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Tagesspruch. Die reinen Frauen stehen im Leben wie Rosen in dem dunklen Laub. Auf ihrem Wirken, ihrem Streben liegt noch der feinste Blütenstaub. Julius Rodenberg. Unter der Anklage des versuchten Hochverrats. Der Reichsgerichtsprozeß gegen die Ulmer Reichswehroffiziere. Vor dem Vierten Strafsenat des Reichsgerichts ir Leipzig begann der Prozeß gegen die drei Rcichswehr- vffiziere Richard Scheringer, Hans Ludin uni Oberleutnant H a n s F r i e d r i ch W c n d t, die sämtlick beim Artillerieregiment 5 in Ulm waren und die dei gemeinschaftlichen Vorbereitung zum Hochverrat beschuldigt werden. Während Scheringer und Ludin nock aktive Ossiziere der Reichswehr find, ist Wendt Ende 192! aus der Armee ausgeschieden, um in Kassel eine Stellung bei der Nationalsozialistischen Partei zu übernehmen. Di< Anklage wirft den drei Offizieren vor, eine gewaltsam« Änderung der Verfassung des Deutschen Reiches erstreb! und vorbereitet, Soldaten zur Gehorsamsverweigerung den Vorgesetzten gegenüber aufgefordert und einen Beseh! in Dienstsachen nicht befolgt und dadurch vorsätzlich ein« Gefahr für die Schlagfertigkeit der Truppe herbeigeführl zu haben. Den Vorsitz im Senat führt Reichsgerichtsrat Dr. Baum- garten. Die Anklage vertreten Reichsanwalt Dr. Nagel und Oberstaatsanwalt Weyersberg. Als Verteidiger sind erschienen Dr. Sack-Berlin, Dr. K a m e cke - Berlin und Dr Frank II-München, der in Breslau in den Reichstag gewähli worden ist und der als Rechtsberater Hitlers gilt. Als Sachverständiger ist Major Theißen vom Reichswehrminr sterium zur Stelle. Das Reichstnnenministerium ist durch eine« Beobachter vertreten. Geladen sind im ganzen neunzehr Zeugen. Der für die Verhandlung aufgebotene polizeiliche Schutz ist außerordentlich stark. Nicht nur der Haupteingano zum Reichsgericht und die Einlaßtüren zum Verhandlungssaa! stehen unter Bewachung und Kontrolle, auch jede Korridor kreuzung wird bewacht. Der Vorsitzende warnt. Reichsgerichtsrai Dr. Baumgarten wies bei Eröffnung der Verhandlung darauf hin, daß sich Kommunisten und National sozialisten im Saale befänden. Er warnte vor Kundgebungen oder gar Streitigkeiten. Er werde die Sitzungs- und Haus polizei streng handhaben und jeden Störer bestrafen lassen. Auch Kundgebungen gegen oder gar Angriffe auf die Presse vertreter müßten unterbleiben. Die Vernehmung der Angeklagten. Die Angeklagten erklärten sich auf Befragen gemeinsam als nicht schuldig. Scheringer ist der Sohn eines im Kriege gefallenen aktiven Offiziers. Er mußte aus Koblenz 1923 flüchten, da die Franzosen ihn beschuldigten, an der Zer störung einer separatistischen Druckerei teilgenommen zu haben. Das französische Kriegsgericht verurteilte ihn in Abwesenheit zu Zehn Jahren Zwangsarbeit. 1924 trat er als Fahnenjunker in Ulm ein und wurde 1928 Offizier. Ihm und Ludin, der der Sohn eines badischen Realschulprofessors ist, wird vom Regimentskommandeur nachgesagt, sie hätten eine hohe Auffassung von ihrem Berufe. Ober leutnant a. D. Wendt, Sohn des verstorbenen Generalmajors Wendt, verweigert über sein Ende 1929 erfolgtes Ausscheiden aus der Reichswehr die Aussage. Er bekommt nur übergyngs- geld für ein Jahr. Er gab zu, sich mit der Geschäftsstelle der N. S. D. A. P. in Verbindung gesetzt zu haben, um von der Partei einen Posten zu erhalten. Warum sie unzufrieden waren. Ludin erklärte, daß nach seiner und seiner Kameraden Überzeugung verschiedene Maßnahmen, die unter dem Drucke des Versailler Vertrages durch die Reichsregierung verfügt worden seien, wie beispielsweise die Unterzeichnung des Aoung-Planes, nicht dem Willen des Volkes ent sprochen hätten. Gerade sie, als Vertreter des jungen Deutsch lands, hätten sich für verpflichtet gehalten, ihre abweichende Auffassung nach oben hin zum Ausdruck zu bringen. Sie woll ten nicht revoltieren und meutern, sondern nur zeigen, daß die Jugend im Heere denkend handeln müsse. Ludin wandte sich dann gegen in Berlin aufgeführte Stücke, deren Tendenz sich gegendle Offiziere gerichtet haben soll. Weiter sprach er über die Entlassung des Generals von Seeckt, der das Symbol der Reichswehr gewesen und nur deshalb ver folgt worden sei, weil gewisse Zeitungen es so gewollt hätten. Der Angeklagte Scheringen ergänzte diese Mitteilungen, indem er darlegte, daß vor Seeckts Rücktritt die Reichswehr unpolitisch gewesen sei; nachher erst sei sie politisch geworden. Im eigensten Interesse der Schlagkraft des Heeres sei schließ lich die Verbindung mit den National- sozialisten notwendig geworden, weil die nationalen Ver bände gegen die Schuldigen und gegen den Pazifismus aufgetreten seien. Es kam dann - zu eineni Zusammenstoß zwischen dem Vorsitzenden und Scheringer, als dieser sich mit dem Angeklagten Ludin unterhielt. Major Theisen vom Reichswehrministerium erklärte aus Befragen als Sachverstän diger, ein junger Offizier habe sich unpolitisch zu verhalten und könne sich wegen politischer Aufklärung an seine Vorgesetzten wenden. Im übrigen könne man natürlich keinem Offizier ver bieten, daß er Gespräche mit politisch geschulten Persönlich keiten irgendwelcher Partetrichtungen führe. Verboten sei nur die politische Betätigung Als dann der Vorsitzende von der „S. A." als von „Sturmabteilungen" sprach, wandte die Verteidigung ein, man möge den Ausdruck „Sturmabteilungen" nicht änwenden, da er offiziell nicht ge prägt worden sei. Die S. A. habe ursprünglich Sportab- teilung geheißen, den Ausdruck Sturmabteilung habe die Jugend selbst geschafsen. Major Theisen vom Reichswehrministerium erklärte dann, die Ausgabe der Reichswehr sei dahin begrenzt, daß sie als Organ der Reichsregierung wirke. Ob sie zum Schutze der Grenze oder zum Befreiungs kampf eingesetzt werde, sei allein Sache der Reichsregierung. Der Soldat sei verpflichtet, den Wehrgedanken zu pflegen, und wenn der Minister seinerzeit im Reichstage offiziell von einem gesunden Pazifismus gesprochen habe, so lehne der Soldat den Pazifismus im land läufigen Sinne, den ideellen Landesverrat, ab Es sei ver ständlich, daß junge Offiziere den Parteien sympathisch gegen überstünden, die sür die Wehrmacht eintreten, und an dererseits Parteien ablehnten, die den Pazifismus, der mit ideellem Landesverrat verbunden sei, vertreten. Aber diese Einstellung dürfe nicht so weit gehen, daß sich diese Offiziere politisch betätigten und sich diesen Parteien ergäben. Von einer Mißstimmung, wie sie hier geschildert worden sei, habe er nichts gehört. Die Besprechung in der Weihnachtsnacht. Im weiteren Verlauf der Verhandlung wurde Leutnaw Ludin über die Besprechung vernommen, die in der Nach zum 24. Dezember 1929 in Hannover mit Winzer und Lorenz stattgefunden hat. Es sei nicht beabsichtigt gewesen, „Zellen" zu bilden. Er selbst sei der Ansicht gewesen, daß eine gewissi Verbindung zwischen Reichswehr und N. S. D. A. P. her gestellt werden müsse. Dann wurde Oberleutnant a. D. Wendt vernommen, dei als Zweck der Reichswehr die Vorbereitung zur Befreiung des Vaterlandes bezeichnet. Die Wehrkraft müsse so gestärkt wer den, daß sie der Außenpolitik den Rücken stärken könne. Ar ein gewaltsames Unternehmen habe er nickt gedacht. Hitler als Zeuge. Leipzig, 24. September. Im Prozeß gegen die nationalsozialistischen Reichs- wehrosfiziere bcantraate der Verteidiger. Rechtsanwalt Dr. Prozeß gegen die Ulmer Reichswehrvssizicre. Leutnant Ludin (stehend links), Leutnant Scheringer (stehend rechts) und Oberleutnant Wendi, sämtlich vom Artillerieregiment 5 in Ulm. Als militärischer Verteidiger steht den Angeklagten der Hauptmann Meindl (in Uni form), der Adjutant ihres alten Regiments, zur Seite. — Dieses Bild ist die erste Aufnahme, die von einem Prozeß Vor dem Reichsgericht überhaupt gemacht worden ist. Frank II, Adolf Hitler als Zeugen zu laden, dafür, daß die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei den ge waltsamen Umsturz nicht beabsichtige und ihn auch im Jahre 1929 nicht beabsichtigt habe, und daß sie ihre Mitglieder und Anhänger nicht aufgefordert habe, den ge waltsamen Umsturz zu betreiben. Dem Antrag der Ver teidigung wurde stattgegeben. Hitler soll am Donnerstag vor Gericht erscheinen. Die Eröffnung der Allgemeinen Evangesisch-LNihsrisHen Konferenz. Ein Telegramm des Reichspräsidenten. In Augsburg wurde die Allgemeine Evangelisch- Lutherische Konferenz feierlich eröffnet. Im Goldenen Saal des Rathauses fand ein Empfang durch die Stadt Augsburg statt. Oberbürgermeister Dr. Bohl begrüßte die Konferenz. Der Präsident der Konferenz, Landes- b i s ch o f D r. Ihmels , hob in seiner Antwort hervor, daß die Konferenz sich der verborgenen Einheit aller Ehristgläubigen bewußt sei. Auf dem Begrützungsabend in der reichgeschmückten Sängerhalle verlas Landesbischof Dr. Jhmeis die aus ein Begrützungstelegramm der Kon ferenz eingctroffene Antwort des Reich spräfiden ten von Hindenburg. Es sprachen dann Ministerialrat Dr. Mezger-München, Kirchcnprcfi. i-ck Dr Veit-München, Universitätsprofeffor Dr. Althaus-Erlangen, Bischof Naf- fay-Ungarn u. a. Die Ziele der Landvolkbeivesung. War der Reichstagsanscklag angespitzelt? In der fortgesetzten Verhandlung des großen Bomben- legerprozcsses erklärte Diplomlandwirt Bohm über die Ziele der Landvolkbewegung, er halte die Bewegung für ein psychisches Phänomen, das aus dem Leben der alten Bauern zu erklären sei. Die Bewegung sei keine eigentliche Organisation. Sie verlange scharfe Abkehr von der von Strese mann eingelciteien Außenpolitik. Sie wolle eine steuerliche Entlastung des Landvolkes herbsiführen, um über die schwere Krise hinwegzukommen Sodann verlas das Gericht das gegen den Redakteur Firl von der Roten Fahne in Berlin ergangene Urteil Firl hatte nämlich behauptet, die Politische Polizei habe den Neichswgsanschlag an gespitzelt, wofür er auch eine» Zeugen benannt hatte. Aus der Vernehmung dieses Zeugen waren aber greifbare Anhaltspunkte für eine An- spitzelung des Reichste.gsanjchlages nicht zu entnehmen. Weiter- Verhandlung am Mittwoch. OzeaMeger von Gronau über feinen Amerilaflng. Der Abstecher nach Chikago. Im Haus der Deutschen Presse in Berlin sprach der Ozeanslieger von Gronau in Gegenwart des Reichsver kehrsministers von Guörard, des dänischen Gesand ten Zahle, des Ozeanfliegers Köhl und anderer Gäste über seinen Amerikafluq. Der Vortrag brachte über das bereits Bekannte hinaus Ausschlüsse über manche Einzelheiten, die von besonderem Interesse sein dürften, u. a. über den Flug nach Chikago. Es ist bekannt, daß Gronau bald nach der Ankunft in Newyork zu dem Internationalen Lnstrennen in Chikago flog. Es ist aber seinerzeit nicht gesagt worden, daß er diesen Flug nack Chikago auf der eigenen Maschine gemacht Hal. Vielfach wurde sogar daraus hingewiesen, daß Gronau nach Chikago in einens anderen Flugzeug geflogen sei. Talfächlich ist er aber mit seiner Besatzung auch in Chikago auf seinen! Dornier-Wal ein getroffen, obwohl sein Kühler nur für die nördliche kalte Breite berechnet war, fo daß er nur mit gedrosseltem Motor den langen Weg von Newyork nach Chikago zurücklegen konnte. Eine hundeNtanscndköpsige Zuschauerschüft Hai sein Erscheine» denn auch mit stürmischem Beifall begrüßt. Dsr AMmf öss Aeschshanners. Stärkung der Staatsautoritäl. Nach seiner Versammlung in Magdeburg hat das Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold einen Aufruf erlassen, der als programmatische Erklärung aufzusasscn ist. Darin wird gesagt, nicht Minderung, sondern Festi gung der Slaalsaulorilät ist das Gebot der Stunde. Die republikanisch-demokratischen Kräfte in Deutschland seien berufen, die Staatsgewalt zu bilden, dic in planmäßiger Arbeit gegen die Wirtschaftsnot ankämpft, von allen Opferfähigen jene gewichtigen und überzeugen den Opfer für den Staal erzwingt, die in den Kriegs- und Als Licht in meine Augen kam Roman von Marie Blank-Eismann. 58. Fortsetzung Nachdruck verboten Doch zu spät, denn die Mutter hatte ihres Kindes Um kehr nicht mehr erleben dürfen. Jetzt hatte Renate Klaus Prüsmanns Bild gänzlich aus ihrem Herzen getilgt, und als sie wenige Tage, nachdem sie ihre neue Stellung in , München angetreten hatte, in den Zeitungen die großen An- s kündiaungen des Gastspiels Klaus Prüsmanns las, da hatte > ihr Herz nicht einen Augenblick stürmischer geklopft oder sich ; der Wunsch geregt, den großen Künstler zu sehen. Sie wußte, daß auch große Künstler, die vom Publikum ! und der Presse wie Götter gefeiert werden, nur Menschen ! mit kleinlichen Schwächen und Leidenschaften sind, und ' lächelte darüber. Und an diesem Lächeln gesundete sie. Sot tat sie Tag um Tag ihre Pflicht und vergaß, daß draußen außerhalb der Mauern, die den Park umgaben, das lachende, lockende Leben gleißte, nach dem sie sich heiß ge sehnt hatte. Selbst mit der Gräfin war der Briefwechsel eingeschlafen und somit die letzte Verbindung mit dem alten Leben abge schnitten worden. Niemand in der Anstalt wußte, daß Schwester Marga Beeren die Freifrau Renate von Bochau geb. Margarete Renate von Beeren war. Seit Wochen war sie nun mit Doktor Heinz Eichhorst in oem gleichen Institut, leistete ihm bei Operationen Hilfe und ahnte nicht, daß er der Schwager ihres geschiedenen Gatten war. Wie war sie gestern erschrocken, daß ihr ein neuer Patient, der Freiherr von Bochau, zugeteilt werden sollte, dessen Ankunft Doktor Eichhorst telegraphisch angezeigt hatte. Sie hatte sich nur mit Mühe aufrechterhalten, um der gestrengen Oberin ihre Erregung zu verbergen. Ihr einstiger Gatte kam hierher, und sie sollte ihn pflegen? Nur mechanisch hatte sie ihren Dienst versehen können, und eine schlaflose Nacht verbracht, um sich auf die erste Begegnung vorzubereiten, der sie nicht ausweichen konnte, wenn sie nicht ihr ganzes Geheimnis preisgeben und die mühsam eroberte Stellung opfern wollte. Sie wußte wohl, daß Jobst blind war und sie nicht erkennen würde, aber sie durste sich durch kein Zittern der Hände, durch kein Wort verraten. So groß war die Welt, so viele Heilstätten gab es, und gerade hier mußten sie sich wieder begegnen! Ihre Knie hatten gezittert, und ihre Füße wollten ihr den Dienst versagen, als sie die Stimme des jungen Arztes hörte und an seiner Feite ihren einstigen Gatten erkannte. Wie vergrämt sein Gesicht aussah, und wie weiß sein Haar geworden war! Tiefes Mitleid erfaßte sie und gab ihr Kraft, ihm ruhig und gefaßt entgegenzugehen. Er hatte ihre Nähe nicht gefühlt. Selbst ihr Erschrecken nicht gemerkt und das Klirren des Glases nicht beachtet, das ihren zitternden Händen entglitt, als er vom Tode seiner Frau sprach. Plötzlich straffte sich die Gestalt Schwester Margas, denn Doktor Eichhorst tauchte im Korridor auf und kam auf sie M. „Schläft er, Schwester Marga?" fragte er leise. Renate strich sich hastig mit der Hand über die Stirne. Sie durste den Sturm, der in ihrem Innern tobte, um keinen Preis verraten. Sie wollte in der Nähe Jobsts bleiben, ihn pflegen, um einen Teil der Schuld an ihm ab zutragen, damit ihr Leben um eine Last leichter würde. „Er schläft," flüsterte sie ebenso leise und ging an der Seite Doktor Eichhorsts den Korridor entlang. „Das ist gut," erwiderte dieser eifrig. „Er muß unbe dingt erst wieder zu Kräften kommen und vor allen Dingen auch seelisch genesen, ehe wir zur Operation schreiten kön nen. Seine Frau, meine Schwester Lisa, ist ihm nach kurzer, glücklicher Ehe an der Geburt eines Kindes gestorben, so daß er sich in seiner Blindheit so in seinen Schmerz ver graben und mit Todesgedanken getragen hat, daß mich sein alter Diener um Hilfe rief. Gott sei Dank ist sein Leiden jetzt in einem Stadium, daß wir auf Gesundung hoffen dürfen. Sein Augenlicht wird ihm die Freude am Leben wieder zurückgeben, denn diese unnatürliche Trauer würde durchaus nicht im Sinne meiner lieben Schwester Lisa sein. Vor allen Dingen wird sie dem kleinen Heinz-Joachim den Vater und dem großen Besitztum den Herrn erhalten. Um ihn nun in den nächsten Tagen nicht seinen Grübeleien zu überlassen, sondern seine Gedanken abzulenken von seinem Schmerz, brauche ich Ihre Hilfe Schwester Marga. Sie sollen recht viel bei ihm sein, mit ihm plaudern von der Zukunft von seinem Kinde, von einem neuen Leben. Ich weiß, Sie können das. Wollen Sie also meine Verbündete sein, wollen Sie mir helfen?" Renate spürte, wie ihr Herz stürmischer zu klopfen be gann, wie ein Rot in ihre Wangen stieg und ihre Augen sich mit Tränen füllen wollten. Da schlug sie in die bereit gehaltene Rechte des jungen Doktors ein und sagte mit fester Stimme: „Ja, ich will helfen, wenn ich es vermag!" 22. Kapitel. „Vierzehn Tage sind also seit meiner Ankunft schon ver gangen, Schwester Marga?" „Gewiß, Herr von Bochau! Erscheint Ihnen das so un glaublich?" „Nein, das nichts aber seltsam ist es mir, daß die Tage so rasch vergangen sind. Seit dem Tode meiner Gattin er schien mir jeder Tag, ja jede Stunde wie eine Ewigkeit, die Zeit schlich endlos langsam dahin, und hier ist ein Tag vor über, noch ehe er mir recht zum Bewußtsein kommt." „Sind Sie damit nicht zufrieden?" „Doch! Ich suche nur vergebens nach des Rätsels Lö sung." (Fortsetzung folgt.)