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WiNmsserÄgebla« Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, DD» »Wilsdruffer Tageblatt" erscheint an allen Werktagen nachmittags K UHr. Bezugspreis: Bei Abholung in der Geschäftsstelle und den Ausgabestellen 2 RM. im Monat, bei Zustellung durch die Boten 2M) RM., bei Poftbestellung LAW. zuzüglich Abtrag- . gebühr. Einzelnummern ILNpfg.MlePostanstalten Wochenblatt für Wrlsdruff u. Umaeaend Postboten und unsereAus- trlGerund Geschäftsstellen ————.— - nehmen zu jeder Zeit Be- steldmgen entgegen. Im Falle höherer Gewalt, Krieg oder sonstiger Betriebsstörungen besteht kein Anspruch auf Lieferung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. — AScksendung etngesänLter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Porto beiliegt. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. An,et,«npr«i,: di« 8^espalt«ne Raum,eil« 20 Rxfg., dir tgrsxalt«»« Zrile der amtlichen Bekanntmachungen «l Ret^» Pfennig, die s gespaltene Reklamezeile im textlichen Teile 1 Reichsmark. 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Gedenktage zu begehen ist für das deutsche Volk eine sehr selten erfreuliche, meist aber sehr traurige Sache. Und das Jahr 1930 ist ein solches des zehnjährigen Gedenkens gleich an drei Volksabstimmungen, bei denen sich im Norden, im Osten und schließlich auch im Westen wichtige Teile des deutschen Volkes darüber ent scheiden sollten, ob sie noch beim Reich bleiben wollten oder nicht. In Schleswig, in Ost- bzw. in Westpreutzen und in Eupen-Malmedy. Und nur die ostpreußische Ab stimmung führte dazu, daß Recht — soweit man dieses Wort überhaupt für die Diktatbestimmungen von Ver sailles anwenden darf — auch wirklich einmal Recht blieb. Zur Groteske oder vielmehr, vom deutschen Standpunkt aus gesehen, zur Tragödie ist das, was in Eupen- Malmedy als Volksabstimmung veranstaltet wurde, geworden; und trotzdem ist das Ergebnis dieser grotesken „Volksbefragung" am 20. September 1920, also vor zehn Jahren, durch den Völkerbundrat als ernsthaft angesehen und die Losreißung Eupen-Malmedys vom Deutschen Reich als „Recht" beschlossen worden, über die deutschen Proteste in Genf schritt man hinweg. Es ist ganz gut, an jene „Volksabstimmung" heute einmal zu erinnern, da in Genf dieFragederMin- derheiten durch den deutschen Außenminister Doktor Curtius aus der Versenkung, in der sie verschwinden sollte, unmißverständlich herausgeholt worden ist. Vor zehn Jahren sollten die Bewohner von Eupen-Malmedy, soweit sie ihrem Wunsch, bei Deutschland zu verbleiben, Ausdruck geben wollten, sich mit ihrem Namen in die aus gelegten Listen eintragen. Belgisches Militär hielt das Land besetzt: Ausweisung, Vernichtung der wirtschaft lichen Existenz, Schikanen aller Art drohten nicht nur jedem, der den Mut hatte, für Deutschland zu stimmen, sondern wurden auch sofort auf ihn angewandt. Da war es wirk lich keine Feigheit, daß nur 271 Stimmberechtigte ihre Namen für Deutschland eintragen ließen. Und 35 000 Männer und Frauen zu Haufe blieben aus Scheu vor dieser „Volksabstimmung" im „Schutz" der belgischen Bajonette. Obwohl noch nach dieser Abstimmung über 47 000 Bewohner von Eupen-Malmedy bei der Volks zählung das Deutsche als ihre Muttersprache erklärten, während nur etwa 10 000 sich zur französischen Sprache be kannten. Da ist es denn z. B. auch weiter nicht auffallend, sondern die deutsche Zugehörigkeit Eupen- Malmedys deutlich genug illustrierend, daß auch heute noch in diesem Gebiet überhaupt nur deutsche Zeitungen erscheinen. Trotzdem ist man in Genf, und zwar ebenso beim Völkerbundrat wie in der Völker bundversammlung selbst, am 20. September 1920 einfach zur Tagesordnung übergegangen, hinweg über die deutschen Proteste, in denen diese „Volksabstimmung" ge bührend gekennzeichnet war und von denen Belgien nichts obstreichen konnte. Aber — esginggegenDeutsch- land und darum versuchte man in Genf schwerstes Unrecht zu „Recht" zu machen. Genau so, wie es mit dem utauischen überfall auf den Freistaat Memelland, mit der Polnischen Eroberung Wilnas geschehen ist. Wenn sich später die Archive öffnen, dann wird man Wohl auch Genaueres über den deutschen Versuch erfahren, durch Verhandlungen mit Belgien in den Be sitz des auf diese Weise entrissenen Landes zurückzuge- langen. Dann läßt sich feststellen, wie weit diese Verhand lungen schon gediehen waren und — woran sie schließlich gescheitert sind. Unwidersprochen blieb damals die in aller Welt verbreitete und von aller Welt auch geglaubte Be hauptung, daß die französische Regierung der Störenfried war, an deren Einspruch die nicht aussichtslosen Be sprechungen gescheitert sind. Den Namen des damaligen französischen Ministerpräsidenten, nämlich Poincarös, zu erwähnen, genügt wohl schon, um jenes Gerücht als nicht unwahrscheinlich zu bezeichnen. Das eilfertige belgische Dementi über die Tatsache der Verhandlungen hat eben nur den bekannten „Wert" solcher amtlichen Ableugnungsversuche. Aber leider ist eben alles w gebüeben, wie man es vor zehn Jahren in Genf gegen alles Recht dekretierte. Da ist denn auch im vergangenen Jahre, als nach der Haager Aoung-Plan-Konferenz Verhandlungen zwischen Deutschland und Belgien ubxr ein „Markabkommen" an- gekündlgt wurden, sofort und ausdrücklich erklärt worden, daß irgendwelche „territorialen" Fragen hierbei nicht be rührt werden sollten und auch nicht von Deutschland selbst angeschnitten werden würden. So gingen denn auch diese Unterhandlungen vorüber, ist das in den Young-Plan hin eingearbeitete deutsch-belgische Markabkom men abgeschlossen worden, ohne daß ein Wort über Eupen-Malmedy gesprochen wurde. Inzwischen war das Gebiet ja auch der Provinz Lüttich einverleibt, es auch kirchlich von Deutschland getrennt worden. Auch hier ver folgte man eifrigst das Ziel, die Bewohner Eupen-Mal- medys auch innerlich für Belgien zu gewinnen. Aber das war an sich nicht nur schwierig, weil nach wie vor die persönlichen und namentlich die wirtschaftlichen Beziehun gen in breitem Strom über die neue Grenze nach Deutfch- layd hinein erhalten blieben, sondern weil die Kämpfe zwischen den Wallonen und Flamen in Belgien der Ent- dentschungspolitik in Eupen-Malmedy einen großen Teil der Stoßkraft entzogen. Die Roggenpreise. Stützung des Getreidemarktes § Beweglichere Gestaltung. Das Neichsernährungsministerium teilt mit, daß die Deutsche Getrcidchandelsgcsellschast, die für das Reich die Getreidepreisstützung durchführt, ihre Methoden ändern wird. Die bisherigen Stützungskäufe sollen ausgegeben werden. Das Neichsernährungsministerium macht um fangreiche Spekulationen des Handels gegen die Stützungsstellcn für das Roggenangeüot der letzten Wochen verantwortlich. Die angebotcnen 700 000 Tonnen seien ein Vielfaches von dem, was sonst in guten Erntcjahren von Juli bis Mitte September zum Versand gebracht worden sei. Die bei der Stützungsstelle noch vorhandenen Reserven würden zwar die Aufnahme eines noch größeren als des bisher aufgenommenen Quantums erlauben. Da aber die Getreidepolitik des Reiches sich ihr Handeln nicht von Machenschaften des Handels vorschreiben lassen könne, so habe sie sich entschlossen, „durch eine beweglichere Ge staltung der Stützung die angebotenen Mengen aus das normale Matz zurückzuführen". Es wurde durch die Ankäufe seitens des Staates ein Preis von 187 Mark für Roggen in Berlin erzielt, der sich nun aber anscheinend nicht mehr ballen läßt, nachdem schon in den Wochen vorher grße Käufe in der Provinz zu niedrigeren Preisen gemacht wurden. Der Landwirt schaft soll angeblich kein Schaden aus den veränderten Stützungsmaßnahmen erwachsen. Verminderte Kreise. Der Reichskommissar für die Roggenstützung, Baade, machte vor einer beschränkten Öffentlichkeit Ausführungen über die derzeitige Lage der Stützungsaktion. Es besteht keine Möglichkeit, durch Zölle dem Roggen eine Stützung zu geben, da die Roggeneinfuhr völlig eingestellt ist. Auch durch Förderung der Ausfuhr den Roggen zu stützen ist unmöglich, weil Rußland zu noch nie dagewesenen Preisen (zurzeit zu 80 Mark die Tonne) ausführr. Um Mißver ständnisse aus dem Wege zu räumen, stellte Baade fest, daß die derzeitige Lage nichts damit zu tun habe, ob die Ver ständigung mit Polen geglückt sei oder nicht. Diese Ver ständigung sei der wichtigste Teil der deutschen Roggen stützungspolitik. Seine Auswirkung aber sei zurzeit natürlich wegen der russischen Exporte unmöglich. Um bei den jetzigen Weltpreisen durch Export eine Erleichte rung zu schaffen, seien mindestens 100 Millionen Mark nötig. Würde die Stützungsaktion zusammcnbrcchen, so würde der Roggenpreis sich dem Weltmarktpreis nähern und wenigstens vorübergehend aus 100 Mark die Tonne zurückgehen. Diese Situation mache die Entschlüsse außer ordentlich ernst. In den letzten vierzehn Tagen seien der Stützungsstelle über 400 000 Tonnen aufgebalst worden. Die Stützungspolitik stehe daher vor der Frage, ob sie beibehalten werden solle oder nicht. Die bisher auf genommenen Mengen würden ausreichen für ein normales Verkaufsbedürfnis der Landwirtschaft innerhalb von sechs Monaten. Es liege daher die Vermutung nahe, daß große Mengen angeboten seien, die nicht zur Verfügung ständen. Das würde sich sehr bald herausstellen, wenn die Stützungsstelle ihre bisherige Taktik ändere. Es werde sich dann für gewisse Mengen Deckungsbedürfnis ergeben. Die Stützungsstelle werde daher sofort ihre Taktik ändern und nur noch die Mengen aufnehmen, für die normaler weise zu dieser Zeit ein Verkaufsbedürfnis bei der Land wirtschaft bestehe. Die örtliche Notierung werde ab heute einen Abschlag erfahren. -k Voraussichtlichc Erhöhung der Vermahlungsguote für Weizen. Wie von maßgebender Seite verlautet, findet im Reichsministerium für Ernährung und Landwirtschaft noch in dieser Woche eine Besprechung mit den beteiligten Wirtschaftskreisen über die Festsetzung der Vermahlungs- gnote an i n l ä n d i s ch e m W e i z e n für den Oktober statt. Bei dem drängenden Angebot an inländischem Weizen wird man in der Annahme nicht fehlgehen, daß für den Monat Oktober mit einer nicht unwesentlichen Er höhung der Vermahlungsguote zu rechnen ist. Wenn also „Eupen-Malmedy" zurzeit kein „diplo- I malisches" Problem ist, zwischen Deutschland und Belgien „über dieses Thema nicht gesprochen werden darf", so kann doch keine Macht der Welt uns Deutsche hindern, gerade am 20. September wieder, am Gedenktage jenes Urteils spruches von Genf, laut und unzweideutig zu erklären, daß Deutschland damals schwer st es Unrecht zu gefügt wurde. Daß jener Spruch ebenso ein Hohn auf das viel und oft und laut proklamierte „Selbstbestim mungsrecht" der Völker war wie die ganze „Volks befragung" in Eupen-Malmedy. Und daß wir hoffen, jenes Unrecht gegen Eupen-Malmedy und gegen Deutsch land werde dereinst wieder durch die Verwirklichung des Rechtes ersetzt werden. Der Kampf um den MinderheitenWH Die Gegner der deutschen Minderheiten anträge. Der Antrag der deutschen Regierung, die Minder heitenfrage im Politischen Ausschuß der Völkerbunds versammlung zur Verhandlung zu stellen, stößt auf star ken Widerstand der Regierungen, die sich bisher jeoer Er weiterung des Pflichtenkreises des Völkerbundes in der Minderheitenfrage widersetzt haben. Die Regierungen von Polen, Griechenland, Rumäni n Südslavien uno der Tschechoslowakei haben, wie ver lautet, vereinbart, bei den am Freitag beginnenden Min- derheitenverhanolungen im politischen Ausschuß eine ge schlossene Front einzunehmen und den Antrag auf Ver besserung der Behandlung der Minderheitenfrage im Völ kerbund abzulchncn. Auf deutscher Seite wird die Auffassung vertreten, daß die Völkerbundsversammluug sich pflichtgemäß jedes Jahr mit dem Ausbau der Behandlung der Minderheiten angelegenheiten zu befassen hat. Die Anträge der deutschen Abordnung sehen u. a. den Ausbau der bisherigen Be- schwerdebehandlung. durch den Völkerbund vor, werfen je doch die von Dr. Stresemann in Madrid berührte grund faßlicheArage der Schaffung eines ständigen Minderheiten ausschusses beim Völkerbund nicht auf. Die Memelbeschwerden im MkeMMrat. Zwei Mitglieder des Memelländischen Landtages sind in Genf eingetroffen, um mit der deutschen Abordnung und den maßgebenden Stellen des Völkerbunoes wegen der vom Memelländischen Landtag eingereichten großen Beschwerden Fühlung zu nehmen. Man erwartet, daß die memelländischen Beschwerden noch im Laufe der gegen wärtigen Tagung der Völkerbundsversammlung vor dem Völkerbundsrat zur Sprache kommen werden. Die vvimsch-Mmschen KvnflMe. Die Stellungnahme des Völkerbundrates. Der Völkerbundrat beschloß, dem Anträge Deutschlands and Polens entsprechend, den Präsidenten der deutsch- oolnischen Schiedskommission in Oberschlesien, Lalonder, zu ersuchen, sein Weiterverblclbcn im Amte in Erwägung zu ziehen. Der Rat behandelte dann den litauischen Antrag, einen neutralen Ausschuß zur Überwachung des ad ministrativen Gebietes zwischen Polen und Litauen einzusetzen, um weitere Zwischenfälle zu verhüten. Dem Rat lag die polnische Stellungnahme vor, die den litauischen Vorschlag ablehnt, sich jedoch zu direkten Verhand lungen mit Litauen bereiterklärt. Der Rat beschloß einstimmig, beide Regierungen zu ersuchen, unverzüglich direkte Verhand lungen auszunehmen, um Ruhe und Ordnung an der polnisch- litauischen Grenze zu schaffen. Der Rat beschloß weiter, zu den Vorschlägen des Transitausschusses über die Wiederauf nahme normaler Verkehrsbeziehungen zwischen Polen und Litauen erst auf der Januartagung endgültig Stel lung zu nehmen. Sodann beschloß der Völkerbundrat, daß die neugewählten Mitglieder des Rates, Norwegen, Finnland und Guatemala an den Arbeiten des Abrüstungsausschusses des Völkerbundes teilnehmen sollen. Die drei ausscheidcnden Ratsmitglieder, Kanada, Finnland und Kuba bleiben auch weiterhin Mit glieder dieses Ausschusses. Schließlich wurde beschlossen, die ursprünglich sür den 1. Dezember d. I. einberusene internatio nale Konferenz zur Festsetzung der Herstellung von Rauschgift mitteln erst zum 27. Mai nächsten Jahres einzuberusen. WalMD Hilfe für angegriffene oder bedrohte Siaaien. Das seit einigen Jahren behändeste Abkommen über die finanzielle Beihilfe für angegriffene Staaten steht jetzt in dem Abrüstungsausschuß der Völkerbundsversamm lung vor den abschließenden Beratungen. Ueber die ent scheidenden Punkte ist nunmehr eine Einigung dahin gehend erzielt worden, daß die finanzielle Hilfe des Völ kerbundes den bedrohten Staaten nicht nur im Falle eines tatsächlichen Angriffes, sondern auch für den Fall der Kriegsdrohung gewährt werden kann. 12,2 Milliarden Franken für die französische „Sicherheit" Der französische Haushaltplan für 1931 bis 1932 geht für, den Heereshaushalt und die Sicherung der Grenzen ursgesamt 12,2 Milliarden Franken vor. Die Aufgaben für die nationale Sicherlich weisen gegenüber dem Vorjahr eine Erhöhung von 725 Millionen Franken auf. Dazu kommen noch die Kosten der Verstärkung der Grenzbefestigungen. .