich zu vielen Malen. Die M ,.c drängt. Schneller wird dieses Wiegen und Gleiten. Die Sitzenden berührt fa^ der bebende Körper der Tanzenden, haucht den berauschenden Duft eines ungekannten Parfüms in die Sinne der an Schönheit Trunkenen. Aus den geweiteten, nacht schwarzen Augen schlägt eine Flamme über sie hin. Immer schneller wird die Musik, immer wilder der Tanz, immer leidenschaftlicher werden die Bewegungen, immer ekstatischer der Ausdruck ihrer Minen, bis in einem taumeln den Wirbel der broncegetönte Körper wie ein Hauch zur Erde gleitet. Ohne jeden Uebergang beginnt die Musik eine andere Melodie. Monoton, bedrückend, quälend! Und doch ist etwas in dieser Musik, das mit dem Hirn nicht zu erfassen ist, nicht analysiert werden kann, das nur empfunden und gefühlt werden will. Und unter dem gelben Schleier, inmitten des Raumes, bewegt sich ein Leib wie unter Laub eine Schlange. Aus d"m goldfarbenen Gewebe hebt sich ein dunkler Körper. Starr blicken zwei vhosphoreszierende Augen auf die im Halbrund sitzenden Menschen. Dis vollen, glänzen den Arme ziehen sich ganz langsam am Körper empor strecken sich, spreizen sich, bewegen sich in Wellenlinien, erst zaghaft, tastend, dann freier, schneller und immer schneller. , Die Hände und Finger bewegen sich ebenso. Es ist. als ob > es jede einzelne Muskel täte. Der Körper erhebt sich zu seiner ganzen Größe. Ein fieberndes Beben durchzittert ihn. Auch er beginnt sich zu winden im gleichen Rhythmus der Arme und Hände. Die Lichtpünktchen der schillernden Steine an Hals, Fingern und Zehen glühen und funkeln wie die Augen der Schlangen, die dem gräßlichen Schiwa tanzend huldigen. Und in dem Moment, den man den äußersten nennt, der überschritten, die Katastrophe bringt — sei es Taumel, Raufch. Schmerz, Wahnsinn oder Tod — reißt die Musik in jäher Dissonanz ab. Mata Hari ist verschwunden. Wie die Zuschauer in ihrem Inneren waren, Uebernd und aufgewühlt, so sind sie jetzt in ihrem Aeutzeren. Beispiellose Erregung herrscht und wischt jede Feierlichkel- aus. Es ist ein wüstes Durcheinander. Die Prinzessin Murat drängt sich an Clunet, Ver abwesend an einer Säule lehnt. Er sieht sie nicht. Sie stößt ihn an, unzart, unvornehm, aus ihrer Erregung heraus. (Fortsetzung in der Sonnabend-Nummer. e r t r i t r t i r r i b a o f c s ! r f l d I n d f r p S si d C t: 2 N ü n § f. a r, s d li L il d. rx ei d f sr dl dl dl v s 6 h d C ei u f- ei sr vl g er A le d: N sr