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, , , . , Der Abschluß der Reichsheermanöver in Unterfranken war eme am 1^. L-eptember bei dem Städtchen Römhild veran- marsch im Galopp der Reiter-Regimenter. Unten: der Vorbei- ftaltete Parade der Manovertruppen, die von dem Reichspräsi- marsch der Infanterie vor dem Reichspräsidenten (links, über dem denten von Hindenburg abgenommen wurde. Oben: der Parade- Kops des von Generaloberst Heye gerittenen Schimmels). Bsamie Dsmokraiie. Die Münchener Tagung des Allgemeinen Deutschen Beamtenbundes. In München findet zurzeit ein Kongreß des Allge meinen Deutschen Beamtenbundes statt. Im Anschluß an einen Vortrag des Verbandsvorstandsmitgliedes Dr. Voller über „Rationelle Personalpolitik in den öffentlichen Verwaltungen und Betrieben" nahm der Kongreß eine Ent schließung an, in der es heißt, die Vorschriften des Ausgaben- senkungsgefetzes feien nicht geeignet, die öffentlichen Finanzen m erheblichem Umfange zu entlasten. Sie behandeln wich tigste Beamtenrechtsfragen lediglich von Ersparnis gesichtspunkten aus. Der Kongreß erneuert die oft wiederholte Forderung nach Schaffung eines modernen Beamtenrechts. Universitätsprofessor Dr. Heller-Berlin sprach darauf über „Der Berufsbeamte im sozialen Rechtsstaat". Er unter suchte die vielerörterte Frage, ob es eine Krise des Berufs- beamteutums gebe. Die Notwendigkeit eines Berufsbeamtcn- tums fei auch in der Demokratie unbestritten. Schließ lich wandte sich der Redner dagegen, daß dem Beamten ein seitig Opfer auferlegt würden. Er meinte, daß viele Tausende von Beamtenstimmen, die den Nationalsozialisten zugefallen seren, auf das Notopfer zurückzuführen seien. Der Kongreß be schäftigte sich dann in vertraulichen Ausschußberatungen mit verschiedenen Fragen. Die Ziele der Bombenanschläge. Was ist Romperit? Im weiteren Verlauf des Altonaer Bombenlegerprozesses erklärte Polizeipräsident Eggerstedt-Altona, der über die Ziele der Anschläge vernommen wurde, daß es nach seiner Ansicht den Angeklagten darauf angekommen sei, demonstrativ zu wirken. Auf die Frage des Vorsitzenden, ob die Angeklagten hätten Menschenleben gefährden wollen, sagte er, diese Absicht habe seiner Ansicht nach nicht vorgelegen. Sie hätten sich allerdings klar sein müssen, daß die Gefahr nahelag. Die Vernehmung des Zeugen Pünjer - Hamburg, der anfänglich auch verhaftet worden war, später aber wieder freigelassen wurde, ergab nichts Neues. Hier auf gab der Sachverständige Dr Heydt Auskunft über Wirkung und Zusammensetzung der Rompcritpatroncn, mit denen die ersten Anschläge vorgenommen worden sind. Da nach ist Romperit ein Sprengstoss, der hauptsächlich zur Auf lockerung des Bodens und zum Stubb.msprengen dient. Es ist ein Sicherheitssprengstoff, der durch gewöhnliches Anzün den nicht zur Erplosion gelangt. Dr. Heydt erklärte weiter, daß im allgemeinen 100-Gramm-Patronen hergestellt würden, diese ließen sich aber auch bequem durchschneiden, so daß mau häufig 50-Gramm-Patronen benutze. Zum Sprengen von großen Stubben oder Steinen gebrauche man eine große Anzahi von Patronen, bis zu 20 Stück. Prozeß um eine VerjünMngsoperatfon. Muß die Krankenversicherung die Operation bezahlen? Vor der Zwölften Zivilkammer beim Landgericht ll in Berlin stand ein Berufungsprozeß an, den ein Arzt gegen die Vereinigte Krankenverficherungs A.-G. angestrengt hat, um von dieser die Kosten für eine an ihm nach der Steinachschen Methode ausgeführte Verjüngungsoperation erstattet zu bekommen. In der ersten Instanz hatte das Amtsgericht Berlin-Schöneberg die Klage abgewiesen, da Alterserscheinungen keine Krankheit seien. Der Verjüngte, der gegen dieses Urteil Berufung eingelegt hat, ließ von Professor Schufte! ein Sachverständigengutachten ausarbeiten, worin erklärt wird, daß die Schüttellähmung, an der der Kläger gelitten habe, keine Alterserscheinung, son dern eine wirkliche Krankheit sei. Die beklagte Krankenversiche rung gab das in der Berufungsverhandlung zu, wies aber dar auf hin, daß der Gutachter die Notwendigkeit einer Operation verneint habe. Die Operation habe im übrigen nur einen vorübergehenden Erfolg gehabt: der Kläger könne nicht einmal ohne fremde Hilfe essen, nur wenige Schritte ohne Unterstützung gehen und keine Praxis mehr ausüben. Der Sachverständige habe in dem Gutachten auch zum Ausdruck gebracht, daß Schüttellähmung die Folge gewisser anatomischer Gehirnvor gänge sei. Die Krankenversicherungsgesellschast habe im übrigen dem Kläger schon 2000 Mark für die Behandlung gezahlt. Die Verhandlung wurde schließlich vertagt. Aus Sachsens Gsrichtssäten. Die Macht des Alkohols. Dresden. Der jetzt bei der Ortskrankenkasse beschäf tigte Buchhalter Ellerbrock hatte am 21. Juni, obwohl damals erwerbslos, stark dem Alkohol gehuldigt und fing mit einem Polizeibeamten Händel an. Er versetzte schließ lich dem Beamten grundlos ein paar Schläge vor den Leib. Wegen tätlichen Angriffs auf einen Polizeibeamten bekam er einen Strafbefehl über zwei Wochen Gesäna- Die entsetzliche Flugzeugkatastrophe bei Stuttgart, die über dem Flugplatz Böblingen am 18. September durch den Zusammenstoß zweier Flugzeuge entstand und vier Todes opfer forderte. Das Unglück wurde dadurch herbeigesührt, daß bei dem Versuch des bekannten Flugakrobaten Schindler, von einem Flugzeug auf ein anderes überzusteigen, die übereinander ms, erhob Einspruch und das Schöffengericht verhandelte über den Fall. Ellerbrock, der elfmal vorbestraft ist, ent schuldigte sich mit sinnloser Trunkenheit und sagte, er wäre wegen Trunksucht schon einmal in der Heil- und Pslegeanstalt gewesen. Das Gericht reduzier! e den Straf befehl auf eine Woche Gefängnis, da es geminderte Zu rechnungsfähigkeit annahm. Ein lebender Leichnam. Leipzig. Als der erheblich vorbestrafte Bücherrevisor, Rechtsvertreter und Wirtschaftsberater Bruno Helmholz aus Leipzig wieder einmal von der Staatsanwaltschaft gesucht war, warf er Dieses elende Leben von sich, und seine Frau schickte an die Staatsanwaltschaft die Sterbeurlunde. Eines Tages aber zeigte sich der tote Helmholz unvorsich tigerweise auf der Straße, und da die Polizei an Gespenster nicht glaubt, wurde er festgenommen. Jetzt hat ihn das Schöffengericht wegen Diebstahls — deshalb war er ge sucht worden — und wegen Urkundensülschung zu 1 Jahr 7 Monaten Gefängnis verurteilt: denn es hatte sich her ausgestellt, daß Helmholz bei einem Gemeindeamt das Formular für die Sterbeurkunde gestohlen und es auf seinen Namen ausgefüllt hatte. Seine Frau war der Beihilfe angeklagt. Das Verfahren gegen sie wurde ab getrennt, denn sie gab an, sie habe geglaubt, dem Staats anwalt einen Wohnungsabmeldeschein einzusenden und keine Anhnung gehabt, daß sie durch den Schein zur Witwe geworden sei. j - ÜermMles - z Rattcnzucht bei Berlin. Von neuen Tierfarmen in Deutschland war in der letzten Zeir häufig die Rede. Füchse werden gezüchtet und Biber uns alle Sorten Kaninchen — alles der Pelze wegen, die unsere Damen brauchen. Aber daß es dicht bei Berlin eine richtige Rattenfarm gibt, das dürfte vielen ein bißchen merk würdig Vorkommen. Als wenn wir an den Ratten, die wir ohnehin hier und da schon haben, nicht mehr nls genug hätten! Möglich, daß auch aus den Rattenfel-en kostbare Pelze gemacht werden. Aber ganz sicher erscheint uns das nicht. In der Berliner Rattenfarm wenigstens werden die Ratten noch nicht zu Pelzwerk verarbeitet, sondern nur für Laboratoriumszwecke erzogen. Univer sitäten und medizinische Versuchsanstalten brauchen so was, und so hat sich ein Berliner Ehepaar in Blanken burg bei Berlin die Rattenzüchterei eingerichtet. Für zwei bis drei Mark kann man dort die schönste Ratte kaufen, aber möglicherweise findet eines Tages auch auf dem Rattenmarkte der schon seit langem angekündigte Preisabbau statt. Die Zuchtratten sitzen alle in stark ver gitterten Kisten und sollen ganz liebe Tierchen sein. Man sagt ihnen sogar eine „Psyche" nach. Einmal nur geschah ein Unglück. Fünfzig Stück Ratten wurden, sorgfältig verbackt, in einem Autobus nach einem Berliner Kranken fliegenden Maschinen sich zu nahe kamen, sich ineinander ver fingen und abstürzten. Schindler und die brei anderen Insassen der beiden Flugzeuge fanden den Tod. Da die Vorführung ge filmt wurde, ist der Zusammenstoß der beiden Maschinen cm Bilde festgehalten worden (rechts). — Links: die Trümmer der beiden Flugzeuge. Haus gebracht. Unterwegs knabberten sich sämtliche Ratten durch, und plötzlich spazierten alle fünfzig im Autobus umher. Man kann sich den Jubel der mitfahrenden Damen vorstellen! Neunundvierzig wurden wieder gefangen genommen, aber die fünfzigste blieb verschollen. Im übrigen kann man auf der Rattenfarm auch Mäufe haben. Gaskrieg gegen Wanzen. Plötzlich war Krieg in Berlin. Und gleich Gaskrieg, also Krieg mit allen Schi kanen. In einer Zeitung war zu lesen, daß die Reichs wehr mitten in Moabit mit Tränengas Herumwirtschafte. Den Bewohnern des ganzen Stadtteiles sollte es schreck lich schlecht geworden sein mit Kopfschmerzen, Erbrechen und selbstverständlich mit tränenden Augen, denn darum heißt es ja Tränengas. Und selbstverständlich verbat man sich das, denn schließlich ist ja mindestens in Berlin offi ziell noch Frieden. Und jetzt kommt die Aufklärung. Es war tatsächlich Gaskrieg, aber Krieg nicht gegen die ohne hin genug geplagte Berliner Bürgerschaft, sondern Krieg gegen die Wanzen, die in den Moabiter Kasernen Hausen. Und der Generalstab für diese Kriegführung waren etliche erprobte Kammerjäger. Draußen, vor den Kasernen, roch man den Krieg, und darum die Aufregung. Aber jetzt, wo die Kasernenwanzen hoffentlich sämtlich tot sind, braucht sich kein Berliner mehr wegen des Tränengases Kopfschmerzen zu machen und etwa in einen Kellerunter stand zu flüchten. Die trauernden Junggefellinnen. Es handelt sich nicht um deutsche Junggesellinnen, die traurig sind, weil sie jetzt eine Extrasteuer zahlen sollen, sondern um Jung gesellinnen amerikanischer Nationalität, die in übler Laune ob der großen Verderbtheit der Männer einen Frauen klub gegründet haben. Diese Junggesellinnen sind in Philadelphia beheimatet, und ihr Tun und Treiben ist wunderlich. Allmonatlich einmal kommen sie zusammen, um, in tiefste Trauerkleidung gehüllt, das Schicksal ihrer verheirateren Schwestern zu beklagen und mit Mineral wasser einen Trauersalamander zu reiben, wie das die Studenten in traurigen Fällen mit Bier zu tun pflegen. Das Vereinslokal ist mit unangenehmen Totenschädeln geschmückt, und während der Sitzungen wird nur Trauer musik gespielt, am häufigsten der Chopinsche Trauermarsch. Hin und wieder greift eine trauernde Junggesellin zu einem Buch oder zu einer Zeitung, um ihren mittrauern den Klubgenossinnen Scheidungsgeschichten, in denen Frauen sich über die Brutalität der Männer beklagen, vorzulesen, was aber die Vereinsdamen durchaus nicht immer abschreckt, ganz plötzlich aus dem Klub aus- und in eine Ehe einzutreten. Worauf dann die zurückgeblie benen Junggesellinnen voll Entrüstung den Chopinscheu Trauermarsch allein exekutieren. Wenn dann aber eine der abtrünnig gewordenen Junggesellinnen nach vollzogener Scheidung reuig in den Klub zurückkehrt und ihre eigene Ehe- und Scheidungsgeschichte zum besten gibt, herrscht Freude unter den Unentwegten, und das ist für lange Zett der einzige sonnige Augenblick in ihrem ach! so traurigen Dasein. Blinddarmoperation mit Salatmcsscr und Schnaps. Der Arzt Dr. David Robins aus Los Angeles hatte auf dem Dampfer „Noorderdyk" eine Reise nach Deutschland angetreten. Drei Tage nach Beginn der Fahrt fing die „Noorderdyk" S.-O.-S.-Rufe des kleinen Dampfers „Cor- vus" auf. An Bord des „Corvus" rang ein an Blind darmentzündung erkrankter Matrose mit dem Tode, und der Kapitän des Schiffes bat dringend um Hilfe für den Schwerkrankeu. Die „Noorderdyk" übernahm den Ma trosen, und Dr. Robins wurde ersucht, ihn zu operieren. Obwohl er keinerlei Instrumente bei sich hatte, erklärte Robins sich nach einigem Zögern bereit, die Operation vorzunehmen. Selten wob! dürfte eine Operation mit so primitiven Hilfsmitteln ausgeführt worden sein wie diese Blinddarmoperation an Bord der „Noorderdyk". Der Schiffskoch hatte dazu ein Salatrncsser und der Schiffs zimmermann eine Zange zur Verfügung gestellt. Vernäht wurde die Wunde mit Nadel und ^aden, die die Gattin des Arztes hergegeben hatte, und zur Desinfektion diente Schnaps. Merkwürdigerweise überstand der Patient diese etwas derbe Operation. Er befindet sich auf dem Wege der Besserung. HeiLere LLmschau. Ganz in der Ordnung. Als ein von der deutschen Wissen schaft hochgeschätzter Philosoph zu seinen Lebzeiten einmal von einem Freunde bedauert wurde, daß er einem Reichen, der geistig tief unter ihm stehe, als Buchhalter dienen müsse, sagte der Philosoph: „So ist es ganz in der Ordnung! Sollte er der Schreiber und ich der Herr sein, ich könnte ihn nicht ge brauchen!" Die furchtbarste Stunde. Erregte Aussprache in Künstlcr- kreisen. Eine aufgeregte Sängerin erklärt mit tränenerstickter Stimme, daß sie sich jetzt schon vor dem Augenblick fürchte, in dem sie entdecken müsse, daß ihre Stimme Nachlasse. „Glau ben Sie mir," beteuert sie, „es ist die furchtbarste Stunde einer Künstlerin, wenn sie diese Wahrheit erkennt." — „Viel schreck licher sind die Stunden," antwortet ein Anwesender, „in denen sie sie nicht erkannt hat."